Krainhagen - Eine etwas andere Dorfgeschichte Sonderdruck aus: Schaumburgische Mitteilungen 2/2019 Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Organist an der Stadtkirche St. Nikolai, Gesanglehrer am Kurfürstlichen Gymnasium und Komponist in Rinteln von Hans Huchzermeyer Herausgegeben vom Schaumburg-Lippischen Heimatverein e. V. Heimatbund der Grafschaft Schaumburg e. V. |1 Georg Schwedt 266 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Organist an der Stadtkirche St. Nikolai, Gesanglehrer am Kurfürstlichen Gymnasium und Komponist in Rinteln von Hans Huchzermeyer Adam Valentin Volkmar, der im kurhessischen Rinteln über 30 Jahre als Orga- Abbildung 1 nist und Gesanglehrer die Geschichte der Kirchen- und Schulmusik prägte und Adam Valentin auch über die Landesgrenzen hinaus hohe Anerkennung erfuhr, gehört heute zu Volkmar. den nahezu unbekannten Musikerpersönlichkeiten. Leben und Werk werden hier eingehend dokumentiert und ins Interessefeld des Lesers gerückt.1 Jugend und Ausbildung in Schmalkalden Adam Valentin Volkmar wurde am 6. März 1770 als Sohn des Zinngießers Joseph Volkmar (1722-1793) in der thüringischen Stadt Schmalkalden geboren. Abbildung 2 Die Vorfahren, alle Zinngießer von Beruf, lassen sich dort bis ins 16. Jahrhun- (linke Seite) dert zurückverfolgen. Schmalkalden, das damals an die 5.000 Einwohner hatte und als Exklave und Mittelpunkt der Herrschaft Schmalkalden bereits seit 1583 St. Nikolai Kirche zu Hessen-Kassel gehörte, war wirtschaftlich seit dem Mittelalter durch reiche in Rinteln. 1 Helga BUSCHMANN/Dagmar BUSCHMANN, Chronik der Familie Volkmar, Esslingen 1994 (Schreibmaschinen-Manuskript im Museum Rinteln). Beigefügt ist ein Konvolut von Briefen der Familien Volkmar und Buschmann. Eine anders gewichtete Darstellung des Lebens von Adam Valentin Volckmar wird ohne Bebilderung abgedruckt im Hessischen Jahrbuch für Landesge- schichte (Bd. 69, 2019, S. 141-168). Vgl. auch Stefan MEYER, Artikel: Volckmar, Adam Valentin, in: Hendrik Weingarten (Hrsg.), Schaumburger Profile: ein historisch-biographisches Handbuch, Teil 2, Bielefeld 2016, S. 268-272. | 267 Hans Huchzermeyer Erzvorkommen, Bergbau und eisenverarbeitendes Handwerk geprägt. Da die Metallpfeifen der Orgel seit Jahrhunderten aus einer Legierung von Zinn und Blei gefertigt wurden, gossen Zinngießereien häufig auch die entsprechenden Zinnplatten für die Pfeifenherstellung. Die Vermutung, A. V. Volkmar sei auf diese Weise bereits als Kind mit der Orgel und der Musik in Berührung ge- kommen, kann jetzt bestätigt werden. Denn zu dieser Zeit waren in Roßdorf, ein ca. 20 km westlich von Schmalkalden gelegener Marktflecken, die Orgel- und Klavierbauer Johann Valtin Rommel (1721-1800) und sein Sohn Theodor Gab- riel Rommel (1750-1820) tätig, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die bedeutendsten Orgelbauer in Thüringen und der Rhön.2 Mit dem Schließen ihrer Werkstatt verlagerte sich der Orgelbau der Region nach Ohrdruf (36 km östlich von Schmalkalden), wo 1792 Franz Georg Ratzmann (1771-1846) eine florie- rende Orgelbaufirma begründete.3 Es dürfte kein Zweifel bestehen, dass Adam Valentin Volkmars Vater wie sein Bruder Joseph (1764-1843), der ebenfalls Zinngießer wurde, diese Orgelbauwerkstätten mit Zinn belieferten, zumal in der Region kein weiterer Zinngießer ansässig war. Hinzu kam, dass zwischen den Familien Volkmar und Rommel direkte verwandtschaftliche Beziehungen be- standen.4 Somit erhielt Adam Valentin Volkmar in Roßdorf und Ohrdruf seine profunden Kenntnisse im Orgel- und Klavierbau. Er wählte jedoch nicht den Beruf des Zinngießers oder Orgelbauers, sondern wählte einen anderen Berufs- weg. Die schulische Erziehung erfolgte am lutherischen Lyceum in Schmalkal- den und Johann Gottfried Vierling (1750-1813), der Organist der Stadtkirche St. Georg, sorgte für eine gediegene musikalische Ausbildung im Orgel- und Kla- vierspiel sowie in der Kompositionslehre. Vierling selbst erhielt seine Schulaus- bildung ebenfalls an diesem Lyceum, sein Musiklehrer war der Schloss- und Stadtorganist Johann Nikolaus Tischer (1707-1774). Nach dessen Tode folgte er ihm als hauptamtlicher Stadtorganist nach. Vierling, der sich 1770 über ein Jahr in Berlin zu Kontrapunkt-Studien bei Johann Philipp Kirnberger aufhielt, schuf neben theoretischen Werken vor allem Orgelwerke und geistliche Vokalmusik, aber auch Kammermusikwerke. Angaben, Tischer sei Schüler von J. S. Bach gewesen und Vierling Schüler von C. Ph. E. Bach, lassen sich nicht belegen.5 Noch in Schmalkalden entstanden die ersten Kompositionen von Volkmar, von denen bei Breitkopf in Leipzig 1796 eine Sammlung leichter Orgelstücke erschien, die er seinem Lehrer Vierling widmete. 2 Armin HEPP, Das Rosendorf Roßdorf vor der Rhön, Sondheim v. d. Rhön 1991, S. 48f., 62; Hermann FISCHER/Theodor WOHNHAAS, Lexikon süddeutscher Orgelbauer, Wilhelmshaven 1994, S. 327; Uwe PAPE (Hrsg.), Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Bd. 1, Thüringen und Um- gebung, Berlin 2009, S. 232f. 3 Nikolaus E. PFARR, Die Orgelbauerfamilie Ratzmann aus Ohrdruf/Thür. und ihr Werk, Stein- heim/Main 1985f. 4 Armin HEPP, Häuser- und Geschlechterbuch des Marktfleckens Roßdorf v. d. Rhön, Achern 1994, S. 93, 157. 5 Walter BLANKENBURG, Artikel: Vierling, Johann Gottfried, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Friedrich BLUME, Bd. 13, Kassel etc. 1966, Sp. 1609-1612; Lilian Pibernik PRUETT, Artikel: Tischer, Johann Nikolaus, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Friedrich BLUME, Bd. 13, Kassel etc. 1966, Sp. 430-431. 268 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Hofkapellmeister in Rotenburg an der Fulda Auf Empfehlung Vierlings trat Volkmar 1799 in die Dienste des Landgrafen Karl Emanuel von Hessen-Rotenburg (1746-1812) als Hofkapellmeister und Organist sowie als Musiklehrer der beiden Kinder, vor allem der Tochter Klo- tilde. Die Wintermonate verbrachte der Hof in Frankfurt, wo Volkmar die Möglichkeiten fand, sich musikalisch weiter fortzubilden. Für die Hofmusik hatte er vielfältig, von der Kirchenmusik bis zum Theatergenre, zu komponie- ren. So schrieb er z. B. eine Pantomime für das Fürstliche Liebhaber-Theater in Wildeck, im Nordosten Hessens im Jagdgebiet des Landgrafen gelegen, und Kirchenmusiken für einzelne Gemeinden dieser Region. Prinzessin Klotilde (1787-1869), die 1811 den Fürsten Karl August von Hohenlohe-Bartenstein heiratete, dedizierte er Drey Sonatinen für das Klavier, mit Begleitung von Violine und Violoncell , gedruckt bei Johann André in Offenbach. Für das Singspiel Der gelöste Zauber, ein Monodrama mit Gesängen des Rotenburger Kanzleidirektors König (bei Ettinger, Gotha 1800) schrieb er die Musik.6 Des Weiteren steuerte er einer Sammlung von lustigen Jagdliedern, die der damalige Rektor in Spangenberg Adam Zeiß (1779-1870) vertont und 1804 herausgegeben hatte, eigene Lieder bei.7 Zwischen Volkmar und Zeiß, der ab 1817 bis zum Tode eine Pfarrstelle in Silixen (ca. 10 km südlich von Rinteln) bekleidete, entstand eine tiefe Freundschaft, die zeitlebens währen sollte. Organist an der Stadtkirche in Hersfeld 1804 wechselte Volkmar als Organist an die Stifts- und Stadtkirche in Hersfeld, ein Ort, der mit mehr als 3.000 Einwohnern etwas kleiner war als Schmalkalden. Am 3. März 1805 heiratete er hier Anna Maria Philippina Zeiß (1777-1843), die Schwester von Adam Zeiß. Den Eheleuten wurden drei Kinder geboren: Sophie (1806), Gustav (1809) und Wilhelm (1812). Allerdings waren die ersten Ehejahre überschattet durch die französische Besetzung Hersfelds im Verlauf des vierten Koalitionskrieges. Als 1807 bei Tumulten mehrere italienische Soldaten verwundet und einer erschossen wurde, gab Napoleon den Befehl, Hersfeld, das seinem vertriebenen Fürsten die Treue hielt, zu plündern und niederzubrennen. Vor allem dem badischen Major Ling von Lingenfeld gelang es, diesen Befehl abzumildern, so dass nur der Anführer der Rebellion erschossen und einige wenige Häuser niedergerissen wurden.8 In dieser schwierigen Zeit schrieb Volkmar seine Kantate Vertrau auf Gott. 6 KÖNIG, Der gelöste Zauber. Ein Monodrama mit Gesängen. Ettinger, Gotha 1800, zit. in: Johann Samuel ERSCH, Allgemeines Repertorium der Literatur: drittes Quinquennium für die Jahre 1796 bis 1800, 2. Band, XIV. 3055, Weimar 1807. 7 Adam ZEISS, Liedersammlung mit Musik, bey Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1804. 8 J. S. ERSCH/J. G. GRUBER (Hrsg.): Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, Zweite Section H-N, Siebenter Theil (hrsg. von G. Hassel und A. G. Hoffmann): Artikel Hersfeld, Leipzig 1830, S. 45-54, hier S. 53. | 269 Hans Huchzermeyer Aus einem Schreiben des Magistrats von Hersfeld an das Kurfürstliche Consistorium in Kassel geht die besondere Wertschätzung hervor, die Volk- mar an seinem Wirkungsort entgegengebracht wurde. Wir können nicht umhin, Curfürstliches Consistorium untertänig zu be- richten, daß der Organist Volkmar, seitdem er hier angestellt ist, sich sowohl durch seine Amtstreue, als durch seinen moralischen Charakter die allgemei- ne Liebe und Achtung sowohl seiner Vorgesetzten, als aller Einwohner dieser Stadt erworben hat. Er ist in seinem Fache ein vollendeter Künstler, der durch sein schönes Spiel auf unserer schönen Orgel die religiöse Erbauung in einem hohen Grade erhöht und belebt und hat sich auch dadurch um die Stadt ver- dient gemacht, daß er, weil er selbst des Orgelbauens kundig ist, die Orgel, deren Reparatur vor mehreren Jahren die Stadt über 1000 Thaler kostete, in gutem Stand erhält, sodaß die Stadt bis dahin noch keinen Heller Reparatur- kosten hat bezahlen müssen.9 Diese Mitteilung ist zudem Beleg, dass Volkmar im Orgelbau sehr sach- verständig war. Dass er zugleich aber auch ein versierter Klavierbauer war, geht aus Briefen hervor, die Heinrich Joseph Wassermann (1791-1838) am 27. Juli 1808 und am 12. September 1808 an seinen Lehrer Michael Henkel in Fulda schrieb:10 Vorgestern spazierte ich nach Hersfeld, wo ich Herrn Volkmar besuchte. Er war äußerst artig und besonders, da ich mich einen Schüler von Ihnen nannte. Nachdem wir einige Stunden mitsammen von verschiedenen nützlichen Gegenständen verplaudert hatten, zeigte er mir ein von ihm selbst verfertigtes, wirklich sehr gutes Forte-Piano. Er ist zugleich auch Orgelbauer. Und später: […] dabei hörte ich von meinem Freunde Volkmar, daß dieser seyn Forte- Piano mit Vergnügen zu 8 Karolin verkaufen wird.11 Nach 13jähriger Tätigkeit in Hersfeld wechselte Volkmar 1817 in das noch kleinere schaumburgische Rinteln, um hier eine Lehrerstelle am neu eröffne- ten Kurfürstlichen Gymnasium und das Organistenamt an der Stadtpfarrkirche St. Nicolai zu übernehmen. 