Hannah Lotte Lund Der Berliner „jüdische Salon“ um 1800 Europäisch-jüdische Studien Beiträge Herausgegeben vom Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Potsdam, in Kooperation mit dem Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg Redaktion: Werner Treß Band 1 Hannah Lotte Lund Der Berliner „jüdische Salon“ um 1800 Emanzipation in der Debatte DE GRUYTER Diese Arbeit wurde 2011 von der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam als Dissertation angenommen. isbn 978-3-11-027140-9 e- isbn 978-3-11-027174-4 issn 2192-9602 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2012 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/Boston Satz: Meta Systems GmbH, Wustermark Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 4.0 License. For details go to http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/. An electronic version of this book is freely available, thanks to the support of libra- ries working with Knowledge Unlatched. KU is a collaborative initiative designed to make high quality books Open Access. 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Schoeps, der mich erst auf das Graduiertenkolleg „Makom – Ort und Orte im Judentum“ aufmerksam machte und mich konsequent in meinem Vorhaben bestärkte, den jüdischen Salon als Ort der Emanzipation zu hinter- fragen. Frau Professor Stefanie Schüler-Springorum meinen größten und schönsten Dank für die motivierende Betreuung, sogar per E-Billet, und vor allem dafür, dass sie es einem so leicht macht, sie als Vorbild zu haben. Ohne die finanzielle Förderung durch das Graduiertenkolleg bzw. die Deut- sche Forschungsgemeinschaft wären weder die kontinuierliche Arbeit an dem Projekt noch die Archivaufenthalte im Ausland möglich gewesen. Der Klassik- Stiftung Weimar danke ich für die Möglichkeit, Wand an Wand mit dem „Salon“ der Herzogin Anna Amalia zu arbeiten. Diese Dachstube war kein Mythos: Die Anmerkungen und Nachfragen im Obergeschoss des Moses Mendelssohn Zentrums in Potsdam waren für die Arbeit wesentlich. Vor allem aber möchte ich den Mitgliedern des Kollegs dafür danken, dass sie einen Sinn für Salon-Raisonnement und Querdenkerei besit- zen. Herrn Professor Eberhard Stölting bin ich besonders verbunden für die Ermunterung, den Klatsch großer Geister durchaus so benennen zu dürfen. Der ehemaligen Koordinatorin des Kollegs, Dr. Anna-Dorothea Ludewig meinen königlichen Dank für immer inspirierende Nachttees! Wer das Phänomen der „Selbstdenkerinnen“ hinterfragt, darf Vorbilder nennen. Ebenso außergewöhnlich großzügig wie hilfreich waren Teegespräche mit Frau Professor Barbara Hahn, der ich hier einmal mit ebenso viel Freude wie Respekt als der Begründerin der kritischen Salonforschung meine Reve- renz erweisen möchte. Ebenso der eigentlichen „Verursacherin“ meines Dis- sertationsvorhaben, Frau Professor Karin Hausen, die in einem lang zurück VI Salon-Dank liegenden Seminar zur Berliner Salonkultur mit einem nachdrücklichen „Woher wissen Sie, dass es so war?“ den Wunsch, es einmal genauer zu wis- sen, weckte. Keine Legende: Einer Debatte an der Kaffeetafel zwischen den Professorin- nen und Pionierinnen der Salonforschung, Barbara Hahn und Deborah Hertz, über die Bedeutung der Kategorien Race und Gender im Leben Rahel Levin Varnhagens verdankt diese Arbeit wesentliche Impulse. Thanks! Zwei Männern sei im Besonderen dafür gedankt, dass sie ihr außergewöhn- liches Detailwissen mit einer Großzügigkeit teilen, die in der Wissenschafts- landschaft Seltenheit hat: Dr. Sebastian Panwitz von der Mendelssohn-Gesell- schaft und Dr. Nikolaus Gatter von der Varnhagen-Gesellschaft. Dr. Thomas Lackmann danke ich sehr für Einsicht in Mendelssohnsche Familienbriefe. Ebenso danke ich all denjenigen Forscherinnen und Forschern der Gesellig- keitsgeschichte, die mir im Laufe meiner Recherchen mit ausführlichen E-Bil- lets Auskunft zu ihren Arbeiten gaben, wie besonders Prof. Dr. Ulrike Weckel, Dr. Silke Schlichtmann und allen Mitarbeiterinnen der Berliner Klassik. Last but by no means least: Der Teetisch von Professor Joachim Schlör bleibt ein Geheimtip für Querdenker aller Disziplinen, den preiszugeben ich das Vergnügen mir hier nehmen möchte. Wer mehrere tausend Briefe und andere handschriftliche Quellen zu bear- beiten hat, profitiert besonders von freundlichen und geduldigen Archivarin- nen und Archivaren. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Biblioteka Jagiellońska und besonders der Sammlungswalterin Dr. Monika Jaglarz Dank dafür, dass meine Rechercheaufenthalte in Kraków so ertragreich verliefen – Dziękuję bardzo! Das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar erwies sich als ebenso ertragreicher und wunderschöner Arbeitsort, vielen Dank! Gleicherma- ßen danke ich den Bearbeiterinnen und Bearbeitern des Brinkmanska Arkivet in der Universität von Uppsala für ihre Hilfe dabei, möglichst viele Papiere pro Zeiteinheit transkribieren zu können, und Håkan Hallberg speziell für seine Geduld bei der Nachbearbeitung. Die hervorragende Sortierung der Sammlung des viel zu früh verstorbenen Thaly Nilsson ist die Grundlage aller wissen- schaftlichen Arbeit an Brinckmanns Nachlass. Der Besitzerin dieses weitge- hend noch ungedruckten Schatzes, Gräfin Alice Trolle-Wachtmeister, danke ich sehr herzlich für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung. Auch im Landesarchiv Berlin, im Preußischen Geheimen Staatsarchiv, im Oderlandmuseum Bad Freienwalde, im Thüringischen Staatsarchiv und dem Universitätsarchiv der Friedrich-Schiller-Universität Jena waren Quellen für die hier zu leistende Rekonstruktion zu finden, den besonders freundlichen Archi- varinnen und Archivaren meinen großen Dank für ihre Hilfe. Den herausragen- den Bibliotheksteams des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte Salon-Dank VII Berlin, der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar und des Moses Mendels- sohn Zentrums Potsdam verdankt diese Arbeit sehr viel. Dem gesamten Kleist-Museum Frankfurt/Oder verdanke ich „unaufhörli- ches Fortschreiten in meiner Bildung“ und die Möglichkeit, diese Arbeit in die Buchform des 21. Jahrhunderts zu bringen, ohne das 18. Jahrhundert zu verlas- sen. Dr. Silke Kamp und Professor Reinhard Blänkner meinen Dank für ihr ständeübergreifendes Denken und die Motivation zum Weiterdenken auf dem Weg zum Druck. Dem Verlag de Gruyter danke ich für die Aufnahme in eine sehr wichtige Reihe. Für die Buchwerdung unerlässlich war schließlich die wirksame Mischung aus Kompetenz und Stringenz mehrerer Buch-Macher. Dr. Werner Treß, Dr. Julia Brauch und Sabine Schröder ist für all dies und mehr zu danken. Ich danke all jenen, die ich nicht einzeln nennen kann, die mir die Mög- lichkeit gaben, meine Thesen öffentlich, halböffentlich und privatim zu erpro- ben und zu verteidigen. Ein heimliches Dankeschön geht an einige anonym bleibende Zweifler, deren Aussage, zum Salon sei schon alles gesagt, meinen Widerspruchsgeist herausforderte. Diesen aber am Leben zu halten, dafür sorgten großartige Freundinnen und Freunde mit endlosen Nachttees – alle unvergessen! Vor allem aber: „Sit down, put your pen to paper and print!“ – den Satz, den die englischen Blue- stockings einander schrieben, hörte ich von echten Freundinnen: Elke Blumberg und Mo Gentz, Barbara Paula Kunze und Dr. Ricarda Musser – alle Salonfrauen eigenen Rechts – danke ich für nimmermüden Humor, für kluge Korrekturen – und für ihre Geduld! Gleichfalls dafür sowie für einige grundlegende strukturelle Überlegungen danke ich meinem Bruder Professor Peter Lund. Gudrun Wyrwal, Petra Wieduwilt und Dr. Kerstin Wagner bin ich für ihren fortwährenden brieflichen Support in bester Salontradition inniglich verbunden. Diese Arbeit hat zusätzlich profitiert von