Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung Leben erzählen – Leben verstehen Marianne Horsdal Übersetzt von Carsten Bösel Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung Open Access Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung Eine Publikationsreihe des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) Die blaue Reihe des DIE richtet sich an die scientific community der Erwachsenenbildungsforschung und an die wissenschaftlich interessierte Praxis. Von Hans Tietgens im Jahr 1967 begründet, hat die Reihe im Lauf der Zeit wesentlich zur Konstituierung der Disziplin beigetragen. Die diskursiven Ab- handlungen auf theoretischer und empirischer Basis machen Forschungsergebnisse aus der Realität von Erwachsenenbildung zugänglich und regen so den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis an. Adressat/inn/en sind Lehrende, Forschende und wissenschaftlich interessierte Praktiker/ innen der Erwachsenenbildung. Wissenschaftliche Betreuung der Reihe am DIE: Dr. Thomas Jung Herausgebende Institution Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Das DIE vermittelt zwischen Wissenschaft und Praxis der Erwachsenenbildung und unterstützt sie durch Serviceleistungen. Lektorat: Dr. Thomas Jung Originalausgabe Marianne Horsdal Telling Lives: Exploring Dimensions on Narratives © Authorised translation from the English language edition published by Routledge, a member of the Taylor & Francis Group Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Diese Publikation ist frei verfügbar zum Download unter www.diespace.de und wbv-open-access.de Diese Publikation ist unter folgender Creative- Commons-Lizenz veröffentlicht: http://creative commons.org/licenses/by-sa/3.0/de/ Umschlaggestaltung und Satz: Christiane Zay, Potsdam; Susanne Kemmner, DIE ISBN 978-3-7639-5237-3 DOI: 10.3278/14/1119w Verlag: W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG Postfach 10 06 33 33506 Bielefeld Telefon: (0521) 9 11 01-11 Telefax: (0521) 9 11 01-19 E-Mail: service@wbv.de Internet: wbv.de | 3 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Inhalt Inhalt Vorbemerkungen – Von vielfältigen Stimmen auf dem Weg zur Erzähl- und % iogra À efor VF herin ................................................................................................................6 Einleitung .................................................................................................................. 8 1 Zeit und Handlung ............................................................................................. 17 1.1 Grenzzeichen und Pausen ...................................................................................17 1.2 Bewegung im Raum und Zeitlichkeit..................................................................19 1.3 Autonoesis .........................................................................................................22 1. s Augustinus ̄ Re q e Ê ionen ÅF er die Zeit ................................................................23 1. p a F elkom osition und Bedeutungskon o guration................................................25 1.6 Narrative Kausalität ...........................................................................................28 1.7 Kon o guration in e F enserzählungen ..................................................................30 2 Stellvertretende Erfahrung ................................................................................ 33 2.1 Re räsentation von andlungen (mimesis) und + iegelneuronen........................33 2.2 Emotionen und das soziale Gehirn .....................................................................36 2.3 Ein Re ertoire an stellvertretender Er n ahrung ....................................................38 3 * e VF hi F hten erzählen......................................................................................... 40 3.1 Narrative imensionen des Ges rächs ...............................................................40 3.2 + timme und Erzähl F arkeit ..................................................................................43 3.3 Plausi F ilität ........................................................................................................45 3.4 er kulturelle Raum in verschiedenen Konte Ê ten ...............................................48 4 Körper, Gehirn und Erfahrung ........................................................................... 