© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Bibliothek im Kontext Band 1 Herausgegeben von Stefan Alker-Windbichler, Murray G. Hall und Markus Stumpf Wissenschaftlicher Beirat: Andreas Brandtner, Ursula Georgy, Hans-Christoph Hobohm, Frank M ö bus (†), Rudolf Mumenthaler, Oliver Rathkolb, Ulrich Johannes Schneider, Konrad Umlauf Die B ä nde dieser Reihe sind peer-reviewed. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Markus Stumpf / Herbert Posch / Oliver Rathkolb (Hg.) Guido Adlers Erbe Restitution und Erinnerung an der Universit ä t Wien Mit 69 Abbildungen V & R unipress Vienna University Press Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet þ ber http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISSN 2366-0244 ISBN 978-3-7370-0721-4 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erh Ð ltlich unter: www.v-r.de Ver ç ffentlichungen der Vienna University Press erscheinen im Verlag V & R unipress GmbH. Gedruckt mit freundlicher Unterst þ tzung der Universit Ð tsbibliothek Wien, der Historisch- Kulturwissenschaftlichen Fakult Ð t der Universit Ð t Wien und der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7). 2017, V & R unipress GmbH, Robert-Bosch-Breite 6, D-37079 G ç ttingen / www.v-r.de Dieses Werk ist als Open-Access-Publikation im Sinne der Creative-Commons-Lizenz BY-NC-ND International 4.0 („Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen“) unter dem DOI 10.14220/9783737007214 abzurufen. Um eine Kopie dieser Lizenz zu sehen, besuchen Sie http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/. Jede Verwertung in anderen als den durch diese Lizenz zugelassenen F Ð llen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Titelbild: Hannah Alker-Windbichler Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Inhalt Heinz W. Engl Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Markus Stumpf / Herbert Posch / Oliver Rathkolb Zu diesem Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Barbara Boisits Ein diligens pater familias der Musikwissenschaft? Zur Pers ö nlichkeit Guido Adlers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Fritz Tr ü mpi Der „Musikstadt Wien“-Topos als Instrument der nationalsozialistischen Herrschaftssicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Clemens Zoidl Die Geschichte des Instituts f ü r Musikwissenschaft an der Universit ä t Wien nach Guido Adler. Forschung – Ergebnisse – Aufgaben . . . . . . . 45 Wolfgang Fuhrmann Werkzeug des Gelehrten: Was k ö nnen wir ü ber Guido Adlers Bibliothek als wissenschaftsgeschichtliches Dokument wissen? . . . . . . . . . . . . 65 Markus Stumpf Raub und R ü ckgabe der Bibliothek und des Nachlasses Guido Adlers – Anmerkungen und Aktualisierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Philip V. Bohlman / Bruno Nettl Adler in America – A Conversation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Dokumentation Ulrike Denk / Thomas Maisel Kommentierte Liste der 2012/13 restituierten Archivalien Guido Adlers aus dem Bestand des Archivs der Universit ä t Wien . . . . . . . . . . . . 229 Markus Stumpf Kommentierte Liste der 2012/13 restituierten B ü cher Guido Adlers aus dem Bestand der Universit ä tsbibliothek Wien . . . . . . . . . . . . . . . 257 Monika Schreiber Die mit Guido Adler assoziierten Tasteninstrumente in der Instrumentensammlung des Instituts f ü r Musikwissenschaft der Universit ä t Wien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 Kurzbiographien der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . 313 Inhalt 6 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Geleitwort des Rektors der Universität Wien In Ö sterreich besch ä ftigte sich die Geschichtswissenschaft erst sehr sp ä t mit dem Themenbereich Wissenschaft und Nationalsozialismus. Erste Projekte wie jenes zur „Vertriebenen Vernunft“ von Friedrich Stadler um 1985 thematisierten die antisemitische und rassistische nationalsozialistische Verfolgungs- und Vernichtungspolitik die auch viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende der Universit ä t Wien traf, vor allem jene j ü discher Herkunft. Lehrveranstaltungen wie jene Ringvorlesung von Gernot Heiss, Edith Saurer, Siegfried Mattl und Karl Stuhlpfarrer 1987/88, zur „Universit ä t Wien im Na- tionalsozialismus“ und die daraus entstehende Publikation trugen dazu bei, das Wissen und Bewusstsein ü ber Ursachen und Folgen der NS-Politik im univer- sit ä ren Bereich zu sch ä rfen und zu vertiefen. Seit den sp ä ten 1990er Jahren unterst ü tzen die Rektorate aktiv Projekte zur wissenschaftsspezifischen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit wie folgende Beispiele dokumentieren: – 1997/98 Senatsprojekt der Universit ä t Wien „Untersuchungen zur anato- mischen Wissenschaft in Wien 1938–1945“ („Pernkopfatlas“). – 2001 Symposion „ Hochschulen und Wissenschaften im Nationalsozialismus und danach – , Konstruierte Kontinuit ä ten? ‘“ an der Universit ä t Wien mit den Nobelpreistr ä gern Eric Kandel und Walter Kohn. – 2004 Ignaz-Lieben-Projekt – Wiedereinf ü hrung des Ignaz-Lieben-Preises, Symposion „ M ä zenatentum und naturwissenschaftliche Forschung in Ö ster- reich “, Ausstellungen zu Preistr ä gerInnen und der Familiengeschichte der Liebens. – 2005 DENK-MAL Marpe Lanfesh am Uni-Campus AAKH, Kontextualisierung und k ü nstlerische Umgestaltung des ehem. J ü dischen Bethauses des AKH, dessen Inneres 1938 zerst ö rt wurde und sp ä ter als Stromtransformator ge- nutzt wurde. – 2006 Gr ü ndung des „ Forums Zeitgeschichte der Universit ä t Wien “. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 – 2006 „ Kontroverse Siegfriedskopf “ – Umgestaltung, Transferierung und Re- kontextualisierung (screen) des ehemaligen Kriegerdenkmals in der Aula des Hauptgeb ä udes. – 2009 „Gedenkbuch f ü r die Opfer des Nationalsozialismus an der Universit ä t Wien 1938“. Das Original ist im DENK-MAL Marpe Lanfesh am Uni-Campus AAKH zug ä nglich, das online-Gedenkbuch http://gedenkbuch.univie.ac.at wird im Kontakt und Austausch mit Betroffenen bzw. deren Nachfahren sowie mit aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen als work in progress laufend ausgebaut. – 2012 Tagung und Publikation „ Der lange Schatten des Antisemitismus – Kri- tische Auseinandersetzungen mit der Geschichte der Universit ä t Wien im 19. und 20. Jahrhundert “ (11. Oktober 2012, Ehrengast Nobelpreistr ä ger Prof. Eric Kandel). – 2015 zahlreiche Aktivit ä ten im Rahmen des 650 Jahr Jubil ä ums wie etwa die Wander-Ausstellung „ Bedrohte Intelligenz – von der Polarisierung und Ein- sch ü chterung bis zur nationalsozialistischen Vertreibung und Vernichtung “, ausf ü hrliche Thematisierung in der mehrb ä ndigen Festschrift „ 650 Jahre Universit ä t Wien – Aufbruch ins neue Jahrhundert “, Integrierung der NS- Geschichte in die zentrale neue „ Web-Geschichtsdarstellung der Universit ä t j http://geschichte.univie.ac.at “ im Internet und eine Web-App zur zeithisto- rischen Kontextualisierung der Denkm ä ler am Uni-Campus AAKH ( Web-App „Achse der Erinnerung“ j www.univie.ac.at/achse ). – 2017 aktuell die k ü nstlerische Intervention und Rekontextualisierung der NS- Rektoren auf den Rektorenfasten in der Aula des Hauptgeb ä udes. Mit dieser exemplarischen Auswahl an Projekten – es gibt zahlreiche dar ü ber hinaus – stellt sich die Universit ä t aktiv ihrer Geschichte und Verantwortung und tritt aktiv gegen Rassismus, Antisemitismus und Faschismus auf. Kritische Fragen an die eigene Geschichte sind in diesem Zusammenhang ein wichtiger Aspekt. Auch die Universit ä tsbibliothek Wien