Silvia Schroer Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient Band 4 IPIAO Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient Eine Religionsgeschichte in Bildern In vier Bänden Silvia Schroer Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient Eine Religionsgeschichte in Bildern Band 4 Die Eisenzeit bis zum Beginn der achämenidischen Herrschaft Unter Mitarbeit von Barbara Hufft Philipp Frei Florian Lippke Patrick Wyssmann Schwabe Verlag Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0) Satz/Layout: Julia und Alexander Müller-Clemm, Döttingen Grafik: Benny Mosimann, Atelier für Gestaltung, Bern Druck: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany ISBN Printausgabe 978-3-7965-3878-0 ISBN eBook (PDF) 978-3-7965-3879-7 Das eBook ist seitenidentisch mit der gedruckten Ausgabe und erlaubt Volltextsuche. Zudem sind Inhaltsverzeichnis und Überschriften verlinkt. rights@schwabe.ch www.schwabeverlag.ch Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Die Druckvorstufe dieser Publikation wurde vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung unterstützt. Titelbild = No 1197 mit freundlicher Erlaubnis des Israel Museum, Jerusalem 7 Vorwort Die Eisenzeit bis zum Beginn der achämenidischen Herrschaft (1250/1150-500a) 11 I. Datierung 11 II. Hauptorte 15 III.A Kulturgeschichtliche Erträge des archäologischen Befunds 1. Archäologische Spuren der politischen Geschichte Israels und Judas 2. Gräber und Bauwerke 3. Ikonographie und biblische Texte als Quellen zur Rekonstruktion der Religionsgeschichte 25 III.B Kulturgeschichtliche Horizonte 1. Ägypten ( verfasst von Barbara Hufft) 1.1 Das Ende des Neuen Reiches und die Dritte Zwischenzeit 1.2 Kuschiten- und Saitenzeit: Ägypten im überregionalen Machtkampf 1.3 Die letzten Dynastien: Ägypten und die Perser 1.4 Ägypten: Einige Bemerkungen zu Entwicklungen von Kunst und Kultur in der 1. Hälfte des 1. Jt.a 2. Der Vordere Orient und die Levante: Wandel und Neubeginn ( verfasst von Philipp Frei ) 2.1 Die Philister in ihrer neuen Heimat 2.2 Die späthethitischen Kleinkönigreiche Anatoliens und Nordsyriens 2.3 Das neuassyrische Großreich 2.4 Urartu – Königreich der Berge 2.5 Die phönizischen Stadtstaaten und ihr Fernhandel 2.6 Zypern – Schmelztiegel der Kulturen 2.7 Griechenland und der Orient 2.8 Ammon, Moab und Edom 2.9 Die altsüdarabischen Reiche 2.10 Babylonien 2.11 Auf dem Weg zur Großmacht: das frühe Achämenidenreich 60 IV.A Themen der Bildkunst der Eisenzeit I-IIA (1250/1200-840a) 1. Unter ägyptischen Herrschern und Göttern: Nachhall der Spätbronzezeit und neue Akzente 1.1 Schlange, Löwe und Sphinx als königliche Bezwinger und Wächter 1.2 Der Bogenschütze als königlicher Jäger und Krieger 1.3 Das Niederschlagen der Feinde 1.4 Die Verehrung des Königs 1.5 Amun und Amun-Re 1.6 Re-Harachte, Horus und Seth 1.7-1.8 Maat, Thot, Ptah, Sachmet und Bastet 1.9 Anat und Astarte in ägyptischer Couleur 1.10 Bes und Patäke 1.11 Hathor und die schönen Dinge 1.12 Osiris, Isis und Horus 1.13-1.15 Neues Leben 2. Autochthone Traditionen 2.1 Die nackte Göttin 2.2 Mutter und Kind 2.3 Frauen mit Handtrommel 2.4 Frauen an Tempelmodellen und Tonständern 2.5-2.6 Göttin, Schlange, Taube und Granatapfel 2.7-2.8 Mykenisches Erbe – Göttinnen, Klagefrauen, MusikantInnen 2.9 Capriden und Skorpione 2.10 Zweige und Baumkult 2.11 Der Herr der Tiere 2.12 Reschef und Baal-Seth 3. Autochthone Traditionen vor nordsyrisch-anatolischem Horizont 3.1-3.2 Der Stier, der nordsyrisch-anatolische Wettergott und seine Partnerin 3.3 Löwenbezwinger und der Löwe als Bezwinger 3.4-3.5 Kämpfende, kriegerische und thronende Götter und Männer 3.6 Astralverehrung, Wächter- und Mischwesen Inhalt 72 IV.B Themen der Bildkunst der Eisenzeit IIB (840-700a) 1. Ägyptische Herrscher- und Sonnensymbolik 1.1 Das Image des ägyptischen Herrschers und Hofs 1.2 Königliche Löwen, Sphingen und Greifen in Wächterfunktion 1.3-1.6 Sonnengötter und Solarsymbolik 1.7-1.10 Ägyptische Gottheiten 2. Autochthone Motive im Umfeld levantinischer, syrischer und neuassyrischer Traditionen 2.1 Esel, Schlange und Strauß 2.2 Die nackte Göttin 2.3-2.4 Säulenfigürchen und Frauen mit Handtrommel 2.5 Höfische Frauen und die Frau am Fenster 2.6-2.7 Die Löwen und Tauben der Göttin 2.8-2.10 Capriden, Zweige und Granatäpfel 2.11 Kuh und Kalb 2.12 Stier und Wettergott unter neuassyrischem Einfluss 2.13 Mondgott, Himmelsgötter und Ischtar 2.14-2.15 Löwen und Mischwesen als Gegner und Wächter 2.16 Stilisierte Bäume, Palmetten und Kapitelle 2.17-2.18 Masken, Thronende und Bankette 2.19 Unter assyrischer Herrschaft: Krieg, Dominanz und Herrscherkult 82 IV.C Themen der Bildkunst der Eisenzeit IIC bis zum Beginn der achämenidischen Herrschaft (700-500a) 1. Das Aufleben ägyptischer Traditionen 1.1-1.2 Königssphingen und Wächterwesen 1.3 Herrscher und Horus 1.4-1.10 Die ägyptische Götterwelt 2. Das Weiterleben kanaanäischer Traditionen 2.1-2.3 Nackte Göttinnen und Frauenbilder 2.4 Baumkult