Proceedings e report 73 SMOC - Gemeinsamer Fortschrittsbericht der Regionen über die Umsetzung der europäischen Strategien des Lebenslangen Lernens - auf dem Weg zur Muti-Level-Governance – Firenze: Firenze University Press, 2011. (Proceedings e report ; 73) http://digital.casalini.it/9788864532639 ISBN 978-88-6453-257-8 (print) ISBN 978-88-6453-263-9 (online) © 2011 Firenze University Press Università degli Studi di Firenze Firenze University Press Borgo Albizi, 28, 50122 Firenze, Italy http://www.fupress.com / Stampato in Italia Vereinbarung Nummer-2008-3609/001-001. Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben. grafik: www.zebralab.it SMOC - Sanfte offene Koordinierungsmethode - Soft Open Method of Coordination von Prevalet Gemeinsamer Fortschrittsbericht der Regionen über die Umsetzung der europäischen Strategien des Lebenslangen Lernens - auf dem Weg zur Muti-Level-Governance - Firenze University Press 2011 Die VerfasserInnen Margaretha Allen , Verband der lokalen Gebietskörperschaften der Region Göteborg Christian Brincker Nordbek , Region Süddänemark Flavia Buiarelli , Earlall Stefania Cecchi , Region Toskana Rosario Díaz de Cerio , Baskenland Paolo Federighi , Universität Florenz (Wissenschaftlicher Leiter, Herausgeber) Peter Härtel , STVG - Steirische Volkswirtschaftliche Gesellschaft, Steiermark Miglena Lecheva , Regionalverwaltung der Region Vidin Therese Lundberg , Region Västra Götaland Michaela Marterer , STVG – Steirische Volkswirtschaftliche Gesellschaft, Steiermark Gez Martin , Walisische Regionalregierung (Welsh Assembly Government) Pat McCarthy , Walisische Regionalregierung (Welsh Assembly Government) Kirsten Muelheims , DIE – Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen Ekkehard Nuissl von Rein , DIE – Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen Elio Satti, Region Toskana Francesca Torlon e, Melius srl (Herausgeberin) Die Beiträge zu regionalen Angelegenheiten wurden von den oben angegebenen, regionalen VertreterInnen verfasst. Die Eurostat-Datensuche und Datenanalyse sowie die Definition des methodologischen Zugangs geschah durch die HerausgeberInnen. Kapitel 4.1. wurde von Prof. Ekkehard Nuissl von Rein (DIE – Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen) verfasst. Danksagung Die Erstellung dieses gemeinsamen Berichts gelang nicht zuletzt durch die wertvolle Unterstützung von Steven Bainbridge (Cedefop). Seine wertvolle Kritik, seine Kommentare und Anregungen während der Finalisierungsphase des Berichts ermöglichten die Harmonisierung der Inhalte und Fragestellungen innerhalb einer europaweiten Perspektive. Übersetzt von: Mag.a Anita Ertl Inhaltsverzeichnis EXECUTIVE SUMMARY 7 0. VORWORT 10 1. EINFÜHRUNG 11 2. ERGEBNISSE IN EINZELNEN POLITIKBEREICHEN 12 2.1. Bildungsbeteiligung 12 2.2. Bildungsbeteiligungsraten der Vierjährigen auf regionaler Ebene 27 2.3. SchülerInnen und Studierende im Bildungssystem 30 2.4. Jugendbeschäftigung 52 2.5. Beteiligung am Lebenslangen Lernen 60 3. VERBESSERUNG DER QUALITÄT INTERREGIONALER KOOPERATION 71 3.1. Interregionale Kooperation: Qualität und Effektivität durch die sanfte offene Koordinierungsmethode (SMOC) 71 3.2. Gewährleistung der Qualität 72 4. SCHLUSSFOLGERUNGEN 74 4.1. Kontextualisierung der SMOC-Partner und ihrer entsprechenden Projek- te und Planungen 74 4.2. Severozapaden 75 4.3. Syddanmark 75 4.4. País Vasco 76 4.5. Toscana 77 4.6. Steiermark 78 4.7. Västsverige 78 4.8. Wales 79 Paolo Federighi, Francesca Torlone (a cura di), SMOC – Sanfte offene Koordinierungsmethode – Soft Open Method of Coordination von Prevalet, ISBN 978-88-6453-257-8 (print) ISBN 978-88-6453-263-9 (online) © Firenze University Press 7 EXECUTIVE SUMMARY Sieben europäische Regionalregierungen haben sich die Aufgabe gestellt, einen ersten Entwurf eines Gemeinsamen Fortschrittsberichts der Regionen über die Umsetzung der europäischen Strategien des Lebenslangen Lernens in der Perspektive der Strategie Europa 2020 zu erstellen. Auf Basis dieses Berichts wird den europäischen Institutionen und der Gemeinschaft der Regionalregierungen vorgeschlagen, die Verfügbarkeit ähnlicher Instrumente zur Verbesserung der Qualität und der Auswirkungen regionaler Politiken auf die Entwicklung von Arbeitskräften zu gewährleisten. Die im Bericht dargestellten Vergleiche und ähnliche Instrumente können sicherlich verbessert werden, mit dem Ziel, darzulegen, wie nützlich und notwendig es ist, den Regionalregierungen Europas ein Instrument zur Verfügung zu stellen, das ihnen dabei hilft, die Bildungssituation der regionalen Bevölkerung im Vergleich zu anderen Regionen zu verstehen und zu analysieren. Gleichzeitig ist dieser Bericht nützlich, um jene Strategien und Politiken zu identifizieren, welche die besten Resultate erzielt haben und welche am ehesten dafür geeignet sind, transferiert und/oder an andere regionale Kontexte angepasst zu werden. Diese Aufgabe ist deshalb so bedeutend, weil die Erreichung der Ziele der Strategie