der Unterstützung inoffizieller Doktorväter und -mütter, die mir, obzwar aus anderen Spezialgebieten, nützli- che Strategien für den Weg durch den Dschungel der Wissenschaftslandschaft wiesen: Ich bin froh, mich an dieser Stelle einmal schwarz auf weiß bedanken zu können bei Professor Dorothea Beutling, Professor Klaus Kannapin – und Professor Hanna Behrend (†), mit der zu debattieren ich vermisse, von der ich aber, als unveräußerliches Erbe, die besten Definitionen von Emanzipation gelernt habe. Ich gebe sie gerne weiter – allerdings nur bei einem Salontee. Was ein „offenes Haus“ aber eigentlich sein kann, habe ich bei meiner Familie gelernt. Dafür, für den Glauben an die Sache, den großen Humor und die Unterstützung über Jahre hinweg, meinen immerwährenden Hannah-Lotte- Herzensdank an Annelie und Klaus Lund, Mara Lund und Jan Kanstorf. VIII Salon-Dank Diese Arbeit wäre nicht begonnen worden ohne meine Familie, und sie wäre nicht beendet worden ohne die Überzeugung meines Mannes, Dr. No Kannapin, dass es sich lohnt, für diese Arbeit Schreibräume zu schaffen, und sie als erster, letzter und wichtigster Leser zu unterstützen. M. U. Berlin, Januar 2012 Inhalt Abbildungsverzeichnis XV I Einleitung – Emanzipation in der Debatte 1 1 Vorworte – Zum Anliegen des Buches 1 2 „Berliner Salon“ um 1800 – Quellenlage und Tendenzen der Forschung 12 2.1 „Und wenn ich tot bin, sammle alle meine Briefe“ – ein „Salonnachlass“? 16 2.2 Mythos und Mehrwert der Dachstube – Tendenzen der Salonforschung seit 1993 30 II „Über die bürgerliche Verbesserung“ – Der Berliner jüdische Salon um 1800 im Schnittpunkt der Diskurse 53 1 Emanzipation und „Judenreform“ – Begriffe 53 2 Forschungsdebatten zum Salon als Ort der Emanzipation 59 2.1 Zu einer Idealgeschichte des Salons 59 2.2 Topos 1 – Öffentlich, teilöffentlich oder privat – Der Salon als Ort „zwischen den Sphären” 63 2.3 Topos 2 – Konversion im Salon 70 2.4 Topos 3 – „Deutsch-jüdischer Dialog“ im Salon 75 2.5 Vom Ausschluss zur Aneignung? Berührungspunkte der Forschungsdiskurse 80 3 Die zeitgenössischen Debatten um Emanzipation und die Berliner Salons 83 3.1 Die Geschlechtscharakterdebatte 83 3.2 Zur Kritik und Erweiterung der Debatte – Texte von Autorinnen 91 3.3 Die Debatte über die Emanzipation der Juden 97 3.4 Die Haskala 109 3.5 Zusammenfassung – Parallelen und Überschneidungen der Debatten 113 4 „Mündlich mehr.“ – Briefe und Billets als Quelle für Salonforschung und Salonkommunikation 125 4.1 Zwischen „Öffentlich“ und „Privat“ – Salon, Brief und „Frauenzimmerbrief“ 127 X Inhalt 4.2 Die kommunikationsgeschichtliche Bedeutung des Billets und die verschiedenen Ebenen der Salonkommunikation 134 III Tiergartenleben und Brunnenfreiheit – Orte, Medien und Themen der Berliner Salongesellschaft 1794/1795. Momentaufnahmen eines kommunikativen Netzes 141 1 Das Tableau vivant – ein methodischer Versuch 141 1.1 An einem Freitag im August [...] – Anliegen des Kapitels 141 1.2 Zur Auswahl des Zeitabschnitts und der Quellengrundlage 144 1.3 „[...] daß man Sie auf jedem bekannten, vielbesessenen Saupha wiederfindet“ – Offene Häuser und das Modell der Salongesellschaft 146 1.4 „[...] eine Menge umgänglicher Bekannte von meinem Gehege“ – Zur Auswahl der handelnden Personen 152 2 „[...] gestren Abend führte uns dass Ungefähr bei Itzigs vorbey“ – Berlin 1794/95: Salons in der Hauptstadt Preußens 157 2.1 Emanzipation in oder von der Jägerstraße? Teetische, Dachstuben und offene Häuser 161 2.2 Spaziergänge und andere öffentliche Vergnügungen 197 2.3 Mischung der Stände und Geschlechter – Der „jüdische Salon“ im Geselligkeitsgewebe Berlins 212 2.4 Frankreich, Juden, Frauenrechte? – Emanzipation als Thema im Salon 1794/95 218 3 Kein Ort der Salongesellschaft – Breslau und „die Böhmen“ 230 4 Zwischen Berlin und Weimar-Jena 236 4.1 Familie und Freundschaft – topografische und persönliche Nähe und Distanz in Jena und Weimar 239 4.2 „[...] mit Humboldt au niveau stehen“ – David Veit, Rahel Levin Varnhagen, Wilhelm von Humboldt und Kommunikation über „ein Drittes“ 246 4.3 „Ich werde die Horen schon bekommen; und wenn auch für ... mein Taschengeld.