und Capriden 2.5 Der Stier und die Wettergötter 3. Göttliche und weltliche Mächte unter assyrischen und aramäischen Vorzeichen 3.1-3.2 Die assyrische Götterwelt 3.3 Der Mondgott 3.4-3.5 Die dämonische Tierwelt und ihre Bezwinger 3.6 Krieg, Dominanz und Herrschaft 3.7 Entwicklungen der babylonischen und frühesten achämenidischen Zeit (6. Jh.a) 89 V. Biblische Bezüge – ausgewählte Schwerpunkte in Ergänzung zu IPIAO 3 1. Ägyptische Dominanz- und Triumphsymbolik 2. Der König als loyaler Sohn der Gottheiten 3. Ägyptens Götterwelt 4. Leben durch die Sonne 5. Liebe(sgöttin) und Tod 6. Das Weiterleben der erotischen Göttinnen 7. Die Attribute und Symbole der Göttin 8. Der Kult für die Göttin 9. Frauenkörper und Architektur 10. Kriegerische und astrale Göttinnen 11. Der Kult für die Nachtgestirne 12. Kämpfer und Krieger 13. Stier und Löwe 14. Wächter und Helfer 15. Thronende Herrscher, thronende Götter 16. Sonnengott und Pferde 17. Assyrische Herrschaftsideologie 116 Eisenzeit I-IIA: Katalognummern 994-1375 418 Eisenzeit IIB: Katalognummern 1376-1705 668 Eisenzeit IIC bis zum Beginn der achämenidischen Herrschaft: Katalognummern 1706-1974 871 Hinweise zur Benutzung und Abkürzungsverzeichnis 873 Literaturverzeichnis 926 Bildnachweis 930 Ortslagenregister Gesamtregister IPIAO 1-4 940 Gesamtregister Motive (in Auswahl) 951 Gesamtregister Ortslagen 958 Gesamtregister Bibelstellen 7 Vorwort Der 4. Band unserer IPIAO-Reihe hat den Dreijahrestakt der früheren Bände nicht eingehalten. Die Fülle der hier präsentierten Objekte war zu groß – insgesamt nochmals etwa gleich viele Katalogstücke wie in den ersten drei Bänden zusammen. Die Epoche, die der vorliegende Band umspannt, umfasst etwa sechs Jahrhunderte, vergleichbar der Zeitspanne von MB IIB- und SB-Zeit zusammen. Dass die E-Zeit mit mehr Artefakten präsentiert wird, ist auf die heterogenen Entwicklungen ab dem späteren 12. Jh.a zurückzuführen. Wir haben versucht, der üblichen Unterteilung in E I-IIA, E IIB und E IIC (mit einem Ausblick in die frühachämenidische Zeit) in unserer Darstellung der Ikonographie treu zu bleiben. Diese herkömmliche Unterteilung basiert auf den Kenntnissen der größeren geschichtlichen Ereignisse und Entwicklungen, die für Palästina/Israel von Bedeutung waren, und sie ist auch für die Archäologie und die Zuweisung von Straten maßgeblich. Gerade beim Versuch, die Entwicklungen der Bildkunst geordnet darzustellen, wird allerdings deutlich, dass die Datierungen von Objekten in vielen Fällen der gewählten Feinrasterung nicht dienen können. Viele Katalogstücke sind nicht auf hundert Jahre genau, manche nicht einmal auf zweihundert Jahre genau datierbar. So wird eine größere Zahl zu Zweifelsfällen, was ihre Zuordnung zu den genannten Unterabschnitten der E-Zeit betri. Auf die übliche Epocheneinteilung zu verzichten und beispielsweise die E IIB- und E IIC-Zeit als eine einzige Epoche zu behandeln, schien dennoch nicht angeraten. Denn die Untersuchungen insbesondere von Othmar Keel und Christoph Uehlinger ( 5 2001) haben gezeigt, dass die Feineinstellung sehr relevante – und inbesondere von der Bibelwissenscha gefragte – Ergebnisse für religionsgeschichtliche Entwicklungen in relativ kurzen Zeitabschnitten erbringen kann. Mit vielen Kompromissen im Einzelnen haben wir versucht, die ikonographische Evidenz als Leitfaden sowie die Kontinuitäten im Blick zu behalten und Neuakzentuierungen über den Verlauf der Epochen gut sichtbar zu machen. Traditionell ist auch der zeitliche Schnitt am Ende, für den wir uns nicht zuletzt im Hinblick auf die Materialmenge entscheiden mussten. Die babylonische Zeit ist ikonographisch schwer zu füllen, die Perserzeit bringt hingegen neben den ägyptischen, phönizischen oder kanaanäischen emen ganz neue Schwerpunkte. Diese sind Gegenstand des Nachfolgeprojekts BIPOW (Die Bildwelt Israels/Palästinas zwischen Ost und West), das die Perserzeit und die hellenistische Zeit umfasst (www.bipow.unibe.ch). Wie in den früheren Bänden haben wir die Objekte aus Palästina/Israel kontextualisiert, um ihre Bedeutung sichtbar zu machen, d.h. mit Artefakten aus den umliegenden Kulturen vergesellschaet. Dies entspricht dem in Band 1 grundgelegten methodi- schen Ansatz (IPIAO 1,23f). Das Prinzip der Selektion war und ist ein mehrschich- tiges. Einerseits werden zeitgenössische Kontakte insbesondere nach Ägypten und Nordsyrien-Anatolien, aber auch in die Ägäis oder nach Mesopotamien sichtbar gemacht. Andererseits werden manchmal auch emenkreise aufgenommen, die ikonographisch in Palästina/Israel in der betreffenden Zeit keinen Nachhall gefunden haben mögen, jedoch später bedeutsam wurden, sei es in der Ikonographie oder im Gedankengut biblischer Texte. Darüber hinaus ist eine Korrelierung zwischen Funden aus Palästina/Israel und den Nachbarregionen nur aufschlussreich, wenn auch sichtbar wird, welche emen nicht rezipiert wurden. Im Wissen darum, dass 8 der Gesamtkatalog in der Selektion der Stücke, der