Aufstieg durch Bildung? Matthias Rohs, Hans-Joachim Schmidt, Hans-Ulrich Dallmann (Hg.) Regionale Bedarfe als Grundlage wissenschaftlicher Weiterbildung Hochschulweiterbildung in Theorie und Praxis 5 Aufstieg durch Bildung? Regionale Bedarfe als Grundlage wissenschaftlicher Weiterbildung Matthias Rohs, Hans-Joachim Schmidt, Hans-Ulrich Dallmann (Hg.) Reihe „Hochschulweiterbildung in Theorie und Praxis“ Reihenherausgebende: Prof.in Dr.in Carola Iller ist Professorin für Weiterbildung an der Stiftung Universität Hildes- heim. Von 2014 bis 2018 war sie Vorsitzende der Sektion Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Bildungswissenschaftliche Alternsforschung, betriebliche Weiterbildung, Familienbildung, Hochschulweiterbildung. Prof. Dr. Wolfgang Jütte ist seit 2009 Professor für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Weiterbildung an der Universität Bielefeld und geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift „Hochschule und Weiterbildung“ (ZHWB). Dr. Johannes Klenk leitet den Bereich Forschungsmanagement, Wissenstransfer und wissenschaftliche Weiterbildung der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Hohenheim, Stuttgart. Dr.in Maria Kondratjuk leitet und koordiniert ein Promotionskolleg an der Matin-Luther-Uni- versität Halle-Wittenberg. Sie ist zudem die Geschäftsführung des Zentrums für Sozialweltfor- schung und Methodenentwicklung in Magdeburg. Prof. Dr. Bernhard Schmidt-Hertha ist Professor für Erziehungswissenschaft mit Schwer- punkt berufliche und betriebliche Weiterbildung an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er war und ist beratend für verschiedene Einrichtungen der wissenschaftlichen Weiterbildung tätig und forscht u.a. zur Bedeutung von Weiterbildung in der zweiten Lebenshälfte. Matthias Rohs, Hans-Joachim Schmidt, Hans-Ulrich Dallmann (Hg.) Aufstieg durch Bildung? Regionale Bedarfe als Grundlage wissenschaftlicher Weiterbildung 2020 wbv Publikation ein Geschäftsbereich der wbv Media GmbH & Co. KG, Bielefeld Gesamtherstellung: wbv Media, Bielefeld wbv.de Umschlagmotiv: iStock/phochi Bestellnummer: 6004767 ISBN (Print): 978-3-7639-6108-5 DOI: 10.3278/6004767w Printed in Germany Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Hochschulweiterbildung in Theorie und Praxis Die Themen der Reihe reichen von der Konzeption erwachsenengerechter Hochschuldidaktik über empirische Forschungsergebnisse bis zu historischen, internationalen und theoretischen Analysen lebenslanger Lernpro- zesse an Hochschulen. Best Practice, Wissenschaftstransfer, Nachwuchsförderung und internationaler Austausch sind Ziele der Pu- blikationsreihe. Diese Publikation ist frei verfügbar zum Download unter wbv-open-access.de Diese Publikation ist mit Ausnahme des Coverfotos unter folgender Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ Für alle in diesem Werk verwendeten Warennamen sowie Firmen- und Markenbezeichnungen können Schutzrechte bestehen, auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind. Deren Verwendung in diesem Werk berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese frei verfüg- bar seien. Die freie Verfügbarkeit der E-Book-Ausgabe dieser Publikation wurde ermöglicht durch ein Netzwerk wissenschaftlicher Bibliotheken und Institutionen zur Förde- rung von Open Access in den Sozial- und Geisteswissenschaften im Rahmen der wbv OpenLibrary 2020 Die Publikation beachtet unsere Qualitätsstandards für Open-Access-Publikationen, die an folgender Stelle nachzulesen sind: https://www.wbv.de/fileadmin/webshop/pdf/Qualitaetsstandards_wbvOpenAccess.pdf Großer Dank gebührt den Förderern der OpenLibrary 2020 in den Fachbereichen Erwachsenenbildung und Berufs- und Wirtschaftspädagogik: Freie Universität Berlin | Humboldt-Universität zu Berlin | Universitätsbibliothek Bielefeld | Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Bonn | Deutsches Institut für Er- wachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e. V. Bonn | Staats- und Universitätsbibliothek Bremen | Universität Duisburg-Essen | Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf | Goethe-Universität Frankfurt am Main | Leibniz-Insti- tut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) Frankfurt am Main/ Berlin | Pädagogische Hochschule Freiburg | Georg-August-Universität Göttingen | Karl-Franzens-Universität Graz | Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg | Uni- versitätsbibliothek Hagen (FernUni Hagen) | Karlsruher Institut für Technologie (KIT) | Universitätsbibliothek Kassel | Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB) | Universitätsbibliothek Magdeburg | Max Planck Digital Library München | Universitäts- und Landesbibliothek Münster | Landesbibliothek Oldenburg | Univer- sitätsbibliothek Osnabrück | Universitätsbibliothek St. Gallen | Universität Vechta | Pädagogische Hochschule Zürich | Zentralbibliothek Zürich für Christian Inhalt Reihenvorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Kapitel 1: Ansätze zur Öffnung der Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Jessica Neureuther Individualisierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Fabian Ilmer, Thorsten Requadt, Mara Zeilfelder Das Pilotmodell Lehre plusHS als Beispiel zur Verzahnung akademischer und beruflicher Bildung: Ausgangslage, Idee, Umsetzung und Ergebnisse . . . . . 31 Clara Römer, Andreas W. Gold, Dorit Dürrschmidt, Hans-Ulrich Dallmann Wissenschaftliche Weiterbildung als Unterstützung der Akademisierung in der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Alina Elsner, Jessica Neureuther Individualisierung als Chance für beeinträchtigte Studierende in der wissen- schaftlichen Weiterbildung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Philipp König, Alina Elsner Digitale Medien in Lehr-Lernkontexten – ein Mittel zur Inklusion in der wissenschaftlichen Weiterbildung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Kapitel 2: Regionale Bedarfserhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Bastian Steinmüller, Ina Schiedermair Regionale Bildungsdaten: Chancen und Grenzen in Bildungssteuerung und Forschungspraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Arash Tolou, Lena Bentz Der Regionalmonitor Hochschulbildung. Eine Neuentwicklung mithilfe des Requirements Engineering . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Alexander Welsch Grundlagen einer automatisierten Stellenanzeigenanalyse. Herausforde- rungen und Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Dorit Dürrschmidt, Andreas W. Gold, Clara Römer, Hans-Ulrich Dallmann Hochschulische Bildungsangebote für die gemeindenahe Gesundheitsversor- gung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Bastian Steinmüller Bildungsregionen: von den Grundlagen der Regionenbildung zum proto- typischen Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Kapitel 3: Die Methodik bedarfsorientierter Angebotsentwicklung . . . . . . . . . . . . 177 Matthias Rohs Content = „Daten, Bedarf, Angebot, Weiterbildung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Doris Arnold, Andreas W. Gold Der Beitrag wissenschaftlicher Bildungsangebote als Antwort auf Versor- gungsbedarfe in der ambulanten Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Anita Schwikal Evaluation des Ansatzes der bedarfsorientierten Angebotsentwicklung . . . . . . . . 209 Mara Zeilfelder, Julia Dendl Die Erprobung wissenschaftlicher (Weiter-)Bildungsangebote an der Hoch- schule Kaiserslautern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 Kapitel 4: Studienangebote aus dem Projekt: innovative Formate . . . . . . . . . . . . . 