Highlights Tower ̶ The Tower of Limitless Greed ̶ The Bellingbears Today, basically, on Wall Street, the big money is made by taking risks. Bernard L. Madoff D as vorliegende Dossier legt offen, wie ein Netzwerk von Unternehmern, Managern, Juristen, Wirtschaftsprüfer sowie Bankern ein System geschaffen haben, bei der die am 28. Juni 2023 vollzogene Razzia bei der Adler Group durch die Staatsanwaltschaft Frankfurt nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Der Kreis der mutmasslichen Täter ist viel grösser und die Verdachtsfälle viel umfangreicher. Das Zusammenwirken der Akteure funktioniert noch heute, so dass das wahre Ausmass von mutmasslichen Falschbilanzierungen, Marktmanipulationen sowie Untreuetaten noch nicht im Fokus der Ermittler stehen. Die Recherchen lassen die Annahme zu, dass die meisten unternehmerischen Vorhaben des Netzwerkes von Anfang an auf sittenwidrige vorsätzliche Schädigung von Anlegern, Aktionären sowie Geldgebern ausgelegt war bzw. aktuell noch ist. Die analysierten Geschäftsvorfälle in Verbindung mit der Häufigkeit der eingetretenen monetären Flur- und Folgeschäden lassen eigentlich keinen anderen Schluss zu. So kennt das Netzwerk die Schwächen des Kapitalmarktes und liefert mutmasslich die gewünschten Kennzahlen, Bewertungen sowie Equity Stories – fast auf Bestellung. Sie sind meisterlich in der Darstellung von potentiellen Investitionschancen. Aktuell brilliert Herr Ketterer mit seiner Nokera. In aller Ernsthaftigkeit präsentiert er einen Business Case, bei dem es möglich sein soll, dass die von seiner Nokera gebauten Wohnungen für sechs bis neun Euro je Quadratmeter vermietet werden können. Fakt ist – Herr Ketterer begann noch vor Gründung der Nokera mit seinen diesbezüglichen Investitionen im September 2020. Damals lag der Leitzins der EZB bei 0% und die Inflationsrate bei 0,5%. Folglich ist Nokera kein Kind der hohen Zinsen bzw. Inflation. Sondern war die Antwort auf die nie enden wollende 0-Zins- Politik der EZB in Verbindung der nie enden wollenden Nachfrage nach Wohnungen. Daher ist das Konzept der Nokera die Antwort auf den Fachkräftemangel und den Dokumentationspflichten der Bauproduktenverordnung. Aber sicherlich keine Antwort auf eine hoch volatile Preisentwicklung in Verbindung mit hohen Zinsen. So führt das das Dossier durch einen spannenden Wirtschaftskrimi und bringt den Leser auf den knallharten Boden der Tatsachen. Dabei demaskiert es das Equity Storytelling der Akteure nach dem Vorbild von Claas Relotius, denn er lieferte ebenfalls Stories, die die Leser:innen begeisterten. 2 Stand 08.2023 Inhalt Seite 1 Das Netzwerk 8 1.1 Der Inner Circle 8 1.1.1 Thomas Bergander 8 1.1.2 Richard Bunning 8 1.1.3 Gerda und Cevdet Caner 9 1.1.4 Nemat Farrokhnia 9 1.1.5 Nemetollah Farrokhnia 10 1.1.6 Christoph Gröner 11 1.1.7 Sandra und Norbert Ketterer 11 1.1.8 Thomas Landschreiber 12 1.1.9 Josef Schrattbauer 13 1.1.10 Günther Walcher 13 1.1.11 Klaus Wecken 13 1.1.12 Ralph Winter 14 1.2 Wichtige Geschäftspartner 14 1.2.1 Rolf Buch 14 1.2.2 Familie Dayan 15 1.2.3 Marc Driessen 15 1.2.4 Mathias Düsterdick 16 1.2.5 Natig Ganiyev 16 1.2.6 John Heikenfeld 17 1.2.7 Marcellino Graf zu Hoensbroech 17 1.2.8 Christoph Hüttermann 17 1.2.9 Dr. Sebastian Jais 18 3 1.2.10 Thomas Olek 18 1.2.11 Ronny Pecik 19 1.2.12 Teddy Sagi 19 1.2.13 Michael Tockweiler 20 1.2.14 Klaus Umek 20 1.3 Die willigen Helfer 20 1.3.1 Wolfgang Hahn 21 1.3.2 Axel Harloff 23 1.3.3 Michael Haupt 23 1.3.4 Jan Hedding 23 1.3.5 Dr. Dirk Hoffmann 24 1.3.6 Norbert Kickum 25 1.3.7 Massimo Longoni 25 1.3.8 Dr. Peter Maser 26 1.3.9 Dr. Friedrich Oelrich 27 1.3.10 Andreas Steyer 27 1.3.11 Dr. Tomas de Vargas Machuca 28 1.3.12 Prof. Dr. Hermann Wagner 32 1.4 Die Finanzpartner 33 1.4.1 Die externen Finanzpartner 33 1.4.1.1 HANSAINVEST Hanseatische Investment GmbH 33 1.4.1.2 Signal Iduna Asset Management 33 1.4.1.3 J.P. Morgan als federführende Investment Bank 33 1.4.1.4 Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) 34 1.4.1.5 Deutsche Pfandbriefbank (pbb) 35 1.4.1.6 OAKTREE Capital Group 35 1.4.2 Die internen Finanzpartner 36 4 1.4.2.1 Sora Bank (vormals Bank Alpinum) 37 1.4.2.2 CORESTATE Bank (vormals Aggregate Financial Services) 37 1.4.2.3 Euram - European American Investment Bank 38 1.4.2.4 HFS – Helvetic Financial Services 45 1.5 Die Politiker 45 1.5.1 Volker Bouffier 45 1.5.2 Matthias Euler-Rolle 45 1.5.3 Werner Faymann 46 1.5.4 Günther Oettinger 46 1.5.5 Dr. Josef Ostermayer 46 1.5.5 Ronald Pofalla 47 1.5.6 Gerhard Schröder 47 1.6 Das Firmennetzwerk 48 2 Der Modus Operandi 49 2.1 Erlangung Aktienmehrheit (> 60%) bei Micro Cap Unternehmen 49 2.2 Aufbau zum Mid Cap Unternehmen 50 2.3 Erlangung faktische Hauptversammlungsmehrheit auf Unternehmen mit hoher 50 Liquidität 2.4 Der Umgang mit verbundenen Parteien 51 2.5 Immer das passende Equity Storytelling 52 2.5.1 Neue Horizonte aufzeigen 52 2.5.2 Harte und weiche Faktoren 52 2.5.3 Die Equity Stories des Netzwerks 53 3 Der Anfang – die Alta Fides 56 4 Die HFS-CORESTATE-Transaktion 57 5 Die Historie der DEMIRE Deutsche Mittelstand Real Estate 65 5.1 Die Übernahme der Magnat Real Estate 65 5 5.2 Die Alpine-Transaktion 65 5.3 Die Gutenberg Galerie-Transaktion 67 5.4 Die Logistikpark Leipzig-Transaktion 67 5.5 Die Übernahme der Fair Value Reit 68 5.6 Der Einstieg der Apollo Global Management 69 6 Die Übernahme der Adler Group 70 6.1 Die Übernahme der Adler Real Estate 70 6.1.1 Die Übernahme der Mezzanine IX Investors 70 6.1.2 Die Übernahme der Estavis (heute: Accentro Real Estate) 71 6.1.3 Die Übernahme der Westgrund 72 6.1.4 Der Übernahmeversuch der conwert Immobilien Invest 73 6.1.5 Der Verkauf der Accentro Real Estate (vormals Estavis) 76 6.2 Die Übernahme der Consus Real Estate 78 6.2.1 Die CG-Ketom-Consus-Transaktion 78 6.2.2 Die Gerch-SN-SSN-Consus-Transaktion 84 6.2.3 Die CG-IMFARR-Gateway-Transaktion 88 6.3 Die ADO-Adler-Consus-Transaktion 89 7 Die Consus-Gröner-Transaktion 94 8 Die Consus-Partners Immobilien-Transaktion 97 9 Der Übernahmeversuch der S Immo und Immofinanz 100 10 Der junge Co-Investor Yannick Patrick Heller 103 10.1 CORESTATE Capital Holding 103 10.2 Gateway Real Estate 103 10.3 DIC Asset 104 10.4 Die Übernahme der Development Partner 105 10.5 Der Umgang mit Publizitätspflichten zu verbundenen Parteien am Beispiel Yannick 105 Patrick Heller 6 11 Die Adler Group im Visier von Fraser Perring 105 11.1 Der Auftakt am 24.06.2021 106 11.2 Der Untergang der Adler Group 106 11.3 Das Netzwerk eilt zur Hilfe 109 11.3.1 Buch unterstützt Walcher mit rd. 251 Mio. EUR 109 11.3.2 Familie Dayan unterstützt Walcher mit rd. 456 Mio. EUR 109 11.3.3 Farrokhnia unterstützt Walcher mit rd. rd. 488 Mio. EUR 110 11.3.4 Hilfe oder Selbsthilfe? 110 12 Gateway Real Estate – ein aktueller Fall 110 12.1 Die Übernahme der Hamburgischen Immobilien und Energie Invest 110 12.2 Die Übernahme der Development Partner 111 12.3 Der Verkauf der Development Partner 112 12.4 Storytelling im Wandel der Zeit 112 13 Nokera – das neue Unicorn? 114 13.1 Die Übernahme der European Modular Construction 114 13.2 Die Übernahme der Fuchshuber Architekten 115 13.3 Die Übernahme bzw. Neugründung der Ing.-Holzbau Schnoor 117 13.4 Die erste Finanzierungsrunde ist abgeschlossen 117 14 Implenia AG im Fokus? 119 14.1 Der Einstieg 119 14.2 Das mögliche Szenario 119 15 Starallianz der Familien Farrokhnia und Ketterer 121 16 Fazit 131 7 1 Das Netzwerk Das Netzwerk gliedert sich in fünf Gruppen. Zum ersten ist der Inner Circle zu benennen, deren Mitglieder sich über die Jahre die Bälle geschickt zuspielen. Dabei arbeiten sie nicht permanent zusammen. Die zweite Gruppe sind die Geschäftspartner. Sie können mehrmals eine wichtige Rolle spielen – müssen aber nicht. Die dritte Gruppe sind die willigen Helfer, ohne deren Hilfe nichts geht. Natürlich dürfen die Finanzpartner nicht unerwähnt bleiben. Ohne deren Zutun würde ebenfalls nichts funktionieren. Und zu guter Letzt integriert auch ein kleiner Kreis Politiker in ihr Unternehmen, um deren Verbindungen zu nutzen. Herr René Benko hat wohl beeindruckend aufgezeigt, wie vorteilhaft dies sein kann. 1.1 Der Inner Circle Über die Jahre hat sich ein loses Team entwickelt, welches im Bedarfsfall immer wieder lukrative Schlachten gemeinsam schlägt. 1.1.1 Thomas Bergander Herr Bergander war zum Zeitpunkt der Übernahme der Estavis AG durch die Adler Real Estate Hauptaktionär der Estavis (mit rd. 26,95%). Und wurde mittels Aktientausch 2014 einer der Ankeraktionäre der Adler Real Estate mit rd. 9,5%. Darüber hinaus fungierte er mit seiner Taurecon Real Estate Consulting GmbH als Berater unzähliger Projekte des gesamten Inner Circle. Aktuell ist er erheblich in die Entwicklung der Heidestrasse der Aggregate Holdings involviert. Auch übernahm die Taurecon in unzähligen Projekten bei den sog. Sharedeals die üblichen 5,1% bzw. 10,1%, um die Grundsteuererhebung zu vermeiden. So auch in der Alpine Transaktion, die in Punkt 5.2 näher beschrieben wird. Schon 2014 bei der Übernahme der Estavis wurde das System des „Selbstverkaufs“ sichtbar, denn die beherrschenden Aktionäre auf Käufer bzw. Verkäuferseite waren nahezu identisch, wobei nicht jeder sofort zu erkennen war. Denn auf Bieterseite fungierten die Mezzanine IX Investors sowie Wecken & Cie. Und auf Seiten der Zielgesellschaft fungierte die Pruß GmbH (51% Mezzanine IX und 49% IMFARR) sowie ebenfalls Wecken & Cie. 1.1.2 Richard Bunning Herr Bunning ist laut Fraser Perring seit 15 Jahren ein treuer Mitarbeiter von Herrn Caner und engagiert sich als Direktor in zahlreichen von Herrn Caner gegründeten Unternehmen. So ist er auch Geschäftsführer der Meridien Capital Management Ltd. („Meridien“), die die Adler Group umfangreich beraten und dafür mehrere Millionen EUR Beratungshonorare erhalten hat. Diese Honorare wurden auf der Basis von „Darlehensverträgen“ an die Bassan S.A.M. abgeführt, ohne dass es hierzu eine Geschäftsgrundlage gegeben haben soll. Die Meridien steht im Verdacht, von Herrn Caner kontrolliert zu werden, wobei die Gewinnabführung zugunsten seiner Frau erfolgte. Darüber hinaus war Meridien früher als Greenbridge Capital Management Ltd. bekannt, die eine wichtige Rolle bei der früheren Level One Holdings spielte. Diese musste 2009 mit einem Verbindlichkeitenstand von rd. 1,5 Mrd. EUR und rd. 30.000 Plattenbauwohnungen Insolvenz anmelden. 8 Des Weiteren ist Herr Bunning mittelbar zu 36,73% an der Mezzanine IX Investors SA beteiligt und gehörte mittelbar zu den grössten Aktionären der Adler Real Estate bzw. Adler Group. Mutmasslich hielt er die Anteile treuhänderisch für Herrn Caner. 1.1.3 Gerda und Cevdet Caner Die Eheleute Caner haben mit ihrem Verbindungsnetz eine professionelle Infrastruktur geschaffen, um beherrschenden Einfluss auf börsenkotierte Immobiliengesellschaften zu erlangen, ohne dabei den übrigen Aktionären ein sog. Pflichtangebot unterbreiten zu müssen. Eindrücklich wurde diese Herangehensweise im Bericht der Übernahmekommission Wien unter GZ 2016/1/2-317 (conwert) vom 22. November 2016 beschrieben. Die Eheleute haben es im Falle der conwert Immobilien Invest SE nicht geschafft. Jedoch bei der Übernahme der ADO Properties SA konnten Sie dem Schlüsselaktionär eine ordentliche Prämie (rd. 23,87%) bezahlen, ohne dass die übrigen Aktionäre der ADO Properties in den Genuss der selbigen gekommen sind. Die Herleitung der Prämie ist in Punkt 6.3 näher beschrieben. Ansonsten machte Herr Caner schon früh Erfahrungen als Entrepreneur und brachte schon in jungen Jahren ein Unternehmen an die Börse (2001), welches bereits drei Jahre später insolvent war. Noch im gleichen Jahr gründete er den Immobiliendienstleister Level One. Im Jahre 2005 begann die rasante Immobilienakquisition. Bis zum Jahr 2008 wuchs der Bestand auf rund 28.000 Wohneinheiten mit einem Gesamtwert von rd. 1,5 Mrd. EUR. Und im September 2008 kam es zu einer erneuten Insolvenz, nachdem die Banken Level One unter Zwangsverwaltung gestellt hatten. Der Konzern bestand zu diesem Zeitpunkt aus mehr als hundertfünfzig über ganz Europa verteilten Gesellschaften, u. a. in Jersey, London, Linz und Deutschland. Von der Insolvenz waren rd. 20.000 Wohnungen sowie 500 Gewerbeobjekte – vor allem in Berlin und Ostdeutschland – betroffen. Zu den Gläubigern von Level One gehören unter anderem die Credit Suisse, JP Morgan, die Royal Bank of Scotland sowie britische Firmen. Die Credit Suisse genehmigte Level One insgesamt Darlehen über rd. 1,3 Mrd. EUR und half Caner sein Immobilienimperium aufzubauen, ohne dass er selbst über größeres Eigenkapital verfügte. Mit Schulden von rd. 1,5 Mrd. EUR gilt Level One als größte Immobilienpleite in Deutschland nach Dr. Jürgen Schneider, der den Banken 1994 Schulden in Höhe von rd. 6 Mrd. DM hinterlassen hatte. Folglich ist Caners Karriereweg geprägt von einem immer grösser werdenden Spannungsbogen zwischen Erfolg und Misserfolg. Denn 2004 konnte er dem Misserfolg gerade noch so entgehen, als er rechtzeitig aus dem insolventen Unternehmen ausschied. Jedoch 2009 war er mit seiner Level One Holding im Epizentrum seines Misserfolges. Beim Neustart mit der Adler Real Estate AG im Jahre 2012 blieb er aufgrund der schlechten Erfahrungen in Sachen Level One lange Jahre für den Kapitalmarkt im Hintergrund tätig. Erst im Oktober 2021, als er „Opfer“ von Fraser Perring wurde, kam er medienmächtig aus der Deckung und legte dem Handelsblatt gegenüber eine „Lebensbeichte“ ab, indem er die Mitverantwortung zu sämtlichen Transaktionen im Zusammenhang mit der Adler Real Estate, Consus Real Estate AG sowie ADO Properties SA einräumte. Daher könnte er seinen Misserfolg von 2008 noch durch die Causa Adler Group-Aggregate Holdings toppen. Und inwieweit ihm das Schicksal noch eine vierte Chance einräumt, bleibt abzuwarten. 1.1.4 Nemat Farrokhnia Herr Farrokhnia, der Gründer der IMFARR Gruppe, begann seine Karriere ganz klassisch bei einer Investmentbank in London. Dort war er als Consultant speziell für M&A-Transaktionen im Immobilienbereich tätig. Bis er dann 2007 die IMFARR Beteiligungs GmbH gründete, in der er als Geschäftsführer neben Herrn Ernst Gassner tätig ist. Im Unternehmen ist er verantwortlich für strategische Entscheidungen. 9 Und welche Strategien er meint, beschreibt die Welt am Sonntag bereits am 6. Oktober 2013 ganz eindrücklich. Denn sie berichtete über eine Transaktion des damals recht jungen Herrn Farrokhnia: „Nemat Farrokhnia (Sohn von Nemetollah Farrokhnia), ein ehrgeiziger, heute 39- jähriger Investor aus Österreich, Sohn eines erfolgreichen Bau-Managers, der den deutschen Immobilienmarkt für sich entdeckt hat.