“ – Die Rezeption der „Horen“ durch die Berliner Salongesellschaft 251 4.4 „Über den Geschlechtsunterschied“ und dessen Auswirkung auf die Berliner Salongesellschaft – Wilhelm von Humboldts Beitrag zur Geschlechtscharakterdebatte 259 Inhalt XI 5 Salons und Badeorte 275 5.1 Freyenwalde 279 5.2 Teplitz und Karlsbad 291 5.3 „Ein kleiner Roman aus dem Stegreife“? – Begegnungen mit Goethe in Karlsbad 298 5.4 Nach 1795 – Goethe-Kult in den Berliner Salons? Drei Ausblicke 308 5.5 Badeschwindel: Salons und Kurbäder – Emanzipation auf Zeit 325 6 „Freymüthige Kaffeegespräche“ – Die Freiheiten des Sprachraums Salon 328 6.1 „Salon-Ton“? 329 6.2 Reflektionen der Salongesellschaft über das Verhältnis von Brief und Gespräch 333 6.3 Vehikel auf der Kommunikationsstraße – pragmatisch-funktionale Aspekte der Billets 337 6.4 „Extraordinaires“ – inhaltlich-stilistische Aspekte der Billets 338 6.5 „Schaumspritzer der Freiheit“ – Fazit der Zusammenschau. Der Salon als Sprachraum 353 IV „Eine eigene Species plantarum“ – Die Diskussion über jüdische Freundinnen im Dreiecksbriefwechsel Friedrich von Gentz – Wilhelm von Humboldt – Gustav von Brinckmann 359 1 Freunde der Salons – eine Rekonstruktion 359 1.1 Forschungsstand und Quellen 365 1.2 „Was macht unser gemeinsamer Freund“ – zur Rahmengeschichte der Freundschaft 1790 bis 1832 371 1.3 Zur Charakterisierung des Briefwechsels 374 1.4 „[...] verborgene tiefen des realen lebens“ – zum Tonfall 377 2. „Gestern abend hätten Sie bei der Levi sein sollen ...“ – Informationen über die Salongesellschaft 379 2.1 „In gewissen Häusern“ – Rhythmen des Umgangs 379 2.2 Wiederzuentdeckende Salons? 385 3 „Scherzende Verhöhnung“? – wie man(n) über Juden spricht 390 3.1 Zwei verschiedene Gruppen 391 3.2 Satire und Parodie 396 3.3 Jüdische Frauen 400 XII Inhalt 3.4 Der „jüdische Körper“ und die Vorstellungen der Gojim 402 4 „Reunionspunkte“ – Der Einfluss des Ortes auf den Umgang. Das Beispiel Friedrich von Gentz 409 4.1 Mit Rahel Levin Varnhagen und Marianne Meyer Eybenberg in Prag und Teplitz 411 4.2 Von der „unschätzbaren Ressource“ zur „eingefleischten Jüdin“ – Gentz und das Arnsteinersche Haus 416 4.3 „Wider die Juden“ – Zum Einfluss Carl Wilhelm Friedrich Grattenauers 421 5 „Die letzten Funken meiner Pietät für die Herz“ – Zusammenfassung und Ausblick 429 V Die „schimäre Gleichheit der Stände“ – Parallellektüre der Briefwechsel Gustav von Brinckmanns mit Rahel Levin Varnhagen und Luise von Voss 435 1 „Ich kann nicht glücklich sein ohne Umgang mit einer geistreichen Freundin“ – Gustav von Brinckmann und die Teetische seiner „Musen“. Gemeinsamkeiten und Unterschiede 441 1.1 Salonièren oder Musen – Vom Kennenlernen zur Korrespondenz 443 1.2 Wochenschriften und Billets, Witz und Tugend – Unterschiede in Form und Ton 448 1.3 „In Rücksicht der intimsten Freunde“ – Gemeinsame Bekannte, unterschiedliche Behandlung 456 1.4 „Toute la societé de Berlin est encore sous les armes“ – Der „jüdische Salon“ im Geselligkeitsgewebe Berlins. Veränderungen um 1800 461 2 „Freigeistige Amazonen“ oder Ausnahmefrauen? – Zur Diskussion von Geschlechterstereotypen im Briefwechsel 477 2.1 Zur Weiblichkeitskonzeption Gustav von Brinckmanns 478 2.2 „Amazones d’esprit“ 481 2.3 Lucinde versus Dorothea – Die Rezeption der Lucinde im Briefwechsel und in der Berliner Salongesellschaft 485 2.4 „Meine Freunde sind mein Publikum“ – Über die Autorschaft von Frauen und die große versus die kleine Öffentlichkeit 499 3 Vom „moralischen Kanapee“ zum „Judensofa“ – Der Wiedereinzug der Kategorie „jüdisch“ in den Briefwechsel Brinckmann–Voss 506 Inhalt XIII 3.1 „Vertraute Freundinnen“ 506 3.2 „Judenkultur“ – Zwischen Wortspiel und Ressentiment 511 3.3 „Scherzende Laune“ oder „Judenschimpf“? 