VERÖFFENTLICHUNGEN DER KOMMISSION FÜR NEUERE GESCHICHTE ÖSTERREICHS Band 117 Kommission für Neuere Geschichte Österreichs Vorsitzende: Brigitte Mazohl Stellvertretende Vorsitzende: Reinhard Stauber, Kurt Scharr Mitglieder: Franz Adlgasser Peter Becker Ernst Bruckmüller Laurence Cole Werner Drobesch Margret Friedrich Elisabeth Garms-Cornides Michael Gehler Andreas Gottsmann Margarete Grandner Hanns Haas Wolfgang Häusler Ernst Hanisch Gabriele Haug-Moritz Lothar Höbelt Thomas Just Katrin Keller Grete Klingenstein Alfred Kohler Christopher Laferl Wolfgang Maderthaner Stefan Malfèr Lorenz Mikoletzky Gernot Obersteiner Hans Petschar Helmut Rumpler † Martin Scheutz Arno Strohmeyer Arnold Suppan Werner Telesko Thomas Winkelbauer Sekretär: Christof Aichner Christof Aichner Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund ( FWF ): PUB 472-G28 Open Access: Wo nicht anders festgehalten, ist diese Publikation lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung 4.0; siehe http://creativecommons.org/licenses/ by/4.0/ Diese Publikation wurde einem anonymen, internationalen Peer-Review-Verfahren unterzogen. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek erzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:// dnb.de abrufbar. © 2018 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Josef L. Strickner: k. k. Lyzeal-/Universitätsgebäude, Aquarell. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Bibliothek, Sign. FB1673 pag. 5r Korrektorat: Kornelia Trinkaus, Meerbusch Satz: Bettina Waringer, Wien Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-20847-1 Die in den Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs gemachten Aussagen sind die der jeweiligen Verfasser, nicht die der Kommission. INHALT 1 Die Umsetzung der Thun-Hohenstein’schen Reformen an der Universität Innsbruck. Einleitung 1.1. Untersuchungsgegenstand – Fragestellung – Vorgehensweise . . . 20 1.2. Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 1.3. Die Thun’schen Reformen in der Forschung . . . . . . . . . . . . . . 34 1.3.1. Forschungen zu den Thun’schen Reformen an der Universität Innsbruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 1.3.2. Die Historiografie zu den Thun’schen Reformen mit besonderer Beachtung der Rezeption der Person Leo Thun-Hohenstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 2 Die Thun-Hohenstein’schen Reformen 2.1. Die Revolution 1848 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 2.2. Die Universitäten im Vormärz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 2.3. „Die blühenden Hochschulen Deutschlands“ . . . . . . . . . . . . . 79 2.4. Die Ausarbeitung der Reformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 2.5. Die Grundzüge der Reform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 2.6. Leo Thun-Hohenstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 2.6.1. Herkunft, Lebensweg und politische Ideen Thuns . . . . . . . 97 2.6.2. Thun nach 1860 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 2.6.3. Thuns universitäts- und wissenschaftspolitische Leitlinien 105 3 Die Reformen an der Universität Innsbruck 3.1. Die Revolution und die Universität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 3.2. Rechtliche Neuerungen für die Universität . . . . . . . . . . . . . 117 3.2.1. Die ersten Reformschritte in Innsbruck. . . . . . . . . . . . 117 3.2.2. Selbstverwaltung der Universität . . . . . . . . . . . . . . . 118 3.2.3. Die Versammlung deutscher Universitätsprofessoren in Jena . . . . . . . . . . . . . . . . 124 3.2.4. Die Reform der philosophischen Fakultät an der Universität Innsbruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 3.3. Die Vervollständigung der Universität und das Gerücht um Auflösung der Universität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 3.4. Erste Probleme bei der Umsetzung der Reform . . . . . . . . . . . 136 3.4.1. Gehalts- und Rangfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 3.5. Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 6 4 Entwicklungstendenzen der Universität in der Ära Thun 4.1. Modernisierung und Probleme. Sammlungen, Infrastruktur und Diversifizierung der Fächer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 4.2. Die Studenten an der Universität Innsbruck in der Reformära Thuns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 4.2.1. Studentenzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 4.2.2. Die Studenten und die Reform der Universität . . . . . . . 163 5 Die Personalpolitik Leo Thuns an der Universität Innsbruck 5.1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 5.1.1. Ausgangslage und Rechtliche Grundlagen . . . . . . . . . . 170 5.1.2. Der Personalstand der Universität Innsbruck 1848 . . . . . 174 5.2. Die ersten Ernennungen. George Phillips und Johann Schuler . . 176 5.2.1. Die Berufung von Johann Schuler . . . . . . . . . . . . . . . 183 5.2.2. George Phillips in Tirol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 5.3. Die Berufung von Karl Ernst Moy de Sons . . . . . . . . . . . . . 188 5.3.1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 5.3.2. Karl Ernst Moy de Sons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 5.3.3. Die Berufung von Moy de Sons . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 5.3.4. Die Ernennungen von Phillips und Moy als Wegweiser für Thuns Personalpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 5.4. Carl Beidtel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 5.5. Die Kanzel für Naturgeschichte und Landwirtschaftslehre . . . . 202 5.5.1. Das Fach Naturgeschichte bis 1848 . . . . . . . . . . . . . . 202 5.5.2. Naturgeschichte in Innsbruck nach 1848 . . . . . . . . . . . 203 5.5.3. Die Versetzung von Joseph Köhler und dessen Nachfolge . 207 5.5.4. Die Ungleichzeitigkeiten der Reform . . . . . . . . . . . . . 213 5.6. Die Schaffung eines Lehrstuhls für Chemie und die Berufung von Heinrich Hlasiwetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 5.7. Personalrochaden in der philosophischen Fakultät und die Berufung von Adalbert Waltenhofen . . . . . . . . . . . . 218 5.7.1. Die Berufung von Adalbert Waltenhofen . . . . . . . . . . . 221 5.8. Die Lehrstühle für Allgemeine Geschichte und Österreichische Geschichte. Die Ernennung von Julius Ficker und Heinrich Glax 224 5.8.1. Ausgangslage: Der Lehrstuhl für Geschichte nach 1848 . . 224 5.8.2. Die Berufung von Julius Ficker . . . . . . . . . . . . . . . . 230 5.9. Der Lehrstuhl für romanische Philologie . . . . . . . . . . . . . . 239 5.9.1. Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 5.10. Verbannt nach Tirol? Anton Małecki und Josaphat Zielonacki . . 242 7 5.10.1. Kurzes Tiroler Exil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 5.11. Ein zweiter Vertreter für das Lehrfach Römisches Recht – Die Berufung von Friedrich Maassen und seiner Nachfolger . . . 247 5.11.1. Die Berufung von Friedrich Maassen . . . . . . . . . . . . 248 5.11.2. Emil Kleinschrod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 5.11.3. Heinrich August Tewes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 5.11.4. „Was aber vor allen Dingen nothwendig, sei die Fürsprache einflußreicher Männer“ . . . . . . . . . . 258 5.12. Karl Libor Kopetzky und Karl Schenkl . . . . . . . . . . . . . . . 259 5.12.1. Die klassische Philologie in Innsbruck. . . . . . . . . . . . 259 5.12.2. Die Berufung von Karl Libor Kopetzky . . . . . . . . . . . 261 5.12.3. Ernennung von Karl Schenkl . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 5.12.4. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 5.13. Die Berufung von Tobias Wildauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 5.13.1. Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 5.13.2. Berufung von Wildauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 5.14. Die Schaffung des Lehrstuhls für deutsche Philologie und die Berufung von Ignaz Zingerle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 5.14.1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 5.14.2. Vorgeschichte – der gescheiterte Versuch 1851 . . . . . . . 294 5.14.3. Der zweite Anlauf zur Schaffung einer Lehrkanzel . . . . 300 5.14.4. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 5.15. Die Lehrkanzeln für Zivilrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 5.15.1. Theodor Michel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 5.15.2. Ignaz Pfaundler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 5.15.3. Josef Oberweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 5.15.4. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318 5.16. Die Berufung von August Geyer nach Innsbruck . . . . . . . . . . 319 5.16.1. Der Tod Schulers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320 5.16.2. Die definitive Besetzung der Lehrkanzel . . . . . . . . . . 321 5.16.3. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 5.17. Thuns Personalpolitik. Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328 6 Die Einrichtung der theologischen Fakultät im Jahr 1857 6.1. Bitte um Vervollständigung der Universität Innsbruck und Ansiedlung der Jesuiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 6.2. Die Debatte um die Gründung einer katholischen Universität . . 339 6.3. Der österreichische Episkopat und der Vatikan . . . . . . . . . . 346 6.4. Die Konkordatsverhandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350 6.5. Die Stellung der Universität Innsbruck . . . . . . . . . . . . . . . 357 8 6.6. Sorgen in Tirol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364 6.6.1. Die Eröffnung der Fakultät. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 7 Die Universität und die nationalen Auseinandersetzungen 7.1. Nationalisierungstendenzen der Studentenschaft . . . . . . . . . 375 7.2. Sprachen und Sprachenfrage als Konfliktpunkt innerhalb der Universität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 7.2.1. Grundzüge der neoabsolutistischen Sprachenpolitik . . . . 379 7.2.2. Italienisch als Prüfungssprache an der Universität Innsbruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382 7.3. Die Universität Innsbruck als ‚deutsche Universität‘?! . . . . . . 392 8 Die Universitätsbibliothek Innsbruck in der Reformära 8.1. Die Gründung der Universitätsbibliothek . . . . . . . . . . . . . . 401 8.2. Die Bibliothek nach 1848 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 8.2.1. Klagen über den schlechten Zustand . . . . . . . . . . . . . 404 8.2.2. Die neue Rolle der Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405 8.2.3. Anwachsen des Bücherbestandes . . . . . . . . . . . . . . . 406 8.3. Bibliothekare, Stellung und Benutzung der Bibliothek . . . . . . 408 8.3.1. Exkurs: Kataloge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410 8.4. Die Bibliothek als wissenschaftliches Instrument . . . . . . . . . 411 8.4.1. Die Qualifikation der Bibliothekare . . . . . . . . . . . . . . 414 8.4.2. Die Stellung der Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 8.4.3. Das Allgemeine und das Spezielle . . . . . . . . . . . . . . . 425 8.5. Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426 9 Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 10 Quellen- und Literaturverzeichnis 10.1. Archivalische Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 10.1.1. Benutzte Archive und Bibliotheken . . . . . . . . . . . . . 453 10.2. Zeitgenössische Zeitungen und Zeitschriften . . . . . . . . . . . . 455 10.3. Gedruckte Quellen und Gesetzessammlungen . . . . . . . . . . . 455 10.4. Lexika und Nachschlagewerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456 10.5. Internetquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456 10.6. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457 9 10.7. Abbildungsverzeichnis und Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . 495 11 Anhang 11.1. Huldigungsgedicht der Innsbrucker Studentenschaft für Leo Thun, Juli 1854. Ein Gruß aus Tirol. . . . . . . . . . . . . 496 11.2. Huldigungsgedichte der Innsbrucker Studentenschaft für Leo Thun, Juli 1854 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 498 11.3. Dankadresse der Innsbrucker Universität anlässlich des Rücktritts Leo Thuns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500 11.4. Übersicht über die Entwicklung der Professuren an der juridischen und an der philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck in der Ministerschaft Thuns . . . . . . . . 502 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505 VORWORT Die vorliegende Arbeit stellt eine überarbeitete Version meiner Dissertation dar, die im Winter 2015 von der Universität Innsbruck angenommen worden ist. Die Arbeit an dieser Dissertation wurde von verschiedenen Institutionen und Personen maßgeblich unterstützt und gefördert. Zunächst sei dem Verein zur Förderung der wissenschaftlichen Ausbil- dung und Tätigkeit von Südtirolern an der Landesuniversität Innsbruck ge- dankt, der die Arbeit an der Dissertation zu Beginn gefördert hat und am Ende noch einmal ein Stipendium zum Abschluss derselben gewährte. Da- zwischen wurde die Arbeit vom Österreichischen Wissenschaftsfonds – FWF gefördert. Der FWF hat zudem die Veröffentlichung dieser Arbeit durch eine Druckkostenförderung finanziert. Außerdem ermöglichte die Österreichische Akademie der Wissenschaften mit einem Stipendium den Aufenthalt am Ös- terreichischen Historischen Institut in Rom. Gedankt sei den vielen Archivaren und Archivarinnen sowie den Mitar- beitern und Mitarbeiterinnen der unterschiedlichen Bibliotheken, die mir bei der Arbeit mit Quellen behilflich waren. Hervorheben möchte ich dabei besonders Peter Goller vom Archiv der Universität Innsbruck, der stets un- kompliziert die Recherche im Universitätsarchiv ermöglicht hat und mit zahlreichen Hinweisen zur Hand war. Außerdem gebührt ihm als Zweitgut- achter der Dissertation ein besonderer Dank. Bedanken möchte ich mich auch bei meinen Kollegen und Kolleginnen Tanja Kraler, Joseph Wang, Christian Eugster, Matthias Egger, Peter Andorfer, Ina Friedmann, Margret Friedrich und Florian Huber, die mir mehrfach bei Fragen zur Seite standen und mich mit Hinweisen zu Quellen und Literatur versorgt haben. Gertraud Egger hatte stets ein offenes Ohr für Fragen und Sorgen. Ganz besonderen Dank schulde ich Brigitte Mazohl, die als Projektleiterin des FWF-Projekts Die Thun-Hohenstein’schen Reformen 1849–1860 und als Betreuerin diese Arbeit initiiert und von Anfang an gefördert hat. Der größte Dank kommt freilich meiner Familie zu, ohne sie wäre diese Arbeit nie zustande gekommen und vollendet worden. Innsbruck, im Herbst 2017 HINWEIS ZUR SCHREIBWEISE Die Schreibweise der Personennamen folgt in der Regel derjenigen des Ös- terreichischen Biographischen Lexikons (ÖBL) respektive jener der Allge- meinen Deutschen Biographie (ADB). Falls es für Personen keine Einträge gibt, wird die Schreibweise der Quellen verwendet. Bei der ersten Erwähnung eines Namens werden jeweils auch Kurzbio- grafien der Personen in Fußnoten angeführt. Hierzu wurde ebenfalls auf die obigen biografischen Lexika zurückgegriffen. Falls nicht auch auf andere Quellen verwiesen wird, gelten diese Lexika daher als Referenzen. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ADB Allgemeine Deutsche Biographie ao. Prof. außerordentlicher Professor AVA Allgemeines Verwaltungsarchiv fl. Gulden FN Fußnote GUW Gesellschaft für Wissenschafts- und Universitätsgeschichte HHStA Haus-, Hof- und Staatsarchiv HOG 1955 Hochschulorganisationsgesetz 1955 IOeG Institut für Österreichische Geschichtsforschung LFU Leopold-Franzens-Universität (Universität Innsbruck) MCU Ministerium für Cultus (Kultus) und Unterricht MPI Max-Planck-Institut NDB Neue Deutsche Biographie OFM Ordo Fratrum Minorum – Franziskaner Orden o.J. ohne Jahr o. Prof. ordentlicher Professor ÖBL Österreichisches Biographisches Lexikon OPraem Ordo Praemonstratensis – Prämonstratenser Orden OSB Ordo Sancti Benedicti – Benediktiner Orden PD Privatdozent RGBl Reichsgesetzblatt (für das Kaiserthum Österreich) SJ Societas Jesu – Jesuiten TLA Tiroler Landesarchiv UOG 1975 Universitäts-Organisationsgesetz 1975 UOG 1993 Universitäts-Organisationsgesetz 1993 1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN REFORMEN AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK. EIN- LEITUNG Universitäten befinden sich weltweit seit Jahren in einem Prozess der Re- form. In Europa ist dies vor allem die Folge der sogenannten Bologna-Re- form. Ausgehend von dem Beschluss zahlreicher europäischer Bildungs- minister wurde am 19. Juni 1999 die Vereinheitlichung des europäischen Hochschulraumes beschlossen und seit Beginn der 2000er-Jahre auch aus- geführt, was besonders die Studienorganisation und die Einführung euro- paweit gültiger und aufeinander abgestimmter Abschlüsse betraf. Parallel dazu wurden die Universitäten in zahlreichen europäischen Ländern neu organisiert, um – im Diskurs der Reformer zu bleiben – die Hochschulen wettbewerbsfähig für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu ma- chen. Österreich vollzog diesen Prozess mit dem Universitätsgesetz 2002 (UG 2002). 1 Seither reißen die Diskussionen um die Zweckmäßigkeit all die- ser Reformen nicht ab und verdeutlichen letztlich die unterschiedlichen Vor- stellungen der Idee der Universität. Eine ähnlich folgenschwere Reform, wie wir sie derzeit erleben, vollzog sich in Österreich nach der Revolution von 1848. Damals wurde das österrei- chische Bildungssystem tiefgreifend reformiert und erhielt in vielen Berei- chen die Form, die bis zur Reform unter Hertha Firnberg in den 1970er-Jah- ren (UOG 1975), ja teilweise bis vor einem Jahrzehnt noch Gültigkeit besaß. Als Idealvorstellung einer Universität lebt sie indes in den Köpfen vieler Menschen noch immer fort. 2 Mit der Reform unter dem damaligen Minister für Kultus und Unterricht Leo Thun-Hohenstein 3 wurden die Ordinarien- universität, Lehr- und Lernfreiheit sowie die Einheit von Lehre und For- schung an den Universitäten grundgelegt. Außerdem wurden die philosophi- schen Fakultäten von ihrem Charakter als Vorbildungseinrichtungen für die 1 Die Anzahl an Literatur hierzu ist mittlerweile bereits Legion. Hier sei allenfalls verwiesen auf Jochen H öriscH , Die ungeliebte Universität. Rettet die Alma mater! (= Edition Ak- zente), München 1 2006; Ulrich s ieg (Hg.), Die Idee der Universität heute (= Academia Mar- burgensis 11), München 2005; Konrad Paul L iessmann , Theorie der Unbildung, Wien 2006; Jens m aesse , Die vielen Stimmen des Bologna-Prozesses. Zur diskursiven Logik eines bil- dungspolitischen Programms, Bielefeld 2010. 2 Als Beispiel können die zahlreichen Verweise auf die ‚Humboldt’sche Universitätsidee‘ während der Bildungsproteste im Herbst 2009/10 angesehen werden. 3 Leo Thun-Hohenstein (Tetschen 1811–1888 Prag), 1849–1860 Minister für Kultus und Unterricht, anschließend Mitglied des Herrenhauses und des böhmischen Landtages. Zur Biografie von Thun siehe besonders Kapitel 2.6. 1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN REFORMEN 16 Studien an den übrigen Fakultäten (Theologie, Jurisprudenz und Medizin) befreit und die dort angesiedelten Studien erhielten den Status eigenstän- diger Disziplinen. Dem Aufstieg der geisteswissenschaftlichen und natur- wissenschaftlichen Disziplinen, die sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelten, wurde damit der Weg geebnet. Verbunden war diese Aufwer- tung der philosophischen Fakultät mit einer gleichzeitigen Verlängerung des Gymnasiums auf acht Jahre. Im Jahr 1848 wurde außerdem erstmals ein Unterrichtsministerium eingerichtet, welches die Studienhofkommission ablöste, die bis dahin