Warum Urheberrecht? Gerd Hansen Die Rechtfertigung des Urheberrechts unter besonderer Berücksichtigung des Nutzerschutzes ABHANDlUNGeN zUm URHeBeR- UND KommUNiKAtioNsRecHt 53 Nomos C. H. Beck https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb AbhAndlungen zum urheber- und KommuniKAtionsrecht des max-Planck-instituts für geistiges eigentum, Wettbewerbs- und steuerrecht, münchen herausgegeben von Josef drexl reto m. hilty gerhard schricker Joseph straus band 53 https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb gerd hansen Warum urheberrecht? die rechtfertigung des urheberrechts unter besonderer berücksichtigung des nutzerschutzes Nomos C. H. Beck https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb 1. Auflage 2009 © nomos Verlagsgesellschaft, baden-baden 2009. Printed in germany. Alle rechte, auch die des nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. die deutsche nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen nationalbibliografie; detaillierte bibliografische daten sind im internet über http://www.d-nb.de abrufbar. zugl.: münchen, univ., diss., 2008 isbn 978-3-8329-4195-6 (nomos Verlag baden-baden) isbn 978-3-7272-2755-4 (stämpfli Verlag Ag bern) die schriftenreihe ist bis band 51 beim Verlag c.h. beck, münchen erschienen. gedruckt mit unterstützung der universität hamburg. https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb V Für Katja https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb VI https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb VII »Reiner Wissenschaft ist nur die Frage zugänglich, was ist, nicht die Frage, was sein soll ... Doch vermag sie schon in das Wesen und den Entwicklungsgang des Rechtes eine tiefere Einsicht nicht zu gewinnen, ohne daß sie den Zweck erforscht, der als unbewußter oder bewußter Gestaltgeber des Rechtes waltet.« Otto von Gierke 1 1 Gierke , Die soziale Aufgabe des Privatrechts, S. 3. https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb VIII https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb IX Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde von der Rechtswissenschaftlichen Fakult ä t der Ludwig-Maximilians-Universit ä t zu M ü nchen im Sommersemester 2008 als Dis- sertation angenommen. Sie entstand im Rahmen eines Promotionsstipendiums des Max-Planck-Instituts f ü r Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht in M ü nchen und ist auf dem Stand von Januar 2008. Mein herzlicher Dank gilt an erster Stelle meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Reto M. Hilty, der mich zu dieser grundlagenorientierten Arbeit ermuntert hat. Er hat mich stets darin best ä rkt, angesichts der herrschenden Legitimationskrise des Urheberrechts gewohnte Denkbahnen zu verlassen und auch vor grundlegenden Reformvorschl ä gen f ü r das Urheberrecht nicht zur ü ckzuschrecken. Ohne sein stets offenes Ohr und seine vielf ä ltige F ö rderung – nicht zuletzt durch die Einbe- ziehung in diverse Forschungsprojekte am Max-Planck-Institut f ü r Geistiges Ei- gentum – w ä re die Arbeit in der vorliegenden Form nicht entstanden. Ihm und Herrn Prof. Dr. Michael Lehmann danke ich zudem f ü r die rasche Erstellung der Gutachten. Weiterhin danke ich den Herausgebern, Herrn Prof. Dr. Josef Drexl, LL.M. (Ber- keley), Herrn Prof. Dr. Reto M. Hilty, Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Schricker und Herrn Prof. Dr. Dres. h.c. Joseph Straus, f ü r die freundliche Auf- nahme in die vorliegende Schriftenreihe. Dank schulde ich ferner der Max- Planck-Gesellschaft f ü r die gro ß z ü gige Gew ä hrung von Promotionsstipendium und Druckkostenzuschuss. Die exzellenten Arbeitsbedingungen und die anre- gende Arbeitsatmosph ä re am Max-Planck-Institut f