[ 2 ] Cover Art von: Thorsten Försterling Text von: Thorsten Försterling Cover zeigt Tina und Thorsten mi t Mitte sechzig. [ 3 ] Die letzten ihrer Art Teil 1 [ 4 ] Der Weltraum Wir befinden uns in einer weit, weit entfernten Zukunft. Die Menschheit hat die Wissenschaft bis ans Äußerste getrieben. Die Medizin kann Knochen direkt im Körper in nur ein paar Stunden neu erschaffen E s gibt Bots, die außer ihrem Äußeren im Verhalten nicht vom Menschen mehr zu unterscheiden sind und auch Raumschiffantriebe, um schneller als das Licht zu reisen. Mit diesen Antrieben zum Beispiel ist es nun möglich in weit entfernte Galaxien zu reisen, um dort nach menschenähnlichem Leben zu suchen. Leider ist diese Suche nicht allen Raumschiffen vergönnt. Denn der Megaträger Goliath auf dem wir uns befinden hatte den langweiligen Auftrag den Andromeda Nebel zu erforschen und zu kartografieren. Geschätzte Dauer: Fünfzehn Jahre, zwei Monate und siebzehn Tage. Zu mindest ist es die Zeitangabe, die die Erdunion ausgegeben hat, bis sie den Megaträger zurückerwartete, da Kommunikation durch den Nebel zur Erde nicht möglich gewesen ist. Vielen war es aber schon beim Erhalten dieses Auftrages klar, dass das nur ein Kalt stellen des Führungsstabes des Megaträgers war. Denn immer und immer wieder provozierten die Offiziere die Obrigkeit. Vom Anführer der Claydoves bis hin zum Admiral, dem Führer des Schiffes. Selbst die leitende Ärztin nahm sich da nicht aus. Und alle dieje nigen, die eine Karriere auf der Goliath anstrebten, um in diesen Kreis der Führung zu gelangen, lernten ganz schnell, dass man durch diese Provokationen mehr erreichte als auf dem herkömmlichen Dienstweg. So waren sie aber auch nicht in Reichweite der Erd e als das unglaubliche geschah, was alle auf diesem Schiff zu den Letzten ihrer Art machte. [ 5 ] Haupt - Briefingr au m Ein junger Mann mit langen roten Haaren sitzt auf dem Stuhl des Admirals und betrachtet ein Hologramm, das über dem Besprechungstisch sch webt. Er trägt einen weißen, enganliegenden Raumanzug. Alle Menschen auf der Goliath tragen diese Art von Anz ü g en . Nur in unterschiedlichen Farben. Weiß für die Führung und das medizinische Personal. Schwarz für den Sicherheitsdienst und verschiedenfarbige s Flecktarn für die übrigen Abteilungen. Der junge Mann wirkt ernst und konzentriert. Rechts von ihm sitz ein Bot, dessen Abdeckungen im Gesicht und auch am Rest des Körpers mit grüne m Tarn stoff überzogen ist. Der Bot spricht den jungen Mann an. 2357: Sag mal, wie oft willst du dir das noch ansehen? Torben: Bis ich etwas finde, was mir hilft zu verstehen, wie die denken. 2357: Was willst du verstehen? Dass die nicht ganz sauber sind? Die sind einfach im Orbit der Erde aufgetaucht, haben dann irgendwas von der Suche nach Hoffnung gefaselt und ohne weitere Warnung das Feuer auf den Planeten eröffnet. [ 6 ] Torben: Weiß ich auch du Honk. Selbst den Mond haben die z erstört. Und im Anschluss auch noch den Mars. Als wenn die nicht nur etwas suchen, sondern aufhalten wollen. 2357: Genau, die Plastik Köppe haben 'nen Plan. Hallo? 2357 an Torben, versuch doch nicht in etwas eine Logik zu finden, in der es gar keine gibt. Torben: Plastik Köppe ? Bestehst du nicht auch mindestens zu zwanzig Prozent aus dem Material? 