9 Zit. in: BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 5. 10 Axel BEER, Heinrich Joseph Wassermann (1791–1838): Lebensweg und Schaffen. Ein Blick in das Musikleben des frühen 19. Jahrhunderts. Hamburg 1991. Heinrich Joseph Wassermann, Gei- ger, Dirigent und Komponist, erhielt seinen ersten geregelten Unterricht ab 1802 bei M. Henkel in Fulda. Von 1807-1810 war er Geiger im Kurorchester in Bocklet sowie Lehrer und Geiger an den gräflichen Höfen von Schlitz (von hier schrieb er seine Berichte über Volkmar) und Phi- lippsthal. Nach einem einjährigen Violinstudium bei L. Spohr bekleidete er unterschiedliche Stellungen in Meiningen, Zürich, Donaueschingen und Genf, um dann 1829 nach Basel als Di- rigent des Liebhaberkonzerts und als Musiklehrer zu gehen.- Der unerschlossene Briefwechsel zwischen Henkel und Wassermann befindet sich in der Hessischen Landesbibliothek Fulda (HLB Fulda, Nachlass Henkel, Hs. 48 B 78). 11 Der Karolin war eine süddeutsche Goldmünze von drei Goldgulden (11 Gulden). 270 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Gründungsgeschichte des Kurfürstlichen Gymnasiums in Rinteln Rinteln, das seit 1647 zur Grafschaft Hessen-Kassel gehörte, war Anfang des 19. Jahrhunderts - der Landgraf von Hessen-Kassel war 1803 zum Kurfürsten erhoben worden - ein prosperierendes Städtchen mit rund 3.000 Einwohnern. Das Bild prägten die Behörden, die Garnison und insbesondere die Universität. Hinzu traten ein blühendes Handwerk und ein lebhafter Handel, den die Lage an der Weser besonders begünstigte. Diese Idylle wurde gestört, als das Kurfür- stentum Hessen in den napoleonischen Kriegen erobert und im Frieden von Tilsit dem neu gegründeten Königreich Westphalen mit Kassel als Hauptstadt eingegliedert wurde. Napoleon ernannte seinen jüngsten Bruder Jérome zum König dieses Satellitenstaats des Französischen Kaiserreichs. Rinteln selbst wurde 1806 von den Franzosen kampflos erobert. Es bedeutete einen stattlichen wirtschaftlichen Schaden, als Jérome die Festungswerke schleifen und die Gar- nison verkleinern ließ. Noch bedeutender war jedoch der Aderlass für Rinteln, als er 1810 die Schließung der Universität verfügte. Vergeblich hatten die Rin- telner Ratsherrn gebeten, wegen der hohen finanziellen Verluste für die Stadt von einer Schließung der Universität abzusehen.12 Diese bestand seit 1610, als Graf Ernst zu Holstein-Schaumburg in Stadthagen das akademische Gymnasium illustre gründete.13 Letztlich mussten von den im Königreich Westphalen gele- genen Universitäten Marburg, Göttingen, Helmstedt, Halle und Rinteln im Rahmen der Verwaltungsreform von 1809 die Universitäten in Helmstedt und Rinteln ihre Lehrtätigkeit 1810 einstellen.14 Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft 1813 kehrte Kurfürst Wil- helm I. nach Kassel zurück und stellte den alten Rechtszustand von 1806 und somit das Kurfürstentum Hessen mit der Grafschaft Schaumburg 15 und der Herrschaft Schmalkalden als Exklaven wieder her. Die erneut gestellten Gesu- che der Mitglieder der Ständeversammlung, die Universität Rinteln wieder zu begründen, wurden vom Landesherrn abgelehnt, da in dem jetzt kleineren Staatsgebilde Marburg als einzige Universität genüge. Der Kurfürst griff jedoch einen bereits 1810 gemachten Vorschlag vom „Municipal-Rath“ der Stadt Rin- teln auf, statt der Universität eine „Hohe Schule“ zu gründen, um die entstehen- den finanziellen Verluste zu kompensieren. Er beauftragte 1814 das Consistori- um in Rinteln, entsprechende Gründungspläne zu entwickeln. Die Ausführung oblag einem federführenden „Schul-Rath“. Dieser setzte sich aus zwei Theologen und zwei Juristen zusammen: Regierungs- rat Dr. Wiederhold16, Bürgermeister und Obergerichtsrat Casselmann, Superin- 12 Willy HÄNSEL, Das Rintelner Gymnasium im Spiegel der Zeit 1817-1967, Rinteln 1967, S. 11-19. 13 Rudolf FEIGE, Das Akademische Gymnasium Stadthagen und die Frühzeit der Universität Rin- teln, Hameln 1956, S. 12-32. 14 Edward SCHRÖDER, Die Universität Rinteln, Rinteln 1927, S. 4-16; Gerhard SCHORMANN, Academia Ernestina. Die schaumburgische Universität zu Rinteln an der Weser (1610/21-1810), Marburg 1982, S. 296-302. 15 Rinteln war Sitz einer Regierung, die 1848 zu einer Regierungsdeputation herabgestuft wurde. 16 Ehemals Jura-Professor in Rinteln, ab 1816 Präsident der Regierung. | 271 Hans Huchzermeyer tendent und Consistorialrat Schmeißer als lutherischer sowie Professor Jaeger17 als reformierter Geistlicher. Nach sorgfältiger Suche, auch über die Grenzen Kur- hessens hinaus, entschied man sich Anfang 1817 für Gottlieb Wiß (1784-1854) als Direktor und bestimmte anschließend in Kooperation mit ihm die weiteren Lehrer. Die beiden bisherigen kleinen Lateinschulen Rintelns, eine lutherische und eine reformierte Rektor- und Konrektor-Schule, verbunden mit einer Kantorschule als Elementarschule, wurden geschlossen und drei der Lehrer (Boclo, Weibezahn, Kilian) vom neuen Gymnasium übernommen. Die feierliche Einweihung des aka- demischen Kurfürstlichen Gymnasiums, das im bisherigen Universitätsgebäude untergebracht wurde, fand am 1. November 1817 statt.18 Gottlieb Wiß, Sohn eines Pfarrers in Brotterode (Schmalkalden), studierte in Leipzig von 1802 bis 1805 Theologie und Philologie. Hier wurde er zum Dr. phil. und 1822 zum Dr. theol. promoviert.19 Ab 1805 war er Rektor der Lateinschule in Schmalkalden, bis er 1817 als Gymnasialdirektor nach Rinteln berufen wurde. Neubegründung der musikalischen Bildung Im Rahmen der modernen Schulentwicklung um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert, die sich zunächst auf das höhere Schulwesen konzentrierte, schälte sich aus der Vielfalt der existierenden gelehrten Schulen das humanistische Gymnasium als die dominierende Schulgattung heraus. Hier wurde besonderer Wert auf die Vermittlung einer Allgemeinbildung und der alten Sprachen gelegt. Diese Umwandlung der Lateinschulen in Gymnasien hatte aber zur Folge, dass dem Musikunterricht und somit auch den im Gottesdienst mitgestaltenden Schulchören immer weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Das Amt des Schulkantors erfuhr sozial wie künstlerisch eine Abwertung und wurde vieler- orts nicht mehr besetzt, die Schulchöre verschwanden allmählich. Die Folgen waren zum einen ein Niedergang der evangelischen Kirchenmusik und zum anderen ein Nischendasein des Faches Gesang20 an den Schulen. In den Lehr- plänen fand dieses Fach so gut wie keine Berücksichtigung. Im Rahmen der institutionellen Erneuerung und Neubegründung der musikalischen Bildung, die Anfang des 19. Jahrhunderts beispielgebend von Preußen aus einsetzte, widmete man sich zunächst der darniederliegenden Kirchen- und Schulmusik. Um den Mangel an qualifizierten Musiklehrern zu beheben, gehörte für den Elementar- schullehrer21 ab jetzt die musikalische Ausbildung an den neu entstehenden, konfessionell gebundenen Seminaren zum Pflichtprogramm. In Kurhessen be- 17 Ehemals Professor für Griechisch in Rinteln. 18 HÄNSEL (wie Anm. 12), S. 19-27. 19 LOEBER, Wiß, Kaspar Christoph Gottlieb, in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), 546-547. HÄNSEL (wie Anm. 12), S. 24. 20 Die Bezeichnungen „Gesangunterricht“ bzw. „Gesanglehrer“ waren bis zur Weimarer Republik üblich und wurden erst im Zusammenhang mit der Kestenberg-Reform durch „Musikunterricht“ bzw. „Musiklehrer“ ersetzt. 21 Der Terminus „Elementarschule“ wurde nach 1850 allmählich durch „Volksschule“ ersetzt. 272 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) standen derartige evangelische Lehrerbildungsanstalten seit 1781 in Kassel und seit 1805 in Marburg. Dagegen versäumte man es, ein vergleichbares Ausbil- dungsprofil für die gymnasialen Musiklehrer an den bestehenden Universitäten im gesamten deutschsprachigen Raum zu schaffen. Um diesem Missstand entgegen- zuwirken, wurden in Preußen, das hier die Führung übernahm, die Akademischen Kirchenmusikinstitute in Breslau (1811), Berlin (1822) und Königsberg (1824) begründet. Von diesen entwickelte sich allerdings nur das Berliner Institut zur führenden musikpädagogischen Einrichtung, die international Breitenwirksamkeit und Modellcharakter erzielte. Hier erfolgte nun für das ganze 19. Jahrhundert die Ausbildung von Musiklehrern an Gymnasien und Lehrerseminaren sowie von Kirchenmusikern in Preußen. Allerdings ließen sich die Probleme der musikali- schen Ausbildung an den Gymnasien durch das Fehlen zeitgemäßer Ausbildungs- konzepte und einer zu kurzen Ausbildungsdauer häufig nur unzureichend lösen. Mit der Einstellung des Gesanglehrers Volkmar durch Direktor Wiß und den Schulrat wurde die Musik in den Fächerkanon des Gymnasiums aufgenommen und damit der schulische Musikunterricht, der seit längerem auch in Rinteln ruhte, wie- derbelebt. Damit wurden die Ideen der Humanisierung durch den Gesangunterricht, wie sie Wilhelm v. Humboldt, Carl Friedrich Zelter, Johann H. Pestalozzi, Johann G. Herder u.a. formuliert hatten, aufgegriffen. Sie bewiesen mit diesem Schritt große Voraussicht, setzten sie sich doch mit dieser Maßnahme in Kurhessen an die Spitze der schulpolitischen Erneuerung, die auch die Musik als Lehrgegenstand in den Blickpunkt nahm. In der Haupt- und Residenzstadt Kassel (mit fast 30.000 Einwoh- nern) fand dagegen die Musik in den Lehrplänen des renommierten Lyceum Fride- ricianum22 in den Jahren 1814, 1823 und 1829 keine Berücksichtigung.23 Und selbst noch 1832 monierte eine von der kurhessischen Regierung im Dezember 1831 in- stallierte Obere Unterrichtskommission im Revisionsbericht über das Kasseler Ly- zeum das Fehlen eines Lehrplanes und des Gesangs als Unterrichtsfach. Somit wur- den erst nach 1830 in Kurhessen im Zusammenhang mit der Reform des Gymnasi- alwesens auch Pläne zur Reaktivierung des schulischen Musikunterrichts erörtert, während in den preußischen Gymnasien der Gesangunterricht bereits 1813 zum obligaten Fach wurde und die „Unterrichtsverfassung der Gymnasien und Stadt- schulen“ von 1816 den ersten Lehrplan enthielt.24 Die Obere Unterrichtskommission Kurhessens25 konzipierte erst im September 1832 eine Gymnasialordnung, die auch die Musik wieder in den Fächerkanon aufnahm:26 22 Ab 1835 firmierte das Lyzeum als staatliche Anstalt unter der Aufsicht des Kurfürstlichen In- nenministeriums mit neuem Namen als Kurfürstliches Gymnasium. 