X Vvrbericht. und Berlin einströmen, muß doch bei immer wiederholten Entzifferungsversuchen in die Schrift, welche Zoega die phonetische nennt, die aber schwerlich einen Ueber- gang aus der Hieroglyphenschrift in die Sylben- und Buchstabenschrift begründet, so viel Licht gebracht wer den können, daß wir gewiß wissen, waü sie nicht ist. Herr Professor K. Ottfricd Müller hat meinen im Vorbericht S. XXVIII. geäußerten Zweifel, ob die ans den Dreifuß gelegte Platte wirklich okjxog genannt werden könne nicht für widerlegend halten können. Er schrieb mir darüber folgendes: „Ueber den Holmos ist noch nicht aller Disput, wie mir vorkommt, beigelegt. Sie werfen mir den Namen selbst, der auch Mörser heißt, vor; darum soll er ein hohles Gefäß seyn. Aber wenn nun der älteste Mörser nichts ist, als eine stäche oben etwas eingesenkte Scheibe, von der der Wind die Schaalen der Hülsenfrüchte (also wohl die gluma der Römer, woher daS Wort deglubere) wegführen konnte; wenn okfxo;, von eXcu, etkeuj, überhaupt einen Cylinder, einen Scheibenteller bedeutet! Ich glaube dieß wahr scheinlich machen zu können. Auf jedem Fall werde ich die Tripodologie noch mit einem kleinen, artistisch - ar chäologischen Aussähe schließen." Ich würde doch im mer wieder auf die Hauptstelle bei Pollux zurückkommen. Der gelehrte Recensent in der Hallischen Literat. Z. theilt meine Zweifel und seht alles klug entscheidend, hinzu: die Bedenklichkeit wegen des unbequemen SihcS auf dem sphärischen Deckel deS Kessels wird durch die zahlreichen Münzen der ersten Scleucidcn gehoben, die den nackten Apollo mit dem Pfeil in der Hand auf der gen, bekennt ganz freimüthig nicht einmal das ABC dieser Cur siv-Hieroglyphen ju kennen. — Laut den neuesten Berichten an- Berlin ist dort eine ganze Kiste von ägyptischen Papyrusrolleu, welche der General Minntoli in Äegvpre» anzukaufen Gelegenheit fand, ganz unversehrt über Land von Triest angekommen. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Vorbericht. XI umgestülpten cortina sitzend zeigen. So umgestürzt erscheint die cortina auf der Münze der Mamertiner bei Eckhel Sylloge L tab. II, 11. und als Deckel des Tri- puS auf dm Münzen der gens Cassia bet Morell tab. g. IV. Daher man wohl zur Annahme berechtigt ist, daß beim Gebrauche die cortina (dXjtto$) auf daS in den Rand eingehängte, ebenfalls hemisphärische Gefäß (keßys) gedeckt und mit einem Teppich verhüllt, zum Sitze für die weissagende Pythia bereitet wurde." Herr Prof. Öttfr. Müller hat theils durch den gerechten Beifall bewogen, den unter i Zoo Zöglingen der blühenden Georgia Augusta alle junge Alterthumsfreunde feinen Vorlesungen zollten, theils durch eindringende Forschung in die griechische Urwelt und die Alterthü mer Athens, wovon die Beweise am Tage liegen, ab gehalten, die versprochne zweite Abhandlung zwat noch nicht mittheilen können, jedoch sein Versprechen selbst keineswegs zurückgenommen. Möge er von der lehr reichen Reise in die Britischen und Pariser Museen, die er, von der weisen Curatel der Universität unter stützt, bereits angetreten hat, mit vollen Watzengaben der Wissenschaft — ein trefflicher Schnitter — zu unS zurückkehren und auch unsrer Amalthea aus seinem reichen Füllhorn gute Gaben spenden ! Wir weihen ihm indeß als ein frommes Ex Voto den bekannten JaSpiS aus der Florentinifchen Gallerie, wo der rettende SerapiS auf den Fuß eines Wanderers gestellt ist, *) und rufen ihm das alte Salvos ire, Salvos redire aus voller Brust zu. Ich verdanke ihm übrigens in einer öffentlichen An zeige, die er von unsrer Amalthea zu machen die Güte gehabt hat, **) in Beziehung auf die Knöchelspielen- den Knaben, worüber Prof. Levezo w für den ersten *) Passerl Gemmae Astriferae T. I. tab. XVIIf. vergl. tab. XCI. CXXIII. ") Göttiug. gel. Anzeigen sür I82l. Et. 29. E.284ff. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM XII Vorbericht. Band der Amalthea einen so geistreichen Beitrag gab, die Bemerkung, daß der kleine Bogen auf der Plin- the deü Knöchelspielers im Britischen Museum sich gerade so bei dem in der Walmodenschen Sammlung in Hannover findet. Seine Bedeutung faßte Combe nicht richtig auf. Seiner ebenfalls in jener Anzeige ausgesprochenen Bemerkung in Beziehung auf die von mir bel dem Vascngcmälde, welches die Peliaden vorstellt, beige brachte Erklärung des medischcn Ermelklcides, der Kan- dyS, daß man gerade mit solchen Ermeln die persischen Hofleute auf den Reliefs von Tschilminar bei Nie- buhr, Reisen Th. 2. Tafel 21. erblickt,*) kann ich auS einem Brief des Hr. Hofraths T h i e r sch in Mün chen noch folgendes beifügen: „Aufgefallenist mir, daß Hirt die Kleidung der Mcdea mit herabhangenden Er meln, die wir immer die Kolchische (modern die Hu sarenkleidung) nennen wollen, als allein auf diesem Denkmal sich findend bezeichnet und Sic ihm beistim men. Sie ist vollkommen so und noch deutlicher an den Amazonen auf dem berühmten Wiener Sarkophag mit der Amazoncnschlacht auf drei Seiten zu sehn und *) Ich bitte damaU auch noch das höchst zierliche bronzene Re lief, welches Hr. Hawkins auf seinen Reisen in Epirus kaufte und seitdem in England vortrefflich abformen lieji, als einen Beweis für diese Kandys-Ermel in der Kleidung des jungen Heros, den Venus auf dem Ida besucht, anführe» können, wenn Ich jenen Abguß, den ich seitdem der Güte meines Britischen Freunde- verdanke, damals schon vor Augen gehabt hatte. Seitdem ist der genaue Umriß dieses Werks im VII. Hefte des Lischbeinischen Homer nach Antiken No. III. in Kupfer erschienen, wobei der eben so einsichtsvolle als geistreiche neue Erklärer, Hr. v. Schorn in Stuttgart C. 37. dieß sehr richtig aufgefaßt und unsre Amaltbca nicht vergessen bat. Könnte ich mich nur überzeugen, daß in diesem Relief Aphrodite dem Paris und nicht dem Anchises erscheine. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Vorbericht« XIII von einem Erklärer dieses ausgezeichneten Reliefs in Bouillon'- Muse'e des antiques anerkannt worden. Auch erinnere ich mich, an einem alten weiblichen Kopf mit dem Anfang der Schulter und der Brust auf einem antiken Stein den obersten Theil dieses Rocks genau bemerkt zu haben, wo die Erklärer sich nicht zu helfen wußten." Zu großem Dank fodert uns die berichtigende und warnende Mittheilung des Hrn. Staatsraths von Köh ler in St. Petersburg über ViScontl und die in Mai land erscheinende Ausgabe aller seiner Werke auf. Da nicht vorausgesetzt werden durfte, daß aus einem deutsch gefchriebnen Journal *) dieser zunächst aufItalien berech nete, inhaltreiche Aufsatz zur Kenntniß des Herrn La- buS, des Herausgebers der Mailänder Ausgabe der Werke Viscontis, oder anderer damit betheilten Per sonen kommen werde: trug ich Sorge, daß von Köh lers Aufsatz nebst einem dazu von mir besonders abgefaßten Vorwort dem Direktor der Biblioteca Ita- liana, Giuseppe Acerbi, in einer Uebersetzung, •) Wie sehr täusche» sich unsere nahmhafte» Schriftsteller, wenn sie auf Eelebrität außer den Ländern deutscher Zunge rechne». S» lange mir so gutmüthig die franttsische Sprache als Herrscherin in unserm Verkehr mit den uns besuchenden Ausländern anerkennen, müssen wir auch unsere Werke der historischen Forschung und schönen Literatur erst in diese Sprache übertragen lasse», um auch von Jta- lienen, »nd Britten gekannt j« »erden. In Italien ist die Kenntniß unsrer Sprache noch immer die größte Seltenheit. In des Grafen Cieoguara Catnlogo ragionato dei Libri d*arte e d’Antichitf Pis« 1821. 