ü r Geistiges Eigentum haben diese Arbeit erst erm ö glicht. Es sei an dieser Stelle daher insbesondere auch Herrn Peter Weber sowie Frau Ines Saler und dem gesamten Bibliotheksteam f ü r ihre unerm ü dliche Hilfsbereitschaft gedankt. Danken m ö chte ich auch Herrn Prof. Dr. Artur-Axel Wandtke, der mir w ä hrend meiner Berliner Studienzeit durch die M ö glichkeit der Mitarbeit am Institut f ü r Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht an der Humboldt-Universit ä t zu Berlin die T ü r zu diesem so faszinierenden Rechtsgebiet aufgesto ß en hat. Mein Dank gilt zudem Herrn Prof. Lawrence Lessig, der durch seine inspirierenden Vortr ä ge und Schriften, aber auch durch lehrreiche Gespr ä che w ä hrend meiner T ä tigkeit f ü r Creative Commons in einem fr ü hen Stadium pr ä genden Einfluss auf die inhaltliche Ausrichtung meiner Arbeit hatte. Es ist mir ein Bed ü rfnis, dar ü ber hinaus all denen zu danken, die mir durch wert- volle Anregungen und Ratschl ä ge in den unterschiedlichsten Phasen meiner Ar- https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb X beit behilflich waren. Namentlich m ö chte ich neben meinem Betreuer am Max- Planck-Institut, Herrn Dr. Christophe Geiger, Ma î tre de conf é rences, insbeson- dere erw ä hnen: Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Adolf Dietz, Herrn Prof. Dr. Josef Drexl, LL.M. (Berkeley), Frau Prof. Dr. Annette Kur, Herrn Prof. Dr. Matthias Leistner, LL.M. (Cambridge) und Herrn Priv.-Doz. Dr. Alexander Peukert. Ferner sei ebenso jenen Mitstipendiaten bzw. Freunden gedankt, die mich w ä h- rend der Erstellung dieser Arbeit nicht nur fachlich unterst ü tzt haben, sondern die Promotionszeit auch in pers ö nlicher Hinsicht zu einer solch bereichernden Erfah- rung gemacht haben. Hierbei m ö chte ich besonders hervorheben: Hubertus Bit- ting, M.Sc. (ESCP-EAP Oxford-Madrid-Paris), Dr. Florian Endter, M. Jur. (Oxon), Tim Engelhardt, LL.M. (Columbia), Kinga Guzdek, LL.M. (Lund; Frankfurt/Oder et al.), Sylvie N é risson, LL.M. (HU Berlin), Albrecht Schmidt- Bischoffshausen, LL.M. (Dresden/Exeter) sowie Claudia Tapia, LL.M. (LMU M ü nchen). Mein besonderer Dank gilt ferner meinen Eltern, Rosi und J ü rgen Hansen, und meiner Schwester Eva Hansen, M.Sc. (Edinburgh), MBA, auf deren uneinge- schr ä nkte Unterst ü tzung ich immer z ä hlen durfte. Meinem Vater schulde ich zu- dem Dank f ü r die sorgf ä ltige Durchsicht des Manuskripts. Der gr öß te Dank geb ü hrt schlie ß lich meiner Ehefrau, Dr. Katja Hansen, die mir in allen Phasen dieser Arbeit als unsch ä tzbar wertvolle Gespr ä chspartnerin zur Seite stand. Ohne ihre liebevolle Unterst ü tzung und Engelsgeduld w ä re die Arbeit in dieser Form niemals zustande gekommen. Ihr ist diese Arbeit gewidmet. M ü nchen, im Oktober 2008 Gerd Hansen https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb XI Inhaltsverzeichnis 1. Kapitel: Einführung 1 A. Erkenntnisinteresse der Arbeit 3 B. Gang der Darstellung 5 2. Kapitel: Der Zweck des Urheberrechts im Wandel der Zeit 7 A. Klärung der verwendeten Terminologie 8 I. Abgrenzung zwischen Zweck und Funktion 8 II. Regelungszweck im weitesten Sinne 9 B. Historische Entwicklung hin zum Urheberschutzrecht 12 I. Von der Antike bis ins Sp ä tmittelalter 12 II. Privilegienzeitalter 14 III. Von der Privilegienpraxis zum Verlagseigentum 17 IV. Vom Verlagseigentum zum Autoreneigentum als Theorie der Naturrechtslehre 18 V. Lehre vom geistigen Eigentum im 18. und 19. Jahrhundert 20 VI. Lehre vom Urheberrecht als Pers ö nlichkeitsrecht 23 VII. Dualistische Theorie vom Immaterialg ü terrecht 24 VIII. Monistische Theorie 25 C. Relativierung des Urheberschutzkonzepts durch nutzen- und nutzerorientierte Rechtfertigung 26 I. Historische