Anordnung der emen und der Zuordnung der Artefakte, thematisch wie chronologisch, nicht mehr als ein fundierter Versuch sein kann, sind wir doch überzeugt, dass die vorliegende Materialsammlung für die Forschungsgemeinscha von Nutzen sein wird. Aus der Fülle der Daten, die hier zusammengetragen wurden, muss weitere Forschung erwachsen, die voraussichtlich manche der expliziten und impliziten Faktoren unseres Entwurfs in Frage stellen und neue Vorschläge machen wird. IPIAO 4 bietet zwar, wie die vorhergehenden Bände, gerae Hintergrundinformationen zur Geschichte der zahlreichen Nachbarkulturen und -imperien Palästinas/Israels, jedoch weder eine ausführliche Landeskunde oder Archäologie Palästinas/Israels noch eine »Geschichte Israels«, obwohl Archäologie, Geschichte und (biblische wie außerbiblische) Textzeugnisse und Literatur natürlich ins Spiel kommen bzw. kommen müssten. Auch die Bezüge zu religionsgeschichtlich bedeutenden Quellen, seien es Inschrien oder die Einrichtung und Entwicklung von Kultstätten und Tempeln, werden nicht systematisch hergestellt. Die Gesamtanlage des IPIAO-Projekts erlaubte eine solche Ausdehnung nicht. Der Vorteil der Beschränkung sollte sein, dass die Auswahl der Bilder möglichst wenig vom Wissen aus anderen Quellen gesteuert ist und dass die Bilder nicht vorschnell mit den Aussagen anderer Quellen verquickt werden. Der Objektkatalog sollte idealiter einen unabhängigen Quellenfundus bieten, auf den Forschende zugreifen können. Alle Zusammenfassungen in den Einleitungen sind skizzenha, wobei sie im Hinblick auf die Ikonographie Palästinas/Israels auf weite Strecken an frühere Arbeiten insbesondere von Othmar Keel und Christoph Uehlinger anschließen konnten. Aus dem umfangreichen Katalog und den Einleitungskapiteln können voraussichtlich noch viele Entdeckungen gehoben werden, sei es durch Klärungen von Zuordnungen, sei es durch Neufunde, die erhellend hinzukommen, sei es durch Bezüge zu Quellen, die hier nicht in den Blick genommen werden konnten. Zu danken ist an dieser Stelle dem Schweizerischen Nationalfonds, der bis August 2014 das IPIAO-Forschungsprojekt mit zwei 50%-Assistenzstellen und der Finanzierung einer Hilfskra maßgeblich unterstützte. Ich danke – in der Reihenfolge des Beginns ihrer Anstellungszeiten – Barbara Hu (Basel), Florian Lippke (Fribourg), Philipp Frei (Bern) und Patrick Wyssmann (Bern) für ihre Mitarbeit auf allen Ebenen des Projekts. Barbara Hu und Philipp Frei haben Teile der Einleitung (Kulturgeschichtliche Horizonte) selbstständig verfasst. Die meisten neuen Umzeichnungen, die für diesen Band erstellt wurden, stammen von Myriam Röthlisberger (Bern), die in kurzer Zeit ihr Talent für das Zeichnen nicht nur entdeckte, sondern auch ganz rasch zu einer erstaunlichen Perfektion entwickelte. Größere Gruppen von Umzeichnungen wurden zudem von Ulrike Zurkinden-Kolberg (Düdingen), Philipp Frei und Salim Staubli angefertigt. Bei der Beschaffung von fehlenden Daten und ungezählten Korrekturgängen und Arbeiten an der Herstellung von Registern und Verzeichnissen haben Philipp Frei, Barbara Hu, Julia Müller-Clemm, Ulrike Münger, Ursin Raffainer, Myriam Röthlisberger und Patrick Wyssmann keine Mühe gescheut. Ohne auswärtige Hilfe der Verantwortlichen in Behörden, Museen und Universitäten, insbesondere in Israel, wären wir nicht ausgekommen. So gilt der Dank auch all jenen, die uns unterstützt haben und Geduld für große und kleine Anfragen aurachten: 9 Alegre Savariego (Rockefeller Museum, Israel Antiquities Authority) Debora Ben-Ami, Michael Sebbane (Israel Antiquities Authority) Arina-Laura Peri, Daphna Ben-Tor, Eran Arie (Israel Museum) Baruch Brandl (Rockefeller Museum Library) Irit Ziffer, Nitza Bashkin Joseph (Eretz Israel Museum) Filip Vucosavovic (Bible Lands Museum Jerusalem) Nigel Tallis und Rupert L. Chapman (British Museum) Stephanie Brown (Badè Museum of Biblical Archaeology, Berkeley) Helen McDonald (Oriental Institute Museum) Klaus Finneiser (Ägyptisches Museum Berlin) David Ilan (Hebrew Union College) Leonardo Pajarola (BIBEL+ORIENT Museum, Freiburg CH) Tallay Ornan, Amihai Mazar, Shua Kisilevitz, Yosef Garnkel (Hebrew University) Liora Freud, Débora Sandhaus, Ido Koch (Tel Aviv University) Oz Varoner (Ben-Gurion University of the Negev) Itzick Shai (Bar-Ilan University Ramat Gan) Daniel Master (Wheaton College) Giuseppe Minunno (Università degli Studi di Firenze) David T. Sugimoto (Keio University) Dieter Vieweger, Jutta Häser (Biblisch-Archäologisches Institut Wuppertal) Peter Fischer (Universitäten Göteborg und Wien) Christian Herrmann (Gachnang) Martin Klingbeil (Southern Adventist University) Stefan Münger (Universität Bern) Claudia E. Suter (Universität Basel) Robert Deutsch (Jaffa) Die kompetente Verarbeitung der Dokumente und Bildvorlagen zu einem Buch lag erneut ganz in Händen der Geschwister Julia und Alexander Müller-Clemm. Ihr Know-how ist einzigartig und die wunderbare Zusammenarbeit mit