Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland Wie ticken Jugendliche? Marc Calmbach · Silke Borgstedt Inga Borchard · Peter Martin Thomas Berthold Bodo Flaig Wie ticken Jugendliche 2016? Marc Calmbach · Silke Borgstedt Inga Borchard · Peter Martin Thomas Berthold Bodo Flaig Wie ticken Jugendliche 2016? Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland ISBN 978-3-658-12532-5 ISBN 978-3-658-12533-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-12533-2 Dr. Marc Calmbach Direktor Sozialforschung SINUS-Institut Berlin Dr. Silke Borgstedt Direktorin Sozialforschung SINUS-Institut Berlin Inga Borchard Studienleiterin SINUS-Institut, Berlin Peter Martin Thomas Leiter SINUS:akademie Heidelberg Berthold Bodo Flaig Geschäftsführer SINUS-Institut Heidelberg Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer ' SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH 2016. Dieses Buch ist eine Open-Access-Publikation. OpenAccess Dieses Buch wird unter der Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell 2.5 International Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.5/deed.de) veröffentlicht, welche für nicht kommerzielle Zwecke die Nutzung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en), den Titel des Werks und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und im Falle einer Abwandlung durch einen entsprechenden Hinweis deutlich erkennbar machen, dass ̃nderungen vorgenommen wurden. Die in diesem Buch enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist auch für die oben aufgeführten nicht-kommerziellen Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder ̃ußerungen. Lektorat: Katrin Emmerich, Katharina Gonsior Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Das Werk und alle Kapitel wurden bei Erstveröffentlichung mit falscher bzw. ohne Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Die korrekte Lizenz finden Sie am Ende jedes Kapitels und im Erratum am Ende des Werks. SINUS-Jugendstudie u18 Wie ticken Jugendliche 2016? Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland Eine SINUS-Studie im Auftrag von: Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung und VDV-Akademie (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen–Akademie) Berlin, Februar 2016 Obwohl das vorliegende Buch als Open Access Publikation ver ffentlicht wird, unterliegt die Studie, die diesem Buch zugrunde liegt, ebenfalls urheberrechtlichem Schutz: Copyright by SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH, Heidel- berg. Jedwede kommerzielle und nicht-kommerzielle Nutzung der Studie (auch zum Zwecke der Unterrichtsgestaltung) sind nur mit ausdr cklicher Genehmigung von SINUS und nur bei korrekter Angabe der Studie als Quelle gestattet. ü ö © 6 Impressum Auftraggeber: > Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz > Bund der Deutschen Katholischen Jugend > Bundeszentrale für politische Bildung > Deutsche Kinder- und Jugendstiftung > VDV-Akademie (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen– Akademie) Durchführendes Institut: SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH, Heidelberg & Berlin Projektleitung: Dr. Marc Calmbach Autorinnen und Autoren: Dr. Marc Calmbach, Direktor Sozialforschung SINUS-Institut Dr. Silke Borgstedt, Direktorin Sozialforschung SINUS-Institut Inga Borchard , Studienleiterin SINUS-Institut Peter Martin Thomas, Leiter SINUS-Akademie Berthold Bodo Flaig, Geschäftsführer SINUS-Institut Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Sebastian Ederle, Irina Janzen, Franziska Jurczok, Juliane Langer, Heide Möller-Slawinski, Christine Uhlmann 7 Projektbeirat: Die Konzeption und Durchführung der Studie wurde seitens der Auftrag- geber durch einen Beirat begleitet, dem folgende Personen angehörten: Josephine Evens , Bundeszentrale für politische Bildung Referentin Fachbereich Grundsatz Dr. Annette Jantzen , Bund der Deutschen Katholischen Jugend Referentin für Kirchenpolitik