23 Wilfried HANSMANN, Albrecht Brede und Johann Wiegand: Erfolg und Scheitern zweier Musik- lehrerkarrieren. Ein Beitrag zur Musikpflege an den höheren Schulen Kassels im 19. Jahrhundert, Kassel 1994, S. 8f. 24 Eckard NOLTE (Hrsg.), Lehrpläne und Richtlinien für den schulischen Musikunterricht in Deutschland vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Eine Dokumentation, Mainz 1975, S. 17, 79f. 25 Die Mitglieder waren: Konsistorialrat Wiß aus Rinteln, Schulrat Sundheim, Seminarinspektor Vogt aus Kassel sowie die Landtagsabgeordneten und Mitglieder des Unterrichtsausschusses Vilmar, Müller und Jordan. Staatsarchiv Marburg 16/VI, Kl. 16, 2. Zit. in: HANSMANN (wie Anm. 23), S. 17. 26 Staatsarchiv Marburg 16/VI, Kl. 16, Nr. 6. Zit. in: HANSMANN (wie Anm. 23), S. 17f. | 273 Hans Huchzermeyer Direktor Wiß wirkte als Mitglied der Oberen Unterrichtskommission auf- grund seiner 15-jährigen Erfahrung in Rinteln federführend bei der Konzeption der Gymnasialordnung Kurhessens und der inhaltlichen Ausgestaltung des Un- terrichts mit. Durch die enge Zusammenarbeit mit Volkmar besaß er ebenfalls eine besondere Expertise im Bereich der Schulmusik. In Rinteln selbst entwickelte sich das akademische Gymnasium unter seiner Leitung zu einer der führenden wissenschaftlichen Anstalten in Kurhessen, die Schüler aus dem gesamten Hessen, aber auch aus Hannover, Hamburg, Bremen und Lübeck besuchten.27 Der große Ruf, der Wiß vorausging, führte dazu, dass er ab 1820 wiederholt Berufungen an Gymnasien in Minden, Soest und Lübeck sowie zum Oberpfarrer in Schmalkalden erhielt. Durch Gehaltserhöhungen und die Auflösung des Schulrats (1833), was jetzt für Wiß die alleinige Leitung der Schule bedeutete, wusste das kurhessische Ministerium seinen Weggang aus Rinteln zu verhindern. Des Weiteren wurde Wiß 1832 Mitglied der Ständever- sammlung in Kassel und 1836 Vorsitzender der Schulkommission für Gymnasi- alangelegenheiten sowie Commissarius für die praktische Prüfung der Lehr- amtskandidaten. Letztlich verließ er 1839 Rinteln, um als Oberpfarrer und Oberkonsistorialrat bis zu seinem Tode 1854 in Fulda tätig zu werden.28 Gymnasialer Gesanglehrer und Organist an der Stadtkirche Mit der Etablierung eines humanistischen Gymnasiums auf der Basis von zwei Lateinschulen betrat man in Rinteln 1817 Neuland. Auch wenn bereits einige Gymnasien in Kurhessen existierten (Kassel, Marburg, Hanau, Fulda, Hersfeld), so gab es für diese Schulart noch keine verbindlichen Bildungspläne. Direktor Wiß und der vierköpfige Schulrat mussten somit den Entwicklungsprozess selbst in die Hand nehmen. Sie stellten das Lehrerkollegium zusammen, be- stimmten den Fächerkanon, wobei Latein und Griechisch sowie Religion im Zentrum des Unterrichts standen, aber auch die neuen Sprachen Berücksichti- gung fanden, und legten die Lehrpläne und Lernziele fest. Bereits 1819 veröf- fentlichte Wiß die Gründungsgeschichte des neuen Gymnasiums und die Bio- graphien der neun Lehrer.29 27 So machten in den ersten Jahrzehnten am Kurfürstlichen Gymnasium Rinteln eine ganze Reihe im Nachhinein bekannter Persönlichkeiten ihre Reifeprüfung: so der Politiker Carl Wilhelm Wip- permann (1819), der Philologe Franz von Ditfurth (1821), Gustav und Wilhelm Volkmar (1828), der Literat Franz von Dingelstedt (1831), der Politiker Friedrich Oetker (1831), der Altphilologe Rudolf Westphal (1845) sowie der Maler Christian Kröner (1852) neben vielen anderen. 28 LOEBER (wie Anm. 19), S. 546-547; HÄNSEL (wie Anm. 12), S. 24. 29 Dir. D. WIß, Ueber das Churfürstliche Gymnasium zu Rinteln, in: Kritische Bibliothek für das Schul- und Unterrichtswesen, Erster Jahrgang. Erster und Zweiter Band oder Erster bis Zwölfter Heft, bei J. D. Gerstenberg, Hildesheim 1819, S. 213-220. 274 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Das erste Lehrerkollegium 1817/18 1. Prof. Dr. phil. (1822 Dr. theol.) Gottlieb Wiß, Erster Lehrer, geb. 1784 in Brotterode 2. Dr. phil. Ludwig Boclo, Erster Rektor, geb. 1783 in Ermschwerd 3. Dietrich Heinrich Weibezahn, Zweiter Rektor, geb. 1772 in Fischbeck 4. Dr. phil. Eduard Adolf Jacobi, Erster Konrektor, geb. 1796 in Jena 5. Friedrich Wilhelm Kilian, Zweiter Konrektor, geb. 1789 in Rodenberg 6. Dr. phil. Kaspar Garthe, Mathematik und Physik, geb. 1796 in Frankenberg 7. Dr. med. Georg H. Ludwig von Manikowsky, Neuere Sprachen, geb. 1768 in Göttingen 8. Adam Valentin Volkmar, Singen, Rechnen (Organist), geb. 1770 in Schmalkalden 9. Georg Heinrich Stork, Zeichnen, Schönschreiben, geb. 1793 in Kirn/Nahe.30 Die Schule begann zunächst mit 54 Schülern, die von neun Lehrern, darunter Volkmar und Stork als „unstudierte“ Lehrer, unterrichtet wurden. Da es nur die Klassen Quarta bis Sekunda gab (1833 kamen die Quinta und erst 1875 die Sexta hinzu), musste die Vorbereitung der Schüler für das Gymnasium an ande- rer Stelle erfolgen. In Rinteln übernahmen diese Aufgabe zumeist die Rektoren (Theologen) der Bürgerschule.31 In der Wahl Volkmars zum gymnasialen Gesanglehrer (in dieser frühen Phase des Gymnasialwesens gab es einen Fachlehrer für Musik noch nicht) dürfte relativ schnell Einvernehmen erzielt worden sein. Direktor Wiß, der aus der Schmalkal- dener Region stammte und dort zuvor Schulrektor war, konnte sich hier aus erster Hand über Volkmar informieren, hielt dieser doch stets intensiven Kontakt zu seiner Vaterstadt, und hier besonders zu Vierling. Positive Auskünfte werden sicher auch von Victor Amadeus (1779-1834), ab 1812 neuer Landgraf von Hessen-Rotenburg, und seiner Schwester Clotilde, seinen ehemaligen Schülern, sowie von der Geistlichkeit in Hersfeld, seiner letzten Wirkungsstätte, gegeben worden sein. Das oben zitierte Schreiben des Hersfelder Magistrats an das Consis- torium in Kassel, in dem sich eine ausgezeichnete Beurteilung der Gesamtpersön- lichkeit Volkmars findet, wird ebenfalls in Rinteln vorgelegen haben. Volkmar strebte in Rinteln eine Tätigkeit als gymnasialer Lehrer an, obwohl er eine entsprechende geregelte Ausbildung zuvor nicht absolviert hatte. Als „unstu- dierter“ Lehrer war es ihm daher überlassen, sich selbst um die Kenntnisse des Schulehaltens zu bemühen. Folglich dürfte er sich vorbereitet haben durch priva- ten Einzelunterricht bei einem Geistlichen oder einem Lehrer. Und da es noch keine festen Prüfungskriterien gab, erhielt er durch eine „Prüfung“, das Definitori- alexamen, durch Direktor Wiß und den „Schulrath“ das Anrecht, in dieses öffent- liche Schulamt in Rinteln zu kommen. 30 HÄNSEL (wie Anm. 12), S. 26-27. 31 HÄNSEL (wie Anm. 12), S. 28-34. | 275 Hans Huchzermeyer Der Hauptgrund für Volkmar, aus seiner angesehenen Position in Hersfeld nach Rinteln zu wechseln, dürfte ein fi- nanzieller gewesen sein. Die Organisten, wie auch die meisten Elementarschulleh- rer, befanden sich fast im gesamten 19. Jahrhundert in einer schlechten ökonomi- schen Lage mit einem Jahreseinkommen von etwa 100 Talern (das Existenzmini- mum lag bei 141 bis 174 Talern pro Jahr). Nur unzureichend konnte eine derart ge- ringe Besoldung durch Bezug von Natura- lien und Stellung einer Dienstwohnung abgemildert werden. Sie waren daher auf Nebeneinkünfte angewiesen. Somit war in dieser Lage ihr Bestreben, die Ämter des Organisten/Kantors und des Lehrers zu verknüpfen. 32 Volkmar, der jetzt eine fünfköpfige Familie zu versorgen hatte, erhoffte nun für sich in Rinteln als Lehrer am Gymnasium und als Organist an der Stadtkirche eine besser dotierte Stellung. Volkmar zog im Oktober 1817 von Hersfeld nach Rinteln um, sein Mobiliar wurde auf Fulda und Weser mit dem Schiff transportiert. Er bezog das Stadtor- ganisten- und Küsterhaus gegenüber dem Südportal der St. Nikolai-Kirche. Abbildung 3 Am neu errichteten Gymnasium war er am 12. September 1817 zum Lehrer in Schreiben, Rechnen und Singen ernannt worden. Hier ergab sich von Beginn Organistenhaus am Kirchplatz 4, an eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Direktor Wiß. Bereits für die erste Rinteln. Examensfeier des Gymnasiums am 9. März 1818 komponierte er die Kantate Heilig ist Gott mit einen Text von Wiß. In der Folgezeit dürfte er bei weite- ren Anlässen Texte und Choräle von Wiß vertont haben. So findet sich im Werkverzeichnis mit dem Hermannslied für vier Männerstimmen ein weiterer Text von Wiß (Cassel bei Fischer). Zwei Gründe veranlassten Volkmar, 1839 eine Sammlung von Kirchen-Melodien zu dem evangelischen Gesangbuche der Grafschaft Schaumburg so wie zu Wiß Gesangbuche für höhere und niedere Schulen nebst einigen liturgischen Antiphonien33 herauszugeben. 32 Rainer BÖLLING, Sozialgeschichte der deutschen Lehrer. Ein Überblick von 1800 bis zur Gegen- wart, Göttingen 1983, S. 35f., 62-76. 33 A[dam] V[alentin] VOLKMAR, Sammlung von Kirchen-Melodien zu dem evangelischen Gesang- buche der Grafschaft Schaumburg so wie zu Wiß Gesangbuche für höhere und niedere Schulen nebst einigen liturgischen Antiphonien, Rinteln und Leipzig 1839. 