“ 2011 bietet die Magnat (später DEMIRE Deutsche Mittelstand Real Estate AG – siehe 5), eine Immobiliengesellschaft mit starken Aktivitäten in Wien, drei Wohnportfolien in Ostdeutschland an: in Eberswalde; in Saalfeld in Thüringen; und in Rostock zudem das Hochhaus, das später Elgeti privat kaufen sollte. Der größte Brocken ist das Brandenburgische Viertel, 1057 Wohneinheiten, sanierter Plattenbau, in Eberswalde – 50 Kilometer nordöstlich von Berlin, rund 40.000 Einwohner. Tendenz auch hier: rückläufig. Der Verkauf ist also nicht ganz einfach. Die BNP Paribas Real Estate soll es richten. Sie bietet die Blocks in Eberswalde für 28 Millionen Euro an, aber es gebe noch „Verhandlungsmöglichkeiten“, wie es in einer E-Mail von Mitte Oktober 2011 an einen Interessenten heißt. Die Finanzierung der Immobilie könne „voll übernommen werden“, die Grunderwerbssteuer könne man durch einen sogenannte Share Deal „optimieren“. Eine Kaufgelegenheit wie gemalt für die TAG. Aber Elgeti bleibt, obwohl er von dem Eberswalde-Angebot weiß, untätig. Dafür nimmt sich Farrokhnia der Sache an. Am 29. November 2011 vermeldet Magnat den Verkauf aller drei Objekte in Ostdeutschland. Über den Preis und den Käufer schweigt sich das Unternehmen aus. Nach Recherchen der „Welt am Sonntag“ wurden erneut Hahn und Farrokhnia aktiv. Dieses Mal nutzen sie eine andere Park-Firma, die Pruß GmbH, die zu dieser Zeit als Adresse den Büromakler Regus angibt, immerhin in feiner Lage: Berlin, Unter den Linden 21. Für den Kauf der Plattenbauten in Eberswalde wendet die Combo etwa 25 Millionen Euro auf – den Verhandlungsspielraum haben die Investoren also weidlich ausgenutzt. Die Übertragung der 1057 Wohnungen auf die Pruß GmbH findet am Jahresanfang 2012 statt. Auch dieses Mal dient die Vorratsgesellschaft nur für kurze Zeit als Zwischenlager. Denn Rolf Elgeti lässt seine TAG nur wenige Tage später, am 11. Januar 2012, einen Deal im „Großraum Berlin“ verkünden, wie es in der englischen Fassung für die angelsächsischen Investoren heißt. Es handelt sich um eben jene 1057 Wohnungen des Brandenburgischen Viertels in Eberswalde. Kaufpreis laut Pressemitteilung: rund 30 Millionen Euro. Die Truppe um Farrokhnia und Hahn kann sich also über fünf Millionen Euro mehr freuen, als sie wenige Tage zuvor bezahlt haben. Elgeti verteidigt seine anfängliche Untätigkeit damit, dass der TAG „kein wirtschaftlich vergleichbares Angebot“ vorgelegen habe. Aber diese Begründung ist wackelig. Denn die BNP Paribas hat das Brandenburgische Viertel ziemlich genau so auf dem Markt angeboten, wie es Farrokhnia schließlich an Elgeti für den satten Aufpreis nach nur wenigen Tagen weiterreicht. Ein 14-seitiges Exposé dazu liegt der „Welt am Sonntag“ vor. Schwer vorstellbar, dass Elgeti, der in der Branche als eine der ersten Adressen für Wohnimmobilienkäufe in Ostdeutschland gilt, dieses Exposé nicht gesehen hat. Und falls es tatsächlich an ihm vorbeigezogen sein sollte, würde das erstaunliche operative Lücken in der Geschäftsführung des M-Dax- Konzerns offenbaren.“ 1.1.5 Nemetollah Farrokhnia Herr Farrokhnia arbeitete über 30 Jahre lang in leitenden Positionen beim österreichischen Baukonzerns STRABAG und leistete somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Unternehmens. Darüber hinaus war er Global CEO der Renaissance Group und saß im Aufsichtsrat der PORR Gruppe. Aktuell fungiert er bei der IMFARR Beteiligungs GmbH als Senior Technical Advisor, die er 2007 gründete. 10 Mit 115 Deals zählt die IMFARR gemäss einer PWC-Studie aus dem Jahre 2022 zu den zehn aktivsten Family Offices in Europa. IMFARR ist auf Immobilieninvestments sowie die Entwicklung von Immobilienprojekten spezialisiert. Der Fokus liegt dabei auf Städte in Deutschland und Österreich, darunter München, Frankfurt und Wien. Im Zusammenhang mit der Adler Group fungierte er deutlich unter dem Radar der Brancheninsider. So nutze er Gesellschaften wie die Pruß GmbH (siehe 1.1.01; 1.6; 5.4; 6.1.2; 6.1.4 und 6.2.1) oder die M1 Beteiligung (siehe 1.3.01; 1.6; 4; 5.4; 5.5 und 6.2.1), um in den Genuss von Erträgen bzw. Aktienpaketen zu gelangen. Im vorherigen Kapitel über seinen Sohn Nemat ist eine Transaktion der Pruß GmbH ganz eindrücklich beschrieben. Lediglich beim Erwerb des Eutritzscher Freiladebahnhof im September 2019 trat die IMFARR als vermeintlicher „neutraler“ Marktteilnehmer auf den Plan und erwarb rd. 19.000 m² grosse Baufeld für rd. 160 Mio. EUR. Diese Transaktion ist unter Punkt 6.2.3 näher beschrieben. 1.1.6 Christoph Gröner Die CG Unternehmen wurden ab 1995 in Leipzig in der Rechtsform einer Personengesellschaft ins Leben gerufen. Erst 2009/10 mit dem Wechsel nach Berlin vollzog sich langsam die Überregionalität und mündete im Aufbau mehrerer Niederlassungen in Deutschland. Jedoch erst mit der Sachgründung zur CG Gruppe AG im Jahre 2015 vollzog sich der Schritt zur Holding, um die Gesellschaft kapitalmarkt-fähig zu machen. Hierzu holte sich Herr Gröner seinen alten Finanzier Herrn Ketterer mit 38,5% an Board. Und Herr Ketterer nutzte den Einstieg der Aggregate in doppelter Hinsicht. Denn von der Kapitalerhöhung im Februar 2016 in Höhe von 31,115 Mio. EUR liess er sich 15,0 Mio. EUR sofort abtreten und von seinen 8.750.000 Aktien an der CG Gruppe verkaufte er an die Aggregate 5.250.000 Aktien zum Gesamtpreis von 17,578 Mio. EUR. Folglich waren von seinem damaligen Baranspruch gegenüber der Gesellschaft in Höhe von rd. 34,5 Mio. EUR bereits rd. 32,6 Mio. EUR getilgt. Und als Bonus erhielt Herr Ketterer für seine verbliebenen 3.400.00 Aktien der CG Gruppe mindestens rd. 63,4 Mio. EUR. Folglich fällt es schwer zu glauben, dass Herr Gröner nicht in die Causa Adler Group verstrickt ist, denn schon die Gründung „seines“ Konzernes lief ungewöhnlich ab. Ähnlich ungewöhnlich war der Neustart von Herrn Gröner, als er im Jahre 2020 aus der Adler Group ausstieg und dafür 18 Objekte mit einem damaligen GDV von 2,3 Mrd. EUR „erhielt“. Denn gerade die Überbewertung der Entwicklungsprojekte innerhalb der Adler Group führte zur fast vollständigen Ausbuchung des Geschäfts- und Firmenwertes sowie zu einem Milliardenschweren Verlust. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass Herr Gröner den GDV der übernommenen Entwicklungsprojekte mit rd. 2.6 Mrd. EUR ansetzt. Also nochmals rd. 15% über dem Wertansatz von der Adler Group. Wobei die Mansfelder Hallen in Leipzig mit 18.539 m² vermietbarer Fläche in den rd. 2.646,3 Mrd. EUR nicht berücksichtigt sind, da Herr Gröner in diesem Gebäude aktuell ein eigenes Innovationszentrum errichtet. Daher sollte jeder Journalist, der über Herrn Gröner berichtet, vorher seine Jahresabschlüsse bzw. Transaktionen überprüfen, um solche Schlagzeilen wie: „Bauunternehmer Christoph Gröner: Einer, der richtig anpackt“ (Tagesspiegel vom 1. April 2016) zu vermeiden. 1.1.7 Sandra und Norbert Ketterer Um Wiederholungen zu vermeiden, wird auf die einzelnen Kapitel verwiesen, in denen die Eheleute Ketterer häufig eine exponierte Rolle einnehmen. 11 Bislang haben sie es jedoch geschafft, sich immer rechtzeitig vor aufkommenden Problemen zurückzuziehen. So haben sie sich bereits 2018 aus der Causa Consus und 2020 aus der Causa CORESTATE zurückgezogen und mussten sich auf diese Weise kaum der öffentlichen Kritik aussetzen. 1.1.8 Thomas Landschreiber Thomas Landschreiber und Ralph Winter haben zusammen unter anderem das Immobiliengeschäft von Cerberus Capital in Deutschland aufgebaut sowie 2006 den Investment-Manager CORESTATE Capital gegründet und in den SDAX der deutschen Börse geführt. Jedoch lag bereits auf ihrem Erstlingswerk, dem CORESTATE German Residential Ltd., der Schatten des negativen Track Records. Diesen konnten sie jedoch virtuos durch die Etablierung der Doppelholding und der damit verbundenen Sitzverlegung nach Luxemburg elegant kaschieren. Denn die 63 Anleger der CORESTATE German Residential Ltd. mit Sitz auf Guernsey haben am 30. März 2016 auf Darlehensforderungen in Höhe von rd. 526,9 Mio. EUR verzichtet, so dass von einem Totalverlust für die Anleger gesprochen werden kann – und dies am Höhepunkt der Immobilienhausse. Diese Entwicklung deutete sich bereits 2008 an (zwei Jahre nach Unternehmens- und Fondsstart), denn der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag des Fonds entwickelte sich von minus 11,66 Mio. EUR im Jahre 2008 bis minus 525,53 Mio. EUR im Jahre 2015. Und obwohl die CORESTATE Capital AG in dieser Zeit (von 2006 bis 2014) mehr als 36 Mio. EUR an Honoraren als Asset Manager erhielten, wurde die CORESTATE aufgrund ihres negativen Track Records nicht in Regress genommen. Denn die 63 Anleger des Fonds (CORESTATE German Residential Ltd.) einigten sich mit der CORESTATE auf eine einmalige Zahlung in Höhe von rd. 2,1 Mio. EUR. Damit waren sämtliche gegenseitigen Ansprüche abgegolten. Und da es sich bei den 63 Anlegern mehrheitlich selbst um Fonds handelte, waren beide Parteien froh, dass diese rd. 527 Mio.-Pleite nicht publik wurde. Oder gab es noch einen anderen Grund? Auch der Schlussakt – der Verkauf des sog. Spartacus-Portfolios an die Adler Real Estate im Jahre 2014 wurde nur verhalten der Finanzwelt mitgeteilt, obwohl es für beide Seiten die grösste Einzeltransaktion zum damaligen Zeitpunkt war. Warum dies CORESTATE nicht publizistisch nutzte, liegt auf der Hand. Doch bei der Adler Real Estate ist dies nicht so klar? Denn der damalige Kaufpreis lag mit rd. 350 Mio. EUR deutlich unterhalb des Fair Value (rd. 16,5%). Im Börsenprospekt der CORESTATE Capital Group vom 29. September 2016 auf Seite 209 wurde diese Episode lediglich in den Milestones der Unternehmensgeschichte wie folgt erwähnt: „2006 bis 2009 Erwerb und Verwaltung eines deutschen Wohn- und Gewerbeimmobilienportfolios mit einem Gesamtwert von 1,4 Milliarden Euro für institutionelle Anleger“ In jedem Falle schied Herr Winter bereits im Juni 2009 als Verwaltungsrat der CORESTATE Capital AG aus – Herr Landschreiber erst im Jahre 2020. Aber die erste Katastrophe in Verbindung mit der CORESTATE German Residential Ltd. wurde nur durch die Akquisition der HFS Helvetic Financial Services AG getoppt (siehe 4), die zu noch einem grösseren Desaster führte. Denn der Schaden (Abschreibung Goodwill) in Höhe von rd. 620 Mio. EUR (damalige Kaufpreis) musste von CORESTATE Capital Holding selbst getragen werden. Und wieviel von den ausgereichten Anleihen noch zurückgeführt werden, steht in den Sternen. Daher ist der extrem schlechte Kursverlauf der CORESTATE-Aktie seit dem Ausstieg von Herrn Ketterer kein Wunder. Und nach dem gewinnträchtigen und rechtzeitigen Ausstieg der Herren Winter und Landschreiber aus der CORESTATE Capital Holdings SA gründeten sie im Jahre 2020 die 777 Capital Partners AG in Baar. Das 12 Geschäftsmodell der neuen Gesellschaft gleicht dem der CORESTATE sehr. Denn nach eigenen Angaben arrangieren sie Club Deal-Immobilien-projekte in der DACH-Region, wobei der strategische Fokus auf Off- Market Investitionen mit Value-Add- und opportunistischen Return-Profilen in den Segmenten Innovatives Wohnen und Gewerbeimmobilien liegen soll. Und natürlich verweisen beide auf ihren tadellosen Track Record. Darum bleibt es spannend, inwieweit es den Herren Winter und Landschreiber erneut gelingt, Investoren zu finden, um sie erneut mit einem Totalverlust zu verwöhnen? 1.1.9 Josef Schrattbauer Herr Schrattbauer ist der Bruder von Gerda Caner und der Schwager von Cevdet Caner. Gemäss dem Bericht der Übernahmekommission in Sachen Conwert (siehe Punkt 6.1.4) agiert Herr Schrattbauer im Zusammenhang mit Herrn Caner fremdbestimmt und würde sein Handeln bezüglich seiner Investments jederzeit nach den Wünschen von Cevdet Caner ausrichten. So hat er sich auf Vermittlung von Herr Caner an der Mezzanine IX beteiligt und erwarb auf gleiche Empfehlung über seine Bondi Beteiligungs GmbH Aktien an der conwert. Und Herr Schrattbauer war es auch, der die Übernahme der ADO Properties SA erst ermöglichte, denn er kaufte lediglich notariell über seine Spree Holding GmbH das sog. Gerresheim-Portfolio und legte somit die Grundlage für den Überbrückungs- kredit in Höhe von rd. 710 Mio. EUR zum Erwerb der ADO. Im Nachhinein war es nicht tragisch, dass der Kaufpreis aufgrund nicht erfüllter Vertrags-bedingungen nie fällig wurde, denn die ADO Properties lieh der Adler Real Estate das Geld, um den Überbrückungskredit abzulösen. So war die Rückabwicklung dieser Transaktion nur die logische Konsequenz eines mutmasslichen Scheingeschäftes. 1.1.10 Günther Walcher Herr Walcher gründete 1977 die Skidata GmbH und entwickelte das erste maschinell bedruckte Skiticket und ersetzte so die handgeschriebenen Skipässe. Heute stellt das Unternehmen Zugangssysteme für den öffentlichen Raum her (z.B. touristische Anlagen, Parkraum, Sportstadien, Freizeitparks und Messen). Herr Walcher verkaufte bereits die Mehrheit seines Unternehmens im Jahre 1997 an den französischen Chipkartenhersteller Gemplus. In der Folge gründete er bereits 1998 die Lavinia BV als Holding, um sich als Investor zu gerieren. Auch die Aggregate Holdings SA ist der Lavinia untergeordnet. Und nur vier Jahre später übernahm die Schweizer Kudelski-Gruppe das Unternehmen komplett, so dass sich Herr Walcher ab dem Jahre 2001 im Alter von 51 Jahren komplett als Investor tätig war. 1.1.11 Klaus R. Wecken Herr Wecken ist seit 1974 Gründer, Gesellschafter und Vorstandsvorsitzender verschiedener Unternehmen in Deutschland und der Schweiz. Ab 1984 war er Mitbegründer und Vorstand der KHK Software AG, Frankfurt am Main, die er 1997 an die SAGE Group, Newcastle, Großbritannien, verkaufte. Ab 1999 war er Mitbegründer und Hauptaktionär des Immobilienunternehmens Tivona AG, Basel, die 2009 über die Jelmoli Holding AG, Zürich, in die Swiss Prime Site-Gruppe integriert wurde. 13 Von 2001 bis 2002 war er Mitglied des Verwaltungsrats der Jelmoli Holding AG, Zürich. Seit 2007 hat er über sein Family Office Wecken & Cie., Basel, mehr als 40 Beteiligungen mit den Schwerpunkten Internet, Software und Medizintechnik sowie Immobilien aufgebaut. Im Bereich börsennotierter Immobilien ist/war Herr Wecken unter anderem Großaktionär der Deutschen Mittelstands Real Estate AG (DEMIRE), der Adler Real Estate AG sowie anderer Firmen. 1.1.12 Ralph Winter Siehe Punkt 1.1.07 (Thomas Landschreiber). 1.2 Wichtige Geschäftspartner Mit den wichtigen Geschäftspartnern steht und fällt das Konzept des Netzwerkes. Diese Geschäftspartner sind häufig Ankeraktionäre und verhelfen dem Netzwerk beim Erlangen der faktischen Hauptversammlungs- mehrheit (siehe 2), um an die hohe Liquidität zu gelangen. Diese Geschäftspartner nutzen nur zu gerne die Gunst der Stunde, um in den Genuss hoher Prämien beim Verkauf ihres Aktienpaketes zu gelangen. So haben sie bis zu 82% Prämie auf ihr Aktienpaket erhalten (siehe 6.3). 