ihnen hat es ermöglicht, die Hürden eines solch großen Projekts überhaupt zu bewältigen. Benny Mosimann hat sich erneut um die Covergestaltung gekümmert und unsere großen und kleinen Wünsche zu erfüllen versucht. Maurice Greder hat sich über das bedauerliche Ende des Verlags Academic Press hinaus für die Fertigstellung und Publikation von IPIAO 4 persönlich engagiert. Dem Schwabe Verlag danken wir für die Übernahme von IPIAO und die Betreuung in der letzten Phase, dem Schweizerischen Nationalfonds für die nanzielle Unterstützung der digitalen Publikation des Bandes. Allen, die mitgewirkt haben an diesem Riesenwerk, gilt Dank und Applaus. Silvia Schroer (Bern, im März 2018) Korrespondenzadresse: Prof. Silvia Schroer, eologische Fakultät, Länggassstr. 51, 3012 Bern (silvia.schroer@theol.unibe.ch) 11 Eisenzeit — Hauptorte Die Eisenzeit bis zum Beginn der achämenidischen Herrschaft (1250/1150-500a) I. Datierung Es besteht ein Konsens, dass die ägyptische Präsenz in Palästina/Israel am Ende der SB-Zeit mit den Ramessiden etappenweise und nicht auf einen Schlag zu Ende ging (Finkelstein 1995). In Megiddo gibt es noch Hinweise auf Ramses VI. Die ägypti- sche Herrscha dauert regional oder lokal bis 1130a, während andernorts bereits um 1250a die E I beginnt. Das denitive Ende der E-Zeit ist durch die Festigung der lokalautonomen persischen Provinz Jehud um 450a gesetzt, doch nur die frühe Achämenidenzeit, die kulturell und ikonographisch stark an das altorientalische Erbe anknüp, wird hier noch berücksichtigt. Die Abschnitte zwischen Beginn und Ende werden in diesem Band konventionell unterteilt in eine E-Zeit I, IIA, IIB, IIC und die babylonisch-frühpersische Zeit, die in der Literatur auch als E-Zeit III bezeichnet wird. Die Feineinteilung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine so präzise absolute Datierung derart kurzer Zeitabschnitte archäologisch o gar nicht möglich ist. Noch schwieriger ist die Datierung einzelner Objekte, die beispielsweise älter als ihr Fundkontext sein können. In die konventionelle Unterteilung ießen Daten, aber auch ganze kontroverse Debatten um dieselben ein, die nicht nur aus der Archäologie, sondern auch aus der textquellenbasierten Geschichtsschreibung stammen, sowohl Palästinas/Israels im Speziellen als auch des Vorderen Orients und Ägyptens. Mit glei- tenden Übergängen ist durchgehend zu rechnen. Da die anhaltenden Diskussionen um die »high-chronology« oder »low-chronology« nur langsam auf Konsense zusteuern, folgen wir der »modied conventional chronology« (Amihai Mazar). E I 1250/1200-1000a E IIA 1000-840a E IIB 840-700a E IIC 700-600a Babylonische und frühachämenidische Zeit 600-500a Die Datierungen der ägyptischen Dynastien folgen wie in Band 1-3 den Angaben bei Beckerath 1997. Die Siedlungsentwicklung in Palästina/Israel in den Jahrhunderten, die der E-Zeit zugeordnet sind, auch nur grob zu skizzieren, würde den Rahmen dieser Publikation sprengen. Um die von bestimmten Orten stammenden Katalogstücke in die Siedlungs- geschichte einordnen zu können, beschränken wir uns auf einige Vorbemerkungen. Die meisten Städte in Palästina/Israel werden um 1200a zerstört. Unter ägyptischer Verwaltung stehende Städte wie Bet-Schean, Megiddo und Lachisch dokumentieren Hauptorte II. 12 Eisenzeit — Hauptorte bis in die frühe E-Zeit anhaltende ägyptische Präsenz, erst in der Mitte des 12. Jh.a kommt es hier zu Zerstörungen. Von der Deurbanisierung scheinen die Städte in der Küstenebene und im Norden weniger betroffen. Im zentralen Bergland und von dort aus nach Norden und Süden entstehen gleichzeitig neue unbefestigte Dorfsiedlungen in großer Zahl. In der E IIA-Zeit werden viele dieser Siedlungen bereits wieder auf- gegeben, es kommt zu einer gewissen Reurbanisation, indem sich einerseits manche Dörfer zu Städten entwickeln, und andererseits Orte wie Jerusalem, Geser, Megiddo und Hazor durch Bauprojekte wieder aulühen, nachdem sie in der E I-Zeit gar nicht oder nur dörich bewohnt waren. Die urbane Kultur der E-Zeit II ist syrisch und phönizisch geprägt. Die Städte an der Küste bleiben von der SB- bis in die E-Zeit durchgehend bestehen. Befestigungen, Toranlagen und teils massive Repräsentationsbauten und Anlagen zur Wasser- versorgung knüpfen an die SB-zeitliche Städtekultur an, die alten Verkehrs- und Handelswege werden ebenfalls wiederhergestellt. Kleinere Siedlungen rücken nahe an die Städte heran. Die Wiederbelebung SB-zeitlicher Stadtgründungen ist für Dan, et-Tell, Hazor, Megiddo, Sichem, T. el-Fra Nord, Geser, Jericho, Lachisch, Hebron und andere Orte nachweisbar, keine solche städtische Vorgeschichte haben Orte wie Beerscheba oder . Qyfa , aber auch sie sind massiv befestigt. Im Verlauf des 10. Jh.a bereiten sich ausgehend vom Bergland erste territorialstaatliche Entwicklungen vor, in welche später nach und nach auch die kanaanäischen Städte im Hügelland und an der Küste eingebunden werden. Damit verändert sich das Prol der