D E K O R A T I O N u n d R E K L A M E 39. Jahrgang / Haff 11 Ausgabe A November 1937 D. und R.-Verlag: Wien, VI., Linke Wienzeile 48 U n s e r e P o s t s c h e c k - N u m m e r n Wien, VI. Linke Wienzeile 48 — Telephon A-32-0-84 1937 verschiedene 3 A U S G A B E N D. und R. A u s g a b e A enthält viele leicht durchführ bare Geschäftsvorschläge und Verkaufsideen. Außerdem wirksame Schaufenster - Vorlagen für Stoffe aller Art, Konfektion für Herren und Damen, WXsche für Herren und Damen, Modewaren für Herren und Damen, Strümpfe und Hüte, Schuhe D. und R. A u s g a b e B enthält viele leicht durchführ bare Geschäftsvorschläge und Verkaufsideen. Außerdem wirksame Schaufenster - Vorlagen für Lebensmittel, Delikatessen, Haushaltungsartikel, Drogen, Parfümeriewaren, Photoartikel, Haus- und Küchengeräte, Glas- und Porzellan-, Stahl- und Eisenwaren usw. Ohne Schaufenster-Vorlagen; ABC des Kaufmanns (Textausgabe der D. und R.) Diese Ausgabe enthält alle guten Ratschläge, alle Vorschläge, Verkaufswinke usw. wie die Ausgaben A und B, jedoch keine Schaufenster-Vorlagen. ABC-Verlag, Wien, VI. D. und R.-Verlag, Wien, VI. Pünktlich je d e n 1. im Monat bringt Ihr B r ie f tr ä g e r ein neues inhaltsreiches Heft. Wertvolle Verkaufshilfen und Winke, Schaufensterbilder und Dekorationsanregungen, neue Ideen für die Kundenwerbung, praktische Anregungen für die Geschäftsführung, Humor, Unterhaltung, Tips, alles in überreicher Fülle bieten wir Ihnen für eine mäßige Jahresgebühr. Bitte, zahlen Sie, wenn der Erlagschein dem Heft beiliegt, die mäßige Jahresbezugsgebühr, Sie er halten dann außerdem k o sten lo se B eigaben nach Ihrer Wahl, sofort nach Eingang des Betrages. Pünktliche Zahlung sichert auch weiterhin pünkt liche Lieferung. uerfreude schafft, so n d e rn auch Erfolge bringt. S c h e n k e n Sie Ih re n kan n ten o d e r Ih re n A ng estellten ein Ja h re sa b o n n em e n t d ieser Ih n e n im m er N u tz e n bringt. n u r eine K arte, geb en S ie die A d re sse d e r zu B esch en k en d en (er Jahresbezugspreis b e z ah lt ist - d a n n liegt n ich t n u r m it einer ien das erste reichhaltige H e ft auf dem W eih n ach tstisch , so n d e rn ertvolle B eigaben, die S ie aus dem S o n d e rp ro sp e k t selbst aus- ganze Jahr h in d u rch , e rin n e rn Sie d a n n d e n B eschenkten an abe. g u n d Lebensf re ude, sch en k en S ie ein A b o n n e m e n t auf die „D . u n d R.“ D É C O R A T I O N ET P U B L IC IT É D I S P L A Y A N D ADVERTISEMENT D E C O R A Z I O N E E P U B B L I C I T À D A S B L A T T F Ü R G E S C H Ä F T S P R A X I S , V E R K A U F . K U N D E N - W E R B U N G U N D S C H A U F E N S T E R - D E K O R A T I O N Verkaufs-Journal Dekoration und Reklame: Dekorations- und Reklamekunst: Brüssel .............................................. 3501.56 Budapest .......................................... 13852 S'Gravenhage .....................................211944 K o p e n h a g e n ...................................... 14985 L u x em b u rg ...................................... 9697 S to c k h o lm ...................................... 74398 Warschau ...................................... 193.841 Wien .............................................. 10394 Z a g r e b .............................................. 41660 Z ü r ic h ..............................................VIII 18298 B e r l i n .......................................................114031 P r a g ...................................................... 78543 Decoration et Publicité: Paris ...................................................... 210011 unserer Zeitschrift erscheinen jeden Monat. Mil Schaufenster-Vorlaaen: V E R K A U F S - GUTE G E S C H Ä F T S - I D E E N Begründer: Komm.-Rat H. S CHWARZ J O U R N A L SCHAUFENSTER • REKLAME H e rau sg eb er: A L B E R T W A L T E R 39. Jahrgang November 1937 Heft 11 D ie V erw endung u n s e re r A n reg u n g en , B ild-V orlagen, W e rb e tafe ln und sonstigen Ideen und V o rsc h läg e ist n u r u n seren A b o n n en ten und n u r für e ig e n e Z w eck e g esfattet. Weihnachtszauber. Kein Fest des ganzen Jahres ist so sehr an das Gefühl gebunden als Weihnachten; da ist das Schenken jedermann ein beglückendes Bedürfnis, man will Freude stiften und sich als gut erweisen. Selbst diejenigen, denen man zu anderen Zeiten keine besonderen Gefühlsregungen zumuten darf, werden umgewandelt unter der Einwirkung der all gemeinen Stimmung, die in diesen kalten Wochen die Menschen warm umfängt: der Weihnachtszauber! Es mag in erster Linie die Erinnerung sein an die Weih nachten der Kindheit, wodurch auch wir Erwachsene innerlich aufgerührt werden und froh gestimmt. Aber es dringt auch von außen auf uns ein, denn überall merken wir die heimlichen Vorbereitungen zum Fest und spüren sie in den Menschen, die vor den Geschäften stehen, um nach jenen Dingen zu suchen, die sie schenken wollen. Wir Kaufleute sollen dabei nicht vergessen, daß wir in diesen Tagen nicht bloß rechnende Geschäftsleute