Einkommens- umverteilungen in der gesetzlichen Krankenversicherung F I N A N Z W I S S E N S C H A F T L I C H E S C H R I F T E N Günter Ott Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bestehen so vielfältige Umverteilungswirkungen wie sonst bei keinem anderen System unserer sozialen Sicherung. Ihre Größenordnungen sind allerdings weitgehend unbekannt. Diese zu quantifizieren ist das Hauptziel der vorliegenden Arbeit. Darüber hinaus wird untersucht, inwieweit die GKV von ihrer verteilungspolitischen Konzeption her überhaupt in der Lage ist, konsistente Umverteilungsprozesse zu vollziehen. Hiervon ausgehend werden abschließend Möglichkeiten der Reform geprüft. Günter Ott wurde 1946 in Neumünster geboren. Nach Volksschulabschluß Banklehre; anschließend neben der Berufstätigkeit Abitur am Abendgymnasium. Danach Studium der Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität Kiel; Diplom-Prüfung im Sommersemester 1976. Seit 1977 Wissenschaftlicher Angestellter und nach der Promotion 1981 Hochschulassistent am Institut für Finanzwissenschaft der Universität Kiel. F I N A N Z W I S S E N S C H A F T L I C H E S C H R I F T E N Günter Ott Einkommensumverteilungen in der gesetzlichen Krankenversicherung Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access Einkommensumwrteilungen in der gesetzlichen Krankenversicherung Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access FINANZWISSENSCHAFTLICHE SCHRIFTEN Herausgegeben von den Professoren Albers, Krause-Junk. Littmann, Oberhauser. Pohmer, Schmidt Band16 ~ Verlag Peter Lang FRANKFURT AM MAIN· BERN Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access Günterütt Einkommensumverteilungen in der gesetzlichen Krankenversicherung Eine quantitative Analyse ~ Verlag Peter Lang FRANKFURT AM MAIN· BERN Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access Open Access: The online version of this publication is published on www.peterlang.com and www.econstor.eu under the interna- tional Creative Commons License CC-BY 4.0. Learn more on how you can use and share this work: http://creativecommons. org/licenses/by/4.0. This book is available Open Access thanks to the kind support of ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. ISBN 978-3-631-75218-0 (eBook) CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Ott, Günter: Einkommensumverteilungen in der gesetzlichen Krankenversicherung : e. quantitative Analyse/ Günter Ott. - Frankfurt am Main ; Bern : Lang, 1981. (Finanzwissenschaftliche Schriften; Bd. 16) ISBN 3-8204-6959-1 NE: GT Q) 1 SBN 3-8204-6959-1 © Verlag Peter Lang GmbH, Frankfurt am Main 1981 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, in allen Formen wie Mikrofilm, Xerographie, Mikrofiche, Mikrocard, Offset verboten. Druck und Bindung: fotokop wilhelm weihert KG, darmstadt Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde als Dissertation am Institut für Finanzwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität Kiel angefertigt. Sie behandelt einen Teilbereich der Ver- teilungswirkungen des sozialen Sicherungssystems in der Bundesrepublik Deutschland. Bei der Diskussion um diese Wirkungen stellt sich zumeist heraus, daß die Umvertei- lungsprozesse in ihrem quantitativen Ausmaß weitgehend un- bekannt sind, obwohl eine größenrnäßige Analyse dieser zu- sammenhänge Grundlage jeder sachbezogenen Auseinanderset- zung sein muß. Für die gesetzliche Krankenversicherung stellt die vorliegende Arbeit nun den Versuch dar, diese Lücke zu schließen. An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. Willi Albers bedanken, der den Anstoß zu dieser