239 Julia Dendl, Mara Zeilfelder, Jens Urschel Digitale Lehr-/Lernmöglichkeiten im berufsbegleitenden Bachelorstudien- gang Orthopädieschuhtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Andreas W. Gold, Dorit Dürrschmidt, Clara Römer, Hans-Ulrich Dallmann Blended-Learning-Ansätze in der hochschulischen Weiterbildung von berufs- erfahrenen Pflegefachpersonen – Erfahrungen aus dem E B -Teilvorhaben Pflege und Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Fabian Ilmer, Robert de Payrebrune, Julia Dendl, Mara Zeilfelder Die Bedeutung von Modularisierung und Individualisierung am Beispiel eines möglichen Studienangebots im Bereich der Unternehmensnachfolge: Ausgangslage, Bedarfserschließung und Handlungsempfehlungen . . . . . . . . . . . 271 8 Inhalt Kapitel 5: Wissenschaftliche Weiterbildung und Hochschulentwicklung . . . . . . . 285 Gesa Heinbach, Matthias Rohs Governance wissenschaftlicher Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 Robert de Payrebrune, Julia Dendl Informationsmanagement zur Verstetigung einer strukturierten Angebots- entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Noëmi Donner, Thorsten Requadt, Hans-Joachim Schmidt, Anja Weber Verankerung und Umsetzung akademischer Weiterbildung. Überlegungen zu regionalen Ausgangsbedingungen und hochschulischen Entwicklungen . . . 311 Matthias Rohs Auf dem Weg zur Lifelong Learning University . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 Hans-Ulrich Dallmann Aufstieg durch Bildung? – Rückblick auf ein Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 Inhalt 9 Reihenvorwort In Deutschland ist Hochschulbildung kein Geschäftsmodell. Auch wenn in der poli- tischen Diskussion immer wieder die Idee einer stärkeren Kostenbeteiligung der Nutzer hochschulischer Bildungsangebote thematisiert wird, scheint dies für die meisten Parteien und Personen festzustehen. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass in einigen Bundesländern Gesetze zur Erhebung allgemeiner Studienge- bühren erst eingeführt und dann nach relativ kurzer Dauer wieder abgeschafft wur- den. Bei einer Semestergebühr von rund 1000 € und zahlreichen Befreiungsregelun- gen waren diese Gebühren allerdings auch weit weg davon, die tatsächlichen Kosten eines Studienplatzes zu decken – manche kritische Stimme behauptete gar, dass die Gebühr in dieser Ausgestaltung kaum die zur Erhebung nötigen Aufwände decke. Abgesehen von einigen (insbesondere gemessen an der Zahl der Studierenden) we- nigen privaten Hochschulen gilt seit der Wiederabschaffung der allgemeinen Stu- diengebühren, dass Hochschulbildung nahezu ausschließlich steuerfinanziert ist. Nichtzutreffen ist diese Feststellung für den wachsenden Bereich der Hoch- schulweiterbildung. Allen wohlfeilen Reden zur enormen Bedeutung dieses Seg- ments des Bildungssystems zum Trotz ist in allen Bundesländern vorgesehen, dass für Weiterbildung an Hochschulen (kostendeckende) Gebühren zu erheben sind. Dies hat schwerwiegende Folgen für Organisation, Struktur und Inhalte der Hoch- schulweiterbildung. So liegt beispielsweise auf der Hand, dass angesichts des Kos- tendeckungsgebots seitens der Hochschulen gut nachgefragten Angeboten für eine zahlungskräftige Klientel in aller Regel der Vorzug vor weniger nachgefragten und weniger lukrativen Angeboten gegeben wird. Ebenso ist leicht nachvollziehbar, dass sich die Haushaltsbeauftragten an den Hochschulen oft schwer damit tun, verste- tigte Strukturen für die Hochschulweiterbildung zu schaffen, wenn nicht klar ist, ob die damit verbundenen Kosten dauerhaft eingespielt werden können. Dies gilt umso mehr, wenn es sich um besonders innovative Ansätze handelt, die naturgemäß mit einem gewissen Risiko verbunden sind. Daher finden sich im Feld zahlreiche Bei- spiele, die einzig im Rahmen einer Projektfinanzierung etabliert werden konnten. Neben einigen