sein müssen, sondern noch etwas mehr! In unsere Hände ist ja ein guter Teil der Regie gegeben. Wir sind es, die jene frohe, festliche Stimmung groß und allgemein machen können. An uns liegt es, Gefühl und Freude zu wecken und zu steigern. Unsere Schaufenster sollen die Augen und die Herzen packen. Wir raten damit jenen, die noch nicht wissen, was sie kaufen werden, und wir fesseln damit jene, die endlich gefunden haben, was für einen ihrer Lieben gerade das Richtige sein könnte. Unsere Schaufenster müssen licht sein und reich wie ein Abglanz des schönen Festes, und je mehr wir in dieser Hinsicht für andere tun, um so mehr spüren dann gewiß auch wir — im Herzen wie in der Kasse — den Weihnachtszauber. — m — M aske u n d Gesicht Wir sind alle mehr oder weniger gute Schauspieler, ohne uns dessen immer ganz klar bewußt zu sein. Wir spielen Tag für Tag unseren Mitmenschen eine Komödie vor, von deren Wirkung die Einschätzung unserer Persönlichkeit und oft auch unserer Leistungen abhängt. Damit soll nun aber nichts gegen diese „Ordnung“ ge sagt werden, denn sie ist notwendig, damit wir alle mit einander leichter und freudevoller leben können. Schließ lich machen wir ja nicht nur den anderen etwas vor, sondern werden ebenso von all den Menschen um uns an der Nase herumgeführt. Schon als kleines Kind wird man in gewissem Sinne M e r k s p r u ch (den man auch seinen Kunden zeigen kann). Es bricht sich Bahn nur das, was gut, Beim Einkauf mußt du daran denken. Vor Billigkeit sei auf der Hut! Es kann dir niemand etwas schenken. zum Komödienspiel angehalten. — Die Tante, die auf Be such kommt, will ein braves und wohlerzogenes Kind sehen und die Mutter ermahnt schon Tage vorher, wie man sich benehmen muß, damit die Tante „ihre Freude“ hat. Nun, man fügt sich ja in alles! — Aber da ist wieder ein Freund, der mag einem nur deshalb gern, weil man ausgelassen und übermütig ist, und dieser Freund braucht nur dazusein, dann ist man auch schon so ausgelassen, wie man es nicht nur selber gerne ist, sondern auch als gerne gesehen emp findet. — Und all die vielen Komödien, die wir immer wieder spielen müssen? In der Schule, im Beruf, im Lieben und im ganzen Leben überhaupt! Sie sind nicht nur für uns selbst notwendig; auch die anderen wollen sie gespielt sehen, denn wenn jeder bei allen Gelegenheiten sein wahres Gesicht zeigen würde, wäre es doch gar zu häßlich auf der Welt. Die Lügen des Alltags helfen tins und den anderen immer über jene bösen Wahrheiten hinweg, die uns das ganze Leben verbittern würden und die so mancher oft gar nicht ertragen könnte. Die kleinen Zwecklügen aber quittiert der Kluge und Wissende mit einem freund lichen Lächeln. Das Leben ist ein großes Stegreiftheater, in dem wir alle handeln und agieren, und die Erfolgreichsten unter uns, das sind meistens auch die besten Schauspieler des mäch tigen Regisseurs, den wir Schicksal nennen. R. H. H. V om Rechthaben. Recht zu haben muß wohl sehr wohltuend sein, sonst würden nicht so viele Menschen große Unbequemlichkeiten auf sich nehmen, um dieses Ziel zu erreichen. Bei einer Meinungsverschiedenheit kämpft der eine bis zum frühen Morgen um das Rechthaben, auch wenn er hundertmal eingesehen hat, daß es gar nicht der Fall ist. Ein Irrtum oder ein Nichtwissen scheint für ihn etwas Entehrendes zu sein. Ein anderer bekämpft jede Stimme damit, daß er soviel Blödsinn zusammenredet, bis man aus Großmut und Langeweile den Fall als hoffnungslos aufgibt. Man würde ihn doch nicht überzeugen können. Diese beiden Fälle sind ungefährlich, und man kann sie mit etwas Geschicklichkeit umgehen und braucht es gar nicht oder nur selten dazukommen zu lassen. Gefährlich ist die dritte Art von Rechthaben, denn sie wirkt zerstörend und kann Freunde und Ehen auseinander bringen. Diese Menschen setzen bei jeder Meinungsver schiedenheit voraus, daß der andere nur diese Meinung äußert, um ihm persönlich zu widersprechen. Er nimmt sich gar nicht die Mühe, seine eigene Ansicht und die des andern einer sachlichèn Prüfung zu unterziehen, es steht für ihn fest, daß man ihn vorsätzlich ärgern will. Wieviel Energien werden hiermit vertan, wieviel Freude und Glück kommt nicht zum Ausdruck aus einer törichten Idee. Wenn wir daran den ken, daß wir Menschen sind, geschaffen voller Fehler und Irrtümer, so wird es leicht verschmerzt werden können — unrecht gehabt zu haben. Sie haben ihre Fabrikation und ihre Handelsdis positionen darauf eingestellt, Ihren erhöhten An sprüchen zu genügen. Trotzdem beansprucht die Be schaffung mancher Ware gewisse Lieferzeiten. Denken Sie rechtzeitig daran und geben Sie Ihre Bestellungen zeitgemäß auf. Sie erleichtern damit nicht nur Ihrem Lieferanten die Arbeit, sondern sichern sich auch selbst exakte und prompte Ausführung Ihrer Aufträge. Wenn Sie bestimmte Waren erst im letzten Augenblick an fordern, laufen Sie Gefahr, sie nicht mehr rechtzeitig zu erhalten und geraten gegenüber der Konkurrenz, die richtig disponiert hat, ins Hintertreffen. Nicht der Lieferant ist dann an dem verpaßten Geschäft schuld, sondern Ihre Sorglosigkeit! Schon heim M ärchenerzählen . . . Schon beim Märchenerzählen tritt die verschiedene Le bensauffassung zwischen Mann und Frau in Erscheinung. Erzähle ich der kleinen Gisela und dem gleichaltrigen Ar min ein Märchen, so sagt am Schluß, wenn der Prinz das Schneewittchen oder Dornröschen geheiratet hat, die kleine Gisela regelmäßig mit strahlendem, zufriedenem Gesicht- chen: „Oh, wie schön!