Dr. med. Wolfgang Rohrer, Facharzt FMH Allg. Innere Medizin Dr. med. Elisabeth Rohrer, Ärztin Allgemeine Medizin (A) Manuelle Medizin (SAMM), Delegierte Psychotherapie (FMPP) Fachärztin Anästhesie/Intensivmedizin (A), TCM Akupunktur (ASA) Positionspapier, Facts and Figures zu Corona Basics ➢ Viren gab es schon immer, gibt es aktuell und wird es immer geben. ➢ Viren verändern sich von Zeit zu Zeit (Mutationen). ➢ Bei der saisonalen Grippe geschieht dies ungefähr alle 4-5 Jahre. Dies äussert sich dann darin, dass viel mehr Menschen als üblich an der Grippe erkranken, weil sie eben noch keine Immu- nität gegen das neue Virus aufgebaut haben. ➢ Immunität wird aufgebaut, indem man die Erkrankung durchmacht oder diese vor einem all- fälligen Infekt, induziert durch eine wirksame Impfung, aufbaut. Eltern, die bei ihren Kleinkin- dern mit häufigen Infekten konfrontiert sind, wissen dies. ➢ Wenn die Mehrheit eines Kollektivs eine Immunität gegen einen Keim aufbaut, nennt man dies Herdenimmunität. ➢ Die dabei entstehenden Antikörper helfen, die Viren bei einer erneuten Erkrankung mit dem- selben Virus in einem frühen Stadium zu bekämpfen (Zeitgewinn). ➢ Viren können lebenslang im Körper verweilen und später andere Krankheiten verursachen (Beispiel: Kindliche Varizellen Erkrankung – später: Gürtelrose) ➢ Entscheidend ist, dass das Immunsystem fit ist und die Viren kontrollierend in Schach halten kann (Milieufrage). Zahlen und Fakten zur Grippeepidemie (Schweiz, 2019/2020) 1 ➢ Der Höhepunkt der saisonalen Grippewelle wurde in der 6. Woche des Jahres 2020 mit 329 Grippeverdachtsfällen pro 100.000 Einwohner erreicht. Hochgerechnet auf 8,6 Mio. Einwohner entspricht dies in der Kalenderwoche 6 27‘606 Fällen. (Der epidemische Schwellenwert liegt bei 69 Grippeverdachtsfällen pro 100.000 Einwohner). ➢ Seit Jahresbeginn 2020 beträgt die Inzidenz der saisonalen Grippe 594 Patienten pro 100.000 Einwohner. Hochgerechnet auf die Bevölkerung der Schweiz entspricht dies 51‘084 Erkrankten (Stand 09.03.2020). ➢ Die altersspezifischen Inzidenzen (Auftretenshäufigkeit) sind wie folgt (Stand 09.03.2020): 0-4 Jahre 357 (31.8%) } 5-14 Jahre 287 (25.5%) } 15-29 Jahre 235 (20.9%) } Konsultationen/100‘000 Einwohner 30-64 Jahre 177 (15.8%) } > 65 Jahre 66 ( 5.9%) } 1BAG-Bulletin 11/2020, 09.03.2020. Zu finden unter: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag/publikati- onen/periodika/bag-bulletin.html Bahnhofstrasse 10, CH 7250 Klosters, Tel. Nr. +41 81 422 13 28, Fax Nr. +41 81 422 35 38 ➢ Diese Zahlen zeigen klar, dass mit 57.3% vor allem die 0–14Jährigen erkrankten. Drei Viertel al- ler Fälle (78.2%) wurden in der Alterskategorie von 0–29 Jahren festgestellt. In der Alterskate- gorie von 30 – 64 Jahren traten lediglich noch 15.8% der Fälle auf. Die >65jährigen machen nur noch knapp 6% aus. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die über 30Jährigen bereits über eine gute Immunitätslage (Herdenimmunität) verfügten, die Jüngeren diese jedoch noch nicht ausgebildet hatten und deswegen erkrankten. (Die Schweinegrippe trat im Jahr 2009, also vor 11 Jahren auf)! ➢ Das 2009 im Rahmen des Auftretens der „Schweinegrippe“ so gefürchtete und als todbringen- des Virus bezeichnete Influenza A(H1N1) Virus ist im Jahr 2020 Bestandteil des normalen Mix von Influenzaviren geworden und wurde in der Grippesaison 2019/2020 in 41% der Proben nachgewiesen. Es ist durch die Grippeimpfung 2019/20 zu 100% abgedeckt. ➢ Eine in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „Lancet“ im Jahr 2018 publizierte Studie zur Berechnung der durch die Grippe verursachten Todesfälle infolge Lungenproblemen seit 1999 ergibt folgende Zahlen: 2 Geschätzte mittlere Mortalitätsrate/100.000/Alterskategorie Region < 65 LJ 65-74 LJ >75 LJ alle Alter Schweiz 0,3 4,8 33,4 Deutschland 0,4 2,9 21,0 Spanien 0,3 6,8 54,7 Europa 0,5-2,5 5,0-17,2 23,4-70,7 3,1-8,0 Südostasien 1,2-6,6 14,2-47,5 44,6-130,5 3,5-9,2 Sub-Sahara Region 1,0-13,3 12,0-80,4 36,3-286,9 2,8-16,5 Hohes Einkommen 0,5-1,5 6,1-12,0 33,9-58,6 3,9-6,4 Unterstes Einkommen 0,8-13,9 8,9-67,0 27,5-209,4 2,5-16,7 ➢ Diese Arbeit