Europa 2020 von der Summe der in den verschiedenen Gebietskörperschaften erreichten Ergebnisse abhängig sein wird, und nicht nur von der Summe der Ergebnisse der Länder. Die Verfolgung einer Strategie des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts dient einer ausgeglichenen, harmonischen und nachhaltigen Entwicklung. Das Versagen eines Gebiets hat Konsequenzen für die Wachstumschancen der anderen. Diese Überlegung wird durch die Tatsache untermauert, dass die regionalen und lokalen Regierungen – selbst jene mit eingeschränkter Macht – die Institutionen darstellen, von denen die Bedingungen für die Umsetzung nationaler und europäischer Strategien und die Bereitschaft der Gebiete, sich zu Entwicklungszielen zu bekennen, abhängen. In den Ländern, in welchen die regionalen Regierungen über legislative und Budget-Kompetenzen verfügen, obliegt ihnen die Festlegung von Strategien, Politiken und Maßnahmen. Wenn auf europäischer Ebene strategische Ziele zu erreichen sind, müssen sich die regionalen Regierungen notwendigerweise direkt an ihrer Umsetzung beteiligen und dabei alle Unterstützungsinstrumente nutzen, die ihnen zur Verfügung stehen. Der Vorschlag der Regionen betrifft, zusätzlich zur Erstellung eines Gemeinsamen Fortschrittsberichts der Regionen über die Umsetzung der europäischen Strategien des Lebenslangen Lernens, auch die Notwendigkeit, strukturierte Reformen der interregionalen Kooperation voranzutreiben, inspiriert durch ein Modell der Vereinfachten Offenen Koordinierungsmethode (folglich der SMOC-Vorschlag), das den Vergleich von Indikatoren und Benchmarks mit der Analyse von Politiken und Maßnahmen vereinen würde ( www.mutual-learning.eu ), um Prozesse des politischen Lernens und des Politiktransfers zu aktivieren. Der Bericht zeigt, wie alle regionalen Regierungen in dem untersuchten Jahrzehnt versuchten, die Aus- und Weiterbildungssysteme an die demografische Dynamik anzupassen, welche durch die allgemeine Bevölkerungsalterung und Migrationsphänomene charakterisiert ist. Dies stellte die Politik vor die Aufgabe, die Wirksamkeit und Qualität der Aus -und Weiterbildungssysteme zu verbessern, um ausreichende Kompetenzen für die Anforderungen der regionalen, wirtschaftlichen Entwicklung zu gewährleisten. Gleichzeitig zeigt der Bericht auch die Notwendigkeit für dringende Verbesserungen in manchen Bereichen auf, in denen die Politiken noch nicht stark genug greifen und das Risiko der Stagnation besteht (beispielsweise Politiken des Lebenslangen Lernens und die Strategie zur Verringerung der Anzahl jener, die keine Schule besuchen, keiner Arbeit nachgehen und sich nicht in beruflicher Fortbildung befinden [NEET]). Schließlich zeigt der Vergleich von Regionen mit verschiedenen Indizes des Zugangs zu Aus- und Weiterbildung, dass die europäischen Strategien regional angepasst werden müssen. Dies bestätigt die Evaluation des Ausschusses der Regionen, laut welcher betreffend die Anwendungssphäre des territorialen Zusammenhalts drei Dimensionen in Betracht gezogen werden müssen: eine korrektive, mit dem Ziel des „Abbaus existierender Ungleichheiten”; eine präventive, mit dem Ziel, die „sektorenspezifischen Politiken mit territorialen Auswirkungen” kohärenter zu gestalten; und eine stimulierende Dimension, mit dem Ziel der „Verbesserung der territorialen Integration" und der Förderung von Kooperation. (Ausschuss der Regionen 2009:24). Was die Bildungsbeteiligungsraten der Vierjährigen betrifft, so ist der Wachstumstrend der Nutzung von Kleinkindbetreuung und -bildung allgemein vorhanden, obwohl es weiterhin klare und bedeutende Leistungsunterschiede gibt. Der Fortschritt innerhalb des Jahrzehnts zeigt, dass verschiedene regionale Politiken folgende Elemente enthalten: Paolo Federighi, Francesca Torlone (a cura di), SMOC – Sanfte offene Koordinierungsmethode – Soft Open Method of Coordination von Prevalet, ISBN 978-88-6453-257-8 (print) ISBN 978-88-6453-263-9 (online) © Firenze University Press 8 - Erhaltung hoher Bildungsbeteiligungsraten; - rasche Entwicklung des Zugangs (mit einem Zuwachs von zwei bis drei Prozent pro Jahr) . Derzeitige Trends zeigen, dass die Erreichung der europäischen Ziele möglich ist. Die Aufmerksamkeit in Richtung Effizienz und Bildungsqualität der Leistungen für Kleinkinder verschoben, während die Politiken mit dem Ziel der Erhaltung weiter gültig bleiben. Betreffend SchülerInnen und Studierende der Sekundarstufe II und der postsekundären, nicht tertiären Bildungsbereiche , kam es nach 2005 zu einem allgemeinen Trend in Richtung Stagnation und einem leichten Rückgang der Einschreibungen. Dennoch müssen diese Daten im Zusammenhang mit den Daten der demografischen Veränderung, der Beteiligung im tertiären Bereich und der Beschäftigungsraten junger Menschen in denselben Altersgruppen untersucht werden. Je nach Region wurden folgende Entwicklungen festgestellt: - schneller Einstieg in den Arbeitsmarkt für SchülerInnen, die kein Universitätsstudium