“ und für sie ist das Märchen aus, nach dem Heiraten kommt doch nichts mehr. Der kleine Armin hingegen fragt, wenn die Prinzenhochzeit vollzogen ist: „und weiter?“ — „Oh, wie schön! und weiter?“ Diese beiden Aussprüche sind bezeichnend für die Lebenseinstel lung der Frau und des Mannes. Schließt eine Frau den Bund fürs Leben, so ist es für sie das Endziel, hinter dem nichts mehr kommt als nur das, was in diesem Ziel miteinge schlossen ist — nämlich der Gatte und die Kinder. — Bei dem Manne ist es anders. Bei diesem gibt es ein „Und weiter!“. Die Ehe ist es, die ihn anspornt, sich immer wieder ein neues Ziel zu setzen. Die Vollendung einer Ar beit macht ihm wieder den Weg frei zu einem neuen „Und weiter!“. Reserven schaffen! Nicht nur in der Kasse für flaue Geschäftszeiten, auch an Arbeitskraft für die lebhaften Tage. Manche Menschen können es nicht sehen, wenn ihre Mitarbeiter bei ruhigerem Geschäftsgang kleine Arbeitspausen in Muße verbringen. Sie verstehen es immer, eine, wenn auch oft unnütze Arbeit herbeizuschaffen, damit nur ja die Arbeitskraft bis zur Gänze erschöpft wird. Sie verstehen es aber nicht, wenn bei lebhaftem Geschäftsgang die Arbeitskraft schon vor Ladenschluß verbraucht ist, Unaufmerksamkeiten gegen über den Kunden zutage treten und dadurch manch anderer Schaden dem Geschäft zugefügt wird. „Kaufmann, teile es dir ein!“ — ist ein bewährter Grundsatz, der nicht nur für Kapital und Zeit, sondern auch für die Arbeitskraft, die eigene und die der Mitarbeiter, weitreichende Gültigkeit besitzt! D ie T a t ist alles. Die meisten Menschen haben den guten Willen, etwas zu vollbringen, Großes zu leisten. Wenn es aber dann ernstlich dazukommt, auch wirklich seinen Mann zu stellen, da schmilzt dieser große Haufen der Möchter zu einem kleinen Häuflein der Könner zusammen. Der gute Wille ist wenig, die Tat ist alles. W orin liegt der Zauber so mancher Menschen? Nicht im Äußeren, nicht in der Stimme oder im Auf treten, nein, nicht in alledem, sondern — Sie werden staunen — der Zauber liegt im Zuhören! Man liebt diese Menschen, man fühlt sich hingezogen, verstanden und zu letzt geborgen. Besonders Männer empfinden dies wohl tuend, und gar manche glückliche Ehe ist daraufhin zu stande gekommen, daß der eine oder andere Teil es ver standen hatte, gut zuzuhören. Es gibt Menschen, die nicht eine Minute zuhören können, ohne zu unterbrechen, mitten im Gespräch ein anderes Thema anschneiden oder über haupt nicht zuhören, sondern ihren eigenen Gedanken nachhängen. Das sind meistens Menschen ohne seelische Tiefe, ohne Mitgefühl und Verständnis für ihre Mit menschen. Von ihnen darf man keine Hilfsbereitschaft er warten. Es sind die Egoisten, die sich nur selbst gerne reden hören, für die es außer ihnen nichts gibt, was sie interessieren oder bewegen könnte. — Ein ruhiges Zuhören kann mitunter auch Erziehungssache sein, aber in den meisten Fällen ergibt das Zuhören. das richtige Seelen spiegelbild eines Menschen. Darum, wollen Sie über die seelischen Eigenschaften eines Menschen ins klare kommen, so prüfen Sie ihn dadurch, daß Sie ihm etwas erzählen, was Interesse bei dem Zuhörer voraussetzen sollte, und geben Sie gut acht, wie er Ihnen zuhört. Die Art des Zu hörens wird Ihnen Aufschluß geben über seine Charakter eigenschaften, und diese Prüfung wird sehr aufschlußreich für Sie ausfallen. D as Lachen u n d der Charakter. Im Lachen erkennt man den Menschen oft besser als in vielen Worten. Nicht alles Lachen ist fröhlich. Es gibt Gewohnheitslacher, die selbst noch im größten Unglück lachen: auch liegt dem spöttischen, höhnischen, grimmigen Lachen jede Fröhlichkeit fern. Zumeist kann man beob achten, daß der treuherzige Naturbursche entweder ernst ist oder laut lacht, der feinere Gesellschaftsmensch statt des Lachens öfter lächelt. Gibt es doch zwischen Ernst und Lachen Plünderte von Abstufungen! Was den Naiven zu lautem Lachen reizt, nötigt einem andern kaum ein Lächeln ab; anderseits lächelt oder lacht der Feinerentwickelte, wo der Naive infolge mangelnder Erkenntnis der komischen Situation ernst bleibt. Es gibt ein Lächeln des Wohlwollens und eins der gesellschaftlichen Liebenswürdigkeit, eins der Schalkhaftigkeit und eins der Güte. Es gibt aber auch ein Lächeln der Verachtung, der Schadenfreude, des bittersten Hohnes, des Hasses, der Rache. Wo Worte aufhören, setzt oft das Lächeln oder Lachen ein. Wenig zu fürchten hat man von dem, der ungescheut herauslacht, dagegen gilt ein Lachen, das in kurzen, abgerissenen Lauten stoßartig herauskommt, für das Zeichen eines