Städte, die – kleiner als die SB-zeitlichen Städte – nun in ein übergreifendes Staatswesen integriert sind und an einer relativ einheitlichen materiellen Kultur teilhaben. Nur die philistäischen Stadtstaaten bleiben der älteren Städtekultur verpichtet. Während die Städte der E IIA-Zeit Zitadellen, Paläste, Stadtmauern und Stadttore aufweisen, fehlen ihnen im Kontrast zur MB- und SB-Zeit die Tempel. In Jerusalem düre im Verlauf des 10. Jh.a ein Tempel kanaanäisch-phönizischer Tradition entstanden sein. In den biblischen Quellen wird die Tempelgründung mit König Salomo verbunden, archäologisch lässt sie sich so wenig nachweisen wie die spätere Baugeschichte. In der E II-Zeit existieren neben Moab, Ammon, Aram-Damaskus, den phönizischen Stadtstaaten Tyrus und Sidon und den Philisterstädten Israel und Juda als Königtümer, die ihre Städte, darunter Neugründungen wie Samaria, nicht nur als Residenz-, Verwaltungs- und Repräsentationsorte mit monumentalen Steinbauten, sondern auch militärisch, u.a. mit einer abgesicherten Wasserversorgung, ausbauen. Die gesamte E II-Zeit ist eine Zeit der Urbanität, nicht nur am Mittelmeer, sondern auch im Binnenland (T. Kinrot, Bet-Schean), im Westjordanland (Dan, et-Tell, Hazor, Megiddo, Sichem), T. el-Fra Nord, Geser, Jericho, Lachisch, Hebron und bis in den nördlichen Negev (Beerscheba). Neben den Städten spielen Verwaltungszentren wie Rmat R l , Festungen wie Arad oder gesicherte Karawanenstationen an den Handelsstraßen nach Süden ( Kuntillat Ard ) eine bedeutende Rolle. Unbefestigte Dörfer und landwirtschaliche Anlagen nden sich insbesondere in der Schefela und im Bergland östlich und westlich des Jordan. Die assyrische Unterwerfung Israels bedeutete für einige Städte im Norden das Ende, Zerstörung, Bevölkerungsrückgang oder Siedlungsunterbruch, während im Süden Neugründungen und Ausbau von Städten nachweisbar sind (Jerusalem, Lachisch, Bet-Schemesch u.a.). 13 Eisenzeit — Hauptorte Karte: Ortslagen der E I-IIA 14 Eisenzeit — Hauptorte Karte: Ortslagen der E IIB bis zur frühachämenidischen Zeit 15 Eisenzeit — Kulturgeschichtliche Erträge Literatur: Finkelstein 1988; Weippert 1988: 344-681; Mazar 1990: 295-548; Ben-Tor [ed.] 1992: 258-373; Kempinski/Reich [ed.] 1992: 191-309; Zwickel 1994; Levy [ed.] 1995: 332-430; Herzog 1997: 190-258; Stern 2001: 1-350; Zwingenberger 2001; Keel 2007; Faust 2012; Galil et al. [ed.] 2012; Wenning 2014; Maeir 2017b; Maeir 2017c. Zur Geschichte und Religionsgeschichte Israels (und seiner Umwelt): Smith 1990; Frevel 1995; Albertz 2 1996; Hutter 1996; Keel/Uehlinger 5 2001: 123-452; Zevit 2001; Ornan 2005; Miller/Hayes 2 2006; Görg 2007; Keel 2007; Donner 4 2007; Bonnet/Niehr 2010; Jericke 2010; M. Weippert 2010; Keel 2011a; Kratz 2013; Tilly/Zwickel 2 2013; Knauf/Guillaume 2016; Frevel 2016. 1. Archäologische Spuren der politischen Geschichte Israels und Judas Die Geschichte Israels und Judas, wie sie in den biblischen Texten niedergeschrie- ben wurde, mit archäologischen Befunden zu vermischen, hat zwar eine sehr lange Tradition, sollte aber vermieden werden. Beide in Beziehung zueinander zu setzen, ist hingegen durchaus geboten und, wie beispielsweise das große Werk von Othmar Keel zu Jerusalem (Keel 2007; 2011a) zeigt, möglich und ergiebig. Auch aus literarischen Texten lassen sich mit Vorsicht Materialien und Indizien für eine Geschichtsrekonstruktion erheben. Dennoch wird im Folgenden auf einen Abriss der (biblischen) Geschichte Israels verzichtet zugunsten eines minimalen Gerüsts von archäologischer Evidenz und historischen Eckdaten (zum Folgenden Maeir 2017c) mit einigen wenigen Bezügen zu den biblischen Quellen. Nach dem Zusammenbruch des SB-zeitlichen Machtgefüges im östlichen Mittelmeer- raum organisieren sich die regionalen »Spieler« im Kräespiel neu. Die phönizischen Städte spielen dabei eine starke Rolle, auch die Philisterstädte. Es entstehen neue Handelsrouten, da Kupfer aus Edom und Midian gebraucht wird. Die Zeit vor der Formation der Königreiche von Israel und Juda wird in den biblischen Texten mit Erinnerungen an eine »Landnahme« verknüp, die es historisch nicht gab. Ausgehend von der Schefela und dem judäischen Bergland entwickelte sich eine zunächst döriche Pionierbesiedlung in zuvor kaum besiedeltem Gebiet. Bei den SiedlerInnen handelte es sich mehrheitlich nicht um Zugewanderte, sondern um indigene, kanaanäische oder aus den SB-zeitlichen Städten abgewanderte Bevölkerung. Dafür spricht u.a. die materielle Kultur (Keramik, Architektur, Bestattung, auch Sprache), die Kontinuität und keine sprunghaen Veränderungen aufweist, auch wenn die sozialen Entwicklungen gegenüber der SB-Zeit beachtlich gewesen sein müssen (weniger Arbeitsteiligkeit auf Basis von Handel und Handwerk). Die im Ersten Testament ausführlich thematisierte Konkurrenz des entstehenden Israel mit den Philistern, die von der Küste aus ins Hügelland vordrangen, ist zwar archäolo- gisch nicht an Zerstörungen ablesbar, aber