die zentrale Koordinationsstelle der Bildungspolitik in der Habsburgermonarchie gewesen war. Die Thun’sche Reform 4 wurde in einem Forschungsprojekt 5 zur Edition der Korrespondenz von Minister Leo Thun 6 untersucht. Die vorliegende Dissertation ist ein Teilprojekt dieses Editionsvorhabens und untersucht die Umsetzung der genannten Reformen an der Universität Innsbruck. Sie möchte anhand dieser Fallstudien einerseits die Möglichkeiten der Nutzung der Korrespondenz für die Forschung aufzeigen und andererseits die Zielset- zung und die Universitätspolitik Thuns an einem konkreten Beispiel analy- sieren und ungeachtet oder vielmehr unter Betrachtung der Traditionslinien der Innsbrucker Universität Möglichkeiten und Grenzen von Thuns Politik erörtern. Forschungen zu Universitätsreformen stehen, abgesehen vom erwähnten Projekt, derzeit vermehrt im Interesse der Universitäts- und Wissenschafts- geschichte. Die Jahreskonferenz der Gesellschaft für Wissenschafts- und Universitätsgeschichte (GUW) von 2013 mit dem Titel Universität – Reform. Ein Spannungsverhältnis langer Dauer (12.–21. Jahrhundert) widmete sich beispielsweise ausführlich der Thematik. 7 Andere Projekte untersuchten die Frage nach den ‚Humboldt’schen Reformen’ 8 oder den Reformen der deut- schen Universitäten nach dem Zweiten Weltkrieg. 9 Ein Grund für das Inte- 4 In der Folge wird die Reform – gemäß allgemeiner Diktion – überwiegend als Thun’sche Reform bezeichnet. 5 Für Informationen zum Projekt siehe [www.thun-korrespondenz.uibk.ac.at.], 23.09.2014. 6 Leo Thun-Hohenstein hatte selbst immer mit ‚Thun‘ signiert, weshalb auch in der vorlie- genden Arbeit überwiegend diese kurze Form verwendet wird. 7 Zur Ausrichtung der Tagung siehe GUW, [http://guw-online.net/veranstaltungen/guw/1/], 22.09.2014. Siehe auch Rüdiger vom B rucH /Rainer Christoph s cHwinges (Hgg.), Universi- tätsreformen vom Mittelalter bis zur Gegenwart (= Jahrbuch für Universitätsgeschichte 13), Stuttgart 2010. 8 Marc s cHaLenBerg , Humboldt auf Reisen? Die Rezeption des ‚deutschen Universitätsmo- dells‘ in den französischen und britischen Reformdiskursen (1810–1870) (= Veröffentli- chungen der Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 4), Basel 2002. Zur Thematik der sog. ‚Humboldt’schen Reformen‘ ausführlich in Kapitel 2.3. 9 Anne r oHstock , Hemmschuh Humboldt oder Warum scheitert die Hochschulreform? Uni- DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN REFORMEN 17 resse an der Thematik liegt wohl in den neuerlichen öffentlichen Debatten um die Aufgabe und die Organisation der Universitäten seit dem Ende der 1990er-Jahre. Schon eine kurze Beschäftigung mit der Geschichte verdeut- licht jedoch, dass Universitäten – obschon eine der dauerhaftesten Institu- tionen Europas – regelmäßig reformiert wurden. So wurde und wird der auf die Kirche bezogene Ausspruch – ecclesia semper reformanda – regelmäßig auch auf die Universität – universitas semper reformanda – bezogen. 10 Neben dem Interesse für Universitätsreformen konstatierte Sylvia Palet- schek vor wenigen Jahren allgemein einen gewissen Aufschwung der Uni- versitätsgeschichte. Im Zuge dessen hat sich Universitätsgeschichte aus ihrer Sicht auch als eigenes Forschungsfeld etabliert, das auch abseits von Jubiläen, welche ansonsten vielfach Anlass zu Forschungen zur Geschichte von einzelnen Universitäten boten, beackert wird. 11 Zwar bieten anstehende Jubiläen auch heute noch Gelegenheit zu universitätshistorischen For- schungsprojekten 12 , abgesehen davon bestehen jedoch an zahlreichen Uni- versitäre Neuordnungsversuche zwischen Sputnik-Schock und Bologna-Prozess (1957– 2009), in: Zeitschrift für historische Pädagogik (2009), S. 60–67. 