Vorl ä ufer einer nutzen- bzw. nutzerorientierten Betrachtungsweise 27 II. Fr ü he gemeinwohlbezogene Eigentums- und Urheberrechts- theorien in Deutschland 28 III. Lehre vom sozialgebundenen Urheberrecht in der Zeit der Weimarer Republik 29 https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb XII IV. Gemeinnutz vor Eigennutz – Urheberrecht im Nationalsozialismus 32 V. Zur ü ckschwingen des Pendels zu einem individualistischen Ansatz in der Nachkriegszeit 34 VI. Wiederann ä herung an nutzen- und nutzerorientierte Recht- fertigung seit den 80er Jahren 35 D. Zusammenfassung 38 3. Kapitel: Die gegenw ä rtige Legitimationskrise des Urheberrechts 40 A. Erosion des urheberzentrierten Paradigmas 40 I. Schw ä chung des urheberzentrierten Paradigmas durch Urheber- rechtsharmonisierung 42 II. Aufweichung des urheberzentrierten Paradigmas durch Erosion der Schutzrechtsgrenzen 46 III. Infragestellung des urheberzentrierten Paradigmas durch Philo- sophie der Postmoderne 49 B. Diskrepanz von urheberzentriertem Paradigma und tats ä chlichem Verwerterschutz 63 I. Urheberzentriertes Paradigma und faktisch verwerterzentriertes Urheberrechtsverst ä ndnis 63 II. Verwerter- bzw. werkorientierte Schutztendenzen 67 C. Vernachl ä ssigung des Nutzerschutzes und der Akzeptanzverlust des Urheberrechts 69 I. Einseitige St ä rkung der Rechteinhaber und Vernachl ä ssigung des Nutzerschutzes 69 II. Akzeptanzverlust durch Sanktionierung allt ä glichen Nutzerverhaltens 74 D. Zusammenfassung 79 4. Kapitel: Rechtfertigung des Urheberrechts im Allgemeinen und einer Nutzerschutzdoktrin im Besonderen 81 A. Vor ü berlegungen zur Unterscheidung der Begr ü ndungsans ä tze 83 https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb XIII B. Individualistische Rechtfertigungsans ä tze 87 I. Darstellung der individualistisch konzipierten Rechtfertigungs- varianten 88 1. Naturrechtliche Rechtfertigung 88 2. Arbeitstheoretische Rechtfertigung 88 3. Personalistische Rechtfertigung 91 4. Liberalistische Rechtfertigung 92 II. Kritische W ü rdigung 93 1. Naturrechtliche und ontologische Rechtfertigung 93 2. Arbeitstheoretische Begr ü ndung mit der individuellen Sch ö pferleistung 97 3. Personalistischer Rechtfertigungsansatz 100 4. Liberalistische Rechtfertigungsvariante 102 III. Zwischenergebnis zu individualistischen Rechtfertigungsans ä tzen 103 C. Kollektivistisch-konsequentialistische Rechtfertigungsans ä tze 106 I. Ö konomietheoretische Rechtfertigungsans ä tze 107 1. Grundlagen der ö konomietheoretischen Betrachtung 109 a) Utilitarismus als philosophische Grundlage 109 aa) Begriffsbestimmung und Inhalt 110 bb) Kritische W ü rdigung 113 cc) Zusammenfassung 119 b) Die Unterscheidung zwischen ö konomischer Analyse im positiven und im normativen Sinne 121 c) Das ö konomische Verhaltensmodell 123 d) Das ö konomische Effizienzziel 123 2. Mehrebenenansatz 126 a) Inhalt und normzweckrelevantes Programm 126 b) Kritische W ü rdigung 126 3. Traditioneller Ansatz der Anreiz- und Nutzungsoptimierung 129 a) Inhalt und normzweckrelevantes Programm 129 aa) Unmittelbarer Anreiz zur Schaffung neuer Werke 129 bb) Verbreitung und Nutzung bestehender Werke 132 b) Kritische W ü rdigung 134 aa) Kritik an Theoriepr ä missen 134 (1) Erforderlichkeit des Urheberrechts angesichts alternativer Anreizmechanismen 135 (2) Erforderlichkeit des Urheberrechts angesichts technischer Schutzm ö glichkeiten 143 (3) Zweifel an der angenommenen Anreizwirkung des Urheberrechts 150 (4) Kritik am ö konomischen Effizienzziel 162 https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb XIV bb) Methodologische Kritik: Problem der Operationa- lisierbarkeit 167 cc) Zusammenfassung 169 4. Rein marktbasierter, neoklassischer Property Rights-Ansatz 170 a) Inhalt und normzweckrelevantes Programm 170 b) Kritische W ü rdigung 178 aa) Kritik an Theoriepr ä missen 178 (1) Versagen des Marktmechanismus 178 (2) Property oder Liability Rule? Verbotsrecht oder Verg ü tungsanspruch? 