2 Bände, welche in 43 Abschnitte» und 4800 Nummern einen seltnen Schatz von Werken über Kunst und Alterthum mit bibliographischen Anmerkungen dos ein halbes Menschenleben dem Sammeln dieser Kunstbibliorbek widmenden Besitzers enthält, ist nicht ein einziges deutsch geschriebenes Buch über Kunst »der Archäologie anfgcführt! Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM XIV Vorbericht. welche ein hier in Dresden lebender italienischer Diplo mat, der Graf Allegri, der unsre Sprache und Literatur mit bestem Erfolg studirte, aus Liebe zur Sache unternom men hatte, zugeschickt und in jener Bibliothek aufgenom men wurden. Der kenntnißreiche, durch kein Nationalvor- rurtheil geblendete Herausgeber der zweckmäßigsten, um fassendsten Zeitschrift, die in Italien erscheint, Hr. Acerbi, erklärt sich zur Aufnahme dieser Mittheilung sehr bereit und sie ist in zwei MonatSstücken jener Zeitschrift abge druckt worden. *) In dem darauf folgenden Hefte**) ist dem zu Folge ein sehr höflicher Brief deS edi- tori Milancsi delle Opere di Ennio Visconti ein gerückt worden, worin auch ein allgemein Eingeständ- ntß, daß Visconti auch wohl gefehlt habe, zuerst bemerkt wird und daß die von Florenz aus angekündigte Ausgabe der Werke gar nicht statt gefunden habe, dann mit Berufung auf den ersten ProspectuS der Aus- gäbe ***) versichert wird, daß die Mailändischen Herausgeber gleich Anfangs eine kritische Prüfung der in mehreren Ländern gegen Viscontis Erklärungen gemachten Einwürfe und Mutmaßungen sich zum Ge- setz gemacht und daher die Besorgung der Ausgabe dem berühmten Antiquar Herrn LabuS aufgetragen hatten, f) *) Bibliotece Italiana rga». Ottobrc p. 103. ff. Novembre p. 254. ff. **} Decembre p. 416 — 420« ***) S. opere di Visconti T. I. p. XV. t) Hier hat ohnstreitig der Herausgeber selbst, — denn es ist «iemand unterzeichnet —- eine Anmerkung untergesetzt, welche die Herausgeber wegen der Wahl des Hrn. Labus, dem sie ein so wich tiges Geschäft auftrugen, sehr hart in Anspruch nimmt, weil er kel« Jota griechisch, kein englisch und deutsch verstehe, sich nur mit In schriften beschäftige und fast keines der Denkmäler gesehn habe, die Visconti erklärte. Doch diese Anmerkung ist zu wichtig, als daß ich sie nicht ganz herschreiben sollte: Temiamo forte per V onore della edixione e degli cditori che il signor Labus, senza aaper jou Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Vorbericht. XV Aus die Beweise, welche Herr von Köhler auS Visconti- Erklärung der silbernen Toilette, der unter geschobenen Mosaiken, deS unechten Cameo der Berenice und deS PtolemauS EvergeteS und andern Fehlgriffen geführt hat, lassen sich die Hrn. Herausgeber gar nicht ein, weil dieß die Gränze eines BeantwortungSschrei- benS überschreiten würde und bemerken nur, daß die von Köhler schmerzlich vermißte Archaeographia Wors- leiana allerdings mit in die Werke aufgenommen werden würde, so wie die am Schluß der Köhlerschen Schriften nahmhaft gemachten französischen Aufsatze Viscontis über die Vasengemälde, Teppiche der Kö nigin Mathilde und Notizen der aus Kassel und Berlin nach Paris gebrachten Kunstdenkmäler. Nach diesen Erklärungen, die mit sehr artigen Verneigungen gegen die zwet ausländischen Archäologen schließen, dürfte eS doch wohl nicht zweifelhaft seyn, daß von Köhlers gerade und die Sache mit dem rechten Nahmen nennende Warnung bereits ihre guten Folgen gehabt und der Bü chermachenden Spekulation einige sehr heilsame Scheu eingeflößt habe. di grico, lens« aver veduti mai monumenti original! de quali parla il Visconti, ignaro afiatto delle arti del disegno. limitalo alla parte piu sterile delV archeologia, ciofc alla lapidaria, non potri solo bastare al promesso lavoio, e qoindi angnriamo agil editori altri sussidi di quali non manca questa dotta e grande oitti. Non bisognerebbe neppure ignorare nulla di cio che fu •critto a confutaaionc delle Opere del Visconti in Inghilterra e in Germania, e diagraziatamento il signor Labus ignora anche le du# lingue inglese e tedesca. Wir erstatten hier bloß Bericht. Dev» übrigens genießt »nd verdient Lahns ln seinem Fache in Mailand and in ganz Italien ausgezeichnete Anerkennung. Mailand besitzt viel Gelehrte, die aller Sprachen kundig sind. Hoffentlich hat bei allem, waS Numismatik betrifft, auch der dortige große Mürrzkcn »er und Archäolog, Eattarreo, Theil an dieser Ausgabe. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM XVI Vorbericht. WaS jene silberne Toilette im Besitz deS Hrn. von SchellerSheim betrifft, hatte Hr. Hofrath Hirt als Augenzeuge ihre Alterthümlichkeit, wenn auch aus einer sehr späten Zeit des sehr gcsunknen Geschmacks, in einem Brief an mich bestätigt. Auf meine Meldung dieses Zeugnisses erwiederte Hr. von Köhler in einem Schreiben von 25. Fcbr. 1521. folgendes: Die Toi lette von Silber habe ich nicht gesehen; ViSconti'S Abhandlung, die ich besitze, noch nicht gelesen. Doch möge mir Hr. Hirt verzeihen, wenn mir Marink'S Ur theil überwiegend scheint. Morcllt sprach auch ohne Rückhalt davon, und wer die Geldlicbe der Italiener in den jetzigen armen Zeiten kennt, findet zehnmal Be trug und nur einmal Aechthelt. Die jetzt lebenden Steinschneider und Bildhauer begnügen sich sogar mit 10 p. C. Wenn sie nämlich damals für einen ver fälschten Marmorkopf, eine Gemme oder Mosaik 300 Dukaten erhielten, nehmen sie jetzt mit Vergnügen 30. Jene Argenteria würde längst ein großes Museum geschmückt haben, (in Rußland weiß ich 3 bis 4Pri vatleute, welche sie gleich kaufen würden,) hinge ihnen nicht der Makel der Unächtheit an." — Ich bedaure übrigens, daß dieser durch Einsicht und Freimüthig keit gleich ehrwürdige Petersburger Archäolog für den zweiten Band der Amalthca aus seinen reichen Vor- räthen nichts spenden konnte. Auf Befehl seines Mo narchen durchreiste er im verflossenen Sommer aufs neue die taurische Halbinsel und die angränzenden Küsten länder und kam erst Ende Oktobers nach St. Petersburg zurück. Er drückt in seinem zu Anfang dieses Jahres geschriebenen Brief die Hoffnung auS, daß er ein« Beschreibung der Krim mit vielen Kupfern herausge- ben und mir für den dritten Band der Amalthea die Auflösung zweier der schwersten geographischen Ausga ben auS der Krim werde mittheilen können. In meinem Zusatz zu des Herrn Professor Osann Mittheilung über den Neapolitanischen Hermaphroditen Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Vorbekicht. mt hatte Ich noch fthr schwankend über deS Hrn. 0. M. R. Blumenbachs Ansichten darüber ln selnem ersien Speciminc historiae naturalis p. 15. ausgedrückt. Ich erhielt darüber von diesem ehrwürdigen Veteran der Naturkunde und Kenner aller Raren, Arten und Ab artungen in einem Schreibm vom 12. Mat 1321 fol gende Belehrung, die ich den Freunden der alterthüm- lichen Naturkunde nicht vorenthalten darf. Sein Schel ten, wäre es auch ernstlicher gemeint, wäre doch nur Freundschaft» „ Aus der Art, wie sie meine Spectmina anführen, könnte der Verdacht entstehn, als ob ich eifriger Physiolog, der aber auch an archäologischen Stu dien seine Freude hat, die wunderschönen antiquarischen Hermaphroditen mit den unglücklichen Menschenkindern