dass es Konikte um Gebietsansprüche gab, steht außer Zweifel. Auch die Diskrepanz von Stadt- und Dorultur wird dabei eine Rolle gespielt haben. Sauls Häuptlingstum entstand in der Nähe von Ekron (Stamm Benjamin). Das nachbarschaliche Neben- und teilweise Miteinander der verschiede- nen Bevölkerungsgruppen und ihre gegenseitige Beeinussung ist archäologisch (Gat) aber besser dokumentierbar als ihre Konikte. Auch zwischen den Zeilen der bibli- schen Geschichtsschreibung erkennt man, dass die Kontakte mit den Philistern häug enger waren als den Schreibern lieb war (beispielsweise bezüglich David). Die jüngere Forschung lässt es angeraten scheinen, mit den (allogenen) Herkunsbestimmungen des archäologischen Befunds Kulturgeschichtliche Erträge III.A 16 Eisenzeit — Kulturgeschichtliche Erträge und ethnischen Identikationen von Bevölkerungsgruppen (Kanaanäer, Judäer, Philister, Phönizier, Aramäer) vorsichtig umzugehen (vgl. beispielsweise Maeir 2017a; Maeir/Hitchcock 2017a). Im Zuge der Neuverteilung der Macht zu Beginn der E-Zeit bildeten sich Häuptlings- tümer, die die zentralstaatlichen Strukturen der späteren Königreiche vorbereiteten, von denen aber einige Zentren keinen Bestand hatten (Sichem wurde verlassen, Schilo zerstört). Dass David sein Häuptlingstum mittels Stärkung zentraler Strukturen entwickelte (Wahl einer günstig gelegenen Residenz, Festigung der Regierung durch geschickte Personal- und Heiratspolitik, Steuererhebungen, Beamtenscha, Militär, Justiz, Bautätigkeit, Handel) und seinen Herrschasbereich mit Erfolg ausdehnte, ist sicher eine zuverlässige Erinnerung der biblischen Tradition, auch wenn dafür im Einzelnen keine external evidence beschaar ist. Das biblisch bezeugte vereinigte Königreich schon unter David und Salomo ist hingegen archäologisch und epigraphisch nicht nachweisbar (vgl. zum Folgenden Maeir 2017b und 2017c) und wahrscheinlich eine Fiktion. Dass die Scheschonq-Kampagne (926a) bereits eine Aktion gegen ein solches vereinigtes Königreich war, ist nicht haltbar. Hingegen scheint Scheschonq eine neue ägyptische Kontrolle über die Region und die Fernhandelsrouten entlang der Küste und bis Megiddo erreicht zu haben (siehe unten). In Juda gab es ab dem späteren 10. Jh.a erste Staatsstrukturen, jedoch ohne große urbane Zentren. Erst im 9. Jh.a wird Jerusalem zu einer großen Stadt. Die biblischen Quellen kennen für beide Reiche eine Chronik der Könige ab 932a. Als Gründervater Judas gilt David, Juda ist das »Haus Davids« (Inschri aus Dan). Die Dynamik der Staatenbildungen in der E IIB-Zeit geht von Nord nach Süd (Aramäer, Israel, Juda, Moab, Edom), die Impulse dazu kommen im Norden aus Syrien und von den phönizischen Küstenstädten, im Süden von der philistäischen Pentapolis. Im 9. Jh.a ist archäologisch ein hohes Niveau soziopolitischer Komplexität im Nordreich Israel nachweisbar, wozu eine Urbanisierung mit allen Facetten gehört: Befestigungen, Paläste, Wassersysteme, Pferdestallungen bzw. kommunale Nutzungsbauten, sozio- ökonomische Hierarchie, internationaler Handel, Lese- und Schreibfähigkeit. Das deckt sich mit der aus assyrischen Quellen ersichtlichen Bedeutung der Omriden ab dem 9. Jh.a. In diese Zeit fallen Auseinandersetzungen mit den Aramäern, ins- besondere Hasael von Damaskus. Zerstörungsschichten in Rehob, Jesreel, Afek, Gat und anderen Orten wurden damit in Verbindung gebracht. Die wechselnden Kräeverhältnisse zwischen Aramäern und Assyrern haben für Israel über lange Zeit unmittelbare Auswirkungen. Die materielle Hinterlassenscha des Nordreichs, die die engen Verbindungen mit Phönizien dokumentiert (biblisch u.a. repräsentiert in der Figur der Isebel), ist im 9. Jh. soviel imposanter als die des Südens, dass man entgegen der biblischen Darstellung annehmen könnte, das Nordreich sei das ältere der beiden Königtümer. In Jerusalem wurden Siegel und Bullen aus dem 9. Jh.a gefunden, die ein interessantes Ensemble von ägyptischen, judäischen und phönizisch-israelitischen Motiven aufweisen. In Jerusalem, Lachisch und Bet-Schemesch lässt sich archäolo- gisch die Existenz eines Königreichs Juda gegen Ende des 9. Jh.a nachweisen, auch die Schrikundigkeit ist etwa ab dieser Zeit durch Namenssiegel in Jerusalem gut bezeugt (Keel 2011a: 63). Sowohl die archäologischen als auch die biblischen Zeugnisse sprechen von konikt- reichen, sogar kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Nord- und Südreich. Juda könnte unter den Omriden bis zur Zeit Ahas’ (736-725a) de facto dem Nordreich 17 Eisenzeit — Kulturgeschichtliche Erträge unterworfen, jedenfalls von diesem stark dominiert gewesen sein und gewann erst im Verlauf des 8. Jh.a und vor allem dann nach dem Fall Samarias an die Assyrer an Unabhängigkeit und Bedeutung. In der 2. Häle des 8. Jh.a werden die Königreiche Israel und Juda archäologisch sichtbarer, insbesondere im Zusammenhang mit ihrer Beziehung zum neuassyrischen Reich. In Israel und in Juda wachsen die Städte, so Samaria, Megiddo, Hazor, Dor, ebenso Jerusalem, Bet-Schemesch, Lachisch, Beerscheba. Das Erdbeben (Amos 1,1) von 760a ist in Hazor, Geser und Gat nachweisbar. Die Präsenz der Assyrer in Palästina/Israel ist archäologisch nicht sehr prominent, es gab aber eine Anzahl von Verwaltungszentren. Einige assyrische Zerstörungen sind nachweisbar, so in Folge der Kampagne Tiglatpilesers III. 733a in Dan, Hazor und T. Kinrot. In völliger Fehleinschätzung der Übermacht Assurs versucht Israel sich beim Tod Tiglatpilesers gegen diese aufzulehnen. 