Arbeit gab und sie mit vielfältigen Anregungen und Hinweisen betreut hat. Daneben gilt mein Dank Herrn Prof. Dr. Rolf Peffekoven für wertvolle Verbesserungsvorschläge bei der kritischen Durch- sicht des Manuskripts. Kiel, im Juni 1981 Günter Ott Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 5 Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen Verzeichnis der Abkürzungen und Symbole 1. Problemdarstellung und Uberblick 2. Struktur der gesetzlichen Krankenversicherung 2.1. Historische Entwicklung 2.2. Die gesetzliche Krankenversicherung in der Bundesrepublik Deutschland 2.2.1. Organisationsformen 2.2.2. Versicherter Personenkreis 2.2.3. Leistungen 2.2.4. Finanzierung 3. Dimensionen und Messung der Umverteilungswirkungen 3.1. Umverteilungen zwischen Versicherten und Dritten 3.2. Umverteilungen zwischen den Versicherten 3.3. Umverteilungen unter dem Meßaspekt 4. Analyse zeitpunktbezogener Umverteilungswirkungen 4.1. Krankheitskostenrisiko 4.1.1. Alter und Geschlecht der Versicherten 4.1.1.1. Sachleistungen 4.1.1.2. Geldleistungen 4.1.1.3. Verwaltungsleistungen 4.1.2. Anzahl der mitversicherten Familienangehörigen 4.1.3. Höhe des Einkommens 8 14 15 20 21 27 28 35 43 50 64 65 73 77 80 80 81 81 100 11 5 11 5 124 Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 6 4.2. Beiträge 135 4.2.1. Struktur der Beitragssätze 135 4.2.2. Ursachen der Beitragssatz- 138 unterschiede 4.2.3. Beitragsbelastungen bei unter- 147 schiedlicher Höhe und Zusammen- setzung des Einkommens 4.3. Umverteilungswirkungen 148 4.3.1. Alters- und familienspezifische 150 Umverteilungen 4.3.2. Einkommensspezifische 159 Umverteilungen 4.3.3. Beitragssatzspezifische 169 Umverteilungen 4.3.4. Gesamtgesellschaftliche 171 Umverteilungen 5. Größenordnungen lebenszeitbezogener 174 Umverteilungswirkungen 5.1. Familienspezifische Umverteilungen 176 5.2. Einkornmensspezifische Umverteilungen 180 5.3. Beitragssatzspezifische Umverteilungen 181 6. Analyse der verteilungspolitischen Konzeption 183 der gesetzlichen Krankenversicherung 6.1. Beteiligungen Dritter 184 6.2. Vertikale Einkommensumverteilungen 185 6.3. Horizontale Einkommensumverteilungen 189 6.4. Umverteilungen zugunsten der 193 Rentnerkrankenversicherung 6.5. Beitragssatzunterschiede im 195 gegliederten System Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 7 7. Würdigung der bestehenden Umverteilungs- 198 wirkungen und Möglichkeiten der Reform 7 .1. Belastungswirkungen im Rahmen 198 des sozialen Ausgleichs 7.2. Familienlastenausgleich 202 7.3. Rentnerkrankenversicherung 209 7.4. Beitragstarif und Einkommensgrenzen 215 7.5. Beitragssatzunterschiede 223 8. Zusammenfassung der Ergebnisse 229 Literaturverzeichnis 235 Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 8 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen Tabelle 1: Entwicklung der GKV 1885 - 1938 (ausgewählte Jahre) Tabelle 2: Kassen der GKV und ihre Mitglieder 1949 - 1979 (ausgewählte Jahre) Tabelle 3: Versicherte der GKV nach Versicherten- status 1949 - 1979 (ausgewählte Jahre) Tabelle 4: Mitglieder der GKV nach Beteiligung am Erwerbsleben und Stellung im Beruf 1966 - 1976 (ausgewählte Jahre) Tabelle 5: Beitragssätze, Beitragsbemessungs- grenzen, Grundlöhne und Arbeitsentgelt 1949 - 1979 (ausgewählte Jahre) 22 33 40 44 55 Tabelle 6: Leistungsausgaben der GKV (1970, 1973, 81 1976) Tabelle 7: Versicherte der GKV nach Altersgruppen 82 und Geschlecht (1970, 1973, 1976) Tabelle 8: Kranke und unfallverletzte Personen 84 nach Altersgruppen und Geschlecht (1970, 1974, 1976) Tabelle 9: PKV-Durchschnittsprofile der Rechnungs- 87 beträge nach Leistungsarten (1970, 1973, 1976) Tabelle 10: Relationen der Pro-Kopf-Rechnungs- beträge in der Normierungsalters- gruppe (1970, 1973, 1976) 88 Tabelle 11: zusammengefaßte PKV-Durchschnittsprofile 89 (1970, 1973, 1976) Tabelle 12: Kranke und unfallverletzte Frauen nach 91 Altersgruppen, Beteiligung am Erwerbs- leben und Familienstand (1974) Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 9 Tabelle 13: Kranke und unfallverletzte Männer nach 92 Altersgruppen und Beteiligung am Erwerbsleben (1974) Tabelle 14: Versicherte der GKV und PKV nach Be- teiligung am Erwerbsleben und Stellung im Beruf (1974) Tabelle 15: Kranke Erwerbstätige nach Alters- gruppen und Stellung im Beruf (1974) Tabelle 16: Durchschnittliche Sachleistungen je Versicherten der GKV nach Alters- gruppen und Geschlecht (1970, 1973, 1976) Tabelle 17: Krankengeldberechtigte Mitglieder der GKV nach Altersgruppen und Geschlecht (1970, 1973, 1976) 96 98 99 101 Tabelle 18: Krankengeldberechtigte Mitglieder der 102 GKV nach Anspruchsvoraussetzungen (1970, 1973, 1976) Tabelle 19: Krankengeldtage je Mitglied der Orts- krankenkassen nach Anspruchsvoraus- setzungen (1970, 1973, 1976) Tabelle 20: PKV-Durchschnittsprofile des Kranken- tagegeldtarifs mit einer Leistung von der 7. bis zur 104. Krankheitswoche (Durchschnitt der Jahre 1970, 1973, 1976) Tabelle 21: PKV-Durchschnittsprofile des Kranken- tagegeldtarifs für Arbeitnehmermitei- ner Leistungsperiode von der 7. bis zur 104. Woche der Arbeitsunfähigkeit (Durchschnitt der Jahre 1967 bis 1969) 103 105 107 Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 10 Tabelle 22: Durchschnittliche beitragspflichtige Bruttojahreseinkommen aus unselbstän- diger Arbeit der bei der GKV pflicht- und freiwillig versicherten Arbeiter, Angestellten und Lehrlinge (1970, 1973, 1976) 109 Tabelle 23: Durchschnittliche Krankengeldleistun- 110 gen je krankengeldberechtigtes Mitglied der GKV nach Altersgruppen und Ge- schlecht (1970, 1973, 1976) Tabelle 24: Geburtenhäufigkeiten nach dem Alter der Mütter (1970, 1973, 1976) Tabelle 25: Durchschnittliche Barleistungen im Rahmen der Mutterschaftshilfe je weib- liches Mitglied der GKV nach Alters- gruppen (1970, 1973, 1976) 112 113 Tabelle 26: Sterbeziffern nach Altersgruppen und 114 Geschlecht (1970, 1973, 1976) Tabelle 27: Durchschnittliche Sterbegeldleistungen 115 je Mitglied der GKV nach Altersgruppen und Geschlecht (1970, 1973, 1976) Tabelle 28: Versicherte der GKV nach Altersgruppen 117 und Familienstand (Approximative Be- rechnungen nach den Erhebungen des Mikrozensus 1975) Tabelle 29: Durchschnittliche Sachleistungen im 118 Rahmen der Mutterschaftshilfe je weib- lichen Versicherten der GKV nach Altersgruppen (1970, 1973, 1976) Tabelle 30: Durchschnittliche Leistungen je Kind-im 120 Rahmen der Mutterschaftshilfe nach Al- tersgruppen der Mütter (1970, 1973, 1976) Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 11 Tabelle 31: Durchschnittliche alters- und familien- 122 spezifische Leistungsausgaben der GKV Tabelle 32: Variation der alters- und familien- spezifischen Geldleistungen in v.H. einer absoluten Veränderung des bei- tragspflichtigen Einkommens (1970, 1973, 1976) Tabelle 33: Korrelationskoeffizienten zwischen Grundlohn und Leistungsausgaben je Mitglied der AKV (1973) Tabelle 34: Nutzung realer Gesundheitsleistungen in Abhängigkeit vom Haushaltsnettoein- kommen (1976) Tabelle 35: Nutzung realer Gesundheitsleistungen in Abhängigkeit vom Haushaltsnettoein- kommen und vom Alter (1976) 125 129 132 133 Tabelle 36: Streuung der Beitragssätze (1970, 1973, 136 1976) Tabelle 37: Mitglieder der GKV nach Beitragssatz- 