mit den mißgestalteten Genitalien verwechselte, die man überhaupt ganz unrichtig mit jenem Namen belegt, da mir wenigstens bis jetzt auch nicht ein einziges unbe- zweifeltes Beispiel der Verbindung der beiderlei Sexual- Organen in einem menschlichen Individuum bekannt ist. Was man am häufigsten damit verwechselt, sind die armen Hypospadiaei mit mangelhafter Harnröhre, wohin auch das ex Voto aus Townley'S Sammlung gehört, *) das in meinem Specimen abgebildet ist und davon ich zwei lebende Erwachsene zwar mit großem wissenschaftlichem Interesse, aber— im Vertrauen ge sagt — nicht ohne Eckel untersucht habe, ohne freilich wie der humane Verfasser jenes Zusatzes die armen Crea- turtn deshalb gleich zur Säckung zu verurtheilen. *) Ue» brtgenS hoffe ich in meinem Handbuche der Na- *) Don dieser merkwürdigen kleinen Bronze, wovon mir Town- lep seldst »och dei seinem Leben die Abbildung schenkte, wird in einer MHandlung über den faicinui im dritten Band der Amalthea die Rede seyn ”) 0o geht es den Antiquaren. Mein Eifer war nicht obne Beispiel und wir können sagen; esemplo peccavimu«. Denn alle «malth. II. ** Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM xvm Bvrbericht. turgeschlchte S. 22. ff. den dreifachen verschieden, artigen Begriff der Hermaphroditen ( worunter aber die monströsen Hypospadiaei überhaupt nicht gehören) deutlich bestimmt zu haben. Von den ersten der daselbst unterschiedenen zwitterartigen Gebilde in physiologischem Sinn« (nicht im gemeinen Sprachgebrauche) Ist mir, wie schon gedacht, nie ein zuverlässiges Beispiel lm Menschengeschlecht je vorgekommen. Desto mehr aber von den übrigen beiden Hauptarten z. B. der der zweiten Klaffe von Jünglingen und Männern mit weibli. cher Brust, deren ich drei selbst gesehn. Es läßt sich denken, wie solche Hermophroditen zuweilen in prodigiis und hinwiederum in deliciis habiti seyn konnten. Na mentlich ist dieser Fall der männlichen Brust iu Aegyp ten nicht selten (S. Prosper Alpinus de medicina Aegypt. p. 3a.) und auch an plastischen Kunstwerken des ägyptischen Alterthums bemerkbar (S. Zoega de obelisc. p. 478-)/ V> daß auch Fea einen Pasto- pharoS für eine weibliche Figur ansah. Auch ließen sich wohl Männer, die sich solcher Weiblichkeit schämten, durch eine chirurgische -Operation davon befreien (S. Paul. Aegineta VI, 46.) Und von dieser gefälligen Ab weichung des BildungsttiebeS könnten doch wohl die alten Künstler die veredelten Formen ihrer Hermaphro diten entlehnt haben, wie auch Osann in Ihrer Amal- chea S. 349. nicht in Abrede zu seyn scheint. WaS aber im angeführten Handbuch am Schluß gesagt wor den, weibliche Weichlichkeit in der Totalform des Männ lichen, dazu sinden sich Belege so wie in der schonen Natur, unter den herrlichsten Climaten, so in der helle- Aodrogynrn worden nach de« Hetrurischen Otlteel drt H* Römern ins Meer geworfen. Beim Julias ObfequenS kommt dieser Fall «lein neunmal vor. ». Sch eff er in dm «nmerkuugrn p. 93. and Da vis ru Cicero de Dhrinat. I, 43. Schon Kaspar Bauhin ln sei nem gelehrten Werk de Hermaphrodiui I, 37. sammelte «lies *it« hergrhtrlge. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Borherich t. XIX Nischen Pkasttf, wie z. B. auS anthopometrkfcher Rück- sicht im Verhältniß der Hüften und deren Zubehör zu den Schultern *) bei der grandiosen Pallas in der Dres dener Gallerte. — Doch genug hiervon. Ich bemerke hier nur noch im Vorbeigehn, daß wenn Hr. Hirt S. 225. behauptet, die bekannte Tabula Uiapa sey aus weißlichem Kalktuffe, dieß Fabrettl'S (p- 315.) und anderer Behauptungen, die sie aus Stucco beste- hen lassen, geradezu widerspricht. So hab tch'S immer gehört. **) Als mineralogische Berichtigung füge lch noch bei, daß S. 226. der durch einen Druckfehler entstellte Stein Peperino oder Plperno heißt und daß, wo Sie in der Anmerkung zu S. 333. von Peperino sprachen, dieß wohl Travertins ist (vergl. mein Hand buch S. 634.)“ Ueber den zweiten Band der Amalthea, den ich hier mit den Kunst - und AlterthumSfreunden zu günstiger Aufnahme vorzulegen das Vergnügen habe, hab' ich nur weniges als Vorwort anzufügen. Unvorhergesehene -und zum Theil unwillkührliche Störungen und Unter brechungen meiner antiquarischen Thätigkeit haben seine Erscheinung, zu deren Förderung der wackere Verleger selbst mich oft angetrieben hat, gegen alle meine Vor ausberechnung über die Gebühr verspätet. Es sind in deß die zweckdienlichsten Veranstaltungen getroffen, daß ein so langer Aufschub bet der Fortsetzung nicht wieder *) ©. Schorn über die Pallasstatue« im Dresdner Museum im attn Band der Amalthea S. $06. •*) Hr. v. Schorn in den nach He »ne fortgesetzten sehr ge lehrten Erklärungen jU W. Tischbeins Homer nach Antiken ge zeichnet, Heft VII, wo auf der rten Tafel diese Zlische Bilderkafel zum erstenmal gauz ächt aufgestellt worden ist, bezeichnet sie zwar auch S. 13. als aus Srucco bestehend, citirk aber do» zugleich die Stele der Amalthea, wo Hirt von weiblichem Kalkruffe spricht. Auch Visconti spricht stets von Srucco. Wer har nun Recht? Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM XX Vorbericht. eintreten kann. Der Druck des dritten Bandes beginnt unverzüglich, drei Kupfertafcln sind bereits dazu gesto chen, eine Reihe gediegener Aufsähe von den mit mir verbundenen Freunden der bildlichen AlterthumSkundc Im Jnlande und Auslande liegen zum Abdruck fertig, und so darf ich hoffen, daß im Herbst dieses Jahres, dem die heurige FrühlingS-Flora einen großen Segen aus Pomonens Füllhornc verspricht, auch unsere Amalthea als eine Fruchtbringende sich aufs Neue beurkunden werde. Es war mein Vorsah, schon in diesem zweiten Bande die Skizzen von den Sommervorlesungen mit zutheilen, die ich im Sommer 1321 wie gewöhnlich im Vorsaal des Königl. Ankikenmuseums über den CycluS der HcrculcSfabel in Beziehung auf bildliche Darstel lung gehalten habe. Sie ganz so wiederzugeben, wie ich sie im freien Vortrage nach den vorliegenden Schriftstellen und Abbildungen zu halten pflege, würde beim Mangel der zum vollständigen Niederschreiben erforderlichen Zeit das Maß meiner vielfach in Anspruch genommenen Kräfte übersteigen. Aber es handelt sich doch auch eigentlich nur um den Gang der ganzen Forschung, die hier viel fach in den phönizischcn und ägyptischen Orient ein schreitet und sich mit meines wahrhaft verehrten Freundes Creuzer Entwickelungen in der neuen Ausgabe seiner Symbolik nie abstoßend, fast immer befreundend und die geistreichsten Zusammenstellungen dankbar benutzend begegnet; es bandelt sich um die genaue Hinweisung auf die Ouellen und Denkmäler, wie ich dieß aych in frühern, bloß als Manufcript für meine Zuhörer und Freunde einzeln gedruckten Skizzen beobachtet habe. Allein es ergab sich bald aus der überströmenden Fülle des Stoffs bei diesem aus den ungleichartigsten Fäden wunderbar zusammengewirrten Fabelknäul vom UrheroS der alten Welt, daß eS mit einer Reihe von 25 Vor lesungen — so viel umfasset ohngefähr die auf 3 Mo nate beschränkte, mir hiezu gestattete Zeit— nicht ab gemacht werden könne. Ich konnte in der ersten Reih« Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Vorberich k. xxi d«S Jahres ig2l. nur die Gränzsteine, oder, weil eS ja die Kraft des Herakles gllt, feine Säulen aufstellen, wo auf der einen Seite die Inkunabeln des Gottes bis zu