leistet mit der NS-Provenienzfor- schung einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der institutionellen Geschichte und stellte sich als erste Universit ä tsbibliothek Ö sterreichs aktiv der Aufarbei- tung ihrer Geschichte w ä hrend der NS-Zeit und der kritischen Auseinander- setzung mit den eigenen Best ä nden. Der Arbeitsbereich NS-Provenienzfor- schung an der UB Wien (http://bibliothek.univie.ac.at/provenienzforschung. html) ist ein Teil der vielf ä ltigen Forschungs- und Gedenkprojekte und leistet seit 2004 einen aktiven Beitrag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalso- zialismus und zur Erforschung der NS-Zeit sowie des Umgangs damit in der Nachkriegszeit an der Universit ä t Wien. Heinz W. Engl 8 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 – 2005 Forschungsprojekt „B ü cherraub und Bestandsaufbau in der NS-Zeit am Beispiel der Universit ä tsbibliothek Wien als Instrument der Wissenschafts- steuerung“. – 2008 veranstaltete die Universit ä tsbibliothek Wien gemeinsam mit der Wien- bibliothek im Rathaus die Tagung „ Bibliotheken in der NS-Zeit “ zum Thema B ü cherraub. 20 Vortragende aus f ü nf Nationen berichteten von ihren Erfah- rungen. Mit dem Symposium „ Guido Adlers Erbe “ wurde 2013 die NS-Geschichtsauf- arbeitung um eine wichtige Facette reicher ; ich gratuliere allen Beteiligten der Universit ä tsbibliothek, des Instituts f ü r Zeitgeschichte, des Forums Zeitge- schichte der Universit ä t Wien, des Instituts f ü r Musikwissenschaft und der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakult ä t f ü r die konsequente inhaltliche Vorarbeit und Aufarbeitung. Allen Autorinnen und Autoren sowie den Herausgebern sei an dieser Stelle f ü r ihren Beitrag zu diesem Publikationsprojekt herzlich gedankt. Wien, im Februar 2017 Heinz W. Engl Rektor der Universit ä t Wien Geleitwort 9 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Zu diesem Buch Guido Adler ist aus der Sicht eines Kulturhistorikers sicherlich der bedeutendste Musikwissenschaftler der Universit ä t Wien, der sowohl den akademischen Diskurs bis 1938, bis zum „Anschluss“ Ö sterreichs, als auch die gesellschaftliche und praxisorientierte Debatte um das Musikleben in Wien h ö chst nachhaltig und tiefgreifend mit beeinflusst und teilweise auch gestaltet hat. Dies doku- mentieren die Ü berreste seiner Bibliothek, jene insgesamt 74 Titel in 67 Druckschriftenb ä nden und ein Nachlassfragment, die 2012/2013 an die Erben restituiert wurden und auch der Anlass f ü r das Symposion „Guido Adlers Erbe. Restitution und Erinnerung an der Universit ä t Wien“ am 14. Mai 2013 und diese erweiterte Konferenzpublikation gewesen sind. Sowohl die Tagung als auch der vorliegende Band sind gute Beispiele f ü r eine interdisziplin ä re wissenschafts- historische Zusammenarbeit von wissenschaftlichen BibliothekarInnen, Zeit- historikerInnen und MusikwissenschaftlerInnen. Markus Stumpf beschreibt die Beraubung und die R ü ckgabe der Bibliothek und des schriftlichen Nachlasses Guido Adlers und hat den restituierten Bestand unter anderem bez ü glich der Widmungen in seinem Beitrag genau ausgewertet und dokumentiert damit auch Teile von Guido Adlers internationalem Kommu- nikationsnetzwerk. Es geh ö rt zu den komplexen kulturellen Entwicklungen der turbulenten Globalisierung vor 1914, dass dazu u. a. der Vordenker des natio- nalsozialistischen Rassismus und Antisemitismus geh ö rte, Houston Stewart Chamberlain. Wolfgang Fuhrmann vertieft diese Analyse der inner- und intradisziplin ä ren Verbindungen Adlers am Beispiel der gesamten Privatbibliothek, die auch einen Spiegel der Entwicklung des Faches darstellt. Ulrike Denk und Thomas Maisel kommentieren in ihrem Beitrag die restituierten Archivalien Guido Adlers und komplettieren damit den