2357: Vorsicht Captain. Gummi, kein Plastik. Feiner Unterschied. Torben: Oooh, entschuldige. Wusste gar nicht, dass du so Eitel bist. 2357: Nicht eitel. Aber schmeiß mich nicht mit den Cyphern in einen Topf. Torben: Das wäre doch mal was. Ein schön großer, und du tritts dem dann so richtig in den Arsch. 2357: Du willst doch nur Rache für Pete. Torben, wie oft noch, es war nicht deine S chuld, dass der Cypher ihn erwischt hat. Torben: Das weiß ich, aber trotzdem fühl’ ich mich Scheiße deswegen. Und noch schlimmer macht es, dass Julia sich deswegen das Leben genommen hat. 2357: Und was meinst du, hättest du dagegen machen können? Ich wer d's dir sagen. Nichts. Aber auch rein gar nichts. Sie hatte außer ihn niemanden mehr. Ihre gesamte Familie ist mit der Erde vernichtet worden. Torben: Mhmm. 2357: Hey man. Lass den Kopf nicht hängen. Du kannst nicht jeden retten in diesem Spiel. [ 7 ] Torben : Ach, für dich ist das ein Spiel? 2357: Natürlich nicht. Aber wie willst du das denn sonst nennen? Torben: Überlebenskampf? 2357: Also gut. Dann eben Überlebenskampf. Und selbst bei der Bezeichnung kannst du nicht alle retten. Es macht also keinen Unte rschied, wie du es bezeichnest. Ob nun so oder so, es ist eben scheiße . Und du kannst nicht alle aus ebendieser herausziehen. Torben tippt in der Konsole rechts von ihm ein paar Kommandos ein, und das Hologramm über dem Tisch fängt die Aufnahme des Angriffes der Cypher auf die Erde von vorne an abzuspielen. Ein riesiges , Kubus förmiges Etwas schwenkt in die Umlaufbahn der Erde ein und verharrt dort eine Weile. Dann kann man den Funkspruch hören, der auf allen bekannten Bändern gesendet wurde. Eine St imme sagt: „ Wir suchen die Hoffnung. Ihr habt die Hoffnung. Ihr werdet uns die Hoffnung übergeben. Wenn nicht, werden wir euch auslöschen. Ihr habt dafür einen Klick Zeit. “ Nach dem Empfang dieser Botschaft haben viele Bewohner in Panik versucht, den Plane ten zu verlassen. Sie sind nicht weit gekommen. Cypherjäger haben alles, was an Raumschiffen den Erdball verlassen hat, einfach abgeschossen oder entführt. In der Aufzeichnung hat das, was von einem Videospiel, wie es in der Vergangenheit gespielt wurde. A ber da waren es, wie hatte sein Vater das genannt, Pixel. Keine Menschen, die ihre Haut retten wollten. Torben tippt wieder ein paar Kommandos ein und die Aufzeichnung bleibt stehen. Alle kleinen Punkte, die rot gekennzeichnet sind, was so viel wie Feinde bedeutet, bekommen Nummern und die Feindbezeichnung eingeblendet. Er vergrößert Teil für Teil, um diese lesen zu können. Und wie schon die vielen letzten Male ermüdet, ihn das so sehr, dass ihm der Kopf nach vorne sackt und er einnickt. 2357 rüttelt ihn vorsichtig. 2357: Hey Torben. Morgen ist auch noch ein Tag. Geh in dein Quartier und hau dich hin. Im Geg ensatz zu mir brauchst du [ 8 ] mindestens sechs Stunden Schlaf. Torben: Du hast wohl recht. Danke man. 2357: Wofür? Torben: Dass du es mit mir so lange aushältst 2357: Hab nichts Besseres zu tun. Torben: Du Sack. Wir beide wissen ganz genau, dass das nich t so ist. 2357: Keine Ahnung was du meinst. Torben: Dann will ich es mal so formulieren. Grüß 0102 schön von mir, wenn du nachher zu ihr gehst. 2357: Das hast du mitbekommen? Torben: Du glaubst auch, ich bin blind, was? 2357: Dabei hab ‘ ich mir so 'ne Mühe gegeben, dass mich mein Mimen Spiel nicht verrät. Torben muss unweigerlich grinsen. Der Humor seines Wingman ist köstlich. Wenn er nicht aus Titan und Gummi wäre, würde man meinen können, dass 2357 ein Mensch ist. Torben kann schon gar nicht mehr zä hlen, wie oft er sich vor Lachen den Bauch halten musste, weil dieser Bot einen Witz nach dem anderen gerissen hat. Torben: Alles klar. Ich mach’ mich dann dünne. Und wie gesagt. Grüß schön. 