517 4 Fazit. Revolution und Ästhetik – Zu den Kategorien Form und Stand bei Gustav von Brinckmann 522 VI Fazit – Emanzipatorische Momente 531 Anhang Salon-Biografien 545 Quellen und Literatur 553 Register 589 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1, Rahel Levin Varnhagen (1771–1833), Portrait von unbekannt 14 Abbildung 2, Marianne Meyer Eybenberg (in einer Notiz Varnhagens), Biblioteka Jagiellońska, Kraków, Polen 15 Abbildung 3, Karl August Varnhagen, Portrait von Wilhelm Hensel 1822 21 Abbildung 4, „Rahel“. Handschriftliches Erinnerungsbuch Gustav von Brinckmanns, Biblioteka Jagiellońska, Kraków, Polen 29 Abbildung 5, Manuskript Sara Meyer Grotthus’, „Ansichten einer Deutschen Frau“, Biblioteka Jagiellońska, Kraków, Polen 44 Abbildung 6, Anna Dorothea Therbusch: Henriette Herz als Hebe, 1778 72 Abbildung 7, Schmuckbillet an Dorothea von Kurland, Thüringische Staats- und Landesbibliothek Jena, Nachlass Biron 133 Abbildung 8, Stammbucheintrag Heinrich von Kleists, Kleist-Museum Frankfurt (Oder) 134 Abbildung 9, Gedenktafel am Geburtshaus Rahel Levin Varnhagens, Jägerstraße, Berlin-Mitte (Foto privat) 147 Abbildung 10, Notiz über Marianne Meyer Eybenberg, Biblioteka Jagiellońska, Kraków, Polen 186 Abbildung 11, Hitzel Fließ Boye Sparre, Zeichnung, Biblioteka Jagiellońska, Kraków, Polen 192 Abbildung 12, Fürst Heinrich XIV. Reuß, Zeichnung, Biblioteka Jagiellońska, Kraków, Polen 196 Abbildung 13, Karl Gottfried Traugott Faber: Trinkhalle in Teplitz-Schönau 1822 278 Abbildung 14, Brunnenreglement für Freienwalde 1792, Oderlandmuseum Bad Freienwalde 285 Abbildung 15, Brunnenreglement für Freienwalde 1792, Oderlandmuseum Bad Freienwalde, Ausschnitt 286 Abbildung 16, Johann Friedrich Nagel: Das Alaun-Bergwerk bei Freienwalde, Gouache um 1789. Bildsammlung Oderlandmuseum Bad Freienwalde 289 Abbildung 17, Dorothea, Herzogin von Kurland, Thüringische Staats- und Landesbibliothek Jena, Nachlass Biron 295 Abbildung 18, Manuskript von Sara Meyer Grotthus, Biblioteka Jagiellońska, Kraków, Polen 319 Abbildung 19, Alexander von Humboldt, Selbstportrait 1814 336 Abbildung 20, „Conversatione“. Salonkarikatur aus dem 18. Jahrhundert (aus: C.B. Tinker: The Salon and The English Letters, New York 1915.) 346 Abbildung 21, Wilhelm von Humboldt, Stich von unbekannt nach Lithographie, Vorlage: Franz Krüger del. 360 Abbildung 22, Friedrich von Gentz, Lithographie von Friedrich Lieder, 1825 361 XVI Abbildungsverzeichnis Abbildung 23, Gustav von Brinckmann, Portrait, Universität Carolina Rediviva Uppsala 362 Abbildung 24, „Louise von Voss-Giewitz“, Portrait in Öl, von unbekannter Hand, Privatarchiv Graf zu Lynar 438 Abbildung 25, Billet Gustav von Brinckmanns an Luise von Radziwill Biblioteka Jagiellońska, Kraków, Polen 521 Abbildung 26, „Le Tableau parlant du XIX Siecle, ou le Nouveau Age d’Or / Das Neue Goldene Zeitalter“, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz 534 Die Abbildungen 1, 3, 6, 13, 19, 21, 22 wurden der Sammlung Wikimedia Commons entnommen. Die Autorin dankt allen Bildgebern. I Einleitung – Emanzipation in der Debatte 1 Vorworte – Zum Anliegen des Buches Gone is the German-Jewish „Tisch“, gone are the German-Jewish „Tischreden“, two traditions that for a long beautiful moment came together. Gone is the table on which Mendelssohn and Lavater played chess, the table where Rahel Varnhagen drank wine with poets and philosophers [...]. Ah, that mixed company [...]. Salon-Reminiszenz, 2005 1 Am Koppenplatz in Berlin-Mitte steht ein Denkmal, das gleichermaßen dezent und wirkungsmächtig die Leerstelle markiert, die der Nationalsozialismus in der deutsch-jüdischen Geschichte hinterlassen hat: ein schlichter leerer Tisch mit leeren Stühlen, einer davon am Boden liegend, wie im plötzlichen Auf- bruch umgeworfen: Der verlassene Raum 2 Insoweit ein Tisch symbolisch für das daran stattfindende Gespräch steht, so symbolisiert der auf immer verlassene Tisch das Ende dieses Sprechens, so ließe sich das Denkmal als Illustration des berühmten Zitates Gershom Scho- lems von der historischen Unmöglichkeit eines „deutsch-jüdischen Gesprä- ches“ lesen. 