Blick auf sein Schaffen. Monika Schreiber erg ä nzt diese Betrachtungen mit einer Provenienzanalyse der Tasteninstrumente Adlers in der Sammlung des Instituts f ü r Musikwissenschaft der Universit ä t Wien (wobei diese nicht von Restitutionsanspr ü chen betroffen waren). Barbara Boisits taucht in die Pers ö nlichkeit Guido Adlers ein, der, gepr ä gt Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 vom immer st ä rker werdenden Nationalit ä tenkonflikt in der Habsburgermon- archie, versuchte, die jeweilige „National-Musik“ in eine Br ü ckenfunktion ein- zupassen. Dies zeigte sich beispielsweise bei dem Versuch, tschechische Musik als „b ö hmische“, d. h. Habsburg loyale Musik, gleichwertig mit deutscher/ ö sterreichischer Klassik auf der Internationalen Ausstellung f ü r Musik- und Theaterwesen in Wien 1892 zu pr ä sentieren. Gleichzeitig institutionalisierte er die universit ä re Musikwissenschaft durch die Etablierung und Erweiterung des musikwissenschaftlichen Instituts der Universit ä t Wien seit 1898. Er pr ä gte die Disziplin viele Jahrzehnte durch umfassende Publikationen wie die Denkm ä ler der Tonkunst in Ö sterreich und das Handbuch der Musikgeschichte. Dabei wird aber nicht ü bersehen, dass er gegen ü ber der „zeitgen ö ssischen Musik“ durchaus negativ-kritisch auftreten konnte. Clemens Zoidl zeigt Adlers schwindenden Einfluss auf die Musikwissen- schaft, der sich bereits 1927 in der Bestellung seines Nachfolgers Robert Lach manifestierte. Mit ihm setzte nicht nur die auch antisemitisch begr ü ndete Ver- dr ä ngung der stilkritischen Schule Adlers ein, die nach der nationalsozialisti- schen Machtergreifung 1938 endg ü ltig in der Verfolgung Guido Adlers und aller Menschen j ü discher Herkunft endete. Fritz Tr ü mpi rekonstruiert anhand neu- ester Forschung die nationalsozialistische Musikpolitik in Wien nach 1938, die die „neue“ Folie f ü r die Musikwissenschaft darstellte. Damit wurden zugleich wissenschaftstheoretische Zug ä nge als „j ü disch“ denunziert und ausgegrenzt – eine Tendenz, die Lachs Nachfolger, der 37-j ä hrige NSDAP-Proteg 8 Erich Schenk, fortsetzte und viele Jahrzehnte nach 1945 weiter verfolgte. W ä hrend Adlers Tod am 15. Februar 1941 von der NS-Presse ver- schwiegen wurde, gab es international durchaus eine entsprechende W ü rdigung. So wird in einem umfassenden Gespr ä ch Philipp V. Bohlmans mit Bruno Nettl von der University of Illinois at Urbana-Champaign die wichtige Rezeption der Werke und Methoden Guido Adlers in den USA thematisiert. Ziel dieses Bandes ist es, die durch den Nationalsozialismus, aber auch den Antisemitismus vor 1938 gebrochene Erinnerung und Rezeption von Guido Adler als bedeutendstem Musikwissenschaftler wieder in die aktuelle Diskus- sion zu holen und seine Rolle in der Entwicklung der europ ä ischen und US- Amerikanischen Musikwissenschaft zu analysieren. In diesem Sinne ist die Geschichte des Raubes und der sehr sp ä ten Restitution von Teilen der Privat- bibliothek Adlers an die Erben ein Versuch, ein St ü ck kritischer Wissen- schaftsgeschichte des Faches neu zu entwickeln. Guido Adler war aber an der Universit ä t Wien immer ein Au ß enseiter, obwohl er sehr eng mit dem ö ffentlichen Leben und vor allem dem Musikbetrieb im Konzert- und Opernleben Wiens verbunden war und dort hoch gesch ä tzt wurde. Ü ber die Fachgrenzen hinweg pflegte er vor allem mit Naturwissenschaftlern Markus Stumpf / Herbert Posch / Oliver Rathkolb 12 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 wie Ludwig Boltzmann, Julius von Hann, Richard Wettstein von Westersheim und Berthold Hatschek enge Kontakte, wie Boisits in ihrem Beitrag feststellt. Adler selbst erkannte bereits lange vor 1938 den aggressiven deutschnatio- nalen und antisemitischen Grundton unter den Professoren