1.2.1 Rolf Buch Herr Buch begann seine berufliche Laufbahn 1991 im Druck- und Industriebereich von Bertelsmann, das später in Arvato umbenannt wurde. Herr Buch wurde 2013 zum Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Annington berufen, das nach der Übernahme der Gagfah im Jahr 2015 in Vonovia umbenannt wurde. Er führte das Unternehmen an die Börse und vergrößerte durch Zukäufe den Wohnungs-bestand und schuf den größten deutschen Immobilienkonzern. Unter dem neuen Namen Vonovia stieg das Unternehmen 2015 schließlich in den Aktienindex DAX auf. Dem Unternehmen gehören über 565.000 Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden. Bis 2015 war auch JP Morgan die Hausbank der Vonovia, die auch 2013 den Börsengang begleitete. Wie auch die Vonovia wurde die Adler Real Estate ebenfalls von Herrn Ashish Agrawal betreut (siehe 1.4.1.3). Und spätestens mit dem Einstieg der Adler Real Estate in die conwert Immobilien Invest stiess Herr Buch auf das Netzwerk, da auch Vonovia zu dieser Zeit an der Übernahme der conwert interessiert war. Die damalige Konkurrenzsituation muss für Herrn Buch ärgerlich gewesen sein, denn mutmasslich leitete Herr Agrawal das von Herrn Buch eingereichte Finanzierungskonzept der Akquisition der MountainPeak Trading an Herrn Caner weiter. Mit der Folge, dass die Adler Real Estate in dieser Angelegenheit zum Zuge kam. Als Folge dieses gravierenden Vertrauensbruches kündigte Herr Buch die langjährige Geschäftsverbindung zu JP Morgan. Nichts desto trotz übernahm Herr Buch die 21.160.921 Aktien der Conwert im Tausch gegen 10.509.451 Aktien der Vonovia (siehe 6.1.4) im Gegenwert von rd. 372 Mio. EUR. Dies sollte nicht die letzte Transaktion mit dem Netzwerk gewesen sein, denn im Dezember 2017 verkaufte die SSN Group das Bauvorhaben „Alboingärten“ Berlin zum Preis von rd. 13 Mio. EUR an die Vonovia. Dies führte bei der Projektgesellschaft zu einem Verlust von rd. 2 Mio. EUR. Vielleicht war dies der Grund dafür, dass diese Transaktion zu keiner Pressemitteilung führte. Denn ansonsten ist das Netzwerk immer zur Stelle, wenn es mit Transaktionen mit namhaften Playern geht. 14 Und die letzte bisher bekannte Transaktion mit dem Netzwerk fand am 8. Oktober 2021 statt, als Herr Buch mit einem Darlehen von rd. 251 Mio. EUR Herrn Walcher aushalf, um den Margin Call seiner beliehenen Adler Group Aktien zu bedienen. Dieses Darlehen wurde im Rahmen einer Pfandverwertung am 22. Februar 2022 ausgeglichen, indem die Vonovia 24.082.663 Adler Group Aktien zum Preis von 10,44 EUR/Aktie übernahm (siehe 11.3.1). Ab diesem Zeitpunkt zählt die Vonovia mit rd. 15,88% zum grössten Einzelaktionär der Adler Group. In jedem Falle verlor die Vonovia zum Stand 7. Juli 2023 rd. 236,7 Mio. EUR mit der Beistands- transaktion. Dies entsprach einer Verlustquote von rd. 94,15%. 1.2.2 Familie Dayan Die Familie Dayan ist wirtschaftliche Eigentümer der Unternehmen Ouram Sarl, TLG Immobilien AG, Vivion Sarl und Golden Capital. Die Unternehmerfamilie ist weltweit in den Bereichen Immobilien, Hotels, Entwicklung und Bau, Autoleasing und anderen Branchen tätig. Den Grundstein für den Reichtum der Familie legte Moshe (Miki) Dayan. Moshe Dayan begann die Familienaktivitäten in den Bereichen internationale Immobilien, Entwicklung, Bau, Möbel, Keramik und Automobil. Im Jahr 2005 begann die Familie Dayan mit ihren Aktivitäten in Sachen Immobilieninvestitionen in Europa. Sie begannen in Schweden und Berlin (Deutschland) und expandierten anschließend in andere Großstädte in Deutschland, den Niederlanden und im Vereinigten Königreich. Sie erwarben Berliner Vermögenswerte in Zusammenarbeit mit den israelischen Fonds Migdal Insurance und Clal Insurance. Darüber hinaus ist die Familie Dayan wirtschaftliche Eigentümerin der Immobilien-firma Vivion Sarl Das Portfolio des Unternehmens umfasst Hotels und Bürogebäude in Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich. Der Marktwert des Immobilienportfolios beläuft sich auf rd. 4 Mrd. EUR. Vivion besitzt über 50 Hotels in Europa, hauptsächlich unter den Marken Hilton, Holiday-Inn und Crowne Plaza. Im Dezember 2019 erwarb VIVION zwei erstklassige Hotels: das Sanderson und das St. Martins Lane in London und erweiterte damit die Geschäftsaktivitäten im Hotelsektor in London. Hauptpartner von Vivion sind der kanadische Pensionsfonds Ivanhoe Cambridge und der israelische Fonds: Harel Versicherungen, Phoenix Versicherungen, Psagot Investment House, Meitav-Dash Investments. Des Weiteren ist die Familie Dayan wirtschaftliche Eigentümerin von Ouram Sarl, einer Holdinggesellschaft mit rund 10,3 % Anteilen an TLG, einem im SDAX notierten Immobilienunternehmen mit einer Marktkapi- talisierung von rd. 1,73 Mrd. EUR. TLG befindet sich in einem Fusionsprozess mit Aroundtown SA. Aroundtown ist das größte deutsche Gewerbeimmobilien-M Dax-Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von knapp 1 Mrd. EUR. Durch den Zusammenschluss entsteht das größte europäische Immobilienunternehmen im Büro- und Hotelbereich. 1.2.3 Marc Driessen Herr Marc Driessen war von Juni 2015 und Dezember 2019 Geschäftsführer der HANSAINVEST Hanseatische Investment GmbH und eng mit Herrn Norbert Ketterer und seiner HFS Helvetic Financial Services AG verbunden. Denn die HANSAINVEST fungierte bei den sog. Stratos Fonds als Kapitalverwaltungsgesellschaft (Abkürzung: KVG), über die die Stratos Fonds ihre rechtliche Zulassung erhielten. So besitzen Kapitalverwaltungs- gesellschaften eine zentrale Aufgabe bei der kollektiven Verwaltung der Investment- oder Sondervermögen, ihrem Risiko- und Portfoliomanagement sowie der Führung des Anlegerregisters. Daher war es nicht verwunderlich, dass Herr Driessen nach seinem Ausscheiden bei der HANSAINVEST im Mai 2019 zusammen mit Herrn Ketterer die Bloxxter AG sowie deren Tochterunternehmen Bloxxter 1 GmbH gründete. Unternehmensgegenstand der Bloxxter AG ist die Erbringung von Dienstleistungen im Zusammenhang mit Beteiligung an und Finanzierung von in- und ausländischen Gesellschaften mittels fortschrittlicher IT-Technologien. Hierzu sollte 15 die Bloxxter 2 GmbH Investoren suchen, die in tokenbasierte Nachrangdarlehen einer Immobilienfirma investieren sollten. Vielleicht ahnte Herr Driessen bereits zum damaligen Zeitpunkt bereits, wie risikoreich die Investments der Stratos Fonds waren, die von seiner damaligen Firma gemanagt wurden? Ungeachtet dessen scheiterte dieses Vorhaben gut zwei Jahre später. Möglicherweise lag die Ursache an den Besitzverhältnissen der Immobilienfirmen? Denn sie gehörten der Familie Ketterer! Nun ist die Firma seit September 2021 im Besitz der Quirin Privatbank, die über ihren Robo-Advisor die Beteiligung am Nachrang- darlehen vermittelt. Und nach dem Abgang bei Bloxxter wurde Herr Driessen im Februar 2022 CEO bei der Firma Engel & Völkers Capital AG, die er nach einem guten Jahr später ebenfalls verliess. Nun verdingt sich Herr Driessen hauptberuflich als freischaffender Hundetrainer. 1.2.4 Mathias Düsterdick Herr Düsterdick machte in den 80er Jahren eine Ausbildung im Bereich Marketing und begann im Anschluss als Makler für Gewerbeimmobilien mit seiner Immobilienkarriere. Mit Anfang 20 wurde er bereits Vertriebsleiter einer Frankfurter Immobilienfirma, bevor er sich Anfang der 1990er Jahre als Makler selbstständig machte. Kurzzeitig war er auch für Dr. Jürgen Schneider tätig, dem Immobilienunternehmer, der bundesweit durch seine Milliardenpleite bekannt wurde. Ein Objekt konnte Düsterdick in dieser Zeit vermitteln – den Leipziger Fürstenhof (Hotel). 1996 wechselte Düsterdick dann in die Projektentwicklung und wurde Direktor bei der Stuttgarter Bülow AG, bei der er bis 2001 tätig war. Im selben Jahr bot man ihm die Geschäftsführung der Real-Commerz-Wohnbau-Firmengruppe (RCW-Gruppe) an. Als geschäftsführender Gesellschafter der PDP Property Development Partner GmbH, wechselte Düsterdick nach der Übernahme des operativen Geschäfts durch die Düsseldorfer NPC Holding AG, im Herbst 2005 in den Vorstand der NPC. 2008 verließ Düsterdick die NPC, um mit der Rickmers-Gruppe die PDI Property Development Investors GmbH zu gründen. Dort fungierte er auch als Geschäftsführer. Mit der PDI realisierte Düsterdick Immobilienprojekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt ca. 650 Mio. EUR. Nach dem Verkauf der Anteile an der PDI-Gruppe an die 6B47 Real Estate Investors AG erfolgte im November 2015 zusammen mit Christoph Hüttermann die Gründung der GERCH Development GmbH. Im Zusammenwirken mit Ketterer`s HFS Helvetic Financial Services erwarb die GERCH Development neun Grossprojekte, um im Folgejahr gemeinsam mit Ketterer`s SN Beteiligungen Holding AG die Gerch Group zu gründen. Die gesellschaftsrechtliche Zusammenarbeit mit Herrn Ketterer sollte noch bis Ende 2020 andauern. Aktuell ist Mathias Düsterdick CEO der GERCHGROUP AG, die er seit Januar 2021 gemeinsam mit Christoph Hüttermann ohne Herrn Ketterer leitet. Zudem ist er Vorstandsvorsitzender der 6M Wohnraum AG, ein Schwesterunternehmen der GERCHGROUP. 1.2.5 Natig Ganiyev Herr Ganiyev ist seit über 15 Jahren in den Bereichen Investment- und Beratungsdienstleistungen tätig. Er hat einen MBA der Harvard Business School und einen BA der University of Maine. 16 Im Oktober 2012 kaufte er über seine Vestigo Capital Advisors LLP für rd. 181 Mio. EUR rd. 80% der Accentro Real Estate AG, die er bis heute nicht vollständig bezahlt hat. Fraser Perring schrieb in einem seiner Berichte über Herrn Ganiyev, dass er sich von Herrn Yorgen Fenech rd. 3 Mio. EUR geliehen hat, um einen Windpark zu erwerben. Diesen hat er zwei Wochen später für rd. 10,3 Mio. EUR an den maltesischen Energieversorger Enemalta weiter verkauft. Pikant in diesem Zusammenhang ist, dass Herr Yorgen Fenech beschuldigt wurde, den Mord an der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia organisiert und finanziert zu haben. Auch soll er eine Nähe zu Personen haben, die in Korruptionsermittlungen gegen die Herrscherfamilie Aserbaidschans beteiligt sind. Bei dieser Vorgeschichte ist es ungewöhnlich, dass er seit September 2022 als Mitarbeiter der Firma OPEN MINERAL AG tätig ist. Interessant ist nur, dass der millionenschwere Immobilienunternehmer auch als Angestellter bei der Firma Open Mineral AG tätig ist. 1.2.6 John D. Heikenfeld Herr Heikenfeld ist ein amerikanischer Investor und hat im September 2005 rd. 88,88 % der Aktien der Adler Real Estate AG mittels seiner Mezzanine IX Investors, L.P. übernommen. Dadurch dass sich Herr Heikenfeld auf den Modus Operandi von Herrn Caner bei seiner Übernahme der Adler Real Estate AG im Jahre 2012 eingelassen hat, war Herr Caner nicht genötigt, den übrigen Aktionären ein Pflichtangebot abgeben zu müssen. Genaueres siehe unter Punkt 6.1.1. 1.2.7 Marcellino Graf zu Hoensbroech Herr von und zu Hoensbroech ist als Unternehmer insbesondere im Immobiliensektor tätig. Zuvor war er 13 Jahre lang als Managing Director bei CarVal Investors, einem globalen Fondsmanagement-Unternehmen in London, tätig. Er war dort verant-wortlich für die Bereiche Real Estate und Corporate Investments in Deutschland, der Schweiz und Österreich sowie für das Non Performing Loans Business in Frankreich und Deutschland. Vor seiner Tätigkeit für CarVal Investors war er sieben Jahre lang bei Arthur Andersen im Beratungsgeschäft tätig. Darüber hinaus studierte er Wirtschaftswissenschaften an der International Business School (IBS) in Nürnberg. Er hat die Akkreditierung als Chartered Surveyor und die Akkreditierung als Approved Person durch die Financial Services Authority (FCA) in Großbritannien erhalten. Des Weiteren ist er Partner der Sayano Family Office AG einem mit der SN Beteiligungen AG verbundenen Unternehmen. Er unterhält zudem verschiedene geschäftliche Beziehungen zu Herrn Norbert Ketterer. 1.2.8 Christoph Hüttermann Herr Hüttermann war nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann und Bankfachwirt mehr als 15 Jahre im Immobilien-/Kreditgeschäft bei verschiedenen namhaften Banken tätig. Vor seiner Berufung zum Vorstand der NRP Immobilien AG am 1. Januar 2001 war Hüttermann zuletzt als Abteilungsdirektor bei Merck Finck & Co Privat Bankiers tätig. Von Januar 2007 bis Dezember 2008 war Hüttermann im Vorstand (CFO) der NPC Holding AG sowie im Vorstand der NRP Immobilien AG. Von Januar 2009 bis Oktober 2015 war Christoph Hüttermann Geschäftsführer (CFO) der PDI-Gruppe. 17 Nach dem Verkauf der Anteile an der PDI-Gruppe erfolgte im November 2015 die Gründung der GERCH Development GmbH, Düsseldorf durch Mathias Düsterdick und Christoph Hüttermann. Herr Hüttermann blieb bis zum Verkauf der Geschäftsanteile (51%) der Gerch Development GmbH an die SSN Group AG im April 2017 als Geschäftsführer der selbigen tätig. Die restlichen 49% verblieben bis zum Weiterverkauf mittelbar bei Herrn Ketterer (siehe 6.2.2). So ist Herr Hüttermann seit ihrer Gründung im Mai 2016 CFO der GERCHGROUP AG und seit September 2016 Vorstand der neu gegründeten 6M Wohnraum AG (Schwesterunternehmen der GERCHGROUP AG) 1.2.9 Dr. Sebastian-Dominik Jais Herr Dr. Jais ist seit Juni 2010 bei Apollo Global Management Inc. beschäftigt. Er ist verantwortlich für die Prüfung, Schaffung und Umsetzung von Investitionsmöglichkeiten in allen Anlageklassen in Europa. Besonderer Fokus liegt auf unbesicherten Verbraucher- krediten und granularen Vermögenswerten in ganz Europa sowie auf Gewerbe- immobilien in Deutschland. Zuvor war er nach seinem Studium bei der Hudson Advisors Germany GmbH rd. sechs Jahre beschäftigt. In dieser Zeit verfasste er seine Dissertation mit dem Titel „The Successful Use of Information in Multinational Companies“, die er im Jahre 2007 abschloss. In seiner Arbeit konnte er die Daten der Hudson Advisors nutzen und kam zu dem interessanten Ergebnis, dass Machtdistanz und Unsicherheits- vermeidung den stärksten Einfluss auf die Nutzung von Informationen durch das Management haben. Folglich zeigt er ein Gespür für Analytik – und dies interkulturell. 1.2.10 Thomas Olek Seit 1991 betätigte sich Herr Olek überwiegend in der Immobilienbranche und in der Baufinanzierung. So beriet er von 1998 bis 2003 als Angestellter die Vorstände der SACHSEN LB bei unterschiedlichsten Projekten. 2003 übernahm er die 1999 gegründete und mit negativer Fortsetzungsprognose am Boden liegende publity AG von der Sächsischen Landesbank und brachte das Unternehmen 2015 mit Hilfe der Baader Bank an die Börse. Die Firma erwarb anfangs notleidende Darlehen (NPL) und Immobilien aus Notsituationen für selbst entwickelte Wertpapiere (Fonds), die von privaten und institutionellen Anlegern finanziert wurden. Vormals eher klein aufgestellt, spezialisierte sich das Unternehmen unter der Leitung Oleks zunehmend auf Gewerbeimmobilien. 