3 Zugleich aber erinnert es an das Dagewesensein solcher Tische, an denen man gemeinsam saß, Tee trank und debattierte. Das Wie seines Endes konfrontiert Betrachtende und Forschende bis heute mit der Frage, wie der Beginn dieses Dialogs einzuschätzen sei. Das Denkmal illustriert zugleich ein grundlegendes Problem der Salonfor- schung: die auf immer verlorene Mündlichkeit des potentiellen Gesprächs, den verlorenen Gesprächsraum. Wer auch mit welcher Absicht zu Besuch gewesen sein mag, ist auf immer gegangen. Wenngleich Themen und Beteiligte des 1 Fania Oz-Salzberger: Israel: Some European Contexts, in: dies. / Eveline Goodman-Thau (Hrsg.): Das jüdische Erbe Europas. Krise der Kultur im Spannungsfeld der Tradition, Geschichte und Identität, Berlin 2005, S. 151–166, hier S. 154. 2 Die Bronze-Skulptur „Der verlassene Raum“ des Künstlers Karl Biedermann war das Ergebnis eines Denkmal-Wettbewerbs zum 50. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938, 1988 vom Ostberliner Magistrat ausgeschrieben. Der Koppenplatz befindet sich in der Spandauer Vorstadt, in der sich seit Ende des 17. Jahrhunderts zentrale Orte jüdischen Lebens befanden. 3 „Ich bestreite, daß es ein deutsch-jüdisches Gespräch in irgendeinem echten Sinne als historisches Phänomen je gegeben hat.“ Gershom Scholem: Wider den Mythos vom deutsch- jüdischen „Gespräch“, in: ders.: Judaica 2, Frankfurt/M. 1995, S. 7–11, hier S. 7. Hervorhebung im Original. Zur Bedeutung dieses Zitats für die Forschung zur Geschichte der Juden in Deutschland siehe Kapitel II.2. 2 Einleitung – Emanzipation in der Debatte Salongesprächs aus Briefen vielleicht rekonstruierbar sind, die Sprachmelodie, und wie etwas gemeint war, ist es nicht. Man möchte den Stuhl wieder heranrücken, die Protagonisten höflichst einladen, Platz zu nehmen, um mithören zu können ... Das Untersuchungsprojekt „Der ‚Berliner jüdische Salon‘ um 1800“ ent- stand aus einer Reihe von Paradoxa und Widersprüchen, deren wesentlichster die zahlreichen offenen Fragen trotz der umfänglichen Literatur zum Thema sind. Neben auffallenden Leerstellen trotz langjähriger Forschung – so sind etwa von einigen der „berühmten Berliner Salonièren“ noch nicht alle Lebens- daten bekannt – stehen bemerkenswerte Widersprüchlichkeiten in den Deu- tungen und Inanspruchnahmen auch der bekannten Fakten. Tatsächlich exis- tiert eine paradoxe Wechselbeziehung zwischen Quellenlage und Literatur zum Thema Salon insofern als unbestätigte oder nicht vorhandene Informationen eine Legendenbildung auch in der Forschung nicht verhindert, sondern ihr eher Vorschub geleistet haben. Schon bei einer oberflächlichen Bibliografie zum Thema wird offensichtlich, dass zwar die kritische Salonforschung vom „Mythos des Salons“ spricht, dass dieser Mythos aber in anderen Arbeiten ungehindert fortgeschrieben wird, und bis heute Neugründungen von Salons inspiriert, die sich auf die „Rahelzeit“ berufen. 4 Sich zu Beginn des 21. Jahr- hunderts mit dem Berliner Salon zu beschäftigen, ist, in einer Formulierung Terry Eagletons, „like having one’s deconstructive cake and eating it, too“. 5 Diese paradoxe Situation ist eine Folge der deutsch-jüdischen Geschichte, in der einerseits einige „Rahelbriefe“ in zahlreichen Wiederauflagen zum deut- schen Bildungsgut werden konnten, wesentliche Quellen zu den Berliner Salons andererseits aber verloren sind, als verschollen gelten, beziehungsweise schwer oder nur zeitweilig zugänglich sind, so dass heute von mehreren ‚unge- hobenen Schätzen der Berliner Geselligkeit‘ zwischen Uppsala und Kraków gesprochen werden kann, auf denen diese Arbeit unter anderem aufbaut. 