und Jugendpastoral Eileen Krauße , Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz Referentin für Jugendpastorale Bildung Valeska Pannier , Deutsche Kinder- und Jugendstiftung stellv. Leiterin Abteilung Evaluation & Entwicklung Michael Weber-Wernz , VDV-Akademie (Verband Deutscher Ver- kehrsunternehmen–Akademie) Geschäftsführer VDV-Akademie 8 Vorwort von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann Zum dritten Mal in Folge legt das SINUS-Institut seine Jugendstudie vor. Sie ist inzwischen zu einem Markenzeichen geworden und steht neben der Shell Jugendstudie, der McDonald’s Ausbildungsstudie und den Kin- der- und Jugendberichten für eine systematische und substantielle Erfor- schung der Lebenslagen junger Leute in Deutschland. Ein so dichtes, sich ergänzendes Feld von unabhängigen, regelmäßig wiederholten Untersu- chungen zur Lage der jungen Generation gibt es in keinem anderen euro- päischen Land. Im Unterschied zu vielen anderen Jugendstudien gewinnt die SINUS-Stu- die ihre Erkenntnisse nicht aus einer repräsentativen Erhebung, son- dern aus der detaillierten qualitativen Nachzeichnung der Lebenssitu- ation einzelner Jugendlicher, die insgesamt ein typisches Bild für die gesamte Generation abgeben. Sie ergänzt damit die statistischen Daten, die andere Untersuchungen generieren und sorgt auf diese Weise dafür, das Ideal der empirischen Sozialforschung zu verwirklichen, nämlich die „quantitative“ mit der „qualitativen“ Forschung zu verbinden. Nur diese Kombination von Übersicht liefernder Repräsentativbefragung und intensiver persönlicher Exploration ist in der Lage, eine umfassende und zugleich detaillierte, sensible und authentische Abbildung der Situation von Jugendlichen zu ermöglichen. Das SINUS-Institut hat sich national und international seit Jahrzehn- ten durch seine „Milieuforschung“ einen Namen gemacht, und diesen Ansatz überträgt es hier auf die Jugendforschung. Auf diese Weise wird die Vielfalt jugendlicher Lebenswelten besonders anschaulich, zumal die Studie auf eine breite Methoden-Palette zurückgreift und dabei nicht nur sprachliche, sondern auch schriftliche und fotografische Dokumentatio- nen der Lebenssituation junger Leute erstellt. So entsteht ein alltagsna- hes, breites und buntes Bild von der ungeheuren Vielfalt der Lebenslagen der jungen Generation in Deutschland, das deutlich macht, wie unter- schiedlich die Einschätzung der persönlichen und gesellschaftlichen Situation ausfällt. 9 Es ist diese besondere Ausrichtung der Studie, die dazu geführt hat, dass sie sich in den letzten Jahren immer mehr in Praxiskreisen etabliert. Sie wird z.B. als Handbuch für die Zielgruppenarbeit eingesetzt, die sich auf bestimmte Teile der jugendlichen Bevölkerung ausrichtet. Die Studie wird aber zunehmend auch in der wissenschaftlichen Landschaft der Jugend- forschung als wichtiges Referenzwerk herangezogen. Es ist vor allem die authentische Methodik der Studien und die detaillierte Aufbereitung der Untersuchungsergebnisse, die sie für wissenschaftliche Arbeiten zu einer Fundgrube macht. Das gilt umso mehr, als die vorliegende Studie sämtliche aktuellen Themen bis hin zu Migration, Asyl und Flucht auf- greift und somit hochaktuelle Bezüge zulässt. Die SINUS-Jugendstudie erscheint im Auftrag von mehreren zivilgesell- schaftlichen Organisationen. Es handelt sich um Institutionen und Ver- bände, die sich auf ihre Weise intensiv für die Entwicklung von jungen Leuten einsetzen. Diese Anlage ist eine ihrer ganz besonderen Stärken, denn sie bildet auf diese Weise schon durch die Auftragslage die breiten Interessen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen an der Entwicklung der jungen Generation ab und verhindert jede einseitige oder parteiische Sichtweise. Die verschiedenen Themenschwerpunkte der Studie wurden in Zusammenarbeit mit den Auftraggebern entwickelt und spiegeln ent- sprechend die Vielfalt von Lebenswelten und Interessengebieten