2018 erfolgte die Sitzverlegung der publity von Leipzig nach Frankfurt am Main. Herr Olek war von 2003 bis Ende 2020 Vorstandsvorsitzender der publity AG. Und Anfang 2023 übernahm er den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden. Zum Freundeskreis von Herrn Olek zählen internationale Hedgefonds Manager wie Paul Singer von der Elliot Management oder Führungskräfte aus dem Umfeld von Apollo, JP Morgan oder anderen Hedgefonds. Nach eigenen Angaben lautet seine Herangehensweise wie folgt: „Meine durchschnittliche Haltedauer der Objekte beträgt 18 Monate. Am liebsten kaufe ich problematische Objekte, revitalisiere sie und verkaufe sie frisch und gut vermietet an internationale Investoren. Wir sind schnell beim Bewerten, schnell bei der Transaktion und haben ein hervorragendes Netzwerk. Wenn wir kaufen, haben wir zuerst unsere Möglichkeiten gecheckt, um schnell und sicher zahlen zu können.“ 18 Ungeachtet dessen verhalf er der Aggregate Holdings SA von Herrn Walcher dazu, beherrschenden Einfluss auf die Consus Commercial AG zu erlangen, um sich selbst die Anteile an der CG Gruppe AG abzukaufen (siehe 6.2.1). An diesem Beispiel ist zu sehen, wie flexibel Herr Olek sein kann, wenn es um den Profit geht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die von ihm Verursachten Schlagzeilen alles andere als seriös wirken (siehe Handelsblatt vom 28. März 2022: „Thomas Olek versprach Anlegern Millionengewinne und ein Kursfeuerwerk. Nichts davon trat ein. Reich wurde Olek trotzdem. Ein Lehrstück über die Naivität von Anlegern.“ 1.2.11 Ronny Pecik Herr Pecik ist ein österreichischer Investor kroatischer Herkunft. Bereits im Jahre 2000 übernahm Ronny Pecik gemeinsam mit Partnern die M&A PrivatBank AG, in der er zunächst Vorstand und später Aufsichtsratsmitglied war. Zeitgleich übernahm er mit Partnern rd. 27 % des Edelstahlherstellers Böhler- Uddeholm, die er anschließend mit Gewinn verkaufte. Später fand er mit Mirko Kovats einen neuen Partner und erwarb im April 2003 rd. 19,5 % des Anlagenbauers VA Tech, die er im Januar 2004 mit einem Gewinn von rd. 70 Mio. EUR an die Siemens AG weiterverkaufte. Auch gründete er mit Mirko Kovats die A-Tec Industries, die 2006 erfolgreich an die Börse gebracht wurde. Danach übernahmen die beiden 2005 über die Investment- gesellschaft VICTORY Industriebeteiligung AG die Aktienmehrheit des Schweizer Technologiekonzerns OC Oerlikon (vormals Unaxis AG). Im Anschluss kam es zur Trennung zwischen Herrn Kovats und Herrn Pecik, da sie zu unterschiedliche Charaktereigenschaften und unterschiedliche strategische Ansichten hatten. Nach der Trennung übernahm Pecik mit der OC Oerlikon 100 % an der Saurer AG, den größten Textilmaschinenfabrikanten der Schweiz, der auch im Automotive-Bereich tätig ist. Pecik verhinderte so die Zerschlagung des Konzerns durch Hedgefonds. Saurer wurde daraufhin vollständig in die OC Oerlikon integriert. Anfang 2007 übernahm er über sein Unternehmen VICTORY auch 20,5 % am Schweizer Telekommunikations- unternehmen Ascom sowie über die Investmentgesellschaft Everest 17,5 % des Industriekonzerns Sulzer AG, wobei er von seinem Partner, Herrn Viktor Vekselberg, unterstützt wurde. Weitere Unternehmen, an denen Pecik beteiligt ist, sind unter anderem die Saurer Textil Gruppe sowie das Stuttgarter Technologieunternehmen M+W Zander. Er hielt Anteile an der österreichisch-slowakischen Fluglinie SkyEurope, am Schweizer Finanzdienstleister Zurich Financial Services, der Swiss Re und war auch beteiligt am Schweizer Zementhersteller Holcim, der Georg Fischer AG sowie der Industrieholding Rieter. Im Juni 2012 verkaufte Pecik seinen Anteil von rd. 20% an der Telekom Austria AG an das mexikanische Telekommunikationsunternehmen América Móvil. Und im April 2017 übernahm er ein Aktienpaket von rd. 11,35% an der S IMMO AG von Herrn Roman Abramovich, wodurch er zum größten Aktionär der S IMMO AG wurde. Diese Transaktion war der Auftakt des S Immo/Immofinanz-Komplexes, der bis Ende 2021 andauern sollte (siehe 9). 1.2.12 Teddy Sagi Herr Sagi ist ein israelischer Milliardär und Geschäftsmann mit Sitz in London und Zypern. Er ist Gründer des Glücksspielsoftwareunternehmens Playtech und des Cybersicherheitsunternehmens Kape Technologies (Eigentümer von ExpressVPN) sowie seit 2014 Besitzer des Londoner Camden Market. Sein persönliches 19 Vermögen wird auf rd. 5,7 Mrd. USD geschätzt, mit Beteiligungen an Immobilien, Glücksspielsoftware, Zahlungsabwicklung sowie digitaler Werbung. 1996 wurde er zu einer neunmonatigen Haftstrafe verurteilt, nachdem er in Israel wegen Bestechung und Betrugs verurteilt worden war. Im Mai 2015 kaufte Herr Sagi einen Anteil von rd. 24,79% an der börsennotierten conwert Immobilien Invest SE von Herrn Hans Peter Haselsteiner (Strabag SE). Nur drei Monate später verkaufte er seine conwert-Aktien mit einem Aufschlag von rd. 18,6 Mio. EUR an die Adler Real Estate AG. Und im Juni 2017 erwarb er 44% der Brack Capital Properties N.V., einem börsennotierten Immobilienunternehmen, das Wohn- und Gewerbeimmobilien in Deutschland besitzt und entwickelt. Auch diese verkaufte er nur acht Monate später mit einem Aufschlag von rd. 69 Mio. EUR an die Adler Real Estate AG. 1.2.13 Michael Tockweiler Er gründete die SSN Group AG im Jahre 2004, die seit ihrer Gründung ein GDV in Höhe von 7,5 Mrd. EUR vorzuweisen hat. Die SSN übernahm 2017 zuerst 51% der Gerch Development GmbH, um sich dann im Jahre 2018 von der Consus Real Estate übernehmen zu lassen. Herr Tockweiler beteiligte sich mass-geblich im Zusammenspiel mit Herrn Norbert Ketterer und Günther Walcher an der Expansion der wenig werthaltigen Bilanzsumme der Consus Real Estate (siehe 6.2.2). 1.2.14 Klaus Umek Herr Umek ist geschäftsführender Gesellschafter von Petrus Advisers. Er gründete das Unternehmen im Jahre 2009. Sein Credo lautet: „Kein Kaufen und Hoffen! Nach eingehender fundamentaler Analyse, kämpfen wir um das Geld unserer Anleger und kaufen gute Aktien (long) und verkaufen Unterperformer (short). Wir setzen uns dabei aktiv mit Management und Aufsichtsrat der Unternehmen auseinander, wo nötig auch öffentlich.“ Vor der Gründung von Petrus Advisers war Herr Umek Managing Director bei Goldman Sachs, wo er Head of Investment Banking of Austria and CEE war. Während seiner Zeit bei Goldman Sachs von 1996 bis 2009 war er an einigen der wichtigsten Transaktionen auf der europäischen Bühne der Bankenkapitalmärkte und Fusionen beteiligt: Allianz/AGF, Swiss Life/Lloyd Continental, BankAustria/Creditanstalt, HVB/Bank Austria, Erste Bank/BCR, Cerberus/BAWAG, Vienna InsuranceBlackstone/Celanese, Telekom Austria, Austria Tabak, Alfa Bank, Daimler, u.a. Herr Umek hat einen Master-Abschluss in Management der WU Wien und einen Master-Abschluss in Finance (CEMS) der London School of Economics sowie der HEC Paris. Darüber hinaus ist er Serial Entrepreneur und Investor in Immobilien sowie Immobilienentwicklungen. 1.3 Die willigen Helfer Ohne das augenscheinlich qualifizierte Führungspersonal wäre das Netzwerk nicht handlungsfähig. Dabei wird stets die Qualifikation, die Verbindungen, die Risikobereitschaft sowie das Renommee der willigen Helfer genutzt, um dem gesteckten Ziel näher zu kommen. Dabei gibt es zwei Gruppen: Die eine Gruppierung mit hoher Qualifizierung, Verbindungen und Renommee und die andere schwacher Qualifizierung, Verbindungen und Renommee, aber dafür mit einer sehr hohen Affinität zu unternehmerischen Risiko. 20 1.3.1 Wolfgang Hahn Herr Wolfgang Hahn ist bereits seit 2006 geschäftlich mit Cevdet Caner eng verbunden und in den unterschiedlichsten Funktionen tätig. Dies führte zu Überschneidungen, so dass er auch für die Herrn Farrokhnia sowie Herrn Walcher tätig ist bzw. war. So war er neben den Herrn Cevdet Caner, Bernd Thiel, Peter Haider, Herbert Ackerl sowie Gernot Schmidt Mitangeklagter im Strafprozess am Landgericht Wien (Aktenzahl 46 St 304/102). Die Beschuldigten wurden wegen gewerbsmässigem Betrug, betrügerischer Krida sowie Verabredung zu einer kriminellen Organisation und Geldwäsche am 19. November 2018 angeklagt und am 16. September 2020 freigesprochen. Allem Anschein nach, kamen die Freisprüche in Österreich nur zustande, da die mutmasslichen Betrugstaten in der zuständigen Gerichtsbarkeit England nicht strafbar war/sind. Und dort sollen die mutmasslichen Straftaten begangen worden sein. Meist springt er als Geschäftsführer für Gesellschaften ein, die mutmasslich einen vertraulichen Umgang mit Geschäftsgeheimnissen pflegen. Die auffälligsten Gesellschaften, für die Herr Hahn tätig ist bzw. war, sind: o M1 Beteiligungs GmbH (Gesellschafter: 45% Bassan SAM (Gerda Caner 99% und Wolfgang Hahn 1% und 55% IMFARR Beteiligungs Gmbh (Nemet Farrokhnia) – siehe 1.3.01; 1.6; 4; 5.4; 5.5 und 6.2.1. o Pruß GmbH (Gesellschafter ab 2013: 49% IMFARR Beteiligungs GmbH und 51% Mezzanine IX Investors SA (mittelbar je 25%: Richard Bunning, John D. Heikenfeld, Gerda Caner und Josef Schrattbauer) – siehe 1.1.01; 1.6; 5.4; 6.1.2; 6.1.4 und 6.2.1. o Pebble Investment GmbH (mittelbar 100% Gesellschafter: Günther Walcher) – siehe 6.2.1. Die Transaktionen über diese Gesellschaften laufen in der Regel für den Kapitalmarkt recht unauffällig. Und wenn sie dann doch publik werden, finden sie sofort den Weg in die Gazetten: Die M1 Beteiligung-Tag Immobilien-Transaktion von 2011 Hierzu schreibt am die Welt am Sonntag vom 6. Oktober 2013: „Monatelang werden dort 2011 im Stadtteil Morgenleite sanierte Plattenbauten mit 430 Wohneinheiten angeboten. Rund 21 Millionen Euro sollen sie kosten, aber keiner will den Komplex kaufen. Nach Angaben von Beteiligten beschäftigt man sich auch bei der TAG mit dem Angebot. Elgeti sagt heute, das sei ihm „nicht bekannt“ gewesen. Im Herbst 2011 schlägt die Jokasa Immo Invest zu, eine klassische sogenannte Vorratsgesellschaft ohne nennenswertes Vermögen. Geschäftsführer der Jokasa ist Wolfgang Hahn, von 2007 bis Sommer 2011 in Diensten von Caner Capital, der englischen Gesellschaft von Cevdet Caner. Hahn hat sein Leben steueroptimiert. Als Wohnsitz gibt der 46- Jährige vor dem Amtsgericht Chemnitz den Boulevard D’Italie im Fürstentum Monaco an. Weil die Wohnanlage in Chemnitz ein Ladenhüter ist, kann Hahn den Preis drücken. Er gibt dafür ausweislich der Bilanz der Jokasa Immo Invest (100%-ige Tochter der M1 Beteiligungs GmbH) nur gut 19 Millionen Euro aus. Dann aber geschieht etwas Erstaunliches: Nur wenige Wochen später, am 25. Oktober, kann Hahn den einstigen Ladenhüter schon wieder weiterreichen – und zwar an die TAG. Deren Vorstandschef Elgeti gibt den Kauf der Wohnanlage in Chemnitz für 23,75 Millionen Euro bekannt. Ein Traum-Geschäft für Hahn und seine Hintermänner: In seiner Bilanz für 2011 vermerkt Hahn in feinstem Buchhaltungs-Deutsch, die Wohnblocks in Chemnitz „unter Aufdeckung erheblicher stiller Reserven veräußert“ zu haben. 4,75 Millionen Euro Mehrerlös in nur wenigen Wochen. 21 Die Mehrkosten hätte Elgeti den TAG-Aktionären möglicherweise ersparen können – wenn er die Wohnungen gleich selbst für die TAG gekauft hätte. Er sagt: „Die erste Transaktion wäre ein komplizierter Kauf aus einer zwangsweisen Verwertungs-situation gewesen. Insgesamt war die Immobilie, die wir gekauft haben, seit dieser ersten Transaktion eine deutlich aufgewertete, auch weil die veränderte Rechtsform ein gutes Stück Risiko herausgenommen hat. Zusammengenommen sind diese Effekte größer als die Kaufpreisdifferenz, die Sie darstellen. Wir kaufen nur Portfolien mit ausreichendem Datenmaterial.“ Doch das ist schwer nachvollziehbar. Branchenüblich zumindest war die Daten-Dokumentation. Der „Welt am Sonntag“ liegt ein achtseitiges Exposé eines Vermittlers für das Objekt vor. Eine tief gehende Prüfung, sagt ein Beteiligter, wäre selbstverständlich möglich gewesen. Elgeti sagt, das sei bei der TAG nicht bekannt gewesen.“ Die Pruß-Adler Real Estate-Transaktion von 2014 So auch im ersten Quartal des Jahres 2014. Damals verkaufte die Pruß AG 94% der Geschäftsanteile an der Rostock Verwaltungs GmbH zu einem Kaufpreis von 423 TEUR sowie die Darlehensforderungen der Pruß GmbH gegen die Rostock Verwaltungs GmbH in Höhe von 1.548 TEUR an die Adler Real Estate AG. Bei der Pressemitteilung vom 30.06.2014 wurde diese Transaktion textlich einer anderen beigemengt. Der Wortlaut der Pressemitteilung: „ADLER Real Estate schließt ihre bisher größte Akquisition ab und erzielt erheblichen Ergebniseffekt o Erheblicher Ergebniseffekt aus anstehenden Fair-Value-Bewertungen im ersten Halbjahr 2014 o EPRA NAV des ADLER-Konzerns erreicht Wert von ca. 11 Euro je Aktie o Portfolios mit rd. 8.500 Wohn- und Gewerbeeinheiten Die ADLER Real Estate Aktiengesellschaft, Frankfurt/M., (ISIN DE0005008007) hat ihre bisher größte Akquisition auf ihrem Weg zu einem bedeutenden Wohnungsbestandhalter mit Immobilien in ganz Deutschland erfolgreich abgeschlossen. Die Ende Mai des Jahres vertraglich gesicherte, nahezu vollständige Übernahme von sieben Immobilienbesitzgesellschaften sowie eine weitere Akquisition eines kleineren Portfolios in Thüringen Anfang Juni sind mit heutigem Tag wirksam geworden. Die Portfolios verfügen zusammen über rd. 8.500 Wohn- und Gewerbeeinheiten. Der Wert beider Portfolios beläuft sich auf rund 409 Mio. Euro. Die Portfolios erwirtschaften nach Abzug aller laufenden Bewirtschaftungs-, Management- und Finanzierungs- kosten für den ADLER-Konzern einen positiven Cash Flow. ADLER erwartet aus der Konsolidierung der nun erfolgreich erworbenen Portfolien und der ebenfalls mehrheitlich übernommenen ESTAVIS AG, Berlin, eine erhebliche Auswirkung auf die Ertragslage im ersten Halbjahr 2014, die aus der anstehenden Fair-Value- Bewertung der übernommenen Werte gemäß IFRS Rechnungslegung resultiert. Derzeit zeichnet sich ab, dass der EPRA NAV des gewachsenen ADLER-Konzerns umgerechnet je Aktie einen Wert von ca. 11 Euro erreicht. Aufgrund der umfangreichen Arbeiten zum Halbjahresabschluss soll der Halbjahresbericht erst am 31. August 2014 veröffentlicht werden. Die Wohnimmobilienportfolios verteilen sich auf nahezu alle Bundesländer. Zusammen mit den gesicherten Beständen der ESTAVIS AG verfügt ADLER nun über rund 25.000 Wohneinheiten. Der Vorstand“ So zeichnen sich die Transaktionen von Herrn Hahn mehrheitlich wie folgt aus: o sehr kurze Haltedauer der Liegenschaften o extrem hohe Margen (bis 1.426%) o die Firmen haben keine Homepage 22 o die Firmen haben kein eigenes Büro o die Firmen sind weder telefonisch noch per E-Mail zu erreichen 1.3.2 Axel Harloff Herr Harloff absolvierte das Studium der Betriebswirtschaft. Nach Tätigkeiten im Fondsmanagement sowie im Asset Management verschiedener Unternehmen in Hamburg trat er im Februar 2003 in den Vorstand der Adler Real Estate AG ein, wo er bis zu seinem Ausscheiden im Juni 2016 tätig war. Herr Harloff ist seit September 2014 Mitglied des Aufsichtsrats der ACCENTRO Real Estate AG (Aufsichtsratsvorsitzender). Ausserdem war Herr Harloff Aufsichtsratsvorsitzender der Consus Real Estate AG zwischen dem September 2017 und Mai 2022. Darüber hinaus war Herr Harloff zwischen Juni 2017 und Oktober 2022 im Vorstand der ERWE Immobilien AG. Er und seine Familie halten über die Stapelfeld KG rd. 19,15% und die VGHL Management GmbH rd. 5,98% der ERWE Immobilien AG (insgesamt rd. 25,13%). Folglich war Herr Harloff ein Mann der ersten Stunde, der den Aufstieg und den erneuten Niedergang von Herrn Caner in verantwortungsvollen Positionen begleitet hat. Ein Mann mit exponiertem Wissen. 