6 4 Den „Mythos vom Salon“ kritisiert vor allem Barbara Hahn, zuletzt in: dies.: Die Jüdin Pallas Athene. Auch eine Theorie der Moderne, Berlin 2002, S. 75–98. Den Begriff „Rahelzeit“ erinnert sich Deborah Hertz in einem deutschen Archiv gehört zu haben und macht ihn zur Kapitelüberschrift in ihrer Überblicksstudie: Deborah Hertz: Die jüdischen Salons im alten Berlin. Aus dem Amerikanischen von Gabriele Neumann-Kloth, Frankfurt/M. 1991, S. 13–18. Forschungsstand s. I.2. 5 Terry Eagleton: Body work, in: Stephen Regen (Hrsg.): The Eagleton Reader. Oxford 1998, S. 157–162, hier S. 158. 6 Diese Wertung und eine kurze Charakterisierung dieser Bestände bei Hahn 2002(a), S. 76–79. Zu den Quellen dieser Arbeit s. I.2. Direkte Zitate werden in dieser Arbeit durch doppelte Anführungszeichen gesetzt („“), indirekte Zitate und Betonungen durch die Verfasserin stehen in einfachen Anführungszeichen (‚‘). Vorworte – Zum Anliegen des Buches 3 Ein bekanntes, nichtsdestoweniger ungelöstes Paradox wird manifest in dem Begriff, den die Nachlebenden dem hier zu verhandelnden Untersu- chungsgegenstand gegeben haben: „Salon“. Bekanntlich haben sich die „berühmten Berliner Salonièren“ nie so genannt, noch so gruppiert. Salon ist ein Forschungsbegriff, den die Berliner Salonbeteiligten um 1800 zwar kann- ten, aber keineswegs auf ihre geselligen Unternehmungen anwandten. Zeitge- nossen in der preußischen Hauptstadt um 1800 hätten das Gerede von ‚den berühmten Berliner Salons‘ möglicherweise als „Windbeuteleien“ abgetan. 7 Der Begriff „jüdischer Salon“ wird häufig mit Hinweis darauf, dass der Großteil der Berliner Salonièren um 1800 jüdischer Herkunft war, weitergeführt und kann so im doppelten Sinne irreführend sein. Nach bisherigem For- schungstand weist er erstens einer zahlenmäßig sehr kleinen Gruppe von neun Frauen 8 den Status einer Institution zu, den sie zu Lebzeiten so nicht besaßen. Zweitens sagt er, nicht nur angesichts der Konversionen, nichts über das Selbstverständnis der beteiligten Frauen und Männer aus, ebenso wie der Begriff „Salon“ eine internationale Tradition und eine Modellfunktion der Pari- ser Salons suggeriert, die historisch nicht nachweisbar und eher irreführend sind. Bei der per se legitimen Forschungspraxis, ähnliche Strukturen retro- spektiv unter einen Oberbegriff 9 zu fassen, stellt sich dennoch die Sinnfrage, welche Aussagekraft die gängige Unterscheidung zwischen „echten“ und nicht echten, „berühmten“ und weniger berühmten Salons für die konkrete Berliner Situation um 1800 hat. 10 Das Hinterfragen des Geselligkeitsmodells Salon und 7 „Windbeutelei“ ist eine von der Salongesellschaft häufig verwendete Bezeichnung für nicht gehaltene Versprechen. Zu den zeitgenössischen Begriffen für „Salon“ s. III. 8 Deborah Hertz zählt neun Salonièren in Berlin um 1800. Hertz 1991, besonders Abbildung 11, S. 329 f. Zur Problematik der unterschiedlichen Listen von Salonièren s. III. 9 Darin ist der Begriff vergleichbar anderen Post-facto-Zuschreibungen für Gruppenbildungen, wie etwa „Avantgarde“. Ebenso wie das Wort „Salon“, im architektonischen Zusammenhang genutzt für ein kleineres Wohnzimmer, wurde Avantgarde, ein ursprünglich militärischer Begriff, auf eine sich privat versammelnde Gruppe von Personen übertragen, und dabei eine gewisse Wertung impliziert. Die These dieser Arbeit lautet daher: Ein internationaler Vergleich verschiedener „Salonformationen“ kann auf kulturgeschichtlicher Ebene, etwa unter dem Aspekt Geselligkeit in Metropolen, und bei der geschlechtertheoretischen Fragestellung hilfreich sein, welche historischen und biografischen Umstände, wie etwa ein aufgeklärter Vater, der umfassende Bildung förderte, zu dieser spezifischen Geselligkeitskultur beitragen konnten. Für die konkrete historische Situation der Berliner Jüdinnen