276 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Wie er im Vorwort („Vorerinnerung“) schreibt, hatte er zum einen die Aufgabe erhalten, im evangelisch-lutherischen Ge- sangbuch für die Grafschaft Schaumburg die Melodien, die zum Teil vergessen oder unbekannt waren, zu revidieren und zum anderen nahm Wiß in seinem 1838 her- ausgegebenen Gesangbuch für höhere und niedere Schulen 34 zahlreiche alte vortreffliche Melodien auf, welche in so vielen neuen Gesangbüchern, bei der fast gänzlichen Unkunde mancher Redactoren in kirchenmusikalischer Hinsicht, vermißt werden. Volkmars Absicht war es also, wertvolle alte Melodien zu neuem Leben zu erwecken. Zu diesem Zweck bot er Lehrern wie Schülern der Grafschaft nicht nur die Texte, sondern auch die Noten an, denn die Melodien ohne Notenschrift den Schülern, durch das Eingeigen oder Vor- singen zu lehren, ist ein unvollständiger Unterricht (Vorerinnerung). Ergänzend zum Melodienbuch arbeitete Volkmar ein vierstimmiges Choralbuch aus. Diese Aus- führungen lassen erkennen, dass auch Volkmar in der schulischen Musikerziehung (wie im 19. Jahrhundert die Regel) Abbildung 4 der Vokal- gegenüber der Instrumentalmusik eindeutig den Vorzug gab. Deckblatt der Sammlung von Kirchen- Materielle Lage melodien, 1839. Volkmar erhielt am 1. April 1822 bei einem jährlichen Gehalt von 100 Thalern eine Zulage von 50 Thalern, hinzu kamen immer wieder Gratifikationen von 6 bis 44 Thaler. Da er als Organist an St. Nicolai nochmals 100 Thaler erhielt, betrug sein festes Jahreseinkommen 250 Thaler. Außerdem konnte er einen Acker vor der Stadt an der Weser bei Engern bewirtschaften, auch die Gewährung von Natu- ralien konnte die Haushaltskasse entlasten. So bat Volkmar am 9. Oktober 1829 den Kurfürstlichen Schulrat, sich höchsten Ortes dafür einzusetzen, ihm acht Mal- ter Roggen als jährliche Zulage zu bewilligen. Als Begründung führte er an, ein Sohn studiere und der andere werde zum Teil auswärts unterrichtet. 34 C[aspar] C[hristoph] G[ottlieb] WIß, Evangelisches Gesangbuch für höhere und niedere Schulen mit einer Auswahl liturgischer Antiphonen und alter Lieder nach classischen Melodien herausge- geben. (Hieran schließt sich ein Melodien-Buch von Volkmar), Leipzig 1838. | 277 Hans Huchzermeyer Die akademischen Kollegen, wie z.B. C. Garthe und Dr. L. von Manikowsky, erhielten bei freier Wohnung ein Jahresgehalt von 300 Thalern im Jahre 1817/18, 1831 stieg das Gehalt bei Garthe auf 575 Taler, 1834 bei Manikowsky auf 500 Taler. Direktor Wiß erhielt 1834 eine Entlohnung von 800 Talern, bei seinem Nachfolger C. E. Brauns wurde diese 1841 auf 1000 Taler erhöht. In der Folgezeit kam Volkmar wiederholt um eine Erhöhung seines anfäng- lichen Schulgehaltes nach (Grundgehalt 150 Thaler, Zulage 18 Thaler). Beson- ders störte ihn die Entlohnung des Zeichen- und Schreiblehrers Stork (Grundge- halt 200 Thaler, Zulage 50 Thaler), der trotz geringerer Stundenzahl fast 100 Tha- ler im Jahr mehr verdiente als er selbst. Entsprechend richtete Volkmar am 6. Sep- tember 1834 folgendes Gesuch an das Kurfürstliche Ministerium des Innern: Nach der bisherigen Einrichtung unseres Gymnasiums sollten in der Reihe der Lehrer auch ein Zeichen- und Gesangslehrer stehen. Indem man zuerst glaubt, ein Schullehrer könnte das Nöthige im Unterricht des Gesanges leisten, so sollte jener Gesanglehrer nicht allein Kantor heißen, sondern auch als sol- cher Schreiben und die Elemente des Rechnens lehren. Als ich aber zu dieser Stelle berufen wurde, nahm ich dieselbe nur unter der Bedingung an, von jenem Elementar-Unterricht befreit zu sein. Bald ergab sich auch, daß die musikali- sche Bildung eines gewöhnlichen Schullehrers nicht hinreiche, um einestheils den höheren Gesangunterricht in weiterer Ausdehnung zu erteilen, die Bildung des Geschmackes durch eine gehörige Auffassung der Kunst zu befördern, sowie nöthigenfalls Generalbaß-Lehre vorzutragen, anderntheils die nöthigen Musiken bei den verschiedenen Gymanasialfesten nicht allein bei ihrer Aufführung zu leiten, sondern auch nach Bedürfniß zu componieren. So ergab es sich, daß auch die Musiklehrer an den Gymnasien gebildete Künstler sein müssen, da sie einem besonderen Fache der Gymnasialbildung vorzustehen haben, wie dasselbe auch von den Zeichenlehrern allgemein gilt. Von demselben Grundsatz scheint auch Kürfürstliches Ministerium des Innern in der neueren Zeit ausgegangen zu sein. Zu diesem Begriff des Musiklehrers paßt aber wohl nicht mehr die bisherige Ordnung, nach welcher derselbe dem Zeichenlehrer hinsichtlich des Ranges und des Gehaltes um eine Stufe nachstand. Aber etwa die größere Anzahl von Stunden könnten diese nöthig machen? In Bezug hierauf ist aber zu bemerken, daß gegenwärtig auf unserm Gymnasium nur 5 Zeichenstunden wöchentlich gehalten werden, wofür der Lehrer jährlich 200 Thlr. erhält. Dagegen werden 7-8 Musikstunden wöchentlich ertheilt, wie der Lektions-Katalog ausweist, zu denen noch die Hora am Schluß jeder Woche zu rechnen ist, in welcher der Musiklehrer den Gesang leitet. Ebenso findet sich der eifrige Musiklehrer au- ßerdem noch besonders zu Probestunden vor festlichen Aufführungen nament- lich für Soloparthien veranlaßt, wie seine Gegenwart bei allen Schulfeierlich- keiten nothwendig ist. So ist er außer jener Überzahl von Stunden weit mehr beschäftigt, als der Zeichenlehrer. Nicht desto weniger erhalte ich nur 150 Thaler. Während dem der Zeichen- lehrer für 3 Schreibstunden, die ihm besonders übertragen sind, 50 Thlr. erhält, bekam ich für wöchentlich 4 Unterrichtsstunden im Generalbaß für die ehema- 278 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) ligen Schullehrer-Eleven unseres Gymnasiums jährlich nur 18 Thaler. Wäre also jene Besoldung des Zeichenlehrers normal, dann wäre im Verhältnis der bloßen Stundenzahl das Gehalt des so beschäftigten Musiklehrers bei der nied- rigsten Stufe 270 Thlr. Da aber die künstlerische Vorbildung des Musikers zu seinem Beruf als Lehrer ebenso schwierig, wenn nicht umfangreicher als die des Zeichenlehrers sein kann, so liegt wenigstens hierin kein Grund, den Zeichen- lehrer höher als den Musiklehrer zu stellen. Noch weniger ist es die größere Wichtigkeit der Sache, welche eine solche Unterscheidung motivieren könnte. Ich will nichts von der Macht der Tonkunst auf die Bildung des Gemüths, Erhe- bung und Läuterung des inneren Menschen reden; die Geschichte der Schulen, besonders der Reformation spricht zu stark und deutlich davon; auch die von der oberen Schul-Commission entworfene Gymnasialordnung erkennt es beson- ders an, welches dringende Bedürfnis für angehende Theologen der Musikun- terricht des Gymnasiums sei, was vom Zeichnen nicht erwähnt werden kann, da derselbe sich hier nicht einmal bis Prima erstreckt. Daß endlich der Gesangun- terricht mit bei weitem größern Schwierigkeiten zu kämpfen hat, als der im Zeichnen, welcher in der Anleitung des Einzelnen einfach genug fortschreitet, bedarf gewiß keiner Auseinandersetzung. […] Daher wende ich mich mit der unterthänigsten Bitte an Kurfürstliches Ministerium des Innern: gnädigst im allgemeinen nicht die Gymnasiallehrer der Musik den Zeichenlehrern nachzustellen, da die frühere Anordnung diese bisher wenigstens am hiesigen Gymnasium bestehenden Verhältnisses auf einer irri- gen, auch schon längst aufgehobenen Voraussetzung beruhte; während vielmehr die Wichtigkeit und Schwierigkeit der musikalischen Unterrichts eine Erhebung desselben erheischen würde; im besonderen aber gnädigst Rücksicht nehmen möge auf viele schmerzliche Entbehrungen in meinem 38jährigen Dienst im Vaterlande, wie namentlich auf darauf, daß ich bei der redlichsten, ja mit Auf- opferung verbundenen Erfüllung meines mich vielfach beschäftigenden Berufes als Musiklehrer am hiesigen Gymnasium im Verhältnis der größeren Stunden- zahl um 100 Thlr. geringer, als der bei weitem jüngere und wenigstens gewiß nicht verdientere Zeichenlehrer besoldet war. In der Hoffnung, daß Kurfürstliches Ministerium des Innern meine pflicht- schuldigste Vorstellung gnädig verzeihen und nicht ganz unberücksichtigt las- sen werde, verharrt Kurfürstlichen Ministeriums des Innern unterthänigster W. A. V. Volkmar35 Da dieses Gesuch abgelehnt wurde, stellte Volkmar am 29. Juni 1835 einen erneuten Antrag, sein Gehalt zu erhöhen. Am 19. August 1835 wurde auch dieses Gesuch zurückgewiesen mit der Begründung, Volkmar habe bereits ein höheres Gehalt als die Musiklehrer an allen anderen Gymnasien Kurhessens. Er bekam jedoch eine Gratifikation von 30 Thalern. Erst am 28. März 1836 hatte Volkmar mit seinen Bemühungen Erfolg, sein Jahresgehalt betrug ab jetzt 200 Thaler. 35 Zit. in: BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 12-14. | 279 Hans Huchzermeyer Stadtorganist Matthäus Müller; Hofkapelle Bückeburg Als Volkmar im Oktober 1817 die Stelle an der Nikolai-Kirche antrat, über- nahm er das Amt des bereits drei Jahre zuvor verstorbenen Organisten Mat- thäus Müller (um 1729-1814). Dieser war 1768 von St. Sixti in Northeim in die besser dotierte Stelle in Rinteln gewechselt. Allerdings lebte er auch hier in ärmlichen Verhältnissen im Gegensatz zum nachfolgenden Volkmar, der zwei Ämter bekleidete und somit etwas bessergestellt war. Neben seiner Tätigkeit als Organist unterrichtete Müller auch an der Universität Rinteln musiktheoretische Fächer. Müller war verheiratet mit Eleonore Elisabeth, geb. Libius (um 1734-1801). Von den sechs Kindern erreichten die Söhne August Eberhard (1767-1817) und Adolph Heinrich (1772-1837), die beide auch von Johann Christoph Friedrich Bach (1732- 1795) in Bückeburg unterrichtet worden waren, als Musiker einen höheren Bekanntheitsgrad.36 Wie sein Vorgänger Müller informierte sich auch Volkmar über das Mu- sikleben in Schule und Stadt Bückeburgs und nahm mit dem Hofkapellmeister und einzelnen Musikern der Kapelle Kontakt auf. Seit 1807 regierte Fürst Georg Wilhelm (1784-1860), selbst ein passionier- ter Violinist, der nach dem Tode der Fürstin Juliane zusammen mit seiner Schwester, Prinzessin Karoline (1786-1846), das Musikleben vielfältig förder- te. Wie bei der Fürstin Juliane fand dieses nicht nur im Residenzschloss, son- dern zunehmend auch als Folge des sich emanzipierenden Bürgertums in der Stadtkirche, in öffentlichen Sälen und in Privathäusern statt. Ein besonderes Anliegen war die Musikausbildung der Jugend. Zu diesem Zwecke wurde am Gymnasium eine Singschule eingerichtet, die jetzt nicht mehr von Kantoren (Theologen), sondern von den Hofkapell- meistern betreut wurde. Ein neu gebildeter „Singverein“ aus Schülern war für das Choralsingen in der Kirche und jetzt auch für große Choraufführungen, unterstützt von Bürgerchören und begleitet von der Hofkapelle, zuständig. So kamen seit der Jahrhundertwende bereits Chorwerke von Händel, Haydn, Mo- zart und Beethoven zur Aufführung. Die Hofkapelle bestand in der ersten Jahrhunderthälfte wie bei Bach neben dem Kapellmeister unverändert aus durchschnittlich 15 Musikern, hierzu ge- hörte auch der Hofpianist. Zu besonderen Anlässen, wie Konzerten, wurde die Kapelle mit weiteren 15 Musikern verstärkt. Die Bläser kamen aus der Stadt- pfeiferei, die Streicher war oftmals Schüler der Cammermusici. 