Menschen, der viel „für sich“ hat und mit dem unter Umständen nicht gut Kirschen essen ist. Mädchen lachen oft „hihi“, Frauen „helie“, Männer „haha“; das Lachen des allzeit Fröhlichen kommt oft in „hoho“ zum Ausdruck, doch findet man auch Pessimisten, die ebenso lachen. Echte Schwarzseher sind aber die „huhu“-Lacher, unter denen sich auch mancher gefährliche Charakter verbirgt. Manche lachen die halbe Tonleiter hinauf — es sind meist Sanguiniker oder Choleriker — manche auch die halbe Tonleiter herunter. Manche Frauen leben in dem Wahn, daß Lachen den Mund vergrößere, andere wieder möchten ihre schadhaften Zähne nicht zeigen; ihr ge quältes Lachen bietet keinen schönen Anblick! Lachen ist gesund, weil es den Körper durch schüttelt. Weihnachten — auch das Fest des Kaufmannes! Die großen Familienfeste des Jahres sind es immer wieder, die dem Verkaufsgeschäfte stärkere Impulse geben und daher auch an Umsicht und Tatkraft des Kaufmannes und seiner Ange stellten erhöhte Anforderungen stellen. Nirgends aber tritt das Moment der verpaßten Gelegenheit so augenfällig zu Tage wie gerade bei Weihnachten! Die Tradition dieses Festes greift tief in die Volksseele und schickt schon lange vor den eigentlichen Festtagen seine Boten in die Salons und in die Stuben. Die innerliche Vorbereitung für die Aufgaben des Gebens und Sich-Beschenken-Lassens, die im Verborgenen und im Familienkreis schon nach dem Ver löschen der Allerseelenlichter beginnt, schafft für den Kauf mann jene gewisse Publikumsstimmung, auf die er vielleicht schon seit Monaten wartet. Wenngleich es daher als Selbst verständlichkeit gelten darf, daß der Kaufmann auch seiner seits für diese Zeit besondere Vorbereitungen trifft, so kann doch immer wieder die Bemerkung gemacht werden, daß hier Saumseligkeit und mangelndes Einfühlungsvermögen oft nicht gutzumachenden Schaden verursacht. Um den in weihnachtsfreudiger Stimmung eintretenden Knuden erfolgreich zu begegnen, muß man vor allem auch selbst auf diese Festtage eingestellt sein! Dazu gehört nun einmal im Sinne dieses Festes auch ein gewisser äußerer Rahmen! Dazu gehört vor allem Tannengrün und Lichter glan/ in den Schaukästen und im Laden! Was für einen vorteilhaften Hintergrund ergibt doch so ein frisches Reisig geflecht über einen einfach aus Stäben gezimmerten Holz rahmen für bunte Verkaufsgegenstände jeder Art! Tragen die Preistäfelchen, die natürlich nie fehlen sollen, noch ein ausgestanztes oder auch nur flott gezeichnetes flammendes Kerzchen, so wird die Illusion noch vervollkommnet. Einige in Stil und Größe angepaßte Aufschriften, wie: ,Das vornehme Geschenk für den älteren Herrn“ „Das wünscht sich Mutti schon lange!” „Wenig Geld für die Mutter — viel Freude für das Kind! „Lieblings Wunschtraum“ „Für die Winter reise!“ erhöhen die Aufmerksamkeit und erleichtern unentschlos senen Käufern die Wahl. Aber so wie die Weihnachtsstimmung bis an den inneren Menschen reichen soll, so dür fen auch die Vorbereitungen für den Weihnachsverkauf nicht vor der Ladentüre halt machen. Es ergibt sich doch gewiß auch im kleinsten Raum eine Ecke zum Aufstellen eines Gabentischchens, dessen Mitte ein Bäumchen ziert. Läßt es die Art der Ware zu — und wie oft finden sich doch solche Kleinigkeiten, die ge rade zum Geschenk geeignet sind — dann kann "man sie auch leicht als Baumbehang verwenden und stellt sie so bei entsprechender Beleuchtung in den Vordergrund des Interesses. In anderen Fällen kön nen hübsch um den Lichterbaum gelegte Warengruppen den gleichen Zweck erfüllen. Es ist nun schon einmal Eigenschaft einer großen Anzahl von Kunden, daß sie die Besorgung ihrer Einkäufe in letzter Minute vornehmen. Freilich gelingt es dem einen oder anderen Geschäftsmann, einen Teil dieser Käufer durch Gewährung besonderer Vorteile — etwa: Bis 15. November bei Weihnachtskäufen ein Taschenkalender kostenfrei! oder: Gewählte Weihnachtsgeschenke werden reserviert! zu früherem Einkauf zu veranlassen, doch gibt es immer noch genug Käufer „letzter Stunde“. Diese bedürfen meist einer besonders sorgsamen Behandlung, sollen sie nicht nur Gelegenheitskunden sein, sondern dem Geschäfte auch dauernd erhalten bleiben. Denn gerade die Tatsache, daß ein vom Kaufmaune noch vor Ladenschluß empfohlenes Geschenk den Beschenkten wirklich erfreut hat, wird olt der Grund zu einer dauernden Verbindung. Deshalb heißt es, der Ungeduld solcher Kunden mit Geduld begegnen: ein paar geschickt gestellte Fragen über Alter und Beruf des zu Beschenkenden geben leicht Anhaltspunkte, barbe spielt hier in vielen Dingen eine Rolle, und schon die Kenntnis der Lieblingsfarbe vermag einen Fingerzeig zu geben. Und vor allem Geduld haben! Wenn auch noch andere Kunden warten, nicht nervös werden. Lieber einen Kunden gewissenhaft bedienen und dauernd gewinnen, als zwei durch oberflächliche Bedienung einmal gewinnen und für immer verlieren! Einer besonderen Beachtung bedarf der Zustellungsdienst in der Weihnachtszeit. Da die besorgten Geschenke ja meist Überraschungen sein sollen, so