seiner Wahl und der durch den Raub deS Dreifußes errungenen Orakelstimme, auf der an dern der Sonnenphönix auf Oeta und feine Apotheose die Gränzen angeben. Für einen zweiten CyclüS, der im Sommer 1322. zu vollenden seyn würde, dürfte, was zwischen beiden innen liegt, der Kalenderkreis der 12 großen Arbeiten und der daran geknüpften epifodi- fchen Abentheuer Stoff in Menge darbieten. Und so könnte wohl nach Abschluß deS Ganzen von einer Mittheilung in der Amalthea erst mit einiger Wahr scheinlichkeit deS Gelingens die Rede seyn. Drei von mir schon vorbereitete Aufsäht 1) über «in altgriechisches Gemälde, auf einer Vase, welche ich der Güte deS Baron Robert WtnSpeare in Neapel verdanke, die Wahl des auS der gymnastischen Erzie hung (auS Ven Epheben) in die unterste Bacchusweihe eintretenden Jünglings zwischen der weiblich personi- sizirten Weihe (TcXenj) und derW 0 llust ('H5owf) vorstellend, 2) über einen Cameo im Besitz deS Gra fen Georg von Einsiedel, Kön. Sächs. Gesand ten am Kais. Russischen Hofe, welcher den ägyptisirenden Orpheus in der Mitte der feiner Lyra lauschenden Thiere abbildet, z) über die Denkmäler, welche als Amulete gegen den Augenzauber, den Faselnus, anzusehen sind, Mlißte ich aufsparen, um inhaltreichen Fortsetzungen von Aufsätzen, deren Anfang im ersten Band enthalten ist, und andern interessanten Mittheilungen den Platz nicht zu verengen. Daher war eS mir dießmal nur vergönnt, Aufsätzen von fremder Hand einige erweiternde Erläu terungen anzufügen. Stoff dazu bot mir zuerst die auf eigene Anschauung begründete und dadurch allein schon völlig erschöpfende Abhandlung des Hrn. D. Noehden über das sogenannte MemnonSbild im bri tischen Museum, welches der in Beharrlichkeit unver- Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM XXII ■33 o r t* c r i d) t. gleichliche Belzoni zum ersten Hauptzweck seiner viel- fad) interessanten Reiseuntcrnehmung gemacht und der britische General - Consul Salt in Cahira für das Nationalmusenm in London erworben hat. Es ist alle Mühe angewand worden, um der colorirten, hier zum erstenmal erscheinenden Zeichnung, die der Abhandlung beiliegt, durch Agua-Tinta Gnügc zu leisten und die hellen Farben, welche den wunderschönen Kopf in lich- seren Tinten von dem übrigen Körper unterscheiden, ge nau anzudeuten. Noehdcns Untersuchung und Beur- »Heilung erhält durch den Standpunkt, auf welchem ihr Verfasser steht (er ist einer der betrauten Unterauf- seher des britifd)en Museums) und durch die Fein heit seines vielfach gebildeten Geschmacks ein erhöhtes Interesse. *) Daß ihm, der feit so vielen Jahren in England einheimisch war, manche Ansicht unserer Lite- ratoren und Alterthumsforscher unbekannt blieb, wird niemand befremden. Darum mochten mir wohl einige ergänzende Zusähe am Ende jener Abhandlung gestattet seyn. Es sind uns von diesem eben so kundigen, als gewissenhaften Schatzmeister noch manck>e Beiträge aus feiner reick» angefüllten Schatzkammer zugesagt. Möge der kräftige Mann in diesem einzigen Falle wenigstens der treuen Amme Euryclea in der Odyssee gleichen! **) *) t>. 91 o e b b e n, ein geborn« Göttinger, eihft Heyn e's Lieblingsschüler und Bearbeiter seines Virgils, wurde bnrch seine SBrrbienfte um die Erziehung junger Britten in England imtionelU firt. Die deutsche Sprachlehre, die er für die Britten schrieb, ist noch immer die beste. Eine Frucht seiner letzten Reife nach Italien ist die Uebersetznng von Götbe'S Abhandlung über Da Dinci'st Cena in Mailand mit einer schönen geschmackvolles Einleitung: Ob servation* on L. d. Vinci'* celebrated Supper by Göllie, trans- lated fron) ehe German and accompanied with an in'troduction and a few notea by G. H. Noehden LL. O F. K. S. Lobdoc, Bootl». 1331. XXVII Und 45 8. in 4. ") xaptjcofierii ««peörrw Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Borbcricht. xx m Zu derselben Zeit, wo ich die Zusätze zu dieser Noch- denschen Abhandlung schrieb, erhielt ich vom Herrn Hofrath Hirt in Berlin, dessen nun vollendete Ab» Handlung über daS Material, die Technik und den Ur sprung der verschiedenen Zweige der Bildkunst in die sem zweiten Band der Amalthea, einen Schatz von eige nen, auf vieljährtge Anschauung in Italien selbst be gründeten Beobachtungen enthalt, auch sein neuestes my thologisches Werk:über die Bildung der Ägypti schen Gottheiten (aus den Schriften der K. Aka demie der Wissenschaften von 1521. abgedruckt) Berlin, Reimer, iyzi. freundschaftlich mitgetheilt. Indem ich den rastlosen Elfer meines erprobten alten Freundes, der kaum feine klassische Geschichte der alten Baukunst in zwei Bänden vollendet hatte «nd schon wieder auf einem andern Felde volle Garben bindet, alle Gerechtigkeit widerfahren lasse und der Aeußerung, womit er die Ucbersendung dieser Abhand lung brieflich begleitete, daß viele seine Aegyptiaca ge wagt finden würden, daß er aber unbekümmert darum, ob andere fie widerlegen oder weiter fördern wollten, die ersten Umrisse zu geben sich gedrungen gefühlt ha be, des Mannes, dem seine Wissenschaft über alles werth ist, vollkommen würdig findet erlaube ich mit, der nachfichtvollen Aufnahme meiner Bemerkung Im vor aus versichert, etwas von dem zu wiederholen, was ich ihm selbst schon mitzutheilen Gelegenheit hakte. Mir scheint es allerdings ein fast verwegenes Unternehmen, den ganzen hellenischen Olympus in die Schaar der ägypti schen Zwölf- und Achtgötter so ln Reih Und Glied ein zuordnen. Denn wenn auch bei einigen Gottheiten die Identität kaum einem Zwessel unterliegt, wie z» B. bei der Ncith - Athene, beim PhkhaS - HephastvS, auch wohl beim HornS-Apollo, bei der Bubastis - Luna, beim Anu bis - Hermes: so dürste cS doch bei den meisten, selbst wenn man die Berichte dcS redlichen HerodotoS in allen Ehren laßt, nur auf eine vcrahnikhende Parallele ab- Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM XXIV Vorbericht. gesehen seyn. Wie waren z. B. jene alten Acgyptcr auS tcr Sesostridenzeit zu einem Ares gekommen, der gewiß ursprünglich nichts als ein vermenschlichter, auS dem angebeteten Speerfetisch der weithin sich erstreckenden th-azischen Völkerschaften hervorgegangener gewaltiger, anfangs aber sehr roher Speer Halter ist und daher auch verhältnißmäßig von der griechischen Kunst am seltensten gebildet wurde? Der jugendliche Heroö in TentyriS ist sicherlich kein ArcS, so wenig als alles, was von der ägyptischen Aphrodite-Athyr berichtet wird, in irgend einer thatsächlichen, nicht bloß aceommodir- ten Beziehung mit der assyrischen Urania, der phöni- zischen Astarre und der hellenischen Aphrodite steht *). Ueberall wo die Priestersage eintritt, wie z. B. beim Incest deS Papremitischen Marü, muß richtiges Er fassen der Allegorie und Symbolik uns die Fackel an zünden, und wer ist da ein kundigerer DaduchoS, als Creuzer? Indeß war es eine reife Frucht der Zeit, daß einmal nach den Bestimmungen der neuesten archäo logischen Forschung daS hellenische und ägyptische Göt tersystem mit einander verglichen würde, und wer ver mochte dieß vollständiger zu thun, alö der Verfasser deS selbst von den Ausländern mit Achtung anerkann ten und gebrauchten mythologischen Bilderbuchs, zu welchem diese Aegyptiaca den dritten Theil machen? Seine schnelle Bekanntmachung wird vielfachen Nutzen stiften, erweckend von Schlummerpfülen deS Hergebrach ten, zur neuen Prüfung zwingend, zum Widerspruch reißend. Ein großes Verdienst dieser Schrift besteht in der klugen Auswahl und geschickten Zusammenstel lung so vieler und so vielsagender Bildwerke aus der kostbaren Description de 1’ Egypte, die doch auch jeßt nach des begünstigten Pancoucke'S Vervtelfalti- e) Aergl. MÜNtetS Religion der Kartheger nach btt RtUtR »"»gabt, im Abschnitt Astarte S. 6z, ff., mit welchen Ansichten ich vollkommen einortstanden bin. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Vorbericht. XXV gungsmethode den Meisten unzugänglich bleibt. So muß, was dort gleichsam in Barren aufgeschichtet liegt und wozu Belzoni'6 neu entdecktes KvnigSgrab auch dann, wenn seine Leichtigkeit im Entziffern hicrogly- phisch geschriebener Eigennamen gegründeten Zweifeln unterläge, so wie Gau'S nubische Denkmäler, auch noch gediegenes Metall eingeliefert haben, nach und nach ausgemünzt werden. *) Denn warum sollte nicht jene Masse von Monumenten und nichthicrogly- phischen Bildwerken aus jenen Prachtwerken auch noch für mehrere Zweige des menschlichen ForschenS und Wissens angewandt und in belegenden Umrissen mitge theilt werden. **) Einen zweiten Zusah erlaubte ich mir der Amymo- nefabel auf einem Vasengemälde, welches Hr. Hofr. Hirt mir schon vor zwei Jahren zu diesem Gebrauch überlassen hatte, beizufügen. Ich wünsche, daß meine Ansichten sowohl über die durch satyrische Tänze und bacchische Festspiele auf Vasengemälde vielfach modist- zirten Mythen, als auch über den Dreizack und den drei fachen Gebrauch, den man in der griechischen Borwelt davon machte, die Prüfung unbefangener AlterthumS- kenner bestehen und von ihnen gebilligt werden mögen. Hier bemerke ich nur noch nachträglich, daß in den Sophisten des Plato, wo Sokrates die EintheikungS- Methode der Sophisten ironisch durchnimmt, der ganze Fischfang in die Netz- und Umstellungöfischerei und in die verwundende durch den Dreizack eingetheilt wird, woraus die weite Verbreitung des HarpnnirenS der *) Das btatuppaTtetiv der Griechen, ein Geschäft, worin, wie jeder Meßcatalog beweist, die deutschen Kleinmüazer eine bewun dernswürdige Fertigkeit erworben habe». **) Mit der Astronomie ist# bereits geschehen. Auch hat D ü- reau de la Malle alles, was auf die älteste Belagerungskunst Bezog hat, in den Poliotee tique« de« ancieiu (Paris» Didot 1*19. » Vol. s. mit einem Atlas) verständig ans der Description zusam mengestellt- Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM XXVI V o r b e r i ch t. Nacht - und Tag-Fischer an dc» griechischen Küsten zur Gnüge erhellt. *) Wenn wird man uns einmal eine Technologie der alten Welt in dem Sinne geben, in welchem einst Joh. Beck man in Göttingenste dachte und durch seine Beitrage zur Geschichte der Erfindungen redlich vorbereitete, aber aus Mangel tiefet eingehender Sprachkenntniß nicht ganz gestalten konnte; wie sie F rer et einst entwarf und Goguet zu seiner Zeit zu geben anfing, mit allem, was die neueste antiquarische Sack - und Sprachkunde und die ihr zur Sette stehen de Kunstarchäologie zur Vcrstnnlichung darbietet? Der unvergleichliche Polyhistor Schneider in Bres lau äußerte noch bei fernem letzten Bestich ln Dresden, so etwas sey, wie er bei seiner Untersuchung über die Spinnerei und Weberei (tgiovgyia) der Alten sich zu überzeugen Gelegenheit gehabt, durchaus nicht die Sache eines einzigen Menstben; aber die historischen Sectionen der Akademien der Wissenschaften hätten die Berpstlch- tung auf sich, durch Vcrtheilung unter einzelne Mitglie der und durch Preisfragen ein solches Werk encyklo pädisch zu Stande zu bringen. Sehr willkommen werden gewiß allen gründlichen Forschern über die Aechtheit lind Integrität alter bildli cher Denkmäler die fortgesetzten Bemerkungen über die Antiken der Großherz. Gallerte in Florenz von Hr. Hofr. Meyer in Weimar seyn. Dem Scharfsinn und der Gewissenhaftigkeit dleses trefflichen Wortführers unter den Weimarischen Kunstfreunden konnte sich schwerlich irgend eine Beschädigung oder falsche Ergänzung in *) Diese zweite Klaffe deS Fischfangs heißt dort und bezeichnet tö Se dyxilTpois Jtai TpiobovtU y^f ytyv6)nvöV in Sophist, p. 220. D. T II. p. aoy. Bip. c. 11. p. Lgz. Heine!. Ah bf: werte auch bei dieser Gelegenheit noch, daß wir ftt Plvtarchs Sym- t>os. !V. 6. p. 741. A. fünf Platze aufgeführt finden, wo Poseidon mm andern Göttern besiegt worden fern soll, welche- M gdmH vntersuchuug wohl auf eben so viel Kille, «0did Phdnizßer weichen mußten, in Beziehung gefetzt werden könnte. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Vorbericht. xxrn jetiet Galletie Mziehn. Und ohne die strengste Crttik destdn, was ächt oder unächt an einer Antike ist, fallt -och alles übrige in Schlüffe und Folgerungen aus einer antiquarischen Plunderkammer zusammen. Möge dem in alle Wissenschaft der alten und neuen Kunst früh ein gegangenen Freund meiner Studien Hygiea ihre vollsten Schaalen spenden, damit er nicht nur die Correspondenz WknckelmannS, der wir als erwünschten Zugabe *) zu der von ihm so schön hinausgeführten Ausgabe von Win- ckelmanns Werken entgegensetzn, sondern vor allen Din gen seine Geschichte der Kunst bet den Griechen, die schon langst ihrer Vollendung rntgegmreifte, UNS end» lich zu Theil werden möge! Hrn. Hofrath Jacobs in Gotha stnd dle Freunde der Amalthca sowohl für die nun wohl nicht mehr in Zweifel zu ziehenden Werke des SkopaS in der vielbespro chenen Stelle des Strabv als für die einzig richtige Er klärung des Olympium in der Stelle des Plinius ver pflichtet. Gehr gern nehme ich, des Bestem belehrt, meine in der Archäologie der Malerei darüber geäußerte Meinung zurück. **) Hrn. Sillig'S MlttheiluUg über Pkof. Herr- mann'S Erklärung der durch so manche Verbesserungen und Erklärungen gegangenen Inschrift auf einem im Jahr 1517. in den Trümmern von Olympia gefundenen und von dem Kön. Dänischen Refidenten in Rom, Hrn. von Brönstedt zuerst in einer eigenen Abhandlung +) *) Eine andere dürfen wir durch des Hrn. Professors Fr. <3ottl. Welcher in Bonn, Vermittlung baldigst gu erhalten hoffen, eine durch Georg I 0 e g a berichtigte und in einer Menge Fehlgriffen, dir Winckelüiann durch feine und fremde Schuld in bet Abbildung alter Reliefs nickt zu verhüten wußte, verbesserte Ausgabe der Monument! antichi inecüti. Bedürfte jemand noch weitere Beiveise für Jacobs erklärn«-, so fände er sie in des gelehrten Britten W. M. M. Leake Topo- graphy of Athens p. 44. «nd in der Note p. 401—3* t) Sopra una iecrizione Greca soolptta in un antico elmo di Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM XXVltl Vorbericht. bekannt gemachten sogenannten Helm des Onatas hab' ich um so lieber aufgenommen, als mir dieß Gelegenheit darbot, einen für Archäologie und Philologie mit dem redlichsten Eifer erfüllten Jüngling auS der Leipziger Schule dadurch einzuführen. Er wird hoffentlich durch feine kritische Allsgabe deö CatulluS, wozu er bereits die sieißigsten Vorarbeiten fast beendigt hat, die Erwartung rechtfertigen, daß er diese Hciligthümer nicht, wie die Alten zu sagen pflegten, mit ungewaschnen Händen zu behandeln gesonnen ist. Herr Direktor Siebelis in Budiffin, dem die Amalthea einige Nachweisungen und Berichtigungen über den Pausanias verdankt, ist durch einen tüchti gen Verleger aufgemuntert