36 Ernst Ludwig GERBER, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler, Dritter Theil K-R, Leipzig 1813, Sp. 501-506; Günther HAUPT, August Eberhard Müllers Leben und Klavier- werke, phil. Diss., Leipzig 1925, S. 6f.; Wolfgang LIDKE, Artikel: Müller, August Eberhart (Eber- hard), in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Friedrich Blume, Bd. 9, Kassel etc. 1961, Sp. 850-852. 280 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Der Hofkapellmeister Pierre Ange Wagny (um 1764-1806), ein ausge- zeichneter Geiger und Klarinettist, war seit 1796 Konzertmeister. In seiner Zeit wurde das Hoforchester um zwei Klarinettisten erweitert. Ihm folgte am 25. September 1806 als „erster Hofmusikus“ Georg Hein- rich Martin Lübke, der ab 1830 die Leitung der Hofkapelle übernahm. Er war gleichfalls ein vorzüglicher Geiger, der zudem in Hannover große Konzerte dirigierte. Joseph Schmidt (1795-1865) übernahm 1841 die Leitung der Kam- mermusik und ab 1852 die Position des Hofkapellmeisters. Gleichzeitig war er gymnasialer Musiklehrer, der aus Schülern und bürgerlichen Sängern einen leistungsfähigen Oratorienchor bildete.37 Volkmar nahm die Anregungen auf, die er in Bückeburg erhielt. Er baute am Gymnasium in Rinteln gleichfalls einen Schülerchor auf, der die liturgi- schen Gesänge beim Gottesdienst ausführen und bei festlichen Angelegenhei- ten in der Schule, bei Begräbnissen etc. auftreten konnte. Zudem gründete er den „Gesang-Verein“, einen gemischten Chor, der sich aus Laiensängern zu- sammensetzte, die erst von Volkmar ausgebildet und an die ältere und neuere Literatur herangeführt werden mussten. 38 Da es zu dieser Zeit noch keine Kir- chengesangvereine gab, diese bildeten sich erst in der zweiten Jahrhundert- hälfte, war dieser Singverein weitgehend selbständig und unabhängig von der Stadtkirche.39 Bereits im Januar 1823 gab dieser Gesang-Verein im Rathaussaal mit Be- gleitung des Flügels die Gesang-Partieen der Mozart’schen Oper: Cosi fan tutte zum Besten der hiesigen Armen. Im Mai 1824 folgte im großen Saal des Stadtkellers ein Instrumental- und Vocal-Conzert.40 Hier war der Ertrag für die Verbesserung der Orgel in Hohenrode bestimmt. 41 Mit Schülerchor und Singverein, die er bei Bedarf zusammenschloss, führte Volkmar in Kirche, Schule und Stadt eigene Werke und nach und nach auch größere Oratorienwerke und Opernauszüge etc. auf. Als Instrumentalisten stan- den ihm Rintelner Musiker und bei großen Aufführungen Mitglieder der Hof- kapelle zur Verfügung. 37 Willi SCHRAMM, Artikel: Bückeburg, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Friedrich BLUME, Bd. 2, Kassel etc. 1952, Sp. 423-430, hier Sp. 427-429; Hildegard TIGGEMANN, Studien zur Musikgeschichte Bückeburgs vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, Hannover 2012, S. 219-222, 362-365. 38 Gustav SCHILLING (Hrsg.), Artikel: Volckmar, Adam Valentin, in: Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften oder Universal-Lexicon der Tonkunst. Supplement-Band, Stuttgart 1842, S. 116-117, hier S. 117. 39 Für derartige in der Regel unabhängig von einer Kirchengemeinde sich allerorten bildende Ge- sang- und Oratorienvereine und für die Entstehung des Oratorienwesens um 1800, ist die 1791 gegründete Berliner Sing-Akademie als die wegweisende Einrichtung anzusehen. 40 Wochenblatt für die Grafschaft Schaumburg, Rinteln, den 16ten Januar 1823, S. 11 und vom 27ten May 1824, S. 124. 41 1824 wurde von Hohenrode, heute Stadtteil von Rinteln, die 1749 vom Hof-Orgelbaumeister in Hannover Christian Vater (1679-1756) für die Gemeinde Gestorf am Deister geschaffene Orgel gekauft und in die eigene Kirche eingebaut. | 281 Hans Huchzermeyer Abbildung 5 Innenraum der Orgelbauer Christian Wilhelm Möhling St.-Nikolai- Kirche mit dem Adam Valentin Volkmar mit seinen umfangreichen Kenntnissen im Orgel- und Orgelprospekt von Adolph Klavierbau übernahm in den ersten 17 Jahren seiner Tätigkeit in Rinteln unent- Compenius, geltlich die Pflege und die Reparaturen an der Orgel (Adolph Compenius, 1621) 1621. der Stadtkirche selbst, bis mit Christian Wilhelm Möhling ein professioneller Orgelbauer sich 1835 in Rinteln niederließ. Der aus Rodenberg stammende Orgelbauer Christian Wilhelm Möhling (1800-1863) hatte ab 1825 den wesent- lichen Teil seiner Ausbildung in Holland in der Werkstatt der renommierten Orgelbauer Georg Heinrich Quellhorst (1770-1836) und Carl Friedrich August Naber (1796-1861) absolviert. Möhling kam durch seine 1839 erfolgte Heirat mit Emilie Zeiß (1806-1850), das vierte von acht Kindern des Pastors Adam Zeiß in Silixen, in engen familiä- ren Kontakt zu den Familien Zeiß und Volkmar. Adam Zeiß war seinerzeit der Mittelpunkt der weit verzweigten Familie Zeiß. In Rinteln selbst lebten seine Schwester Philippina mit ihrem Mann, dem Organisten Volkmar, und seine jüngste Tochter Philippina (1817-1892), die unverheiratet blieb. Sein Bruder Philipp (1769-1837) war bis zu seinem Tode Kantor an der Stadtschule und Organist an der Jakobi-Kirche gewesen, und sein Sohn Wilhelm (1804-1887) hatte an der Stadtschule als erster Lehrer unterrichtet und war 1832 als Pastor an die reformierte Kirche in Stapelage und ab 1837 nach Schwalenberg gewechselt. 282 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Der musikverständige Adam Zeiß hatte als Superintendent nicht nur eine leiten- de Funktion in der reformierten Kirche, sondern gleichzeitig nahm er das Amt des lippischen Orgelbausachverständigen wahr. Als Möhling 1837 eine größere Reparatur der Orgel in der reformierten Kirche in Oerlinghausen zu aller Zu- friedenheit ausgeführt hatte, erhielt er auf Empfehlung von Zeiß vom Kurfürstli- chen Consistorium in Cassel, von der Consistorial-Deputation in Rinteln und vom Lippischen Konsistorium in Detmold das ehrenvolle Patent, die Orgelauf- sicht und -revision in den Grafschaften Schaumburg und Schaumburg-Lippe sowie dem Fürstentum Lippe durchzuführen. Mit diesem Patent und seiner gu- ten Vernetzung in der reformierten Kirche im Rücken entwickelte sich Möhling zum wichtigsten Orgelbauer in Schaumburg und Lippe.42 Der größte Neubauauftrag betraf die Orgel in der reformierten Klosterkirche in Möllenbeck, die er nach langwierigen Verhandlungen in Kooperation mit Volk- mar, der die Disposition entwarf, zwischen 1842 und 1844 erbaute43. Eine besondere Freude wird es für Volkmar gewesen sein, nach der Gene- ralüberholung „seiner“ Compenius-Orgel 1850/51 durch Möhling, wobei die entsprechenden Pläne von beiden gemeinsam erarbeitet wurden, noch kurz vor seinem Tode im Gottesdienst selbst spielen und hören zu können, wie sie nun in neuer Brillanz erklang.44 Sophie, Gustav und Wilhelm Volkmar, Bertha Buschmann Volkmar ließ in einem Brief vom 17. Dezember 1839, also mit fast 70 Jahren, ohne weitere Erklärung seinen Sohn Gustav wissen: Von jetzt an schreibe ich: Volckmar. Die Gründe für diese Änderung sind bis heute unklar. Gustav blieb zeitlebens bei Volkmar, dahingegen bevorzugte Wilhelm die Schreibweise Volckmar.45 Die drei Volkmar-Kinder, alle in Hersfeld geboren, verlebten unter der Ob- hut ihrer Eltern eine sorgenlose und glückliche Jugendzeit in Rinteln, das ihnen zur eigentlichen Heimat wurde. Sophie Volkmar, verh. Buschmann (1806-1888), als die älteste war mit 11 Jahren nach Rinteln gekommen. Die schulische wie musikalische Erziehung 42 Bisher aktenkundig sind seine Reparaturen bzw. Umbauten neben Oerlinghausen in Falkenhagen 1838, Varenholz 1840, Fischbeck 1840, Talle 1842, Almena 1843, Donop 1844, Rinteln (Nikolai- Kirche) 1850/51 und in Silixen 1862. Neubauten erfolgten in Valdorf 1845, Möllenbeck 1844, Wüsten 1845, Schlosskapelle Schieder (jetzt Kachtenhausen) 1853, Schötmar 1856, Rinteln (Jakobi-Kirche) 1860 und Eisbergen 1861. 43 Das Gehäuse dieser Möhling-Orgel ist heute noch weitgehend im ursprünglichen Zustand, es ist das größte in der Region an der Oberweser. 1909 wurde die Orgel elektropneumatisch moderni- siert. Ab 2013 erfolgte durch den Orgelbauer Hendrik Ahrend aus Leer die Restaurierung und die Rekonstruktion. Von den derzeit 1120 Pfeifen stammen 476 noch von Möhling und auch die zwei Klaviaturen stammen von ihm. Diese konnten 1974 beim Abriss der Orgel in Eisbergen gerettet und jetzt nach Restauration hier wieder eingebaut werden. 44 BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 41, 56. 45 BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 36. | 283 Hans Huchzermeyer des hochbegabten Mädchens, das über ein absolutes Gehör verfügte, erfolgte weitgehend im Elternhaus. Eine einschneidende Änderung trat im Leben von Sophie ein, als sie am 23. Januar 1828 den Musikinstrumentenbauer Friedrich Buschmann (1805-1864), der mit seinem Bruder Eduard (1803-1877) auf einer Konzertreise in Rinteln Quartier nahm, kennen und lieben lernte und den sie am 17. März 1833 heiratete. Die Trauung nahm der Onkel der Braut Adam Zeiß in der Kirche von Silixen vor. Buschmann wurde bekannt durch den Bau des Terpodions, einem Frikti- onsinstrument, bei dem mittels Tasten gestimmte Holzstäbe gegen einen rotie- renden Holzzylinder gedrückt werden. Später war er wesentlich an der Entwick- lung der Mundharmonika und des Harmoniums beteiligt. Von Hamburg aus, wo der Wohnsitz war, unternahm das Ehepaar Buschmann Konzertreisen durch ganz Europa, nicht zuletzt, um ihre Instrumente zu verkaufen. Gustav Volkmar, Professor Dr. phil. D. theol. (1809-1893), fiel bereits als Schüler am Kurfürstlichen Gymnasium, das er von 1818 bis zur Reifeprüfung 1828 besuchte, durch seine außergewöhnlichen Leistungen auf. Mit 16 Jahren hielt er eine Rede in griechischer Sprache, nach der Reifeprüfung leitete er mit 19 Jahren für ein Jahr eine Privatschule (die spätere Quinta des Gymnasiums). 