zeigt, dass die höchste Mortalität (Sterblichkeit) in der Region Sub-Sahara und in Südostasien auftritt; beides Regionen mit tiefen Einkommen. Sie zeigt weiter, dass die Mortalität weltweit mit höherem Alter in allen Regionen und Einkommensschichten zunimmt. ➢ Basierend auf den erwähnten Zahlen (51‘084 Erkrankte) dürften 2020 in der Schweiz durch Fol- gen der saisonalen Grippe also zwischen 1584 – 4086 Patienten versterben (siehe obige Ta- belle: Europa, alle Alter Sterblichkeit 3.1 – 8.0, alle Alterskategorien). ➢ Die Sterblichkeit bei den über 75jährigen ist allerdings mit 23.4 – 70.7 Fälle/100‘000 sehr viel hö- her! ➢ Die sogenannte Exzess Mortalität (Überschuss Todesrate) bezeichnet die zusätzliche Todesfall- rate zur üblicherweise bestehenden Todesfallhäufigkeit. Diese beträgt je nach Aggressivität der klassischen Grippe zwischen 0 und ca. 35 %. 3 ➢ Bei Annahme einer Exzess-Mortalität von10% würden also im Jahr 2020 1742 – 4497 Todesfälle auftreten (alle Alterskategorien). 2 Juliano Danielle et al: Estimates of global Seasonal influenza-associated respiratory mortalitiy: a modelling study. Lancet 2018; 391:1285-300. Zu finden unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29248255 3 Robert Koch Institut: Epidemiologisches Bulletin. Nr. 3, 19.01.2015. Zu finden unter: https://www.rki.de/DE/Con- tent/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/03_15.pdf?__blob=publicationFile ➢ Die Grippewelle im Jahr 2015 führte in der Schweiz zu geschätzten zusätzlichen 2500 Todesfäl- len. 4 ➢ Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass infolge der Grippewelle 2017/18 in Deutschland (83 Mio. Einwohner) zusätzlich zu den üblichen Todesfällen rund 25.000 Menschen starben. (Dies ent- spricht den Zahlen des Jahres 2015 für die Schweiz: 2500 Todesfälle bei 8,6 Mio. Einwohner). 5 ➢ Jedes „neue“ Virus, das auf eine nicht oder nur teilweise immune Gesellschaft trifft, kann die Exzess-Mortalität auf bis zu ca. 35% erhöhen! ➢ In Bezug auf die Grippesaison 2020 wären unter Annahme einer besonders aggressiven Virus- variante in der Schweiz demzufolge sogar zwischen 2138 - 5516 grippebedingte Todesfälle zu erwarten. Zahlen und Fakten zur Schweinegrippe 2009 und Corona Epidemie 2020 ➢ Schweinegrippe 2009: Die Zahlen des epidemiologischen Bulletins des Robert Koch Instituts in Deutschland zeigen, dass während der Jahre mit vorwiegender Zirkulation des pandemi- schen Virus A(H1N1) = Schweinegrippe Virus keine (2009/2010 :0) bzw. wenige (2010/2011 :965) zusätzliche Todesfälle auftraten. Auch in einem anderen Berechnungsmodell war für die Pan- demieschwelle im Herbst 2009 die geschätzte Zahl von 348 zusätzlichen Todesfällen gering! Diese aktualisierte Auswertung der Statistik bestätigt, dass in den beiden Jahren, in denen das pandemische A(H1N1) Virus dominierte, keine vermehrte Sterblichkeit auftrat. 6 ➢ Das seinerzeit so gefürchtete Schweinegrippevirus ist heute offensichtlich Teil der normalen sai- sonalen Grippe und hat seinen Schrecken verloren! Es führte damals weder zu einer Pandemie (obwohl von der WHO als solche bezeichnet) noch zu vermehrten Todesfällen. Heute ist es in der Routineimpfung gegen die saisonale Grippe enthalten und wurde bei serologischen Nachweisen der saisonalen Grippe 2019/2020 in 41 % der Fälle gefunden. ➢ Wie bereits mit den Zahlen der Schweinegrippe 2009 gezeigt, ist die Mortalität auch bei der Corona Epidemie 2020 weltweit (nicht nur in der Schweiz) zum jetzigen Zeitpunkt sehr viel tiefer als bei der saisonalen Grippe. ➢ Corona Epidemie 2020: Basierend auf der erwähnten Mortalitätsrate von 3.1-8.0/100‘000 für die saisonale Grippe wären also bei bisher 3888 Erkrankten zwischen 121 - 311 Tote zu erwar- ten, bei einer maximal aggressiven Variante (mit einer Übersterblichkeit von 35%) wären es so- gar sogar 179 – 420 Todesfälle. Derzeit sind es 33! Dies entsprich aktuell einer Mortalität von 0.85% (Stand 19.3.2020). Zusammenfassung: Basierend auf den erwähnten Arbeiten können folgende berechnete Zahlen einander gegenüberge- stellt werden: Infektion Erkrankte Todesfallrate Todesfälle + Todesfälle + Todesfälle