ergreifen oder fortsetzen; - steigender und stetiger Übergang zu Universitätsstudien; - Orientierung junger Menschen in Richtung postsekundärer, nicht tertiärer Berufsbildungswege. Betreffend das höchste erreichte Bildungsniveau: Vorschul-, Grundschul- und Schulbildung der Sekundarstufe II lässt sich feststellen, dass es in allen Regionen immer noch viele gering Qualifizierte gibt (deren höchstes erreichtes Bildungsniveau Vor-, Grundschul- und Bildung der Sekundarstufe I umfasst). Der Anteil der gering Qualifizierten fällt niemals unter 20% der Bevölkerungsgruppe der Unter-15-Jährigen. In vielen Fällen bewegt sich der Prozentsatz zwischen 30% und 50%, und in einem Fall liegt er über 60%. In absoluten Werten und Prozentsätzen betrachtet, ist das Vorhandensein gering qualifizierter Personen ein Problem, das aus folgenden Gründen nicht als gelöst betrachtet werden kann: - in den Regionen mit mehr als 50% gering qualifizierten Arbeitskräften geht dieser Prozentsatz um weniger als zwei bis drei Prozent pro Jahr zurück; es kommt also zu „natürlichen“ Entwicklungen in Verbindung mit demografischen Phänomenen; - es gibt aber auch Regionen, wo der Rückgang um fünf Prozent liegt. Hierbei handelt es sich um Regionen, in denen der Anteil der gering Qualifizierten zwischen 30% und 50% liegt; - in den Regionen, wo gering qualifizierte Arbeitskräfte weniger als 30% ausmachen, lässt sich ein Stagnationstrend feststellen, mit leichten Veränderungen, die jedoch nicht immer positiv sind. Dies zeigt, dass es Politiken gibt, die den Anteil der gering Qualifizierten auf bis zu 25% der Bevölkerung reduzieren können, doch die Entwicklungen im untersuchten Jahrzehnt zeigen keine Möglichkeit, diese positiven Auswirkungen darüber hinaus zu erhöhen, und zwar für keine der Regionen. Für Studierende im tertiären Bildungsbereich (ISCED 5 und 6) als Prozentsatz der Bevölkerung im Alter von 20 bis 24 Jahren , zeigen die Daten eine hohe Bildungsbeteiligung und einen klar höheren Prozentsatz als jener der Bevölkerung zwischen 25 und 64, die eine tertiäre Ausbildung abgeschlossen haben. Dies sollte zu einem schrittweisen Anstieg des Prozentsatzes führen, wenn die Studierenden, die sich derzeit in Ausbildung befinden, ihre Studien auch positiv abschließen. Regionale Politiken verfügen über ein gemeinsames Ziel: die Verbesserung der Beziehungen zwischen den Institutionen des tertiären Bildungsbereichs, dem Arbeitsmarkt und der regionalen Wirtschaft. Das Ziel ist die Gewährleistung eines angemessenen Angebots von Qualifikationen und die Begleitung der wirtschaftlichen Entwicklung durch Unterstützung von Forschungszentren. Was die Jugendentwicklung betrifft, zeigen die Daten, dass die Wirtschaftskrise zu einem Rückgang der Beschäftigungsraten von jungen Menschen in allen Regionen geführt hat, wobei die Ausmaße sich je nach Region unterscheiden. Der Rückgang der Beschäftigung bewegt sich zwischen einem und sechs Prozent. Dieser Rückgang hatte ausgeprägtere Auswirkungen in den Regionen, in welchen die Beschäftigungsraten der jungen Menschen niedriger waren. Regionale Politiken zielen darauf ab, wirtschaftliche Inaktivität zuerst bei jungen arbeitssuchenden Menschen und jenen, die ihre Beschäftigungsmöglichkeiten weiter entwickeln möchten, zu reduzieren. Dennoch und als Folge der Wirtschaftskrise und ihrer Auswirkungen auf die Beschäftigung junger Menschen wurde jenen jungen Menschen mehr Aufmerksamkeit zuteil, die ihre Suche nach Beschäftigung aufgeben und an keinen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen (NEET). Die Maßnahmen, welche von den regionalen Regierungen angenommen wurden, haben zwei Hauptziele: Förderung des Matching des Angebots von und der Nachfrage nach Arbeitsplätzen und die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit. Gleichzeitig werden angesichts des Risikos, dass qualifizierte junge Menschen 9 keine ihrer Qualifikation angemessene Arbeit finden können, Maßnahmen getroffen, um Mobilität anzuregen. Betreffend die Beteiligung am lebenslangen Lernen , zeigen die Daten beträchtliches Wachstum in den ersten Jahren des Jahrzehnts, das nach 2005 durch eine merkliche Verlangsamung gehemmt wurde. Ein entgegengesetzter Trend lässt sich bei den Daten betreffend die Nicht-Beteiligung feststellen, welche, nach einem Rückgang in den ersten Jahren des Jahrzehnts nach 2005 wieder ansteigt. Trotz der Unterschiede haben die verschiedenen Regionen eine hohe Anzahl an Menschen, die ausgeschlossen sind, gemeinsam. Die Anzahl dieser Menschen könnte zwei Millionen betragen, wobei ca. eine halbe Million in den Regionen mit den besten Ergebnissen zusammenkommt. Dies ist das Ergebnis zum Ende eines Jahrzehnts, in dem alle Länder sich dazu verpflichtet hatten, nationale Strategien und Aktionspläne auszuarbeiten und dabei beträchtliche öffentliche, europäische und nationale Ressourcen einzusetzen. 