worden, die von ihm lange schon vorbereitete größere Ausgabe des Pausanias — die Recognition des TextS in seiner Bibliotheca classica von seiner Hand druckte Weigel in Leipzig bereits 1519 — unS endlich mitzutheilen! Was er über die arodg vTTtQuiov; S. 257. bemerkt, *) würde er in Hrn. Geh. Hosr. Vvlkel'ö Abhandlung über Hr. iQ 11 fltre in c r c de öinncp’S Zeichnung vom Tempel und der Statue dcS Jupiter zu Olympia hronzo rinrenuto nolle rovine di Olimpia nel Pcloponncio. Let- tera del Cavalieri I). Riönsiedt. Napoli, nelJa stam perin della •ocieta filontatica iß2o. 32 S. in 4. Was in dem Morgendiatt da 011 stand, ist nur ein kurzer Auszug aus dieser seltenen Schrift, die Hr. von Brönstedr im April 1.820 von Ithaka ans, wohin er mit Lord Guilford gegangen war, dem Prinzen Christian von Dänemark zuschrieb, und von dem Ort, wo er schrieb, Veranlassung nahm, über Ithaka selbst einige interessante Notizen anzufugen. ~) Es ist merkwürdig, daß die neueste Untersuchung über die Trümmern des großen Juppiter - Tempels zu Agrigentum die sehr wahrscheinliche Muthmaßung begründet, daß auch innerhalb des Hypö- thros dieses Tempels eine obere Gallerie auf beiden Selten hinlief, die auf dem Awischengebalke der Pilaster und Telamone ruhete. S. des 5)ofbau-Intendanten, r. K lenze Vorlesung der Tempel des Olympischen Jupiter zu Agrigent (München 1821. Z8 S. ln gL 4. mit 4 Kupferraseln) S. 31. 33. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM V o r b e r i ch t. XXIX aufs gründlichste erwogen und beurtheilt gefunden haben, wenn die gebieterische Beschränkung des Raums mir erlaubt hätte, diese schon seit länger als einem Jahre in meinen Händen befindliche gründliche llntersuchung, die auch durch einen fic begleitenden Plan ihre volle Deut lichkeit erhält, diesem Bande der Amalthea einzuverlei ben. Sie wird aber im folgenden Bande unverzüglich abgedruckt werden. Als eine besondere Ausstattung dieses Bandes für den museographischcn Theil desselben mag endlich auch Hrn. Prof. Levezow's ausführlicher und gelehrterUcberblick der archäologischen Schätze, welche durch die Großmuth des jetzt regierenden Königs von Preußen Maj. unter der Aufsicht deS Mannes, der schon so vielfach seinen Beruf dazu beurkundete, in einem eignen Museum in Berlin zu sammengestellt werden sollen.*) Man gcräth in ein ange nehmes Erstaunen, wenn man in dieser Ueberstcht die Menge und Kostbarkeit der in sechszehn Klassen getheilten plastischen Kunstschätzc übersteht, die den ersten Haupttheil dieses Museums ausmachen werden. (Die durch den An kauf der Sollyschen Sammlung nun auch zu einer ge schichtlichen Aufstellung sich vollkommen eignende Ge- mäldegallerie wird den zweiten Haupttheil geben.) Wir müssen unserem Gesammtvaterlandst Glück wünschen, daß so zu gleicher Zeit in zwei Hauptstädten Deutschlands den hohen Urbildern und Mustern der klassischen Vorwelt ') Wir wissen durch jtiverliiffigt Mittheilung, daß Sr. Majestät rar einiger Zeit auf Leranlassuuq deck Ankaufs der Sollyfche» Gal- lerie eine KadiuetSordre erlaffeu hat, worin er befiehlt, daß sämmt liche Kuustschätze der Malerei und Sculptur in Sin Museum verei nigt würden, und daß eS im Mai 1S23 eröffnet werden könne. ES ist eine Kommission ernannt worden, welcher zugleich auch die Pol- lendung deS Baues obliegt. Zu Mitglieder» derselben find bestimmt der König!, Generaladjurant vou Witz leben, der KabinetSrakh Albrecht, der Hofratb Hirt, der Geb. Sberbanrath Schinkel und der Geb. Finainrarh Schoppe. Wo solche Kräfte (i* vereinen, lächelt der Geniu», den wir Ronus Evetmn nennen, und den jene Gallerie selbst umschließen nnrd. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM XXX Vorbcricht. neue Kunsttempel erbaut und den nach gründlicher Bil dung strebenden Kunstfreunden auch außer Dresden und Wien die gründlichsten Vorbereitungen zur Anschauung der Kunstschätze, die in dem südlichen Europa heimisch sind, angeboten werden. Verzeihlich ist die Ungeduld, mit welcher nach so erfreulichen Verkündigungen nun auch das kunstliebende Publikum sowohl in München als Ber lin schon jetzt an die noch verschloßnen Pforten anzuklop- fcn anfangt. Begreiflich ist'6 auch, daß theilnehmende Beschauer des in und u.n Berlin herum jetzt noch verein zelten, (zum Theil gar noch eingesargten) Kunstschatzes auseinerZuneigung und Vorliebe für die gute Sache hin zutreten lind, nicht unkundig der Periegese in den Museen jenseits der Alpen, auch wohl öffentlich ihr Gutachten über die beste und leichteste Art, die Zeit und Kosten for dernde Aufstellung zu fördern, mit der lleberzeugling ab geben, daß, sollte selbst Widerspruch gereitzt werden, dieß doch zu etwas Gutem führen muffe. Ein solcher freilich unerbetener, aber vom edelsten Kunsteiser beseelter Rath- geber , trat in der von ganz Deutschland geachteten Zeit schrift auf, in welcher der ehrwürdige Altmeister aller dichtenden und bildenden Kunst in Deutschland, G d t h e, an der Spitze der Wetmarischen Kunstfreunde von Zeit zu Zeit noch ein gena'chtigeS Wort zu seinen meist viel spater geborenen Zcitgenoffen spricht. *) Die Anstellt die ses wackern Mannes scheint vorzüglich durch jenes Wort, daß das Bessere oft der Feind des Guten und die Lust, cS recht gut machen zu wollen, in Einrichtungen der Art oft die Mutter eines unerfreulichen und oft Jahre lang in GeburtSwchcn sich abarbeitenden Kindes sey, geleitet, dahin zu gehen, daß doch fürö erste nur drei Sale mit dem Erlesensten und bereits zur Anordnung fertig Daste henden provisorisch eingerichtet werden möchten. Wohl möglich, daß ein solches Interim auch wieder durch Er- *) S. Ueber Kunst und Alterthum von Gökhe, dritten ÄandeS II. Heft 6.173 — 135. Hl« Heft <5. 58—90. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Borbcrtcht. XXXI kättung deS Eifers, der hier so vieles allein möglich macht, und durch unvorhergesehene Störung der Zelt sehr verderblich werden und dem Unvollendeten und Man gelhaften eine unwillkommnc Dauer geben kann. Wir müßten den Verfasser jenes Aufsatzes nie gekannt haben, wenn wir glauben könnten, daß er nicht selbst die größte Zufriedenheit über die schnellste und in allen Theilen vol lendete Aufstellung im neu erschaffnen Museum, wenn sie den trefflichen Männern, die jetzt unmittelbar damit be auftragt sind, in Jahresfrist gelingt, selbst dann empfin den würde, wenn dabei au6 guten Gründen seine eigenen Vorschläge weniger berücksichtigt werden konnten. Immer wird, was der erfahrne Kunstkenner über Restau ration des Verstümmelten und über die mehr oder weni ger zu beschränkende Zugänglichkeit und Benutzung der Kunstsäle bemerkt, große Beherzigung verdienen. Die ln unserm Journale abgedruckte Uebersicht wird fürS erste vollkommen hinreichen, nicht nur den ganzen Bestand, sondern auch die Bedeutung und Wichtigkeit der vorzüglichsten Denkmäler zu übersehen, da der mit den Gegenständen längst vertraute Verfasser es nicht unstatthaft fand, bel ausgezeichneten oder seltnen Wer ken selbst in gelehrte Erläuterungen einzugehen. *) Vie- *) Wer freiwillig so vieles dazu legt, darf nicht zur Rechen schaft gezogen werden, warum er nicht »och mehr hinlegte. Die jetzige Uebersicht zeichnet ja nur die ersten Linien zu einem weit ausführli cheren Werke. Ich würde, gälte es Fragen, Ausätze, Erläuterungen schon nach Vorliegendem manches