wider, die für die junge Generation heute typisch ist. Das Team der Autorinnen und Autoren hat sich seit der ersten SINUS-Ju- gendstudie 2008 kaum verändert. Das sorgt für Kontinuität und lässt Trendaussagen zu. Mit ihrer dritten Ausgabe liegt deshalb eine theore- tisch und methodisch außerordentlich gut abgesicherte und fundierte Untersuchung vor. Sie besticht durch Genauigkeit und Originalität und erlaubt einen tiefen Blick in die Gefühls- und Einstellungswelt der 14 bis 17 Jahre alten Jugendlichen in Deutschland. Klaus Hurrelmann , Professor an der Hertie School of Governance Berlin 10 Inhalt 1 Einführung ............................................................................................... 13 2 Untersuchungsanlage .......................................................................... 17 2.1 Zentrale Forschungsfragen .................................................................. 18 2.2 Methodische Vorgehensweise ........................................................... 22 2.3 Systematik der Modellierung des SINUS-Lebensweltenmodells ............................................................. 29 2.4 Systematik der Quantifizierung des SINUS- Lebensweltenmodells ........................................................................... 33 3 Lebenswelten der 14- bis 17-Jährigen ............................................ 37 3.1 Konservativ-Bürgerliche ....................................................................... 39 3.2 Adaptiv-Pragmatische .......................................................................... 59 3.3 Prekäre ...................................................................................................... 75 3.4 Materialistische Hedonisten .............................................................. 91 3.5 Experimentalistische Hedonisten ................................................... 113 3.6 Sozialökologische ............................................................................... 131 3.7 Expeditive ............................................................................................. 150 4 Digitale Medien und digitales Lernen ........................................... 171 4.1 Ausstattung mit und Zugänge zu digitalen Medien ................. 173 4.2 Aushandlungsprozesse im digitalen Raum ................................. 184 4.3 Digitale Medienkompetenz .............................................................. 189 4.4 Lernen mit digitalen Medien in der Schule ................................. 199 4.5 Der Blick in die digitale Zukunft ..................................................... 211 5 Mobilität ................................................................................................ 221 5.1 Mobilitätsradius Jugendlicher ......................................................... 224 5.2 Fortbewegung im Alltag ................................................................... 226 5.3 Öffentlicher Personenverkehr: Zufriedenheit und Image ........ 228 5.4 Führerschein und PKW-Besitz ........................................................ 237 5.5 Car-Sharing .......................................................................................... 248 5.6 Berufliche Mobilität in der Zukunft .............................................. 254 11 5.7 Reisen – heute und in Zukunft ........................................................ 256 5.8 Zukunft der Mobilität ........................................................................ 259 6 Umweltschutz, Klimawandel und kritischer Konsum ............... 265 6.1 Umweltschutz .................................................................................... 267 6.2 Klimawandel ......................................................................................... 277 6.3 Kritischer Konsum .............................................................................. 286 7 Liebe und Partnerschaft .................................................................... 