2357: Mach’ ich. Gute Nacht Torben. Der junge Captain macht sich auf den Weg in sein Quartier. [ 9 ] Hauptkorridor 0 3 I m großen Hauptkorridor 03 , der vom Heck bis zum Bu g in acht Etagen einmal quer durchs Schiff führt, kommt ihm eine junge Frau entgegen. Sie hat langes, blondes Haar. Ist etwas fülliger als die meisten jungen Frauen auf diesem Schiff, aber ihre Ausstrahlung ist so einnehmend, dass sich jeder Mann und auch einige Frauen, na ch ihr umdrehen, an denen sie vorbeigeht. Als sie Torben erblickt, wird sie langsamer und bleibt schließlich stehen. Als beide auf selb er Höhe sind, spricht sie ihn an. Summer: Hey Torben. Torben: Hey Summer. Was kann ich für dich tun? Summer: Also...... ich...... ich...... Torben: Wenn es immer noch um das von neulich geht.... Summer: Nein, nein. Die Lektion habe ich gelernt. War zerschmetternd genug. Das will ich nicht noch einmal. Torben: Okay. Was dann? [ 10 ] Summer: Am Freitagabend gibt es in der Lounge deinen Lieblingsfilm. Walee. Würdest du mit mir hingehen? Keine Hintergedanken. Bitte. Als gute Freunde. Okay? Du musst auch mal was anderes machen als nur Dienst und dir immer und immer wieder diese Aufzeichnungen ansehen. Torben: Woher ...? Summer: Das Schiff ist zwar groß, aber überall wird geredet. Man bekommt so einiges mit. Torben: Okay. Wirklich keine Hintergedanken? Summer: Nein, wirklich nicht. Torben: Gut. Dann werde ich dich Freitagabend abholen. Wann genau? Summer: Gegen 2000 reicht. Der Film fängt um 2030 an. Torben: Soll ich meine Eltern fragen, ob ich ihren Platz haben kann? Summer: Nein, Torben, bitte. Weck in mir keine Hoffnungen, die ich nic ht erfüllt bekomme. Nur Zeit als Freunde, kein Date. Torben: Wie du wünschst. Summer: Danke dir. Bis Freitag dann. Ich muss jetzt auf meine Station, habe die Nachtschicht. Torben: Dann hast du die Prüfung bestanden? Summer: Ja, ich bin jetzt Lieutenant Commander. Torben: Das freut mich wirklich für dich. Wir können junges Blut auf den wichtigen Positionen gut gebrauchen. Summer: Deine Eltern kann aber keiner ersetzen. Ganz besonders [ 11 ] nicht deinen Vater. Torben: Hör bitte auf, mir Honig ums Maul zu schmieren. Glaubt ihr alle, ich bin blind und taub? Summer: Tut mir leid, Torben. Aber dein Vater ist seit dem Angriff auf die Erde eiskalt. Es hat auf unserem Schiff noch nie Strafen für ungehorsames Verhalten gegebe n, aber jetzt? Mein Vater musste fünf Tage in die Brig, weil er sich geweigert hat, zwei seiner Leute den Claydoves zu überlassen. Torben lässt den Kopf hängen Torben: Ich weiß. Mein Vater hat mich dazu gezwungen, ihn von der Brücke abzuführen. Summer geht dichter an ihn her ran und legt ihm eine Hand auf die Schulter Summer: Hey? Wo ist der taffe Pilot, der vor nichts Angst hat? Torben: Im Moment ist der irgendwo in einem Frachtraum hinter einer Kiste kauernd und will nur heulen. Summer: We gen Pete? Torben: Auch. Summer: Muss ich raten, oder gehts etwas ausführlicher ohne? Torben: So viel Urlaub hast du nicht. Summer muss lächeln, doch sieht sie, dass das eben nur Selbstschutz war, um nicht direkt vor ihr loszuheulen. Summer: Hast du m orgen früh Dienst? Torben: Nein. Zwei Tage frei. Ist ruhig im