mit meinem verehrten Freund zu be sprechen finden. A. B. Warum würdigte er der mir Scharfsinn aus geschmückten Erklärung des Hofr. Thier sch in seiner ztm Abhand lung über die Epochen der griechischen Kunst S. ;>. f., »ach welcher der Adorans einen am Altar der Orkbia gegeißelte» spartanischen Jüngling vorstellt, gar keiner Erwähnung? Die Stelle aus Lucian de Gymna». c. 57. ist doch merkwürdig. Warum nannte er die aus den Brandenbnrgischen Kunstschätzen zu uns nach Dresden gewanderte herrliche Büste (Becker's August. Taf.z;.) nicht Achil les? Mir schien dieser Kopf stets ein aus dem Achilles-Ideal in einen römischen MarS übersetztes Werk und Bestaiidkhril einer Gruppe Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM XXXII V 0 rbericht> leg hatte er selbst in Monographien, worunter die über Statuenvereine und über die sogenannte Gruppe des LyeomedeS und über die Vorstellung des Antinous ihm längst einen Ehrenplatz in der Reihe unsrer AlrerthumS- forscher erworben haben; vieles Hofrath Hirt, teiTen Leitung und Beurtheilung die Herstellung teS Muse ums durch den Willen des Königs zuvörderst anver traut zu sehn, das günstigste Vorurtheil fürs Gelingen des Ganzen erwecken muß, schon früher bestimmt und ausgesprochen. Vieles aber wird nun erst in seinem wahren Augenpunkt gestellt, gehörig gesehn und beur theilt werden können. Welche lebendige Kräfte für achte AlterthumSkunde in Bild und Wort vereinigt nicht Berlin! Deni bildenden Prometheus fehle dort nie Pallas Athene in ihrer vollen Rüstung mit dem belebenden Schmetterling. Aus solchem Bund kann für uns alle in Kunst und Wissenschaft nur neue Aufklärung und vielfache Belehrung hervorgehen! Ich aber empfehle dieses Kunstjournal der fortdau- renden Gunst und Unterstützung allen, die es mir unse rer Sache gut meinen und — weniger auf klingenden, als auf rühmlichen und bleibenden Gewinn rechnen. So sey denn unsere Losung auch heute: Cras ingens itevabimus aequor! Dresden, am Vorabend des i. Mai'S 1522. Böttiger. zu fmi, wo Mars auf dir schlummernde Ilia mit Zärtlichkeit berad- blidr. Wegen der rt’d mt Ausd.uiui q der sich über der Brust über- kreuzenden Flugeldänder an de» lüionen Siegesgöttinnen vor dem neuen Palast bei Sanssouci wird «och inancheS zu crdrrein l'lcibeu. Für jeyr verweise ich nur aus Millin in den Erklärungen zu den Peintnre» T. ii. p. 107. und aus Millingen zu seinen reiutum de vasei grecs tiret de diverse» collectioni p. 10. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Erster Abschnitt. Fortsetzungen. Ueber das Material, die Technik und den Ursprung der ver-- schiedenen Zweige der Dildkunst bei den Griechen und den damit verwandten italischen Völkern. Von Hofrath Hirt. Amalth. II. i Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Ueber die griechische Bildkunst. *) Fünfter und sechster Abschnitt. Geschrieben den m. December igo.s. Vorgelesen den 5. Zekr. 1307. Dir Strinschneidekunst. h. i- Die große Menge antiker Gemmen, die man noch fortwäh rend aus der Erde grabt, und die man ;u Hunderten und tausenden in den Sammlungen angehäuft hat, zeiget, wie unendlich groß die Zahl solcher Art kleiner Kunstarbeiten vor dem müsse gewesen seyn. Darunter kommen Werke vor, welche die höchsten Begriffe von der Kunst geben. Schon die frühern Griechen hielten viel auf schöne Gemmen, und später legte man Sammlungen hievon an, wie von den Gemälden und Statuen. Die kostbaren Daktyliotheken des M. Scaurus, des reichen Stiefsohnes von Sylla, des Pvmpejus, des Julius Caesar, des Marcellus, Sohnes der Octavia, wurde» als reiche Weihgeschenke in verschiedenen Tempeln zu Rom aufgestellt (Plin. 37, 5. u. 6.) Auffallen mag es, daß Plinlus, der das ganze Z7ste ") Die ersten 4 Abschnitt« dieser au- Vorlesungen in der K. Pr. Berlinischen Akademie der Wtffenschaftrn in den Jahren 1798 —1803 entstandene« Kunstgeschichte befinden sich im iften Band dieser Amalthra S. 207 ff. Diese 4 Abschnitte behandelten r) dir Plastik, 2) die Bildschnitzerei, z) dir Bildhauerei, 4) die Bildkunst in Meta«. B. Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM Buch seiner Naturgeschichte dazu anwendet, die verschiede^ nen Gattungen und Arten der Edelsteine aufzuzahlen, fast keine Nachricht über die Künstler giebt, welche sich in dieser Art Arbeiten auszeichneten. Er nennet blos vier: den Pyrgotelee, als den, welcher allein von Alexander die Er laubniß hatte, das Bild dieses Königes zu schneiden, dann den Apvllvnides und Cronius, und endlich den Dioecorides, welcher das Dildniß des Augustus schnitt, mit welchem die Kaiser in der Folge siegelten, so wie Augustus selbst das Dildniß Alexander's als Siegel zu gebrauchen pflegte (Plin. 37, 4.) Von andern und den meisten Künstler» in diesem Fache kennen wir bloß Die Namen, welche wir noch auf ihren Werken eingeschnitten lesen. So sparsam übrigens die Nachrichten von der Stein- schneiderei der Alten sind, so bewährt sich doch so viel, daß diese Kunst bei den Griechen nicht weniger alt war, als die andern Kunstzweige, und daß sie mit diesen in dem allmahli- gen Gange zu ihrer Ausbildung gleiche Schritte hielt. Aller wesentlichen Studien, welcher der Bildner in Marmor und in Erz zu machen hat, bedarf auch der Gemmenschneider. Doch mochte diesen Kleinkünstlern die Ehre und der Ruhm selten zu Theil werden, wie dem Bildner im Großen, und dem Mahler. Es scheint, daß man nur diese als die wah ren Ersinder und Erweiterer alles dessen ansah, was in den Umfang des Kunstkreises gehört, und daß das Bestreben der Gemmenschncider mehr darauf beruhte, die großer» Werke der Bildner in Marmor und in Erz nachzuahmen. Ein solcher Gang bedarf, scheint mir, keines geschichtlichen Er weises : er liegt in dem menschlichen Gemüthe selbst. Der Künstler, der mit den erforderlichen Studien und Uebungen Erfindungskraft verbindet, kann sich nicht mit der Ausfüh rung im Kleinen plagen, besonders im Gemmenschneiden, welches fast eine sklavenartige Geduld erfordert. Unwill- kührlich strebt der erfindungsreiche Künstler nach dem Großen, um den Bildern seines Geistes ein Daseyn zu geben, welches mehr für eine freie Behandlung und Anschauung paßt. Der Erfinder bleibt nicht bei der Kleinbildnerei stehen; er geht zu Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM den Massen in Marmor und Erj über. — Sollte hierin nicht der Grund liegen, warum die Stein < und Stempel- schneider so wenig genannt werben, und Plinius die Epoche» dieser Künste nicht bezeichnete? — Zwar war dieß nicht nöthig, denn nach der Natur der Sache schloffen sich die Kleinkünstler, die Stein-und Stempelschneidcr an die Bild ner im Großen an, und in demselben Verhältniß wie diese verfertigten ihre Werke auch jene. Aber wenn gleich die Bildnerei im Kleinen nicht jene Achtung hatte, wie die im Großen, so dürfen deswegen solche kleine Arbeiten, wie Gemmen und Münzen, uns nicht weni ger wichtig seyn. Eö findet sich viel vortreffliches darunter, was im Großen nicht mehr vorhanden ist. Auch die mate riale Wichtigkeit für die Lithologie und die Technik abgerechnet, trägt das Studium der Gemmen nicht wenig bei, den Ge- fammtzustand der Kunst anschaulicher zu machen, und unsere Begriffe über den Stil nach den verschiedenen Perioden zu bestätigen. § 2. Unter dem Namen Gemme begriffen die Alten nicht bloß jene harten Steine, auf welche irgend