um 1800 ist der Begriff Salon insofern irreführend, da er eine Ähnlichkeit der Lebenslage und des Handlungsspielraums suggeriert, die es zwischen einer französischen Hofdame, einer außergewöhnlich reichen und einflussreichen Frau der upper middle class Londons, wie sie die Salonièren des englischen Bluestocking Circle darstellten, und einer nahezu rechtlosen Jüdin in Berlin nicht gegeben hat. 10 Neben der wiederholten Feststellung, dass es sich um ein grenzüberschreitendes Phänomen handelt, dessen inhaltliche und formale Offenheit sich Definitionsversuchen 4 Einleitung – Emanzipation in der Debatte das Aufbrechen eines ‚Kanons‘ von Salonièren hin zu weniger bekannten oder vergessenen Akteuren und Akteurinnen der Berliner Geselligkeit um 1800 ist grundlegendes Anliegen der Arbeit. Wenn im Folgenden der Begriff „jüdischer Salon“ wie der Begriff „Salon“ zunächst als Forschungsbegriffe weiter verwen- det werden, geschieht es, um einen Klassiker der Forschungsgeschichte zu zitieren, im Sinne „einer vorläufigen Bestimmung des Untersuchungsgegen- standes“: 11 das, was bisher unter „Berliner (jüdischer) Salon“ bekannt ist, wird unter einer neuen Fragestellung untersucht, die auch die Überprüfung der Tauglichkeit dieses Begriffes unbedingt mit einschließt. 12 1781 erschien das Werk des preußischen Kriegsrats Christian Konrad Wil- helm Dohm Über die bürgerliche Verbesserung der Juden , das eine internatio- nale Debatte auslöste und in Deutschland als Anfangspunkt der Epoche der Judenemanzipation gilt. 13 1792 veröffentlichte der Königsberger Bürgermeister Theodor Gottlieb von Hippel seine Streitschrift Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber , die nicht nur im Titel Bezug auf Dohms Schrift nahm, sondern unter anderem von der Überzeugung motiviert war, wenn über die Gleichstellung der Juden debattiert werden könne, dann erst recht über die der Frauen. 14 Hippels Schrift entzieht, stehen dennoch regelmäßig Definitionsversuche und Setzungen, was ein (echter) Salon gewesen sei. Exemplarisch: Petra Wilhelmy: Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert (1780–1914) (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin 73), Berlin 1989, S. 16–32. 11 Peter Seibert: Der literarische Salon. Literatur und Geselligkeit zwischen Aufklärung und Vormärz, Stuttgart [u. a.] 1993, S. 3. Hervorhebung H. L. L. 12 Analog ist festzuhalten: wenn in der Arbeit die Begriffe „Salonièren“ oder „Salonfrauen“ verwendet werden, wird damit nicht in erster Linie das Selbstverständnis der Frauen bezeichnet, sondern eine Überlieferung reflektiert, nach der Rahel Levin Varnhagen, Dorothea Mendelssohn Veit Schlegel oder Henriette Herz vor allem im Zusammenhang mit ihrem Salon überliefert und bekannt geworden sind. Zwar haben einzelne Disziplinen, wie etwa die feministische Literaturwissenschaft oder die jüdischen Studien, mittlerweile mehrere Salonièren in anderen Kontexten und Funktionen – etwa als die Autorin Schlegel und die Philosophin Varnhagen – erforscht, doch die Frauen haben ihren ursprünglichen Bekanntheitsgrad und ihre eigentliche Überlieferung großteils ihrem geselligen Engagement zu verdanken, bzw. dem Einfluss, den ihnen die Gesellschaft darin zugestand, im positiven wie im negativen Sinne. Salon und Salonière werden in dieser Arbeit ohne Anführungsstriche verwendet – als eingeführte, aber zu überprüfende Forschungsbegriffe. 13 Christian Konrad Wilhelm von Dohm: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. 2 Teile in einem Band. Nachdruck der Ausgaben Berlin und Stettin 1781–1783, Hildesheim 1973. Zur Wirkungsgeschichte Dohms s. II.3.3. 14 „Man hat uns in letzter Zeit so sehr die bürgerliche Verbesserung der Juden empfohlen; sollte ein wirkliches Volk Gottes (das andere Geschlecht) weniger diese Sorgfalt verdienen, als das so genannte ?“ Theodor Gottlieb von Hippel: Über die bürgerliche Verbesserung der