1.3.3 Michael Haupt Herr Haupt leitet seit über 30 Jahren Immobilienfirmen, Fondsgesellschaften und börsennotierte Unternehmen. Von 2006 bis 2012 war er Geschäftsführer der Bouwfonds REIM und baute das Deutschlandgeschäft auf. Und von 2012 bis 2020 war er Vorstandssprecher und dann stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Münchner ISARIA Wohnbau AG. Nach Sanierung, Mehrheitsübernahme sowie Delisting gehören deren wesentlichen Aktivitäten zum Konzern Deutsche Wohnen SE. Im Rahmen dieser Sanierung rettete er erhebliche Vermögenswerte von Herrn Ketterer, da dieser erheblich in die Isaria Wohnbau (vormals JK Wohnbau AG) investiert war (siehe 4). Aktuell ist er Verwaltungsrat der Accorus Holding AG, Balzers, Fürstentum Liechtenstein und investiert aktiv in ARKAD. 1.3.4 Jan Hedding Herr Hedding ist stark in das Firmengeflecht von Herrn Ketterer eingebunden, so dass ein Redakteur des Handelsblattes äusserte, dass er davon überzeugt ist, dass sich Herr Hedding wohl nicht an jede Firma erinnern kann, in der er in der Geschäftsleitung sitzt. So schreibt am 21. Februar das Solinger Tagblatt: „Mit Jan Hendrik Hedding rückt eine interessante Personalie an die Spitze der Immobilien Solingen Projektgesellschaft mbH. Diese Gesellschaft war 2016 für die Clemens-Galerien und die Gebäude Kaufhof und Peek & Cloppenburg (P&C) gegründet worden. Bis zum 29. Januar war der Frankfurter Dr. Jochen Stahl Geschäftsführer. Bereits im Dezember hatten die Gesellschafter die Anteile an der Firma neu verteilt. 23 Hedding gilt als Vertrauensmann von Norbert Ketterer. Der Deutsche mit Wohnsitz in der Schweiz verfügt über ein weit verschachteltes Firmengeflecht, das sich europaweit mit dem Erwerb und Verkauf von Immobilien befasst. Hedding taucht im Netzwerk Ketterers regelmäßig mal als Vorstand einer Aktiengesellschaft (AG), dann als Aufsichtsrat einer AG oder eben als Geschäftsführer von GmbHs auf. Die Solinger Firma, die auch als Eigentümer der Immobilien gilt, gehört auf dem Papier über Ecken im Firmengeflecht einer der Aktiengesellschaften Ketterers.“ Die Funktionen von Herrn Jan Hendrik Hedding (eine Auswahl): Als Verwaltungsrat bei: Helvetic Private Investment AG, Ketom AG, Nokera Grundbesitz Ellwangen AG, Nokera Grundbesitz Möckern 4 AG, Nokera Grundbesitz Möckern 1 AG, Nokera Services AG, SN Grundbesitz Möckern 2 AG, SN Grundbesitz Möckern 1 AG, Berlin Biotech Park AG, SN Grundbesitz Möckern 3 AG, SN Grundbesitz Möckern 4 AG, Nokera Patents AG, Nokera Contracting AG, Nokera Procurement AG, ACRON AG, u.s.w. Als Geschäftsführer: Borussia Dresden Investment UG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 1 GmbH & Co. KG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 10 UG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 11 UG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 12 UG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 2 GmbH & Co. KG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 3 GmbH & Co. KG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 4 GmbH & Co. KG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 5 GmbH & Co. KG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 6 GmbH & Co. KG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 7 GmbH & Co. KG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 8 GmbH & Co. KG, Borussia Dresden Quartiere am Blüherpark 9 UG, Borussia Düsseldorf Cavallo 1 UG, Borussia Düsseldorf Cavallo 2 UG, Borussia Köln DQ 1 UG, Borussia Köln DQ 10 UG, Borussia Köln DQ 11 UG, Borussia Köln DQ 12 UG, Borussia Köln DQ 13 UG, Borussia Köln DQ 14 UG, Borussia Köln DQ 15 UG, Borussia Köln DQ 16 UG, Borussia Köln DQ 17 UG, Borussia Köln DQ 18 UG, u.s.w. Als Direktor Sayano Family Office AG Als Aufsichtsrat: Gateway Real Estate AG Vor diesem Hintergrund ist es fraglich, inwieweit er die Funktion als CFO bei der Nokera gewissenhaft wahrnehmen kann? 1.3.5 Dr. Dirk Hoffmann Der Jurist Dr. Hoffmann war bis November 2002 im Vorstand der BerlinHyp und mutmasslich verstrickt in den Aubis-Skandal und führte mittels eines Misstrauensvotums zur Abwahl von Eberhard Diepgen als regierender Bürgermeister Berlins. Die Staatsanwaltschaft forderte 2006 zwei Jahre und neun Monate wegen mutmasslich schwerer Untreue und Beihilfe in unterschiedlicher Tatbeteiligung bei der Ausreichung ungesicherter, hoher Kredit an die AUBIS-Unternehmensgruppe gegen Herrn Dr. Hoffmann. Das Verfahren wurde auf stark umstrittene Weise eingestellt. In den letzten Jahren war Herr Dr. Hoffmann für folgende Firmen im Aufsichtsrat: o Adler Real Estate – Vorsitzender: von 06/2012 bis 02/2020 siehe 6.1 o DEMIRE Deutsche Mittelstand Real Estate AG – Vorsitzender: von 10/2013 bis 12/2014 siehe 5 o Accentro Real Esatet AG – Vorsitzender: von 09/2014 bis 03/2020 siehe 6.1.5 o Westgrund AG – Vorsitzender: von 12/2017 bis 06/2020 siehe 6.1.3 24 Auch Herr Dr. Hoffmann hätte einiges zu berichten – wenn er denn wollte? 1.3.6 Norbert Kickum Herr Kickum war vor 2005 als Senior Advisor für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und im Vorstand der Thomas Cook AG tätig. Von November 2005 bis November 2010 hatte er im Vorstand der Aareal Bank für Immobilienfinanzierungen auf internationalen Märkten die Verantwortung getragen. Nach einer kurzen Pause wurde er im März 2012 einer der Geschäftsführer der FMS Wertmanagement. Dort blieb er bis November 2014 tätig. Ab dem Dezember 2014 wurde er Vorstand der Airbus Bank, bei der er bis zum Januar 2017 blieb. Schon im September 2015 startete er seine Karriere im Dunstkreis des Adler Netzwerkes und wurde Mitglied des Verwaltungsrates der Aggregate Holdings SA. Nach seiner Tätigkeit bei der Airbus Bank wurde er im Februar 2017 Mitglied des Verwaltungsrates der Aggregate Deutschland SA. Nur wenige Monat später wurde ihm am 28. August eine Vorstandsposition der Consus Commercial AG übertragen und zeitgleich wurde er in den Aufsichtsrat der CG Gruppe AG berufen. In dieser Funktion managte er in Verbindung mit Herrn Andreas Steyer die Hauptversammlung der Consus Commercial und trug massgeblich zum Erfolg der CG-Ketom-Consus-Transaktion (siehe 6.2.1) bei. Denn obwohl Herr Caner im Vorfeld der Hauptversammlung die Aktien der Consus Commercial für die Aggregate Holdings von Herrn Olek übernahm, überliess er das Gelingen der Transaktion den beiden Herren. Er war bei der Hauptversammlung nicht einmal zugegen. Im Vorstand der Consus blieb Herr Kickum lediglich ein Jahr und schied zum Juli 2018 dort wieder aus, um seine Funktion in der Aggregate Deutschland wieder wahrzunehmen. Fast parallel wurde er im Januar 2018 in den Verwaltungsrat der Aggregate Dept Advisory GmbH berufen, wo er bis zum Mai 2020 blieb. Es sind gerade solche Persönlichkeiten wie Herr Kickum, die mit Ende 50 nach dem Abbruch einer linearen fast vorgezeichneten Karriere vor schwerwiegenden Entscheidungen stehen. Entweder gewisse Risiken einzugehen oder die letzten Berufsjahre auf dem Abstellgleis verbringen? 1.3.7 Massimo Longoni Herr Longoni begann seine berufliche Laufbahn im Jahre 1994 bei einem börsennotierten großen Industriekonzern (Finmeccanica Group) in der Abteilung Projektfinanzierung und strukturierte Produkte. 1997 wechselte er zur luxemburgischen Handelsbank – einer der führenden europäischen Bankengruppen (damals Banca Commerciale Italiana, heute Intesa Sanpaolo Bank), wo er verschiedene Positionen bis zum Vizepräsidenten der Abteilung für Finanztechnik (Structure Finance) innehatte. Im Jahr 2002 war er zusammen mit Herrn Simone Strocchi Mitbegründer der Electa Group und ist heute nach der Trennung von Herrn Simone Strocchi und der Electa Group im Jahre 2020 CEO und geschäftsführender Gesellschafter von GE Lux SA. 25 GE Lux ist ein unabhängiges Beratungsunternehmen, das institutionellen Private-Equity-Investoren (VC) dynamische und qualifizierte Unterstützung (Unternehmens- und Transaktions- strukturierung, M&A-Beratung usw.) bietet. Bei der GE Lux sind auch Frau Elena Guaraldi sowie Frau Valerie Ravizza beschäftig. Und sowohl Herr Longoni, Frau Guaraldi als auch Frau Ravizza sind im Verwaltungsrat der Aggregate Holdings SA sowie Verwaltungsräte in vielen ihrer Tochterunternehmen. Allem Anschein nach begleiten sie die Aggregate Holdings seit ihrer Gründung und sind mutmasslich für die kreative sowie steuereffiziente Struktur des Unternehmens verantwortlich (Deal Designing). Darüber hinaus war er im Jahre 2011 Mitbegründer und nichtgeschäftsführender Direktor von Luxembourg Fund Services SA, einem unabhängigen PSF (Professionel du Secteur Financier, beaufsichtigt von der Aufsichtsbehörde CSSF), der qualifizierte Zentralverwaltungsdienste für mittelständische Unternehmen bereitstellt PE/VC-Fonds und Family Offices. Herr Longoni verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Finanz- und Private-Equity-Branche in ganz Europa und wurde zum unabhängigen Vorstandsmitglied einiger ausgewählter AIFM (Alternative Investment Fund Managers) ernannt, die hauptsächlich PE/VC-Fonds verwalten, die in ganz Europa investieren. Herr Longoni hat einen Master-Abschluss in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften von der Bocconi- Universität in Mailand, Italien. 1.3.8 Dr. Peter Maser Herr Dr. Maser war von Januar 2003 bis Dezember 2021 bei Deloitte Legal als Partner in den Service Lines Corporate und Banking & Finance tätig. Er beriet börsennotierte Gesellschaften in aktien- und kapitalmarktrechtlichen Fragen mit einem Schwerpunkt in der Organberatung (insbesondere Vertrags-, Vergütungs- und Haftungsfragen). Die zeitliche Nähe seines Rücktritts bei Deloitte zum Short- Angriff auf die Adler Group SA, deren Verwaltungsratsvorsitzender er war, könnte als frappierend interpretiert werden. Seine Organfunktionen im Dunstkreis der Adler Group SA: o DEMIRE Deutsche Mittelstand Real Estate Aufsichtsrat vom Januar 2015 bis Dezember 2019 (siehe 5) o Adler Group SA Aufsichtsrat vom Dezember 2019 bis April 2022 (siehe 6) o Adler Real Estate AG Aufsichtsrat vom März 2022 bis August 2022 (siehe 6.1) Ansonsten bekleidet Herr Dr. Maser folgende Organfunktionen: o BF.direkt Aufsichtsrat vom Januar 1998 bis heute o Volksbank Stuttgart Aufsichtsrat vom Januar 2000 bis heute o EURAM Bank vom August 2015 bis heute (siehe 1.4.2.3) Herr Dr. Maser verleiht den Transaktionen immer einen seriösen Touch. Aber immer wenn die eine oder andere Transaktion das Licht der Öffentlichkeit erblickte, ging der selbige verloren. 26 Vor allen seine zentrale Rolle als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Adler Group (vormals ADO Properties) lässt seine Mitwirkung erahnen. Denn dadurch, dass er alle Akteure seit mindestens 2013 genau kennt und über seine MP Verwaltungs GmbH selbst darin verstrickt war, lässt sich eine Ahnungslosigkeit nur schwer unterstellen? 1.3.9 Dr. Friedrich Oelrich Herr Dr. Oelrich war von 2001 bis Ende 2013 Vorstandsmitglied der DekaBank. Von März 2005 bis Dezember 2005 amtierender Vorsitzender dieses Gremiums. Während dieser Zeit war er Mitglied in zahlreichen Aufsichtsgremien der Deka mit Schwerpunkt Immobilieninvestitionen und Immobilienfinanzierung. Vorher war er Abteilungsleiter bei der Deutschen Genossenschaftsbank, bevor er verschiedene leitende Positionen bei der Bayerischen Landesbank innehatte. Seinen Berufseinstieg startete er nach einer Bankausbildung bei der Stadtsparkasse München und wechselte zum Bayerischen Sparkassen- und Giroverband. Seine Organfunktionen im Dunstkreis der Adler Group SA: o Consus Real Estate AG Aufsichtsrat vom September 2017 bis Dezember 2020 o CORESTATE Capital Holdings SA Verwaltungsrat vom November 2020 bis Dezember 2022 o Hannover Leasing Investment GmbH Aufsichtsrat vom Februar 2022 bis Januar 2023 o wohnvoll AG Aufsichtsrat vom August 2022 bis heute Ansonsten ist er seit 2014 im Aufsichtsrat der Actron AG vertreten. Und operativ betreibt er zusammen mit seiner Familie die Brain-Fama Consult GmbH, die seit September 2007 ihre Dienst anbietet. Herr Dr. Oelrich bietet sich ganz offensiv als Mitglied von Aufsichtsratsgremien an. Im Hinblick auf die Consus Real Estate wäre zu sagen, dass er vollen Einblick gehabt haben musste, so dass sein bis heute anhaltendes Schweigen hierzu einiges verraten könnte. Vielleicht wurde er deshalb mit drei weiteren Mandaten aus dem Adler Group-Netzwerk belohnt? 1.3.10 Andreas Steyer Herr Steyer war von Januar 2010 bis Dezember 2012 Head of Real Estate der Österreichischen Volksbanken AG, bevor er sich dem Netzwerk anschloss. Denn von März 2013 bis Juni 2017 war er als CEO der DEMIRE Deutsche Mittelstand Real Estate AG beschäftigt. Und bereits im August 2017 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der Consus Real Estate, um gemeinsam mit Herrn Norbert Kickum den Erwerb der CG Gruppe zugunsten der Consus Real Estate operativ zu managen. Und bereits im Januar 2018 wechselte er vom Aufsichtsrat der Consus Real Estate in den Vorstand der selbigen, dessen CEO er bis zum Juni 2020 blieb. Mit ihm vollzog sich auch die Integration der Consus Real Estate in die ADO Properties (heute Adler Group), so dass er einer der tragenden Säulen der unrühmlichen Dreierfusion 27 zwischen ADO Properties, Adler Real Estate sowie Consus Real Estate war und so am Niedergang der ADO Properties mitverantwortlich ist. Nach seinem Ausscheiden bei der Consus Real Estate machte er sich mit der Rabanus Beteiligungs GmbH selbständig, um im August 2022 mit der wohnvoll AG neu durchzustarten. Der Equity Story der wohnvoll ist zu entnehmen, dass er das seit März 2013 erlernte gut umsetzt. Selbst die Integration eines ausser Dienst gestellten hochrangigen Politikers (in diesem Falle Volker Bouffier) setzt er „vorbildlich“ um. Daher gilt es, die wohnvoll im Auge zu behalten, denn wohlmöglich bleibt auch hier der gutgläubige Investor auf der Strecke? 