137 klassen und Kassenarten (1970, 1973, 1976) Tabelle 38: Struktur der Allgemeinversicherten und Beitragssätze nach Kassenarten ( 1975) Tabelle 39: Belastungen der Allgemeinversicherten durch die KVdR nach Kassenarten - Ver- gleich des 1. und 2. Halbjahres 1977 - 140 143 Tabelle 40: Absolute alters- und familienspezifische 151 Einkommensumverteilungen (1970, 1973, 1976) Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 12 Tabelle 41: Alters- und familienspezifische Ein- kommensumverteilungen in v.H. des bei- tragspflichtigen Einkommens (1970, 1973, 1976) Tabelle 42: Schichtung der lohnsteuerpflichtigen Einkommen (1971 und 1974) Tabelle 43: Einkommens- und familienspezifische Einkommensumverteilungen (1976) Tabelle 44: Einkommens-, alters- und familienspe- zifische Einkommensumverteilungen (1976) Tabelle 45: Einkommensumverteilungen bei unter- schiedlicher Zusammensetzung des Familieneinkommens (1976) Tabelle 46: Gesamtgesellschaftliche einkommens- familienspezifische und alters-fa- milienspezifische Einkommensumver- teilungen (1976) 152 161 163 165 168 172 Tabelle 47: Lebenszeitbezogene Familienstrukturen 177 Tabelle 48: Lebenszeitbezogene Einkommensumver- 179 teilungen in v.H. des Bruttoeinkommens nach Entwicklung des Familienstandes und der Familiengröße (Querschnitts- werte auf der Basis der Jahre 1970 und 1976) Tabelle 49: Nettowirkungen der beitragsfreien Mit- 191 versicherung der Familienangehörigen (1976) Tabelle 50: Einkommensumverteilungen in der GKV und im Rahmen der Kindergeldleistungen (1976) 200 Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 13 Abbildung 1: Leistungsausgaben je Mitglied der AKV und KVdR und durchschnittliche Bruttolohn- und Gehaltssumme (1949 - 1979) Abbildung 2: Durchschnitts- und Grenzbeitrags- belastung in Abhängigkeit von der Einkommenshöhe 47 147 Abbildung 3: Beiträge in Abhängigkeit von der Höhe 149 und Zusammensetzung des Familienein- kommens Abbildung 4: Einkommenspezifische Umverteilungen bei ausgewählten Familientypen der Altersgruppen 35 bis unter 45 Jahren ( 1976) Abbildung 5: Lebenszeitbezogene Einkommensumver- teilungen in Abhängigkeit von der Höhe des Einkommensniveaus (Querschnitts- werte auf der Basis der Jahre 1970 und 1976) 166 182 Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 14 Verzeichnis der Abkürzungen und Symbole AKV BKK BKN EAN EAR EVS GKV GRV IKK KHG KVdR KVLG KVKG LKK OKK PKV RVO SKK 0 / Allgemeine Krankenversicherung Betriebskrankenkasse(n) Bundesknappschaft Ersatzkasse(n) für Angestellte Ersatzkasse(n) für Arbeiter Einkommens- und Verbrauchsstichprobe Gesetzliche Krankenversicherung Gesetzliche Rentenversicherung Innungskrankenkasse(n) Krankenhausfinanzierungsgesetz Krankenversicherung der Rentner Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte Krankenversicherungs-Kostendämpfungsgesetz Landwirtschaftliche Krankenkasse(n) bzw. Landkrankenkasse(n) Ortskrankenkasse(n) Private Krankenversicherung Reichsversicherungsordnung Seekrankenkasse Nachweis bzw. Ergebnis nicht sinnvoll weniger als die Hälfte der kleinsten Einheit, die in der Tabelle dargestellt wird kein Nachweis, da das Ergebnis nicht ausreichend genau ist kein Nachweis vorhanden Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 15 1. Problemdarstellung und Uberblick Die Hauptaufgabe der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) besteht darin, ein unzumutbares Absinken des Lebensniveaus der Bevölkerung durch zusätzliche Belastungen in Form von Krankheitskosten und/oder Einkommensausfall zu verhindern. Gegenwärtig sind hierdurch etwa 93 v.H. der Bevölkerung ge- schützt: teils als