11 1. Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey Katharina Mahne, Julia K. Wolff, Julia Simonson & Clemens Tesch- Römer Der demografische und soziale Wandel führt zu rung auf. Weil immer mehr Menschen das hohe weitreichenden Veränderungen in Deutschland. und sehr hohe Alter erleben, sind auch mehr Eine ‚Gesellschaft des langen Lebens‘, wie sie Menschen von Mehrfacherkrankungen oder sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten Pflegebedürftigkeit betroffen. Dies stellt Politik entwickelt hat, ist ein großer Erfolg. Seit Mit- und Gesellschaft in Deutschland vor die Her- te des 20. Jahrhunderts erleben immer mehr ausforderung, soziale Teilhabe und Integration Menschen ein höheres und sogar sehr hohes für die verschiedenen gesellschaftlichen Grup- Lebensalter. Dieser Wandel bringt eine Vielzahl pen gleichermaßen zu gewährleisten. von Chancen für Individuen und Gesellschaft Im vorliegenden Buch werden Befunde des mit sich. Durch eine verbesserte Gesundheit Deutschen Alterssurveys aus dem Jahr 2014 und durch die länger werdende nachberufliche vorgestellt, einer seit 1996 durchgeführten re- Lebensphase ist es vielen Menschen in Deutsch- präsentativen Befragung von Menschen in der land möglich, ein gutes Leben im Alter zu füh- zweiten Lebenshälfte in Deutschland. Im vorlie- ren und dabei ihre Lebensumstände bis ins hohe genden Einführungskapitel stellen wir zunächst Alter aktiv mitzugestalten. den Deutschen Alterssurvey vor und diskutie- Allerdings sind neben diesen Chancen auch ren Integration und Teilhabe als übergeordnete individuelle und gesellschaftliche Herausforde- Ziele der Alternspolitik. Wir beschreiben den rungen zu nennen: Das veränderte Verhältnis sozialen Wandel, der Lebenssituationen in der von Alten zu Jungen – mehr älteren Menschen zweiten Lebenshälfte mitbestimmt und stellen stehen weniger junge Menschen gegenüber – abschließend Faktoren dar, anhand derer sich wirft neue Fragen hinsichtlich der Finanzierung Vielfalt und Ungleichheit in der zweiten Lebens- von Renten-, Gesundheits- und Pflegeversiche- hälfte beschreiben und verstehen lassen. 1.1 Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) Um die Chancen des demografischen Wandels zum Thema Alter und Altern in Deutschland nutzen und die mit diesem Wandel verbun- und wird seit Mitte der 1990er Jahre aus Mitteln denen Herausforderungen gezielt angehen zu des Bundesministeriums für Familie, Senioren, können, sind umfassende und gesicherte wis- Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Er senschaftliche Erkenntnisse zu Alter und Altern stellt die zentrale Informationsgrundlage für notwendig. Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) politische Entscheidungsträgerinnen und Ent- bietet diese Erkenntnisgrundlage. Seit nunmehr scheidungsträger, aber auch für die interessierte fast zwei Jahrzehnten lassen sich die Lebenssitu- Öffentlichkeit und für die wissenschaftliche For- ationen von Menschen in der zweiten Lebens- schung dar. hälfte mit Hilfe der DEAS-Daten beschreiben. Der DEAS ist eine bundesweit repräsenta- Der DEAS ist die bedeutendste Langzeitstudie tive Langzeitbefragung von Personen im Alter © Der/die Autor(en) 2017 K. Mahne et al. (Hrsg.), Altern im Wandel, DOI 10.1007/978-3-658-12502-8_1 12 Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey von 40 bis 85 Jahren. Insgesamt werden die tuellen Datenerhebung des Jahres 2014 können Befragten zu folgenden Themenbereichen um gesellschaftliche Veränderungen in den Lebens- Auskunft gebeten: Arbeit und Ruhestand; Ge- situationen Älterer über einen Zeitraum von nerationen, Familie und soziale Netzwerke; bis zu 18 Jahren untersucht werden. Insgesamt außerberufliche Tätigkeiten und ehrenamtli- gehen die Informationen von über 20.000 Be- ches Engagement; Wohnen und Mobilität; wirt- fragten in die Analysen dieses Buches ein (vgl. schaftliche Lage und wirtschaftliches Verhalten; Kapitel 2). Lebensqualität und Wohlbefinden; Gesundheit Das vorliegende Buch soll gesellschaftliche und Gesundheitsverhalten, Hilfe- und Pflegebe- und politische Akteure dabei unterstützen, die dürftigkeit sowie Einstellungen, Normen, Werte Chancen und Herausforderungen des demogra- und Altersbilder. fischen und sozialen Wandels zu ergreifen und Das breite thematische Spektrum und die zu bewältigen. Dabei steht der soziale Wandel Kombination von Quer- und Längsschnittbefra- der Lebenssituationen in der zweiten Lebens- gung (kohortensequenzielles Design) machen hälfte mit der Perspektive auf Teilhabe und In- den DEAS zur idealen Datenbasis, um Fragen zu tegration im Mittelpunkt des Buches. Das Buch Alter und Altern zu beantworten. Dabei werden richtet sich an den folgenden übergreifenden grundsätzlich zwei zeitliche Perspektiven be- Fragen aus: rücksichtigt: der soziale Wandel einerseits und individuelle Entwicklungsverläufe andererseits. • Aktuelle Lage Im vorliegenden Buch wird die Perspektive des Wie stellen sich im Jahr 2014 die Lebenssi- sozialen Wandels fokussiert. Es geht also um die tuationen von Menschen in der zweiten Le- Frage, ob und in welchen Bereichen sich die Le- benshälfte dar? Wie unterscheiden sich ver- benssituationen von Menschen in der zweiten schiedene gesellschaftliche Gruppen? Lebenshälfte über zwei Jahrzehnte verändert • Trends und sozialer Wandel haben. Im Jahr 1996 wurde die erste Erhebung Wie haben sich die Lebenssituationen von des DEAS durchgeführt, es folgten in Abstän- Menschen in der zweiten Lebenshälfte zwi- den von sechs Jahren weitere Erhebungen mit schen 1996 und 2014 gewandelt? Zeichnen repräsentativen Stichproben der Bevölkerung sich unterschiedliche Trends für verschiede- in Deutschland (2002, 2008, 2014). Mit der ak- ne gesellschaftliche Gruppen ab? 1.2 Übergreifende Ziele der AlternspoliƟk: Teilhabe und IntegraƟon älterer Menschen Die Bundesregierung hat im September 2015 von Arbeitswelt, Familie, sowie Wohnen und die Weiterentwicklung der Demografiestrate- Nachbarschaft. gie beschlossen. Neben der Sicherung des ge- Der Begriff der Teilhabe beschreibt einerseits sellschaftlichen Wohlstandes, der regionalen die Zugänglichkeit gesellschaftlicher Güter und Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse sowie Rechte und andererseits das Mitmachen, Mit- der Sicherung staatlicher Handlungsfähigkeit gestalten und Mitentscheiden in Gemeinschaft steht der gesellschaftliche Zusammenhang im und Gesellschaft. Integration bedeutet den Mittelpunkt politischer Maßnahmen der De- Einbezug von Menschen in Gruppen, Gemein- mografiestrategie. Teilhabe und Integration sind schaften und Organisationen und ist damit das dabei zentrale politische Ziele und erstrecken Gegenteil von Exklusion beziehungsweise Aus- sich im Wesentlichen auf die Lebensbereiche schluss. Teilhabe und Integration in der zweiten Lebenshälfte haben viele Facetten. Der längere Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey 13 Verbleib älterer Arbeitnehmer und Arbeitneh- Die Vereinbarkeit von Beruf und Sorgetätigkeiten merinnen im Erwerbsleben, die Einbettung in als politische Aufgabe geht damit ebenso ein- Unterstützungsnetzwerke aus Familienmitglie- her: Die Zahl Älterer mit Unterstützungs- und dern, Freundinnen, Freunden, Nachbarinnen Pflegebedarf wird weiter ansteigen – gleichzeitig und Nachbarn sowie die Wohnbedingungen nehmen insbesondere die familialen Ressourcen sind in diesem Zusammenhang wichtige Kom- für Unterstützung und Pflege ab. Neben verän- ponenten. Integration ist dabei nicht allein eine derten Familienstrukturen beeinflusst auch die Zustandsbeschreibung, sondern ein fortwähren- gestiegene und längerfristige Erwerbstätigkeit der Prozess der Vergemeinschaftung und Verge- die Bedingungen informeller Pflege und Unter- sellschaftung. Es ist also von hoher Bedeutung, stützung: Immer mehr Pflege- und Hilfeleisten- die Integration älterer Menschen in Arbeitswelt, de sind erwerbstätig. Informelle Unterstützung Familie, Nachbarschaft und Gesellschaft über wird weiterhin häufiger durch Frauen als Män- die Zeit hinweg zu betrachten. ner geleistet. Und dies bei sich zwischen den Mit der übergreifenden Aufgabe, die Teilha- Geschlechtern angleichenden Erwerbsquoten. be und Integration älterer Menschen zu sichern, Die Gleichstellung der Geschlechter in allen ge- haben sich in den letzten Jahrzehnten politische sellschaftlichen Bereichen ist daher ein weiteres Handlungsfelder herausgebildet, die für die wichtiges Handlungsfeld, um Teilhabe und In- Bewältigung der demografischen und sozialen tegration zu erreichen. Die meisten Menschen Veränderungen zentral sind. Dabei geht es zum wollen bis ins hohe Alter in ihrem gewohnten einen um die Verlängerung des Erwerbslebens. Umfeld bleiben, selbst bei starken gesundheitli- Eine abnehmende Anzahl von Erwerbstätigen chen Einschränkungen. Selbstständiges Wohnen steht einer größer werdenden Anzahl von Per- im Alter zu gewährleisten, ist daher eine weitere sonen im Ruhestand gegenüber – mit daraus zentrale Aufgabe. Dabei geht es darum, die ei- erwachsenden Herausforderungen für das Er- gene Wohnung oder das unmittelbare Wohn- werbs- und Rentensystem. Diesen aktuellen He- umfeld so zu gestalten, dass die Gegebenheiten rausforderungen versucht die Politik beispiels- Handlungsmöglichkeiten bieten und keine Bar- weise mit einer schrittweisen Erhöhung des rieren darstellen. gesetzlichen Renteneintrittsalters zu begegnen. 1.3 Sozialer Wandel von Teilhabe und IntegraƟon in der zweiten LebenshälŌe Unter sozialem Wandel werden Veränderun- es darum geht, die Wechselbeziehungen und gen der Sozialstruktur einer Gesellschaft oder Wirkungszusammenhänge einzelner gesell- einzelner ihrer Bereiche verstanden (Schäfers schaftlicher Teilbereiche zu untersuchen. Dabei 2012). Neben Veränderungen der gesellschaft- liegt der Fokus je nach Theorietradition oder lichen Makrostruktur (z. B. Wirtschaftssystem) Forschungsagenda zum Beispiel auf dem sozi- betrifft der soziale Wandel auch Prozesse auf alen Rollengefüge innerhalb einer Gesellschaft, der gesellschaftlichen Mesoebene (z. B. Institu- auf der Verteilung der Bevölkerung nach Merk- tionen und Organisationen), sowie Veränderun- malen wie Alter, Bildung und Einkommen, oder gen auf der Ebene von Personen (Mikroebene, auf der Analyse sozialer Ungleichheit. z. B. Werthaltungen oder Handlungen). Sozialer Theorien des sozialen Wandels fragen nach Wandel betrifft also die Strukturen einer Ge- den Ursachen, Mechanismen und Auswirkun- sellschaft. Diesen gesellschaftlichen Strukturen gen der Veränderung von Sozialstruktur. Fort- widmet sich die Sozialstrukturanalyse, bei der schritte in Technik und Wissenschaft gelten als 14 Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey Hauptmotoren des sozialen Wandels, aber auch matischer Geburtenrückgang, der sogenannte politische Ideologien oder religiöse Überzeu- ‚Pillenknick‘. In Westdeutschland sind die Ge- gungen können ein Faktor sozialer und kultu- burtenraten seit Mitte der 1970er Jahre bis heute reller Veränderungen sein. Sozialer Wandel ist stabil. Der Geburtenrückgang war in der DDR eine ‚Grundkonstante‘ der Moderne (Schimank nicht so stark ausgeprägt und zudem abgefedert 2012: 19). Für Alter und Altern in Deutschland durch bevölkerungs- und familienpolitische ist der soziale Wandel in den folgenden Berei- Maßnahmen. Allerdings kam es in den neuen chen von Bedeutung: Bevölkerungsstruktur, Bundesländern nach der Wiedervereinigung private Lebensformen, Formen der Erwerbstä- zu einem schlagartigen Absinken der Gebur- tigkeit und sozialer Sicherung, Wohn- und Sied- tenzahlen, die sich mittlerweile wieder auf dem lungsformen sowie Bildung und Kultur. Im Fol- Niveau der alten Bundesländer eingependelt ha- genden werden diese Teilbereiche des sozialen ben. Verursacht durch den Babyboom und die Wandels, die auch in den Kapiteln dieses Buches abfallenden Geburtenzahlen schiebt sich in der aufgegriffen werden, näher erläutert. Bundesrepublik ein ‚Geburtenberg‘ durch die Bevölkerungsstruktur (Geißler & Meyer 2014). Dieser Geburtenberg ist heute ein ‚Berg von Er- 1.3.1 Wandel der werbstätigen‘ und in den nächsten Jahrzehnten Bevölkerungsstruktur wird aus ihm schließlich ein ‚Rentnerberg‘ wer- den – mit gravierenden Auswirkungen auf die Die Bevölkerungsentwicklung eines Landes Systeme der sozialen Sicherung und die privaten ist unter anderem durch Geburten, Sterbefälle, Lebensbedingungen der Betroffenen. Ein- und Auswanderung bestimmt. In Deutsch- Deutschland hat sich seit dem Zweiten land sinkt die Sterblichkeit seit etwa zweieinhalb Weltkrieg vom Auswanderungs- zum Einwan- Jahrhunderten (Hradil 2012). Durch bessere hy- derungsland entwickelt. In der Zeit nach dem gienische Verhältnisse, bessere