50 4.1 Wiedererkennen .................................................................................................50 4.2 Eine Theorie des Bewusstseins ............................................................................51 4.3 Gehirn lastizität und der Ein q uss der Kultur .....................................................54 4.4 andlungen V Geschehnisse und soziale Beziehungen ..........................................57 4.5 Re räsentation von Ereignissen ..........................................................................58 4.6 Proto-Narrative ..................................................................................................60 4.7 Gemeinsame Au n merksamkeit ...........................................................................63 5 Gedä F htni V ......................................................................................................... 64 5.1 Verschiedene Gedächtnisarten ............................................................................64 5.2 Der Akt des Erinnerns ........................................................................................69 | 4 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Inhalt 6 Frühe Interaktionen ........................................................................................... 73 6.1 0F ergangsräume und +Ë m F olisierung.................................................................73 6.2 Vom ier und etzt zum Dort und Damals ........................................................74 6.3 emor Ë Talk .....................................................................................................77 6.4 Der Ge F rauch von iktion..................................................................................79 7 Narrative Kompetenz ......................................................................................... 82 7.1 erkmale der narrativen Kom etenz .................................................................82 7.2 Re q e Ê ivität .........................................................................................................88 7.3 Anal Ë tische ähigkeit .........................................................................................89 7.4 Pädagogische Intervention ..................................................................................89 7.5 Narrativer Zusammen F ruch ...............................................................................92 8 Das narrative Interview ..................................................................................... 95 8.1 0F er F lick ÅF er die angewandte orschung .........................................................95 8.2 ethodologische 0F erlegungen .........................................................................97 8.3 Kontaktau n nahme ..............................................................................................98 8.4 Erstellen der Biogra o en ......................................................................................99 8.5 Reinschri n t und Korrektur ................................................................................105 8.6 Interview-Varianten ..........................................................................................107 8.7 Das situierte Interview......................................................................................108 9 Interpretation und $ nal \ se von erzählten / ebensges F hi F hten........................ 111 9.1 Vorverständnis .................................................................................................111 9.2 Zeit und Raum .................................................................................................114 9.3 Teilnahme an communities of practice .............................................................117 9.4 + timmen V Personen V Beziehungen......................................................................120 9.5 Themen und Kon o guration ..............................................................................124 9.6 eta hern .......................................................................................................126 9.7 + tich ro F en von Geschichten ...........................................................................128 10 Kulturelle Identität ........................................................................................ 130 10.1 Kulturelle Narrative .......................................................................................130 10.2 - mstände und Entscheidungs n reiheit ..............................................................132 10.3 Au nF ruch und Emanzi ation ..........................................................................136 10.4 + ich sel F st o nden ............................................................................................140 10.5 Narrative kollektive Identität .........................................................................144 | 5 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Inhalt 11 Personale Identität ........................................................................................ 