spezifischen Förderlinien der Bundesländer ist das Gros der Pro- jekte Teil des Bund-Länder-Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschu- len“, der zwischen 2011 und 2020 in zwei Runden insgesamt eine viertel Milliarde Euro für die Entwicklung und Einführung von innovativen Konzepten in der wissen- schaftlichen Weiterbildung zur Verfügung stellte. Auch der vorliegende Sammel- band ist Ergebnis und Dokumentation eines Verbundprojekts von drei rheinland- pfälzischen Hochschulen in diesem Wettbewerb. Als wir als Herausgeberkreis gemeinsam mit wbv Media die Buchreihe „Hoch- schulweiterbildung in Theorie und Praxis“ konzipiert haben, war es uns ein wichti- ges Anliegen, solche Projektergebnisse ebenfalls in der Reihe zu publizieren. Nach unserer Einschätzung ist es doch von großem Wert, dass öffentlich gemacht wird, was mit einer auskömmlichen Finanzierung im Feld der Hochschulweiterbildung alles erreicht werden kann – auch wenn diese Finanzierung nur zeitlich befristet zur Verfügung steht. Persönlich habe ich Hoffnung, dass veröffentlichte Projekterfah- rungen auch dazu beitragen, sukzessive etwas mehr Offenheit und Bereitschaft zur positiven Nutzung von Entscheidungsspielräumen in den Hochschulleitungen zu schaffen und so wenigstens gut kalkulierten und marktfähigen Angeboten den Weg in die Realität zu ebnen. Johannes Klenk, Stuttgart/Esslingen a. N. 12 Reihenvorwort Vorwort In diesem Abschlussband sind wesentliche Ergebnisse des Projekts „E B – Bildung als Exponent individueller und regionaler Entwicklung: Evidenzbasierte Bedarfserschlie- ßung und vernetzte Kompetenzentwicklung“ zusammengefasst. Es handelt sich dabei um ein Verbundprojekt der Hochschule Kaiserslautern, der Technischen Uni- versität Kaiserslautern und der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigs- hafen aus dem Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung – offene Hoch- schule“, welches durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Ziel des Wettbewerbs war entsprechend der Förderbekanntmachung „die dauer- hafte Sicherung des Fachkräfteangebots, die Verbesserung der Durchlässigkeit zwi- schen beruflicher und akademischer Bildung, die schnellere Integration von neuem Wissen in die Praxis und die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschaftssystems durch nachhaltige Profilbildung im lebenslangen wissen- schaftlichen Lernen und beim berufsbegleitenden Studium“. Der Wettbewerb wurde 2011 mit einer ersten Wettbewerbsrunde gestartet und durch eine zweite Wettbewerbsrunde 2014 fortgesetzt. Das Verbundprojekt E B war eines von 77 geförderten Projekten (53 Einzel- und 24 Verbundprojekte) an 101 ver- schiedenen Hochschulen (davon 39 Universitäten) und vier außeruniversitären For- schungseinrichtungen bzw. weiteren Institutionen 1 , welches über beide Wettbewerbs- phasen gefördert wurde. Gegenstand der Förderung war die Entwicklung berufsbegleitender Studienan- gebote (Master, Bachelor und Zertifikate), insbesondere mit der Ausrichtung auf wei- terbildende Angebote zur Förderung des lebenslangen wissenschaftlichen Lernens. Dabei sollten im Sinne der Öffnung der Hochschulen insbesondere Zielgruppen wie Berufstätige, Personen mit Familienpflichten, Berufsrückkehrer:innen, Studienab- brecher:innen und arbeitslose Akademiker:innen sowie beruflich Qualifizierte auch ohne formale Hochschulzugangsberechtigung adressiert werden. Hierbei handelt es sich um Zielgruppen, die bisher an der Hochschule unterrepräsentiert sind oder für welche die Wahrnehmung von Studienangeboten mit Hindernissen verbunden ist. Diese Hindernisse sollten durch zu entwickelnde Angebote minimiert werden. Im wissenschaftlichen Diskurs werden diese Zielgruppen auch als nicht-traditionelle Studierende bezeichnet. Gemeinsames Leitmotiv des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens E B war es, regionale Entwicklungschancen, die sich aus den gesellschaftlichen und wirt- schaftlichen Rahmenbedingungen ergeben, zu prognostizieren und mittels passge- nauer und bedarfsorientierter Bildungsangebote zu nutzen. Ziele der ersten Phase waren entsprechend, Strukturen für die regionale Bedarfserhebung aufzubauen so- 1 https://www.wettbewerb-offene-hochschulen-bmbf.de/wettbewerb wie weiterbildende Studienangebote zu konzipieren, die den erhobenen Bedarfen Rechnung tragen. In der zweiten Phase wurden diese Zielsetzungen weiter vorange- trieben, indem im Rahmen der Angebotsentwicklung vorhandene Studienangebote evaluiert und weitere umgesetzt wurden. Zudem sollten spezifische Beratungs- und Unterstützungsangebote für die Teilnehmenden gestaltet werden. Im Bereich der Systembegleitung und Strukturentwicklung wurden u. a. Beratungskonzepte für Un- ternehmen im Bereich der ambulanten Pflege sowie für bildungsinteressierte Pfle- gefachpersonen entwickelt. Darüber hinaus wurden die erhobenen Daten zur Be- darfserfassung in einem webbasierten Monitor und einer Stellenanzeigenanalyse integriert, um diese für die Nutzung durch Hochschulleitungen, Programmverant- wortliche und Angebotsentwickler:innen zugänglich zu machen. In diesem Sinne wurden die Hochschulen als Träger von Angeboten über die erhobenen Bedarfe mit den Unternehmen – aber auch Individuen – in Verbindung gebracht und die Zielset- zungen in der Verbindung von Bildungsforschung, individueller Beratung und Be- gleitung sowie die Entwicklung entsprechender Bildungsangebote adressiert (vgl. Abb. 1). Eine besondere Bedeutung hatte dabei die Orientierung an der Hochschulre- gion, welche auf der einen Seite für Kooperationen von besonderer Bedeutung ist und auf der anderen Seite eine genauere Erhebung von Bedarfslagen von Zielgrup- pen ermöglichte. Von großem Nutzen waren hierbei insgesamt die Erfahrungen in diesem Bereich an den verschiedenen Projektstandorten sowie die bereits bestehen- den Netzwerke zwischen Hochschulen und regionalen Arbeitgebern, auf die im Zuge der Projektarbeit zurückgegriffen werden konnte. Arbeitsfelder und Zielgruppen im Projekt E B (eigene Darstellung) Abbildung 1: 14 Vorwort Die in diesem Band vorgestellten Ergebnisse wurden fünf Bereichen zugeordnet, in denen die Verbundpartner der beteiligten Hochschulen Einblicke in ihre For- schungs- und Entwicklungsarbeit geben. Zu Beginn jedes Kapitels schafft eine Ein- leitung Überblick über den Inhalt des jeweiligen Abschnitts. Im ersten Kapitel wer- den Ansätze zur Öffnung der Hochschule vorgestellt. Hier wird aufgezeigt, wie durch die entwickelten Angebotsformate sowie konzeptionelle Ansätze der Individualisie- rung neue Zielgruppen für die wissenschaftliche Weiterbildung gewonnen werden können. Im zweiten Kapitel erfolgt die Erläuterung der Grundlagen einer Regionalen Bedarfserhebung , wie sie im Projekt entwickelt worden sind. Dazu werden Datenquel- len und spezifische Ansätze der Bedarfserhebung vorgestellt sowie theoretische Grundlagen der Bestimmung von Hochschulregionen erörtert. Die Bedarfserhebung ist dabei wesentliche Grundlage für die im dritten Kapitel diskutierte Methodik be- darfsorientierter Angebotsentwicklung . Dabei werden sowohl grundlegende Möglichkei- ten als auch Grenzen des Ansatzes beleuchtet und Ergebnisse der Evaluation vorge- stellt. Im vierten Kapitel werden schließlich beispielhaft Studienangebote aus dem Projekt präsentiert, welche im Rahmen der Projektlaufzeit entwickelt und teilweise bereits umgesetzt wurden. Sie zeigen die Breite der Inhalte und der methodischen Gestaltung, wie sie sich aus der Bedarfserhebung ergeben hat. Die Arbeit an den Studienangeboten wurde durch eine Reflexion der Auswirkungen des Zusammen- spiels von Wissenschaftlicher Weiterbildung und Hochschulentwicklung