ein Bild hoch oder tief geschnitten ward, sondern jede Art Edelsteine, die sich durch irgend eine schöne Eigenheit auszeichnet, wie z. D. der Diamant durch seine Härte, sein Wasser und sein Feuer, der Rubin und Smaragd durch die Pracht und das Angenehme der Farbe, der Opal und der Murrhin durch das Anmuthige des Farbenspiels, die Perle und der Bern stein durch die Milde des Schimmers. Man hielt manche Gemmen so hoch, daß man durch das Einschneiden irgend eines Bildes sie zu verletzen geglaubt hatte — tantum tri- buunt varietati, coloribus, materiae, decori: violari etiam signis gemmas netas ducentes (Plin. 37, 1.) Die Alten ließen keine Weltgegend, keine Tiefe, keine Bergschicht und keine Grube unversucht, wo sie irgend eine Seltenheit dieser Gattung zu entdecken hofften. Durch das ganze 3/sie Buch beschäftiget sich Plinius einzig mit Nach richten über die mancherlei Arten der Gemmen. Aber nach seiner Art gleitet er nur leicht über dieselben hin, und läßt Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM uns den Verlust der großen Anzahl Schriften bedauern,, aus denen er seine Auszüge nahm. Nur das Werk des Theo« phrastus über die Steine hat sich erhalten. Vierzig andere Schriftsteller, di« Plinius nennt, sind verloren. Es fehlt auch nicht an neuern Lithvlogen, die uns über Theophrastus und Plinius einzelne schätzbare Aufschlüsse geben. Aber sehr viel wirb noch von dem Fleiß und dem Scharfsinn fortzur setzender Forschung erwartet. Der kithvloge, der Techniker, der Archacvloge findet noch ein weites Feld, sich hiemit zu beschäftigen. Die Gattungen, die Arten und Varietäten der Steine, welche die Alten schnitten, haben einen zu großen Umfang, um uns darauf einzulassen. Auch bin ich zu wenig geübt in dem Wissenschaftlichen, um mit Erfolg hievon zu handeln. Ich beschränke mich daher hauptsächlich auf den Theil, den die Bildkunst an den Gemmen hatte. Es giebt in dieser Beziehung zwei Gattungen. In der einen ist das Bild tief, und in der andern hoch oder vorstehend geschnitten. Zu der ersten nahm man vorzugsweise durchsichtige Steine, welche gegen das Licht gehalten durch Reinheit, Feuer und Fülle der Farbe das Auge ergötzen. Aus Mangel an ganz reinen nahm man hiezu auch mäkelige, wolkige, zasrige und streifige. Man schnitt selbst undurchsichtige, wie den kapier lazzuli, den Jaspis, den Magnet; oder auch solche, welche über einer dickern durchsichtigen Lage eine andere, oder auch zwei dünne undurchsichtige Schichten hatten. Diese obern Häute des Steines wurden dann durchschnitten, so, daß das in der Tiefe der untersten Lage gestochene Bild gegen bas Licht gehalten durchsichtig erschien. Ungleich seltener, als die Einschnitte, ist die Gattung der Hochschnitte, oder wie man sie gewöhnlich nennt, die Kameen. Hiezu wählte man Steine von zwei oder mehrern Lagen, die von verschiedener Farbe und undurchsichtig sind. Gewöhnlich erscheint das Bild weiß auf einem dunkeln Grunde. Vermehrt wird der Werth des Steines, wenn über dem weißen noch eine dritte Farbenschicht vorkommt, worin etwa Theile der Gewandes, ein Attribut, eine Kopfzierde, oder Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM die Haare selbst gearbeitet werden. Weniger schätzbar sind die Stet«, wo das Bild farbig, roth, schwär;, gelb, und dagegen der Grund von lichter Farbe ist. Kameen mit dem Bilde und dem Grunde von gleicher Farbe, sind seltener, und haben als Steine keinen Werth. Uebrigens verhalt sich der Preis der Steine zu Kameen nach der Größe, nach den schönern, und reiner abstechenden Farbenlagen, nach der horizontalen Gleichheit und Dicke der Schichten, besonders der obern, aus welcher das Bild geschnitten wird. § z. Die wesentliche Veranlassung ;um einschneiden irgend eines Bildes auf Gemmen gab das Tragen der Siegel: ringe. Dies war ihre ursprüngliche Bestimmung. Daher die geringe Anzahl der Hochschnitte gegen die Menge der Ein: schnitte. Erstere kommen unter den Arbeiten des altern Stils wenig vor. Größtentheils sind die Kameen, die auf uns gekommen sind, aus der Zeit der Kaiser. Sie dienten gleichfalls als Ringe, aber auch zu Mantelknöpfcn anstatt der Agraffen, zur Auszierung der Gürtel, der Armbänder, der Kranze und Diademe, zur Ausschmückung der Fußbe kleidung und der Waffenstücke. Größere Stücke schöner Steine schnitt man auch in der Form von Gefäßen, oder als Tafeln zur Zierde irgend eines kostbaren Geräthes, eines Putztisches, eines Schmuckkäst chens u. f. w. Nur waren solche Stücke selten; doch sind einzelne sehr schöne auch auf uns gekommen. Eine große Tafel mit fünf verschiedenen Lagen, auf welcher der Triumph des Bacchus und der Ariadne, von Centauren gezogen, vorgestellt ist, befand sich vor der bonapartisten Invasion In der Sammlung der vaticanischen Bibliothek. Eine sehr schöne Schale, auf der Vorderseite den Perseus in Aegyp ten, seinem Stammlande, und auf der Rückseite die Medusa vorstellend, besitzt das k. Museum zu Neapel. Bekannt ist das Mantuanische Gefäß in der herzoglichen Sammlung zu Draunschweig, worauf die Eleusinischen Gottheiten mit den Horen erhoben geschnitten sind, aber berühmter durch seine Größe und Form, als durch die Schönheit der Arbeit- Vor allen aber zeichnen sich aus Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM die Apotheose des Augustus im kaiserlichen Museum zu Wien, und der Stein der heiligen Kapelle zu Paris. *) Dergleichen große Stücke kommen im Einschnitt nie vor. Denn da tiefgeschnittcne Gemmen die Bestimmung hatten, als Siegelringe am Finger getragen zu werden; so durften sie eine hiezu schickliche Größe nicht übersteigen. Alle Benennungen führen auf diese ursprüngliche Bestim mung hin: als baxrvXtos, anulus, der Ring, o<peayigt sigillum, der Abdruck davon, 5axTuXioYXu(po$, anu- larius, der Steinschneider, öaxruXiooipo/, die Gemmen- sammlung. Plinius (33, 4.) sagt: die Griechen benann ten den Ring nach den Fingern; bei unsern Alten hieß er unguium, und nachher nannten sowohl die Griechen, als die mistigen denselben Siegel (graeci - anulum a digitis adpellavere, apud nos prisci unguium voca- bant; postea et graeci et nostri Symbolum.) Um einen in Ring gefaßten Kamee zu bezeichnen, war ju BaxruXio; bat Beiwort ävayXvCpo^ oder cxru- iro$ nöthig. Seneca (de Benes. 3, 26.) nennt einen Ringkamee, welcher das Bildniß des Tiberius vorstellte, Imago ectypa mit dem Beisätze: et gemma eminente. Letzteres scheint eine Glosse zu seyn, welche in den Text aufgenommen ward. Auch bei Plinius (37,63.) findet sich der Ausdruck: gemmae, quae aptantur ad scalp- turas ectypas. Indessen scheinen die Steine, von denen er dies angiebt, nicht von der Art zu seyn, auf welche man ein erhabenes Bild schnitt, sondern solche, denen man eine convexe Form zu geben pflegte, entweder um das Spiel ihrer Farben mehr geltend zu machen, ober auch *) Die Vorstellung auf dieser seltenen Tafel von Achat ist nach den verschiedenen Zeiten verschiede» erklärt worden, zuletzt von meinem Freunde, dem Host. Bötkiger und von mir. Ein sehr gut gemachter scharfer Abguß des Steines kam mir zu, woraus ich leicht die vorge stellten Hauptbildnisse erkennen konnte, und ersah, daß darauf die Adoption des Nero vorgestellt ist (S. Litt. 21 nettsten von A. F Wolf, Heft II.) Unauthenticated Download Date | 9/12/19 3:30 PM
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