1829 verließ er das Elternhaus, um versehen mit einem Stipendium in Marburg von 1829 bis 1832 das Studium der Theologie und der alten Sprachen aufzu- nehmen. Seine spärlichen finanziellen Mittel füllte er schon während des Stu- diums durch Tätigkeiten als Hilfs- und Hauslehrer auf. Anschließend trat er verschiedene Gymnasial-Lehrerstellen an: von 1833 bis 1835 verwaltete er eine neugegründete Hilfslehrer-Stelle am Gymnasium seines Vaters in Rin- teln, es folgten bis 1837 Tätigkeiten in Kassel, wo er zum ordentlichen Lehrer ernannt wurde, und bis 1845 in Hersfeld. In Kassel heiratete er 1837 Elise Köhler (1819-1885), Tochter des Kasseler Kriegsrats Johann Paul Köhler. Da er gegenüber dem Staatsminister Ludwig Hassenpflug, der von 1832 bis 1837 Justiz- und Innenminister war, wie dem Kurfürsten und der Kasseler Regierung die liberalen Bestrebungen im Lande unterstützte und für Presse-, Religions- und Gewissensfreiheit eintrat, wurde er 1845 in das katholische Fulda strafversetzt. Nach dem Scheitern der Reformpläne der Paulskirchen- Versammlung trat Volkmar den sich verschärfenden autoritären Strukturen in Kurhessen (Hassenpflug war von 1850 bis 1855 erneut Minister) mit seinen Schriften Der Kriegszustand in Kurhessen oder der Sieg des freien Volkes über ein Willkürregierung von Gottes Gnaden (1850) und Gegen den Umsturz der Verfassung unter Hassenpflug (1852) entgegen. Die Folge war, dass er 1852 aus dem Dienst entlassen und zu einem Jahr Festungshaft verurteilt wur- de.46 Nach Aufhebung dieses Urteils emigrierte er mit Frau und drei Kindern in die Schweiz. In Zürich habilitierte er sich im Fach Theologie und war dort, ab 1864 als ordentlicher Professor für Neues Testament, bis zu seinem Tode am 9. Januar 46 BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 22f. 284 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) 1893 ein angesehener Hochschullehrer, der Grundlegendes zur Leben-Jesu- und Evangelien-Forschung leistete.47 Wilhelm Volckmar, Professor Dr. phil. h. c. (1812-1887), trat musikalisch in die Fußstapfen seines Vaters, der ihn im Orgel- und Klavierspiel sowie in den theoretischen Fächern unterrichtete. Zweimal in der Woche erhielt er in Bücke- burg beim „ersten Hofmusikus“ Georg Heinrich Lübke Violinunterricht. Bereits früh war er nicht nur ein gesuchter Klavierlehrer in Rinteln, sondern Konzert- meister Lübke vermittelte ihm auch den Klavierunterricht der Prinzessinnen. Nach erfolgreichem Besuch des Kurfürstlichen Gymnasiums verließ er 1834 Rinteln, nachdem er kurz zuvor noch die „Liedertafel“ von 1833 gegründet hatte. Am Lehrerseminar Homberg/Efze absolvierte er die Ausbildung zum Semi- narmusiklehrer und war dann dort über 51 Jahre als ein weit über die hessischen Grenzen hinaus bekannter Musiklehrer, Orgelvirtuose und Komponist tätig.48 Zur Familie gehörte weiterhin Bertha Buschmann, 1826 in Berlin geboren, die als Kleinkind aufgenommen wurde. Sie war die Tochter von Friedrich Buschmanns Bruder Eduard, dessen Frau früh verstorben war. Nach dem Tode von Philippina Volkmar am 14. Dezember 1843 führte die Siebzehnjährige allein den Haushalt des Witwers. Seit sie 1849 mit ihrem Vater nach Chile aus- wanderte, kümmerte sich die Haushälterin Lotte um Volckmar.49 Berta Busch- mann heiratete in Chile Carl Seidler, blieb kinderlos, kehrte um 1874 nach Deutschland zurück und lebte in Hannoversch Münden. Unter dem Direktorat von Gottlieb Wiß in den Jahren 1817 bis 1839, von Carl Eduard Brauns (1793-1846) von 1839 bis 1846 und von Heinrich August Schieck (1792-1866), der ab 1847 das Gymnasium leitete, kam Volkmar stets zur vollen Zufriedenheit der Behörden und der Bürgerschaft seinen schulischen Amtspflichten nach. Er erteilte generell allen Schülern einen zweckmäßigen Gesangsunterricht. Gerade diesem kam neben dem Religionsunterricht besonde- re Bedeutung zu, da er erzieherischen, kirchlichen und politischen Zielen zu dienen hatte. Dementsprechend beschränkte sich das Singen meist auf das Er- lernen von Kirchen-, Volks- und Vaterlandsliedern. Intensiv förderte Volkmar die Schüler, die den Lehrerberuf anstrebten, im Klavier- und Orgelspiel sowie im Generalbass. Weiterhin leitete er mit großem Erfolg seinen Schulchor und schuf zu allen wichtigen Schulereignissen die passenden Kompositionen. Ne- benher unterrichtete er noch eine große Zahl von Privatschülern, um auch von dieser Seite seinen Etat aufzubessern. Volkmar war sich stets bewusst, dass ein Gesanglehrer über ein ausgezeich- netes Lehrgeschick und disziplinarische Fähigkeiten verfügen müsse, um die Schüler zum Gesangunterricht zu motivieren und die hier besonders oft auftre- 47 Adolf JÜLICHER, Vol(c)kmar, Gustav, in: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 54 (1908), S. 764- 775; Friedrich Wilhelm GRAF, Artikel: Vol(c)kmar, Gustav Hermann Joseph Philipp, in: Biogra- phisches-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. 12 (1997), Sp. 1570-1588. 48 Eine ausführliche Behandlung Wilhelm Volckmars durch den Autor ist im nächsten Heft der Schaumburgischen Mitteilungen zu erwarten. 49 BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 34f., 56. | 285 Hans Huchzermeyer 286 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) tenden disziplinarischen Probleme zu beherrschen. Er deutet dies an in einem Brief an seinen Sohn Gustav aus dem Jahre 1829. Ebenso war ihm ein Dorn im Auge, dass er nicht die gleiche Stellung bekleidete wie die akademischen Leh- rer. Denn der Gesangunterricht gehörte wie Zeichnen und Schönschreiben als technischer Unterricht nicht zu den wissenschaftlichen Fächern. Mit den Diskantisten und Altisten habe ich im verflossenen Halbjahr meine wahre Plage gehabt. Gott weiß es, wie es kommt, daß unter so vielen Kindern sich so wenige auch nur erträgliche Stimmen finden? Von ausgezeichneten kann die Rede nicht sein. Nun, man muß Geduld haben. Der schwerste und undank- barste Unterricht bei dem hiesigen Gymnasium ist und bleibt – der Gesang- Unterricht. Dieses verstehst Du, lieber Gustav zu beurteilen, nicht aber so man- che eingebildete hochgelehrt sein wollende Doktoren und - . Punktum.50 50-jähriges Dienstjubiläum Anlässlich des bevorstehenden 50-jährigen Dienstjubiläums von Volkmar schrieb Direktor Brauns am 22. Mai 1846 an das Kurfürstliche Ministerium des Innern: Der Organist und Musiklehrer Adam Valentin Volkmar, welcher seit der Gründung des hiesigen Gymnasiums den Gesangunterricht an demselben mit dem rühmlichsten Eifer und günstigstem Erfolge besorgt hat, wird, wie beiliegende beglaubigte Abschrift seines Anstellungsrescriptes nachweist, am 13. August d. J. sein 50jähriges Dienstjubiläum feiern können. Indem ich mir die Freiheit nehme, Kürfürstliches Ministerium davon in Kenntnis zu setzen, verbinde ich damit die unterthänigste Bitte: Kurfürstliches Ministerium des Innern möge sich bewogen finden, diesen hochverdienten Mann der sich eben so sehr durch seine Leistungen als Tonkünstler und Lehrer der Jugend, als durch einen musterhaften Lebenswan- del und durch gewissenhafte Erfüllung seiner Amtspflichten die größte Achtung und Liebe seiner Vorgesetzten und Aller, die ihn kennen, erworben hat, mit einer besonderen Auszeichnung an seinem Ehrentage zu erfreuen.51 Gleichzeitig stellten die lutherischen Pfarrer von Rinteln den Antrag, Volk- mar im Rahmen seines Amtsjubelfestes den Titel „Musikdirektor“ zu verleihen. Dieser Antrag fand die Unterstützung der Mitglieder des Consistoriums in Cas- sel, da Volkmar in der That sowohl im Inland als im Ausland sich des Rufes eines bedeutenden Organisten und Componisten zu erfreuen hat und außerdem die Lobsprüche verdient, welche demselben wegen pünktlicher Amtsführung und verdienstvoller Pflege des Kirchengesanges gemacht werden.52 Abbildung 6 Das Ministerium folgte nicht den Vorschlägen der Antragssteller, eine be- (linke Seite) sondere Ehrung vorzunehmen. Und auch der Bitte von Direktor Brauns vom 10. Ehrenplakat zum September 1846, dem Jubilar wenigstens ein Geldgeschenk zukommen zu las- 50-jährigen sen, wurde nicht entsprochen. Wahrscheinlich hing diese harsche Reaktion aus Dienstjubiläum. 50 Zit. in: BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 15. 51 Zit. in: BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 37. 