begleitet, deren Vorstellung im fünften Kapitel erfolgt. Darin lag auch ein besonderes Ziel des Wett- bewerbs: die Strukturen der wissenschaftlichen Weiterbildung an den Hochschulen zu stärken. Da die vorgestellten Ergebnisse nur einen Teil der Projektarbeit darstellen, wird im Anhang ein Überblick über die umfangreichen Publikationen gegeben. Damit soll die Möglichkeit geboten werden, bei Interesse die im Buch angesprochenen Themen weiter zu vertiefen. Das hier vorliegende Resümee des Projekts macht den enormen Umfang der geleisteten Arbeit deutlich, die durch die vielen Mitarbeitenden und Partner:innen des Projekts erbracht wurde. Diese Arbeit möchten wir hier ausdrücklich würdigen. Für die Koordination der Beiträge zum vorliegenden Sammelband aus den Verbund- hochschulen bedanken wir uns bei Matthias Schulz an der Hochschule für Wirt- schaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Jens Urschel und Christian Jörg an der Hoch- schule Kaiserslautern sowie insbesondere bei Gesa Heinbach, die die Koordination an der TUK und die Absprachen mit dem Verlag übernommen hat. Für viele stellte und stellt das Projekt dabei – wie an Hochschulen üblich – eine Phase dar, die sie selbst für ihre wissenschaftliche Weiterbildung und -entwicklung genutzt haben. Wir hoffen, dass diese Erfahrungen und Erinnerungen nicht nur bei den Beteiligten, sondern auch in den Strukturen der beteiligten Hochschulen Spuren hinterlassen. Matthias Rohs Hans-Joachim Schmidt Hans-Ulrich Dallmann Vorwort 15 Kapitel 1 Ansätze zur Öffnung der Hochschulen „Öffnung der Hochschulen“: Unter dieser Zielsetzung wurde die Förderlinie des BMBF eingerichtet, zu der das Projekt E B gehört. Alle in diesem Band präsentierten Forschungsergebnisse nehmen darauf Bezug. Dennoch fokussiert dieses erste Kapi- tel explizit den Anspruch, Hochschulen für neue Zielgruppen zu öffnen. Jessica Neureuther präsentiert in ihrem Beitrag einen Lösungsansatz, dieses Ziel zu erreichen: eine Individualisierung der Studienangebote. Sie betrachtet das Konzept nicht nur pragmatisch-technisch – etwa im Sinne einer Modularisierung von Studiengängen –, sondern ordnet den Gedanken der Individualisierung in ein ganzheitliches didaktisches Handlungsfeld ein. Die Entwicklung neuer Bildungsan- gebote wird auf mesodidaktischer Ebene anhand verschiedener Flexibilisierungs- möglichkeiten konkretisiert. Außerdem werden die Chancen und Grenzen der Indi- vidualisierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung thematisiert. Fabian Ilmer, Thorsten Requadt und Mara Zeilfelder berichten von einem Ko- operationsangebot zwischen der Hochschule Kaiserslautern und der Handwerks- kammer der Pfalz, dessen Ziel es ist, die Hochschule für junge Menschen zu öffnen, die begleitend zu ihrer Ausbildung ein Orientierungsstudium absolvieren möchten. Das Modellprojekt hat gezeigt, dass es sich lohnt, den regional- und branchenspezifi- schen Anforderungen vor Ort mit neuen Ideen zu begegnen. Die Öffnung der Hoch- schule ermöglicht dadurch einen weiteren Bildungsweg, der die Individualisierung, wie Jessica Neureuther sie theoriebasiert entwickelt, u. a. in Form von kooperativen Weiterbildungsangeboten fördert. Clara Römer, Andreas W. Gold, Dorit Dürrschmidt und Hans-Ulrich Dallmann werfen einen spezialisierten Blick auf das Feld der wissenschaftlichen Weiterbildung für Pflegefachkräfte. Sie diskutieren die Öffnung von Hochschulen als eine Antwort auf neue Qualifizierungsanforderungen in diesem Feld. Dabei wird ersichtlich, dass es nicht nur insgesamt einen erhöhten Bedarf an Pflegepersonal gibt, sondern auch dessen Aus- und Weiterbildung auf akademischem Niveau beachtet werden muss. Die Autorinnen und Autoren machen deutlich, dass die Akademisierung eines Be- rufsstandes auf dem Wege der Weiterbildung besondere Anforderungen an die Aus- wahl