147 11.1 Das + el F st nach der Postmoderne ...................................................................147 11.2 Das + el F st als ein Anderer ..............................................................................151 11.3 Kontinuität und Wandel .................................................................................158 12 $ ktive Staatsbürgers F haft und biogra À s F hes / ernen .................................... 163 12.1 Politische Bildung ...........................................................................................163 12.2 Kom etenzen nÅ r aktive + taats FÅ rgerscha n t ....................................................167 12.3 Demokratie lernen..........................................................................................172 13 % ildungsperspektiven und $ bs F hlussbemerkungen ........................................ 178 Literatur ................................................................................................................. 187 Zusammenfassung ................................................................................................. 200 $ bstra F t ................................................................................................................ 201 Die Autorin ............................................................................................................ 202 | 6 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Vorbemerkungen Vorbemerkungen – Von vielfältigen Stimmen auf G em : eg ] ur ( r ] ähl un G % iogra À efor VF herin arianne orsdal legt uns ein Buch vor V das vom Erzählen handelt. + ie schrei F t ÅF er Erzählen und schrei F t erzählend. + ie nimmt uns mit au n eine Reise von der literatur- wissenscha n tlich orientierten Wissenscha n tlerin zur + ammlerin von e F ensgeschich- ten und schlie v lich zur orscherin ÅF er auto F iogra o sche Narrationen. Au n dem Weg F egegnen ihr einige Autorinnen und Autoren V Philoso hen und Denkerinnen und Denker V die sie F ei ihrer Entwicklung zur Erzähl- und Biogra o e n orscherin angeregt ha F en. + o lässt sie sich von der Erzähltheorie V iteraturwissenscha n t und inguistik ins irieren und verweilt ins F esondere F ei ako nn und ohnson V Genette und Ricoeur. + ie entlehnt Anregungen aus der kognitiven Ps Ë chologie und der Neurowissenscha n t und setzt sich in diesem Zusammenhang ins F esondere mit Bruner V chs und a s sowie Rizzolatti V Gallese V Dam 9 sio und ozolino auseinander. 0F er weitere Eta en gelangt sie zur narrativen Kom etenz V die sie unter Bezug au n Bruner und + iegel au n grund ihrer eigenen orschungser n ahrungen zu sechzehn erkmalen au nF ereitet. Dann geht es weiter zu den von ihr sel F st entwickelten Erhe F ungs- und Auswer- tungsmethoden narrativer Interviews. Diese unterscheiden sich durchaus von dem in Deutschland seit den Vorschlägen ritz + ch Å tzes aus den 1970er ahren ver F rei- teten narrationsstrukturellen Ver n ahren V au n das sie keinen Bezug nimmt. arianne orsdal legt F ei der Erhe F ung von narrativen Interviews Wert au n die gleichzeitige itschri n t des Interviews während des Erzählens und wertet das narrative Interview vor allem hermeneutisch aus unter eranziehen von literaturwissenscha n tlichen und lerntheoretischen Kategorien. Ihre Reise setzt sie n ort V indem sie die Themen « Kulturelle und ersonelle Identi- tät ¬ F ear F eitet und da F ei die grundlegende Konte Ê tualität und die Bezogenheit au n den Anderen in der Entwicklung der eigenen Identität F etont. + chlie v lich gelangt sie zum Zusammenhang von narrativer Kom etenz und aktivem demokratischen En- gagement und lädiert hier nÅ r Bildungsinitiativen V die enschen hel n en V mit Wandel und Viel n alt umzugehen. eser und eserinnen sind eingeladen V sie au n ihrem Weg zu F egleiten V au n dem sie einige unterschiedliche Theoriest Å cke einsammelt und miteinander ver F indet. « Ich m chte K r er V Geist und Geschichten in der Interaktion zusammen F ringen. - nd ich m chte diesen Pers ektiven durch den okus au n e F enserzählungen eine zeitliche und historische Dimension verleihen ¬V so ihr redo. Da F ei entwickelt sie eine Ethik der orschung V die das Erzählen von e F ensgeschichten als 0F erge F en von Geschen- ken F etrachtet und die daran mitwirken will V die - nterschiedlichkeit und Andersheit der vielen Menschen durch Bedeutungsaushandeln zu verstehen. | 7 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Was kann die Erwachsenen F ildung von dieser Reise lernen ̈ Marianne orsdal ver- steht es V die grundlegenden