real 3.1-8.0 Übersterblich- Übersterblich- keit 10% keit 35% Saisonale Grippe 27‘606 1584 – 4086 1742 - 4495 2138 - 5516 k.A. CH 2020 (Prognose) Corona Virus CH 3‘888 120 – 311 146 – 342 179 – 420 33 (Stand 19.03.2020) 4 https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/statistik-zeigt-das-sind-die-haeufigsten-todesfaelle-in-der-schweiz- 131904248 5 https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_87247370/coronavirus-symptome-und-vergleich- zur-klassischen-grippe-.html 6 Robert Koch Institut: Epidemiologisches Bulletin. Nr. 3, 19.01.2015. Zu finden unter: https://www.rki.de/DE/Con- tent/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/03_15.pdf?__blob=publicationFile ➢ Diese Zahlen zeigen, dass die aktuelle Sterblichkeit bei Coronavirusinfekten mindestens um den Faktor 3.6 – 12 unterhalb jener liegt, die im Lancet Artikel für die saisonale Grippe angege- ben ist. 7 ➢ Angesichts dieser Berechnungen erscheint zu mindestens zum jetzigen Zeitpunkt die aktuelle Vorgehensweise auch aus medizinischer Sicht kaum begründbar. Sie wird hingegen massiven wirtschaftlichen Schaden setzen und es ist die Frage zu stellen, wem diese Vorgehensweise nützt! Es darf sich hierzu jeder seine eigenen Gedanken machen. ➢ Ein Kollektiv übersteht eine sich in Ausbreitung befindliche neuartige Viruserkrankung, indem es sich dagegen immunisiert. Meistens geschieht dies auf natürliche Art und Weise, indem die Krankheit durchlebt wird, Impfungen kommen nämlich in solchen Fällen in der Regel zu spät. Wenn eine Impfung im „Notrecht“ bei den Zulassungsbehörden durchgewunken wird, besteht die Gefahr, dass sie unter Zeitdruck an einer zu kleinen Anzahl Probanden getestet wurde, da- mit den Sicherheitsanforderungen nicht genügt und Impfnebenwirkungen auftreten. ➢ Dass beim Durchleben der Krankheit vor allem ältere/und oder geschwächte Patienten ge- fährdet sind, daran zu sterben, ist eine Tatsache. Sie wird beim Betrachten der bisherigen Sta- tistiken klar, die aktuelle Situation mit „Corona“ zeigt es ebenso auf. Dies ist allgemein bekannt. Sie wird aber kaum klar kommuniziert. Man spricht dann lieber vom „solidarischen Kampf aller gegen Corona“. ➢ Neu und einzigartig in der bisherigen Geschichte ist die Tatsache, dass die Rate der Neunin- fektionen durch massive Eingriffe in das soziale und wirtschaftliche Leben vermindert und die sogenannte Ansteckungskurve dadurch geglättet werden soll. Dies wird zwar möglicherweise gelingen, zieht jedoch das ganze viel mehr in die Länge. Die Gesundheitsbehörden aller EU- Länder als auch der Schweiz haben diese Taktik gewählt und auferlegen der Gesellschaft durch Beschränkungen wirtschaftlicher und sozialer Art riesige Opfer. ➢ Einen anderen Weg als die EU (und die Schweiz) wählte einmal mehr Grossbritannien, und ent- schied, auf massive soziale und wirtschaftliche Einschränkungen zu verzichten. Zwischenzeitlich scheint England aber unter dem Druck der Nachbarländer wieder umzuschwenken. Die Darle- gungen zu den bisherigen Verläufen von sogenannten Pandemien hätten den Engländern wohl recht gegegeben. 8 ➢ Holland wählte denselben Weg und hat entscheiden, die jüngeren (und damit weniger ge- fährdeten) Menschen die Erkrankung durchmachen zu lassen, um zu der bereits erwähnten Herdenimmunität zu gelangen. 9 ➢ Die Schweiz hätte wahrscheinlich gut daran getan, sich in derzeit so aktuellen, gesundheitspo- litischen Fragen die Niederlande als Vorbild zu nehmen! Dr. med. Wolfgang Rohrer Dr. med. Elisabeth Rohrer Notarzt und Leitender Notarzt aD Notärztin und Leitende Notärztin aD Klosters, 16.03.2020 Rev 3: 19.03.2020 7 Juliano Danielle et al: Estimates of global Seasonal influenza-associated respiratory mortalitiy: a modelling study. Lancet 2018; 391:1285-300. Zu finden unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29248255 8 https://www.nzz.ch/international/coronavirus-krise-grossbritannien-schwimmt-gegen-den-strom-ld.1546557 9 https://www.blick.ch/news/ausland/rede-von-ministerpraesident-niederlande-setzen-auf-umstrittene-her- denimmunitaet-id15800473.html
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