1.3.11 Dr. Tomaso de Vargas Machuca Herr Dr. de Vargas Machuca war zwischen November 2013 und November 2020 Vorsitzender des Executive Committee und für die Kapitalmarktaktivitäten der Adler Real Estate verantwortlich. Vor seiner Tätigkeit für Adler Real Estate war er in führenden Positionen bei Bankhäusern wie UBS (von 2007 bis 2008) und Credit Suisse (von 2001 bis 2007) und in allen Aspekten europaweiter Immobilien- finanzierungen vertraut. Er hat langjährige Erfahrung in den Bereichen Private Equity, Immobilienfinanzierung sowie Immobilieninvestitionen. Aber die Beziehung zu Herrn Caner geht zurück bis ins Jahr 2007, als Herr Dr. de Vargas Machuca noch für die Credit Suisse tätig war. Herr Caner war mit seiner Level One grösster Kunde von Herrn Dr. de Vargas Machuca. Die Credit Suisse hat Level One insgesamt Darlehen über rd. 1,3 Mrd. EUR genehmigt und Caner geholfen, sein Immobilienimperium aufzubauen, ohne dass er über größeres Eigenkapital verfügte. Zuletzt hielt die Credit Suisse noch Forderungen in Höhe von rd. 300 Mio. EUR, nachdem ein großer Teil des Kreditportfolios verbrieft und an Investoren weiter verkauft worden war. Die Credit Suisse war außerdem der Mezzanine-Kapitalgeber von rd. 130 Mio. EUR sowie Leading Bank des für März 2007 geplanten Börsengangs. Und genau dieses Mezzanine- Kapital wurde Herrn Caner zum Verhängnis, als die Credit Suisse diese Darlehensforderung verkaufte. Denn der Käufer stellte die Level One nach Kreditkündigung unter Zwangsverwaltung und es kam im Sommer 2008 zur Insolvenz. Zum Zeitpunkt der Insolvenz war Herr Dr. de Vargas Machuca bereits bei der UBS beschäftigt. Er gab die Beschäftigung dort auf und Herr Caner hat ihn beschäftigt, um ihm bei der Umstrukturierung der insolventen Level One zu helfen. Denn die Level One hatte den großen Wohnungsbestand von rd. 28.000 Wohnungen und rd. 500 Gewerbeeinheiten binnen drei Jahren aufgebaut. Und Unternehmensteile mit rd. 8.000 Wohnungen befanden sich noch nicht in der Insolvenzmasse. Die Umstrukturierung galt als Herausforderung, denn das komplizierte Firmenkonglomerat bestand aus mehr als 150 Gesellschaften mit fünf deutschen Zwischenholdings ohne Geschäftstätigkeit. So war die Level One von Anfang an stark auf Wachstum ausgelegt und zu fast 100 Prozent fremdfinanziert, wobei die Banken ihre Forderungen zum großen Teil verbrieft und weiter veräußert hatten. Zu den Gläubigern gehörte neben der Credit Suisse, JP Morgan (nach Übernahme der Bear Stearns) sowie die Royal Bank of Scotland (nach der Übernahme der ABN Amro). Der größte Teil der damaligen Level One Wohnungen befand sich in Ostdeutschland – vor allem Ostberlin. Aber dass die Herren Dr. de Vargas Machuca und Herr Caner aus ähnlichem Holz geschnitzt sind, bringt der Artikel von Bloomberg vom 8. August 2022 sehr gut zum Ausdruck: „Fette Gebühren, Champagner und Yachten. Wie Adler seine Banker überzeugte Die Kreditgeber an der Wall Street profitierten von den Anleiheverkäufen des schlecht aufgestellten Immobilienunternehmens. Doch einige der Fonds, an die sie verkauft haben, drohen große Verluste. von Laura Benitez 28 Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie der Immobilienmogul Cevdet Caner gerne potenzielle Geschäftspartner beschimpft, lohnt es sich, in den Sommer 2009 zurückzukehren. Nur ein Jahr nach der Bankenkrise und dem Zusammenbruch seines Level-One-Immobilienimperiums brachte der Österreicher eine Gruppe von Finanziers und Immobilienmagnaten mit seinem Schnellboot von Cannes nach Saint-Tropez, so Anwesende, die anonym bleiben wollten, um sensible Themen zu besprechen. Er nahm dem Skipper das Steuer ab und brachte alle zum Club 55, einem Hotspot für Prominente und Royals. Nachdem sie dort weitere wohlhabende Personen angetroffen haben, verursachten sie eine Champagner-Rechnung von mehreren zehntausend Euro, sagten die Leute. Es ist eine Vorgehensweise, die denen vertraut ist, die in den letzten zehn Jahren mit Adler zusammengearbeitet haben, der kriselnden Immobilienfirma, die sich teilweise im Besitz von Caners Frau befindet und die der Tycoon in der Vergangenheit beraten hat. Mit Partys an der Côte d'Azur und Yachtausflügen versuchte das Unternehmen unter anderem, die Finanzleute zu beeindrucken, die seinen Aufstieg aus der Versenkung – mit Immobilien im Wert von 50 Millionen Euro (51 Millionen US-Dollar) im Jahr 2013 – zu einem der deutschen Top- Vermieter, unterstützten, sagten Leute, die das Unternehmen gut kennen, aber um Anonymität gebeten haben. Wichtiger als diese Reisen zur Sicherung des Zugangs von Adler zu den Finanzmärkten waren die geschätzten laufenden Gebühren in Höhe von rd. 120 Mio. US-Dollar, die an die Blue-Chip-Banken gezahlt wurden, die das Unternehmen und seine Tochtergesellschaften zwischen 2017 und 2021 beim Verkauf von Anleihen im Wert von 8 Mrd. EUR finanzierten, wie aus Zahlen der Emissionsprospekte hervorgeht. Die angebotenen Vergütungen für JP Morgan Chase & Co, Deutsche Bank AG, Barclays Plc und Goldman Sachs Group Inc. waren höher als üblich für diese Art von Arbeit. Nun haben viele Anleger, die diese Anleihen gekauft haben, Grund zum Bedauern. Adler kämpft ums Überleben, nachdem ein Leerverkäufer und ein Whistleblower sagten, das Unternehmen sei auf systemischem Betrug aufgebaut, eine Behauptung, die das Unternehmen bestreitet. Die Aktien des Unternehmens sind innerhalb eines Jahres um mehr als 80 % eingebrochen, und die Schulden, deren Verkauf die Wall Street unterstützt hat, befinden sich auf einem äußerst prekären Niveau. Letzte Woche warf die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin dem Unternehmen vor, den Wert eines wichtigen Vermögenswerts überbewertet zu haben, und Adler kündigte an, Berufung einlegen zu wollen. Die Banken haben ihr Engagement zügig reduziert; JP Morgan und Goldman Sachs haben sogar darauf gewettet, dass die Anleihen des Unternehmens fallen und es seinen Schulden nicht mehr nachkommen könnte. Aber Fondsmanager wie Schroders Plc, BlackRock Inc. und Pimco werden zusammengenommen Hunderte Millionen Dollar durch Adler verlieren. Einige Gläubiger, darunter der Hedgefonds GLG Partners, haben Anwälte beauftragt, ihnen bei der Rückzahlung des Geldes zu helfen. „Dass ein Unternehmen in so kurzer Zeit so viele Schulden angehäuft hat, geht auf die Finanzkrise zurück, in der das Risiko zu groß war und die Anlagen überbewertet wurden“, sagt Nicholas Ryder, Professor an der Universität Cardiff. „Die Banken haben es wohl unterlassen, die Investoren solchen Anleihen auszusetzen.“ Die Vertreter der Banken lehnten eine Stellungnahme ab. Leichtes Geld Als die Zentralbanken nach der Finanzkrise 2008 die Geldpumpen öffneten, häuften viele Immobilienfirmen riesige Schuldenberge an, um die wachsenden Portfolios zu bezahlen. Aber Adler expandierte schneller als die meisten anderen und verließ sich beim Aufbau seines Imperiums nicht nur auf rekordtiefe Zinsen; Es stützte sich auch auf sein Netzwerk aus Finanziers, Bankern und manchmal auch auf die Beziehungen von Caner. 29 Der Österreicher, gegen den wegen Level One jahrelang strafrechtlich ermittelt wurde, bevor er 2020 freige- sprochen wurde, hat stets versucht, sich von Adler zu distanzieren. Dennoch zeigt eine kürzlich von Adler in Auftrag gegebene KPMG-Prüfung zur Untersuchung der Betrugsvorwürfe, dass er eng mit Adler zusammengearbeitet hat, einschließlich der Leitung von Sitzungen, der Beratung zu Gehältern und der Ausarbeitung von Geschäften. Caner sagte in einer Erklärung nach der Veröffentlichung der Prüfung, er sei „erfreut zu sehen, dass der forensische Bericht von KPMG über die Adler Group die finanziell und rufschädigenden Vorwürfe widerlegt hat.“ Der Unternehmer verfügte über Bankverbindungen, die bis in seine Level-One-Tage zurückreichten. Einer von ihnen, Tomas de Vargas, spielte eine wichtige Rolle bei Adlers Aufstieg. De Vargas hatte Caner’s Level One bei der Umschuldung beraten, nachdem das Unternehmen 2008 zusammengebrochen war und seinen Gläubigern 1,2 Milliarden Euro geschuldet hatte. Rund fünf Jahre später übernahm der ehemalige Investmentbanker die Verantwortung für die Kapitalmarktaktivitäten von Adler und stieg 2017 zum Co-Vorstandsvorsitzenden auf. Bis 2013 verfügte Adler Real Estate über ein kleines Portfolio deutscher Wohnimmobilien und war an den Kapitalmärkten wenig bekannt. Doch nach dem Beitritt von de Vargas ging es bald bergauf. Der Portfoliowert stieg bis 2017 auf 2,4 Mrd. EUR, finanziert größtenteils durch lokale Kreditgeber. Um noch größer zu werden, benötigte Adler Zugang zu Anleihefinanzierungen, die nur erstklassige Investmentbanken arrangieren können. Um große Kreditgeber zu umwerben, nutzte de Vargas laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Person manchmal eine Yacht, die einer Gruppe von Bootsbegeisterten gehörte, um Dutzende Banker, Anwälte und Wirtschaftsprüfer zu beherbergen. Die Kontaktpflege, die teilweise von Adler finanziert wurde, dauerten mehrere Tage und beinhalteten Getränke und ein Abendbuffet, wobei die Gäste nicht unbedingt die gesamte Dauer bleiben mussten. Caner sei gelegentlich aufgetaucht, sagte eine Person. Durch de Vargas sei Adlers Beziehung zu den JP Morgan-Bankern Guillermo Baygual und Ashish Agrawal entstanden, heißt es in einem Brief, den ein selbsternannter Whistleblower letztes Jahr an JP Morgan geschickt und Bloomberg News gesehen hatte. In dem Brief wird behauptet, dass die beiden die wichtigsten Banker von Adler bei JP Morgan gewesen waren und dass sie sich des mutmasslichen Einflusses von Caner auf das Unternehmen bewusst gewesen waren, ihn aber „geheim gehalten“ hätten. Nach Angaben von mit der Angelegenheit vertrauten Personen nahmen sie mindestens einmal an einem der Treffen teil, die das Unternehmen auf der Yacht organisierte. Caners Anwalt sagte, sein Mandant habe die beiden nie getroffen und sie hätten nicht dabei geholfen, seine Rolle zu verbergen. JP Morgan hat letztes Jahr eine Untersuchung des Whistleblower-Memos durchgeführt. Und Baygual – ein ehemaliger Co-Leiter der Immobilienabteilung – sowie Agrawal – laut seinem LinkedIn-Profil ein M&A-Banker – arbeiten nach wie vor dort, sagt ein Banksprecher. Die beiden antworteten nicht auf Anfragen, mit der Bitte um Stellungnahme. Gebührenautomat Da Adlers Hunger nach Geschäften und Kapitalausgaben einen ständigen Bedarf an Bargeld schürte, wurde das Unternehmen zu einem großen Gebührengenerator für Unternehmen wie Barclays, die Deutsche Bank und vor allem JP Morgan. Laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Person zahlte Adler in den letzten Jahren 30 einige der höchsten Gebühren im deutschen Immobiliensektor, wobei JP Morgan seit 2019 mehr als die Hälfte davon erhielt. Die Kreditgeber, die Adler beim Verkauf von Anleihen im Wert von 8 Mrd. EUR unterstützt haben, haben laut einigen Schuldenprospekten im Durchschnitt etwa 1,5 % der Gebühren pro Transaktion generiert, was über den typischen 0,75 % bis 1 % für diese Art von Transaktionen liegt. Erst im April 2021 verkaufte JP Morgan eine Adler-Anleihe im Wert von 500 Millionen Euro, einen Monat nachdem der Whistleblower erstmals eine E-Mail an die Bank geschickt hatte. Auch die Gebühren für Überbrückungskredite, die eine vorübergehende Finanzierung von Akquisitionen ermöglichten, bevor diese an Investoren syndiziert wurden, waren lukrativ. JP Morgan erhielt rund 13 Millionen Euro für die Bereitstellung eines Überbrückungskredits in Höhe von rd. 3,5 Mrd. EUR an ADO Properties im Dezember 2019, um die Dreierfusion zwischen Adler Real Estate, ADO und Consus Real Estate zu finanzieren, aus der die Adler Group hervorging. So eine mit dieser Angelegenheit betrauten Person, die bei der Besprechung dieser diskreten Angelegenheiten anonym bleiben wollte. Die Gebühren lagen mehrere Millionen Euro über dem, was Immobilienunternehmen mit ähnlicher Bonität für einen solchen Deal zu bezahlen hätten, sagen branchenkundige Banker. JP Morgan hatte bereits einen Überbrückungskredit für Adlers Kauf von Brack, einem anderen Immobilien-unternehmen, im Jahr 2018 bereitgestellt. Der Wall-Street-Kreditgeber war im Mai 2019, im Vorfeld der Dreierfusion, auch die Konsortialbank bei einem 400-Millionen-Euro-Anleihenverkauf für Consus. KepCap, Morgan Stanley und Oddo waren Co-Manager. Die Anleihe wurde mit einer Rendite von mehr als 10 % bewertet, was weit über dem liegt, was aufgrund der B-/B- Kreditbewertung von Consus zu erwarten gewesen wäre, da es den Anlegern schwerfiel, sich mit dem Risikoprofil anzufreunden. Laut einer von KPMG veröffentlichten Caner-E-Mail hat eine Bank, die diesen Verkauf arrangiert hatte, wahrscheinlich einige der Anleihen selbst erworben – oft ein Zeichen dafür, dass es schwierig war, Käufer zu finden. Caner schrieb im Mai 2019 in dieser E-Mai: „Um es klar auszudrücken: Niemand ausser unsere kleine Gruppe weiss, dass die Bank X eine Position dieser Anleihe übernommen hat.“ Er fügte hinzu, dass dies so bleiben sollte: „Auch innerhalb Ihrer Organisation sollte der Kreis sehr klein bleiben.“ Die Investoren, die sich von Adler-Gesellschaften fernhielten, wurden im Laufe der Zeit bestätigt. Die Anleihegläubiger von Adler Real Estate müssen sich nun Sorgen um die Liquidität und die Rückzahlung ihrer Anleihen machen, nachdem das Unternehmen für 326 Millionen Euro ein Portfolio Berliner Wohnungen vom Mutterkonzern gekauft hat. Der Wert von Consus wurde inzwischen auf nahezu Null herabgeschrieben. Distanz schaffen Mindestens ein Investmentbanker hat kürzlich angefangen, für ein mit Caner verbundenes Unternehmen zu arbeiten. Siddhant Jain, ein europäischer Immobilienspezialist, verließ JP Morgan im Juni 2021 und wechselte zu Aggregate Holdings SA, einem wichtigen Adler-Aktionär, der von Caner beraten wurde und bei dem der Tycoon gerade zum Anteilseigner und CEO geworden ist. Im Bericht von KPMG wurde darauf hingewiesen, dass Jain an dem Deal 2019–2020 beteiligt war, der zur Gründung der Adler Group führte. Die meisten ehemaligen Bankierspartner von Adler bemühen sich jedoch, sich von dem Unternehmen zu distanzieren, da der Markt über den tatsächlichen Wert seiner Portfolios und seine Fähigkeit, seine Schulden zu begleichen, spekulieren. Der von JP Morgan übernommene Überbrückungskredit in Höhe von 3,5 Milliarden Euro wurde an Investoren syndiziert, sodass kein Risiko bestand. Und eine 300-Millionen- Euro-Kreditlinie von Barclays, der Deutschen Bank und JP Morgan wurde gekündigt. Adler beanspruchte diesen Kredit Ende letzten Jahres, als sich ihre finanziellen Probleme im Zuge der Leerverkaufsattacke von Viceroy Research verschärften. Kurz darauf beauftragten die Banken das 31 Beratungsunternehmen FTI mit der Beratung, ob der Immobilienkonzern über die nötigen Mittel zur Rückzahlung des Kredits verfügen würde. Sie forderten von Adler die Bereitstellung wichtiger Unterlagen zur Beurteilung ihrer Liquidität, doch das Unternehmen sagte, es würde das Geld zurückzahlen, anstatt die geforderten Unterlagen auszuhändigen, berichten Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Einige Banken sind einen anderen Weg gegangen, um ihre Adler-Position zu entschärfen und haben Alternativen angeboten, um mit den grossen Schwierigkeiten des Immobilienriesen umzugehen. Goldman Sachs und JP Morgan haben Short-Wetten darüber abgeschlossen, wie viel Geld Anleger im Falle eines Zahlungsausfalls zurückbekommen.