muß den Wünschen des Kunden hinsichtlich der Zustellung nach Möglichkeit Rech nung getragen werden, soll hier nicht Unpünktlichkeit oder Ungeschicklichkeit dem Kaufmann als Unverläßlichkeit an gerechnet werden und ein Wiederkommen ausschließen. Gegebenenfalls wünschen auch manche Kunden ihrem Ge schenk eine Karte mit Festgrüßen beizuschließen, und für diese Gelegenheit soll auf einem kleinen Tischchen ein Schreibzeug vorgesehen sein. Es können hier in dem bescheidenen Rahmen natur gemäß nur Anregungen gegeben werden, die sich aber jeder Kaufmann für sein Geschäft und nach seinem persönlichen Geschmack zurechtlegen kann. Eines aber möge keiner ver gessen: Weihnachten ist das best des Friedens und der Freude! Es ist aber auch das Fest des Kaufmannes ge worden, der in diese Zeit besondere Hoffnungen setzt. Lasset darum den Konkurrenzhader beiseite, waschet den Griesgram der säuern Wochen von eurem Antlitz und ver kaufet mit Freude Geschenke, damit sie Freude bereiten! —. er. DA LOB IC H MIR DIE G ESC H Ä FTSFR A U E I N E W Ü R D I G U N G DE R V I E L E N , V E R K A N N T E N F R A U E N Hinter dem Wort G e s c h ä f t s f r a u verbirgt sich eine Leistling, die jeder, vor allem aber der Gatte und Ge schäftsmann, restlos anerkennt. Man liebt es, von Selbst verständlichkeiten nicht zu sprechen. Man nimmt sie hin, wie Geschenke des Himmels, wie die Gesundheit, den Sonnenschein, das Leben, ohne viel nachzudenken. Nur hie und da, manchmal, in einsamen Stunden, wenn Krankheit oder ein Verlust uns Menschen nahegeht, dann gesteht man es sich ein, was man alles ihr, unserer nimmermüden, immerfrohen, sich abplagenden Geschäftsfrau verdankt. Zeitlich am Morgen, lange noch bevor der Tag erwacht, beginnt ihr Tagewerk. Häusliche Sorgen sind schon da! Was soll ich heute wieder kochen? Was ist heute zu be sorgen, was muß heute gemacht werden? So ein Tag ist doch so furchtbar kurz. So vieles sollte man tun, für so wenig bleibt nur Zeit. Und doch soll und muß für Gatte und Kinder gesorgt werden, das Dienstpersonal richtig arbeiten, an so vieles gedacht werden. Wir Männer überlegen gründlich, ja nicht selten ge wissenhaft pedantisch alles. Wir machen unser Arbeits programm, damit nur ja nichts vergessen werde. Die Frau, die Geschäftsfrau, bat alles im Kopf. Mit nachtwandlerischer Sicherheit teilt sie alles richtig ein. Man staunt, wie alles reibungslos, richtig angepackt und zur Stunde verläßlich erledigt wird. Pünktlich steht das Frühstück bereit, pünkt lich verlassen die Kinder, wohl gekleidet, das Haus, pünktlich steht das Mittagessen auf dem Tisch, trotzdem sie fleißig und fürsorglich, den ganzen Vormittag fast, im Geschäfte steht. Sie ist es, die dem Geschäfte — recht oft — ihre persönliche Note aufdrückt. Man sieht, man spürt es, da schaltet und waltet eine tüchtige Hausfrau. Alles so nett, so freundlich, so sonnig. Rein gefühlsmäßig, ohne lang wierige Berechnungen oder Untersuchungen, trifft sie immer den Nagel auf den Kopf. Alles wird so selbstverständlich, so ruhig erledigt, besorgt, zugesagt. Und gar erst die Kunst der Kundenbedienung ...! Nur eine Frau, vor allem aber die Geschäftsfrau, sie allein bringt die Geduld auf, ruhig zuzuhören, ruhig immer wieder zur Auswahl vorzulegen, sich über nichts zu wun dern, auch über die törichsten Behauptungen keine Miene zu verziehen, gelassen zu antworten, auch dann oder just gerade dann, wenn wir Männer — seien wir doch ehrlich — längst fluchend das Weite suchen, weil ... wir es einfach nicht mehr aushalten! Es wird Abend. Müde, zum Umfullen müde ist unsere Geschäftsfrau! Längst sind die Rollbalken geschlossen, das Geschäft gesperrt. Sie jammert nicht, keine Silbe dringt über ihre Lippen. Sie weiß nichts von der trostlosen Lange weile, die andere Frauen plagen mag, von der entsetzlichen Frage: „Ach, wo gehen wir nur heute wieder hin . Ge sellschaftliche Verpflichtungen sind ihr eine Last, freilich, man muß hingehen, schon aus geschäftlichen Gründen. Schweigend bringt sie auch das schwere Opfer! Am liebsten beschließt sie den Tag im Kreise der Fa milie, denkt an die Zukunft, freut sich des Wohlergehens ihrer Lieben und dient still und glücklich! „ G e s c h ä f t s f r a u “, dir gebührt vor allem Achtung! Verehrung, stille Bewunderung haben wir alle für dich. Es gibt wenige Berufe, die derartige Selbstverleugnung, derartigen Opfermut, ein solches Aufgehen in seiner Pflicht erfüllung kennen wie dein Beruf, Geschäftsfrau, wo bleibt für dich der Achtstundentag? Was weißt du vom Urlaub? Wer, so wie wir, hie und da Gelegenheit hat, hinter die Kulissen sehen zu dürfen, der könnte Wunder des Alltags erzählen. Hier nur einige Beispiele: 1. F a l l . Da lebt in einer Großstadt eine Witwe. Ihr Mann starb vor einigen Jahren und hinterließ ihr eine kleine Werk stätte, eine Metallwarenerzeugung, nebst zwei herzigen Kindern im Alter von sechs und acht Jahren. Damals wußte die Frau nichts vom Geschäft. Mit unerhörter Energie machte sich die Frau an die Arbeit. Als ich sie vor kurzem wiedersah, bestaunte ich ihr Werk wie ein Weltwunder. Die Werkstätte hat sich vorteilhaft verändert. Viel größer, freundlicher ist alles. Das Geschäft floriert, ist angesehen. Die Frau beherrscht die Materie mit einer Sicherheit, als ob sie die Technische Hochschule besucht hätte. Die Frau hätte allen Grund, stolz, ja hochnäsig zu sein. Sie ist es aber nicht. Im Gegenteil. Sie ist die verkörperte Liebens würdigkeit, kurz gesagt eine richtige Geschäftsfrau und eine gute Mutter ihrer Kinder. 