10 In den letzten Jahren hat dieser Titel Konjunktur: Vgl. etwa Rüdiger vom B rucH , Uni- versitas semper reformanda. Grundzüge deutscher Universitäten in der Neuzeit, in: Man- fred Rudersdorf (Hg.), Wissen und Geist. Universitätskulturen. Symposium anlässlich des 600-jährigen Jubiläums der Universität Leipzig, Leipzig 2009, S. 19–41; Max-Emanuel g eis , Universitas Semper Reformanda. Kulturelle Verantwortung versus ökonomistische Relevanz, in: Deutscher Hochschulverband (Hg.), Glanzlichter der Wissenschaft. Ein Al- manach, Saarwellingen 2009, S. 77–87; Hans P ecHar , Universitas semper reformanda, in: Wiener Zeitung (05.01.2012); Erhard Busek, Universitas Semper Reformanda, in: Falter. Heureka, 4 (2012). 11 Vgl. dazu Sylvia P aLetscHek , Stand und Perspektiven der neueren Universitätsgeschichte, in: NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 19 (2011), S. 169–189, hier S. 169. Vgl. dort insgesamt zu Forschungsfeldern und -trends. 12 Dabei sei besonders auf die Projekte zur Geschichte der Universitäten in Leipzig und Jena hingewiesen, die methodisch und vom Umfang ihrer Forschungen Meilensteine und Ori- entierung für künftige Universitätsgeschichtsschreibung setzten. Siehe dazu s enatskom - mission zur e rforscHung der L eiPziger u niversitäts - und w issenscHaftsgescHicHte (Hg.), Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009. Ausgabe in Fünf Bänden, Leipzig 2010; s e - natskommission zur a ufarBeitung der J enaer u niversitätsgescHicHte im 20. J aHrHundert (Hg.), Traditionen – Brüche – Wandlungen. Die Universität Jena 1850–1995, Köln 2009. Umfangreiche Bände gingen auch aus dem Jubiläum der Universität Breslau hervor, siehe etwa für das 19. Jahrhundert: Jan H arasimowicz , Universitas litterarum Wratislaviensis 1811–1945. Commemorative Book for the 200th Anniversary of the Establishment of the State University of Wroclaw. Volume II (= Acta Universitatis Wratislaviens 3363), Wroclaw 2013. Siehe auch das Jubiläum der Humboldt-Universität in Berlin sowie das Jubiläum der Universität Wien 2015. Vgl. auch die Überlegungen von Stefan Gerber zum Verhältnis von Universitätsgeschichte und Jubiläen, vor allem die Tatsache, dass vielfach die „Rele- vanz von Universitätsgeschichte außerhalb des engeren wissenschaftlichen Diskussions- 1 DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN REFORMEN 18 versitäten Professuren und Forschungsstellen, die sich mit der Geschichte der Universität(en) befassen. Außerdem existieren internationale Fachverbände, Zeitschriften und Jahrbücher, die ein Forum für Universitätsgeschichte ermöglichen. Palet- schek glaubt, dass der Aufschwung der Universitätsgeschichte besonders auch dem cultural turn geschuldet war, „der wissenschaftshistorischen und selbstreflexiven Themen Vorschub leistete“ 13 . Und gerade Selbstvergewis- serung war im Bereich der Universitäten, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs von einer Reformdebatte in die nächste taumelten, ein wesent- liches Desiderat. Zentrales Anliegen der neueren Universitätsgeschichte ist es, Universitäten nicht isoliert, sondern innerhalb des Spannungsfeldes von Gesellschaft, Politik und Kultur zu analysieren. Sylvia Paletschek bringt es folgendermaßen auf den Punkt: Universitätsgeschichte untersucht den historischen Wandel der Institution Universität und ihrer Akteure in ihrem Selbstverständnis, ihrer Aufgaben- bestimmung, ihren sozialen und kulturellen Praktiken sowie ihren Modi der Wissensproduktion, Wissensvermittlung und Wissensspeicherung. Sie fragt nach der Interaktion der Institution Universität und ihrer Angehörigen mit staatlichen, politischen, sozialen und kulturellen Einrichtungen und Entwick- lungen in unterschiedlichen räumlichen Dimensionen. 14 Zuletzt haben Stefan Gerber 15 und Marian Füssel 16 diesen Ansatz noch ver- tieft und in zwei programmatischen Beiträgen den Anspruch einer zeitge- mäßen Universitätsgeschichte akzentuiert. Gerade Marian Füssel hatte mit seiner Arbeit zu symbolischen Praktiken und zur Bedeutung von Repräsen- tation an der Universität der Neuzeit schon vor einem Jahrzehnt exemp- larisch die Nützlichkeit eines kulturgeschichtlichen Ansatzes deutlich ge- macht. 