“ 1.3.12 Prof. Dr. Hermann Wagner Prof. Dr. Wagner war von 2002 bis 2008 Gesellschafter und Vorstandsmitglied bei Ernst & Jung und in verschiedenen internationalen Gremien der für Global Financial Services verantwortlichen Organisation. Zuvor war er von 1999 bis 2002 Regional Managing Partner Central Germany und Managing Partner Financial Services Germany bei Arthur Andersen. Und seit 2008 ist er Professor an der Frankfurt School of Finance and Management, Lehrbeauftragter für „Accounting and Business Management“. Er legte 1986 die Prüfung zum Steuerberater ab und wurde 1990 zum deutschen Wirtschaftsprüfer ernannt. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Gießen und seiner Promotion startete er seine Karriere bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Peat Marwick, seit 1987 bei KPMG Peat Marwick. Er wurde Partner und 1998 geschäftsführender Gesellschafter des Frankfurter Büros der KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG. Professor Dr. Wagner ist seit dem 29. November 2020 Mitglied des CORESTATE-Aufsichtsrats. Aktuell ist Prof. Wagner in keinem Aufsichtsratsgremium des Netzwerkes mehr. Vormals war er in folgenden Aufsichtsratsgremien des Netzwerkes: o DEMIRE Deutsche Mittelstand Real Estate AG Aufsichtsrat von Oktober 2013 bis Juni 2018 o Consus Real Estate AG Aufsichtsrat von Juni 2018 bis Dezember 2020 o CORESTATE Capital Holdings SA Verwaltungsrate von November 2020 bis Dezember 2021 Herr Prof. Wagner dient mit seinem vorbildlichen Lebenslauf als Renommee für jedes Unternehmen, so dass er gerne für Gremien eingesetzt wird. Darüber hinaus kann ihm ein gutes Gespür für Timing unterstellt werden, denn er schied immer rechtzeitig aus den Skandalfirmen aus. Aktuell ist Herr Prof. Wagner in folgenden Organen vertreten: o Aufsichtsrat der PEH Wertpapier AG Deutschland o Aufsichtsrat und Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Aareal Bank AG o Aufsichtsrat der capsensixx AG o Aufsichtsrat der Squadra Immobilien GmbH & Co KGaA 32 1.4 Die Finanzpartner Die Finanzpartner gliedern sich in zwei Gruppen – die in- und externen. Natürlich waren ständig mehr Finanzpartner in das Geschehen involviert. Doch die aufgeführten haben sich „übergebührlich“ engagiert. 1.4.1 Die externen Finanzpartner Die externen Partner haben zum einen ihre Funktion als Kapitalanlagegesellschaft zur Verfügung gestellt und die anderen die grossen Transaktionen finanziert. 1.4.1.1 HANSAINVEST Hanseatische Investment (Kapitalverwaltungsgesellschaft) Die HANSAINVEST, vertr. durch Herrn Nicholas Brinkmann ist eine Kapitalverwaltungsgesellschaft. Die Hanseatische Investment GmbH wurde 1969 gegründet. Sie ist Teil der Signal Iduna Gruppe und erbringt als Service-KVG für Real Assets und Financial Assets Dienstleistungen rund um die Administration von liquiden und illiquiden Assetklassen. Der Hauptsitz befindet sich in Hamburg, zudem ist das Unternehmen mit einer Niederlassung in Frankfurt am Main präsent. Über eine eigene Tochter ist die Gesellschaft zudem am Standort Luxemburg aktiv. Rd. 300 Mitarbeiter betreuen rd. 420 Publikums- sowie Spezial- fonds mit Vermögenswerten von rd. 55 Mrd. EUR. Die HANSAINVEST hat sämtliche Stratos Fonds der Helvetic Financial Services AG (HFS) aufgelegt und die Fondsberatung der HFS übertragen. Unter Berücksichtigung der in Punkt 4 beschriebenen Geschäftsvorfälle steht die HANSAINVEST neben der CORESTATE Capital Holdings SA im Fokus der Verantwortung. Denn augenscheinlich hat die HANSAINVEST, die ihr vom Gesetzgeber übertragene Aufsicht mutmasslich zumindest grob fahrlässig vernachlässigt. 1.4.1.2 Signal Iduna Asset Management GmbH als Portfolio Manager Die SIGNAL IDUNA Asset Management GmbH, vertr. durch Herrn Dr. Peter Andres ist für Unternehmen der SIGNAL IDUNA Gruppe tätig. Sie berät als zentraler Asset Manager die einzelnen Versicherungsunternehmen in sämtlichen Aspekten ausgewählter Finanzanlagen und nehmen die Finanzportfolioverwaltung für einen Großteil der Investment- vermögen der HANSAINVEST Hanseatische Investment GmbH im Bereich Financial Assets wahr. Insbesondere bereiten sie die strategischen Allokations- entscheidungen vor, leiten das taktische Anlageverhalten ab und nehmen für ihre Kunden die Verwaltung der in Finanzinstrumenten angelegten Vermögen vor. Die rd. 25 Portfoliomanager verwalten Kapitalanlagen von Versicherungen, Pensionskassen sowie der Kapitalverwaltungs-gesellschaft HANSAINVEST in Höhe von rd. 47,5 Mrd. EUR. Die SIGNAL IDUNA Asset Management war bei den Stratos Fonds der HFS der Portfolio Manager. Folglich trägt auch die SIGNAL IDUNA Asset Management grosse Verantwortung im Hinblick auf die schlechten Anleihekunden der HFS. 1.4.1.3 JP Morgan als federführende Investment Bank Die JP Morgan Chase & Co. ist eine US-amerikanische Bank mit Sitz in New York City. Mit einer Bilanzsumme von über 3.370 Mrd. USD ist sie die größte Bank der USA und weltweit die fünftgrösste Bank. Darüber hinaus ist sie aktuell auf Platz 15 der wertvollsten Unternehmen (nach Börsenkapitalisierung) der Welt. Sie entstand im Jahr 2000, als die Chase Manhattan Bank und J.P. Morgan & Co. fusionierten. Gemessen an den Erträgen löste JP Morgan Chase die Citigroup 2007 als größte US-Bank ab und war laut Forbes-Global- 2000-Ranking 2018 die drittgrößte Bank weltweit. Mit einer Marktkapitalisierung von 306,6 Milliarden USD war JP Morgan Chase Anfang 2017 die am höchsten börsenkapitalisierte Bank der Welt. Ihre Hedgefonds- 33 Abteilung zählt zu den größten US-Hedgefonds. Im Jahr 2022 erzielte JP Morgan mit rd. 37,7 Mrd. USD seinen bislang zweithöchsten Jahresgewinn (nach 2021 mit rd. 48,3 Mrd. USD). Die Bank ist eine der 30 systemrelevanten Großbanken laut Einstufung durch das Financial Stability Board (FSB). Sie unterliegt damit einer besonderen Überwachung und strengeren Anforderungen an die Ausstattung mit Eigenkapital. In der FSB-Liste von 2021 steht JP Morgan allein an der Spitze und ist damit die systemrelevanteste Bank der Welt. Vor diesem Hintergrund ist es eigentlich unvorstellbar, dass die für die Adler Group zuständigen Investmentbanker (die Herren Ashish Agrawal, seines Zeichens Head of EMEA Real Estate, Gaming and Lodging Investment sowie Guillermo Baygual, seines Zeichens Managing Director), vor dem Hintergrund vermeintlich sehr guter Governance-Regeln bzw. –Kontrolle zu solchen Kreditvergaben in der Lage sind/waren (siehe 1.3.10). Aber wie robust die Gemüter der Branche sind, zeigt sich am nächsten Beispiel. Denn im Jahre 2015 wurde auch die Vonovia AG von Herrn Agraval betreut. Und damals war JP Morgen auch die Hausbank der Vonovia. Und als es der Vonovia um die Akquisitionsfinanzierung der Conwert Immobilien Invest SE ging, soll mutmasslich Herr Agrawal das Finanzierungskonzept der Vonovia an Herrn Caner weitergereicht haben, damit dieser die Akquisition finanzieren konnte. Herr Buch muss daraufhin derart erbost gewesen, dass er die Bankverbindung aufkündigte (siehe 6.1.4). Nun heisst es fast aktuell auf dem LinkedIn Account von Herrn Agrawal: „It was a real pleasure to support vonovia on this milestone transaction!“ Anscheinend haben sich die Wogen wieder geglättet, zumal die Adler Group als Kunde für JP Morgen für längere Zeit ausfällt und Vonovia dringend Liquidität benötigt. 1.4.1.4 Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) Die Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale, kurz Helaba, ist eine staatliche Geschäftsbank mit Stammregionen Hessen und Thüringen sowie Ausrichtung auf das Großkundengeschäft. Sie ist außerdem Landesbank für die Bundesländer Hessen und Thüringen sowie Kommunalbank für deren Kommunen und Verbundbank für die ansässigen Sparkassen. Zum Juli 2012 hat sie auch das Verbundbankgeschäft der ehemaligen WestLB für die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen sowie in Brandenburg übernommen. Mit rd. 6.000 Mitarbeitern gehört die Helaba zu den größeren deutschen Landesbanken. Die Helaba ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Ihre beiden Hauptsitze sind Frankfurt am Main und Erfurt. Die Bank betreibt mit der Landeskreditkasse zu Kassel eine Niederlassung in Kassel und seit Juli 2012 eine in Düsseldorf. International ist sie mit Niederlassungen in London, New York, Paris und Stockholm sowie Repräsentanzen in Madrid, Moskau, São Paulo, Shanghai und Singapur vertreten. So hat die Helaba gemeinsam mit der Deutsche Pfandbriefbank (pbb) für das Joint Venture aus der IMFARR Beteiligungs GmbH und der SN Beteiligungen Holding AG den Ankauf der „Highlight Towers“ (HLT) in München finanziert. Der Darlehensbetrag der Senior-Finanzierung beläuft sich auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag, den Helaba und pbb zu gleichen Teilen übernehmen (siehe 15). Die „Highlight Towers“ liegen in der Parkstadt Schwabing, einem der wichtigsten Bürostandorte München. Die Bürotürme zählen mit rd. 126 und rd. 113 Metern Höhe zu den größten Hochhäusern Münchens. Die beiden Bürotürme weisen eine Bruttogeschossfläche von rd. 74.200 m² aus. Fritz Müller, Leiter Real Estate Finance Deutschland Regionen bei der Helaba, sprach wie folgt über die Transaktion: „Eine weitere Leuchtturm-Transaktion mit dem Joint Venture aus IMFARR und SN Beteiligungen in diesem Jahr (2021). Wir freuen uns, unsere Geschäftsbeziehung nach der „Silberturm“-Finanzierung in Frankfurt am Main nun mit den „Highlight Towers“ in München weiter zu festigen.“ 34 Es ist für die Helaba zu hoffen, dass Herr Fritz Müller nicht so verfährt wie Herr Ashish Agrawal von JP Morgan (siehe 1.3.11) 1.4.1.5 Deutsche Pfandbriefbank (pbb) Die Deutsche Pfandbriefbank ist ein deutsches Kreditinstitut mit Sitz in Garching bei München. Seit dem 22. Juni 2020 ist die Deutsche Pfandbriefbank Mitglied des SDAX. Die Deutsche Pfandbriefbank AG ist aus der Fusion verschiedener Handelsbanken und Hypothekenbanken hervorgegangen (darunter auch die Hypo Real Estate Bank AG sowie DEPFA Deutsche Pfandbriefbank AG). Im Zusammenhang mit der Immobilienkreditsyndizierung mit der Helaba äusserte sich Herr Gerhard Meitinger, Leiter Immobilienfinanzierung Deutschland bei der pbb, wie folgt: „Die Highlight Towers ragen im wahrsten Sinne des Wortes aus unserem Heimatmarkt heraus und wir freuen uns, das Joint Venture mit einer erstrangigen Finanzierung zu unterstützen.“ Auch hier ist zu hoffen, dass das mutmassliche System von Dr. de Vargas Machuca (siehe 1.3.11) nicht zugeschlagen hat. In jedem Falle benötigte das Joint Venture Farrokhnia/Ketterer auch erhebliche eigenkapitalersetzende Mittel, um die Highlight Towers zu finanzieren, so dass OAKTREE beim Ankauf ins Spiel kam. Die besagten Highlight Towers haben nach Presseberichten rd. 700 Mio. EUR gekostet. 1.4.1.6 OAKTREE Capital Group Die OAKTREE Capital Management, L.P. (OCM) ist eine weltweit tätige US-amerikanische Investmentgesellschaft in der Rechtsform einer Limited Partnership (L.P.). Der Hauptsitz von OAKTREE ist in Los Angeles, weitere Niederlassungen befinden sich in New York, Housten, Stamford, London, Hongkong, Amsterdam, Dublin, Frankfurt am Main, Luxembourg, Paris, Madrid, Helsinki, Dubai, Beijing, Seoul, Shanghai, Singapur sowie Tokio. OAKTREE Capital Management ist ein führender globaler Investmentmanager, der sich auf alternative Anlagen spezialisiert hat. Zu ihren Wettbewerbsvorteilen gehören ihr erfahrenes Team von Anlageexperten, einer globalen Plattform mit weltweit 19 Büros sowie eine vereinheitlichende Anlagephilosophie, die ergänzt werden durch eine Reihe von Core-business-principles. Ihre Expertise bei Investitionen über die gesamte Kapitalstruktur hinweg hat es OAKTREE ermöglicht, eine diversifizierte Mischung globaler Anlagestrategien in vier Kategorien zu kultivieren: o Kredite (Credits) o Private Equity o Sachwerte (real Assets) o Börsennotierte Aktien (listed Equities) OAKTREE legt Wert auf einen opportunistischen, wertorientierten sowie risiko-kontrollierten Ansatz für Investitionen in diese Anlageklassen. Vor diesem Hintergrund hat das Netzwerk die Dienste von OAKTREE umfangreich in Anspruch genommen. Neben den strukturellen Änderungen des Marktes gab es auch personelle Änderungen bei OAKTREE, die allem Anschein auch zu Veränderungen beim Netzwerk führten. So wechselte im Mai 2023 der 53 jährige Barry Broomberg (zuständig für das Netzwerk) nach erfolgreichen 11 Jahren bei OAKTREE das Unternehmen und ging zu Montagu Private Equity LLP. Im Verhältnis zu OAKTREE ist Montagu Private Equity ein Zwerg, denn sie 35 haben lediglich rd. 11 Mrd. US Asset under Management (OAKTREE rd. 172 Mrd. US). Beim Personalbestand sieht es ähnlich aus, denn Montagu Private Equity verfügt über lediglich rd. 170 Mitarbeiter (OAKTREE rd. 1.100 Mitarbeiter). Und nachdem Herr Thomas Jaggers die Nachfolge von Herrn Broomberg angetreten hat, veröffentlichte der MDR am 15. Juni 2023 einen Artikel, der über die Übernahme des "Eutritzscher Freiladebahnhof" durch OAKTREE berichtete. In dem Artikel stand, dass OAKTREE bereits im März 2023 die Liegenschaft von der Gateway Real Estate übernommen hat. Dabei soll die IMFARR die Projektleitung wieder übernehmen. Und von Seiten Gateway war nichts zu hören! Der Artikel des MDR ist inhaltlich nicht nachvollziehbar. Denn als IMFARR den "Eutritzscher Freiladebahnhof" von Herrn Gröner übernahm, erhielt die Projekt- gesellschaft Mezzanine-Kapital von der OCM Luxembourg ECS II Leipzig 416 Sarl (OAKTREE Capital Management) in Höhe von 50 Mio. EUR, welches mit 10% verzinst und am 11. Juli 2021 fällig wurde. Und lediglich zwei Tage vor Fälligkeit des Darlehens übernimmt die Gateway Real Estate das Projekt nebst Verbindlichkeiten, wobei das Darlehen zum Zeitpunkt der Übernahme durch IMFARR in keinster Weise bedient wurde. IMFARR hat weder Zinsen bezahlt noch getilgt. Dies ist dem Jahresabschluss der OCM Luxembourg ECS II Leipzig 416 Sarl zu entnehmen. Folglich ist zu vermuten, dass es sich entweder um eine Rückabwicklung der Transaktion handelt und so die IMFARR wieder Eigentümerin des Areals ist oder die Gesellschaftsanteile wurden gepfändet und OAKTREE hat die Projektleitung der IMFARR übertragen (siehe 6.2.3). Denn nur zwei Wochen später veröffentlichte die Aggregate Holdings sehr konkret: „OAKTREE übernimmt die Kontrolle über QH Track Gemäß Art. 17 Abs. 1 der Marktmissbrauchsverordnung (Verordnung (EU) Nr. 596/2014) wird folgendes veröffentlicht: Luxemburg, 28. Juni 2023. Aggregate Holdings SA („Aggregate“) wurde heute Morgen darüber informiert, dass die OCM Luxembourg QH Track Sarl („OAKTREE“) mit sofortiger Wirkung die Übernahme aller Beteiligungen an der QH2 SCS, einer Holdinggesellschaft von QH Track, sowie aller Anteile an QH2 GP SARL erzwingt. Dies wurde durch die geschlossenen Verträge ermöglicht. Nach dieser Maßnahme ist Aggregate weder Eigentümer noch übt sie Kontrolle über das Gleisprojekt Quartier Heidestrasse aus. Aufgrund der sehr herausfordernden Situation auf dem globalen Immobilienmarkt kam es bei QH Track zu Kostenüberschreitungen sowie Verzögerungen bei der Fertigstellung. Aggregate hatte Gespräche mit OAKTREE und den vorrangigen Kreditgebern über die Lösung dieser Probleme geführt, um den Bau bis zur Fertigstellung zu finanzieren, und hatte zuvor einen Verkaufsprozess für die QH Group durchgeführt, bei dem sechs von sieben Segmenten erfolgreich verkauft wurden. Anmerkung: Von den sechs verkauften Segmenten des Quartier Heidestrasse wurden fünf von dem Netzwerk übernommen (drei von Farrokhnia und zwei von der Familie Dayan)! Siehe 11.3! Aggregate führt derzeit eine detaillierte Prüfung der Auswirkungen dieser Maßnahme durch, dieses konkrete Ereignis stellt jedoch keinen gegenseitigen Ausfall der Aggregate-Anleihen 2025 und 2024 dar.