10 0. VORWORT Die Europäische Kommission 1 erklärt, dass, „[d]amit die Strategie Europa 2020 transformative Veränderungen bewirken kann, [...] sie stärker ausgerichtet werden, klare Ziele vorantreiben und auf transparente Benchmarks zur Bewertung der Fortschritte setzen [muss]. Hierzu bedarf es eines soliden Steuerungsrahmens, der die zur Verfügung stehenden Instrumente zur zeitnahen und wirksamen Realisierung der Ziele nutzbar macht.“ Sie erklärt des Weiteren, dass „regionale und lokale Verwaltungen die Partnerschaft in enger Zusammenarbeit mit den Parlamenten, Sozialpartnern und VertreterInnen der Zivilgesellschaft umsetzen und einen Beitrag zur Erarbeitung von nationalen Reformprogrammen und deren Umsetzung leisten sollten.“ (Europäische Kommission, 2010:29 und 31). Dies ist laut Warnung des Ausschusses der Regionen nur im Rahmen einer Multi-Level-Governance möglich. „Die Fähigkeit der Union, ihre Aufgaben wahrzunehmen und die Ziele der Gemeinschaft zu erreichen, hängt von ihrer institutionellen Organisation, insbesondere jedoch von ihrer Art der Politikgestaltung ab. Die Berechtigung, Effizienz und Öffentlichkeitswirksamkeit der Funktionsweise der Europäischen Union sind gewährleistet, wenn alle Akteure einen Beitrag leisten. Sie sind gewährleistet, wenn die regionalen und lokalen Gebietskörperschaften vollwertige „Partner“ sind und nicht mehr nur als „Mittler“ fungieren“ 2 (Ausschuss der Regionen, 2009:8). Kooperation unter den Regionen ist essentiell für die Umsetzung des Gemeinschaftsziels des territorialen Zusammenhalts, und daher für die Zukunft gemeinsamer Politiken. Wie der Ausschuss der Regionen erläutert, müssen betreffend die Anwendungssphäre des territorialen Zusammenhalts drei Dimensionen in Betracht gezogen werden: eine korrektive, mit dem Ziel des „Abbaus existierender Ungleichheiten”; eine präventive, mit dem Ziel, die „sektorenspezifischen Politiken mit territorialen Auswirkungen” kohärenter zu gestalten; und eine stimulierende Dimension, mit dem Ziel der „Verbesserung der territorialen Integration" und der Förderung von Kooperation (Ausschuss der Regionen, 2009:24). Die Festigung der Qualität und Effektivität der Kooperation unter den Regionen ist die Voraussetzung für die Überwindung einiger Grenzen der Lissabon-Strategie und die Annahme einer verstärkt dezentralen Gemeinschaftsstrategie für Wachstum und Beschäftigung , die sich auf die Potenziale der Regionen und Städte gründet, die dank ihrer Kompetenzen die wichtigsten Motoren von Innovation, Forschung und Bildung in Europa sind. (Ausschuss der Regionen, 2009:22). Dies sind die Hauptgründe, warum wir uns als regionale, mit EARLALL zusammenarbeitende Regierungen dazu verpflichtet haben, Modelle der Soft Open Method of Coordination aufzubauen, welche die Qualität in den Lern- und Transferprozessen in der Politik zwischen Regionen garantieren können. Gleichzeitig ist es unser Ziel, mit dieser hier vorgeschlagenen, ersten von vielen Benchmarking-Aktionen unter mehreren regionalen Regierungen, den europäischen Institutionen zu zeigen, dass es dringend notwendig ist, regionale Regierungen mit Instrumenten für Kooperation auszustatten, die derzeit nur Mitgliedsstaaten zur Verfügung stehen. Deshalb will EARLALL mit der Erarbeitung eines Werkzeugs beginnen, das die Vorstufe zur Erstellung eines gemeinsamen Fortschrittsberichts der Regionen über die Umsetzung der europäischen Strategien des Lebenslangen Lernens im Rahmen von Europa 2020 darstellen würde. Die europäischen Institutionen sollten ernsthaft die Notwendigkeit in Betracht ziehen, die Europäische Union mit diesem neuen Instrument zur Nutzung in den täglichen Prozessen der Kooperation unter den Regionen auszustatten. Gianfranco Simoncini Präsident EARLALL Regionalminister für Produktionsaktivitäten, Beschäftigung und Aus- und Weiterbildung – Region Toscana 1 European Commission (2010), Europe 2020-A strategy for smart, sustainable and inclusive growth, Communication, Brussels, 3.3.2010, COM(2010), Bruxelles, http://europa.eu/ press_room/pdf/complet_en_barroso___007_-_europe_2020_-_en_version.pdf, [November 2010] Anm. d. Übers.: Alle in diesem Text vorkommenden, direkten Zitate wurden sinngemäß aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Die Seitenangaben beziehen sich auf den englischen Ausgangstext. 2 Committee of the Regions (2009), The Committee of the Regions’ White Paper on Multilevel Governance, 80th plenary session-17 and 18 June 2009. CONST-IV-020, http://web.cor. europa.eu/epp/Ourviews/Documents/White%20Paper%20on%20MLG.pdf , [November 2010]. Paolo Federighi, Francesca Torlone (a cura di), SMOC – Sanfte offene Koordinierungsmethode – Soft Open Method of Coordination von Prevalet, ISBN 978-88-6453-257-8 (print) ISBN 978-88-6453-263-9 (online) © Firenze University Press 11 1. EINFÜHRUNG Das Ziel dieser Studie ist die Erstellung eines ersten gemeinsamen Berichts über die Umsetzung der europäischen Strategien des Lebenslangen Lernens innerhalb des SMOC-Prozesses. Die Umsetzung der europäischen Strategien im Bereich der Sozialpolitiken (Bildung und