2. F a l l . Da lebt eine Frau als Handelsagentin. 67 Jahre ist sie alt, hat weit bessere Tage gesehen. Heute geht sie unverdrossen ihrem harten Brot nach, stundenlang zu Fuß, bei jedem Wetter, nur hie und da, wenn ein Geschäftsmann sie gar zu hart abweist, kaum anhört, trotzdem sie ihm Vorteile bringt, dann wird sie traurig, zerdrückt wohl still eine Träne, weil andere gar nicht wissen, wie gut es ihnen drinnen im Geschäft bei dem Hundewetter geht. Ihr Schick sal heißt: „Geschäftsfrau!“ Ein Heldentum, dem wir unsere Achtung doch nicht versagen sollten. 3. Fa l l . Zitternd hält eine Frau ein Telegramm in Händen. „Kommet sofort! Mann schwer erkrankt, liegt im Spital!“ Sie ahnt es bereits. Wenige Stunden später weiß sie es: Sie ist Witwe mit fünf unversorgten Kindern und einer be deutenden Last von — Schulden!! Ihr Mann, ein kleiner Kommissionär, wurde vom Schlage getroffen. Sie murrt nicht, sie sagt nichts, greift zu, packt die Koffer und be ginnt die erste, harte Reise. Niemals bisher war sie durch das Land gereist, niemals hatte sie die Kunden ihres Man nes besucht. Mit den Koffern ausgerüstet (60 kg ist die Mindestlast) besucht sie nun die Kunden. Sie macht Fürch terliches mit. Gute und schlechte Menschen lernt man ken nen. Schuldner bestreiten Schulden, die zwar unzweifel haft vorhanden sind, aber sich doch nicht beweisen lassen, weil der wichtigste Zeuge fehlt. Sie arbeitet, arbeitet und arbeitet. Jahre vergehen. Sie ist ein viel besserer Kauf mann, als es jemals ihr Mann war. Ihr Geschäft ist hoch aktiv. * Denken wir auch mit Dankbarkeit der vielen Frauen, die im Büro und in der Buchhaltung werktätig mitarbeiten, treu an der Seite des Mannes stehen, ja — gar nicht sel ten — alle Sorgen tragen, woher das Geld nehmen, wie faule Zahler zum Zahlen bringen und doch dem Geschäft zu erhalten. Ihnen allen wollen wir danken, sie alle mögen wis sen, wir Männer würdigen, verstehen die Arbeit und ihren Ehrennamen : G e s c h ä f t s f r a u ! R. S. In keiner Zeit des Jahres ist das Verkaufsgeschäft sosehr auf Stimmung eingestellt wie in den Wochen um das Weih nachtsfest. Der Kaufmann, der es versteht, den eigenartigen Nimbus, den die Tradition und die Volksseele um diese Festtage gelegt hat, geschickt auf seine Verkaufsmethoden zu übertragen und so zu den weihnachtlich gestimmten Menschen eine Brücke herzustellen, wird damit gewiß nicht schlechte Erfahrungen machen. Es genügt aber heute nicht mehr, daß Schaufenster und Verkaufsladen weihnachtlichen Schmuck tragen, daß die gebotene Ware der Bestimmung dieser Zeit: als Geschenk zu dienen — entspricht und daß die Werbebriefe und Prospekte, die aus dem Büro zu den Kunden flattern, in Tannengrün und Silberhaar schim mern, es müssen vor allem auch d i e Menschen, die hinter dem Ladentisch stehen, weihnachtliches Gefühl in der Brust tragen. Es ist eine vornehme und dankbare Aufgabe des Chefs, dafür zu sorgen, daß seine Angestellten dann, wenn es Feste gibt, auch selbst in festlicher Stimmung sind. Dazu gehört nicht immer klingende Münze, dazu gehört nicht immer ein Versprechen auf eine Sonderzulage! Eine frohe Laune am eigenen Gesicht, hie und da ein warmes, persön liches Wort an den einzelnen übt oft viel bessere Wirkung! Weihnachten ist ein Familienfest wie kein anderes. Auch der Chef möge seine Angestellten wie eine Familie um sich sam meln! Auch für den Angestellten bedeutet es Freude und Ge nugtuung, nicht nur in Arbeit und Sold zu stehen, sondern auch als Mensch und Mitarbeiter gewertet zu werden. Ich habe es selbst erlebt, wie die Chefin eines größeren Geschäftshauses persönlich durch die Büros und Ver kaufsräume geschritten ist, Tannenzweige an den Tisch lampen befestigte und den einzelnen nach den Weihnachts wünschen und Weihnachtssorgen aushorchte. Der wirt schaftliche Ernst der Zeit erlaubte auch ihr nicht, eine größere Weihnachtszulage zur Auszahlung zu bringen, aber eine kleine Aufmerksamkeit, ein persönliches Bedacht werden gab es für jeden! Und ich habe noch selten so frohe, so weihnachtlich gestimmte Menschen v o r und h i n t e r dem Ladentisch gesehen wie in diesem Hause. Und viele Kunden, die ich gefragt habe, warum sie gerade dieses Geschäft bei ihren Einkäufen bevorzugen, haben mir erklärt: „Weil die Menschen darin den Ausdruck der Fest stimmung tragen, der den Einkauf zum Vergnügen macht, auch wenn er noch so bescheiden ist!