Ernährung und Zweiten Weltkrieg sind etwa zwölf Millionen medizinischen Fortschritt sank zunächst die Vertriebene und Flüchtlinge aus den ehemali- Kindersterblichkeit. Verbesserte allgemeine Le- gen deutschen Ostgebieten nach Deutschland bens- und Arbeitsbedingungen trugen dann zu gekommen – etwa zwei Drittel nach West- und einer Reduzierung der Sterblichkeit im mittle- ein Drittel nach Ostdeutschland. Seit Mitte der ren Lebensalter bei. Seit dem Zweiten Weltkrieg 1950er Jahre wanderten im Zuge der Anwer- sinkt auch die Sterblichkeit im hohen Alter. Die bung von Arbeitskräften etwa vier Millionen Lebensphase ‚Alter‘ umfasst inzwischen mehre- ‚Gastarbeiter‘ vor allem aus Mittelmeerländern re Jahrzehnte. Heute 60-jährige Frauen haben nach Westdeutschland ein. In den 1980er bis in eine fernere Lebenserwartung von 25 Jahren, bei die frühen 1990er Jahre zogen verstärkt Asylsu- heute 60-jährigen Männern beträgt sie 22 Jahre chende nach Deutschland – mit Einführung der (Statistisches Statistisches Bundesamt 2012) – ‚Drittstaatenregelung‘ ebbte der Zuzug von Ge- und sie wird sich absehbar weiter verlängern. flüchteten jedoch abrupt ab. Zur gleichen Zeit Erst weit nach dem Rückgang der Sterblich- wanderten aus Osteuropa und der damaligen keit sanken in Deutschland auch die Geburten- Sowjetunion wieder verstärkt ‚Spätaussiedler‘ zahlen. In der Zeit zwischen den beiden Welt- ein. Da Wanderungen über die Grenzen von kriegen betrug die durchschnittliche Kinderzahl Nationalstaaten hinweg – anders als das Gebur- pro Frau 1,8 und unterschritt damit bereits die tengeschehen und die Sterblichkeit – viel stärker notwendige Zahl von 2,1 Kindern pro Frau zum von nationalen gesetzlichen Regelungen und Erhalt der Bevölkerungszahl (Hradil 2012). der politisch-ökonomischen Weltlage abhän- Auf den Zweiten Weltkrieg folgte seit Mitte der gen, kommt es hier zu stärkeren Schwankungen 1950er bis in die Mitte der 1960er Jahre insbe- über die Zeit. In den letzten Jahren zeichnet sich sondere in Westdeutschland ein Geburtenan- Deutschland jedoch durch ein rückläufiges po- stieg, der ‚Babyboom‘. Auf den Babyboom folgte sitives Wanderungssaldo aus – in manchen Jah- für ein Jahrzehnt bis Mitte der 1970er ein dra- ren wandern sogar mehr Menschen aus als ein. Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey 15 Allerdings kann im vorliegenden Buch nicht schriebenen Gegenmaßnahmen können auch auf die aktuelle Zuwanderung durch Flücht- hier greifen – außerdem werden Leistungskür- linge eingegangen werden. Die Datenerhebung zungen, verstärkte private finanzielle Vorsorge des Deutschen Alterssurveys fand im Jahr 2014 und verlässliche Unterstützungsstrukturen in statt, also vor dem Beginn der Zuwanderung Familie und Nachbarschaft als Lösungen disku- von Flüchtlingen ab dem Sommer 2015. tiert. Schließlich wird der wachsende Anteil von Für Deutschland gilt daher: Wir werden we- Hochaltrigen und Pflegebedürftigen zu Kosten- niger, älter und bunter. Das anstehende massive steigerungen im Gesundheitswesen führen und Geburtendefizit – selbst bei gleichbleibender re- ganz neue Aufgaben an Arbeitsmärkte, Dienst- lativer Kinderzahl pro Frau werden von den ge- leistungen und familiale Unterstützungsnetz- burtenschwachen Jahrgängen der 1970er Jahre werke stellen. absolut weniger Kinder geboren werden – lässt Die Alterung der Bevölkerung ist aber kei- die Bevölkerung trotz positiver Wanderungssal- neswegs ausschließlich problembehaftet. Ein den und steigender Lebenserwartung schrump- langes Leben gilt als hohes Gut: Es ist immer fen. Die Bevölkerungsentwicklung der Zukunft mehr Menschen in Deutschland möglich, ihre wird daher entscheidend von der Entwicklung gewonnenen Lebensjahre in guter Gesundheit der Zuwanderung bestimmt sein. Die steigende zu verbringen und ihre Lebensumstände bis ins Lebenserwartung in Verbindung mit geringen hohe Alter aktiv mitzugestalten. Dies setzt auch Geburtenzahlen führt zudem zu einer Alterung Potenziale für den Arbeitsmarkt und für bür- der Bevölkerung, das heißt der Großteil der Be- gerschaftliches Engagement frei. Genauso wenig völkerung entfällt auf ältere Jahrgänge. Dieser wie die Alterung nur problematisch ist, ist der Alterungsprozess wird erst wieder merklich ge- demografische Wandel nicht ausschließlich als bremst, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der ein Zusammenwirken von Bevölkerungsprozes- Babyboomer verstorben sind, also etwa ab dem sen zu verstehen. Veränderungen der Bevölke- Jahr 2050. rungszusammensetzung sind Teil des sozialen Die Schrumpfung und Alterung bringt ver- Wandels, sie sind Ausdruck von Veränderungen schiedene Probleme mit sich. Die wachsende des Wertesystems und damit verbundenen ver- Zahl älterer Erwerbstätiger bringt einerseits änderten Präferenzen und Möglichkeiten. reiche Erfahrungsschätze mit sich, gleichzeitig Das Modell des ‚Zweiten Demografischen wird der Weiterbildungsbedarf steigen. Zudem Übergangs‘ (z. B. Lesthaeghe 1983) beschreibt wird die Zahl der Menschen im erwerbsfähi- für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ei- gen Alter insgesamt zurückgehen. Hierdurch nen Wertewandel hin zu postmaterialistischen kann es zu einem zunehmenden Fachkräfte- und individualistischen Werten und macht die mangel in spezifischen Berufsfeldern kommen. jüngeren Veränderungen in der Bevölkerungs- Lösungen für die Behebung dieses Mangels struktur vor allem an veränderten Einstellungen werden in einer allgemeinen oder berufsspe- und Verhaltensweisen in Bezug auf Ehe und El- zifischen Höherqualifizierung sowie in einer ternschaft fest. Im Zuge einer allgemeinen Mo- Erhöhung der Erwerbstätigenquote gesehen. dernisierung werden mit ‚Individualisierung‘ Diese kann zum Beispiel durch das Heraufset- Prozesse beschrieben, die ganz generell den zen des Renteneintrittsalters, einer Verkürzung Wandel von einer Fremd- zu einer Selbstbestim- der Erstausbildungszeiten oder einer Erhöhung mung des Individuums beschreiben und insbe- der Frauenerwerbstätigkeit gelingen. Zudem sondere auf die privaten Lebensformen wirken. können Arbeitsmigrantinnen und Arbeits- Zum einen geht es dabei um die Veränderung migranten den Bedarf an Fachkräften puffern. von traditionellen Rollen und Identitäten. Zum Die umlagefinanzierten sozialen Sicherungssys- anderen ist damit die freie Wahl von Bindungen teme geraten durch den schrumpfenden Pool und Beziehungen gemeint und schließlich geht an Beitragszahlerinnen und -zahlern, dem eine mit Individualisierung eine autonome Lebens- wachsende Zahl von Anspruchsberechtigten führung, sprich eine Selbstverwirklichung der gegenüber steht, in Bedrängnis. Die oben be- Persönlichkeit einher. Veränderungen in Bezug 16 Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey auf Ehe, Elternschaft und Haushaltsstrukturen der haben nur in jungen Jahren einen ehestabi- machen dies besonders deutlich. lisierenden Effekt, Scheidungen sind unter an- derem in Städten, bei niedriggebildeten Paaren sowie in Beziehungen, in denen beide erwerbs- 1.3.2 Wandel der privaten tätig sind, besonders häufig. Lebensformen, Familien- und Kinder werden nicht nur häufiger unehelich Haushaltsstrukturen geboren, sie werden auch später im Lebenslauf einer Frau geboren und wachsen mit weniger Private Lebensformen, Familien- und Haus- Geschwistern auf. Seit den 1980er Jahren treten haltsstrukturen sind ein weiteres gesellschaftli- zudem kinderlose Lebensformen häufiger auf. ches Feld, das für die Sozialstrukturanalyse und Dabei ist der Verzicht auf Elternschaft immer damit für die Beschreibung und Analyse des häufiger freiwillig – Kinder werden nicht mehr Wandels von Lebenssituationen im Alter zentral als Voraussetzung für ein erfülltes, glückliches ist. Da unter dem Begriff ‚Familie‘ nicht mehr Leben gesehen. Neben dem Fehlen eines geeig- alle Formen des Zusammenlebens zu fassen neten Partners oder einer geeigneten Partnerin sind, wird die Familie heute im Rahmen einer lässt sich dauerhafte Kinderlosigkeit auch durch Differenzierung und Pluralisierung als eine Va- materielle Aspekte und steigende Opportuni- riante privater Lebensformen verstanden. Mit tätskosten erklären. dem Ende der 1960er Jahre kommt es zu einem Dass soziale Normen weniger verbindlich Rückgang der Eheschließungen. Heute bleibt werden, ist insbesondere bei Frauen entschei- etwa ein Drittel aller Erwachsenen – Männer dend für die beschriebenen Veränderungen. etwas häufiger als Frauen – dauerhaft unver- Wachsende Bildungsbeteiligung und Erwerbstä- heiratet. Zudem wird nicht nur seltener gehei- tigkeit der Frauen führen dazu, dass sie ökono- ratet, sondern auch später. So hat sich das Alter misch zunehmend unabhängiger von Mann und bei Erstheirat in den letzten fünfzig Jahren von Ehe werden. Die Entscheidung zur Mutterschaft Mitte 20 auf Anfang 30 verlagert. Ein wesentli- ist zur selbstbestimmten Option geworden und cher Grund für die Abkehr von der Ehe ist die unterliegt der Vereinbarkeit mit anderen Le- voranschreitende Entkopplung von Elternschaft bensbereichen wie Beruf und Karriere. und Ehe. Heute ist es sozial anerkannt, auch un- Zu den bedeutendsten ‚neuen‘ Lebensfor- verheiratet Kinder zu bekommen. Außerdem men zählt zunächst das nichteheliche Zusam- passen relativ starre Verbindlichkeiten der Ehe menleben eines Paares. Diese Lebensform ist nicht mehr zum heutigen Verständnis von Part- mittlerweile so verbreitet, dass sie nicht mehr nerschaft, welches auf Zuneigung, individuel- länger nur als Vorform der Ehe angesehen wer- ler Selbstverwirklichung und Kommunikation den kann. Sie ist auch immer häufiger ein Phä- basiert – eine Partnerschaft wird damit auch nomen der zweiten Lebenshälfte – etwa dann, nur so lange aufrechterhalten, solange die Be- wenn Menschen nach einer Scheidung mit ei- teiligten dies als sinnvoll erachten. Neben einer nem neuen Partner oder einer neuen Partnerin sinkenden Heiratsneigung sind steigende Schei- zusammenleben ohne erneut zu heiraten. Zu dungsraten ein weiterer Indikator für eine Indi- den neuen Lebensformen gehören auch gleich- vidualisierung. 2011 lag der Anteil der Ehen, die geschlechtliche Lebensgemeinschaften. Wenn geschieden wurden, bei etwa 40 Prozent – und auch schwer in ihrer Verbreitung zu beziffern, ist damit fast dreimal so hoch wie noch in der Mitte eine fortschreitende gesellschaftliche Akzeptanz der 1960er Jahre (zwölf Prozent) (Meyer 2014: homosexueller Partner- und Elternschaft zu ver- 424). Am häufigsten werden Ehen nach etwa zeichnen, die sich auch in gesetzlichen Regelun- fünf bis sechs Jahren geschieden, sie dauern im gen wie der zur Eingetragenen Lebenspartner- Schnitt etwa 15 Jahre. Aber auch Ehescheidun- schaft und den davon abgeleiteten Rechten (z. B. gen in späteren Lebensphasen nehmen zu, das steuerrechtliches Splittingverfahren, Erbrecht, Scheidungsrisiko liegt zwischen dem 20. und 30. Stiefkind-Adoption) zeigt. Ehejahr mittlerweile bei etwa 27 Prozent. Kin- Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey 17 In Deutschland lebten im Jahr 2010 etwa 1,6 Intimität und Sinnhaftigkeit. Sie sind ein we- Millionen Alleinerziehende; aus der Perspek- sentlicher Bestandteil der Alltagsgestaltung und tive der in dieser Lebensform aufwachsenden häufig durch gegenseitige Hilfe und Unterstüt- Kinder macht das einen Anteil von etwa 17 zung gekennzeichnet. Veränderungen in den Prozent aus. Es handelt sich dabei in aller Regel Strukturen und Funktionen privater Lebens- um alleinerziehende Mütter; alleinerziehende formen sind für Integration und Teilhabe also Väter sind nur zu etwa zehn Prozent vertreten von zentraler Bedeutung. Noch ist die Plurali- (Meyer 2014: 432). Stigmatisierungen sind mit sierung und Dynamisierung der Lebensformen dieser Lebensform nur noch selten verbun- vorrangig in den jüngeren Kohorten zu finden, den, allerdings zeichnen sich Einelternfamilien sie betrifft aber immer häufiger auch Menschen durch eine überproportional häufige Betrof- in der zweiten Lebenshälfte – zunächst eher in fenheit von Armutslagen aus. Durch Trennung der Form der ‚betroffenen‘ älteren Eltern oder beziehungsweise Scheidung und neu gestiftete Großeltern. Komplexer werdende private Le- Partnerschaften kommt es beim Vorhandensein benssituationen im Alter bringen es mit sich, von Kindern immer häufiger zu ‚Patchwork- dass Verbindlichkeiten und Verantwortlichkei- Familien‘, sodass Eltern und Kinder mit einem ten weniger verlässlich und planbar werden und Stiefelternteil und möglicherweise weiteren (immer wieder) neu verhandelt werden müssen. Stiefkindern oder -geschwistern zusammenle- Während zentrale familiale Ereignisse der zwei- ben – die Beziehungsgefüge zwischen leiblichen ten Lebenshälfte wie zum Beispiel der Übergang und sozialen Familienmitgliedern können da- zu Großelternschaft unsicherer werden, sind die her äußerst komplex werden. Lebenssituationen in vielen Fällen vom gleich- Ein weiterer Aspekt der privaten Lebens- zeitigen Vorhandensein mehrerer familialer formen betrifft die Haushaltsform. Nicht selten Generationen gekennzeichnet. Während sich wird der wachsende Anteil von ‚Single-Haushal- die Beziehungsnetzwerke in bestimmten priva- ten‘ – Alleinlebenden – als Ausdruck von Ver- ten Lebensformen also einerseits vervielfältigen einzelung verstanden. Es gibt vielfältige Gründe und möglicherweise verkomplizieren, werden für ein Alleinleben: Im jüngeren und mittleren sie für andere wiederum durch die Abwesenheit Lebensalter sind es vor allem verlängerte Aus- von Partner/in, Kindern und Enkelkindern ge- bildungszeiten, eine zeitliche Entkopplung von prägt sein. Verlassen des Elternhauses und eigener Famili- engründung, Paare mit getrennten Haushalten und die steigenden Trennungs- und Scheidungs- 1.3.3 Wandel von ErwerbstäƟgkeit, raten, die ein Alleinleben bedingen. Im höheren Ruhestand und sozialer Alter hat sich die Anzahl von Einpersonenhaus- Sicherung halten stark erhöht – von etwa 1,5 Millionen zu Beginn der 1960er Jahre (Westdeutschland) auf Erwerbstätigkeit und materielle Lagen sind von etwa 5,5 Millionen im Jahr 2011 (Meyer 2014: hoher Bedeutung für die Lebensqualität älterer 436). Verantwortlich hierfür ist unter anderem Menschen. Die Erwerbstätigkeit ist eine zent- die gestiegene Lebenserwartung und es sind rale Form der gesellschaftlichen Partizipation. vor allem ältere (verwitwete) Frauen, die alleine Zugleich ist die Erwerbsarbeit für eine große leben. Zahl von Personen die vornehmliche Quelle des Soziale Beziehungen sind eine wesentliche Einkommens und für die darauf aufbauende Quelle für soziale Integration, Lebensqualität soziale Absicherung im Alter. Seit den 1950er und Wohlbefinden über den gesamten Lebens- Jahren haben sich Erwerbsverläufe in Deutsch- lauf hinweg. Partnerschaften und die Bindungen land deutlich verändert und sind bunter gewor- zu den eigenen Kindern und Enkelkindern ge- den. Der sogenannte Normalerwerbsverlauf hören dabei zu den engsten sozialen Beziehun- mit durchgängiger Vollzeitbeschäftigung, den gen älter werdender Menschen. Diese Bezie- Männer früherer Erwerbskohorten sowohl in hungen vermitteln Gefühle von Zugehörigkeit, West- als auch in Ostdeutschland häufig aufwie- 18 Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey sen, hat an Allgemeingültigkeit verloren. Phasen aber wieder deutlich angestiegen. Zurückzufüh- mit nicht regulärer Beschäftigung und Arbeits- ren ist dies insbesondere auf die Abkehr der ar- losigkeit haben an Bedeutung gewonnen und beitsmarkt- und rentenpolitischen Orientierung Erwerbsverläufe sind insgesamt diskontinuier- auf die Frühverrentung und die Einschränkung licher geworden. (Simonson, Romeu Gordo, & von Möglichkeiten eines vorzeitigen Altersren- Kelle 2015; Trischler 2014). Diese Entwicklung tenbezugs. Durch die Einführung von Renten- zeigt sich besonders ausgeprägt in den neuen abschlägen wurde der vorgezogene Rentenein- Bundesländern und in besonderem Maße für tritt zunehmend unattraktiver. Seit 2012 wurde die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer. zudem mit der schrittweisen Heraufsetzung der Bei Frauen hat die Erwerbsbeteiligung insbe- Regelaltersgrenze von 65 auf 67 Jahre begonnen. sondere in den alten Bundesländern zugenom- Dieser Politik der Verlängerung des Erwerbsle- men, während die bereits zu DDR-Zeiten hohe bens steht die 2014 eingeführte Möglichkeit ei- Erwerbsbeteiligung von Frauen in den neuen nes vorzeitigen Ruhestandeintritts nach 45 Bei- Bundesländern seit der Wiedervereinigung ins- tragsjahren bereits mit 63 Jahren entgegen. gesamt stagniert, jedoch mit einem deutlichen Mit Blick auf den demografischen Wandel Bedeutungszuwachs der Teilzeitbeschäftigung wurden in den letzten Jahren weitreichende und sinkenden Vollzeitbeschäftigungsraten Rentenreformen umgesetzt. Das Ziel der Le- (Simonson, Romeu Gordo, & Titova 2011). bensstandardsicherung im Alter durch die ge- Vor dem Hintergrund weitreichender Ver- setzliche Rentenversicherung wurde im Zuge änderungen der Arbeitswelt wie dem technolo- der Rentenreformen ab 2001 weitgehend auf- gischen Fortschritt, dem Wandel zur Dienstleis- gegeben, um die aufgrund der demografischen tungsgesellschaft und der Globalisierung haben Veränderungen zu erwartende Erhöhung der sich auch Arbeitsbedingungen und -belastungen Beitragssätze abzufedern. Zentrale Merkmale verändert. Diskutiert werden neben (im Zeit- der Reformen sind die sinkenden Sicherungs- verlauf eher abnehmenden) physischen Belas- niveaus der gesetzlichen Rentenversicherung tungen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- und die stärkere Betonung der betrieblichen mern zunehmend auch psychische Belastungen, und privaten Alterssicherung. Für Personen, die z. B. durch einen gestiegenen Leistungs- und derzeit und zukünftig in den Ruhestand gehen, Termindruck (Lohmann-Haislah 2012). Hinzu hat dies in der Regel negative Auswirkungen auf können Belastungen durch die Sorge um den ihre Renteneinkommen. Nach einer langjähri- Arbeitsplatz kommen. Auch wenn die Arbeits- gen Phase der Verbesserung materieller Lagen losenquoten seit 2005 insgesamt rückläufig im Alter zeichnet sich somit ab, dass die Ein- sind und sich derzeit auf einem vergleichswei- kommen Älterer – aufgrund der Reformen des se niedrigen Niveau befinden, haben befristete Rentensystems, aber auch aufgrund sich verän- Beschäftigungsformen und Arbeitsplatzwechsel dernder Erwerbsverläufe – zukünftig geringer in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Au- ausfallen werden als in vorangegangenen Ko- ßerdem ist seit Umsetzung der Hartz-Reformen horten. Dies trifft zunächst die geburtenstarke mit höheren finanziellen Einbußen bei längerer Kohorte der Babyboomer, wird voraussichtlich Arbeitslosigkeit zu rechnen und durch die mit aber auch nachfolgende Geburtskohorten be- den Reformen verknüpfte Politik des ‚Förderns treffen. und Forderns‘ besteht möglicherweise die Be- Neben den Renteneinkünften sind insbeson- fürchtung, im Falle eines Arbeitsplatzverlustes dere Vermögen und Erbschaften von Bedeutung auch nicht angemessene Arbeitsangebote an- für die finanzielle Lebenssituation im Alter. nehmen zu müssen. Diese sind in hohem Maße ungleich verteilt. Während die Erwerbsbeteiligung Älterer Sowohl der Besitz von Geldvermögen, als auch in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich ge- der Erhalt oder die Erwartung von Erbschaf- stiegen ist (Naumann & Romeu Gordo 2010), ten sind in den neuen Bundesländern seltener sank das durchschnittliche Renteneintrittsalter als in den alten Bundesländern, und Personen bis Ende der 1990er Jahre zunächst, ist seitdem mit höherem Einkommen erben häufiger als Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey 19 Personen mit niedrigen Einkünften (Motel- tier sind jene räumlichen Einheiten, in denen Klingebiel, Simonson, & Romeu Gordo 2010; sich das alltägliche Leben abspielt und die eine Vogel, Künemund, & Kohli 2011). Insgesamt ist besondere Bedeutung für gutes Altern haben die Wahrscheinlichkeit zu erben, in den letzten (Oswald, Kaspar, Frenzel-Erkert, & Konopik Jahrzehnten deutlich gestiegen, und es ist davon 2013; Wahl, Iwarsson, & Oswald 2012). Gesprä- auszugehen, dass sich die zu erwartenden Erb- che mit Nachbarn, das Einkaufen beim Bäcker schaften in Anzahl und Höhe weiter erhöhen oder dem Lebensmittelladen, der Arztbesuch in werden. der Hausarztpraxis finden häufig in der Nähe Die sozialen Ungleichheiten haben sich in der eigenen Wohnung statt. Diese räumlichen den letzten Jahren sowohl in Bezug auf Vermö- Kontexte stellen wesentliche Rahmenbedingun- gen als auch hinsichtlich der Einkommen er- gen für individuelle Alternsprozesse und ihre höht. So haben sich zwar die Haushaltseinkom- Bewältigung dar (Kawachi & Berkman 2003). men zwischen neuen und alten Bundesländern Erst mit der Berücksichtigung dieses Kontextes seit der Wiedervereinigung angenähert, sowohl lassen sich Ressourcen, Hindernisse und Gestal- innerhalb der alten als auch der neuen Länder tungsmöglichkeiten für ein gutes Alter beschrei- hat die Einkommensspreizung aber deutlich zu- ben und verstehen (Wahl, Iwarsson, & Oswald genommen (Goebel, Habich, & Krause 2013). 2012). Darüber hinaus ist die Armutsgefährdung ins- Die Gemeinde ist der Bezugspunkt für das gesamt und für einzelne Bevölkerungsgruppen, alltägliche Leben, wie z. B. Aktivitäten oder die insbesondere auch für Ältere, gestiegen. Versorgung mit Lebensmitteln. Allerdings sind Vor dem Hintergrund der sich verändernden Einrichtungen der fachlichen Versorgung, wie materiellen Lebenssituation im Alter bekommt etwa Facharztpraxen und Pflegeeinrichtungen, auch das Thema der Erwerbstätigkeit nach dem insbesondere in ländlichen Gebieten häufig Ruhestandseintritt eine neue Bedeutung. Die nicht vor Ort, sondern auf der Ebene des (Land-) Erwerbsbeteiligung im Ruhestand hat in den Kreises oder der nächsten kreisfreien Stadt zu letzten Jahren deutlich zugenommen, allerdings erreichen. Für den Lebensalltag älter werdender werden finanzielle Gründe dabei wesentlich Menschen hat also das kommunale Umfeld eine seltener als Motiv genannt als beispielweise der besondere Bedeutung: Die Kommune ist als die Spaß an der Arbeit oder der Wunsch nach einer kleinste räumlich-politische Verwaltungseinheit Aufgabe (Engstler & Romeu Gordo 2014). Die im Wesentlichen für die Daseinsvorsorge der Erwerbstätigkeit nach dem Ruhestandseintritt Bürgerinnen und Bürger zuständig; die loka- ist also nicht nur ein Ausdruck finanzieller Not- le Infrastruktur und sozialen Netzwerke in der wendigkeiten, sondern kann vor dem Hinter- örtlichen Gemeinschaft bestimmen maßgeblich grund sich wandelnder Altersbilder, verbesser- die Qualität des Lebens im Alter mit. Je nach ter Gesundheit und gestiegener Bildungsniveaus finanziellem Spielraum, Siedlungsstruktur (Bal- auch als eine Möglichkeit der gesellschaftlichen lungsräume, verstädterte Räume, ländliche Räu- Teilhabe und des aktiven Alterns gesehen me) oder anderen Merkmalen, bestehen also werden. deutliche regionale Unterschiede, die Voraus- setzung für Teilhabe und Partizipation von den dort lebenden Menschen sind. 1.3.4 Wandel der Diese regionalen Unterschiede unterlie- Wohnverhältnisse und gen einem Wandel über die Zeit hinweg. So regionalen Kontexte vollziehen sich demografische Prozesse in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich. Für die Mehrheit der Bevölkerung ist die eige- Der Bevölkerungsrückgang wird regional un- ne Wohnung der zentrale Lebensort, der mit terschiedlich stark ausfallen: Die neuen Bundes- zunehmendem Lebensalter an Bedeutung ge- länder werden insgesamt stärker betroffen sein. winnt (Claßen, Oswald, Doh, Kleinemas, & In beiden Landesteilen werden insbesondere Wahl 2014). Die Nachbarschaft oder das Quar- ländliche Räume einen stärkeren Bevölkerungs- 20 Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey rückgang erleben. Durch mangelnde Nachfrage kerung über mittlere oder höhere Bildungsab- etwa nach Dienstleistungen, Arztpraxen, Schu- schlüsse verfügt. Mit der Bildungsexpansion len oder Öffentlichem Nahverkehr werden diese ging also eine allgemeine Höherqualifizierung Einrichtungen in gering besiedelten Gebieten einher. Zum Beispiel haben 1960 nur sechs Pro- vermutlich verstärkt ihre Dienste einstellen – zent aller Schülerinnen und Schüler die Schule was wiederum weitere Abwanderungen in Rich- mit einer Studienberechtigung verlassen, im tung der Ballungsräume zur Folge haben kann. Jahr 2011 waren es 60 Prozent (Geißler 2014: In der Raumordnungspolitik wird eine „sich 336). selbst verstärkende [...] Abwärtsspirale periphe- Die Bildungsexpansion hat insofern auch rer ländlicher Räume infolge ungünstiger öko- eine Veränderung der gesellschaftlichen Quali- nomischer, demographischer und infrastruktu- fikationsstruktur hervorgerufen, weil den noch reller Entwicklungen“ diskutiert (BBSR 2012). eher schlecht ausgebildeten Kohorten besser ge- Die Beachtung und Analyse regionaler Unter- bildete nachfolgen. Die Höherqualifizierung der schiede und ihres Wandels sind von erheblicher Bevölkerung hat das Verhältnis der Bildungs- Bedeutung, wenn es darum geht die Kontexte schichten zueinander verändert – es kam zu der Lebenssituationen von Menschen in der einer ‚Umschichtung nach oben‘ (Geißler 2014: zweiten Lebenshälfte angemessen zu beschrei- 342). Insgesamt verlief die Bildungsexpansion in ben (Wiest, Nowossadeck, & Tesch-Römer beiden deutschen Staaten sehr ähnlich, mit dem 2015). Unterschied dass sie in der DDR früher begann und dort ein größerer Personenkreis davon pro- fitieren konnte. 1.3.5 Wandel von Bildung und Als Ursachen für die Bildungsexpansion Kultur werden einerseits wachsende Bildungsbedarfe genannt: Fortschritte in Wissenschaft und Tech- Bildung stellt in modernen Gesellschaften eine nik erfordern entsprechend qualifizierte Ar- zentrale Ressource für Lebenschancen dar. beitskräfte. Andererseits wird das menschliche Neben der Funktion der Platzierung eines In- Streben nach Statussicherheit und Aufstieg als dividuums innerhalb der gesellschaftlichen Triebfeder der Bildungsexpansion angesehen. Hierarchie hat Bildung auch eine Auslese- und In der Folge der Bildungsexpansion kommt es Selektionsfunktion. Allerdings wirkt diese nicht zu einem Wachstum von Wirtschaft und Wohl- nur über Leistung, sondern auch nach sozialen stand. Die mit der Bildungsexpansion einherge- Merkmalen. Insofern beeinflusst Bildung die hende Demokratisierung im Sinne einer wach- vertikale soziale Mobilität, den Zugang zu Le- senden kritischen Reflexion politischer und benschancen und verursacht Ungleichheiten gesellschaftlicher Vorgänge führt zu stärkerer über den gesamten Lebensverlauf hinweg (z. B. politischer Partizipation und Teilhabe. Dies zeigt Ferraro, Shippee, & Schafer 2009). Veränderun- sich zum Beispiel am Entstehen einer Demons- gen im Zugang zu Bildung und in der Qualifi- trationskultur oder der Organisation von Bür- kationsstruktur einer Gesellschaft sind also von gerinitiativen. Soziale Ungleichheiten zwischen besonderer Bedeutung, wenn es um die Voraus- den Geschlechtern verringern sich, indem Frau- setzungen für Integration und Teilhabe Älterer en zunehmend ökonomisch eigenständig und geht. unabhängig werden. Mit der Bildungsexpansi- Die in beiden deutschen Staaten seit den on geht auch ein Wertewandel einher: Höhere 1950er Jahren stattfindende Bildungsexpansion Bildung führt zu höherer Individualisierung, ist eines der deutlichsten Phänomene des sozi- einer Freisetzung aus traditionellen Normen alen Wandels. Im Zuge der Bildungsexpansion und zu einer Pluralisierung im Wertebereich. kam es zu einem massiven Ausbau der sekun- Postmaterielle Werte wie Selbstverwirklichung, dären und tertiären Bildungsbereiche – mit der Lebensqualität und Autonomie sind handlungs- Folge, dass Personen länger im Bildungssystem leitend und führen zu einer Differenzierung der verweilen und ein größerer Anteil der Bevöl- Formen des privaten Zusammenlebens. Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey 21 Die Bildungsexpansion hat aber auch eine spielsweise in Filmen, Dokumentationen oder paradoxe Situation hervorgebracht: Von ihr ha- in der Werbung. Selbst wenn eher angstbesetzte ben zwar Kinder aus allen Bevölkerungsschich- Themen – wie Krankheit, Pflege und Demenz – ten profitiert, allerdings sind die Bildungschan- ebenfalls thematisiert werden, wird zunehmend cen weiterhin schichtspezifisch ungleich verteilt. ein Bild eines aktiven und fitten Alters transpor- Zwar erreichen benachteiligte Schichten inzwi- tiert. Individuelle Altersbilder, das heißt Sicht- schen häufiger ein mittleres Bildungsniveau. Die weisen auf das eigene Älterwerden, sind somit Chancen auf eine höhere Bildung sind jedoch auch dem sozialen Wandel ausgesetzt. Durch verstärkt schichtspezifisch. eine steigende Zahl von aktiven und fitten älte- Der sozial strukturierte Zugang zu Bildung ren Aktionsträgern in der Gesellschaft ist bereits sorgt nicht nur in frühen Lebensphasen für ein Wandel hin zu positiveren Altersbildern zu ungleich verteilte Lebenschancen, sondern er verzeichnen (Wurm & Huxhold 2012). wirkt auf unterschiedliche Weise bis ins Alter Die Förderung eines positiven Altersbilds in verschiedenen Lebensbereichen nach. Zu- ist nicht nur für individuelle Lebensläufe son- nächst eröffnet eine gute Ausbildung Zugang zu dern auch für die Prävention von Altersdis- Berufen mit höherem Einkommen und schließ- kriminierung ein wichtiges Handlungsfeld. lich besseren materiellen Lagen im Rentenalter Gerade wenn die Potenziale einer alternden Ge- sowie der Möglichkeiten zu privater Vorsorge sellschaft genutzt werden sollen, ist es wichtig, (Motel-Klingebiel et al. 2010). Vermittelt über Altersdiskriminierung entschieden entgegen- das Wissen über vorteilhafte Gesundheitsver- zuwirken. Eine aktive Lebensphase nach dem haltensweisen oder allgemeine Arbeits- und Ruhestandsübergang und eine damit verbun- Lebensbedingungen wirkt Bildung auch auf dene postmaterialistische Werteentwicklung die gesundheitliche Situation im Alter (Wurm, hin zu Selbstverwirklichung bis ins hohe Alter Schöllgen, & Tesch-Römer 2010). Ehrenamt- können jedoch auch mit Konflikten zwischen liches Engagement und unterstützende soziale den Generationen verbunden sein. Während ein Netzwerke sind in höheren Bildungsschichten Generationenkonflikt in den 1960er Jahren eher häufiger zu finden (Fiori, Smith, & Antonucci in unterschiedlichen Werthaltungen begründet 2007; Naumann & Romeu Gordo 2010). Nied- war, ist heute eher eine Auseinandersetzung um rigere Bildung geht mit brüchigeren privaten verteilungspolitische Fragen bis hin zur Ableh- Biografien einher – z. B. Scheidungen sind hier nung des ‚Generationenvertrags‘ zu erwarten häufiger. Andererseits sind insbesondere höher (z. B. Hollfelder 2012). Damit verbindet sich Gebildete häufiger kinderlos und können daher möglicherweise auch ein Wandel von Einstel- auf andere Weise mit reduzierten familialen Le- lungen zur privaten beziehungsweise staatlichen benssituationen im Alter konfrontiert sein. Alterssicherung. Aufgrund der zu erwartenden Auch die Kultur und Werte einer Gesellschaft zahlenmäßig kleineren Kindergeneration und sind vom sozialen Wandel betroffen. Gerade die politischer Maßnahmen hin zu mehr priva- wachsende Zahl an älteren Menschen mit guter ter Vorsorge ist ein Wandel hin zur Befürwor- Gesundheit prägt durch ihre Partizipation in- tung von privater Alterssicherung zu erwarten. dividuelle und gesellschaftliche Werthaltungen Gleichzeitig sollten diese Einstellungen von fa- sowie die Wahrnehmung von älteren Menschen miliären Hintergründen und finanziellen Res- mit. Ältere Menschen und Themen rund um sourcen der Personen abhängen. das Alter sind zunehmend medial präsent, bei- 22 Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey 1.4 Vielfalt und Ungleichheit in der zweiten LebenshälŌe Ältere Menschen sind keineswegs eine homoge- wirksam. Allerdings ist fraglich, wie stabil sozi- ne Gruppe. Die Lebenssituationen und Lebens- ale Ungleichheit in der zweiten Lebenshälfte ist. umstände in der zweiten Lebenshälfte sind viel- fältig und unterschiedlich – das Alter hat viele – Die These der ‚Kontinuität‘ geht davon aus, verschiedene Gesichter. Vielfalt betrifft zunächst dass soziale Ungleichheiten im Laufe des Le- nur die Feststellung, dass es Unterschiede zwi- bens bestehen bleiben. Menschen starten von schen Menschen gibt, ohne diese Unterschiede unterschiedlichen Ausgangspositionen und zu bewerten. Im Gegensatz dazu liegt soziale die früh im Leben festgelegten Unterschiede Ungleichheit vor, wenn Unterschiede mit Be- verändern sich bis ins hohe Alter nicht. nachteiligungen bzw. Bevorzugungen verknüpft sind. Im Fall der sozialen Ungleichheit gibt es – Die These der ‚Angleichung‘ besagt, dass also eine Bewertung der Vielfalt: Unterschiede bestehende Ungleichheiten in späteren Le- können als Benachteiligung oder Bevorzugung bensphasen abgemildert werden können gewertet werden. Wird etwa eine gesellschaftli- – beispielsweise durch sozialstaatliche Rege- che Gruppe beim Zugang zu erstrebenswerten lungen, die in späteren Lebensphasen stärker Gütern oder Positionen benachteiligt, eine an- greifen als in früheren Lebensabschnitten. dere gesellschaftliche Gruppe aber bevorzugt, so wird von sozialer Ungleichheit gesprochen. – Die These der ‚Differenzierung‘ geht dagegen Allgemein gesprochen entsteht soziale Un- von einer weiteren Verstärkung der sozialen gleichheit, wenn bestimmte soziale Positionen Ungleichheit im späteren Lebenslauf aus. Ri- mit Vor- oder Nachteilen verknüpft sind (Solga, siken und Ressourcen kumulieren im Laufe Berger, & Powell 2009). Zum Beispiel kann der des Lebens. Personen mit guten Ausgangsbe- Zugang zum Arbeitsmarkt sozial ungleich ver- dingungen (etwa einer guten Bildung) wer- teilt sein: Ältere Menschen, Frauen, Menschen den mit hoher Wahrscheinlichkeit anregen- mit geringer Bildung und Menschen aus ländli- de Berufe ergreifen und ein auskömmliches chen Regionen sind beim Zugang zum Arbeits- Einkommen haben, während Personen mit markt benachteiligt (im Vergleich zu jüngeren schlechten Ausgangsbedingungen im weite- Menschen, Männern, Menschen mit höherer ren Lebensverlauf mit Belastungen und Risi- Bildung sowie Menschen aus städtischen Regi- ken konfrontiert sind. onen). Mit der Position auf dem Arbeitsmarkt wiederum sind zum Beispiel Einkommenshöhe, – Die These der ‚Altersbedingtheit‘ geht davon Ansehen und Integration in soziale Netzwerke aus, dass sich die Determinanten für soziale verbunden. Daher können das Alter, das Ge- Ungleichheit über den Lebenslauf verändern. schlecht, die Bildung oder der Wohnort einer Im Alter werden dieser These nach bestimm- Person Determinanten von sozialer Ungleich- te Gruppenzugehörigkeiten bedeutsam für heit sein. eine bessere oder schlechtere Position im so- Bei einer Betrachtung der unterschiedlichen zialen Gefüge. und möglicherweise ungleichen Lebenssituatio- nen ist es wichtig zu berücksichtigen, dass Men- Für die Analyse von sozialer Ungleichheit in schen in der zweiten Lebenshälfte bereits ein späteren Lebensphasen ist zudem zu beachten, erhebliches Stück ihres Lebens gelebt haben und dass unterschiedliche Ungleichheitsmerkmale mit entsprechend unterschiedlichen Vorausset- zusammenwirken können. Bereits länger be- zungen ins Alter kommen. Soziale Ungleichheit stehende Ungleichheiten können im Alter von beginnt nicht erst in der Lebensphase Alter, neuen Ungleichheitsfaktoren möglicherweise sondern ist in der Regel schon früh im Leben überlagert oder verstärkt (‚Intersektionalität‘) werden. So sind einerseits Kumulationseffekte Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey 23 denkbar, die zu einer weiteren Verstärkung von Altersgruppenunterschieden im Kohortenver- sozialer Ungleichheit im Alter führen können, gleich einnehmen. Ein Beispiel hierfür: Erleben andererseits kann es zu einer Verlagerung weg später geborene Kohorten erst in einem höheren von materiellen hin zu gesundheitlichen oder Lebensalter funktionale Einschränkungen, so sozialen Dimensionen von Ungleichheit kom- könnte dies auf die Kompression der Morbidität men (Backes & Clemens 2013). hinweisen, also das Auftreten von Erkrankun- Das vorliegende Buch soll auch die Frage gen in einem sich verkürzenden Abschnitt am beantworten, wie die Chancen für soziale Teil- Lebensende. Ein weiteres Beispiel ist der Über- habe und Integration in der zweiten Lebens- gang in die Großelternschaft: Wenn Menschen hälfte nach individuellen, sozialstrukturellen im Jahr 2014 die Großelternschaft in einem hö- und räumlichen Voraussetzungen verteilt sind. heren Alter erleben als dies im Jahr 1996 der Fall Zentral sind dabei Unterschiedlichkeiten und war, so deuten sich hier Folgen von sich wan- Ungleichheiten zwischen gesellschaftlichen delnden Familiengründungsmustern an. Die Gruppen, die sich an den Kategorien Alter, Ge- Kinder der (werdenden) Großeltern entschlie- schlecht, Bildung und Region festmachen. ßen sich später, selbst eine Familie zu gründen und Kinder zu haben. 1.4.1 Alter 1.4.2 Geschlecht Die zweite Lebenshälfte wird im DEAS als die Altersspanne zwischen 40 und 85 Jahren kon- Das Geschlecht ist über den gesamten Lebens- zeptualisiert. Im Rahmen dieses Buches wer- lauf zentral für soziale Ungleichheit (Backes den somit sowohl die Lebenssituationen von 2007; Geißler 2014). Unabhängig von den indi- Personen mittleren Alters, von Menschen rund viduellen Entscheidungen, die Frauen und Män- um das Ruhestandsalter und von Personen an ner im Verlauf ihres Lebens treffen, gibt ihre der Schwelle zur Hochaltrigkeit gleichermaßen Geschlechtszugehörigkeit „strukturierte Wege betrachtet. Insofern dient die Zuordnung zu be- durch die Sozialstruktur“ vor (Krüger 2009: stimmten Altersgruppen einer Differenzierung 448). Auch Veränderungen und Entwicklungs- von Lebensphasen, die jeweils mit spezifischen verläufe in der Lebensphase Alter werden von Rollenanforderungen (z. B. Erwerbstätigkeit) der Geschlechtszugehörigkeit geprägt („ageing versehen sind. In der querschnittlichen Betrach- is a gendered process“, Arber & Ginn 1991:2). tung eines historischen Zeitpunktes zeigen sich Soziale Ungleichheiten zwischen älteren anhand der Altersgruppe also zunächst die über Männern und Frauen sind wesentlich durch altersspezifische Rollenerwartungen verteilten die ungleiche Verteilung von bezahlter Er- gesellschaftlichen Güter und die daran geknüpf- werbs- und unbezahlter Sorgearbeit in früheren ten Ungleichheiten (z. B. Zugang zu Arbeits- Lebensphasen verursacht (Simonson, Romeu markt, Einkommen). Gordo, & Kelle 2014). Aufstiegsbarrieren für Eine weitere Perspektive ergibt sich, wenn Frauen lassen sich an der geschlechtsspezifi- über das Alter beziehungsweise den Geburts- schen Sozialisation, an patriarchalen Struk- zeitpunkt Altersgruppen im Sinne von zusam- turen innerhalb der Arbeitswelt und an der mengefassten Geburtsjahrgängen (‚Kohorten‘) geschlechtsspezifischen innerfamilialen Ar- gebildet werden. Die jeweils vorherrschenden beitsteilung festmachen (Geißler 2014). Ältere historischen Gegebenheiten (z. B. Verhältnis Frauen sind im Ergebnis finanziell schlechter der Geschlechter) und Ereignisse (z. B. Krieg, abgesichert als Männer, da sie im Erwerbsleben Wiedervereinigung), die den Lebenslauf einer geringere Einkommen erzielen (durch Unter- Kohorte prägen, werden dann als Erklärungs- brechungen, Teilzeit, etc.), eher prekär über die muster für soziale Ungleichheiten (z. B. Zugang Ehe abgesichert sind und schließlich auch in al- zu Bildung, Gesundheitszustand) herangezo- len drei Säulen der Rentenversicherung benach- gen. Die für dieses Buch zentrale Perspekti- teiligt sind. ve des sozialen Wandels lässt sich anhand von 24 Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey Allerdings verfügen Frauen, auch im Alter, schon früh im Lebensverlauf (Stocké, Blossfeld, in der Regel über größere und vielfältigere so- Hoenig, & Sixt 2011). Insofern gelten Bildungs- ziale Netzwerke als Männer und stehen auch ungleichheiten als besonders stabil über die Zeit häufiger in Kontakt zu Menschen in ihrem und über den Lebenslauf. Netzwerk (Antonucci & Akiyama 1987). Zudem Ungleiche Lebenssituationen in der zweiten haben Frauen mehr Unterstützungspotenzial, Lebenshälfte können auf Bildungsunterschiede beispielsweise mit Blick auf Rat oder Trost geht als eine wichtige Ursachenkette über den Le- (Huxhold, Mahne, & Naumann 2010). Frauen benslauf zurückgeführt werden – keine andere verfügen somit über mehr soziale Ressourcen, Variable kann Unterschiede beim Einkommen um andere Benachteiligungen auszugleichen und subjektivem Wohlbefinden im Alter besser oder zu puffern. Schließlich haben Frauen zwar vorhersagen als die Bildung (Farkas 2003). Da- eine höhere Lebenserwartung, sind aber häufi- bei besteht der Zusammenhang zwischen (früh ger von chronischen Krankheiten und Pflegebe- im Lebenslauf erworbener) Bildung und sozia- dürftigkeit betroffen (Backes 2007). ler Ungleichheit in späteren Lebensphasen nicht Im vorliegenden Buch wird daher auch der allein über den Zugang zu Berufen, Einkommen Frage nachgegangen, in welchen Lebensberei- und Prestige. Mit Bildung (‚Humankapital‘) chen es in den letzten beiden Jahrzehnten zu gehen weitere günstige Ressourcen einher, wie einer Veränderung von Geschlechterunterschie- kulturelles (z. B. Umgangsformen) und soziales den gekommen ist. Die gestiegene Erwerbspar- (z. B. hilfreiche soziale Netzwerke) Kapital, die tizipation und Bildungsbeteiligung von Frauen nicht nur Einkommenschancen sondern auch spielt dabei für verschiedene Lebensbereiche interpersonale Kompetenzen (z. B. Kontroll- eine zentrale Rolle. Dabei kann auch deutlich überzeugungen, Selbstwirksamkeit) und einen werden, ob sich, bei einer Verringerung von gesunden Lebensstil begünstigen. So zeigt sich Geschlechtsunterschieden, die Frauen eher den beispielsweise, dass mit höherer Bildung die Männern angleichen oder ob – umgekehrt – die Beteiligung am Erwerbsleben auch in späteren Lebenssituationen von Männern denen von Lebensphasen steigt (Büttner 2005) – damit Frauen ähnlicher werden. zentral verbunden ist die finanzielle Situation. Zudem belegen zahlreiche Studien, dass bei Personen mit niedrigerer Bildung bestimmte 1.4.3 Bildung Krankheiten, Beschwerden und Risikofaktoren häufiger vorkommen (Lampert & Kroll 2014; Neben Alter und Geschlecht ist Bildung eine von dem Knesebeck & Mielck 2009) und dass zentrale Determinante sozialer Ungleichheit, sie zudem höhere Sterblichkeitsraten aufweisen in modernen Gesellschaften stellt der erreichte (Becker 1998). Schließlich gehen mit höherer Bildungsgrad sogar die wichtigste Dimension Bildung auch größere und heterogenere sozia- dar. Chancenungleichheiten machen sich ganz le Unterstützungsnetzwerke einher (Fiori et al. wesentlich am Bildungsniveau fest: Mit höherer 2007). Bildung ist ein leichterer Zugang zu gesellschaft- lichen Positionen, zu Mitgestaltungsmöglichkei- ten, guten Arbeits- und Wohnverhältnissen so- 1.4.4 Region wie hilfreichen sozialen Netzwerken verbunden. In Deutschland ist die soziale Herkunft ent- In Deutschland gibt es erhebliche regionale Un- scheidend für den Bildungserfolg in Kindheit, terschiede hinsichtlich Wohlstand, Infrastruk- Jugend und jungem Erwachsenenalter und turausstattung und Bevölkerungszusammen- damit für den Bildungsstatus, der im weiteren setzung (BBSR 2012). Allerdings stehen für die Lebensverlauf Möglichkeiten erschließen kann Erfassung räumlicher Disparitäten wenige gut (oder nicht). Zusätzlich zu primären Effekten ausgearbeitete Konzepte zur Verfügung, wie sie wie schichtspezifischer Sozialisation und kog- etwa in der Analyse von Sozialstruktur Verwen- nitiven Kompetenzen wirken sekundäre Effek- dung finden (z. B. Schicht oder Milieu). Insofern te wie elterliche Wünsche und Entscheidungen sind angemessene Indikatoren oder Erhebungs- Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey 25 instrumente für die Erfassung von Raum als schen alten und neuen Bundesländern immer Ungleichheitsdimension noch nicht vorhanden noch relevant. Insbesondere mit Blick auf die (Barlösius & Neu 2008). wirtschaftliche Entwicklung zeigt sich, dass es Eine wichtige Unterscheidung bei der Be- zwischen Ost- und West-Deutschland erheb- schreibung regionaler Vielfalt ist die Differen- liche regionale Unterschiede gibt (Maretzke zierung von städtischem und ländlichem Raum 2006). Mit Blick auf die materielle Lage kön- beziehungsweise verschiedener siedlungsstruk- nen Geschlechtsunterschiede durch regionale tureller Gebietstypen (Ballungsräume, verstäd- Disparitäten verstärkt werden: Frauen in den terte Räume, ländliche Räume). In Ballungsräu- alten Bundesländern haben wesentlich häufi- men kommt es zu räumlichen Konzentrationen ger diskontinuierliche Erwerbsbiografien und von Menschen und damit auch zu einer Konzen- arbeiten häufiger Teilzeit als in den neuen Bun- tration sozialer und wirtschaftlicher Aktivitäten. desländern. Die in den neuen Bundesländern Den verdichteten Kerngebieten und suburba- zwischen Männern und Frauen deutlich ähn- nisierten Räumen stehen dünn besiedelte und licheren Erwerbsbiografien führen dazu, dass häufig strukturschwache Regionen gegenüber. weibliche Altersarmut in Westdeutschland ein Diese Gebiete werden oft als ländlicher Raum viel stärker ausgeprägtes Phänomen ist. Auch bezeichnet. Über Unterschiede in der Sied- die Lebensverläufe von Menschen in Ost- und lungsdichte weisen unterschiedliche Regionen West-Deutschland, beispielsweise mit Blick auf in Deutschland ungleiche Ausstattungen mit den Zeitpunkt familialer Übergänge, auf Bil- Arbeitsplätzen, Dienstleistungen, Infrastruktur dungsunterschiede, auf Werthaltungen sowie sowie sozioökonomischen und demografischen auf die Erfahrung von Arbeitslosigkeit. Zudem Merkmalen auf. vollziehen sich die demografische Alterung, Obwohl mittlerweile 25 Jahre seit der Prozesse der Zu- und Abwanderung und der deutsch-deutschen Wiedervereinigung vergan- wirtschaftlichen Prosperität regional sehr unter- gen sind, ist die regionale Differenzierung zwi- schiedlich. 1.5 Ausblick auf das Buch Im vorliegenden Buch wird der Wandel von Das Buch nutzt die thematische Vielfalt des Teilhabe und Integration in der zweiten Lebens- DEAS und umfasst sieben Oberthemen: Er- hälfte in verschiedenen Lebensbereichen darge- werbstätigkeit und Ruhestand, Materielle Lage, stellt. Betrachtet wird der Zeitraum von 1996 bis Gesundheit und Wohlbefinden, Partnerschaft 2014, also beinahe zwei Jahrzehnte des Wandels. und Generationenbeziehungen, Unterstützung Dabei werden nicht allein allgemeine Trends und soziale Integration, Wohnung und Wohn- betrachtet, sondern auch gefragt, ob sich Unter- umfeld, Einstellungen und Diskriminierung, schiede und Ungleichheiten aufgrund von Alter, sowie Migrationshintergrund. Insgesamt um- Geschlecht, Bildung oder Region im sozialen fasst das Buch zum DEAS 2014 neben diesem Wandel verändert haben. Dies bedeutet, dass Einleitungskapitel und einem Kapitel zu Daten im vorliegenden Buch nicht allein Unterschiede und Methoden 22 inhaltliche Kapitel. Das Buch berichtet werden, sondern auch Ähnlichkeiten schließt mit einem politikorientierten Fazit. und Annäherungen zwischen Gruppen darge- stellt werden. Mit einer geschärften Wahrneh- mung für soziale Differenzierungen und Un- gleichheiten lassen sich Grenzen von Teilhabe und Integration erkennen und politische Hand- lungsbedarfe ableiten. 26 Altern im Wandel: Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey Literatur Antonucci, T. C., & Akiyama, H. (1987). An examinaƟon M. Putney & D. Gans (Hrsg.) Handbook of theories of of sex diīerences in social support among older men aging (Bd. 22, S. 413-433). New York: Springer. and women. Sex Roles, 17(11/12), 737-749. Fiori, K. L., Smith, J., & Antonucci, T. C. (2007). Social net- Arber, S., & Ginn, J. (1991). Gender and later life : a socio- work types among older adults: A mulƟdimensional logical analysis of resources and constraints. London: approach. The Journals of Gerontology Series B: Psy- Sage. chological Sciences and Social Sciences, 62(6), P322- P330. Backes, G. M. (2007). Geschlechter - Lebenslagen - Al- tern. In: U. Pasero, G. M. Backes & K. R. Schroeter Geißler, R. (2014). 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Open Access Dieses Kapitel wird unter der Creative Commons Namensnennung 2.5 International Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by/2.5/deed.de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom- men wurden. Die in diesem Kapitel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil- dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. 29 2. Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys Daniela Klaus & Heribert Engstler Kernaussagen Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) untersucht die LebenssituaƟonen und Alternsverläufe der Menschen in der zweiten LebenshälŌe über einen Zeitraum von bislang 18 Jahren: Zwischen 1996 und 2014 wurden fünf Erhebungen durchgeführt (1996, 2002, 2008, 2011, 2014). Befragt werden Personen ab ihrem 40. Lebensjahr. Der DEAS kombiniert Quer- und LängsschniƩerhebungen: Bisher haben 20.715 Personen an der Befragung teilgenommen. Sie haben insgesamt 33.410 mündliche Interviews gegeben. Bereits 6.623 Personen wurden zweimal oder öŌer befragt. Trotz einer rückläuĮgen TeilnahmebereitschaŌ weist der DEAS eine hohe Datenqualität auf: Die Teilnahmequote bei der Erstbefragung liegt zwischen 50,3 Prozent (1996) und 27,1 Prozent (2014). Dennoch bestehen nur geringe SelekƟvitäten hinsichtlich der Teilnahmewahrscheinlichkeit, die de- nen aus vergleichbaren Studien ähneln. Die Studie deckt eine große Breite alter(n)srelevanter Themen ab: InformaƟonen zu zentralen Le- bensbereichen und Dimensionen von Lebensqualität werden über ein standardisiertes mündliches Interview sowie einen schriŌlichen Fragebogen erhoben. Neben den Individualdaten stehen Kon- textdaten auf Kreisebene und zu Merkmalen des Wohnumfelds zur Verfügung. 2.1 Einleitung Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine seit Die erste Erhebung im Jahr 1996 wurde auf 1996 durchgeführte Befragung von Menschen in Initiative des Bundesministeriums für Familie, der zweiten Lebenshälfte in Deutschland. Mit der Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unter jüngsten DEAS-Erhebung im Jahr 2014 hat sich der Federführung der Freien Universität Ber- der Beobachtungszeitraum der Studie auf nun- lin (Forschungsgruppe Altern und Lebenslauf, mehr 18 Jahre und fünf Erhebungen erweitert Leitung Prof. Martin Kohli) und der Universität (1996, 2002, 2008, 2011, 2014). In Verbindung Nijmegen (Forschungsgruppe Psychogerontolo- mit den kombinierten Quer- und Längsschnitt- gie, Leitung Prof. Freya Dittmann-Kohli) reali- stichproben und der großen thematischen Breite siert. Seit der zweiten Erhebung im Jahr 2002 ist des DEAS steht damit ein Datensatz zur Verfü- das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) gung, der eine fundierte Sozialberichterstattung mit der Weiterentwicklung, Durchführung und über einen langen Zeitraum hinweg und zu einer Auswertung des DEAS beauftragt. Die Stich- Vielzahl alter(n)srelevanter Themen und Fragen probenziehung und -pflege sowie die Feldarbeit ermöglicht. Zugleich erlaubt er wissenschaftlich erfolgen von Studienbeginn an durch das in- hochwertige Forschung. fas Institut für angewandte Sozialwissenschaft © Der/die Autor(en) 2017 K. Mahne et al. (Hrsg.), Altern im Wandel, DOI 10.1007/978-3-658-12502-8_2 30 Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys GmbH, Bonn. Die Daten sowie die dazugehö- hinweg – sowohl in den Inhalten als auch im rigen Datendokumentationen (wie Fragebö- Zugang zu den Befragten. Nur auf diese Weise gen und Codebücher) werden durch das For- kann eine Vergleichbarkeit über die Zeit sicher- schungsdatenzentrum des DZA als scientific use gestellt werden. Dennoch bedarf es im Rahmen files zu Verfügung gestellt.1 dieser Vorgabe einer gewissen Flexibilität, um Auch die jüngste Befragung 2014 folgt dem aktuell diskutierte Themen aus Öffentlichkeit, bisherigen Grundsatz der Wahrung größtmög- Politik sowie Wissenschaft aufgreifen und ver- licher Konsistenz über die Erhebungsjahre tiefen zu können und – sofern nötig – neueste methodologische Erkenntnisse und Praktiken 1 Die Daten des DEAS können für wissenschaftliche zur Verbesserung der Datenerhebung und -qua- Zwecke kostenlos beim Forschungsdatenzentrum des lität einfließen zu lassen. DZA (www.fdz-dza.de) bezogen werden. 2.2 Das SƟchprobendesign des DEAS Der DEAS folgt einem kohortensequenziellen Jahr 1996 nur deutsche Staatsbürgerinnen und Design (Abbildung 2-1). Durch die Kombina- Staatsbürger einbezogen wurden, wurde 2002 tion von quer- und längsschnittlichen Stichpro- zudem eine separate Stichprobe der in Deutsch- ben ergeben sich drei Auswertungsmöglichkei- land lebenden ausländischen Bevölkerung re- ten: Neben der Betrachtung von (1) sozialem alisiert. Seit 2008 sind beide Gruppen in einer Wandel (Vergleich unabhängiger Querschnitts- Bevölkerungsstichprobe zusammengeführt, das daten) und (2) individueller Entwicklungsver- heißt unabhängig von der Staatsangehörigkeit läufe (Paneldaten) können auch (3) individuelle stellt seither die in Privathaushalten lebende Entwicklungen im Wandel der Zeit (Kohorten- Wohnbevölkerung Deutschlands die Grundge- vergleich von Verläufen) untersucht werden. Im samtheit dar. Die Befragung erfolgt ausschließ- vorliegenden Buch werden Fragen des sozialen lich in deutscher Sprache. Ergänzend zu diesen Wandels behandelt. Querschnitterhebungen werden seit 2002 jeweils Seit 1996 werden im Abstand von sechs Jah- alle Personen, die hierfür schriftlich ihr Einver- ren repräsentative Querschnitterhebungen an ständnis gegeben haben, für Wiederholungsbe- neuen Stichproben durchgeführt. Dies ermög- fragungen kontaktiert. Wie die Abbildung 2-1 licht einen Zeitvergleich auf der Grundlage von- zeigt, wurde nach 2008 die Taktung der Panel- einander unabhängiger Querschnittstichpro- erhebungen von sechs auf drei Jahre verkürzt, ben. Zielgruppe der Querschnitterhebungen ist unter anderem um auf diese Weise Dynamiken jeweils die Wohnbevölkerung in Privathaushal- individueller Lebensverläufe in der zweiten Le- ten im Alter von 40 bis 85 Jahren.2 Während im benshälfte besser abbilden zu können. 2 In den Querschnitterhebungen werden Personen in Gemeinschaftsunterkünften ausgeschlossen, was be- zogen auf die im DEAS untersuchte Altersgruppe hauptsächlich ältere Menschen in Pflege- oder Alters- heimen betrifft. Laut Mikrozensus 2014 lebt in der Altersgruppe der 40- bis 85-Jährigen nur ein Prozent der Bevölkerung in Gemeinschaftsunterkünften; zu einem substanziellen Anstieg kommt es erst ab dem 80. Lebensjahr (Statistisches Bundesamt 2015a). So- Beschränkung auf Privathaushalte für 99 Prozent der mit erlauben die DEAS Querschnittstichproben trotz Personen in der zweiten Lebenshälfte valide Aussagen. Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys 31 Abbildung 2-1:പDEAS SƟchprobendesign 1996-2014 Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA). Deutscher Alterssurvey (DEAS). Nach Abschluss der fünften Erhebung im Jahr für ihre Teilnahme haben die Befragten in den 2014 verzeichnet der DEAS 20.715 Studienteil- ersten Erhebungen Telefonkarten (1996, 2002) nehmerinnen und -teilnehmer, mit denen zwi- und Briefmarkenhefte (2008) erhalten. Seit 2011 schen 1996 und 2014 insgesamt 33.410 münd- werden Aufwandsentschädigungen (Incentives) liche Interviews geführt wurden.3 Zwar hat ein im Wert von zehn Euro in bar eingesetzt, um Großteil bislang nur an der jeweiligen Erstbe- die Teilnahmemotivation zu erhöhen (Pforr, fragung teilgenommen, (n = 14.091, darunter Blohm, Blom, Erdel, Felderer, Fräßdorf, Hajek, 6.002 Teilnehmende an der Erstbefragung im Helmschrott, Kleinert, Koch, Krieger, Kroh, Jahr 2014), doch viele konnten inzwischen auch Martin, Saßenroth, Schmiedeberg, Trüdinger, & für wiederholte Befragungen gewonnen werden Rammstedt 2015). Gleichzeitig sollen hierüber (zweimal: 2.265; dreimal: 3.041; viermal: 922; Ausfälle in den Wiederholungsbefragungen re- fünfmal: 395) – und die Bereitschaft zur mehrfa- duziert werden (Laurie & Lynn 2009) und sol- chen Interviewteilnahme steigt. Als Dankeschön che Zielpersonen motiviert werden, die in Um- fragen typischerweise unterrepräsentiert sind 3 Die Angaben beziehen sich auf die gültigen Fälle nach wie beispielsweise Niedriggebildete oder Allein- Abschluss der Datenbereinigung im Frühjahr 2015. stehende (Ryu, Couper, & Marans 2006). 2.3 Inhalte 2.3.1 Themenschwerpunkte – Soziodemografische Grunddaten – Arbeit und Ruhestand Eine Besonderheit des DEAS besteht darin, dass – Wirtschaftliche Lage, Altersvorsorge und er über einen großen Zeitraum eine sehr große finanzielle Unterstützung Breite an Themen und Inhalten zu zentralen Le- – Soziale Beziehungen (Partnerschaft, Famili- bensbereichen erhebt – und zwar anhand von en- und Generationenbeziehungen, soziale weitgehend vergleichbaren Instrumenten. Fol- Netzwerke) gende Themenschwerpunkte werden seit 1996 – Freizeitaktivitäten, ehrenamtliches Engage- abgedeckt: ment, soziale Unterstützung – Wohnen und Wohnumfeld 32 Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys – Gesundheit, Gesundheitsverhalten, Hilfe- 2.3.2 Erhebungsmethoden und und Pflegebedarf Befragungsmodule – Einstellungen und Altersbilder – Lebenszufriedenheit und psychisches Wohl- Die Datenerhebung im DEAS erfolgt über un- befinden terschiedliche Erhebungsverfahren und Befra- gungsmodule. Mit allen Befragten wird vor Ort Im DEAS wird der Erfassung von biografischen ein persönliches mündliches Interview anhand und objektiven Fakten eine ganze Reihe subjek- eines standardisierten Fragebogens durchge- tiver Bewertungen und Einstellungen zur Seite führt – in den frühen Erhebungen (1996 und gestellt. Dieser Reichtum an Informationen er- 2002) als paper-pencil-Interview (PAPI) und möglicht nicht nur eine umfassende Darstellung seit 2008 als Computer unterstütztes Interview der Lebenssituation von Menschen in der zwei- (CAPI). Die durchschnittliche Befragungszeit ten Lebenshälfte, sondern kann diese durch de- für die Erstbefragungen hat sich über die Be- ren individuelle Einschätzung ergänzen. Zudem fragungsjahre hinweg erhöht und liegt 2014 bei können Wechselwirkungen zwischen Lebensbe- 100 Minuten für Erstbefragte (Median = 96 Mi- reichen untersucht werden. Trotz weitgehender nuten) und 86 Minuten für wiederholt Befragte inhaltlicher Stabilität über die Befragungsjahre (Median = 82 Minuten). Inbegriffen sind hier hinweg, finden sich auch Themenbereiche und Pausen im Verlauf des Interviews, die im Durch- Fragen, die nur einmalig erhoben wurden oder schnitt zwischen einer und zwei Minuten betra- im Verlauf der Studie hinzugekommen sind. gen. Die durchschnittliche Interviewdauer vari- Damit sollen aktuelle Diskurse und Inhalte auf- iert systematisch mit dem Alter: So liegt sie bei gegriffen werden. So wurden 2014 die Themen den jüngsten Erstbefragten bei 94 Minuten (40 soziale Exklusion (vgl. Kapitel 18), nachbar- bis 54 Jahre), in der mittleren Altersgruppe bei schaftliche Kontakte und lokale Serviceangebo- 100 Minuten (55 bis 69 Jahre) und bei den Ältes- te für Ältere (vgl. Kapitel 20 und 21) durch die ten bei 107 Minuten (70 bis 85 Jahre). Trotz der Aufnahme neuer Erhebungsinstrumente ausge- langen Befragungsdauer finden sich auch unter baut. Der Informationsreichtum des DEAS wird den Älteren keine Hinweise für einen Qualitäts- regelmäßig für die Erstellung öffentlichkeits- verlust der Daten. So schätzen beispielsweise die wirksamer Beiträge genutzt, die sich beispiels- Interviewerinnen und Interviewer die Zuverläs- weise in den Altenberichten der Bundesregie- sigkeit der von den Befragten gemachten Anga- rung finden. ben als hoch ein – unabhängig vom Alter der Für wiederholt befragte Studienteilneh- Befragten und der Befragungsdauer. Auch Be- merinnen und -teilnehmer ergibt sich ab der fragungsabbrüche finden vernachlässigbar sel- Zweitbefragung insofern ein reduziertes Fra- ten statt (Schiel, Kerr, Dickmann, & Aust 2015). genprogramm, als darauf verzichtet wird, stabile Im Verlauf des mündlichen Interviews Merkmale – wie zum Beispiel das erreichte Bil- werden verschiedene Tests durchgeführt: Seit dungsniveau – erneut abzufragen. Zudem wer- 2002 wird ein Zahlen-Zeichen-Test zur Mes- den bereits bekannte Informationen aus voran- sung der psychomotorischen Geschwindigkeit gegangenen Befragungen als Referenz genutzt, als Teilaspekt der kognitiven Leistungsfähig- um daran anknüpfend biografische Ereignisse keit eingesetzt (Hoyer, Stawski, Wasylyshyn, & fortzuschreiben (beispielsweise Partnerschafts- Verhaeghen 2004; Tewes 1994) und ab 2008 ein biografie). Dieser Zuschnitt der Befragung auf Lungenfunktionstest als Indikator für die kör- die individuelle Situation wird durch den um- perliche Gesundheit (Vaz Fragoso, Gahbauer, fassenden Einsatz von bekannten Befragtenin- van Ness, Concato, & Gill 2008). Etwa 90 Pro- formationen aus den vorherigen Erhebungen zent der Befragten nehmen am Lungenfunkti- (sogenannte ‚Preload-Daten‘) für die Panelbe- onstest teil; die Teilnahmequote beim Zahlen- fragungen möglich. Zeichen-Test bewegt sich zwischen 76 und 91 Prozent (vgl. Tabellen 2-1 und 2-3). Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys 33 Nach dem mündlichen Interview werden se zwölf Prozent der nicht am Hauptinterview die Befragten gebeten, einen schriftlichen Fra- teilnehmenden Zielpersonen der bereinigten gebogen auszufüllen (Drop-Off ). Hier werden Bruttoeinsatzstichproben in der Erst- bezie- vor allem Einstellungen und subjektive Ein- hungsweise Wiederholungsbefragung. In den schätzungen erhoben, sensible Fragen wie zum meisten Fällen wurde das Kurzinterview direkt Einkommen und der Gesundheit gestellt und mit der Zielperson geführt. Die geringe Bereit- Merkmale erfragt, die keine differenzierte Filter- schaft zur Teilnahme an einem Kurzinterview führung benötigen. Auch verschiedene psycho- ist auch aus anderen Altersstudien bekannt (bei- logische Skalen werden im Drop-Off erhoben. spielsweise aus dem Survey of Health, Ageing Während die Teilnahmequote in den ersten bei- and Retirement in Europe: Börsch-Supan, den Basiserhebungen über 80 Prozent lag, sank Brandt, Hunkler, Kneip, Korbmacher, Malter, sie ab 2008 auf 72 Prozent (vgl. Tabelle 2-1). Bei Schaan, Stuck, & Zuber 2013). den Panelbefragten liegt die Ausfüllquote mit Ergänzend zu den Befragungsdaten bietet jeweils mindestens 80 Prozent deutlich darüber der DEAS weitere Daten, die das Wohnumfeld (vgl. Tabelle 2-3), vermutlich aufgrund deren der Befragungspersonen auf unterschiedlichen generell größerer Studienbindung und Motiva- räumlichen Ebenen beschreiben. Für alle Erhe- tion. Analysen belegen zudem, dass vor allem bungsjahre liegen Einschätzungen der Intervie- Frauen, ältere Befragte und Befragte mit einem wenden zur Wohnung und zum Wohnumfeld höheren sozio-ökonomischen Status (Bildung der Befragten vor. Für die Befragten der Jahre und Einkommen) mit höherer Wahrscheinlich- 2002, 2008 und 2014 stehen quartiersbezogene keit an der schriftlichen Befragung teilnehmen Daten zur sozialstrukturellen Zusammenset- (Schiel et al. 2015). Allerdings ist die Stärke die- zung der Wohngegend, zu Sozialmilieus, Kauf- ser Selektionseffekte recht gering. kraft oder zur Arbeitslosigkeit zur Verfügung.4 Bei Zielpersonen, die aus unterschiedlichen Auf Kreisebene können für alle Befragten und Gründen nicht teilnehmen, wird seit 2008 nach alle Erhebungsjahre ausgewählte Indikatoren Möglichkeit ein Kurzfragebogen eingesetzt, den und Karten zur Raum- und Stadtentwicklung entweder die Zielperson selbst beantwortet (INKAR-Daten) vom Bundesinstitut für Bau-, oder stellvertretend eine Kontaktperson. Ziel ist Stadt- und Raumforschung genutzt werden wie die Erfassung einiger Basisinformationen wie beispielsweise zu Arbeitsmarkt, Bevölkerung, Wohnform, Gesundheitszustand, Staatsangehö- medizinischer Versorgung, Verkehr oder Wirt- rigkeit, Bildung oder Lebenszufriedenheit, um schaft. auf diese Weise die (temporären) Ausfälle bes- ser beschreiben zu können. Im Jahr 2014 konnte 4 Die Strukturdaten zum Wohnumfeld der Befragten für 2.198 Zielpersonen der Erstbefragung ein (im Jahr 2002 nur für panelbereite Befragte) wurden Kurzinterview durchgeführt werden sowie für von der Firma microm Micromarketing-Systeme und 308 Personen der Panelstichprobe (Schiel et al. Consult GmbH, Neuss, zur Verfügung gestellt. Für die Befragung des Jahres 2014 liegen auch Wohnumfeld- 2015). Das entspricht 14 Prozent beziehungswei- merkmale der Firma infas 360° GmbH, Bonn, vor. 2.4 Die QuerschniƩsƟchproben 2.4.1 SƟchprobenziehung probenziehung zweistufig angelegt (Schiel et al. 2015; Smid, Hess, & Gilberg 1997): In der ersten Die Querschnittstichproben des DEAS (Ba- Befragung 1996 wurden entsprechend des ‚pro- sisstichproben) sind Personenstichproben aus bability proportional to size‘-Ansatzes 290 Ge- Einwohnermelderegistern. Dabei ist die Stich- meinden gezogen. Innerhalb dieser Gebietsein- 34 Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys heiten erfolgt seither eine zufällige Ziehung von Seit 2008 werden im Zuge der Aufbereitung der Zielpersonen aus den Einwohnermelderegis- Einwohnermeldeamtsstichproben durch infas tern. Bereits 1996 kam es auf dieser ersten Stufe diejenigen Personen ausgeschlossen, die bereits zu Ausfällen, da fünf Prozent der ausgewählten in einer der vorangegangenen Erhebungen an Gemeinden die Ziehung einer Personenstich- der Studie teilgenommen haben. Solche Über- probe verweigert haben (Smid et al. 1997). Im schneidungen finden vor allem in kleineren Jahr 2014 fielen aus diesem Grund zwölf Ge- Gemeinden statt: 2008 waren es 278 Personen meinden aus – allerdings regional zufällig ver- und 2014 wurden 473 Personen ausgeschlossen teilt, weshalb von keinem Qualitätsverlust der (Schiel et al. 2015). Stichprobe auszugehen ist (Schiel et al. 2015). Tabelle 2-1:പMerkmale der DEAS-QuerschniƩsƟchproben 1996, 2002, 2008, 2014 Befragungsjahr 1996 2002 2008 2014 Deutsche Deutsche Ausländer Wohnbevölkerung Deutschland Absolute Zahlen Unbereinigte BruƩoeinsatzsƟchprobe 1) 10.608 8.826 3.225 18.822 23.984 Bereinigte BruƩoeinsatzsƟchprobe 2) 9.613 8.164 2.343 17.366 22.139 GülƟge mündliche Interviews 4.838 3.084 586 6.205 6.002 GülƟge schriŌliche Fragebögen 4.034 2.787 484 4.442 4.295 Teilnahmen am Zahlen-Zeichen-Test - 2.474 446 5.249 4.961 Durchgeführte LungenfunkƟonstests - - - 5.449 5.449 Erklärte PanelbereitschaŌ 2.873 1.964 286 4.417 4.575 Quoten Teilnahmequote 3) 50,3 37,8 25,0 35,7 27,1 SchriŌlicher Fragebogen 4) 83,4 90,4 82,6 71,6 71,6 4) Zahlen-Zeichen-Test - 80,2 76,1 84,6 82,7 LungenfunkƟonstest 4) - - - 87,8 90,8 PanelbereitschaŌsquote 4) 59,4 63,7 48,8 71,2 76,2 SonsƟges Erhobene Geburtsjahrgänge 1911-56 1917-62 1917-62 1923-68 1929-74 Alter bei Befragung (Jahre) 40-85 40-85 40-85 40-85 40-85 DurchschniƩliche Interviewdauer (Min.) 67 82 82 83 100 Seitenzahl schriŌlicher Fragebogen 28 32 32 36 36 Erhebungszeitraum (Monate/Jahr) 1-7/1996 2-11/2002 2-11/2002 4-11/2008 4-11/2014 Quellen: Eigene Zusammenstellung bzw. Berechnung basierend auf den DEAS-scienƟĮc use Įles (Stand: Frühjahr 2015) sowie Engstler & Motel-Klingebiel (2010); Engstler & Wurm (2006); Klaus & Engstler (2012); Künemund (2000); Schiel, Hess & Gilberg (2003); Schiel & Smid (2009); Schiel, Dickmann & Aust (2011); Schiel, Kerr, Dickmann & Aust (2015). Anmerkungen: 1) ZufallssƟchprobe aus dem von den Einwohnermeldeämtern gelieferten Adressdatensatz; 2) Unbereinigte BruƩoeinsatzsƟchprobe abzüglich neutraler Ausfälle, das heißt Personen, die bereits verstorben sind, im Heim leben, ins Ausland oder unbekannt verzogen sind, nicht ausreichend deutsch sprechen oder aus anderen Gründen nicht zur Zielgruppe gehören; 3) Anteil gülƟger mündlicher Interviews an bereinigter BruƩoeinsatzsƟchpro- be; 4) Anteil an gülƟgen mündlichen Interviews. Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys 35 Die Querschnittstichproben sind seit der ers- ben von infas, Begleitschreiben des BMFSFJ und ten Erhebung disproportional nach Alter, Ge- des DZA) sowie die Erhöhung des finanziellen schlecht und Landesteil geschichtet: Die Zie- Wertes des Incentives zwischen 2008 und 2014 hung der Bruttostichprobe erfolgt so, dass sich haben diese negative Entwicklung möglicher- erwarten lässt, dass sich die realisierten Inter- weise abschwächen, aber nicht aufhalten kön- views zu etwa gleichen Teilen auf drei Alters- nen. Folglich war die Ziehung und Bearbeitung gruppen (40 bis 54, 55 bis 69, 70 bis 85 Jahre) immer größerer Einsatzstichproben notwendig sowie auf Männer und Frauen verteilen. Zwei (vgl. Tabelle 2-1) – ein Trend, der sich zukünftig Drittel der Befragten sollen in den alten und fortsetzen könnte. ein Drittel in den neuen Bundesländern woh- Entsprechend der in Deutschland gene- nen. Demzufolge sind Ältere, Männer und Be- rell geringeren Teilnahmequote an freiwilligen fragte in Ostdeutschland in den geschichteten Befragungen ist auch die Teilnahmequote am Zufallsstichproben überproportional vertreten. DEAS niedriger als in ähnlich gelagerten Al- Diese Schichtung verfolgt das Ziel, auch in Wie- terssurveys anderer europäischer Länder: So lag derholungsbefragungen noch ausreichend gro- die Erstteilnahmequote in der niederländischen ße Fallzahlen für Personengruppen mit relativ LASA-Studie (Altersspanne 55 bis 85 Jahre) im geringen Bevölkerungsanteilen sicherzustellen Jahr 2002 bei 55 Prozent (Huisman, Poppelaars, (wie beispielsweise hochaltrige Männer in Ost- van der Horst, Beekman, Brug, van Tilburg, & deutschland). Aus diesem Grund wird seit 2008 Deeg 2011), in der europäisch-vergleichenden eine Gesamtfallzahl von etwa 6.000 Personen SHARE-Studie (Alter 50+) 2004/2005 über alle pro Querschnittstichprobe angestrebt, während Länder hinweg bei 62 Prozent (Börsch-Supan die realisierten Stichprobenumfänge in den Vor- et al. 2013) und in der irischen Studie TILDA jahren geringer ausfielen (vgl. die Anzahl gülti- (Alter 50+) im Jahr 2010 bei 62 Prozent (Nolan, ger Interviews in Tabelle 2-1). O’Regan, Dooley, Wallace, Hever, Cronin, Hud- son, & Kenny 2014). Gleichzeitig ähnelt die DEAS-Teilnahmequote anderen deutschland- 2.4.2 TeilnahmebereitschaŌ weiten Studien mit durchschnittlich jüngerer Zielgruppe: Die Erstteilnahmequote unter 25- Während die Teilnahmequote – der Anteil rea- bis 27-Jährigen beziehungsweise 35- bis 37-Jäh- lisierter gültiger Interviews an der bereinigten rigen in der pairfam-Studie 2008 lag bei 33 bezie- Bruttoeinsatzstichprobe5 – zu Beginn der Studie hungsweise 32 Prozent (Brüderl, Schmiedeberg, 1996 bei 50 Prozent lag, ist sie auf 27 Prozent Castiglioni, Arránz Becker, Buhr, Fuß, Ludwig, bei der Querschnittsstichprobe im Jahr 2014 Schröder, & Schumann 2015), im ALLBUS 2012 zurückgegangen. Die sinkende Teilnahme- für vergleichbare Altersgruppen bei 38 Prozent bereitschaft im DEAS ist eingebettet in einen (Wasmer, Blohm, Walter, Scholz, & Jutz 2014) generell rückläufigen Trend zur Teilnahme an und in der SOEP-Aufstockungsstichprobe 2012 sozialwissenschaftlichen Studien in westlichen bei den über 16-Jährigen bei 35 Prozent (TNS Industrienationen (Aust & Schröder 2009; Brick infratest Sozialforschung 2013). & Williams 2013; de Leeuw & de Heer 2002), der in Deutschland besonders stark ausgeprägt ist (Stoop, Billiet, Koch, & Fitzgerald 2010). 2.4.3 SƟchprobenselekƟvität Maßnahmen, wie eine umfassende postalische Vorabinformation der Zielpersonen (Anschrei- Wie gut sich die Ergebnisse basierend auf den Querschnittstichproben für die Gesamtbevöl- 5 Zufallsstichprobe aus dem von den Einwohnermel- kerung generalisieren lassen, hängt weniger deämtern gelieferten Adressdatensatz abzüglich neu- von der allgemeinen Teilnahmebereitschaft ab, traler Ausfälle. Um neutrale Ausfälle handelt es sich, sondern vielmehr davon, ob und wie selektiv die wenn Personen bereits verstorben sind, im Heim le- Teilnahme für bestimmte Bevölkerungsgrup- ben, ins Ausland oder unbekannt verzogen sind, nicht ausreichend deutsch sprechen oder aus anderen Grün- pen ausfällt. Für die drei Schichtungsvariablen den nicht zur Zielgruppe gehören. (Alter, Geschlecht und Landesteil) sowie die 36 Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys Größe des Wohnortes der Zielperson lässt sich 2.4.4 Datengewichtung prüfen, ob sich Teilnehmerinnen und -teilneh- mer signifikant von denjenigen unterscheiden, Zum Ausgleich der disproportionalen Stichpro- die nicht teilgenommen haben. Für die drei benziehung wurde für jede Basisstichprobe eine Querschnittserhebungen 2002, 2008 und 2014 Datengewichtung vorgenommen. Diese erfolgt zeigen sich hierbei geringfügige Selektivitäten als Randanpassung der Stichprobe an die rela- (Schiel et al. 2015; Schiel et al. 2003; Schiel & tive Häufigkeit der zwölf Merkmalskombinatio- Smid 2009): (1) Frauen haben eine etwas gerin- nen der Stichprobenschichtung aus Altersgrup- gere Teilnahmewahrscheinlichkeit als Männer – pe, Geschlecht und Landesteil in der amtlichen ein Effekt entgegengesetzt zu Umfragen inner- Bevölkerungsstatistik. Referenz hierfür ist je- halb der jüngeren Bevölkerung, in der Frauen weils der Mikrozensus.6 Die Gewichtung wur- tendenziell besser erreichbar sind als Männer de getrennt für die mündlichen Interviews und (Schnell 1997). Möglicherweise sind sie im hö- die schriftliche Befragung vorgenommen. Sie heren und hohen Alter etwas misstrauischer, gleicht zudem Selektivitäten in der Befragungs- insbesondere wenn sie alleine leben. (2) Mit zu- teilnahme nach diesen drei Merkmalen aus. nehmender Einwohnerzahl des Wohnortes der Im vorliegenden Buch kommen diese Quer- Zielperson sinkt die Teilnahmebereitschaft. Vor schnittsgewichte für deskriptive Darstellungen allem die geringere Teilnahmequote in Groß- zum Einsatz. städten ist ein aus anderen Umfragen bekannter Befund, der unter anderem mit höherer Mo- bilität und damit einhergehender schlechterer 2.4.5 RepräsentaƟvität Erreichbarkeit begründet wird. (3) Im DEAS 2008 fällt die Teilnahmewahrscheinlichkeit in Für Hinweise auf weitere Selektionsmecha- den neuen Bundesländern etwas geringer aus nismen jenseits der betrachteten Schich- als in den alten Bundesländern, in den anderen tungsvariablen sowie zur Bewertung der Erhebungsjahren zeigen sich keine Unterschie- Stichprobenqualität unter Verwendung der de. (4) Im Vergleich der Altersgruppen ist die Querschnittgewichtung werden beispielhaft für Teilnahmewahrscheinlichkeit unter den 55- bis 2014 die ungewichteten und gewichteten An- 69-Jährigen am höchsten. Es ist davon auszu- teile weiterer Merkmale des DEAS den entspre- gehen, dass Personen im (jüngeren) mittleren chenden Anteilen aus der amtlichen Statistik Erwachsenenalter (Altersgruppe der 40- bis gegenübergestellt. Auf diese Weise wird geprüft, 54-Jährigen) aufgrund oft gleichzeitiger fami- ob nach der Gewichtung bestimmte Bevölke- liärer und beruflicher Verpflichtungen zeitlich rungsgruppen im DEAS systematisch unter- sehr eingeschränkt sind und zudem recht mobil, oder überrepräsentiert sind. In Tabelle 2-2 sind was ihre Verfügbarkeit reduziert. Hingegen ist diese Zahlen zusammengestellt. die etwas geringere Teilnahmequote unter den Im Allgemeinen zeigt sich, dass die Vertei- ältesten Zielpersonen (70- bis 85-Jährige) vor lungen im DEAS unter Verwendung der Ge- allem durch eine gesundheitsbedingt reduzier- wichtung nahe an den Verteilungen in der amtli- te Befragbarkeit zu erklären (Motel-Klingebiel, chen Statistik liegen (vgl. Tabelle 2-2). Lediglich Klaus, & Simonson 2014). Insgesamt erwei- leichte Abweichungen bleiben bestehen. So zeigt sen sich jedoch die Selektivitäten hinsichtlich der diskutierten demografischen Merkmale als 6 Für frühere Versionen der Querschnittstichproben der recht gering: Die durch sie aufgeklärte Varianz DEAS-Erhebungen 1996 bis 2008 wurde die Bevölke- in der Teilnahmebereitschaft bewegt sich ledig- rungsfortschreibungsstatistik als Gewichtungsreferenz lich zwischen zwei und vier Prozent (Schiel et verwendet. Diese wird nun für alle Querschnittstich- proben durch den Mikrozensus ersetzt, der zielgenau- al. 2015; Schiel et al. 2003; Schiel & Smid 2009). er die für den DEAS relevante Grundgesamtheit der am Ort der Hauptwohnung lebenden Bevölkerung in Privathaushalten repräsentiert. Wir danken dem Sta- tistischen Bundesamt für die Bereitstellung der Mikro- zensus-Referenztabellen. Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys 37 sich – wie auch aus vorangegangenen Befra- beiden jüngsten Altersgruppen größer aus als in gungen bekannt (Engstler & Motel-Klingebiel, der ältesten DEAS-Befragtengruppe der 70- bis 2010) – eine Tendenz zur Überrepräsentation 85-Jährigen (nicht in Tabelle 2-2 gezeigt). Für von Familienhaushalten und Befragten aus der das bekannte Phänomen der geringeren Teil- Mittelschicht: Die gewichteten Anteile von Ver- nahmequote von Personen mit Migrationshin- heirateten und Personen in Haushalten mit vier tergrund werden in der Literatur verschiedene oder mehr Mitgliedern liegen im DEAS gering- Gründe genannt, die von Sprachschwierigkeiten fügig über den Werten aus dem Mikrozensus. bis zum kulturellen Hintergrund und spezifi- Ebenso fallen die Anteile von Personen mit hö- schen Migrationserfahrungen reichen (Deding, herer Schulbildung, Angestellten und Beamten Fridberg, & Jakobsen 2008; Stadler 2009; Blohm etwas höher aus. Darüber hinaus besteht ein für & Diehl 2001; Baykara-Krumme 2013). So set- die Befragung von älteren und alten Bevölke- zen beispielsweise konservative Werthaltungen, rungsgruppen kaum zu vermeidender Gesund- kulturelle Distanz zum Interviewenden oder heitsbias, der aber erst im höheren Alter auftritt. auch unsicherer rechtlicher oder wirtschaftli- So zeigt sich bei den unter 65-Jährigen noch cher Status die Kooperationsbereitschaft herab. keine Untererfassung von Schwerbehinderten Entsprechend ist davon auszugehen, dass vor im DEAS (Tabelle 2-2) – und auch der gerin- allem (rechtlich, sprachlich, wirtschaftlich und gere Anteil Pflegebedürftiger mit Pflegestufe sozial) schlechter integrierte Migrantinnen und geht weitgehend auf Differenzen bei den über Migranten im DEAS unterdurchschnittlich ver- 80-Jährigen zwischen DEAS und Pflegestatistik treten sind. zurück (ohne Abbildung). Trotz der genannten Abweichungen weist Personen mit Migrationshintergrund stellen die Verteilung zentraler sozio-demografischer inzwischen einen wesentlichen Teil der Bevölke- Merkmale im DEAS eine große Ähnlichkeit mit rung in der zweiten Lebenshälfte dar. Ihr Anteil der Verteilung der amtlichen Statistik auf. Ent- unter den 40- bis 85-Jährigen beträgt laut Mi- sprechend stellen die gewichteten Querschnitts- krozensus knapp 15 Prozent (Tabelle 2-2). Der stichproben eine sehr gute Datengrundlage zur gewichtete DEAS liegt mit zehn Prozent etwas Untersuchung der Lebenssituation der Men- darunter. Diese Unterschätzung gilt für Männer schen in der zweiten Lebenshälfte dar. gleichermaßen wie für Frauen und sie fällt in den 38 Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys Tabelle 2-2:പVerteilung ausgewählter Merkmale in der DEAS-BasissƟchprobe 2014 und der amtlichen StaƟsƟk BasissƟchprobe 2014 Amtliche Quelle der amtlichen Merkmal StaƟsƟk Ungewichtet Gewichtet StaƟsƟk Familienstand ledig 8,9 10,1 12,5 verheiratet1 70,1 69,8 66,6 StaƟsƟsches Bundesamt (2015), geschieden2 10,9 11,2 11,0 Mikrozensus 2014 verwitwet3 10,1 8,9 9,9 Haushaltsgröße 1 19,9 19,4 23,0 2 54,5 48,6 46,6 StaƟsƟsches Bundesamt (2015), 3 13,4 15,4 15,0 Mikrozensus 2014 4+ 12,2 16,6 15,5 Höchster Schulabschluss ohne oder unbekannt 2,0 2,1 4,1 Volks-/Hauptschule 30,8 31,9 40,6 StaƟsƟsches Polytechnische Oberschule 19,6 12,4 10,7 Bundesamt (2015), Realschule, MiƩlere Reife 20,44 24,64 20,1 Mikrozensus 2014 Abitur, Fachhochschulreife 27,2 29,0 24,6 BeruŇiche Stellung der 40- bis 64-jährigen ErwerbstäƟgen Arbeiter 18,6 17,7 22,2 Angestellte 61,7 62,4 59,2 StaƟsƟsches Bundesamt (2015), Beamte 8,3 8,8 5,5 Mikrozensus 2014 5 Selbstständige 11,4 11,1 13,0 Erwerbsbeteiligung erwerbstäƟg 46,5 53,8 54,0 StaƟsƟsches Bundesamt (2015), nicht erwerbstäƟg 53,5 46,2 46,0 Mikrozensus 2014 Äquivalenzeinkommen (Median, Euro/Monat) 50- bis 64-Jährige 1.750 1.867 1.7186 StaƟsƟsches Bundesamt (2015a), 65-Jährige und Ältere 1.417 1.500 1.4926 EU-SILC 2013 Anteil Schwerbehinderter 45- bis 54-Jährige 8,2 8,1 6,8 StaƟsƟsches Bundesamt (2014), 55- bis 64-Jährige 15,8 16,0 15,2 StaƟsƟk schwer- 65-Jährige und Ältere 19,3 19,4 24,3 behinderter Menschen Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys 39 BasissƟchprobe 2014 Amtliche Quelle der amtlichen Merkmal StaƟsƟk Ungewichtet Gewichtet StaƟsƟk PŇegebedürŌigkeit der 60- bis unter 85-Jährigen ohne 97,9 97,9 93,8 StaƟsƟsches Bundesamt (2015b), mit 2,1 2,1 6,2 PŇegestaƟsƟk 2013 Staatsangehörigkeit deutsch 96,6 95,8 92,3 StaƟsƟsches Bundesamt (2015), nicht-deutsch 3,4 4,2 7,7 Mikrozensus 2014 MigraƟonshintergrund ohne 91,9 90,2 85,0 StaƟsƟsches Bundesamt (2015), mit 8,1 9,8 15,0 Mikrozensus 2014 Quellen: DEAS BasissƟchprobe 2014 (n = 2.244–6.002), StaƟsƟsches Bundesamt; wenn nicht anders angegeben: 40- bis 85-Jährige. Anmerkungen: 1) einschließlich eingetragener LebenspartnerschaŌ; 2) einschließlich aufgehobener Lebenspartner- schaŌ; 3) einschließlich verstorbener eingetragener Lebenspartnerinnen und -partner; 4) einschließlich weiterfüh- render Schulabschluss im Ausland; 5) einschließlich mithelfende Familienangehörige; 6) ein ZwölŌel des Jahresein- kommens. 2.5 Die PanelsƟchproben 2.5.1 Realisierung von Gesundheit besser abbilden zu können, wurde nach 2008 die Taktung zwischen den Wieder- Wiederholungsbefragungen holungsbefragungen von sechs Jahren auf drei Jahre verkürzt. Weiterhin wurden – um die Im Rahmen jeder querschnittlichen Erstbefra- Panelbereitschaft und Wiederteilnahmequoten gung werden die Befragten um ihr schriftliches zu erhöhen – zwischen den Befragungen Pa- Einverständnis gebeten, Namen und Adresse nelpflegen durchgeführt: Zu Beginn der Studie speichern zu dürfen. Diese sogenannte Panelbe- unregelmäßig, ab 2012 in jährlichem Abstand. reitschaft – die datenschutzrechtlich die Grund- Darüber wird einerseits der Adressbestand ak- lage für eine erneute Kontaktaufnahme zwecks tualisiert, was die Erreichbarkeit der Befragten Durchführung von Wiederholungsbefragun- verbessert. Andererseits sollen die Befragten gen ist – ist zwischen 1996 und 2014 stetig an- durch das regelmäßige Versenden von Gruß- gestiegen: von 59 Prozent auf 76 Prozent (vgl. karten, Ergebnis- und Informationsbroschüren Tabelle 2-1). stärker an die Studie gebunden werden, um auf Wiederholungsbefragungen der Studien- diese Weise deren Motivation zur weiteren Teil- teilnehmerinnen und -teilnehmer werden seit nahme zu erhöhen. der zweiten Erhebung im Jahr 2002 – parallel In jeder Wiederholungsbefragung werden als zu den Erstbefragungen – durchgeführt. Um Panelstichprobe alle Befragten angeschrieben, die mit dem Alter steigende Dynamik biografi- die nach der jeweils letzten Panelpflege als noch scher Ereignisse in zentralen Bereichen wie der 40 Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys lebend bekannt sind, nicht ins Ausland verzogen pe (50-Jährige und älter) sogar alle zwei Jahre sind und für die weiterhin die Panelbereitschaft befragt (Schröder 2008). vorliegt (unbereinigte Bruttoeinsatzstichpro- Eine Reihe von Analysen belegen eine ge- be, vgl. Tabelle 2-3). Kontaktiert werden auch wisse Selektivität der Ausfälle (Schiel et al. 2015; diejenigen, die einmal oder mehrfach nicht Engstler & Motel-Klingebiel 2010; Schiel & an Wiederholungsbefragungen teilgenommen Smid 2009): Während sich Geschlecht, Wohn- haben, solange ihre Panelbereitschaft nicht wi- ort (Verstädterungsgrad und Landesteil) sowie derrufen wurde. Erfahrungen verschiedener Familien- und Haushaltskonstellation nicht (Alters-)Studien haben gezeigt, dass sich die oder nicht durchweg konsistent auf die erneu- Zulassung mehrfachen Aussetzens positiv auf te Teilnahme auswirken, findet sich ein über die Qualität der Stichprobe auswirkt (Michaud, die Panelerhebungen und Teilnahmekonstel- Kapteyn, Smith, & van Soest 2011; Weir, Faul, lationen hinweg stabiler negativer Alterseffekt: & Langa 2011): Es wird erstens die Panelmor- Je älter die Befragten zur Erstbefragung sind, talität herabgesetzt und zweitens können Se- desto unwahrscheinlicher ist ihre erneute Teil- lektionseffekte gemindert werden, die durch nahme. Dahinter steht eine mit dem Alter zu- den überproportionalen Ausfall von Personen nehmende Verschlechterung der Erreichbarkeit verursacht werden, die lediglich vorübergehend oder Befragbarkeit aufgrund gesundheitlicher nicht erreichbar oder befragbar sind, etwa weil Einschränkungen, temporärer Krankenhaus- sie sich temporär im Ausland aufhalten oder im aufenthalte, Umzüge in Betreuungs- oder Pfle- Krankenhaus sind. geeinrichtungen oder auch das Versterben der Befragten. Weiterhin beeinflussen hohe Bil- dung, hohes Einkommen, gute Gesundheit und 2.5.2 Panelmortalität ein großes Netzwerk den Verbleib in der Längs- schnittstichprobe positiv – Selektionseffekte, Die in Tabelle 2-3 berichteten Teilnahmequoten die sich auch in anderen Studien finden (Banks, in den Längsschnittstichproben belegen hohe Muriel, & Smith 2011; Schröder 2008). Für den Ausfälle in der jeweils ersten Wiederholungs- DEAS zeigt sich, dass Alters-, Gesundheits- und befragung, die sich in den weiteren Befragungs- Bildungseffekte bei dreijährigem gegenüber jahren abschwächen – ein Muster, das auch aus sechsjährigem Befragungsabstand an Stärke ver- anderen Studien bekannt ist (SHARE: Blom & lieren (Klaus & Engstler 2012; Engstler & Motel- Schröder 2011). Die Verkürzung der Paneltak- Klingebiel 2010). Damit reduziert die verkürzte tung im DEAS nach 2008 auf drei Jahre hat sich Taktung zwischen den Befragungen nicht nur positiv auf die Wiederteilnahme ausgewirkt: So die Ausfallwahrscheinlichkeit, sondern auch die liegt die Wiederbefragungsquote der Basisstich- sozialstrukturell und gesundheitsbedingte Teil- probe 2008 im Jahr 2011 mit 46,1 Prozent über nahmeselektivität, was insgesamt eine Verbesse- der Quote der deutschen SHARE-Stichprobe rung der Qualität der Panelstichproben mit sich (41 Prozent), die eine vergleichbare Altersgrup- bringt. Tabelle 2-3:പMerkmale der DEAS-PanelsƟchproben 2002, 2008, 2011, 2014 Befragungsjahr 2002 2008 2011 2014 Erstbefragung 1996 1996 2002 1996-02 1996 2002 2008 1996-08 1996 2002 2008 1996-14 Absolute Zahlen Unbereinigte BruƩoeinsatzsƟch- 2.972 2.534 2.059 4.593 2.217 1.874 4.530 8.621 1.715 1.519 3.881 7.115 probe 1) Bereinigte BruƩoeinsatzsƟch- 2.487 2.186 1.870 4.056 2.102 1.806 4.435 8.343 1.614 1.470 3.787 6.871 probe 2) GülƟge mündliche Interviews 1.524 991 1.000 1.991 1.039 957 2.858 4.854 888 866 2.569 4.323 GülƟge schriŌliche Fragebögen 1.437 818 829 1.647 876 791 2.338 4.005 750 729 2.179 3.658 Teilnahmen am 1.324 870 883 1.753 899 855 2.602 4.356 787 759 2.302 3.848 Zahlen-Zeichen-Test Durchgeführte - 891 898 1.789 943 888 2.680 4.511 805 808 2.361 3.974 LungenfunkƟonstests Quoten Wiederbefragungsquote 3) 31,5 20,5 32,4 25,1 21,5 31,0 46,1 34,4 18,4 28,1 41,4 38,4 4) SchriŌlicher Fragebogen 94,3 82,5 82,9 82,7 84,3 82,7 81,8 82,5 84,5 84,2 84,8 85,4 Zahlen-Zeichen-Test4) 86,9 87,8 88,3 88,0 86,5 89,3 91,0 89,7 88,6 87,6 89,6 89,0 4) LungenfunkƟonstest - 89,9 89,8 89,9 90,8 92,8 93,8 92,9 90,7 93,3 91,9 91,9 SonsƟges Geburtsjahrgänge5) 1911-56 1911-56 1917-62 1911-62 1911-56 1917-62 1923-68 1911-68 1911-56 1917-62 1923-68 1911-68 5) Alter bei Befragung 46-91 52-97 46-91 46-97 55-100 49-94 43-88 43-100 58-103 52-97 46-91 46-103 Quellen: Eigene Zusammenstellung bzw. Berechnung basierend auf den DEAS-scienƟĮc use Įles (Stand: Frühjahr 2015) sowie Engstler & Motel-Klingebiel (2010); Engstler & Wurm (2006); Klaus & Engstler (2012); Künemund (2000); Schiel, Hess & Gilberg (2003); Schiel & Smid (2009); Schiel, Dickmann & Aust (2011); Schiel, Kerr, Dickmann & Aust (2015). Anmerkungen: 1) Alle Befragten, die nach der letzten PanelpŇege noch panelbereit sind, leben und nicht ins Ausland verzogen sind; 2) Unbereinigte BruƩoeinsatzsƟchprobe Daten und Methoden des Deutschen Alterssurveys abzüglich aller Personen, die zwischen der letzten PanelpŇege und der Datenerhebung verstorben sind oder ins Ausland verzogen sind; 3) Anteil gülƟger mündlicher Wieder- holungsbefragungen an Anzahl gülƟger Interviews im Erstbefragungsjahr (ungeachtet der Befragungsfähigkeit, zwischenzeitlicher Todesfälle oder Umzüge ins Ausland); 4) 41 Anteil an gülƟgen mündlichen Interviews; 5) Geburtsjahrgang und Alter entsprechend der EinwohnermeldeamtsinformaƟon.
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