722a wird Samaria erobert, nachdem eine syrische Koalition vergeblich Widerstand geleistet hatte. Es folgt eine Landucht und möglicherweise iehen IsraelitInnen nach Süden (dagegen aber zuletzt Knauf 2017). Das Nordreich hört auf zu existieren, Teile der Bevölkerung werden von den Assyrern deportiert. Umgekehrt kommt es unter Sargon II. auch zu Deportationen aus Babylonien und Südarabien nach Samaria. Die Besiedlung im Norden geht erheblich zurück, es könnte auch archäologische Nachweise für die Neuansiedlung von Deportierten aus dem assyrischen Reich in Israel geben. Während in Samaria die assyrische Besatzung in der materiellen Kultur gar nicht nachweisbar ist, wahrscheinlich also nur die Elite und die Verwaltung ausge- wechselt wurden, wird Megiddo zerstört. In Hazor, T. Kinrot, Geser und T. dd saßen assyrische Beamte. Die Assyrer hinterlassen ihre Spuren auch im Süden. Sargon II. zer- stört Aschdod (713a), Sanherib Lachisch (701a). Hingegen ist die assyrische Belagerung Jerusalems archäologisch nicht nachzuweisen. Schon vorher lässt sich für Juda eine bemerkenswerte Änderung feststellen: Jerusalem wächst, aber darüber hinaus dehnt sich in ganz Juda die urbane und rurale Besiedlung aus, die Judäer übernehmen Orte und Gegenden in der Schefela und der Philisterregion, auch Gat. Das düre mit Hiskijas vorübergehend erfolgreicher Widerstands- und Expansionspolitik, begünstigt durch ein Erstarken der Ägypter, vielleicht auch mit Zuwanderung zusammenhängen. Unter Hiskija wird bekanntermaßen am Hof von Jerusalem Literatur verfasst (Spr 25,1). Auf die Sanherib-Kampagne bereitete man sich mit Festungsbauten und Vorräten vor (in diesen Zusammenhang gehören die lmlk -Krüge; zu den zahlreichen Interpretationen vgl. Keel 2007: 416f). Nach der zerstörerischen Kampagne Sanheribs sind alle diese Entwicklungen und die Ausdehnung nach Westen wieder rückläug, die judäische Schefela geht an die assurtreuen Städte Aschdod, Ekron und Gaza. Im späten 8. Jh.a und auch das ganze 7. Jh.a hindurch macht sich der assyrische Einuss in Phönizien, Israel, Juda und der Philistia stark bemerkbar, was sich archäologisch, aber auch mittels assyrischer Texte nachweisen lässt. Trotz der assyrischen Oberherrscha blüht Juda im 7. Jh.a wieder auf, im Kernland und rund um Jerusalem, aber auch im nördlichen Negev und der judäischen Wüste. Unter der über fünfzig Jahre dauernden Herrscha des assyrertreuen Manasse (696-642a), der die Regentschaen Sanheribs, Asarhaddons und Assurbanipals erlebt, protiert Juda als loyaler Vasallenstaat von den Vorteilen einer »internationalisierten« Welt, so wird beispielsweise viel gebaut. Die 2. Häle des 7. Jh.a stellt sich als Zeit einer Renaissance dar, während der auch wichtige biblische 18 Eisenzeit — Kulturgeschichtliche Erträge Literatur entstanden sein düre, u.a. das deuteronomistische Geschichtswerk. Assur und Ägypten (25. Dyn.) stehen von der Mitte des 8. Jh.a an etwa ein Jahrhundert lang im Kräeringen gleich stark da. Asarhaddon nimmt 664a das ägyptische eben ein. Während der assurtreuen saïtischen 26. Dyn. (672-526a) gerät die Küstenebene erneut unter überwiegend ägyptischen Einuss, und während der Regierung Joschijas (639-609a) scheint auch Juda de facto unter ägyptischer Kontrolle gestanden zu haben. Dieses Hin und Her zwischen den Machtsphären brachte Aufwind für Bestrebungen nach Autonomie. Die joschijanische Kultreform mit ihrer Stärkung Jerusalems düre sich politisch diesen Kräeverschiebungen zuordnen lassen. Das 7. Jh.a bezeugt archäologisch viele Schrizeugnisse wie Briefe (Arad und Lachisch) und beschriete Bullen, o mit Namen, die aus der biblischen Literatur bekannt sind. In Juda sind am Ende des 7. und zu Beginn des 6. Jh.a anikonische Siegel die Regel, während beispielsweise in der ammonitischen Glyptik Bild und Schri kombiniert bleiben (Keel 2007: 548f.782). Gegen Ende des 7. Jh.a, als die Assyrer die Kontrolle an die Babylonier und Ägypter ver- lieren, ändern sich die Verhältnisse nochmals. Nach dem gewaltsamen Tod Joschijas, der die Herrschasansprüche der Ägypter nicht ernst genug genommen hatte, ist Juda instabil. Assyrische, babylonische und biblische Texte informieren, dass Juda am Ende des 7. und zu Beginn des 6. Jh.a in den Strudel geopolitischer Interessen insbesondere zwischen Babylonien und Ägypten geriet. Der Sieg der Babylonier über Ägypten zeitigte sehr rasch Folgen für die Levante. Aschkelon wurde 604a zerstört. Das