“ .. ffer. Henken Sie auch a n d ie Verpackung ! Eine sachgemäße Verpackung ist bei vielen Waren ein unbedingtes Erfordernis. Bei manchen Erzeug nissen ist sie nicht so absolut not wendig. Hier gehört sie dann zum Dienst am Kunden, und wie wichtig dieser für die Erhaltung und Er weiterung des Kunden stammes ist, wird jeder Kaufmann wissen. Aber: Immer wieder kann man es beob achten, daß der Verkäufer oder die Verkäuferin es nicht für nötig halten, die vom Kunden erstandenen Waren zu verpacken oder zweckmäßig zu verpacken. Ich bin schon oft dabei gewesen, wenn erst auf eine bestimmte Frage des Kunden: „Können Sie mir das nicht ein bißchen nett einpacken?“, der Verkäufer sich bewogen fühlte, die Ware einzupacken, manchmal dann noch recht ungern! Dabei handelt es sich doch hier um eine kaum ins Ge wicht fallende Arbeit, und die Kosten für Packmaterial, Spagat und Klebstreifen sind auch nicht sehr erheblich. Und selbst diese geringen Kosten für den kleinen Dienst, der dem Kunden mit einer sauberen Verpackung erwiesen wird, kommen ja vielfach wieder herein, denn: Jeder Kunde hat ein feines Gefühl für erwiesene Freundlich keiten, und jeder Kunde wird sich freuen, wenn ihm sein Einkauf — und sei es heute nur ein kleiner Einkauf — in sauberer, netter Verpackung, mit Klebestreifen oder Spagat verschlossen, mit einigen höflichen Worten des Dankes für den Einkauf überreicht wird, ohne daß es erst einer be sonderen Bitte dazu bedurfte. Gewiß nur eine Kleinigkeit, aber gerade solche Kleinigkeiten summieren sich und tragen dazu bei, zufriedene Kunden zu schaffen, die gern wiederkommen. Haben Sie aber auch schon einmal daran gedacht, daß die Verpackung auch werben kann?! Der Firmenname, das Warenzeichen, das Bild Ihres Ladens oder Ihres Geschäfts hauses können gut auf der Verpackung wiedergegeben wer den. Das prägt sich nicht nur dem Käufer um so mehr ein: schon auf dem Nachhauseweg vom Einkauf, in der Straßen bahn usw. werden Hunderte von Augen auf der Verpackung ruhen. Und eine gute Verpackung wird nie weggeworfen, sondern aufgehoben und immer wieder verwendet. Schon mancher Kunde, selbst in einem anderen Stadtbezirk oder sogar in einer fremden Stadt, ist wohl auf diese Weise ge worben worden. Und eine z. B. mit bunten Bildern be druckte Schachtel wird ebenfalls eine lange Lebensdauer haben und ein begehrtes Spielzeug für die Kinder Ihrer Kunden abgeben, die damit gute Verkaufshelfer werden („Vati, bring mir, bitte, doch wieder so eine hübsche Schachtel mit“). Auf keinen Fall aber sollten Sie vergessen, dem fertigen Päckchen oder Paket die neuesten Prospekte beizulegen. Das ist auch eine kleine Aufmerksamkeit, die den Kunden freut, denn überraschen läßt sich beim Auspacken jeder gern. Die Beilage bei Paketen kostet kein Porto, keine Barauslagen und bringt die Gewißheit, daß der Empfänger ein wirklicher, ernstlicher Interessent ist. Daran sollten Sie immer denken. Wenn Sie auch in Kleinigkeiten überlegt handeln, dann werden die Kunden gern wiederkommen, denn sie haben das Gefühl: „Hier werde ich gut bedient.“ Und das ist l h r Nutzen. Die berüchtigte „N asenlänge „Meine Konkurrenz bringt mich zur Verzweiflung. Der Mann geht auf gemeinen Kundenfang aus, ruiniert sich und — mich, weil er mich zwingt, seine Manöver mitzu machen. Jede Woche kommt er mit einem anderen Schlager! Er schreit mit großen Lettern in die Welt hinaus: .Allerbeste Ware zu einem unerhörten Schundpreis!1 In Wirklichkeit handelt es sich um einen Bluff. Er führt nur zweite und dritte Qualitäten, lockt offensichtlich Kunden an und ich komme in den Ruf, daß ich teuer bin. Das ist gar nicht wahr. Ich führe aber nur wirklich gute, anständige Ware, natürlich zu anderen Preisen! Was läßt sich dagegen tun? Schreiben Sie mir, bitte, so fort! Mit Dank im voraus . . . “ Wir haben geantwortet: „Aus Ihren Ausführungen geht hervor, daß Sie — leider zu Ihrem Nachteil — vollkommen in die Verteidigung gedrängt wurden. Das ist falsch, das müssen Sie sofort aufgeben. Die beste Verteidigung ist: d e r A n g r i f f ! Bleiben Sie ruhig bei der guten Qualität, bei Ihren anständigen Preisen. Rücken Sie aber vor allem und immer wieder mit untrüglichen Beweisen, womöglich in überzeugendster Form, den Qualitütsgedanken in den Vor dergrund. Sie dürfen nicht nachhumpeln, sondern vorangehen, so daß er gezwungen wird, es Ihnen nachzumachen, wenn er sich durchsetzen will. Hier kann nur planmäßige Auf klärungsarbeit, also ehrliche, gute Reklame zum Ziele füh ren. Wir empfehlen Ihnen, mit gutem Beispiele voran zugehen, dann werden Sie ihn um weit mehr, als bloß um eine Nasenlänge schlagen. Im einzelnen wäre folgendes zu überlegen:...“ (Folgen Anregungen für den Fall.) Das bieten nur Sie! Nehmen wir an, es gäbe in einer Stadt nur einen ein zigen Kaufmann, der — Zucker — verkauft. Da müßten also alle Einwohner dort einkaufen. Es ist klar, daß bei dieser Gelegenheit auch andere Artikel mitgekauft werden. So ein Geschäft müßte gut gehen. Stimmt’s? Wer dieselben Waren führt wie hundert andere Ge schäfte, der hat es natürlich schwer. Haben Sie I h r e s t a r k e S e i t e s c h o n g e f u n d e n ? Es gibt in jedem Geschäft, fast in jeder Branche Geschäfte, die Spezial artikel führen, die besondere Vorteile bieten können. Hier ein Beispiel aus der letzten Zeit. Unser Mitarbeiter wird zu einem kleinen Modewaren geschäft auf dem Lande gerufen. Der Kaufmann legt die Umsatzziffern vor, erzählt von den großen Schwierigkeiten (Stadtnahe, kleines Lager usw.). „Was soll ich tun, wie kann ich meinen Umsatz vergrößern?“ Das notwendige Kapital fehlt: wäre es vorhanden, wer weiß, ob das Ge schäft besser ginge. Aber unser Mitarbeiter fragt weiter. So erfährt er endlich, daß Herren-Maßhemden ein guter Artikel wäre, der ausbaufähig erscheint. Die Landbevölke rung kann Fertighemden nicht tragen, weil — staunen Sie? — die Ärmel zu kurz sind. Das kommt von der vielen Arbeit der Männer in der dortigen Gegend! Unser Berater hat schon die große Idee! Durch drei Monate wurde also je ein Werbebrief hinaus- Aus Briefen und kleinen Erlebnissen, wie sie uns der Alltag bringt. (Die Redaktion.) gesandt, in denen auf die besonderen Vorteile der Herren hemden „nach Maß“ hingewiesen wurde. Das Geschäft hat sich gehoben. Die Leute kaufen Maßhemden sehr gerne, sie kaufen jetzt auch andere Waren. Es entwickelt sich. Die Praxis beweist immer wieder, daß es viel besser ist, einen einzigen Artikel anzubieten anstatt vieler, wenn die ser Artikel „richtig ausgesucht“ wird. Haben auch Sie einen „guten" Artikel? Dann warten Sie nicht länger! Bieten Sie diesen richtig an, dann wird sich der Erfolg des ganzen Geschäftes bald einstellen! Eine Preisliste s tifte t U nheil! Man sollte es nicht glauben, aber es ist schon so! Da sind zwei Kaufleute, die einen harten Konkurrenzkampf ausfechten müssen. Darunter leidet natürlich der anständige Kaufmann, der auf seinen guten Ruf, auf seine Zahlungs fähigkeit bedacht ist. Dem anderen alrer ist es gleichgültig, ob er morgen oder in einem Jahr zugrunde geht. Er arbeitet hauptsächlich mit Preislisten. Die armen Kunden sollen auf seinen Leim gehen. Unser anständiger Kaufmann versendet ebenfalls Preislisten. Natürlich muß er höhere Preise einsetzen, weil er ganz andere, wirklich gute Qualitäten führt. Es ist sonnenklar, daß diese Preislisten des anständigen Kauf mannes ihn in den Augen der gut rechnenden Hausfrauen schweren Schaden zufügen, weil er teurer ist und sein muß. Eine Preisliste kann eben nicht mehr, als bloß eine Preissammlung sein. Sie kann Qualitäten weder richtig wiedergeben noch demonstrieren, vorführen oder nach- weisen. In diesem Ausnahmefall muß man daher auf die Preisliste unbedingt verzichten. Es gibt ja genügend an dere Werbemittel, z. B. Werbebriefe, Inserate, Flug blätter usw. Wir sehen also, daß im Konkurrenzkampf, wenn es im wesentlichen darum geht, wer billiger oder teurer ver kauft, die Preisliste das allerschlechteste, vollkommen un taugliche Werbemittel ist. Ich w ohn’ in einem B ienenhaus! „Mein Geschäft befindet sich in einem großen Neubau! Dort herrscht ein ewiges Kommen und Gehen. Es ist mir gelungen, die Adressen neuer Parteien zu erhalten, die erst in einigen Wochen einziehen werden. Ich möchte also einen Werbebrief, um die neuen Parteien zu begrüßen und sie einzuladen, alle Einkäufe bei mir zu besorgen...“ Das ist eine ganz ausgezeichnete Idee! Lassen Sie es aber bei einem Brief nicht bewenden. Ein einziger Brief, das ist zu wenig, der bringt eben nur soviel, wie ein einmaliger Ausflug einer Biene. Senden Sie jeden Monat mindestens einen Brief aus. Bieten Sie jeden Monat etwas anderes an! Kunden sind vergeßlich! Man muß sie immer wieder auf suchen, zumindest mit Briefen! Nur der Kaufmann, der sich bei seinen Kunden in Erinnerung behält, macht das Ge schäft. Bedenken Sie auch, daß Ihre Kunden ja gar nicht wissen, was Sie alles führen! Wie oft kommt doch jemand fragen: „Bitte, haben Sie auch das?“ Sagen Sie es un aufgefordert Ihren Kunden und — Sie werden gute Ge schäfte machen! Robert Spr a i d e r . S tre iflich te r aus der Praxis DER MARKENARTIKEL IM DETAILGESCHÄFT Die Systematisierung der Industrie hat wesentliche Fort schritte gemacht und so auch den Begriff der Markenware stärker in den Vordergrund gerückt. Es gibt heute fast keine Branche mehr, die nicht einen oder auch mehrere Markenartikel zu ihrem Verkaufsgut zählt, und es ist Auf gabe des Kaufmannes, den Begriff der „Marke“ richtig zu erfassen und seinen Verkaufsideen nutzbar zu machen. Die Eigenschaft des Markenartikels, durch den bloßen Namen, bzw. die Marke eine gewisse Qualitätsgarantie zu geben, die in den meisten Fällen noch durch eine umfang reiche Verbraucherreklame des Fabrikanten unterstützt wird, enthebt den Detailhändler vielfach der Verpflichtung gegenüber dem Kunden und erleichtert seine Verkaufstätig keit nicht unbedeutend. Festgesetzte Einzelhandelspreise sichern in den meisten Fällen einen gewissen Ausgleich der Konkurrenz und einen angemessenen Verdienst. Leider wird auch heute noch die Bedeutung des Markenartikels vom Detailhändler unterschätzt, und mancher glaubt, diese Er zeugnisse wie die übrigen in Laden und Fächern ver schl