Beschäftigung) und die Auswertung ihrer Auswirkungen müssen auf regionaler und lokaler Ebene gemessen werden. Auf dieser Ebene ist es, je nach Größe und Organisation des jeweiligen Mitgliedsstaats, möglich, territoriale Strategien zur Wahl und Verwaltung verschiedener politischer Maßnahmen zu definieren. Des Weiteren muss eine Strategie des Zusammenhalts die regionale und lokale Ebene auch in den Bereich des Lebenslangen Lernens und der Beschäftigungspolitik miteinbeziehen. Benchmarking auf staatlicher Ebene bietet Elemente der relevanten Orientierung und Evaluation für staatliche Strategien. In Bereichen, in denen regionale und lokale Regierungen eine essentielle Rolle spielen, müssen Benchmarking und die Prozesse und Praktiken der Verbesserung durch politisches Lernen und Politiktransfer mithilfe europäischer Ad-hoc-Instrumente wie gemeinsamer Fortschrittsberichte unterstützt werden. Derzeit steht diese Art der Unterstützung noch nicht zur Verfügung: auf regionaler Ebene werden eingeschränkte, quantitative Daten erhoben. Regionale Regierungen sind in den Prozess der Zielsetzung und Ergebnisevaluation auf europäischer Ebene nicht institutionell involviert. Daher möchten wir durch diese unvollständige und bescheidene Aktion, die nur sieben regionale Regierungen involviert, die Notwendigkeit unterstreichen, interregionale Kooperation anzuregen und sie mit Werkzeugen fundamentaler Relevanz zu unterstützen. Durch diesen Prozess wird die Umsetzung der europäischen Strategien größere Legitimität erhalten. Die regionalen Regierungen, die sich an diesem gemeinsamen Bericht beteiligen , sind: Severozapaden (Bulgarien), Syddanmark (Dänemark), País Vasco (Spanien), Toscana (Italien), Steiermark (Österreich), Västsverige (Schweden), Wales (Vereinigtes Königreich). Der Bericht gliedert sich in vier Kapitel, in welchen die folgenden Inhalte behandelt werden: • Die Einführung zum Bericht, die den Hintergrund und die Begründung erläutert. • Die Analyse der quantitativen Ergebnisse, die im Laufe dieses Jahrzehnts in den teilnehmenden Regionen gesammelt wurden. In diesem Kapitel wurden nur Politikbereiche analysiert, die durch historische, statistische, von der Eurostat-Datenbank gelieferte Daten belegt sind. Das Ziel dieses Kapitels ist die Beschreibung und Evaluation der mittelfristigen Trends und Einflussfaktoren. Die Evaluation wurde von der jeweiligen regionalen Regierung durchgeführt. Des Weiteren enthält das Kapitel eine Analyse der Situation der jeweiligen Region in Bezug auf einzelne europäische Indikatoren: > Bildungsbeteiligung. > Bildungsbeteiligung der Vierjährigen auf regionaler Ebene. > SchülerInnen und Studierende im Bildungssystem. > Jugendbeschäftigung. > Beteiligung am lebenslangen Lernen. • Wege zur Verbesserung der Qualität interregionaler Kooperation durch die sanfte offene Koordinierungmethode (SMOC). • Die Schlussfolgerungen in Form von Definitionen einiger gemeinsamer Standpunkte betreffend die zukünftigen Bemühungen und die Beschreibung der Prozesse des politischen Lernens und Politiktransfers, die von den regionalen Regierungen zu den bewährten Verfahrensweisen und Politikmaßnahmen umgesetzt wurden. Die Analyse stützt sich auf die verfügbaren Daten der Datenbank Eurostat und bezieht sich auf die NUTS-II- Ebene, da diese die Basisregionen für die Umsetzung regionaler Politiken umfasst. Paolo Federighi, Francesca Torlone (a cura di), SMOC – Sanfte offene Koordinierungsmethode – Soft Open Method of Coordination von Prevalet, ISBN 978-88-6453-257-8 (print) ISBN 978-88-6453-263-9 (online) © Firenze University Press 12 ZEIT 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 GEO Severozapaden 133,901 139,866 145,698 : : : : : : Syddanmark 303,411 124,082 122,238 : : : : : : Pais Vasco 423,232 418,750 416,096 414,120 405,630 397,203 400,315 409,192 417,935 Toscana 632,139 624,581 627,298 621,289 615,189 607,320 595,236 580,925 579,286 Steiermark 237,327 239,385 : : : 242,129 : : : Västsverige 476,521 497,446 500,275 na 485,098 485,391 484,785 484,274 477,684 Wales 687,191 668,107 664,922 843,459 873,121 821,642 793,152 831,076 815,039 ZEIT 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 GEO Severozapaden 14.4 14.8 15.2 : : : : : : Syddanmark 25.4 : : : : : : : : Pais Vasco 19.8 19.7 19.7 19.7 19.4 19.0 19.2 19.7 20.2 Toscana 17.2 17.2 17.3 17.3 17.3 17.3 17.0 16.6 16.6 Steiermark 19.7 19.9 : : : 20.3 : : : Västsverige 25.9 27.2 27.6 Na 27.0 27.2 27.3 27.4 27.1 Wales 23.0 22.5 22.5 28.6 29.7 28.1 27.2 28.6 28.1 Tab.2. Anzahl von Lernenden aller Bildungsebenen (ISCED 0-6) auf regionaler Ebene Tab.3. Lernende aller Bildungsebenen (ISCED 0-6) – in% der Gesamtbevölkerung auf regionaler Ebene 2. ERGEBNISSE IN EINZELNEN POLITIKBEREICHEN 2.1. Bildungsbeteiligung 2.1.1. Basisindikatoren Tabelle 2 zeigt die Bildungsbeteiligung der regionalen Bevölkerungen und ihre Beteiligung am lebenslangen Lernen. Dies spiegelt wider, wie Bildung die Menschen in den angeführten Regionen im Laufe ihres