Pflichtmitglieder, als freiwillige Mit- glieder oder als mitversicherte Familienangehörige. Der Versicherungscharakter dieses Systems wird jedoch durchbrochen, indem nicht auf eine risikoäquivalente und da- mit verteilungsneutrale Finanzierung der Krankheitskosten abgestellt wird, sondern bei der Staffelung von Beiträgen und Leistungen sozialpolitische Gesichtspunkte maßgebend sind: Die Beiträge werden von den erwerbstätigen Mitglie- dern nach dem Individualprinzip proportional zu ihrem Ein- kommen erhoben und sollen damit der individuellen Leistungs- fähigkeit Rechnung tragen. Für die Rentner leisten die zu- ständigen Rentenversicherungsträger pauschale und von vorn- herein nicht kostendeckende Beitragszahlungen. Auf der Leistungsseite hängt die Inanspruchnahme vom individuellen Krankheitsrisiko ab, das je nach Geschlecht, Alter oder anderen persönlichen Risikomerkmalen unterschiedlich ist. Hinzu kommt, daß die Leistungen nach dem Familienprinzip gewährt werden, d.h. sämtliche Familienangehörige sind ohne eigene Beitragsleistungen mitversichert. Das ganze vollzieht sich in einem gegliederten System selbständiger Kassen, die den Risikoausgleich jeweils innerhalb ihres Versichertenkreises herbeizuführen haben. Damit ergeben sich für den einzelnen Versicherten - bei weitgehend ein- heitlichem Leistungsniveau - je nach Zugehörigkeit zur einen oder anderen Solidargemeinschaft unterschiedlich hohe Beitragsbelastungen. Diese - hier in ihren Umrissen Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access 16 skizzierte - Konzeption der GKV löst so vielfältige Umver- teilungswirkungen aus wie sie sonst bei kaum einer anderen Institution der sozialen Sicherung gegeben sind. 1 Während die Richtungen der Umverteilungsprozesse weitgehend bekannt sind, besteht über ihr Ausmaß nur wenig Klarheit. Gerade die Größenverhältnisse aber sind für die Einordnung der sozialen Institution GKV in ein Gesamtsystem des so- zialen Ausgleichs von Bedeutung. Diese Frage stellt sich mit dem außerordentlich starken Anstieg des GKV-Volumens im Zusammenhang mit der sog. Kostenexplosion im Gesundheits- wesen um so dringlicher, als hiermit einhergehend sowohl eine entsprechende Zunahme des Umverteilungsvolumens als auch eine Verschärfung der Verteilungswirkungen vermutet werden kann. Die Umverteilungswirkungen wurden bzw. werden von einer Reihe von Autoren für nicht quantifizierbar gehalten, da in der GKV die personale Ausgabenstruktur nicht erfaßt wird und deshalb eine risikogemäße Zuordnung der Leistungsausga- ben auf die Versicherten nicht möglich ist. 2 Dies bezieht sich vor allem auf die zeitpunktbezogenen Wirkungen, während man unter dem lebenszeitbezogenen Aspekt grundsätzlich da- von ausgeht, daß die meisten interpersonellen Umverteilungs- prozesse der kurzen Periode bei einer Betrachtung über das Lebensintegral zu intertemporalen Einkommensumschichtungen werden. 1 vgl. w. Albers, Transferzahlungen an Haushalte, in: Hand- buch der Finanzwissenschaft, 3. Aufl., Bd. I, Tübingen 1977, s. 861 ff., hier: s. 921. 2 vgl. etwa Ph. Herder-Dorneich, sozialökonomischer Grund- riß der Gesetzlichen Krankenversicherung, Köln 1965 (im folgenden zitiert als "Ph. Herder-Dorneich, Sozialökono- mischer Grundriß ... "), S. 86 f.; H. Töns, Die Versiche- rungsgrenzen in der Krankenversicherung, Zur Versicherungs- pflicht- sowie zur Leistungs- und Beitragsbemessungsgren- ze in der gesetzlichen Krankenversicherung, in: Die Orts- krankenkasse, 55. Jg. (1973), s. 785 ff., hier: S. 835. Günter Ott - 978-3-631-75218-0 Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 06:57:41AM via free access