der Formate mit sich bringt, und begründen ihre Entscheidung für Zertifikats- kurse. Dass der Gedanke der Individualisierung von den großen Strukturen bis zur methodischen Gestaltung eines konkreten Kurses reicht, erläutern Alina Elsner und Jessica Neureuther in ihrem Text. Sie beziehen darin den Ansatz der Hochschulöff- nung auch auf zahlenmäßig kleine Gruppen und betrachten die Anliegen von Men- schen mit Beeinträchtigungen, die unter Umständen sehr spezielle Anforderungen an das Lernen mitbringen – letztlich jedoch mit allen anderen Studierenden gemein- sam von Möglichkeiten des individualisierten Studierens profitieren. Die Autorin- nen werten Befragungen, die im Rahmen des Projektes E B erhoben wurden, unter diesem Gesichtspunkt aus und zeigen auf, dass die Bedarfe von Studierenden mit und ohne Beeinträchtigung sehr ähnlich sind. Zum Schluss des Kapitels betrachten Philipp König und Alina Elsner die Be- deutung digitaler (Lern-)Medien für die Zielgruppe der Beeinträchtigten und disku- tieren kritisch, inwiefern digitale Medien in der wissenschaftlichen Weiterbildung den mitunter sehr speziellen Bedürfnissen von Menschen mit Beeinträchtigungen entgegenkommen können. Dabei nehmen sie das Thema in all seinen Dimensionen in den Blick: technisch, didaktisch und hinsichtlich der institutionellen Veranke- rung. Die Autorin und der Autor werten empirische Daten aus und kommen zu der Einschätzung, dass digitale Medien sowohl Inklusionspotenziale bieten als auch neue Schranken mit sich bringen. Das erste Kapitel des vorliegenden Bandes lädt ein, sich die ganze Bandbreite des Leitgedankens einer Hochschulöffnung für neue Zielgruppen bewusst zu ma- chen. Das zweite Kapitel schließt daran mit dem Regional-Fokus dieses Projektes an. 18 Kapitel1 Individualisierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung J essica N eureuther Zusammenfassung In der wissenschaftlichen Weiterbildung gewinnt die Individualisierung zunehmend an Bedeutung. So werden Individualisierungsforderungen gestellt, die bspw. mehr zeitliche oder räumliche Flexibilität von Studienangeboten schaffen sollen. Die theo- retischen Überlegungen des E B -Projektes machen jedoch deutlich, dass Individuali- sierung weit mehr umfasst. Deshalb stellt der Beitrag ein Konzept vor, das einerseits eine Verständnisgrundlage schafft und andererseits Implikationen für die individua- lisierte Studienangebotsplanung und -entwicklung mit Fokussierung auf Flexibilisie- rungsmöglichkeiten der Studienstruktur und -organisation aufzeigt. Schlagworte wissenschaftliche Weiterbildung, Individualisierung, Flexibilisierung Abstract Individualisation in continuing higher education is becoming more important. Thus, demands for individualisation are made which are intended to create for ex- ample more flexibility in terms of time and space. However, the theoretical reflec- tions of the project show that individualisation includes more. Therefore, the paper presents a concept of understanding and gives implications for the individualised planning and development of study programs by focusing on flexibilisation possibili- ties of study structure and organisation. 1 Einleitung Vor dem Hintergrund der Erhöhung der Durchlässigkeit von beruflicher und akade- mischer Bildung und der damit verbundenen zunehmenden Öffnung der Hoch- schulen wird der wissenschaftlichen Weiterbildung eine wichtige Rolle zugewiesen. In diesem Zuge ist auch der Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: of- fene Hochschulen“ von Bedeutung, da die Entwicklung von Studienangeboten geför- dert wird, die insbesondere neue Zielgruppen in den Blick nehmen. Dies trägt dazu bei, dass die Studierendenschaft u. a. aufgrund der unterschiedlichen Bildungs- und Berufsbiografien noch diverser wird. Daher gilt es den „immer unterschiedlichere[n]