ragen der Menschen nach eigener Identität V nach den Bez Å gen zu anderen Menschen V nach gesellscha n tlichem andeln und nach der Ent- wicklung von Kom etenzen V um in der aktuellen Welt der Viel n alt V Mehr ers ekti- vität und Veränderung zurechtzukommen V au n das Erzählen zu F eziehen und damit eine F edeutende Antwort au n diese ragen zu ge F en. Im Erzählen konstituiert sich Identität V und narrative Kom etenz kann dazu F eitragen V au n Wandel und Viel n alt mit Kommunikations n ähigkeit und Verständnis zu reagieren. Die vom Deutschen Institut nÅ r Erwachsenen F ildung DIE herausgege F ene deutschs rachige Ausga F e dieses Werkes V dessen riginalausga F e F ereits in mehrere + rachen ÅF ersetzt wurde V wird seine deutschs rachige eserscha n t voraussichtlich in verschiedenen diszi linären Konte Ê ten o nden. - m die traditionelle Zielgru e der gedruckt erscheinenden B Å cher aus dem DIE zu erweitern V ha F en sich DIE und W. Bertelsmann Verlag entschieden V mit dem vorliegenden « Buch ¬ erstmals den so- genannten goldenen Weg des en Access nÅ r Neuerscheinungen aus dem DIE zu F eschreiten. Es wird a F er nicht nur kostenlos ins Internet gestellt V sondern mit allen harakteristika ausgestattet V die nÅ r die F i F liogra hische Er n assung und angzeitar- chivierung n tig sind. Dar ÅF er hinaus kann es au n dem Wege des Print-on-Demand F eim Verlag auch als gedrucktes Buch F estellt werden. Allen eserinnen und esern sei diese anregende ekt Å re j au n dem einen oder dem anderen Wege j ÅF er das Erzählen und ihre Bedeutung nÅ r die Biogra o e n or- schung sehr em n ohlen. Heide von Felden Juni 2013 | 8 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Einleitung Einleitung Im aus meiner Eltern ga F es einen gro v en Dach F oden voller alter Ko nn er und Kis- ten mit Bruchst Å cken aus dem e F en vergangener Zeiten U zur Å ckgelassene Dinge irgendwo zwischen + chatz und + chund. Å r mich als Kind waren es meist + chätze. Nur zu gerne st F erte ich au n dem Dach F oden herum und stellte mir da F ei die Ge- schichten hinter all diesen Gegenständen vor. « Was trei F st du denn da o F en ̈¬ rie n meine Mutter mir o n t zu. « Ich ho nn e V du F ringst nicht alles durcheinander l¬ Drei v ig ahre s äter V nach dem Tod meiner Mutter V musste ich mein Elternhaus leer räumen V auch den Dach F oden. Ein letztes Mal durch n orstete ich die 0F er F lei F sel aus der Vergangenheit V die hal F vergessenen Geschichten V ver F orgen in Dingen V die niemand mehr F enutzte. Ich ging alle Ko nn er und Kisten durch und F ehielt nur wenige wertvolle ragmente V den Brautstrau v meiner Mutter aus dem ahr 1935 V ein + ei- denkleid aus ihrer Zeit in ondon in den 1920er ahren und einige alte + chul FÅ cher. Das meiste entsorgte ich in einem M Å llcontainer. + äter in
enem ahr j es war 1989 j o ng ich damit an V e F ensgeschichten zu sammeln und au n zuschrei F en. + eitdem sind e F ensgeschichten und Erzähltheorie zu meinem au t n orschungsge F iet geworden. Das aus leer zu räumen V in dem die eigene amilie lange Zeit gele F t hat V kann das 0F erschreiten einer strikten Trennlinie F edeuten. Erinnerungen werden wachge- ru n en V und nicht selten st v t man au n v llig neue In n ormationen V a F er es gi F t nieman- den mehr V der diese F ruchst Å ckha n ten Geschichten vervollständigen k nnte. Von nun an lässt sich die amiliengeschichte nur noch ÅF er Erzählungen weiterge F en V die au n Erinnertem F eruhen. An derlei Er n ahrungen erkennen wir V wie wichtig narrative Kohärenz nÅ r die erstellung von Bedeutung ist. + ie machen uns F ewusst V wie viel es F edar nV um der Zeitlichkeit einen + inn zu ge F en V sowohl durch Erzählungen als auch durch einen kulturellen Raum zwischen Erzähler und Zuh rer. Woher soll ich wissen V wo ich hingehen soll V wenn ich nicht wei vV wo ich F in ̈ - nd woher soll ich wissen V wo ich F in V wenn ich nicht wei vV wie ich dorthin gekommen F in ̈ - nd wie k nnen wir die Wege V die wir allein gegangen sind V mit anderen Menschen teilen V wenn wir uns nicht gegenseitig von unseren Er n ahrungen F erichten k nnen ̈ Bevor ich damit F egann V e F ensgeschichten zu erhe F en V war ich au n grund meines literaturwissenscha n tlichen intergrunds F ereits gut mit der Erzähltheorie vertraut. Ich hatte mehrere ahre lang Kurse zur Te Ê tanal Ë se an der - niversität unterrichtet V dann a F er mit einer Ar F eit zum Thema s Ë chose Ê uelle Entwicklung und Identität orsdal 1982 einen anderen V etwas a F seits gelegenen Weg F eschritten. Zu meiner eigenen + tudienzeit war das Thema Erzählen hau tsächlich in der iteraturwissen- scha n t von Interesse V was sich