an der Universit ä t Wien, den er durchaus zu Recht als „zerst ö rend und vernichtend“ interpretierte. Mit diesem akademischen Milieu wollte Guido Adler nichts zu tun haben – zu sehr unterschied er sich von ihm durch seine liberale und weltoffene Grund- einstellung. Wien, im Februar 2017 Markus Stumpf, Herbert Posch, Oliver Rathkolb Zu diesem Buch 13 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Barbara Boisits Ein diligens pater familias der Musikwissenschaft? Zur Persönlichkeit Guido Adlers Zusammenfassung Guido Adler fiel in der Entwicklung der Musikwissenschaft als universit ä rer Disziplin gleich mehrfach die Rolle des Pioniers zu: institutionell durch Gr ü n- dung (1898) und Aufbau des Wiener musikwissenschaftlichen Instituts, me- thodisch durch die Entwicklung einer Stilkritik, publizistisch durch Gro ß un- ternehmungen wie die Denkm ä ler der Tonkunst in Ö sterreich oder das Hand- buch der Musikgeschichte. Sein Wirkungskreis war auch au ß erhalb des akademischen Milieus enorm: Ä hnlich wie sein Vorg ä nger Eduard Hanslick galt er als Autorit ä t des Musiklebens, der auch den Zeigefinger erhob, wenn Ent- wicklungen (etwa der zeitgen ö ssischen Musik) nicht seinen Vorstellungen ent- sprachen. In seinem Weltbild stark von der habsburgischen Gesamtstaatsideo- logie und idealisierten Vorstellungen einer V ö lkerverst ä ndigung gepr ä gt, deren Auswirkungen er auch in der Musik nachzuweisen suchte (vorrangig in der von ihm so genannten „Wiener klassischen Schule“), musste er erleben, wie durch seinen ihm politisch, menschlich wie fachlich so fremden Nachfolger Robert Lach eine zunehmende Marginalisierung seiner Person und seiner Leistungen einsetzte und die Fortsetzung seiner Arbeit durch seine Sch ü ler behindert wurde. Schlagw ö rter Guido Adler – Autobiographie – Musikwissenschaft – Stilkritik A diligens pater familias of Musicology? On Guido Adler Abstract In the course of the development of musicology as an academic discipline, Guido Adler played a pioneering role on multiple occasions: on an institutional level by founding (1898) and organizing the Viennese Institute of Musicology, on a methodological level by devising his style criticism, on the level of scientific Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 publication by establishing major projects like Denkm ä ler der Tonkunst in Ö s- terreich (Monuments of Musical Art in Austria) or Handbuch der Musikge- schichte (Handbook of Music History). Apart from academic endeavours, the scope of his impact was equally extensive: In similar fashion to his predecessor Eduard Hanslick, Adler was regarded as a musical authority, who was not afraid to raise a warning finger if certain developments – for example the development of contemporary music – did no longer conform to his own ideals. Adler’s worldview was heavily influenced by Habsburg ideology, aimed at a nation state that was primarily sustained by the idealistic concept of ethnic understanding, the effect of which he also tried to detect in music (first and foremost in what he called the „Viennese Classical School“). Nonetheless, he had to witness how his scientific contributions and personal achievements were increasingly margi- nalized by his successor Robert Lach – who held strikingly different views concerning politics, science, and morality – and who actively obstructed Adler’s legacy by putting obstacles in the way of Adler’s students. Keywords Guido Adler – autobiography – musicology – style criticism An den Beginn seiner Autobiographie Wollen und Wirken – sie erschien 1935 in seinem 80. Lebensjahr – setzte Guido Adler ein Selbstbekenntnis, das er „Meine Religion“ nannte und in dem er sich als loyaler Staatsb ü rger, als tolerant in konfessionellen Angelegenheiten, als aufkl ä rerischer