Lebens betrifft. Tabelle 3 bezieht sich auf die Anzahl der Lernenden aller Bildungsebenen , angegeben in Prozent der regionalen Gesamtbevölkerung. Sie zeigt die Anzahl der das Bildungsangebot nutzenden Einzelpersonen, unabhängig von der jeweiligen Bildungsebene. : nicht verfügbar Quelle: Eurostat [educ_renrlrg1] Letztes Update: 09.09.2010 : nicht verfügbar Quelle: Eurostat Letztes Update: 01.06.2010 ZEIT 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 GEO Severozapaden 916,054 929,872 943,664 957,947 974,704 991,165 1,007,734 1,024,611 1,067,180 1,081,257 Syddanmark 1,199,667 1,194,659 1,189,817 : : : : : : : Pais Vasco 2,136,061 2,138,739 2,124,235 2,113,052 2,103,441 2,094,909 2,087,972 2,082,258 2,076,441 2,070,279 Toscana 3,707,818 3,677,048 3,638,211 3,619,872 3,598,269 3,566,071 3,516,296 3,497,042 3,495,077 3,491,580 Steiermark 1,207,479 1,204,947 1,202,483 1,200,854 1,196,780 1,192,168 1,189,315 1,188,117 1,182,441 1,182,930 Västsverige 1,851,702 1,838,691 1,827,143 1,814,323 1,805,683 1,796,314 1,786,781 1,777,510 1,769,645 1,762,246 Wales - 2,986,700 2,972,900 2,959,700 2,950,000 2,938,800 2,925,500 2,915,000 2,908,600 2,903,700 Tab. 1. Bevölkerung am 01. Januar 2000-2009 : nicht verfügbar Quelle: Eurostat - Letztes Update: 11.10.2010 [dem_r_d2jan] Folglich beziehen wir uns für die Region Västra Götaland auf Västsverige (NUTS 23, inklusive Hallands län) und für Vidin auf die Region Severozapaden (NUTS 31, inklusive Montana, Vratsa, Pleven, Lovech). Um die Analyse und Interpretation der Daten zu erleichtern, werden in der folgenden Tabelle Daten zu den Bevölkerungszahlen der sieben Regionen im letzten Jahrzehnt angeführt. Hier lässt sich, mit Ausnahme der Region Severozapaden, ein stetiges Bevölkerungswachstum in allen teilnehmenden Regionen über den untersuchten Zeitraum hinweg feststellen. Die Region Süddänemark wurde am 01. Januar 2007 geschaffen, weshalb es für die Jahre davor keine Daten gibt. Paolo Federighi, Francesca Torlone (a cura di), SMOC – Sanfte offene Koordinierungsmethode – Soft Open Method of Coordination von Prevalet, ISBN 978-88-6453-257-8 (print) ISBN 978-88-6453-263-9 (online) © Firenze University Press 13 Im untersuchten Jahrzehnt waren alle Regierungen bemüht, Systeme an die demografische Dynamik anzupassen, die sich durch eine allgemeine Alterung der Bevölkerung und Migrationsphänomene sowohl in die als auch aus den jeweiligen Regionen auszeichnet. Dieses Phänomen hat dafür gesorgt, dass Politiken die Wirksamkeit und Qualität des Aus- und Weiterbildungssystems erhöhen müssen, um ein angemessenes Angebot an Kompetenzen zu gewährleisten, das die zukünftige Versorgung mit Arbeitskräften sicherstellt. Deshalb haben es sich einige Regionen zur Aufgabe gemacht, Maßnahmen zur Verbreiterung des Zugangs zu Aus- und Weiterbildung von der Vorschule bis zur Erwachsenenbildung zu intensivieren (siehe Baskenland und Steiermark), Ausbildungskanäle zu diversifizieren, die Berufsbildung (VET) auf eine höhere Ebene zu bringen (in Västra Götaland und in der Toskana), lokale Koordinierungsmaßnahmen zwischen verschiedenen AkteurInnen sowie Informations- und Beratungsleistungen zu fördern (Süddänemark, Västra Götaland und Wales). All dies hat einige Regionen dazu veranlasst, strategische Pläne zu erstellen, die Kohärenz und Perspektive für die verschiedenen, sektorenspezifischen Maßnahmen garantieren können (so zum Beispiel den Plan Skills That Work for Wales [Qualifikationen, die für Wales arbeiten/funktionieren]). Dies verhinderte in manchen Regionen jedoch nicht den langsamen aber fortschreitenden Anstieg der Zahl junger Menschen, die weder eine Beschäftigung haben, noch eine Aus- oder Weiterbildung absolvieren (NEET) (In manchen Regionen sind es 20%, je nach definierter Altersgruppe), der eine Auswirkung der Wirtschaftskrise darstellt. Dieser Trend ist nicht einheitlich, in Süddänemark beispielsweise geht der wachsende Zugang zu Aus- und Weiterbildung mit dem der Beschäftigungslosigkeit einher. Daher zeigen die Daten – in absoluten Werten: Tabelle 2 –, dass es innerhalb des Jahrzehnts je nach Region kontrastierende Entwicklungen gegeben hat, Rückgang, leichten Anstieg oder stabil bleibende Werte. Das Bild, das bei der Analyse der Prozentwerte entsteht, unterstreicht den Trend in Richtung Rückgang oder Stagnation. In diesem Kontext scheint man, was die Entwicklung des Qualifikationsangebots betrifft, hauptsächlich auf die Entwicklung des lebenslangen Lernens und die Reduzierung der verschiedenen Arten von Ausschlussfaktoren von der Aus- und Weiterbildung zu setzen. Wie aus Tabelle 3 ersichtlich, weisen die Regionen unterschiedliche Raten der Bildungsbeteiligung auf: zwischen 14 und 18%: 2 zwischen 19 und 22%: 2 zwischen 23 und 26%: 3 Dies zeigt die Notwendigkeit, sogar auf europäischer Ebene eine Diversifizierung der Bildungsstrategien nach diesen Clustern vorzunehmen. Gleichzeitig erläutert es auch, inwieweit die derzeitigen Beteiligungsraten den Aussichten regionalen Wachstums entsprechen. 