edoch in der olgezeit ändern sollte. Das wachsende Interesse am Erzählen in den 1980er ahren trug entscheidend zur Ausweitung dieses orschungs n eldes F ei. Die von Mitchell herausgege F ene Anthologie On narrative V erstmals 1980 erschienen V war eines der ersten wegweisenden B Å cher V ge n olgt von zahlreichen weiteren hervorragenden + tudien z.B. + ar F in 1986 · Bruner 1986 · Ricoer | 9 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w 1984 · McAdams 1985 · Polkinghorne 1988 . Bald r Å ckte das Erzählen in den Mit- tel unkt von ächern wie Ps Ë chologie V + oziologie V rganisations n orschung V Kultur- wissenscha n t V Geschichte und Erziehungswissenscha n t · seitdem hat sich das Interesse daran noch weiter ausgeweitet. Kein Wunder eigentlich. Wie schrie F Elinor chs 1998 U Imagine a world without narrative. Going through li n e not telling others what ha - ened to Ë ou or someone else V and not recounting what Ë ou read in a F ook or saw in a o lm. Not F eing a F le to hear or see dramas cra n ted FË others. No access to conver- sations V rinted te Ê ts V ictures V or o lms that are a F out events n ramed as actual or o c- tional. Imagine not even com osing interior narratives V to and n or Ë oursel n . No. + uch a universe is unimagina F le V n or it would mean a world without histor ËV m Ë ths V or drama · and lives without reminiscence V revelation V and inter retive revision + . 185 An n änglich erho F ich die e F ensgeschichten nicht zu orschungszwecken V sondern zur Erstellung von - nterrichtsmaterialien nÅ r das ach Dänisch als remds rache. Ich ar F eitete an einem ehr F uch V das Ausländern dänische Kulturgeschichte vermit- teln und gleichzeitig mithil n e der individuellen e F ensgeschichten ein gewisses Ma v an Identi o kation erm glichen sollte. Anschlie v end wechselte ich an den ach F ereich Kulturwissenscha n ten V wo ich mich weiter mit e F ensgeschichten und Erzählungen F eschä n tigte und F ald auch in die Biogra o e n orschung einstieg. Das orschungsge F iet damals war Erwachsenen F ildung V und seit mehr als zehn ahren F in ich nun am ach F ereich Erziehungswissenscha n ten der - niversität von +Å ddänemark tätig. Meine lang
ährige Beschä n tigung mit diesem orschungs n eld hat zwei + eiten. Zum einen ha F e ich versucht V eine Methode zur Er n orschung erzählter Biogra o en zu entwickeln V und zwar sowohl in in F lick au n die Erhe F ung von e F ensgeschichten in orm von narrativen Interviews als auch F ez Å glich der Auswertung des erho F e- nen Materials. Zum anderen ha F e ich versucht V mein theoretisches Wissen ÅF er das Wesen des Erzählens kontinuierlich auszuweiten. Ich ha F e mich diesem Ge F iet aus verschiedenen theoretischen Blickwinkeln und unterschiedlichen Diszi linen genä- hert V um Antworten au n die zahlreichen ragen zu o nden V die sich im Zuge meiner weiteren Beschä n tigung mit dem Erzählen stellten. Dass ich im au n e der Zeit an ver- schiedenen ach F ereichen der - niversität tätig war V erwies sich da F ei als gro v e Berei- cherung V denn so lernte ich theoretische Ansätze aus unterschiedlichen achge F ieten kennen und gew hnte mich daran V interdiszi linär zur ar F eiten. In meiner theoreti- schen orschung zum Thema e F ensgeschichten wie auch in der angewandten Er- zähl n orschung wurde mir eindringlich F ewusst V wie wichtig narrative Kom etenz ist. 0F erall gi F t es n a F elha n te Geschichtenerzähler V a F er genauso gi F t es Menschen V die kaum in der age sind V Ereignisse wiederzuge F en oder ihnen einen + inn zu verleihen. Dies F rachte mich dazu V mich mit dem Erwer F narrativer Kom etenz auseinander- zusetzen. Wie lernen kleine Kinder V Geschichten zu erzählen und ÅF er Vergangenheit und Zukun n t zu s rechen ̈ - nd wie hängen die Entwicklung des Gedächtnisses und die ähigkeit zum Geschichtenerzählen zusammen ̈ Der + chwer unkt au n ern ro- | 10 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Einleitung zessen im Kleinkindalter und in le F enslanger Pers ektive und Identität o ndet sich in allen As ekten meiner orschung. Mein Ziel in diesem Buch ist es V die Geschichten V die Menschen ÅF er ihr e F en er- zählen V gr Å ndlich und in m glichst vielen acetten zu F eleuchten. Es geht mir darum V die Zusammenhänge zwischen den F eiden As ekten meiner Beschä n tigung mit der Erzähl n orschung au n zeigen. - nser theoretisches Verständnis vom Wesen des Erzäh- lens sollte mit den Methoden der F iogra o schen Erzähl n orschung verkn Ån t werden V und mein Ehrgeiz ist es V zu F eiden + eiten dieser Ar F eit einen Beitrag zu leisten. Au- v erdem lädiere ich da nÅ r V die Entwicklung narrativer Kom etenzen während des Bil- dungserwer F s stärker zu n rdern V denn in einer sich rasant verändernden Welt wird es immer wichtiger V Er n