52 Zit. in: BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 37. | 287 Hans Huchzermeyer Cassel damit zusammen, dass Volkmars Sohn Gustav, derzeit Lehrer in Hers- feld, als freiheitlicher Geist gegen den reaktionären politischen Kurs der Regie- rung polemisierte und deswegen 1845 in das katholische Fulda strafversetzt worden war. Letztlich wurde A. V. Volkmar doch vom Kurfürstlichen Ministe- rium das silberne Verdienstkreuz verliehen. Dagegen ließ es sich Rinteln nicht nehmen, diesen Ehrentag würdig zu be- gehen. Die Gymnasiasten eröffneten den Tag mit einem würdigen Festchor, die Bürgerschaft gratulierte in angemessener Weise, der Rat der Stadt überreichte ein Ehrengeschenk in Form eines Ehrenbechers und nachmittags um zwei Uhr fand in der Stadtkirche ein Festkonzert statt. Von einem Chor mit etwa 80 Sän- gern und Sängerinnen und der Fürstlichen Kapelle von Bückeburg wurde unter der Leitung von Kantor Kapmeier, der Substitut Volckmars, Haydns Schöpfung aufgeführt. Volckmars Kinder überraschten ihren Vater mit einer reizvollen Idee, sie ließen ein würdevolles Ehrenplakat drucken.53 Im Mai 1846 schrieb die Pflegetochter Bertha an Gustav Volkmar in Fulda, dass vor Wochen der Violinspieler Bott, ein Schüler von Spohr, auf der Re- source ein Konzert gab und dass dieser im Anschluss im privaten Kreise in den Volckmarschen Klaviertrios die Violinstimme übernommen habe: da hörte der Vater seine Sachen einmal, wie er es wünschte.54 Ein weiterer musikalischer Höhepunkt im späteren Leben Volckmars war, als er als Zuhörer am 29. Oktober 1847 der Aufführung seines „Vater unser“ in der Stadtkirche mit der Bückeburger Hofkapelle und dem Rintelner Gesangverein lauschen konnte. Er hatte mit der Vertonung des 1805 veröffentlichten Textes von Siegfried August Mahlmann (1771-1826) Gebet der Kinder zu ihrem ewigen Vater 1820 begonnen und beim Verleger Carl August Steuber in Rinteln, der neben anderem auch die Luther-Bibel und Musikalien herausgab, drucken lassen.55 In den Jahren 1825-1830 arbeitete er dann diese Komposition mehrfach um zu einer vierteiligen oratorienartigen Kantate für Soli, Chor und großes Orches- ter unter Hinzunahme weiterer Texte von Luther und Gellert. Er schrieb am 29. November 1847 an seinen Sohn Gustav: Die Gefühle, die mich beim Anhören desselben durchrieselten, kann ich Dir nicht beschreiben, denn Worte gibt es dafür nicht. Eine Partitur und die Stimmen verbrannten später im Haus Busch- mann in Hamburg,56 es existieren jedoch noch eine weitere Partitur und ein Klavierauszug. In der damaligen Zeit wurde diese Vorlage von Mahlmann gerne zur Vertonung herangezogen. Die erste, die auch Volkmar bekannt war, er- schien 1810 und stammt von Friedrich August Himmel (1765-1814).57 53 BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 37-39. 54 Jean Joseph Bott (1826-1895) war in Kassel Schüler von L. Spohr und M. Hauptmann. Schon während der Ausbildung unternahm er Konzertreisen, ab 1846 war er Mitglied der Kasseler Hof- kapelle. 55 A[dam] V[alentin] VOLKMAR, Gebet der Kinder zu ihrem ewigen Vater, von Mahlmann, mit Musik, Rinteln 1820. 56 BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 46. 57 Weitere Vertonungen für unterschiedliche Besetzungen stammen von Louis Spohr (1829), Johann Gottfried Fischer, Johann Georg Frech und Marie Mathilde Weiss. 288 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Mit den sechs Trios für Klavier, Klari- nette und Violoncello, drei Quartetten für Klavier, Klarinette, Geige und Violoncello und drei Quartetten für Klarinette und Streich- trio (davon sind vier erhalten) setzt Volkmar in seinem Schaffen auffallend häufig die Kla- rinette an herausgehobener Stellung ein, die er geschätzt haben muss und von der er be- sondere Kenntnisse besaß. Die Quelle hierfür ist in der Bückeburger Hofkapelle zu finden, wo er sicherlich Kon- takte zu dem berühmten Klarinettisten Ivan Müller (1786-1854) knüpfen und fruchtbare Anregungen erhalten konnte. Schon mit dem Hofkapellmeister Wagny erhielt um 1800 die Klarinette besondere Be- deutung (seither hatte das Hoforchester zwei festangestellte Klarinettisten) und diese nahm noch zu, als Mitte der vierziger Jahre Müller Mitglied der Hofkapelle wurde. Er war zu- vor europaweit als Solist, als Holzblasinstru- mentenmacher, der lebenslang an Erfindun- gen und Verbesserungen für sein Instrument arbeitete, und als Komponist einer Schule, von Etüden und von Konzerten für die Kla- rinette tätig gewesen.58 In den Akten der Hofkapelle, die allerdings im 2. Weltkrieg dezimiert wur- Abbildung 7 den, wird Müllers Name nicht zitiert. 59 Hier ist anzumerken, dass damals be- „Gebet der kannte Künstler, so auch die Klarinettisten, sich monate- oder sogar jahrelang Kinder zu ihrem Urlaub nehmen konnten oder auch eine Zeit lang eine feste Anstellung ver- ewigen Vater“, mieden, um stattdessen ausgedehnte Konzerttourneen durch Europa zu unter- Deckblatt, 1820. nehmen. Wahrscheinlich war dies auch bei Müller der Fall. Wie zuvor Johann Christoph Friedrich Bach und Franz Christian Neubauer wurde Ivan Müller 1854 auf dem Jetenburger Friedhof in Bückeburg begraben. Im August 1851 zog sich Volkmar einen Infekt der Atemwege zu, der ihn ins Bett zwang. Komplizierend trat ein Geschwür an der Wange hinzu, das eine völlige Mundklemme zur Folge hatte, so dass Sprechen und Essen kaum möglich waren. Der Versuch, den Abszess operativ anzugehen, blieb unzu- reichend. Es entwickelte sich jetzt eine Gesichtsrose (Erysipel), die eine sich 58 Werner SMIGELSKI, Artikel: Müller, Ivan, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Friedrich BLUME, Bd. 9, Kassel etc. 1961, Sp. 856-857. 59 Die Bückeburger Musikbibliothek wurde 1935 nach Berlin überführt, von wo sie wie andere Kulturgüter der Preußischen Staatsbibliothek während des 2. Weltkrieges als Vorsichtsmaßnahme ins schlesische Kloster Grüssau ausgelagert wurde. Möglicherweise befindet sie sich jetzt als Teil der Sammlung Berlinka in der Jagiellonischen Bibliothek in Krakau. | 289 Hans Huchzermeyer ausbreitende schmerzhafte Rötung und Schwellung des Gesichts zur Folge hatte. Letztlich führten septische Komplikationen (wirksame Antibiotika stan- den erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts zur Verfügung) den Tod am 11. Sep- tember 1851 herbei.60 Zum Amtsnachfolger wurde Volckmars Stellvertreter Kantor und Zweiter Lehrer Johann Christian Kapmeier, am 26. Juli 1810 in Exten als Sohn eines Organisten und Küsters geboren, bestellt. Das kompositorische Werk von Adam Valentin Vol(c)kmar Ein eigenhändiges Werkverzeichnis von A. V. Vol(c)kmar liegt nicht vor. Es existieren jedoch von Adam Zeiß ein Verzeichnis mit 42 Werken, das dieser am 10. Juni 1846, also noch zu Lebzeiten seines Schwagers, aufstellte und zwei weitere kurze Listen mit Kantaten, Kammermusik- und Orgelwerken.61 Dem Verzeichnis von 1846 fügt Zeiß an: Außerdem hat Volkmar noch eine beträcht- liche Anzahl von kleineren Musikstücken, Liedern, Canons, Tänzen, Chören und Uebungen geschrieben. Da Vol(c)kmar seine Kompositionen nicht mit Werkzahlen oder besonderen Ziffern versah und auch die „Verzeichnisse“ von Zeiß nicht chronologisch ge- ordnet sind, dazu noch lücken- und fehlerhaft, ist es heute weder möglich, ein chronologisch korrektes Werkverzeichnis zu erstellen noch genaue Aussagen zu machen zum Umfang des Gesamtwerkes. Auch die Änderung des Namens in Volckmar ist hier keine Hilfe, da sie erst im 70. Lebensjahr erfolgte und Volk- mar zudem in zeitlichen Abständen Umarbeitungen seiner Werke vornahm. Aus den vorliegenden Angaben lässt sich schätzen, dass das kompositorische Ge- samtwerk an die 150 Titel umfasst haben dürfte. Zu Lebzeiten wurden von die- sen Werken nur wenige (etwa zehn) gedruckt, die meisten blieben Manuskripte, von denen der überwiegende Teil heute verschollen ist. 17 Autographen (davon sechs unvollständig) befinden sich seit 1910 im Museum Rinteln (sie wurden 1966 von H. Siewers gesichtet und geordnet62), weitere dürften sich im Privat- besitz der Nachkommen der Familien Buschmann und Volkmar befinden. Das Zeiß-Verzeichnis, in modifizierter Form wiedergegeben, gibt am besten einen Überblick über das kompositorische Schaffen. Es weist aus, dass sich Volkmar vor allem der Komposition von Orgelwerken, Kirchen- und weltlichen Kantaten, Vokalwerken ohne Instrumentalbegleitung, Kammermusik für Kla- vier mit und ohne Streicher sowie Kammermusikwerken für die von ihm beson- ders geschätzte Klarinette (von 12 sind vier Kompositionen erhalten geblieben) widmete. In seinen wenigen erhaltenen Orgelwerken (einige finden sich in den 60 Brief von Adam Zeiß an Gustav Volkmar: BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 56-58. 61 BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 28, 43f., 58; Gerda ELLERSIEK, Adam Valentin Volkmar (Nach- wort), in: Faksimiledruck des Quatuor III, C-Dur, Driftmann-Verlag, Bückeburg 1967. 62 Heinrich SIEWERS, Adam Valentin Volckmar, Hannover 1966 (Schreibmaschinen-Manuskript im Museum Rinteln), S. 1-8, hier S. 5-8. 290 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Orgelsammlungen von Wilhelm Volckmar) orientiert sich Volkmar an seinem Lehrer Vierling und schreibt im traditionellen Stil der Orgelmusik der Bach- nachfolge. Er rückt dabei das Melodiöse zunehmend in den Vordergrund.63 Dagegen setzt sich das Kammermusikwerk eindeutig mit der Klassik auseinan- der. In seinem wechselvollen Leben musste sich Volkmar häufig am Bedarf und an den Möglichkeiten der Realisierung orientieren. Doch hat er, wie seine erhal- tenen Werke zeigen, diese stets mit hohem Verantwortungsbewusstsein geformt. Der Terminus Gebrauchsmusik im besten Sinne des Wortes dürfte daher für viele seiner Werke zutreffend sein. Zeiß beurteilt 1846 die Volkmarschen Kompositio- nen in folgender Weise: Sie sind nicht nur regelrecht, sondern auch gefällig, an- sprechend, lieblich in der Melodie und angemessen kräftig in der Harmonie.64 Das 19. Jahrhundert entwickelte sich nach den napoleonischen Kriegen zur Epoche der bürgerlichen Musikkultur. Volkmar selbst war noch in die damalige Übergangssituation zwischen der alten feudal strukturierten Kultur, wie er sie in Rotenburg und Bückeburg vorfand, zu der neuen bürgerlichen Kultur, wie sie sich auch in Rinteln entwickelte, eingebunden. Mit seiner Tätigkeit in Kirche und Schule und mit seinen Kompositionen, insbesondere von Kammermusik- werken, erfüllte er Bildungsfunktionen. Gerade die Kammermusik nahm damals zunehmend ihren Weg von der höfischen Gesellschaft in das private Musizieren des Bürgertums. Gleichzeitig förderte er die Geselligkeitsfunktionen des Ge- sangs durch die Gründung des Singvereins und (mit seinem Sohn) der Liederta- fel in Rinteln. Trotz der Mithilfe seiner Söhne, die sich für die Aufführung und den Druck seiner Kompositionen einsetzten, war es Volkmar nicht vergönnt, dass sich sein guter Ruf über die kurhessische Region ausbreitete und er auf Dauer als allseits geschätzter Komponist Spuren hinterließ. Es wäre zu wün- schen, dass diese Studie dazu beiträgt, mit neuen Notenfunden sein Werkver- zeichnis zu erweitern sowie seine bisher bekannten, überaus reizvollen Kompo- sitionen vermehrt aufzuführen.65 Anhang: Zeiß-Verzeichnis (modifiziert) 1. Sammlung leichter Orgelstücke, seinem Lehrer Gottfried Vierling gewidmet. Leipzig bei Breitkopf und Härtel. (In Schmalkalden entstanden) 2. Drei Sonatinen für Pianoforte, Violine und Baß, der durchlauchtigen Prin- zessin von Hessen-Rotenburg, nachheriger Fürstin von Hohenlohe gewid- met. Offenbach bei André 3. Drei Menuette für vier Hände. Mainz bei Schott 63 Gottlob FROTSCHER, Geschichte des Orgelspiels und der Orgelkomposition, 2 Bände, Berlin 1935/36, S. 1090f. 64 BUSCHMANN (wie Anm. 1), S. 41. 