Menschenfreund, F ö rderer von Kunst und Wissenschaft sowie als umsichtiges Familienoberhaupt („dili- gens pater familias“) zu erkennen gibt. Meine Religion besteht in der Ehrfurcht vor Gott, der Achtung jeder Konfession, sofern sie moralischen Gesetzen, ethischen Normen entspricht, in der N ä chstenliebe, in der Liebe zur Natur, in der Sch ä tzung jeder Nation, in der Hingabe an die Nation, der ich nach Geburt und Kultur angeh ö re, an das Vaterland, die Heimat, ferner in der Verur- teilung jeder nationalen Selbst ü berhebung, in der Hochsch ä tzung jedweder Arbeit im Dienste der Menschheit, sowie von Kunst und Wissenschaft. In der Zur ü ckweisung des Egoismus jedweder Art, in dem Bestreben nach Selbsterhaltung mit besonderem Hinblick auf die Gesundheit, ferner im Ertragen der Ü bel und Widrigkeiten des t ä g- lichen Lebens, in Pflege des Familiensinnes, besonders mit R ü cksicht auf die Ver- pflichtungen als diligens pater familias, in Befolgung der gesunden staatlichen Vor- schriften und Erf ü llung ihrer Erfordernisse, in Hingabe an Freundschaft, in m ö g- lichster Nachsicht gegen ü ber Feindseligkeiten und Feindschaften, mit der Hoffnung auf Nachsicht gegen ü ber meinen Schw ä chen, ferner in dem Streben nach Wahrheit in Leben und Wissenschaft, in Vermeidung jedweden Aberglaubens, in treuer Erf ü llung aller reellen Pflichten – dies alles zur St ä rkung und Hebung der Lebensfreude und Barbara Boisits 16 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Heiterkeit. Endlich Furchtlosigkeit vor dem Tode, Mut und Kraft in allen Lebenslagen, Charakterst ä rke und Weichheit. 1 Das Bild eines verantwortungsvollen, erf ü llten und doch zugleich entbeh- rungsreichen Gelehrten- und Familienlebens, das Adler hier ausbreitet, ü ber- rascht wenig. Vieles von dieser retrospektiven Selbstsicht wird erh ä rtet, wenn man Briefe, Erinnerungen und andere auf die Person Adlers bezogene Zeugnisse damit vergleicht. Es kann aber auch nicht ü berraschen, dass das, was Adler im R ü ckblick am Lebensabend als einheitlichen Charakterzug pr ä sentiert, ein durchaus bunteres Bild ergibt, wenn man fr ü here Quellen dagegenh ä lt, die etwa auch einen selbstbewusst k ä mpferischen jungen Adler zeigen, der bei der Wahl seiner (in erster Linie verbalen) Mittel nicht zimperlich war, wenn es darum ging, seine Ü berzeugungen und Interessen durchzusetzen. „Ich bin heute noch stolz, sudetendeutscher Abkunft zu sein“, 2 bekennt an seinem Lebensabend der im Jahre 1855 im m ä hrischen Eibenschitz (Ivanc ˇice) geborene Guido Adler, Sohn des einfachen Landarztes Joachim Adler (1807/08 –1856) und der einer Kaufmannsfamilie entstammenden Franziska Adler (1817–1885), geborenen Eisenschitz. Nach dem baldigen Tod des Vaters ü ber- siedelte die Familie in die gr öß ere Stadt Iglau (Jihlava), 1864 schlie ß lich nach Wien, wo Guido Adler das Akademische Gymnasium besuchte sowie ab 1868 auch das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, an dem er bis 1874 Klavier im Hauptfach studierte und u. a. Kontrapunktunterricht bei Anton Bruckner (1824–1896) hatte. 1873 begann er ohne gro ß e Neigung – er wollte eigentlich Arzt werden wie sein Vater – ein Jusstudium, das er 1878 abschloss. Parallel dazu besch ä ftigte er sich autodidaktisch mit Musikgeschichte, in- dem er die Arbeiten von Musikforschern wie Otto Jahn (1813–1869), Friedrich Chrysander (1826–1901), Philipp Spitta (1841–1894) oder August Wilhelm Ambros (1816–1876) las, letzterer im Ü brigen wie so manch anderer ö sterrei- chischer Musikforscher des 19. Jahrhunderts (Raphael Georg Kiesewetter, 1773– 1850; Eduard Hanslick, 1825–1904) von der Ausbildung her ebenfalls Jurist. Adler, der es nach dem Jusstudium nur ganze drei Monate am Handelsgericht aushielt und sich im Anschluss daran ausschlie ß lich dem Studium der Musikgeschichte zuwandte, hielt dieser Phase doch zu Gute, dass seine „Ausdrucksweise [...] durch die juristische Begriffsbestimmung gekl ä rt“ worden sei. 3 Tats ä chlich zeugen in den kommenden Jahren nicht nur zahlreiche Memoranden, Eingaben, Entw ü rfe 1 Adler datiert dieses Selbstbekenntnis mit 20. August 1928. Guido Adler : Wollen und Wirken. Aus dem Leben eines Musikhistorikers. Wien, Leipzig: Universal-Edition 1935, S. 1. Der kursiv gesetzte Beginn des Zitats ist im Original gesperrt. 