ahrungen integrieren und ihnen einen + inn verleihen zu k nnen. Mein Vorschlag nÅ r eine Theorie des Erzählens kom F iniert drei voneinander a F hängige und ineinander verschränkte narrative Dimensionen U Ich m chte einen k r erlichen V einen kognitiv-emotionalen und einen sozial-kulturellen Ansatz zur - ntersuchung des Erzählens kom F inieren und da F ei einen F esonderen + chwer unkt au n e F enserzählungen legen. Es geht mir darum V die k r erha n te Er n ahrung die hänomenologische + ichtweise V kognitive Ps Ë chologie einschlie v lich der Beiträge aus der emotionalen und sozialen Neurowissenscha n t sowie soziale und kulturelle Konstruktionen zwischen den Teilnehmenden inter ersonaler Interaktionen mitein- ander zu verkn Ån en. Ich m chte K r er V Geist und Geschichten in der Interaktion zusammen F ringen. - nd ich m chte diesen Pers ektiven durch den okus au n e- F enserzählungen eine zeitliche und historische Dimension verleihen Ich F etrachte Erzählungen als s Ë m F olische Ausdrucks n orm V und narrative Kom etenz als etwas V das nach und nach während der Kindheit im kulturellen Raum der inter ersonalen Interaktion erwor F en wird und das somit von den vorhandenen kulturellen Interakti- ons n ormen und der Entwicklung von + rache und Gedächtnis a F hängt. Zwar sind die kulturellen Interaktions n ormen ÅF erall unterschiedlich V a F er es e Ê istiert keine Kultur V die nicht ausgie F ig von Erzählungen Ge F rauch macht. Des Weiteren F ehau te ich V dass erzählte e F ensgeschichten ge rägt sind durch Gedächtniss uren unserer h Ë - sischen Reise von einem rt zum anderen in einer sozialen und kulturellen - mwelt. Der Weg V den wir in Zeit und Raum zur Å cklegen V ist nÅ r
eden Menschen anders. Au n grund der neuronalen Plastizität ist wahrscheinlich auch die Gehirnstruktur F ei
edem Menschen einzigartig und a F hängig von den Interaktionen V die wir im au n e des e F ens er n ahren. Gleichzeitig sind wir immer schon in einem sozialen Netz aus Intersu F
ektivität und Interde endenz verstrickt V das unsere Er n ahrungen und Emo- tionen strukturiert. - nsere Individualität gr Å ndet sich au n ers nliche Beziehungen und ist untrenn F ar mit ihnen verkn Ån t. Wir e Ê istieren nur durch andere Menschen · wir sind nicht aus uns sel F st heraus ge F oren. Wir nehmen das e F en als eine Kom F ination von Veränderung und Beständigkeit wahr. In der Interaktion mit der - mwelt kommen neue Dinge zum Vorschein V Dinge verschwinden und tauchen wieder au n· wir erkennen Gleiches V hnliches und Ver- schiedenes V und zwar sowohl in uns sel F st wie auch in der - mge F ung V der wir F egeg- nen V mit der wir interagieren V und au n die wir reagieren. Wir F e o nden uns in einem | 11 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Zustand des Werdens V in einem kontinuierlichen Prozess V F ei dem wir versuchen V allem V was geschieht V + inn und Bedeutung zu ge F en. Der vorrangige Weg V um dies zu erreichen V ist nÅ r den Menschen das Erzählen und Austauschen von Geschichten. Ins iriert von den Philoso hen Paul Ricoeur 1992 V 2004 V alvin + chrag 1997 und harles Ta Ë lor 1989 versuche ich eine Position einzunehmen V die dem Rela- tivismus und dem - niversalismus gleicherma v en kritisch gegen ÅF ersteht. Au n grund der hohen Bedeutung V die ich der Interaktion mit der - mwelt F eimesse V lehne ich eine + u F
ekt- F
ekt-Dichotomie strikt a F . Ich nehme mir allerdings die reiheit V mich von Wissenscha n tlern mit anderen 0F erzeugungen ins irieren zu lassen und diese in meine Anal Ë sen einzu F eziehen V sel F st wenn ich ihre Au nn assungen nicht vollständig teile V wie im alle der sozialen Konstruktivisten V die das Individuum als soziale Kons truktion F egrei n en. In Ka itel 1 « Zeit und andlung ¬ F enenne ich die grundlegenden Merkmale des Erzählens · An n änge und Enden V Dauer und Zeitlichkeit. Ich F eschrei F e eine Er- zählung als eine umgrenzte tem orale + e § uenz und untersuche den Erzählzeitraum aus der Pers ektive der Erkenntnis und der Er n ahrung. Da F ei F eziehe ich mich hau t- sächlich au n ako nn und ohnson V Wheeler V + tuss und Tulving V Aristoteles V Augus- tinus V Kermode und Ricoeur. Ich F ehau te V dass die Art und Weise V wie wir den Erzählzeitraum konze tualisieren und er n ahren V au n h Ë sischer Bewegung im Raum F asiert. Auch unsere mentale ähigkeit als Menschen V die unmittel F are Gegenwart auszudehnen und zu transzendieren V uns vorwärts und r Å ckwärts in der Zeit zu F ewe- gen V ist eng mit dem Wesen des Erzählens ver F unden. Wir F rauchen und ge F rauchen Erzählungen V um dem V was geschieht V einen + inn zu ge F en V und um die Bedeutung einer zeitlichen A Fn olge von Ereignissen auszuhandeln. Ereignisse