303 7.1 Persönliche Erfahrungen mit Verliebtsein und „Beziehung“ ... 304 7.2 Erwartungen an eine „gute“ Beziehung ........................................ 312 7.3 Beziehungs- und Familienpläne für die Zukunft ........................ 321 7.4 Vorbilder für „Beziehung“ ................................................................. 331 8 Glaube und Religion ........................................................................... 335 8.1 Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft .......................... 338 8.2 Glaube und Religion im Alltag ........................................................ 352 8.3 Leben mit religiöser Vielfalt ............................................................. 359 8.4 Umgang mit religiösen Konflikten ................................................ 366 9 Geschichtsbilder .................................................................................. 377 9.1 Assoziationen zum Begriff Geschichte ......................................... 379 9.2 Interesse an historischen Themen ................................................. 382 9.3 Aus der Geschichte lernen .............................................................. 389 9.4 Wahrnehmung des Schulfachs Geschichte ................................. 391 9.5 Begegnungen mit Geschichte außerhalb der Schule ................ 394 9.6 Exkurs: Wahrnehmung von Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschen ............................................. 406 10 Nation und Nationalität .................................................................... 411 11 Flucht und Asyl .................................................................................... 435 12 Zusammenfassung ............................................................................. 459 13 Projektpartner/innen ......................................................................... 479 Erratum ............................................................................................ . ............ E1 1 Einführung Dieses Kapitel wurde bei Erstveröffentlichung ohne die korrekte Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Die korrekte Lizenz finden Sie am Ende des Kapitels. Ein Erratum zu diesem Kapitel ist verfügbar unter DOI 10.1007/978-3-658-12533-2_14 © SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH 2016 M. Calmbach et al., Wie ticken Jugendliche 2016? , DOI 10.1007/978-3-658-12533-2_1 Einführung 14 Die wichtigste Ressource in Deutschland wächst nach: die Jugend. Man kann ihr nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wan- dels gar nicht genug Bedeutung zuschreiben. Die deutsche Gesellschaft schrumpft bekanntermaßen und wird immer älter. Die Jugend ist v.a. auch deswegen Gegenstand vieler wissenschaftlicher Studien oder jour- nalistischer Beiträge – insbesondere, wenn sie mal wieder „Ärger macht“ oder Anlass zur Sorge gibt. Die vorliegende Forschungsarbeit steht unter dem Titel „Wie ticken Jugendliche?“. Damit ist aber nicht der sensationsheischende, problem- zentrierte Blick auf exotische Jugendsubkulturen gemeint, sondern eine offene und alltagsnahe Bestandsaufnahme der soziokulturellen Verfas- sung der jungen Generation. Wie leben und erleben Jugendliche ihren Alltag? Wie nehmen sie die gegenwärtigen Verhältnisse in Deutschland und in der Welt wahr? Woran glauben sie? An welchen Werten orientie- ren sie sich? Welche Lebensentwürfe verfolgen sie? Welche Rolle spielen Mobilität, Diversität, Nachhaltigkeit und Digitalisierung in ihrem Leben? Diesen und weiteren Fragen geht die neue SINUS-Jugendstudie wissen- schaftlich fundiert nach. Die Untersuchung bildet dabei die Vielfalt der Perspektiven der verschie- denen jugendlichen Lebenswelten ab. Das gelingt ihr besonders anschau- lich, indem sie 14- bis 17-Jährige in Form von zahlreichen Zitaten und kreativen Selbstzeugnissen zu Wort kommen lässt. Einzigartig ist auch, dass Jugendliche fotografische Einblicke in ihre Wohnwelten gewähren und erstmalig selbst als Interviewer ihre Fragen eingebracht haben. Die SINUS-Jugendstudie verleiht der jungen Generation somit eine Stimme, die es genau wahrzunehmen gilt. Denn der Blick auf die Jugend ist immer auch ein Blick auf die Zukunft eines Landes. Es ist bereits die dritte Untersuchung der viel beachteten Reihe „Wie ticken Jugendliche?