2 Ebd., S. 2. 3 Ebd., S. 9. Konkret f ü hrt er den ersten Band von Joseph Ungers System des ö sterreichischen allgemeinen Privatrechts (Leipzig: Breitkopf und H ä rtel 1856) an. Zur Persönlichkeit Guido Adlers 17 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 f ü r Statuten u. ä . von seiner juridischen Ausbildung, auch in pers ö nlichen Nach- richten wie Briefen tritt der Jurist des Ö fteren klar zutage. Das zeigt nicht zuletzt auch die Selbstcharakterisierung in seiner Autobiographie als „diligens pater fa- milias“, eine Formulierung, die ihren Ursprung im r ö mischen Recht hat. Eine Frucht der Konservatoriumszeit war und blieb eine gro ß e Wagnerbe- geisterung. 1872 durfte er – gemeinsam mit den sp ä teren Dirigenten Artur Nikisch (1855–1922) und Felix Mottl (1856–1911) – Richard Wagner (1813–1883), dem neu ernannten Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musik- freunde, einen Ehrenpokal der Sch ü ler des Konservatoriums ü berreichen. Ge- meinsam mit Mottl war er auch im folgenden Jahr an der Gr ü ndung des Wiener Akademischen Wagner-Vereins beteiligt. Im Wintersemester 1875/76 hielt er zur Vorbereitung auf die ersten Bayreuther Ring -Gesamtauff ü hrungen Einf ü h- rungsvortr ä ge an der Wiener Universit ä t und wurde vom Verein mit einer Freikarte f ü r einen Besuch Bayreuths belohnt. In seiner Autobiographie be- schreibt er, wie er nach der R ü ckkehr von einer Auff ü hrung der Walk ü re in seinem Quartier vor Verz ü ckung bewusstlos umfiel. 4 Solche Schilderungen von enthusiastischen Wagner-J ü ngern sind um diese Zeit keine Seltenheit. Was Adler allerdings verschweigt, sind die weit ü ber die Begeisterung f ü r Wagners Musik hinausgehenden, damals im Kreise seiner Wiener Anh ä nger breit diskutierten Ansichten ü ber die k ü nftige Stellung der Kunst, insbesondere der Musik, in der Gesellschaft; 5 Ansichten, die durch die Lekt ü re Friedrich Nietzsches 6 (1844–1900) bekr ä ftigt wurden und die – speziell nach dem Wiener B ö rsenkrach von 1873 – eine Ablehnung der liberalen Werte der V ä tergeneration sowie eine stark wissenschaftskritische Haltung bei gleichzeitiger enormer Aufwertung der Kunst erkennen lassen, „denn nur als aesthetisches Ph ä nomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfertigt “. 7 In dieser Erkenntnis gipfelte Nietzsches Meta- physik der Kunst. 4 Adler: Wollen und Wirken (Anm. 1), S. 12. Ü ber seine Erlebnisse berichtete er in vier um- fangreichen Briefen. Siehe dazu Barbara Boisits: Briefe Guido Adlers ü ber den zweiten und dritten Bayreuther Ring -Zyklus 1876, in: wagnerspectrum 11/2 (2015), S. 149–177. 5 Am besten aufgearbeitet sind sie f ü r den sogenannten Pernerstorfer-Kreis um die sp ä teren sozialdemokratischen Politiker Engelbert Pernerstorfer (1850–1918) und Victor Adler (1852–1918) sowie den sp ä teren Bibliothekar des ö sterreichischen Reichsrates Siegfried Lipiner (1856–1911). Siehe William J. McGrath: Dionysian Art and Populist Politics in Austria. New Haven, London: Yale University Press 1974. F ü r die vergleichbare philosophische und weltanschauliche Haltung im Kreis um den Komponisten und Mahler-Freund Hans Rott (1858–1884) siehe Barbara Boisits: Der entfesselte Prometheus. Weltanschauung und Kunstauffassung im Freundeskreis von Hans Rott. In: „Die Sache, f ü r die mein Leben ein- steht“. Studien zu Leben und Werk des Wiener Komponisten Hans Rott. Hg. von Johannes Volker Schmidt. Hildesheim, Z ü rich, New York: Georg Olms 2014, S. 43–65. 