linear anzuordnen reicht selten aus V um dem Geschehenen einen + inn zu ge F en. Die a F elkom osition oder narrative Modellierung (emplotment) ist ein zentrales Merkmal des Erzählens V um eine solche + innkonstruktion zu erreichen und ÅF er die ein n ache Au q istung oder A Fn olge von Ereignissen hinauszugehen. Die narrative + innkonstruktion ist situa- tionsge F unden und vorläu o g · deshal F stellt die Kon o guration von Bedeutung eine Inter retation der E Ê istenz dar V einen narrativen Kausalzusammenhang V der einzig- artig ist und sich nur ÅF er Analogien au n zuk Å n n tige + ituationen ÅF ertragen lässt. Im letzten A F schnitt des Ka itels wird kurz die F esondere Eigenscha n t der erzählten e F ensgeschichte als einer Kon o guration unserer Er n ahrungen der Teilha F e und Ein- F indung in unterschiedliche Gemeinscha n ten diskutiert. Wir sind nicht nur in der age V die Gegenwart zu ÅF erschreiten V uns an Geschehe- nes zu erinnern V uns vorzustellen V was in Zukun n t geschehen wird V und dar ÅF er eine Geschichte zu erzählen V sondern wir sind auch in der age V uns ÅF er Geschichten mit den Er n ahrungen anderer Menschen zu identi o zieren. In Ka itel 2 gehe ich darau n ein V wie uns Erzählungen einen Zugang zu stellvertretenden Er n ahrungen in orm von Mimesis erm glichen k nnen. Erzählungen stehen nÅ r Interaktionen und Emo- tionen. Ich vertrete die Au nn assung V dass die soziale und emotionale Neurowissen- scha n t zu unserem Verständnis davon V wie dies m glich ist V F eitragen kann V und ich diskutiere Theorien des + iegelneuronens Ë stems unter Bezugnahme au n Rizzolatti V | 12 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Einleitung raighero V Gallese V ohnson und arr. Diesen Theorien zu n olge wird stellvertretende Er n ahrung ÅF er die + imulation von andlungen und Emotionen vermittelt V denen wir F eiwohnen V die wir uns vorstellen V oder denen wir zuh ren. - nsere Intersu F
ekti- vität und geteilten Ge nÅ hle sind wahrscheinlich in rämotorischen Re räsentationen von andlungen F egr Å ndet. Au v erdem gehe ich au n die Theorie des sozialen Gehirns ozolino und der « sozialen +Ë na se ¬ ein V wo F ei ich den + chwer unkt darau n lege V was zwischen den Menschen assiert und wie diese Interaktion und Interde endenz unser Gehirn rägen. Die Theorie der + iegelneuronen und des sozialen Gehirns ver F inden den K r er V den Geist und die Geschichten V da Erzählungen von stellver- tretender Er n ahrung kulturelle Weiterga F e ÅF er Zeit und Raum hinweg erm glichen. Des Weiteren hat die Theorie der + iegelneuronen Im likationen im in F lick au n die Methodologie narrativer Interviews V die s äter in Ka itel 8 diskutiert werden. Das Erzählen von Geschichten ist zugleich eine Praktik und ein er n ormativer Akt. Dieser As ekt steht im Mittel unkt von Ka itel 3. Zu Beginn des Ka itels un- tersuche ich in Anlehnung an Bruner V Nair sowie chs und a s die narrativen Di- mensionen von Ges rächssituationen. Anschlie v end diskutiere ich die Voraussetzun- gen von Erzählstimme und Erzähl F arkeit. Wer dar n wem welche Art von Geschichte erzählen ̈ Wer dar n zuh ren ̈ - nd wann und wo ist die richtige + ituation ̈ Welche Version ist akze ta F el V und unter welchen - mständen gilt eine Erzählung als lau- si F el ̈ Machtverhältnisse V kulturelle Konventionen V sekundäre Ziele und Intentionen sowie die rage der Verlässlichkeit s ielen hier eine Rolle. Die narrative Pra Ê is o ndet in einem kulturellen Raum zwischen Erzähler und Zuhörer statt. Doch nicht alle Interaktionsräume sind gleicherma v en em n änglich nÅ r Erzählungen oder F ieten das gleiche Ma v an Au n merksamkeit. Aus einer Erzählung kann statt geteilter Er n ahrung auch rhetorische Recht n ertigung werden. Während sich die ersten drei Ka itel mit Eigenscha n ten und Dimensionen des Er- zählens F eschä n tigen V nehme ich in den darau n n olgenden Ka iteln eine Entwicklungs- ers ektive ein V indem ich den Blick au n den Erwer F narrativer Kom etenz richte. Die ersten F eiden F ehandeln wichtige kognitive und soziale Entwicklungen als Grundlage und Nähr F oden nÅ r narrative ähigkeiten. In Ka itel 4 « Kör er V Gehirn und Er n ah- rung ¬ diskutiere ich Bewusstsein V Emotionen und die Entwicklung des erweiterten auto F iogra o schen + el F st in Anlehnung an Dam 9 sios Theorie des Bewusstseins V die unsere Begegnungen und Interaktionen mit der - mwelt zum Ausgangs unkt nimmt. Ich F eziehe mich au n neuro s Ë chologische Beiträge zur kognitiven Entwicklung V und zwar hau tsächlich au n Grundlage der Ar F eiten von + iegel und ozolino V die F eto- nen V wie sehr die Entwicklung unseres Gehirns vom harakter sozialer Interaktionen und Beziehungen a F hängt. Die