2.1.2. Trendanalyse und Politikevaluation SEVEROZAPADEN 3 Abweichungen bedingende Kontextfaktoren Der bulgarische Bildungssektor durchläuft einen umfassenden Reformprozess, der darauf abzielt, Kohärenz mit den Bildungssystemen der europäischen Länder zu erreichen. Das Hauptanliegen der bulgarischen Bildungsbehörden ist es, sicherzustellen, dass sich das Bildungssystem sowohl neuen Herausforderungen anpassen lässt, als auch eine nachhaltige Systementwicklung unter Einhaltung der europäischen Standards sowie die Vermittlung wertvollen und wettbewerbsfähigen Wissens und ebensolcher Qualifikationen zu sichern. Innerhalb dieses Rahmens ist Qualität der Aus- und Weiterbildung, die allen Kindern, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit gleichermaßen offen steht, eines der Hauptziele. Die Kosteneffizienz der Bildungsprozesse ist ein weiterer Aspekt in der Entwicklung des Bildungssystems. Lebenslanges Lernen befindet sich, gemäß den europäischen Prioritäten, in der Entwicklungsphase. Die Strategie für Lebenslanges Lernen 2008-2013 wurde angenommen. So wurden sowohl die Bedingungen für die Diversifizierung von Spezialisierungen in der Aus- und Weiterbildung geschaffen, als auch Kompatibilität des Bildungsangebots mit den Bedürfnissen der NutzerInnen 3 Dies ist die nordwestliche Planungsregion in Bulgarien. Zum Zweck der regionalen Planung unterscheidet das Gesetz für Regionalplanung zwischen sechs Planungsregionen im Territorium der Republik Bulgarien. Nach dem Gesetz werden die Planungsregionen auf Basis der Bezirke gebildet, abhängig von geografischer Lage, wirtschaftlicher Entwicklung, Bevölkerung und Entwicklungsperspektiven. Die Planungsregionen sind keine Verwaltungs- oder Gebietseinheiten gemäß dem Gesetz über die Verwaltungs- und Raumordnung Bulgariens. In Bulgarien sind Verwaltungs- und Gebietseinheiten Bezirke und Gebietskörperschaften, die über ein bestimmtes Gebiet, Grenzen, Bevölkerung und ein Verwaltungszentrum verfügen. Planungsregionen verfügen jedoch nur über eine Bezeichnung und ein Gebiet. Die Planungsregionen sind als Einheiten der NUTS-II- Klassifikation eine wichtige Ebene für Planung, Programmierung und Überwachung in Übereinstimmung mit dem ersten Ziel der EU-Strukturfonds. Quellen für die Analyse von Severozapaden (nordwestliche Planungsregion): - National system overviews on education systems in Europe and ongoing reforms, Bulgaria 2010 Edition (Information zur Verfügung gestellt durch die Bulgarian Eurydice Unit, www.eurydice.org , im November 2010). - Structures of Education, Vocational training and Adult Education Systems in Europe, Bulgaria 2009/2010 (Eurydice-Experten des Ministeriums für Bildung, Jugend und Wissenschaft). - The Education system in Bulgaria (Eurybase – Bulgarien (2006/2007). 14 hergestellt. Jenen, die eine Weiterführung ihrer Ausbildung anstreben, stehen eine Vielzahl an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Mechanismen für Berufsorientierung wurden auf den neuesten Stand gebracht. Im untersuchten Zeitraum lässt sich ein konstanter Rückgang der Bevölkerungszahl in der Region beobachten. Der anhaltende Trend sinkender Geburtenraten, negativen natürlichen Wachstums und erhöhter Abwanderung der Bevölkerung der Region hat negative Auswirkungen auf den Bildungssektor, die Qualität des Humankapitals und das Qualifikationsniveau der erwerbstätigen Bevölkerung. In vielen Fällen hat dies eine Verringerung der Anzahl der Kinder im Bildungssystem zur Folge, was zu weniger Kindergartengruppen und Klassen in Grundschulen und weiterführenden Schulen und zum Rückgang der Beschäftigungsrate der Lehrenden führt. Ende 2009 betrug die Anzahl der Bildungseinrichtungen in der nordwestlichen Region 387. Der Anstieg von 261 Schulen im Jahr 2004 auf 387 ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Bezirke Pleven und Lovech zur Region Nordwest hinzukamen. Im Vergleich nimmt die Region den vierten Patz hinter der südwestlichen Region, der südlichen Zentralregion und der südöstlichen Region ein; dies zeigt beträchtliches Potential für die Ausbildung von gut ausgebildeten und qualifizierten ArbeitnehmerInnen, ohne jedoch positive Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu haben, da sich die regionale Wirtschaft und der nicht ausreichend flexible Arbeitsmarkt nur langsam entwickeln. Es gibt 298 allgemein bildende Schulen, 15 Special Schools, 68 Berufsschulen und eine Universität. Im Zeitraum 2007-2008 sank die Anzahl der allgemein bildenden Schulen in der nordwestlichen Region aufgrund der Optimierung des Schulnetzwerks um 67. Ungünstig ist die Lage, was die Verfügbarkeit einer ausreichenden Anzahl an Universitäten und gleichwertigen Institutionen betrifft, da es nur eine solche Institution gibt. Die ausreichende Verfügbarkeit dieser würde dafür sorgen, dass junge und gebildete Menschen von der Region angezogen und in ihr bleiben würden, und die Qualifikationen der Arbeitskräfte verbessern. Die