Moment. [ 12 ] Summer: Pass auf, ich komme morgen früh nach meiner Schicht zu dir. Zum Frühstück. Und dann reden wir. Okay? Torben: Danke Summer. Ich schulde dir was. Summer: Kein Problem. Du warst unsere ganze Kindheit derjenige, der die schützende Hand über uns gehalten hat. Jetzt bin ich mal dran. Torben: Du solltest jetzt gehen. Ich will nicht noch jemanden aus deiner Familie in die Brig bringen müssen. Summer: Okay. Bis morgen früh. Die junge Frau schlendert weiter und zieht sofort wieder alle Blicke auf sich. Torben ertappt sich dabei darüber nachzugrübeln, warum er ihren Reizen immer wieder verfallen ist. Er hat es sich immer damit erklärt, dass sie wie Bruder und Schwester aufgewachsen sind. Obwohl Summer mittlerweile fünf Geschwister hat, war da immer diese Bindung zwischen ihnen, die niemand erklären konnte. Als Kinder haben die beiden und Stella, die jetzt den Sicherheitsdienst leitet, das gesamte Schiff auf den Kopf gestellt. Und de r gestohlene Gleiter, den sie mit einer Bruchlandung total zerstört haben, war nur einer der Dinge, der die beiden so zusammengeschweißt hat. Doch war es eben diese besondere Bindung, der beiden, die ihn davon abhielt, ihren erneuten Avancen nachzugeben? O der die Tatsache das er nicht wollte das sich um ihn jemand Sorgen macht, wenn wieder einmal so ein halsbrecherischer Auftrag anstand. Er wollte gerade weitergehen, als ih n eine vertraute Stimme von hinten anspricht. Tina: Na Sohnemann. So spät noch unterwegs? Er beginnt zu lächeln. Wenigstens einer, der mit ihm in einem nichtmilitärischen Ton redet. So dreht er sich um. Vor ihr steht eine Frau, Anfang sechzig. Sie hat schneeweißes Haar, was kurz vor dem Ende ihrer Schulte rblätter aufhört, und eine natürliche Welligkeit besitzt. Sie hat so dunkelbraune Augen, dass fast jeder behaupten [ 13 ] würde, sie wären komplett schwarz und trotz ihres Alters funkeln Zuversicht und Leidenschaft darin. Die Frau trägt denselben Anzug wie Torben , auch in Weiß. Er antwortet der Dame. Torben: Hallo Mama. Dasselbe könnte ich dich fragen. Tina: Nachtschicht. Heute ist Donnerstag. Torben: Ja richtig. Tilly und Chesters Date Abend Tina: Ja. Die zwei haben es so gut. Tina klingt so niedergeschl agen und ihr Sohn würde so gerne auf sie eingehen. Aber all seine Versuche, mit ihr zu reden, was sie bedrückt, wurden von ihr abgeschmettert, mit einer mannigfaltigen Auswahl an Ausreden, dass man damit hätte Bücher füllen können. Und das Schlimme an den Ausreden ist es für Torben, dass er weiß, dass ihn seine Mutter anlügt. Er kennt nur die Gerüchte und das, was sich alle hinter vorgehaltener Hand erzählen. Aber wie hat sein Vater immer gesagt, an jedem Gerücht ist auch ein Teil Wahres dran! Und genau das ist es, was ihn so sehr auf der Seele lastet, aber sich nicht traut, mit irgendjemand darüber zu reden, da es in seinen [ 14 ] Augen von ihm erwartet werden wird, sich für eine Seite zu entscheiden. Er liebt seine Eltern, beide zu gleichen Teilen. Und er will si ch nicht entscheiden müssen. Genau in so einem Moment der Entscheidungsangst verflucht er den Tag, als er seinen Vater um ein eigenes Quartier gebeten hat. Torben ist der festen Überzeugung, dass es nicht so weit gekommen wäre, wenn sie noch alle zusammen das große Admiralsquartier teilen würden und er seine Eltern im Auge behalten könnte. Seine Mutter versucht seine Aufmerksamkeit wieder zurückzugewinnen, indem sie