“. In beiden Vorgängerstudien (2008 und 2012) konnte aufgezeigt werden, dass es DIE Jugend nicht gibt, sondern dass große soziokulturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebens- welten existieren. Das hat sich auch 2016 nicht geändert. Einführung 15 Was erwartet die Leserinnen und Leser? Im vorliegenden Forschungsbericht werden zunächst die zentralen For- schungsfragen und das Erhebungsdesign der Studie vorgestellt. Daran anschließend wird ein detaillierter Einblick in die einzelnen Jugend-Le- benswelten gegeben – in Wort und Bild. Danach werden die Ergebnisse zu den in der aktuellen Erhebung speziell vertieften Fokusthemen berichtet: > Digitale Medien und digitales Lernen > Mobilität > Umweltschutz, Klimawandel und kritischer Konsum > Liebe und Partnerschaft > Glaube und Religion > Geschichtsbilder > Nation und nationale Identität > Flucht und Asyl Der Bericht schließt mit einer kommentierenden Zusammenfassung der wichtigsten Befunde. Die Jugendstudie 2016 wurde vom SINUS-Institut und der SINUS-Akade- mie initiiert. Realisiert werden konnte sie durch die Unterstützung durch ein breites Gremium von Studienpartnern bestehend aus der Akademie des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, dem Bund der Deut- schen Katholischen Jugend, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Einführung 16 Die vorliegende Publikation zur Studie richtet sich an die interessierte (Fach-)Öffentlichkeit ebenso wie an die Profis und PraktikerInnen der Jugendarbeit und Jugendbildung: > AkteurInnen in Jugendarbeit, Bildung und Ausbildung > Eltern, ErzieherInnen, PädagogInnen, LehrerInnen > EntscheidungsträgerInnen in Politik und Wirtschaft > Studierende und Dozierende Open Access Dieses Kapitel wird unter der Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell 2.5 International Lizenz (http:/ /creativecommons.org/licenses/by-nc/2.5/deed.de) veröffentlicht, welche für nicht kommerzielle Zwecke die Nutzung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en), den Titel des Werks und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und im Falle einer Abwandlung durch einen entsprechenden Hinweis deutlich erkennbar machen, dass Änderungen vorgenommen wurden. Die in diesem Kapitel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetz- lichen Vorschriften erlaubt ist, ist auch für die oben aufgeführten nicht-kommerziellen Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. 2 Untersuchungsanlage Dieses Kapitel wurde bei Erstveröffentlichung ohne die korrekte Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Die korrekte Lizenz finden Sie am Ende des Kapitels. Ein Erratum zu diesem Kapitel ist verfügbar unter DOI 10.1007/978-3-658-12533-2_14 © SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH 2016 M. Calmbach et al., Wie ticken Jugendliche 2016? , DOI 10.1007/978-3-658-12533-2_2 Untersuchungsanlage 18 2.1 Zentrale Forschungsfragen Wie in den letzten beiden Studien der Reihe „Wie ticken Jugendliche?