Ende des Südreichs durch die Babylonier (586a) ist an vielen Zerstörungen ablesbar, in Jerusalem und Lachisch wie auch an kleinen Orten. In drei Deportationswellen werden Judäer von 597a bis 572a an verschiedene Orte in der Nähe von Nippur und Sippar verbracht. Dokumente aus babylonischer und persischer Zeit belegen, dass sie sich dort eine gute neue Existenz auauen konnten. Das Interesse, nach 539a wieder nach Juda zurückzukehren, war daher eher gering. Bereits vor der Zerstörung Jerusalems kam es zu Auswanderung oder Flucht von JudäerInnen nach Ägypten. Im 7./6. Jh.a ließen sie sich als Händler oder als Söldner in Militärkolonien nieder, so auf der Nilinsel Elephantine. Die u.a. für die Religions- und speziell Monotheismusgeschichte interessanten aramäischen Papyri aus Elephantine stammen allerdings aus persischer Zeit (407a). Wie die babylonische Herrscha in Juda organisiert war, ob Verwalter vor Ort waren oder der einheimischen Bevölkerung ein gewisses Maß an Eigenverwaltung zuge- standen wurde, ist wegen mangelnder Quellen kaum erkennbar. Mit der Eroberung des babylonischen Reiches durch Kyros II. (539a) werden die eroberten Gebiete nach und nach in ein straffes Verwaltungssystem der Perserherrscha eingefügt. Die alte Überlegenheit des Nordens gegenüber dem Süden setzt sich unter persischer Herrscha fort. Die Provinz Samaria ist gegenüber der sehr kleinen Provinz Jehud (um Jerusalem) wirtschalich stärker und bedeutender, doch konnte im Verlauf des 5. Jh.a auch Jehud, worauf eine wachsende Bevölkerung und die materielle Kultur hindeuten, von Handel und Wirtscha im Perserreich in bescheidenem Maß protieren. Gegen Ende des 6. Jh.a wird in Jerusalem, das nach dem archäologischen Befund wenig bedeutend war, ein bescheidener neuer Tempelbau eingeweiht. Die persische Religionspolitik duldete im Interesse ihrer Vorherrscha eine gewisse kulturelle und religiöse Vielfalt im Reich, solange die Loyalität gegenüber dem persischen Herrscher nicht in Frage gestellt wurde. 19 Eisenzeit — Kulturgeschichtliche Erträge 2. Gräber und Bauwerke Neben Erdbestattungen werden ausgehauene Felsengräber üblich, in denen die Verstor- benen auf Steinbänken niedergelegt wurden. Diese Gräber benden sich in unmit- telbarer Nähe der Siedlungen und werden von Familien über mehrere Generationen benutzt (Wenning 1997). Die Grabbeigaben sind beschränkt, es scheint sich um Wegzehrung und Segensbeigaben zu handeln, während eine Totenversorgung oder ein eigentlicher Totenkult auch wegen der beschränkten Platzverhältnisse bei den Grabstätten nicht anzunehmen ist (Wenning 2012). Die Bestattung von Familien in Höhlen- und Kammergräbern zeigt, dass der Sippenverband über den Tod hinaus Bestand hatte und sehr wichtig war. Nachdem in der E I-Zeit noch vielfältige Häuser- und Siedlungsformen vorkommen, sind erst für die E II-Zeit Vierraumhäuser typisch, die aber nicht nur in Juda zu nden sind. Die zahlreichen Funde von großen Vorratskrügen in Wohnhäusern (Frank, im Druck), aber auch die Anlage von Zisternen und von Speichergruben für Getreide, die von mehreren Hausgemeinschaen oder Dörfern benutzt wurden, sind Zeugnisse für eine auf Feld- und Gartenbau (Getreide, Wein, Öl, Früchte) sowie Viehzucht basierende Subsistenzwirtscha. Auch das Leben in den Städten war engstens mit der Landwirtscha und dem agrarischen Umland verbunden. Die Städte, in vielen Fällen eindeutig geplante Anlagen, sind geprägt durch Stadtmauern (Kasemattenmauern) mit Toranlagen (Kammertoren) und durch repräsentative Gebäude, o in einem hervorgehobenen Areal (Akropolis). Die palastartigen Gebäude wurden mit zugehauenen Steinquadern nach einer sorgfältigen Technik gebaut und gern mit Volutenkapitellen ( 1207.1665 ) verziert. Hier kommen syrische und phöni- zische Traditionen zum Zug. Auch der Jerusalemer Tempel, über den uns allerdings nur biblische, nicht archäologische Quellen unterrichten, gehört als Langhaustempel und mit seiner kanaanäisch oder phönizisch geprägten Inneneinrichtung in diesen Kontext. Zum Städtebau gehört auch die Anlage eines dauerhaen und gut gesicherten Wasserversorgungssystems mit unterirdischen Zugängen und Tunneln. Handwerk und Kunsthandwerk entwickeln sich und weisen manchmal einen hohen Standard auf. Viele dieser Entwicklungen sprechen dafür, dass an ältere Traditionen und insbe- sondere die SB-zeitlichen Handelswege wieder angeknüp werden konnte. Gegenüber Israel weist Juda fast durchgehend (Ausnahmen sind Jerusalem und Rmat R l ) eine geringere Urbanisierung und weniger prunkvolle Gebäude auf. Am interregio- nalen und internationalen Handel konnte Juda sich nicht wirklich bereichern. Einen eigentlichen Aufschwung erfuhr es erst unter der assyrischen Vorherrscha mit ihrer globalisierten Wirtscha, also in der 2. Häle des 8. Jh.a. Die biblischen Texte wissen von zahlreichen lokal, regional und überregional bedeu- tenden Kultstätten sowie zentralen Staatsheiligtümern in Dan, Bet-El und natürlich Jerusalem. Au