17 Zuletzt hatte er diesen Ansatz neuerlich akzentuiert und vor allem zusammenhangs heute oftmals über ihre Funktion für das Hochschulmarketing definiert wird.“ Stefan g erBer , Wie schreibt man ,,zeitgemäße“ Universitätsgeschichte?, in: NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin (2015), S. 277–286. 13 P aLetscHek , Stand und Perspektiven der neueren Universitätsgeschichte, S. 169. 14 P aLetscHek , Stand und Perspektiven der neueren Universitätsgeschichte, S. 173. 15 g erBer , Wie schreibt man ,,zeitgemäße“ Universitätsgeschichte?, in: NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin (2015), S. 277–286. 16 Marian f üsseL , Wie schreibt man Universitätsgeschichte?, in: NTM. Zeitschrift für Ge- schichte der Wissenschaften, Technik und Medizin (2015), S. 287–293. 17 Marian f üsseL , Gelehrtenkultur als symbolische Praxis. Rang, Ritual und Konflikt an der Universität der Frühen Neuzeit, Darmstadt 2006. DIE UMSETZUNG DER THUN-HOHENSTEIN’SCHEN REFORMEN 19 auch mit Blick auf das Werk von William Clark 18 hervorgehoben, dass mit der Untersuchung neuer Quellengattungen und einer kulturwissenschaftli- chen Methodik neue, spannende – teilweise auch kontroverse – Ergebnisse erzielt und fruchtbare Perspektiven in die Universitätsgeschichte eingeführt werden können. Außerdem betont er, dass gerade der Blick auf die Univer- sität in ihrer institutionellen Verfasstheit die Verbindung zwischen der viel- fach getrennten Universitätsgeschichte und der Wissenschaftsgeschichte herstellen könne, zumal die Universität einen wesentlichen institutionellen Rahmen für Wissenschaft bietet. In diesem Punkt treffen sich auch Füs- sel und Gerber, der Universitätsgeschichte vor allem als Institutionenge- schichte begreift. Eine solche, neuere Institutionengeschichte könne sich, so Gerbers Forde- rung, jedoch nicht auf normative Quellen beschränken, sondern müsse ne- ben der Heranziehung neuer Quellen auch einen methodischen Ansatz wäh- len, der Universität als „kommunikative Struktur, als Geflecht von Normen, Steuerungsinstrumenten, Koordination und Motivation“ 19 begreift und dem- entsprechend beschreibt sowie die institutionellen Praktiken in den Blick nimmt. Außerdem fordert Gerber den Blick auf das institutionelle Geflecht ein, innerhalb dessen die Universitäten arbeiten, und eine Perspektive, die die normativen und informellen Regeln, wie dieses institutionelle Geflecht, aber auch die Universität organisiert sind, als „komplementäre Aspekte der ‚Wirklichkeit‘ der Universität“ 20 versteht. Einen wesentlichen Teil dieses institutionellen Geflechts bilden die po- litischen Akteure. In diesem Sinn sei auch auf die von Mitchell Ash propa- gierte Perspektive verwiesen, die Wissenschaft und Politik als Ressourcen füreinander betrachtete. 21 Ash sieht beide Felder nämlich nicht getrennt, sondern als sich gegenseitig beeinflussend an, womit die auch oft künstliche Trennung zwischen wissenschaftsexternen und -internen Faktoren in der Geschichte der Entwicklung der Wissenschaften aufgehoben wird. 22 Diese vorwiegend für die Wissenschaftsgeschichte vorgeschlagene Perspektive ist 18 William c Lark , Academic charisma and the origins of the research university, Chicago 2007. 19 g erBer , Wie schreibt man ,,zeitgemäße“ Universitätsgeschichte?, S. 281. 20 g erBer , Wie schreibt man ,,zeitgemäße“ Universitätsgeschichte?, S. 282. 21 Mitchell G. a sH , Wissenschaft und Politik als Ressourcen für einander, in: Rüdiger Vom Bruch/Brigitte Kaderas (Hgg.), Wissenschaften und Wissenschaftspolitik. Bestandsaufnah- men zu Formationen, Brüchen und Kontinuitäten im Deutschland des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2002, S. 32–51. 22 Vgl. dazu besonders Rudolf s ticHweH , Zur Entstehung des modernen Systems wissen- schaftlicher Disziplinen. Physik in Deutschland 1740–1890, Frankfurt a.M. 1984. Dieser fokussierte besonders auf interne Faktoren bei der Disziplinenentwicklung.