Anzahl der Studierenden in Colleges und Universitäten (und ihren Zweigstellen) lag im Studienjahr 2008/2009 bei 2.137. Diese Bildungseinrichtungen befinden sich nur in drei Bezirken der Region – Pleven, Vratsa und Lovech. Die Anzahl dieser Einrichtungen ist zu gering, wodurch der negative Trend im Bildungssystem der Region verstärkt wird. Junge Menschen wandern ab, um eine bessere Ausbildung in einer der größeren Städte des Landes zu machen, und lassen sich später dort nieder. Politiken und Maßnahmen mit positiven Auswirkungen Das letzte Jahrzehnt war durch eine wahre Welle von Innovationen gekennzeichnet, die auf nationalen Errungenschaften und den Erfahrungen entwickelter Länder in den Bereichen Bildungsmanagement und Inhalt, Technologien und Organisation der schulischen Ausbildung basierten. So wurde die Qualität des Bildungsangebots erhöht. Die Gesetzesänderungen im nationalen Bildungsrecht, die Annahme und Umsetzung des nationalen Programms für Schulbildung, Vorschulbildung und Vorbereitung für den Zeitraum 2006-2015 haben sich ebenfalls positiv ausgewirkt. Zusätzlich zur Optimierung des Schulnetzwerks wurden folgende weitere Maßnahmen getroffen: Die Einschulung und der Verbleib aller Kinder in der Schule wird regelmäßig und streng kontrolliert, und es werden Bemühungen auf allen Verwaltungsebenen des Bildungssystems unternommen; Steigerung der Qualität des Lehrpersonals im Bildungssystem und erhöhte Teilnahme der Schulen an europäischen Projekten; aktive Bemühungen der lokalen Arbeitsämter, die verschiedene Möglichkeiten der Qualifizierung und Vorqualifizierung für Menschen durch lebenslanges Lernens anbieten; Gemeindezentren sind eine andere Art Institutionen, die Maßnahmen setzen, um das Bildungsniveau und die Fachkompetenzen der Bevölkerung durch verschiedene Formen des lebenslangen Lernens erhöhen. Politiken und Maßnahmen, die in naher Zukunft positive Auswirkungen haben werden Oben genannte Maßnahmen werden weiterhin für positive Entwicklung sorgen, sowie auch folgende Maßnahmen: • Der Prozess der Ritualisierung des Schullebens war und bleibt eine sehr wirksame Maßnahme. Er involviert die Einführung eines Systems bestehend aus Symbolen und Ritualen, die in den SchülerInnen ein Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Schule wecken, und steigert so ihre Motivation, aktiv an verschiedenen Aspekten des schulischen und außerschulischen Lebens teilzunehmen; • Verhinderung von Schulabbruch; • Erhöhung der Alphabetisierungsrate; • Verbesserung der Rahmenbedingungen für Zugang zu und Teilnahme an internationalen Bildungsprogrammen und Verbesserung der Mobilität; • Effektive Beteiligung Bulgariens am Prozess der EU-Entscheidungen in den Bereichen Ausbildung, Weiterbildung und Anrechnung beruflicher Qualifikationen. 15 Diese Ansätze können durch folgende Maßnahmen auf regionaler Ebene verbessert werden. • Entwicklung von integrativer Bildung für Kinder und SchülerInnen mit sonderpädagogischen Bedürfnissen durch die Einrichtung von räumlich und bildungstechnisch barrierefreien Schulumgebungen, die auf ihre besonderen Bedürfnisse eingehen. • Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für Kinder und SchülerInnen, deren Muttersprache nicht Bulgarisch ist (Angehörige ethnischer Minderheiten, MigrantInnen und AusreißerInnen). • Unterstützung der Entfaltung und Entwicklung talentierter Kinder und SchülerInnen. • Einbindung des Wirtschaftssektors, um Lehrstellen und Berufserfahrung für SchülerInnen zu gewährleisten. SYDDANMARK 4 Abweichungen bedingende Kontextfaktoren Die Tatsache, dass sich die SchülerInnenzahl im Zeitraum 2007 bis 2008 mehr als verdoppelt hat, ist darauf zurückzuführen, dass die Daten aus dem Jahr 2008 die ersten, regional erfassten Daten darstellen. Die Region Süddänemark entstand durch die Strukturreform in Dänemark im Jahr 2007, im Rahmen welcher 273 Gebietskörperschaften auf 98 zusammengelegt, und 14 Bezirke zu fünf Regionen zusammengefasst wurden. Politiken und Maßnahmen mit positiven Auswirkungen Die Umsetzung der Jugend-Beratungs-Netzwerke (UU – Ungdommens Uddannelsesvejledning ) stellt eine positive Ergänzung zum Beratungssystem dar, die sicherstellt, dass sich alle SchülerInnen bei Verlassen der Grundschule entweder für eine berufliche Ausbildung (VET) oder eine andere Form der höheren Sekundarbildung angemeldet haben. Politiken und Maßnahmen, die in naher Zukunft positive Auswirkungen haben werden Die Tatsache, dass die Arbeitslosenrate höher ist als vor zwei Jahren, wird sich positiv auf die Zahl der BewohnerInnen auswirken, die Angebote des allgemeinen und/oder lebenslangen Lernens nutzen. Die weitere Verbesserung des UU-Systems und die Zusammenarbeit zwischen UU und den Schulen werden auch in der Zukunft positive Auswirkungen haben. Die süddänische Bildungsvereinbarung ( Agreement of Education ) ist darauf ausgerichtet, die Zusammenarbeit zwischen den PartnerInnen im Bildungssystem zu verbessern, was sich wiederum positiv auf die Schula