65 Die Musikredaktion von NDR 1 Niedersachsen hat mit dem Arte Ensemble die vier im Amadeus Verlag publizierten Kompositionen 2009 bei CPO als CD veröffentlicht. | 291 Hans Huchzermeyer 4. Eine Sonate für zwei Pianofortes, Violine und Baß 5. Pantomime für das Fürstliche Liebhaber-Theater in Wildeck, mit Orches- terbegleitung 6. Mehrere Kirchenmusiken mit kleiner Orchester-Begleitung für die in der Nähe Wildecks angrenzenden sächsischen Ortschaften bestimmt 7. Der gelöste Zauber, Melodrama in einem Aufzuge, gedichtet vom Kanzlei- direktor König in Rotenburg, componiert für Orchester 8. Pygmalion, Melodrama als Quintett, comp. für Pianoforte, Clarinette, Violine, Bratsche und Baß 9. Einige Jagdlieder in der 1804 vom Rektor Zeiß zu Spangenberg herausge- gebenen Liedersammlung mit Pianoforte-Begleitung (Nr. 2-9 vermutlich in Rotenburg/Fulda entstanden) 10. Cantate: Vertrauen auf Gott. Geschrieben in der Zeit als Hersfeld in Gefahr war, geplündert und verbrannt zu werden. (In Hersfeld entstanden) 11. Cantate für die erste Examensfeier des Gymnasiums zu Rinteln 12. Cantate für Schulfeier, mit Orchester-Begleitung 13. Cantate auf die Geburt Christi, mit Orchester-Begleitung 14. Ostercantate, mit Orchester-Begleitung 15. Cantate auf Carfreitag, mit Orchester-Begleitung 16. Lobgesang auf Gott, mit Orchester-Begleitung 17. Unsterblichkeit, Cantate von Lorenzo für vier Singstimmen mit Orchester- Begleitung 18. Cantate für den Geburtstag Sr. Königlichen Hoheit des Kurfürsten von Hessen 19. Sechs Motetten für vier Singstimmen 20. Der Segen des Herrn, vierstimmiger Gesang 21. Bitte beim Abschied, Duett für Sopran und Tenor mit Begleitung des Pianofortes 22. Zwölf Choral-Vorspiele für die Orgel. Im Mannheimer Orgeljournal 23. Zwölf Choral-Vorspiele für die Orgel. Im Erfurter Orgelfreund bei Körner 24. Sechs kurze und leichte Trios für die Orgel zu zwei Clavieren und obliga- tem Pedal. Im Erfurter Orgelfreund bei Körner 25. Drei Fugen mit Vor- und Nachspielen 26. Fuge über den Namen Bach (B, a c, h) 27. Zwölf Sonatinen für Pianoforte zu vier Händen 28. Drei Sonaten für Pianoforte zu vier Händen 29. Zwei Sonaten für Pianoforte zu vier Händen 30. Vier Konzerte für das Pianoforte mit Orchesterbegleitung (Vorhanden: Nr. 2 bzw. 4 in Es-Dur. Partitur und Stimmen fehlen, nur Klavierstimme) 31. Drei Themen mit Variationen für Violine und Cello 32. Drei Sonaten für Pianoforte, Violine und Baß (Vorhanden: Partitur der Sonate I in G-Dur, dreisätzig, unvollständig) 33. Sonatinen (12) für Fortepiano, Violine und Violoncell (Vorhanden: Sonatina V in a-Moll, Sonatina VI in C-Dur) 292 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) 34. Zwölf Sonatinen für Fortepiano, Violine und Violoncell 35. Sechs Trios für Pianoforte, Clarinette und Cello (Vorhanden: Trio I in B-Dur) 36. Drei Quartette für Pianoforte, Clarinette, Violine und Cello (Vorhanden: Quartett in F-Dur) 37. Drei Quartette für Klarinette, Violine, Bratsche und Violoncell (Vorhanden: Quartett II in F-Dur, Nr. III in C-Dur) 38. Hermannslied für vier Männerstimmen, Text von Cons. Rath Wiß. Cassel bei Fischer 39. Sammlung von Kirchen-Melodien zu dem evangelischen Gesangbuch der Grafschaft Schaumburg sowie zu Wiß Gesangbuch für höhere und niedere Schulen 40. Vierstimmiges Choralbuch zu vorigem Melodienbuch 41. Das Vaterunser von Mahlmann in vier Abtheilungen, mit Orchester- Begleitung 42. Te Deum laudamus, zur Feier des dreihundertjährigen Jubiläums der Universität Marburg. (Nr. 11-42 überwiegend in Rinteln entstanden) Erhaltene Werke Im Druck erschienen 1. Sammlung leichter Orgelstücke, Gottfried Vierling gewidmet. Leipzig bei Breitkopf und Härtel 2. Drei Sonatinen für Pianoforte, Violine und Baß, der durchlauchtigen Prin- zessin von Hessen-Rotenburg, nachheriger Fürstin von Hohenlohe gewid- met. Offenbach bei André 3. Drei Menuets für das Pianoforte zu vier Händen, Mainz bei Schott 4. Zwölf Choral-Vorspiele für die Orgel. Orgel-Journal, Mannheim bei K. F. Heckel66 5. Zwölf Choral-Vorspiele für die Orgel. Körner‘s Orgelfreund, Erfurt67 6. Sechs kurze und leichte Trios für die Orgel zu zwei Clavieren und obliga- tem Pedal. Körner‘s Orgelfreund, Erfurt 7. Bitte beim Abschied für Discant und Tenor, mit Begleitung des Fortepia- nos. Bonn bei Simrock 8. Adam Zeiss, Liedersammlung mit Musik, bey Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1804 (darin vertonte Lieder von Volkmar). Autographen im Museum Rinteln 9. Trio für Piano, Violine und Violoncello, C-Dur, dreisätzig (Amadeus Verlag BP 1565) 66 Karl Ferdinand Heckel (1800-1870) gab zusammen mit Jakob Vierling (1796-1867) ab 1832 dieses Orgel-Journal heraus. 67 Vom Orgelfreund erschienen insgesamt 12 Bände, die Reihe wurde 1886 von C. F. Peters über- nommen. | 293 Hans Huchzermeyer 10. Trio für Piano, Klarinette und Violoncello, B-Dur, dreisätzig (Amadeus Verlag BP 1367) 11. Trio für Piano, Klarinette und Violoncello, F-Dur, dreisätzig (Goldbach Verlag) 12. Quartett für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello, F-Dur, viersätzig (Amadeus Verlag BP 1358) 13. Faksimiledruck des Quatuor III, C-Dur, Driftmann-Verlag, Bückeburg 1967 Quartett für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello, C-Dur, viersätzig (Goldbach Verlag, 1990). Im gleichen Verlag erschien eine bearbeitete Fassung für Flöte, Violine, Viola und Violoncello. Im Jahr 2004 wurde dieses Werk erneut publiziert: Quartett für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello, C-Dur (Amadeus Verlag BP 1243) Weitere Autographen im Stadtmuseum Rinteln, vollständig 1. Der gelößte Zauber, ein Drama in einem Aufzuge vom Herrn Kanzlei- Direktor König mit der Musik von A. V. Volkmar. Partitur (2 Tromp. in C, 2 Corni in C, Tymp. in C, Flauto, 2 Oboi, 2 Fagotti, Viol. I, Viol. II, 2 Vio- le, Basso et Violoncello) Ouvertüre S. 3-21, mit Angabe der Stichworte S. 22-44, Priestergesang für 2 Ten., 1 Baß und Orchester S. 45-48, Volkslied, 4-stimmiger gemischter Chor und Orchester S. 49-51. (Papierhandschrift, 52 S.). 2. Unsterblichkeit, ein Gedicht von Lorenzo, in Musik gesetzt von A. V. Volkmar. Partitur. (2 Hörner in C, 2 Hoboen, Viol. I, Viol. II, Viola, Violoncello und Contra- Baß; Diskant, Alt, Tenor, Baß). (Papierhandschrift, 54 S.). 3. Heilig ist Gott. Cantate zur Feyer des ersten Examens des Gymnasiums in Rinteln. Text vom Herrn Professor Wiß. In Musik gesetzt und aufgeführt von A. V. Volkmar. Am 9. März 1818. Partitur (2 Trompeten in Es, 2 Hör- ner in Es, Pauken in B und Es, Flöte, 2 Klarinetten in B, Viol. I, Viol. II, Viola, Baß und Violoncello; Diskant, Alt, Tenor, Baß). (Papierhandschrift, 30 S.). 4. Hymnus. Te Deum laudamus. Modis musicis aptatus et Inclytae Academi- ae Philippinae Saecularia tertia celebranti dedicatus ab A. V. Volkmar, Rintelii, MDCCCXXVII Partitur (2 Clarini, 2 Corni in B, Tympani F. B., 2 Fl., 2 Ob., 2 Klarinetten in B, 2 Fag.; Viol. I, Viol. II, Viola, Violoncello und Contrabaß; Sopran, Alt, Tenor, Baß). (Papierhandschrift, 80 S.). 5. Das Vater unser oder Gebet der Kinder zu ihrem ewigen Vater von Mahl- mann. In Music gesetzt von A. V. Volkmar. Partitur (2 Clarini, 2 Corni, Tympani in A und D, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotti, Viol. I, 294 | Adam Valentin Vol(c)kmar (1770-1851) Viol. II, Viola, Violoncello, Contrabaß; Sopran, Alt, Tenor, Baß). (Papierhandschrift, 150 S.). Anmerkung: Metronomangaben für die einzel- nen Sätze. Ebenfalls vorhanden: Bearbeitung für Solisten, Chor und Klavier (Orgel). (Papierhandschrift, 82 S.). 6. Gloria in excelsis Deo. Cantate. Partitur: Arrangée pour 2 Corni, 2 Clari- nettes, 2 Fag., Viol. I, Viol. II, Viola und Basso continuo; Canto, Alto, Te- nore, Basso. (Papierhandschrift, 89 S.). 7. Orgelvorspiel zum Choral: Wie schön leuchtet der Morgenstern (Fotoko- pie), in: Buschmann (wie Anm. 1), S. 55. Autographen im Museum Rinteln, unvollständig 1. Trio für Piano, Violine und Violoncello, a-Moll, viersätzig (Originalbe- zeichnung Sonatina V). Die fehlende Cellostimme ist aus dem Klavierpart ergänzbar. 2. Trio für Piano, Violine und Violoncello, G-Dur, dreisätzig (Originalbe- zeichnung Sonatina III). Es fehlt die erste Seite der Klavierstimme. 3. Sonate I pour le Clavecin ou Piano Forte avec l’accompagnement d’un Violon e Violon Cello par A. V. Volkmar. Partitur der Sonate I G-Dur, dreisätzig, (Papierhandschrift, 20 S.), unvoll- ständig. Beiliegend die Basso-Stimmen für Sonate I G-Dur, Sonate II B-Dur, Sona- te III a-Moll. 4. Concerto pour le Clavecin ou Piano Forte avec l’accompagnement de deux Violons, Viola, Basso, deux Clarinetts, Cors, Clarini et Tympani a. l. par Adam Valentin Volkmar, Nr. 2, Es-Dur, dreisätzig. Partitur und Orchesterstimmen fehlen, erhalten ist die Klavierstimme (mit beziffertem Baß für das Orchestertutti. (Papierhandschrift, 28 S.). 5. Opfer-Lied. „Die Flamme lodert, milder Schein“, Text von F. v. Matthis- son, 1788, eine Motette zur Feier des 18. Juni 1819 für Diskant, Alt, Tenor und Baß von A. V. Volkmar. Partitur unvollendet, 8 Blatt. Möglicherweise liegt hier das zweite Chorlied einer Sammlung vor. Abbildungsnachweis Abb. 1: Buschmann, Privatbesitz. Abb. 2: Universitäts- und Stadtmuseum Rinteln. Abb. 3: Universitäts- und Stadtmuseum Rinteln. Abb. 4: Universitäts- und Stadtmuseum Rinteln. Abb. 5: Universitäts- und Stadtmuseum Rinteln. Abb. 6: Buschmann, Privatbesitz. Abb. 7: Universitäts- und Stadtmuseum Rinteln. | 295
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