183 a ) Bringen Liability Rules effizienzsteigernde Verhandlungen ebenso gut in Gang wie Property Rules? 183 b ) Vorzugsw ü rdigkeit von Liability Rules im digitalen Zeitalter 185 bb) Negative Auswirkungen des neoklassischen Ansatzes 197 c) Zusammenfassung 199 5. Neue Institutionen ö konomik mit Transaktionskosten ö konomik und Informations ö konomik 200 a) Inhalt und normzweckrelevantes Programm der Transaktionskosten ö konomik 201 aa) Theoretische Grundlagen 201 bb) Begriff, Typologie und Erfassung der Transaktions- kosten 203 b) Kritische W ü rdigung der Transaktionskosten ö konomik 206 aa) Kritik an Theoriepr ä missen 206 bb) Verbleibende Erforderlichkeit staatlicher Trans- aktionskostensenkung angesichts von DRM? 208 c) Zwischenergebnis zur Transaktionskosten ö konomik 211 d) Inhalt und normzweckrelevantes Programm der Informations ö konomik 211 aa) Informations ö konomische Rechtfertigung des urhebervertragsrechtlichen Urheberschutzes 214 bb) Informations ö konomische Rechtfertigung des Nutzerschutzes 215 e) Kritische W ü rdigung der Informations ö konomik 224 aa) Kritik an Theoriepr ä missen 224 bb) Vorteilhaftigkeit gesetzlicher Regulierung? 233 f) Zusammenfassung zur Neuen Institutionen ö konomik 242 6. Res ü mee bez ü glich ö konomietheoretischer Rechtfertigungs- ans ä tze 243 II. Kulturpolitische Rechtfertigung im Sinne Fishers 251 1. Inhalt und normzweckrelevantes Programm 251 2. Kritische W ü rdigung 253 https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb XV 3. Zusammenfassung 256 III. Demokratietheoretische Rechtfertigung im Sinne Netanels 256 1. Inhalt und normzweckrelevantes Programm 256 a) Produktionsfunktion 259 b) Strukturfunktion 261 c) Symbolfunktion 263 2. Kritische W ü rdigung 265 a) Kritik an Theoriepr ä missen 265 b) Problem der Operationalisierbarkeit 272 3. Zusammenfassung 276 IV. Eigene Stellungnahme: ein ordoliberalistischer Gegenentwurf f ü r eine offene Kultur 278 1. Notwendigkeit freiheitssichernder Spielregeln im Geiste des Ordoliberalismus 278 2. Der aktive und selbstbestimmte Nutzer als programmatisches Leitbild einer offenen Kultur 282 a) Die Zielvorstellung einer offenen Kultur 283 b) Der aktive und selbstbestimmte Nutzer 290 D. Pl ä doyer f ü r ein integratives Rechtfertigungsmodell 295 I. Prinzipielle Vorzugsw ü rdigkeit kollektivistischer Ans ä tze 295 II. Notwendig bleibender R ü ckgriff auf individualistische Argumentation zur Rechtfertigung der Urheberpers ö nlich- keitsrechte 296 III. Vorz ü ge und Schw ä chen eines integratives Rechtfertigungs- modells 298 1. Vorteilhaftigkeit einer vermittelnden Position mit Blick auf internationale Urheberrechtsharmonisierung 298 2. Grenzen eines integrativen Rechtfertigungsmodells 302 IV. Zusammenfassung 304 5. Kapitel: Zul ä ssigkeit, Umfang und Konsequenzen einer Normzweck- erweiterung 306 A. Zul ä ssigkeit einer Normzweckausdehnung auf den Nutzerschutz 307 I. Vereinbarkeit mit verfassungsrechtlichen Vorgaben in Deutschland 308 II. Vereinbarkeit mit europa- und internationalrechtlichen Vorgaben 309 B. Weitere in Betracht kommende Normzwecke 312 https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb XVI I. Schutz der Allgemeinheit als weiterer Normzweck? 312 1. Gr ü nde f ü r Ausdehnung auf Schutz der Allgemeinheit 312 2. Kritische W ü rdigung 314 II. Schutz der Verwerter als weiterer Normzweck? 315 1. Gr ü nde f ü r Ausdehnung auf Verwerterschutz 315 2. Kritische W ü rdigung 316 3. Zusammenfassung 327 III. Wettbewerbsf ö rderung als weiterer Normzweck? 