6 Gemeint sind seine fr ü hen Werke wie die Geburt der Trag ö die aus dem Geist der Musik (1872) und die vier Unzeitgem ä ssen Betrachtungen (1873–1876). 7 Friedrich Nietzsche: Die Geburt der Trag ö die. In: S ä mtliche Werke. Kritische Studienausgabe Barbara Boisits 18 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0 © 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214 Es ist schwer vorstellbar, dass nicht auch Adler zun ä chst von solchen Vor- stellungen beeinflusst war. Bald folgte jedoch ein deutliches Bekenntnis zur Wissenschaft, sicherlich auch getragen von der schmerzlichen Einsicht, dass ihm „selbst ä ndige Schaffenskraft“ 8 zum Komponieren fehlte. Bei seinem zweiten Bayreuth-Besuch aus Anlass der Parsifal -Urauff ü hrung im Juli 1882 konterte der mittlerweile mit einer Arbeit 9 bei Hanslick promovierte und auch bereits ha- bilitierte 10 junge Musikwissenschaftler dem Bayreuther „Meister“ auf dessen s ü ffisante Bemerkung: „Adler, ich hab’ geh ö rt, Sie widmen sich der Wissen- schaft; was ist Wissenschaft? Der Arzt sagt mir einmal, ich soll in der Nacht die obern Fl ü gel der Fenster offen lassen, ein anderes Mal die unteren Fl ü gel, ein drittes Mal das ganze Fenster ...“ 11 schon recht selbstbewusst: Verehrtester Meister gestatten mir in Ehrerbietung die Bemerkung, da ß das wohl mit Wissenschaft nichts zu tun hat. Da ich nicht die nach meinen Anspr ü chen notwendige Begabung f ü r die produktive Kunst habe und die reproduzierende mich nicht befrie- digt und ausf ü llt, so greife ich zur Wissenschaft der Musik, besonders mit Hinblick auf die Aufdeckung der Geschichte und der Zug ä nglichmachung unverg ä nglicher Werke der Vergangenheit. Auch diese k ö nnen dem K ü nstler n ü tzen, geradeso wie Sie Ihre Stoffe den Ergebnissen der literarhistorischen Forschung entnommen haben. 12 Selbstbewusstsein kennzeichnet auch das erste musikwissenschaftliche Gro ß - projekt, das Adler in Angriff nahm: die Gr ü ndung der Vierteljahrsschrift f ü r Musikwissenschaft im Jahre 1884, f ü r die der mittlerweile 28-j ä hrige Privatdo- zent f ü r Geschichte und Ä sthetik an der Universit ä t Wien mit Chrysander und Spitta zwei bereits arrivierte Kollegen aus Deutschland gewinnen konnte. Mit gro ß er Hartn ä ckigkeit, Durchhalteverm ö gen und wiederum einer erstaunlichen Portion Selbstbewusstsein ging Adler die zahlreichen Probleme an, denen sich das Herausgebertrio vor allem bei der Auswahl geeigneter Beitr ä ge stellen musste. Immer wieder kam es vor allem mit Spitta zu Konflikten, bei denen Adler nicht gerade zimperlich im Tonfall war, bis Spitta schlie ß lich bemerkte: Ü berhaupt kann ich nicht umhin, Ihnen zu bemerken, da ß dieses das letzte Mal ist, da ß ich auf einen Brief von der Form Ihres vorliegenden reagire. Ich werde insk ü nftig jedes in 15 Einzelb ä nden. Hg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, Bd. 1, 2. durchgesehene Aufl. M ü nchen: Deutscher Taschenbuch Verlag; Berlin, New York: Walter de Gruyter 1988, S. 9–156, hier S. 47. 8 Adler : Wollen und Wirken (Anm. 1), S. 8. 9 Die historischen Grundclassen der christlich-abendl ä ndischen Musik. In: Allgemeine mu- sikalische Zeitung 15 (1880), Nr. 44, Sp. 689–693, Nr. 45, Sp. 705–709, Nr. 46, Sp. 721–726 und Nr. 47, Sp. 737–740. 10 Studie zur Geschichte der Harmonie. In: Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Bd. 98/3. Wien: Carl Gerold’s Sohn 1881, S. 781–830, XXXI S. Notenbeilagen. 11 Adler : Wollen und Wirken (Anm. 1), S. 15. 12 Ebd., S. 15f. Zur Persönlichkeit Guido Adlers 19 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0