Re räsentation von Ereignissen wird unter Bezug- nahme au n Katherine Nelson F ehandelt. Au v erdem F eziehe ich mich au n die Beiträge von Trevarthen V + chore und Tomasello zur entscheidenden Bedeutung der Kommu- nikationen zwischen Eltern und Kleinkindern. In meiner Argumentation F etone ich die Wichtigkeit von räver F aler und nonver F aler Kommunikation V von « hatischer ¬ Koo eration sowie des - m n elds V in dem Kinder au n wachsen. | 13 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Ka itel 5 F e n asst sich mit dem Gedächtnis. hne die Erinnerung an unsere Er n ahrun- gen können wir nichts von unserem e F en erzählen. In diesem Ka itel gehe ich die verschiedenen ormen des Gedächtnisses durch V d.h. im lizite und e Ê lizite ormen des Gedächtnisses und wie sie zusammenar F eiten. Da F ei kn Ån e ich hau tsächlich an Ar F eiten von Tulving V Milner V +§ uire V Kandel und + iegel an. Ich F ehau te V dass das auto F iogra o sche Gedächtnis eine narrative + truktur F esitzt. Anschlie v end widme ich mich dem Akt des Erinnerns und dem Akt des Vergessens V und ich erkläre V wie unser Gedächtnis durch die Gegenwart F eein q usst wird. In Ka itel 6 geht es um die n r Å hen Interaktionen zwischen Kleinkindern und ihren erwachsenen Bezugs ersonen V die den Erwer F narrativer ähigkeiten in einem + tadium des kulturellen 0F ergangs unterst Å tzen U die Entwicklung der +Ë m F olisie- rung V die Ausweitung der Au n merksamkeit ÅF er die Gegenwart hinaus V der F einahe magische Eintritt in die kulturelle Kommunikation V verschiedene ormen des me- mory talk sowie die Verwendung o ktionaler Erzählungen. Ich F etone den Ein q uss des kulturellen - m n elds au n die Entwicklung von Gedächtnis und Erzählen. Beis iele nÅ r Neugestaltungen und Nacherzählungen werden im letzten A F schnitt des Ka itels au n ge nÅ hrt. In diesem Ka itel F eziehe ich mich unter anderem au n Winnicott V Auk- rust V Wol nV ivush V Reese V Nelson und Miller. Ka itel 7 F eschä n tigt sich mit narrativer Kom etenz und ihren Auswirkungen. Als Resultat lang
ähriger angewandter F iogra o scher Erzähl n orschung in Kom F ina- tion mit theoretischen 0F erlegungen hau tsächlich ins iriert von + iegel und Bruner stelle ich eine iste mit 16 Merkmalen narrativer Kom etenz vor. Ich gehe die Merk- male und unktionen einzeln durch und schlage vor V das Erzählen zu einem n esten Bestandteil der ehr läne an + chulen und vorschulischen Einrichtungen zu machen V um den Kindern mehr Möglichkeiten zu ge F en V + innzusammenhänge herzustellen V ihre Emotionen zu regulieren und ihre Er n ahrungen zu integrieren. Vielschichtige narrative Praktiken n ördern zudem die Toleranz gegen ÅF er - nterschieden V re q e Ê ive und anal Ë tische ähigkeiten sowie den Au nF au von Gemeinscha n ten. Au v erdem hel- n en sie Menschen da F ei V sich zwischen rdnung und haos in einer sich wandelnden Welt zurechtzu o nden. Im nächsten + chritt gehe ich au n einige narrative Praktiken im Bildungs F ereich ein und F etone die gro v e Bedeutung des narrativen - m n elds in Wohnungen V äusern und Institutionen V in denen Kinder au n wachsen. Am Ende des Ka itels s reche ich ÅF er den Zusammen F ruch narrativer Kom etenz in n olge trau- matischer Erle F nisse oder einschneidender Veränderungen V die häu o g zum Verlust der ähigkeit nÅ hren V eine kohärente e F ensgeschichte zu erzählen. Auch hier ist ein em athisches - m n eld von entscheidender Bedeutung nÅ r die narrative Integration. Vom Erwer F narrativer Kom etenz wende ich mich dann der Anwendung von Erzählungen in der Biogra o e n orschung zu. Die n olgenden F eiden Ka itel mit ihrem okus au n methodologischen ragestellungen sind in dieser insicht zentral. Nach einem kurzen 0F er F lick ÅF er die angewandte orschung erläutere ich in Ka itel 8 die von mir entwickelte Methode zur Erhe F ung von narrativen Interviews im Ein- klang mit den theoretischen 0F erlegungen aus den vorherigen Ka iteln. Bei meiner Methode werden die e F ensgeschichten vom Interviewer Wort nÅ r Wort handschri n t- | 14 | Horsdal, M. (2012): Leben erzählen – Leben verstehen. Dimensionen der Biografieforschung und Narrativer Interviews für die Erwachsenenbildung. DOI 10.3278/14/1119w Einleitung lich notiert V während sie erzählt werden. Der Interviewer n olgt also dem Weg der erzählenden Person durch die stellvertretende Er n ahrung V um nachzuzeichnen V wie diese Person einen + innzusammenhang nÅ r ihr e F en herstellt. Die Kon o guration der Narration wird während des Erzählens der e F ensgeschichte nicht durch ragen unter F rochen. Die Theorie vom + iegelneuronens Ë stem und der sozialen +Ë na se lie n ert eine Erklärung nÅ r das V was F ei dem Interview vor sich geht U Der I