“ Es bleibt abzuwarten, inwieweit die übrigen von OAKTREE co-finanzierten Objekte des Netzwerkes von einer solchen Massnahme betroffen sein werden? 1.4.2 Die internen Finanzpartner Allem Anschein nach wurden die internen Partner aufgebaut, um als Finanzintermediär leichter an liquide Mittel zu gelangen und neue Opportunitäten zu heben. Darüber hinaus wurden bei der Kapitalbeschaffung 36 neue Firmenwerte geschaffen. Im Falle der Helvetic Financial Services wurde die mehrheitlich eigene Kapitalbeschaffung mit rd. 619,8 Mio. EUR vergoldet. Natürlich eignen sich eigene Finanzintermediäre noch zu ganz anderen Transaktionen (siehe 16). 1.4.2.1 Sora Bank (vormals Bank Alpinum – in Liquidation) Die Bank Alpinum AG ist eine unabhängige Privatbank mit Sitz in Triesen im Fürstentum Liechtenstein. Sie wurde im Jahr 2000 als NewCenturyBank AG gegründet und verfügt seit 2001 über eine Banklizenz. Im April 2006 wurde der Name der Bank geändert und in Bank Alpinum AG umfirmiert. Kerngeschäft der Bank war bis März 2023 das Anbieten von Dienstleistungen rund um das Private Banking. Dabei wurden Dienstleistungen wie Anlageberatung, Vermögensverwaltung sowie das Führen von Konten und Wertpapierdepots für Kunden angeboten. Die Bank arbeitete mit Partnern im In- und Ausland zusammen. So wurden unter anderem auch Dienstleistungen wie Steuerberatungen, Nachlassplanungen, Nachfolge- regelungen und dergleichen angeboten. 90% der Bank Alpinum wurden erst im Oktober 2021 von Günther Walcher übernommen, der umgehend das Management auswechselte. Auch ein erneuter Austausch des Managements sowie der Namenswechsel in Sora Bank AG zum Jahreswechsel 2022/23 führten zu keiner Trendumkehr, so dass Herr Walcher als Hauptaktionär auf der ausserordentlichen Generalversammlung am 7. März 2023 die freiwillige Liquidation der Bank beschlossen hat. Mit der Sora Bank reiht sich ein weiterer Misserfolg des Netzwerkes ein, der den Track Record negativ beeinflusst. 1.4.2.2 CORESTATE Bank (vormals Aggregate Financial Services) Zwischen Januar und Mai 2021 übernahm die CORESTATE Capital Group die Aggregate Financial Services GmbH. Der Erwerb der Aggregate Financial Service erfolgte im Zuge einer Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage durch Ausgabe von 8,5 Mio. neuen CORESTATE-Aktien, sowie einer Barkomponente von 5 Mio. EUR. Die Herren Sebastian Ernst und Johannes Märklin haben sich über einen langfristigen Lock-up von 3 und 5 Jahren mit ihren rund 2,5 Millionen Aktien an die CORESTATE Capital Group gebunden. Die übrigen rund 6 Millionen neuen Aktien unterlagen einem Lock-up von einem Jahr. Der Verkauf erfolgte auf Basis des Schlusskurses vom 14. Januar 2021 von 14,73 EUR/Aktie und führte zu einem effektiven Verkaufspreis von rd. 130,2 Mio. EUR. Der fundamentale Wert der Aggregate Financial Service soll bei rd. 170 Mio. EUR gelegen haben. Die 2018 gegründete Gesellschaft soll bis dahin Finanzierungen für Immobilienkunden im Volumen von mehr als rd. 3 Mrd. EUR realisiert haben. Wieviel davon, wie im Falle der HFS, an partnerschaftliche Unternehmen vermittelt wurden, lies sich nicht ermitteln – ebenso wenig die Qualität der Darlehensnehmer. Aber die hohen Abschreibungen des Firmenwertes lassen möglicherweise Rück-schlüsse auf die Qualität ableiten? In jedem Falle war diese verlustreiche Transaktion in der Zeit des Herrn René Parmantier als CEO der CORESTATE Capital Group vom Dezember 2020 bis Juli 2022 (siehe 16) und trug auch am Niedergang der CORESTATE Capital Group bei. 37 1.4.2.3 Euram Bank Die Euram Bank wurde im Hinblick zu ihrer Verbindung zum Netzwerk (siehe 1) mit dem Artikel vom 17. November 2011 von fondsprofessionell.at bestens beschrieben: „Aufsicht schaut bei Wiener Euram Bank näher hin Die Euram Bank AG steht unter verstärkter Beobachtung der österreichischen Bankenaufsicht. Im laufenden Jahr gab es informierten Kreisen zufolge eine Vorortprüfung. Aktionäre der Bank haben Verbindungen zu dem kriselnden deutschen Vermieter Adler Group. Österreichische Aufseher untersuchen Transaktionen der in Wien angesiedelten European American Investment Bank Aktiengesellschaft (Euram Bank AG). Das berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg". Im laufenden Jahr gab es informierten Kreisen zufolge eine Vorortprüfung bei dem österreichischen Kreditinstitut, das Verbindungen zur deutschen Adler Group aufweist. Gegen das Immobilien- unternehmen Adler laufen in Deutschland seit längerem Verfahren der dortigen Finanzmarktaufsicht Bafin wegen Bewertungsfragen. Besonders bemerkenswert ist laut "Bloomberg" das Aktionärsverzeichnis der Euram Holding AG (sie ist die 100-Prozent-Mutter der Bank). Laut dem Protokoll der Hauptversammlung vom Juni hat diese elf Aktionäre. Es handelt sich überwiegend um Investmentvehikel, von denen acht knapp unter zehn Prozent besitzen. Erst ab dieser Schwelle müssen Bankaktionäre ein Eigentümerkontrollverfahren der Finanzmarkt-aufsicht (FMA) durchlaufen. Einige dieser Aktionäre haben mit Adler oder dessen Eigentümern Geschäfte gemacht. Und mindestens zwei der Vehikel werden von ehemaligen Funktionsträgern der Adler oder von Adler-Tochtergesellschaften geführt. "Seit längerem im Fokus der Aufsicht" Ein Sprecher der Österreichischen Nationalbank (OeNB) teilte auf Anfrage mit, dass Themen wie Transaktionen der Euram mit Aktionären und Organen "seit längerem im Fokus der österreichischen Aufsicht" stehen. Die Bank unterliege "daher einer entsprechend verstärkten Aufsichtstätigkeit mit einem engen Monitoring und detaillierterer Berichterstattung". Er lehnte es ab, Einzelheiten zu laufenden Aufsichtsverfahren zu nennen. Auch die FMA lehnte eine Stellungnahme unter Verweis auf das Amtsgeheimnis ab. FMA und OeNB sind in Österreich gemeinsam für die Bankenaufsicht verantwortlich. Adler wurde letztes Jahr vom Leerverkäufer Viceroy Research beschuldigt, im Interesse eines kleinen Kreises von Investoren rund um den österreichischen Geschäftsmann Cevdet Caner geführt zu werden. Adler und Caner haben die Vorwürfe seit jeher bestritten. Eine KPMG-Prüfung im Auftrag von Adler fand keine Beweise für systematischen Betrug, konnte aber nicht alle der Vorwürfe von Viceroy widerlegen. Die Vorwürfe führten zu einem Einbruch von Adlers Aktien und Anleihen, von dem sie sich bislang nicht erholt haben. Interessenkonflikte und Sicherheiten werden geprüft Die Aufsicht überprüft mögliche Interessenkonflikte bei Transaktionen von Euram und die Qualität der Sicherheiten bei diesen Geschäften, berichten Personen, die mit der Situation vertraut sind, aber nicht namentlich genannt werden wollten. Aus den Büchern der Euram geht hervor, dass die Bank Schuldtitel von Adlers ehemaligem Hauptaktionär Aggregate Holdings SA hält, einer Investmentfirma im Besitz des Skidata-Gründers Günther Walcher, die inzwischen von Caner als CEO geleitet wird. Euram hat auch Fonds beraten, die Wertpapiere von Aggregate, Adler und verbundenen Unternehmen gehalten haben. 38 Vermögensverwalter im zentralasiatischen Raum Die 1999 gegründete Euram ist als Vermögensverwalter für Kunden aus Europa, Russland, dem Nahen Osten und Zentralasien tätig und bietet Immobilienfinanzierung und Vermögensverwaltung an. Ihren Geschäfts- bericht bietet Euram außer auf Deutsch und Englisch auch auf Russisch an. Ein Sprecher von Euram erklärte, dass die Bank nichts von einer Untersuchung der FMA über ihre Eigentümerstruktur wisse und dass die OeNB eine "standardmäßige Kreditprüfung" durchgeführt habe. "In diesem Bericht wird in keinerlei Hinsicht behauptet, dass Anteilseigner die Bank für potenziell problematische Geschäfte nutzen würden", so die Euram. "Es ist uns wichtig zu betonen, dass die Euram Bank in ihren Kreditgeschäften absolut compliant ist und gegenüber den Aufsichtsbehörden transparent agiert." Aufsichtsrat in Doppelfunktion Euram-Aufsichtsratschef Peter Maser hatte diese Funktion auch bei Adler inne, bis er Anfang des Jahres abgelöst wurde. Maser ist zudem stellvertretender Verwaltungsratspräsident der Liechtensteiner Bank Alpinum AG, die Walcher wiederum vor kurzem übernommen hat. "Es ist absolut üblich, mehrere Aufsichtsratsmandate zu halten", erklärte Maser auf Anfrage. "Weder ich noch mir nahestehende Personen haben jemals Geschäfte mit der Euram Bank gemacht", sagte er gegenüber "Bloomberg". Masers Vienna Internationale Beteiligungen gehört laut dem HV-Protokoll vom Juni zu den neun Großaktionären der Euram Holding. Nur der Mitbegründer und Vorstandsvorsitzende Manfred Huber besitzt etwas mehr als zehn Prozent. Aktionär mit Sitz auf der Isle of Man Ein weiterer Aktionär ist eine auf der Isle of Man ansässige Gesellschaft, deren Direktor Thomas Katzuba von Urbisch ist, ein in Monaco ansässiger Rechtsanwalt, der bis 2018 im Vorstand der Adler-Tochter Adler Real Estate AG war. Von Urbisch war auch Direktor bei Mezzanine IX, dem Investmentvehikel, über das Caners Familie eine Beteiligung an dem Vermieter hielt. Ein anderer ist Nematollah Farrokhnia, ein ehemaliger Manager des österreichischen Bauunternehmens Strabag SE. Das von seinem Sohn gegründete Family Office namens IMFARR war Teil einer Investorengruppe, die diesen Monat eine Berliner Immobilie für 488 Millionen Euro übernahm, die Aggregate zum Schuldenabbau verkauft. IMFARR hat in der Vergangenheit auch in Adler investiert – über eine Gesellschaft, die ihr gemeinsam mit Caners Mezzanine IX gehörte. Das geht aus einem Bericht der österreichischen Übernahmekommission hervor. Aggregate, von Urbisch, Farrokhnia und sein Sohn lehnten gegenüber "Bloomberg" Stellungnahmen ab. Aktiva in Höhe von 720 Millionen Euro Die Bilanz von Euram wies Ende letzten Jahres Aktiva in Höhe von etwa 720 Mio. EUR aus, größtenteils Barmittel. Euram gehört der österreichischen Einlagensicherung (ESA) an. Im Geschäftsbericht des Unternehmens wird der Großteil der 162 Millionen Euro Forderungen an Kunden nicht detailliert aufgeführt, wohl aber Wertpapiere im Wert von 5,8 Millionen Euro in dieser Kategorie. Darunter befanden sich 1,4 Millionen Euro an Anleihen von Aggregate, die im Jahr 2025 fällig werden, und 1,8 Millionen Euro an Anleihen von Aggregates VIC Properties. Das Aggregate-Papier hat in den letzten 16 Monaten mehr als 60 Prozent seines Wertes verloren. Papiere auch in Euram-Fonds Der Aggregate-Bond taucht auch unter den Beständen des von Euram verwalteten Europportunity Bond Fonds auf. Die Anleihe machte Ende April laut offizieller Mitteilung 3,8 Prozent des Vermögens des Fonds aus. Ein weiterer Euram-Fonds, der Advantage Stock, hielt Anteile an Adler, ihrer Tochter Consus Real Estate und von Accentro Real Estate. 39 Laut Euram machen diese Beteiligungen nur zwei Prozent des Aktienfonds und vier Prozent des Anleihefonds aus und sind "daher völlig unbedeutend". (Bloomberg/eml)“ Ein weiterer Artikel beschreibt die Nähe der EURAM Bank Offshore-Welt, denn sie wurde in den „Panama Papers“, den „Paradise Papers“ sowie den „Pandora Papers“ eindrücklich beschrieben. Folglich wird die Bank im nachfolgenden Artikel vom 1. Dezember 2022 in der profil.at ebenfalls gut beschrieben: „INVESTIGATIV Stille Geschäfte: Wie die Euram Bank zu Österreichs privatester Privatbank wurde Die Euram Bank in Wien beschäftigt Österreichs Finanzaufsicht. Wer manche der Eigentümer sind, ist genauso rätselhaft, wie einige Geschäfte des Finanzinstituts, das gleich in drei großen Offshore-Datenleaks eine Rolle spielt. Von Stefan Melichar und Michael Nikbakhsh Privatbanken – es gibt in Österreich nicht mehr viele davon, fünf um genau zu sein. Gemeint sind eigentümergeführte Bankhäuser, die keine großen Finanzgruppen im Rücken haben und an keiner Börse notieren. Privatbanken werden vielmehr von Leuten repräsentiert, die selbst maßgeblich mitbeteiligt sind – Bankiers, wie man sie nennt (in Abgrenzung zum „Banker“, der angestellte Führungskräfte beschreibt). Die European American Investment Bank AG, kurz Euram, ist eine der letzten Privatbanken des Landes und sie ist dessen jüngste. Ihre Wurzeln gehen auf die 1990er-Jahre zurück, in ihrer heutigen Form besteht sie überhaupt erst seit 2006. Wie andere Privatbanken auch, verwaltet die Euram mit ihren rund 40 Beschäftigten Kundenvermögen (1,2 Milliarden Ende 2021) und arrangiert Finanzierungen, vorwiegend im Immobilienbereich. In der Golf-Community ist sie darüber hinaus als Sponsorin der „Euram Bank Open“ bekannt, eines Turniers der Challenge Tour, das im Golf Club Adamstal in Ramsau ausgetragen wird. Das Sponsoring exklusiver Sportarten und Events – auch das gehört zum Geschäftsmodell einer Privatbank. In gewisser Weise hat sie jedoch ein Alleinstellungsmerkmal: Wenn es an die Eigentümerstruktur geht, so ist die Euram Bank (Bilanzsumme Ende 2021: 720,6 Millionen Euro) gleichsam die privateste Privatbank des Landes. Man weiß nämlich nicht so wirklich, wem sie gehört. Nur so viel: Amerikaner sind es – soweit erkennbar – nicht. Vor nunmehr zwei Wochen sorgte ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg für große Aufmerksamkeit auf dem Wiener Finanzplatz, wonach Österreichs Bankenaufsicht die Euram Bank „verstärkt“ beobachte. Laut einem zitierten Sprecher der Oesterreichischen Nationalbank stehen Transaktionen der Euram mit Aktionären und Organen „seit längerem im Fokus der österreichischen Aufsicht“, die Bank unterliege daher „einer entsprechend verstärkten Aufsichtstätigkeit mit einem engen Monitoring und detaillierterer Berichter- stattung“. Welche Beanstandungen die OeNB konkret hatte, ist nicht bekannt – Amtsgeheimnis. Deren Prüfbericht liegt jetzt bei der Finanzmarktaufsicht (FMA), die für allfällige behördliche Veranlassungen zuständig ist. Die FMA wollte sich dazu auf profil-Anfrage nicht äußern. Seitens der Euram Bank heißt es dazu: „Die OeNB hat im Auftrag der FMA im Frühjahr eine standardmäßige und nicht außertourliche Kreditprüfung bei der Euram Bank durchgeführt, wie sie regelmäßig bei allen Banken stattfindet.“ „Luftdichte Geheimhaltung für Offshore-Bankeinlagen“ Zu diesem Thema sollte ein Experte der Euram Bank bei einer Konferenz im Steuerparadies Panama einen Vortrag halten. 40
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