ihn wieder einmal mit Summer aufziehen will. Tina: Na, doch noch ein Date mit Summer ausgem acht? Lampenfieber? Torben: Bitte Mama. Das hatten wir. Mehr als einmal. Ich will nichts von ihr. Wir sind nur gute Freunde. Okay? Tina: Je häufiger du das sagts, desto mehr zweifle ich das an. Torben: Es ist aber so. Sie ist für mich nicht mehr als ein e Schwester. Tina: Wirklich? Torben: Komm, Mama, bitte. Lass gut sein. Ich bin Hunde müde und deiner Frotzeleien dazu mehr als überdrüssig. Tina: Entschuldige. Ich wollte dich nicht kränken. Torben: Tust du nicht. Es nervt halt nur. Ihr alle seht da etwas, was nicht da ist. Tina: Na gut. Ich lasse es. Und sonst? Alles gut bei dir? Torben: Nein. Aber das soll nicht auch noch dein Problem sein. Du hast selbst genug davon. [ 15 ] Tina giftet sofort los. Fühlt sie sich von ihrem Sohn mal wieder ertappt. Tina: Was willst du mir damit sagen, hä? Torben: Hey , hey , hey. Alle’s gut. Was denn los mit di r? So angriffslustig ? Tina: Entschuldige bitte. Tut mir leid, das sollte nicht so rüberkommen. Ich bin wohl etwas überarbeitet. Was Torben über diese erneute Lüge denkt, behält er für sich. Eine weitere Provokation seiner Mutter will er nicht riskieren, geht er damit Gefahr, dass sie vielleicht nicht doch irgendwann zu ihm kommt und mit ihm über ihre Eheprobleme spricht, um ihn um Hilfe zu bitten. Torben: Alles gut, Mama. Ich geh’ dann mal in mein Quartier und hau mich hin. Summer will morgen früh zum Fr ühstück rumkommen. Tina: Aha . . .. Nein, vergiss es. Alles gut. Ich fang’ nicht wieder an. Schlaf gut, mein Sohn. Sie geht einen Schritt auf ihn zu und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann geht sie, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, an ihm vorbei i n Richtung ihrer Krankenstation. Er überlegt kurz, ob er noch auf einen Absacker in die Lounge sollte, aber verwirft den Gedanken und macht sich auf den Weg in sein Quartier. Dort angekommen zieht er sich aus und haut sich, ohne noch eine Dusche zu nehmen, in sein Bett und schläft ein. Er träumt davon, gegen Cypher zu kämpfen. 2357 und sein Vater sind bei ihm. Close Combat. Diese grüne Flüssigkeit, die bei den Cypher wohl das Blut darstellt, ist überall um sie herum. Der Pegel der Flüssigkeit steigt und ste igt. Auf einmal verschwindet 2357 von seiner Seite, er löst sich langsam in der Flüssigkeit auf. Eine Weile später auch sein Vater, der vor Schmerzen darüber aufschreit und flehend nach im Greifen will. Er selbst schwimmt mittlerweile in dem Zeug. Ist alle in . Weit und breit ist da niemand. Plötzlich zieht ihn etwas unter die Oberfläche der grünen Suppe. Torben bekommt keine Luft mehr, versucht sich zu [ 16 ] befreien. Doch vergebens. Er strampelt und strampelt, doch kommt nicht frei. Abrupt zieht ihn etwas wieder an die Oberfläche zurück. Als er den Kopf wieder oberhalb der Flüssigkeit hat und atmen kann, hört er eine Stimme, die ihn anflüstert und doch so laut und stark zu hören ist, als wenn ihn jemand anschreit: „ RETTE MICH. “ Er schreckt hoch und ist Schweiß geb adet. Was für ein Horrortrip. Wie gut, dass er zwei Tage freibekommen hat. Die wird er wohl brauchen, um den Kopf wieder frei zu kriegen. Aber was war das eben für ein Traum? So deutlich und direkt. Er zittert immer noch am ganzen Körper. Aber Torben kann sich schon an nichts mehr davon erinnern, was er gesehen hat. Und da waren sie wieder, diese