327 1. Gr ü nde f ü r Ausweitung um institutionellen Wettbewerbs- schutz im Urheberrecht 328 a) Urheberrechtsschranken und Wettbewerb 329 b) Urhebervertragsrecht und Wettbewerb 329 c) DRM und Wettbewerb 331 d) M ö gliche Schlussfolgerung 332 2. Kritische W ü rdigung 333 a) R ü ckschl ü sse aus der Stellung des UrhG in der Wettbewerbsordnung 333 aa) UrhG und institutioneller Wettbewerbsschutz im UWG 333 bb) UrhG und institutioneller Wettbewerbschutz im GWB 338 b) Ablehnende Stellungnahme 339 3. Zusammenfassung 340 C. Verh ä ltnis der Normzwecke zueinander 341 I. Normzweckkonflikte zwischen Urheber- und Nutzerschutz 341 II. Gleichrangigkeit oder Hierarchie der Normzwecke? 342 1. Differenzierung zwischen Prim ä r- und Sekund ä rzweck als denkbare Zweckstaffelung 343 a) Modell aus Prim ä r- und Sekund ä rzweck 343 b) Rechtfertigungsversuche f ü r ein Hierarchieverh ä ltnis 343 c) Ablehnende Stellungnahme 347 2. Gleichrangigkeit und ggf. einzelfallbezogene Interessen- abw ä gung 347 III. Zwischenergebnis 349 D. Konsequenzen einer Normzweckerweiterung auf den Nutzerschutz 349 I. Rechtliche Relevanz einer Normzweckbestimmung 350 1. Normzweck als Gesetzesrechtfertigung und Auslegungshilfe 350 2. Schutzzweckdenken im UWG als Orientierungshilfe 351 https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb XVII 3. Neubestimmte Regelungszwecke als Gestaltungsauftrag de lege ferenda 354 4. Erweiterte Regelungszwecke und die Chance auf Akzeptanzsteigerung des Urheberrechts 356 5. Zusammenfassung 358 II. Nutzersch ü tzende Gestaltungsoptionen im Einzelnen 358 1. Gesetzliche Normzweckverankerung in § 1 UrhG de lege ferenda 362 2. Verk ü rzung bzw. Flexibilisierung der Schutzdauer 368 a) Notwendigkeit einer st ä rker differenzierten bzw. flexibleren Dauer des Urheberrechts 369 b) Differenzierung anhand der Amortisations- bzw. Auswertungsdauer? 370 c) Formulierungsvorschlag f ü r eine f ü nfj ä hrige Schutzfrist mit Verl ä ngerungsoption 370 3. Schutz f ü r die Nutzer von » orphan works « 381 a) In den USA diskutierte Regulierungsvorschl ä ge f ü r die orphan works-Problematik 381 b) Eine Beschr ä nkung der Schadensersatzanspr ü che auch in Deutschland bzw. Europa? 383 c) Pl ä doyer f ü r einen Ausschluss des Unterlassungs- und Beseitigungsanspruchs im Falle bearbeitender Nutzungen von orphan works 385 d) Vereinbarkeit mit verfassungs-, europa- und internationalrechtlichen Vorgaben 387 e) Zusammenfassung 388 4. Auslegung und Ausgestaltung der Schranken im Lichte eines normzweckorientierten Ansatzes 390 a) Normzweckorientierte Schrankenauslegung 390 aa) Das ü berholte Dogma der engen Schranken- auslegung und die Rechtsnatur der Schranken 391 bb) Schrankenauslegung im Lichte der vorgeschlagenen Normzweckklausel 398 b) St ä rker nutzerorientierte Ausgestaltung der Schrankenbestimmungen 401 aa) Allgemeine Ü berlegungen zu einer nutzerfreund- licheren Schrankengestaltung 401 bb) Ö ffnung des abschlie ß enden Schrankenkatalogs 404 (1) Vor- und Nachteile eines abschlie ß enden Schrankenkatalogs 405 (2) Formulierungsvorschlag f ü r eine den Schranken- katalog erg ä nzende Auffangklausel 407 5. Nutzersch ü tzende Gestaltungsoptionen hinsichtlich technischer Nutzungsrestriktionen 413 https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb XVIII a) Versch ä rfte und international einheitliche Informations- pflichten 415 b) Etablierung bzw. Erhaltung digitaler Nutzerfreiheiten 417 aa) Optionen unmittelbarer Technikgestaltung 420 bb) Optionen mittelbarer Nutzerschutzdurchsetzung 422 E. Res ü mee bez ü glich des vorgeschlagenen Normzweckmodells 427 I. Zul ä ssigkeit, Umfang und Bedeutung einer Normzweck- erweiterung 427 II. Gestaltungsoptionen zur Verwirklichung des