“ (2008, 2012) ist auch das Ziel der Untersuchung 2016 wieder, die Alters- gruppe der 14- bis 17-Jährigen in Deutschland möglichst dicht in ihrer Vielfalt zu beschreiben. Eine der Hauptaufgaben der Studie ist es daher, der Frage auf den Grund zu gehen, welche jugendlichen Lebenswelten es gibt und wie Jugendliche in diesen Welten ihren Alltag (er)leben. Die for- schungsleitenden Fragen dazu lauten: > Was ist Jugendlichen in den verschiedenen Lebenswelten wichtig im Leben? An welchen Werten orientieren sie sich? > Wie blickt man in den einzelnen Lebenswelten in die Zukunft? Wie möchte man später leben? Welche Hoffnungen, Ängste und Sorgen hat man? > Wie gestalten die verschiedenen Gruppen ihre Freizeit? Welche lebens- weltspezifischen kulturellen Vorlieben und Hobbies zeigen sich? > Welche Vorbilder hat man? > Was sind typische Merkmale der Vergemeinschaftung und Abgren- zung in den jugendlichen Lebenswelten? Wie in den Vorgängerstudien werden auch in der aktuellen Ausgabe neue inhaltliche Schwerpunkte gesetzt. Neben der Exploration der verschiede- nen Lebenswelten rücken folgende Themen in den Fokus: Digitale Medien und digitales Lernen > Welche Bedeutung hat das Internet im Leben? > Welche digitalen Medien nutzt man und warum? > Wo bzw. wie lernt man den Umgang mit digitalen Medien, insbe- sondere mit dem Internet? > Welche Rolle spielen digitale Medien in der Schule bzw. beim Ler- nen? Welche Wünsche hat man diesbezüglich an die Schule? Untersuchungsanlage 19 > Wie schätzen Jugendliche die Bedeutung des Internets bzw. digita- ler Medien in der Zukunft ein? Mobilität > Welche Verkehrsmittel nutzen Jugendlichen im Alltag? > Welche Perspektive haben Jugendliche auf Mobilität? Sind Jugend- liche gerne unterwegs, und in welchem geografischen Radius spielt sich ihr Leben ab? > Welches Image haben die öffentlichen Verkehrsmittel heute unter Jugendlichen? > Welche Rolle spielen der Auto-Führerschein und ein eigenes Auto für junge Menschen heute? > Was hält man von (Car-)Sharing-Angeboten? > Wie stellt man sich die Zukunft der Mobilität und ganz konkret eine Zukunft mit selbstfahrenden Autos vor? Umweltschutz, Klimawandel und kritischer Konsum > Wie nehmen die Jugendlichen die Themen Umweltschutz und Klimawandel wahr? > Zu welchem Engagement für Umwelt- und Klimaschutz sind sie bereit? > Wie stehen sie zu „kritischem Konsum“? Liebe und Partnerschaft > Welche Erfahrungen haben Jugendliche mit Verliebtheit, Liebe und Partnerschaft gemacht? Untersuchungsanlage 20 > Welche Beziehungsideale haben sie und welche Beziehungen stre- ben sie an? Glaube und Religion > Welche Rolle spielt (religiöser) Glaube im Leben? Wo bzw. wie zeigt er sich im Alltag? Hat der Glaube eine institutionelle Bindung? > Was bekommen Jugendliche von religiös motivierten Konflikten auf der Welt mit und was denken sie darüber? > Welche Rolle spielt die Religion im Freundeskreis? Geschichtsbilder > Was verbinden Jugendliche mit „Geschichte“? Für welche histori- schen Themen lassen sie sich begeistern? > Wie schätzen junge Menschen ihr historisches Wissen ein? Sind sie der Meinung, dass man aus Geschichte lernen kann? > Wie wird der Geschichtsunterricht bewertet und wie könnte er besser gestaltet werden? > Welche Erfahrungen und Einstellungen haben Jugendliche zu Gedenkstättenbesuchen? > Welche Gedenktage sind den Jugendlichen präsent? > Exkurs: Gibt es mit Blick auf Deutschland noch ein Ost-West- Denken unter Teenagern? Nation und Nationalität > Welche Rolle spielt Herkunft bzw. Nationalität für Jugendliche? > Inwiefern oder in welchen Situationen identifizieren sich die Jugend- lichen mit ihrer Nation? Untersuchungsanlage 21 > Woran unterscheiden Jugendliche Menschen unterschiedlicher Nationalitäten? > Wie nehmen die Jugendlichen Migration und Vielfalt wahr? > Spielt die Herkunft bei der Vergemeinschaftung eine Rolle? Flucht und Asyl > Was weiß man über die Flüchtlingsthematik und wie steht man dazu? Wie sieht man diesbezüglich die Rolle Deutschlands? > Wie kann aus Sicht der Jugendlichen Integration gelingen? Die Auswahl dieser Vertiefungsthemen und Forschungsfragen erfolgte durch die Projektpartner. Folgende Übersicht zeigt die „Themenpaten- schaften“ der einzelnen Institutionen und die Verteilung der Befragungs- zeit auf die Untersuchungsaspekte. Dabei wird deutlich, dass die Studie nicht wenige Themen stark in die Tiefe behandelt, sondern im Rahmen der zur Verfügung stehenden Befragungszeit ein inhaltlich breites Spekt- rum an jugendlichen Positionen eröffnen möchte.