unerträglichen Kopfschmerzen, die ihm die Augen aus dem Schädel zu treiben schienen. So groggy wie er ist, schwingt er sich aus seinem Bett und geht vorsichtig ein en Fuß vor den anderen setzend in sein kleines Bad und stellt sich unter die Dusche. Eiskaltes Wasser rinnt ihm über den Schädel und macht die Schmerzen etwas erträglicher. Erst jetzt bemerkt er, dass er wieder vergessen hat, seine Schlafklamotten auszuzie hen. So schmeißt er die nassen Sachen gefrustet in eine Ecke und stellt das Wasser auf warm, um sich zu waschen. Als Torben das sich reinigen beendet hat, stellt er die Massagefunktion der Dusche an und genießt das Gefühl der unterschiedlichen Düsen auf se iner Haut. Hier rüber bemerkt er nicht, dass Summer mittlerweile in sein Quartier gekommen ist. Auch nicht, dass sie entzückt im Durchgang zum Bad steht, und ihren Ziehbruder in seiner nackten Pracht beobachtet. Die junge Frau ist hin - und hergerissen. Was für eine Gelegenheit, einfach die Kleider ablegen und zu ihm gehen. Es sind nur ein paar Meter und doch fühlt es sich an, als wenn sie Hunderte Lichtjahre entfernt, nur beobachten darf und ihr dieses Glück für immer verwehrt bleibt. Er ist ihr Ziehbruder und doch auch der Mann den sie will. Nur will er sie nicht. Welch Ironie. Sie bemerkt, dass ihr ihre Nase zugeht, und kurz darauf fließen die ersten Tränen. Summer d reht sich um und geht mit der Tüte Brötchen und dem Kaffee, den sie in der Lounge geholt hat, in den Wohnbereich. Sie setzt sich Gedanken versunken auf die elegante Couch. Sie hat nie verstanden, warum Torben immer diese Dinge, die aus einem anderen Jahrhu ndert zu stammen scheinen, als schick empfand. Aber sie muss gestehen, dass dieser Stil zu ihm passte. [ 17 ] Summer blickt durch das riesige Quartier. Wobei es das erst ist, seit Torben aus diesem nicht genutzten Frachtraum ein Quartier gemacht hat. Da er und se ine Eltern das Admiralsquartier hatten, brauchten diese es nach seinem Auszug nicht mehr, haben es kurzerhand ihrer Familie mit ihren sechs Kindern überlassen und sich auch so einen Frachtraum umgebaut. Torbens Familie hat Status noch nie was bedeutet, ihn nutzen um sich und anderen einen Vorteil daraus zu schaffen, ja das konnten die drei wie keine anderen, aber einen raushängen lassen? Nein, nicht diese Familie. Und wahrscheinlich war das auch einer der Gründe, warum die Admiralität seiner Zeit so einen H ass auf Tina und Thorsten hatten. Summer ist so in ihren Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkt hat, dass Torben mittlerweile neben ihr steht , nach einem der Kaffeebecher greift und genüsslich das Heißgetränk in sich rein schlürft. Torben: Fuck ist der heiß. Summer: Oooh . Tschuldigung. Ich habe dich nicht kommen sehen, war in Gedanken. Torben: Wie heißt er denn? [ 18 ] Summer: Damit lockst du mich nicht. Und du weißt, was Sache ist. Torben: Schade, dachte, ich kann dich mal mit was aufziehen u nd nicht immer nur du mich. Summer: Ja, ja, ja, blablabla. Lenk nicht ab man. Was ist los mit dir? Torben: Du kommst ja gleich zum Punkt. Und das auf nüchternen Magen. Sie greift sich die Tüte mit den Brötchen und wirft sie ihm direkt vor die Brust Su mmer: Hier, du Fresssack. Möge es dir im Halse stecken bleiben. Torben: Mhmm, hab dich auch lieb. Sie läuft rot an. Torben schaltet sofort Torben: Oh Scheiße, sorry. Das wollte ich nicht. Ach Kacke man. Summer: Ist gut, lass es einfach in Zukunft. Okay? Torben: Okay. Werd’ ich. Er blickt beschämt in die Brötchentüte, um sie nicht ansehen zu müssen. Summer: Hey? Vorsichtig luckt er über den Rand der Tüte in Richtung Summer Torben: Hmm? Summer: Es tut mir leid, dass ich unsere Freundschaft mit meiner Beichte belastet habe. Ich habe nur Angst, allein zu bleiben. Und du warst immer gut zu mir. Ich dachte, da wäre mehr. Aber lassen wir das. Ich möchte mich da nicht noch einmal mit dir durchkämpfen [ 19 ] müssen. Torben: Du hast Angst, allein zu bleiben? Summer, das ist hoffentlich nur wieder einer deiner dummen Witze. Hast du dich mal umgesehen? Jeder Kerl in unserem Alter dreht sich nach dir um. Sogar Frauen hecheln dir nach. Summer: Ach komm Torben. Ec ht jetzt? Das kommt doch nur von dir, damit ich mich besser fühle, weil du mich nicht willst. Torben: Nein, Summer, wirklich. Nimm doch nur mal gestern Abend als wir uns im Hauptkorridor über den Weg gelaufen sind. Jeder Kerl hat sich nach dir umgedreht. Bemerkst du das denn nicht? Du könntest an jedem Finger drei Kerle haben. Und trotzdem würden die anderen Schlange stehen, nur für ein Date mit dir. Summer läuft rot an. Mit so viel Zuspruch ihres Ziehbruders, um ihr eigenes Glück zu finden, hätte sie nie im Leben gerechnet. Sie vermutete immer eine List, auf Parkposition schieben, wie ihre kleinere Schwester das immer genannt hat. Aber das war hier offensichtlich nicht der Fall. Torben war daran gelegen, dass sie ihn gefühlsmäßig loslässt und sich jemande n sucht, der ihre Zuneigung erwidert. Summer: Du lügst mich auch nicht an? Torben: Habe ich das jemals getan? Summer: Nein nie. Torben: Siehst du. Und ich werde damit jetzt auch nicht anfangen. Summer: Wenigstens einer in deiner Familie. Torben: Du meinst, die vielen Gerüchte über meine Eltern? Summer: Ja. Was ist los bei denen? [ 20 ] Torben: Ich kann es dir nicht sagen. Summer: Kannst du, oder willst du nicht? Torben: Ich kann nicht. Summer, die beiden lügen sogar mich an. Ich habe für nichts Beweise, aber ganz tief in mir drinnen weiß ich, dass bei den beiden etwas ganz gewaltig schiefläuft. Summer: Und wie wollen wir jetzt vorgehen? Torben: Wir? Summer: Ja WIR. Und wehe, du lehnst meine Hilfe ab. A lle auf dem Schiff merken es. Die beiden sind nur noch gereizt und kalt. Besonders dein Vater. Torben: Immer noch das wegen deinem alten Herren? Summer: Nein. Das hat damit nichts zu tun. Aber er ist so ruppig zu allen. Eben beim Schichtwechsel auf der B rücke hat er den Waffenoffizier wegen einer Nichtigkeit so heruntergeputzt. Der Bengel hat fast geweint. Torben, so geht das nicht weiter. Das endet in einer Meuterei. Torben ist den Tränen nah und setzt sich auf das Sofa. Torben: Das weiß ich selbst . Ab er was kann ich dabei tun? Summer: Du bist ihr Sohn. Zwing sie zu einer Aussprache. Ich denke, deine Mutter wird zwar ein auf Stur machen, aber denk wie sanft dein Vater eigentlich ist. Wir hätten allein für den Gleiter mehr als nur eine Woche Süßigkeiten Verbot verdient. Und kannst du dich an sein Lächeln erinnern, als wir beide unverletzt aus dem Ding herausgeklettert sind? Keine Schimpfe. Er hat uns beide in den Arm genommen und fast zerdrückt vor Erle ichterung. Und ich schwöre dir immer noch, er weiß das Stella damit drinhing. Er hat aber nie was gesagt. Torben, der Vater den du so vermisst, ist da immer noch irgendwo in ihm. Manchmal kommt der noch durch, wenn er vorgibt