Nutzerschutz- paradigmas 429 1. Vorschlag f ü r eine Normzweckklausel und eine neue Gesetzesbezeichnung 430 2. Formulierungsvorschlag f ü r eine Verk ü rzung bzw. Flexibilisierung der Schutzdauer 431 3. Schutz f ü r die Nutzer von » orphan works « 432 4. Normzweckorientierte Auslegung und Ausgestaltung der Schranken 433 5. Optionen des Nutzerschutzes im Hinblick auf technische Nutzungsrestriktionen 435 6. Kapitel: Zusammenfassung und Ausblick 438 A. Zusammenfassung 438 I. Bestandsaufnahme 438 II. Relativierung des Urheberschutzkonzepts bei historischer Betrachtung 439 III. Ursachen der gegenw ä rtigen Legitimationskrise 440 IV. Die Rechtfertigung des Urheberrechts im Allgemeinen und einer Nutzerschutzdoktrin im Besonderen 442 V. Umfang und Konsequenzen der vorgeschlagenen Normzweck- erweiterung 445 B. Ausblick 447 Literaturverzeichnis 451 https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb 1 1. Kapitel: Einf ü hrung Das Urheberrecht steckt in der Krise, genauer: in einer Legitimationskrise. Wir sch ü tzen immer mehr – und wissen immer weniger warum. Deshalb stellt sich mit zunehmender Dringlichkeit die grundlegende Frage nach dem Warum des Urhe- berrechts. Was wollen oder sollten wir mit urheberrechtlicher Regulierung eigent- lich genau bezwecken? Ist das traditionell rein urheber- und praktisch verwerter- zentrierte Urheberrechtsparadigma noch zeitgem äß ? Wird es insbesondere den Interessen kreativ-sch ö pferischer Werknutzer im digitalen Umfeld noch gerecht? Diese Fragen verlangen eine Neubewertung, denn Digitalisierung und Internet haben auf bislang kaum absehbare Weise das Umfeld f ü r die Sch ö pfung, Verwer- tung und Nutzung von Geisteswerken ver ä ndert. Reagiert worden ist auf diesen Wandel dabei in den vergangenen Jahren national wie international bislang mit einer weitgehenden Schutzexpansion. Diese auch in anderen Bereichen des Geis- tigen Eigentums (wie namentlich dem Patentrecht) zu beobachtende Entwicklung hat die grunds ä tzliche Frage aufgeworfen, ob man mit der Schutzausdehnung m ö glicherweise zu weit gegangen ist. In den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses ist daher inzwischen eine folgenorientierte (vielfach: ö konomische) Analyse und Kritik der zu beobachtenden Schutzausdehnung ger ü ckt. Mittler- weile kritisieren – auch in Deutschland – immer mehr Stimmen, dass sich die ge- setzgeberische Reaktion auf den digitalen Wandel und die verbesserten techni- schen Kontrollm ö glichkeiten oftmals zu Lasten der Nutzer und der Allgemeinheit auswirken. Nutznie ß er des urheberrechtlichen Schutzes scheint in der gesell- schaftlichen Realit ä t jedenfalls immer h ä ufiger nicht der Kreative zu sein, son- dern der derivativ berechtigte Verwerter. Der unaufhaltsame Wandel von einem Kultur- zu einem Industrierecht hat dem Urheberrecht mit den zahlreichen Schutzbereichserweiterungen insofern einen enormen Bedeutungszuwachs eingebracht – es zugleich aber auch in eine tiefgrei- fende, als Grundlagenkrise zu verstehende Legitimationskrise gest ü rzt. So sind die ü berkommenen urheberzentrierten Rechtfertigungsans ä tze durch die Schutz- expansion an ihre ä u ß erste Belastungsgrenze geraten. Das traditionelle normative Leitbild von der individuellen Sch ö pferpers ö nlichkeit, die sich im Werk ihrer In- dividualit ä t ent ä u ß ert, scheint jedenfalls angesichts der Absenkung der Schutz- voraussetzungen und der Ausdehnung urheberrechtlichen Schutzes auf industriell gepr ä gte Werkkategorien immer weniger zur Legitimierung des gew ä hrten Schut- zes geeignet. Die h ä ufig unreflektiert wiederholte Formel vom intendierten https://doi.org/10.5771/9783845216447 , am 29.07.2020, 21:02:21 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb