Specimina Philologiae Slavicae ∙ Supplementband 61 (eBook - Digi20-Retro) Verlag Otto Sagner München ∙ Berlin ∙ Washington D .C. Digitalisiert im Rahmen der Kooperation mit dem DFG- Projekt „Digi20“ der Bayerischen Staatsbibliothek, München. OCR-Bearbeitung und Erstellung des eBooks durch den Verlag Otto Sagner: http://verlag.kubon-sagner.de © bei Verlag Otto Sagner. Eine Verwertung oder Weitergabe der Texte und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung, ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlages unzulässig. «Verlag Otto Sagner» ist ein Imprint der Kubon & Sagner GmbH. Holger Kusse Konjuktionale Koordination in Predigten und politischen Reden Dargestellt an Belegen aus dem Russischen Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access SPECIMINA PHILOLOGIAE SLAVICAE Begründet von Olexa Horbatsch und Gerd Freidhof Herausgegeben von Gerd Freidhof, Peter Kosta, Holger Kuße und Franz Schindler Supplementband 61 Holger Kuße Konj unktionale Koordination in Predigten und politischen Reden Dargestellt an Belegen aus dem Russischen VERLAG OTTO SAGNER MÜNCHEN 1998 Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access Verlag Otto Sagner, München 1998. Abteilung der Firma Kubon und Sagner, München. Druck: Görich & Weiershäuser, Marburg/Lahn. ISBN 3-87690-689-X ISSN 0170-1320 Bayerische Staatsbibliothek München 3 8 ־Ì* C צ r О Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 m einen Eltern Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 Z U M G E L E I T Die hier zur Publikation anstehende Dissertation von Holger Kuße stellt eine herausragende wissenschaftliche Leistung dar, die alle vier Gutachter in hohem Maße gewürdigt und mit der bestmöglichen Bewertung bedacht haben. Diese Ein- Schätzung gilt sowohl im Hinblick auf die Qualität als auch die Quantität der Arbeit. Die Originalität der Dissertation ist in erster Linie darin zu sehen, daß Verf. das Problem konjunktionaler Bedeutung “spektralisiert” hat, d.h. daß er, ausgehend von einer allgemein-systemischen Bedeutung oder Funktion, sowohl Verwen- dungsweisen (also spezifische, ableitbare Textbedeutungen) als auch argumentative Funktionen (also Textbedeutungen höheren Grades) nachgewiesen und analysiert hat. Die Einbindung seiner Beschreibung, die sich aus unterschiedlichen Párádig- men der neueren Sprachwissenschaft ableiten läßt, auch in wissenschaftsgeschicht- liehe Traditionen, maßgebend der Rhetorik, läßt das Urteil zu, daß der Anspruch, den Verf. an sich selbst gestellt hat, eigentlich derjenige einer Habilitations-Schrift ist - und diesem Anspruch ist er auch gerecht geworden. Die besondere Bedeutung der Arbeit haben nicht nur die drei fachwissen- schaftlichen Gutachter aus der Slavistik festgestellt; auch das Zusatzgutachten aus der Theologie hat dem Slavisten und Theologen Holger Kuße bescheinigt, daß er theologisch sauber gearbeitet hat. Gerd Freidhof Frankfurt am Main, im März 1998 Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access I I י׳ זז * I л * I - T 1 X II No t e 4 y ׳ ׳ ־ Ifrl Г -П . i r י; к - T ? י ו trill.־. ׳ I1 }Гл l > Г Г _ ־É i f f ir* 1■ I A ו! ul : B׳ III E » ' M 1 T O ־ '-г +' n I - D І 1 Т .И V . :С ч r 1 J m LL v i m t » ! fl« L U 1 נ ! 11 1 1 ■ ! w\ * I V J ע. 1 J “ ■ :. מ : י ״ : , * -&Í ז - , V _ — • Г - ; »F x?r d A r. ׳I#V ■ J :f׳ I M Л I כ -י л ן - י■ ׳ ' U t. No Л %״ f j — 1 w* L I• >< i r I I I , ־ 1 - i r r i l ; л ! F IM I I I • ז ־ , • __ v t. ia' ç v и 1 1 *y 1Г.1 Í t Чг /• •г־л ״ r־״ } 1 ־ ־ ד י י ; . - 1 J . . 1 1 , ЩШ II ítító■ I I I L_įl I I ■ • - . V 1 רד .•p-д i r t i ! !1 • 1 . u ; 1 1 л и t . ; ij L L ' 1 # * b L ־ * f H \ I . Ł У 1 r: 4 V , M ז ד ז ? t j ־ ? •Vi? T iki íT.ÍT*\T/j ILili fci ז י ' !נ ״ I I ו ! j . * ■i •t■ I I י■ / I ו ■ L■ ■ U 1 ־ * I L f - Г 7 Г I 1 . 1 J J ł л ѵ œ K ׳s 1 j Ç תי TV,־ ז L Ж lit ,iv / י ■ r j , =־ f&' ш * י ' ! ד מ II וון ו Î Î ד ל ו г- !, I I - I I - די 1 ו - I Ы . -V/L^ i V i i itfíÀ iH I I : i l l% -I I I I I ÍJ a &»■ тео: 4 ש$י ^ F,,.:. . -,ѵг..г_,Л H I - r rnlj-i * ï t f I Il Ъ - Г - ־ J i , ־ I III I ■I I U т 5 і л 8 С т ^ т ׳Г Д r ־ • 4 י- ^ל No ־ '4 r ־ i ^י׳1 ■лл י и :. ѵ 1 1 I lf įl =r^ I ł - l If ו י ב . Л ^ v 01 ? bit-־ j Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access VORWORT Die Frage, bis zu welcher sprachlichen Strukturierungsebene spezifische Eigenschaf- ten komplexer sprachlicher Einheiten nachweisbar sind, hat mich zur Untersuchung des Gebrauchs koordinierender Konjunktionen in verschiedenen Textsorten bewegt. Die Wahl des Textsortenvergleichs fiel auf Predigten und politische Reden in Ruß- land, zwei Textsorten, denen genügend gemeinsam ist, um sie vergleichen zu können - beide gehören dem oratorischen Genre an -, die zugleich aber in den unterschiedli- chen Kommunikationssituationen, in denen sie realisiert werden, wie auch aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu zwei, manchmal sich überlappenden, grundsätzlich jedoch einander fremden Diskursen, genügend trennt, um signifikante sprachliche Unter- schiede zwischen ihnen erwarten zu dürfen. Ob und wie angenommen werden kann, daß es die Diskurse sind, im Verhältnis zu denen von einer Relativität nicht nur der Formen des Redens, sondern auch des Meinens und Verstehens zu sprechen ist, diese Frage ergab sich dann im Nachdenken über die Diskursbegriffe Religion und Politik. Die Suche nach einer Methode, welche es erlaubt, intuitiv identifizierbare “Rhetori- ken” in unterschiedlichen sprachlichen Objekten wie Predigten und politischen Reden in einem sprachlichen “Detail” wie den konjunktionalen Verknüpfungen zu beschrei- ben, führte schließlich zur Erweiterung des syntaktischen und semantischen Vor- gehens um Verfahren aus der theoretischen Rhetorik und innerhalb ihrer wiederum aus der Argumentationstheorie. Was auf diesem Wege entstanden ist, wurde im Wintersemester 1996/97 vom Fachbereich Ost- und Außereuropäische Sprach- und Kulturwissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt am Main als Dissertation ange- nommen. Das Manuskript hatte ich bereits im Dezember 1995 im wesentlichen abge- schlossen. Die Veröffentlichung erfolgt nun mit einigen kleineren Veränderungen und Literaturzusätzen aus dem Jahr 1996. Daß inzwischen - besonders zur politischen Rede - wieder Neues erschienen ist, ist mir bekannt. Um das Erscheinen dieses Buches jedoch nicht länger zu verzögern, mußte auf einen Literatumachtrag verzichtet werden. Zu danken habe ich vielfach: Dem d a a d verdanke ich ein Forschungsstipen- dium an der Russischen Akademie der Wissenschaften, mit dem ich 1991-1992 nicht nur mit der Linguistik an den Instituten für Russische Sprache und für Sprachwis- senschaft in Moskau und Sankt Petersburg bekannt werden, sondern auch zahlreiche, durchaus bewegende Erfahrungen im Leben der Russisch-Orthodoxen Kirche machen Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 durfte. A. Troickij von der Moskauer Synodalbibliothek danke ich für die Hilfe in der Bibliotheksarbeit und manchen nützlichen Literaturhinweis. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Akademie ebenso wie an der Moskauer und Sankt Petersburger Universität habe ich fur ihre bibliographischen Hinweise, ihre kritischen Anmerkungen und vielen Anregungen im Anfangsstadium der Arbeit zu danken. Nennen möchte ich insbesondere Prof. V.A. Belošapkova (t), Prof. E.M. Vereščagin, Prof. N.D. Arutjunova, Prof. A.V. Bondarko sowie meine wissenschaftliche Be- treuerin am Institut für Russische Sprache in Moskau, Prof. G.A. Zolotova. Zu dan- ken habe ich auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Slavischen Seminar der Universität Frankfurt für die anregenden Gespräche, Ideen und auch Korrekturen, von denen manches in die Untersuchung eingeflossen ist. Anja Grimm danke ich für die Durchsicht des ersten Manuskripts. Mein Dank gehört den Gutachtern Prof. D. Stoodt (Evangelische Theologie), Prof. I. van Leeuwen-Tumovcovâ und Prof. G. Langer für ihre große Kooperation und ganz besonders meinem Doktorvater Prof. G. Freidhof für seine intensive Förderung und seine flexible Begleitung der Arbeit einschließlich ihrer eindringlichen Lektüre und Begutachtung. Abschließend möchte ich meiner Familie und der Familie meiner Frau für ihre vielfältige Unterstützung danken und nicht zuletzt Susanne Ebert, daß sie mich während des Projektes “Dissertation” nicht verlassen, sondern im Gegenteil geheiratet hat. Ohne sie als stets kritischem “Auditorium” wäre manche Frage weit schwieriger zu lösen gewesen. Auch ist ihr neben mehrmaliger Durchsicht des Manuskripts für die umfangreiche Arbeit am Register zu danken. VIII V o r w o r t Holger Kuße Frankfurt am Main, im Februar 1998 Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 IN H A L T I. EINLEITUNG............................................................................. .... 1 1. Das Thema................................................................................... .... 1 2. Rhetorik....................................................................................... .... 3 2.1. Zum Begriff ................................................................................ .... 4 2.2. Die Neuen Rhetoriken ................................................................ .... 5 2.2.1. Stilistik......................................................................................... .... 5 2.2.2. Argumentationstheorie................................................................ .... 6 2.3. Die Alte Rhetorik als Modell ..................................................... .... 8 2.3.1. Das Trivium ............................................................................... .... 11 2.3.2. Rhetorik und Linguistik .............................................................. .... 13 2.3.2.1. Textlinguistik............................................................................... .... 15 2.3.2.2. Pragmatik..................................................................................... .... 15 2.4. Rhetorik als Verknüpfungs-und Ordnungstheorie ................... .... 17 2 .5. Theorie und Praxis: Historische Rhetoriken...................................20 3. Zu den Begriffen Bedeutung , Verwendung und Funktion ...... ... 21 4. Zum Aufbau der Arbeit............................................................... ... 26 5. Zum Textcorpus.......................................................................... ... 27 II. DISKURSE .................................................................................. ... 37 1. Diskurstheorie............................................................................... ... 37 1.1. Zum Begriff................................................................................. ... 37 1.2. Diskurs und Metadiskurs............................................................ ... 38 1.3. Diskurs und Geschichte.............................................................. ... 41 1.4. Diskurs und Sprache (Morris 1973) .......................................... ... 45 IX Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 53 53 56 59 60 63 66 68 68 69 71 73 74 78 80 81 83 85 85 86 86 88 92 95 99 101 103 103 103 I n h a l t Der religiöse Diskurs............................................. Religion und Religiosität ....................................... Religion und Sprache ............................................ Interner Metadiskurs.............................................. Externer Metadiskurs ............................................ Dalferth 1981......................................................... Konsequenzen für die Textsorte Predigt ............. Der politische Diskurs........................................... Politik und Alltag................................................... Politik und Sprache................................................ Politikbegriffe......................................................... Der Bereich des politischen Diskurses ................ Sprach- und Ideologiekritik................................... Manipulation.......................................................... Sprache und Wirklichkeit...................................... Ixmgue de bois ....................................................... Konsequenzen für die Textsorte Politische Rede TEXTSORTEN..................................................... Theorie der Textsorten .......................................... Rhetorik.................................................................. Kommunikationssituationen.................................. Kommunikationsziele............................................ Kommunikationsstruktur....................................... Textlinguistik und Funktionalstilistik ................... Kommunikationsform............................................ Zusammenfassung ................................................. Predigt.................................................................... Die Predigt und die genera orationis ................... Die genera orationis in der Predigt...................... Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 2.1.2. Die Eigenständigkeit der oratoria sacra ................................... 105 2.2. Die Predigt in der Russisch-Orthodoxen Kirche ..................... 107 2.3. Kommunikationssituation........................................................... 108 2.3.1. Forum........................................................................................... 108 2.3.1.1. Schriftbindung............................................................................. 109 2.3.1.2. Liturgie......................................................................................... 109 2.3.2. Redner und Auditorium.............................................................. 112 2.4. Kommunikationsziele ................................................................. 115 2.4.1. Persuasion.................................................................................... 115 2.4.2. Verheißung.................................................................................. 117 2.4.3. Lobpreis....................................................................................... 118 2 .4 .4. Information, Interpretation, Aktualisierung............................... 119 2.4.5. Mahnung...................................................................................... 122 2.4.6. Überzeugungsmittel.................................................................... 124 2.5. Zur Kommunikationsstruktur..................................................... 125 3. Politische Rede............................................................................ 127 3.1. Politische Rede in Rußland und der Sowjetunion ................... 127 3.2. Kommunikationssituation........................................................... 129 3.3. Kommunikationsziele ................................................................. 132 3.4. Zur Kommunikationsstruktur..................................................... 137 4. Zusammenfassung....................................................................... 140 IV. KONJUNKTIONEN.................................................................. 145 1. Synsemantische Bedeutung........................................................ 146 1.1. Verbindung und Beziehung........................................................ 147 1.2. Semantiken.................................................................................. 151 2. Abgrenzung der Wortart............................................................. 156 3. Bedeutung und Verwendung...................................................... 159 I n h a l t X I Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 162 164 164 167 170 172 173 173 175 175 177 178 179 180 180 180 181 182 185 187 189 190 190 191 194 201 212 212 218 223 231 I n h a lt Bedeutung der Konjunktion und der Konstruktion ......... Bedingungen sinnvoller Verknüpfungen .......................... Gleichrangigkeit................................................................. Semantische Bedingungen................................................. Kontextuelle Bedingungen ................................................ Pragmatische Bedingungen ............................................... Verbindungen..................................................................... Syntaktische Dichotomien................................................. Zur Entstehung der Dichotomien ...................................... Rhetorik.............................................................................. Grammatik.......................................................................... Einfacher und zusammengesetzter Satz ........................... Koordination und Subordination....................................... Koordination und Subordination in der Schulgrammatik Koordination....................................................................... Subordination..................................................................... Relativierung der Dichotomie ........................................... Abgrenzungskriterien......................................................... Skalierung.......................................................................... Abgrenzung........................................................................ Die Bedeutungen der Konjunktionen ............................... Zum System der Konjunktionsbedeutungen .................... Kopulative, adversative und disjunktive Verknüpfung... Gradation, Explikation, Progredienz ................................ Die Konjunktion I .............................................................. Die Konjunktion No ........................................................... Die Konjunktion A ............................................................. A .......................................................................................... N e..A /A N e ........................................................................ Die Konjunktion Ili ............................................................ Zusammenfassung.............................................................. Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 8. Verwendungsweisen der Konjunktionen I, Nо , A und Ili 233 8.1. Die Konjunktion I •233 8.1.1. Binäre Verknüpfungen 233 8.1.2. Aufzählungen 241 8.1.3. Temporale Beziehungen 246 8.1.4. Modale Beziehungen 247 8.1.5. Kausal-folgemde Beziehungen 248 8.1.6. ‘Indem’-Beziehungen 252 8.1.7. Progredienz 252 8.2. Die Konjunktion N 0 255 8.2.1. Unterbrechung oder Abbruch 255 8.2.2. Einschränkung 256 8.2.2.1. Konsequenzeinschränkung 257 8.2.2.2. Relevanzeinschränkung 260 8.2.3. Verneinung 262 8.2.3.1. Konsequenzvemeinung 262 8.2.3.2. Relevanzvemeinung 263 8.2.4. Kompensation 265 8.2.5. Progredienz 266 8.2.6. Evaluationskontraste 269 8.2.6.1. Evaluationsvergleich 271 82.6.2. Vorteil/Nachteil-Opposition 271 8.3. Die Konjunktion А 273 8.3.1. Semantische Opposition 273 8.3.2. Vergleichende Gegenüberstellung 275 8.3.3. Zeitliche Reihenfolge 277 8.3.4. Rangfolge 277 8.3.5. Nichtübereinstimmung 278 8.3.6. Progredienz 280 8.3.7. KORREKTUR: Ne.. A/A Ne 284 8.3.7.1. Evaluativ-negatives Korrigens 287 8.3.7.2. Evaluativ-positives Korrigens 288 8.4. Die Konjunktion /// 288 8.4.1. WAHLm 1 n ... .................................................... 288 8.4.2. WAHL289 ״״״ I n h a l t X I I I Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 8.4.3. WAHL!, ........................................................................................ ... 291 8.4.4. Unbestimmtheit............................................................................ ... 292 8.4.5. WAHL r ......................................................................................... ... 292 8.4.6. Ili...Ili ............................................................................................ ... 294 9. Bedeutung und Verwendungsweisen weiterer koordinierender Konjunktionen.............................................................................. ... 295 9.1. Die Konjunktion Da ........................................................................ 295 9 2. Die Konjunktion Kak...Tak I/Так D a ......................................... ... 297 9.3. Die Konjunktion Ne...No/No Ne ................................................. ... 299 9.4. Die Konjunktion Ne Toi 'ko...No (I)/Ne Toi 'ko..A 1 ................. ... 300 9.4.1. Gradation...................................................................................... ... 302 9.4.1.1. Evaluativ-negative Gradation...................................................... ... 302 9.4.1.2. Evaluativ-positive Gradation....................................................... ... 302 9.4.2. Expansion..................................................................................... ... 303 9.5. Die Konjunktion To Est '/T.E ..........................................................305 9.5.1. Variation....................................................................................... ...305 9.5.2. Expansion..................................................................................... ...306 9.5.2.1. Begriffsexplikation..........................................................................306 9.5.22. Sachverhaltsexplikation............................................................... .. 307 9.6. Die Konjunktion A To .................................................................. .. 308 9.7. Die Konjunktion Libo/Libo...Libo .............................................. ...309 10. Zusammenfassung........................................................................ .. 309 V. ARGUMENTATIONEN............................................................ .. 319 1. Statuslehre.................................................................................... .. 323 2. Formen argumentativen Schließens ............................................ .. 324 2.1. Rhetorische Syllogistik ................................................................ .. 324 2.1.1. Syllogismus................................................................................... .. 324 2.1.1.1. Das Enthymem............................................................................ .. 325 2.1.1.2. Das Paradeigma.......................................................................... 327 2.2. Argumentationstheorie............................................................... 328 X I V I n h a lt Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 2.2.1. Schlußschemata.......................................................................... .... 328 2.2.1.1. Toulmin 1975 .............................................................................. ... 328 2.2.1.2. Völzing 1979 .............................................................................. .... 331 2.2.1.3. Öhlschläger 1979........................................................................ ... 333 2.2.1.4. Schlußregel-Schema................................................................... ... 335 2.2.2. Argument und Konklusion......................................................... ... 337 2.2.3. Argumentation............................................................................ .... 339 2.2.3.1. Typen des Schließens: Erklärung, Begründung , Rechtfertigung ................................... ... 341 2.2.3.2. Argumentation und Kausalität..................................................... ... 344 2.2.3.3. Ursachen und Gründe.................................................................. ... 346 2.2.4. Die Schlußregel............................................................................ ... 348 2.2.4.1. Präsuppositionen als Wahrheitsbedingungen ............................. ... 350 2.2.4 2. Präsuppositionen als Sinnvoraussetzungen ................................ ... 351 2.2.4.3. Präsuppositionen in der Argumentation...................................... ... 355 2.2.4.4. Konversationelle Implikaturen und Mitverständnisse.............. ... 356 2.2.4.5. Implizite Schlußregeln................................................................. ... 358 2.2.5. Zusammenfassung........................................................................ ... 359 2.2.5.1. Definitionen.....................................................................................359 2.2.5.2. Konklusive Sprechhandlungen.......................................................360 3. Topik............................................................................................. .. 361 3.1. Besondere Topoi.......................................................................... .. 362 3.2. Allgemeine Topoi......................................................................... .. 367 3.3. Schlußregeln und Topoi............................................................... .. 368 3.4. Typologie der Topoi.................................................................... .. 369 3.4.1. Gegensätze................................................................................... .. 376 3.4.2. Allgemeine Topoi......................................................................... .. 378 3.4.2.1. Strukturbezogene Topoi .............................................................. .. 378 3.4.2.2. Urteilsbezogene Topoi................................................................. .. 400 4. Argumentative Funktionen der Konjunktionen .......................... .. 402 4.1. Die Konjunktion N 0 ..................................................................... .. 402 4.1.1. Direkte und indirekte Zurückweisung ........................................ .. 402 4.1.2. Implizite Schlußregeln in aòer-Konstruktionen ........................ .. 406 I n h a l t X V Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access I n h a lt XVI 4.1.3. Bewertungskontraste.................................................................... ... 407 4.1.4. Rechtfertigungen .......................................................................... ... 409 4.1.5. Gegensätze.................................................................................... ... 410 4.1.6. Allgemeine Topoi......................................................................... ... 411 4 .1.6.1. Strukturbezogene Topoi............................................................... ... 411 4.1.6.2. Urteilsbezogene Topoi................................................................. ... 431 4.1.7. Konversationsmaximen................................................................ ... 433 4.2. Die Konjunktion A ....................................................................... ... 434 4.2.1. Zurückweisungen......................................................................... ... 436 4.2.2. Einwand........................................................................................ ... 437 4.2.2.1. Ne..A/A Afe-Konstruktionen........................................................ ... 439 4.2.3. Gegensätze.................................................................................... ... 442 4.2.4. Allgemeine Topoi......................................................................... ... 444 4.2.4.1. Strukturbezogene Topoi............................................................... ... 444 4.2.4 2. Urteilsbezogene Topoi....................................................................449 4.3. Die Konjunktion Ili ...................................................................... ...450 5. Zusammenfassung........................................................................ .. 455 LITERATURVERZEICHNIS........................................................................... .. 467 1. Textcorpus................................................................................................ .. 467 1.1. ..... Predigten................................................................................................... .. 467 1.2. Politische Reden...................................................................................... .. 468 1.3. Andere Quellen........................................................................................ .. 470 2. Literatur.................................................................................................... .. 471 ABBILDUNGSVERZEICHNIS....................................................................... .. 504 REGISTER......................................................................................................... .. 505 1. Namen (in Auswahl)................................................................................ .. 505 2. Sachen...................................................................................................... .. 510 Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 I. EINLEITUNG 1 1. Das Thema Sind Textsorten mikrostrukturell zu unterscheiden? Im Vergleich zweier Textsorten soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit Verwendungsweisen und argumentative Funktionen von Konjunktionen mit der Diskurs- und Textsortenspezifik von Texten in Zusammenhang stehen. In welcher Weise Diskurs- und Textsortenspezifik auch im mikrostrukturellen Bereich der Sprache eine Rolle spielen, soll am Beispiel koordinativer Konjunktionalkonstruk- tionen - als einem wesentlichen Mittel der Text- und Sinnstrukturierung - gezeigt werden. Das Frageinteresse fuhrt zwei Themen zusammen: Konjunktionen und Re- den. Beide Themen sind komplex. So lassen sich öffentliche Reden u.a. im Hinblick auf ihre syntaktischen Strukturen, ihre Lexik sowie die in ihnen vollzogenen Sprechhandlungen untersuchen und als Kommunikationshandlungen nach Kommu- nikationssituationen und -zielen differenzieren. Sie können textsortenspezifisch von Gattungen wie z.B. Brief, Formular oder Interview u.s.w. (im Rahmen der instru- mentellen Kommunikation), aber auch Roman, Drama u.s.w. (im Rahmen der ästhetischen Kommunikation) abgegrenzt und schließlich als Funktionsleistungen in Abhängigkeit von Institutionen betrachtet werden, um ihre sprachlichen Formen als institutionell bedingte zu beschreiben: Sprache der Kirche, Sprache der Ver- waltung, Sprache der Justiz u.s.w. Darüber hinaus kann neben der funktionalstilisti- sehen Beschreibung versucht werden, das individualstilistische Profil von Reden bestimmter Oratoren festzustellen. Andererseits sind öffentliche Reden Kommuni- kationshandlungen im Rahmen von Diskursen (religiöser Diskurs, politischer Dis- kurs u s w.), so daß sich Berührungspunkte zu Wissenschaften wie Politologie, Theologie u.s.w. ergeben. Das Thema Konjunktionen fuhrt in der Frage nach der Bedeutung von Synse- mantika im allgemeinen und Konjunktionen im besonderen u.a. zur Logik. Nicht zufällig operieren sowohl Grammatik als auch Logik mit den Begriffen Disjunktion , Konjunktion und Negation. Die Semantik entscheidet über das Wortartkriterium, i.b. unter dem Aspekt der Abgrenzung von Konjunktion und Partikel, trägt aber auch zur Klärung der pragmatischen Konnexion von Sprechakten und zur Klärung Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 der text- und dialogorganisierenden Verknüpfungsleistungen von Konjunktionen bei. Des weiteren ist die syntaktische Unterscheidung von Koordination und Subor- dination in der Frage, ob und inwieweit sie auf Konjunktionsbedeutungen zurückzu- führen ist, mit dem Problem synsemantischer Bedeutung verbunden. Die unterschiedlichen Aspekte, unter denen sowohl Reden als auch Konjunk- tionen je für sich untersucht werden können, sind hiermit natürlich nur erst ange- deutet. Wichtig ist mir aber in beiden Fällen weniger ihre Vielfalt selbst als ihre jeweilige Verflechtung zu Themenkomplexen. Die jeweiligen Verbindungen und Wechselwirkungen der Einzelaspekte zu klären, ist deshalb entscheidend für das Verständnis sowohl der makrostrukturellen Ebene der Textsorte als auch der mikrostrukturellen Ebene der Konjunktion. Da nun die Relation von Textsorte und Konjunktionsgebrauch untersucht werden soll, müssen nicht nur die Explikationsspektren innerhalb der Themenbe- reiche Konjunktion einerseits und Textsorte andererseits koordiniert werden, son- dem v.a. die Themenbereiche untereinander. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt deshalb in der Entwicklung von Methoden, mit denen der Zusammenhang von Diskurs, Textsorte und Mikrostruktur aufzuzeigen ist. Der Weg läuft von der größeren Einheit zur kleineren. Wird danach gefragt, ob und wie Konjunktionen textsortenabhängig eingesetzt werden, so geht es nicht nur darum, Möglichkeiten des Konjunktionsgebrauches am Beispiel eines aus dem politischen und religiösen Bereich zusammengestellten Textcorpus zu demonstrieren, sondern darum zu überprüfen, inwieweit die Textsortenspezifik in den mikrostrukturellen Bereich der Sprache reicht. Eine bloße Quantifizierung bestimmter Verknüpfungsformen oder auch pragmatischer Funktionen in den Textsorten könnte im Hinblick auf dieses Ziel nicht befriedigen, denn die Spezifik der Textsorten erschöpft sich nicht in inhalts- unabhängigen Merkmalen wie öffentlich, mündlich, monologisch, publizistischer Funktionalstil u.s.w. Textsorten sind als Teile und Realisationsformen von Diskursen (politischer und religiöser Diskurs) inhaltlich zu beschreiben, und die spezifischen Verwendungsweisen und argumentativen Funktionen von Konjunktio- nen in den Textsorten sind nicht zuletzt auf diese Inhalte zurückzuführen. Denn Konjunktionen sind Mittel, die über den Aufbau v.a. von Satzbedeutungen Inhalte von Diskursen hervorbringen. Der Weg von der größeren Einheit zur kleineren ist vom Frageinteresse vor- gegeben, er ist aber auch gar nicht anders möglich, insofern das Ganze immer mehr ist als die Summe seiner Teile. Deshalb ist es, ausgehend vom Sinn eines komplexen Sprachzeichens, möglich, über seine Bedeutung(en) die Analyse von Sinn und 2 I. E in leitu n g Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access 00051966 Bedeutung der Einheiten, die es aufbauen, durchzuführen, wohingegen aus der Kenntnis der Bedeutungen der kleineren Einheiten die Bedeutung oder der Sinn einer komplexen Einheit Text oder gar Diskurs nicht erschlossen werden kann (vgl. Auburger 1993: 173). Auch aus diesem Grund könnte eine rein grammatische und/oder pragmatische Beschreibung der Konjunktionen mit anschließender em- • • pirischer Überprüfung ihrer Derivationen in den Textsorten nicht befriedigen. Die Methode der Untersuchung muß vielmehr dahin fuhren, die Darstellung komplexer sprachlicher Ganzheiten mit der Darstellung mikrostruktureller Einheiten zu ver- knüpfen, d.h. Textsorten in der oben angedeuteten Dynamik ihrer interdependenten Einzelaspekte zu beschreiben und einen Zusammenhang zum Gebrauch ihrer mikrostrukturellen Einheiten (Konjunktionen) aufzuweisen, um deren Verwen- dungsweisen und Funktionen wiederum teleologisch im Hinblick auf ihren Gebrauch in Textsorten begreifbar zu machen. Dem wenigstens ansatzweise zu genügen, er- möglicht eine Vorgehensweise am ‘Leitfaden’ der Rhetorik, einer Theorie, die nicht nur explizit auf öffentliche Rede bezogen war und ist, sondern v.a. in ihrer Weiter- entwicklung in Stilistik und Argumentationstheorie das linguistische Interesse an den ‘kleinen Wörtern’ und das Interesse an der Textsortenspezifik öffentlicher Reden zusammenzuführen und zur Analyse zu verbinden vermag. 2. Rhetorik Die antike Rhetorik betrachtete öffentliche Reden unter dem Aspekt der Kommuni- kationssituation (in der Politik, vor Gericht oder bei festlichen Angelegenheiten), der Kommunikationsziele (der moralischen, emotionalen oder rationalen Persuasion) sowie der Kommunikationsstrukturen (der Gedankenfindung, Gliederung und sprachlichen Gestaltung) und entwickelte sich später zu einer allgemeinen Text- theorie (oder genauer: Prosatheorie), in der Textsortenspezifik und sprachliche Mittel der Textproduktion gleichermaßen thematisiert wurden. (In der russischen Rhetorik führte das zu Unterscheidung von allgemeiner ( obščaja ) und spezieller {častnaja) Rhetorik (vgl. Roždestvenskij 1989: 6).) Diese pragmatische und text- bezogene Theoriebildung kongruiert heute mit dem Textbegriff im sprachwissen- schaftlichen pragmatic tum, in dem Text “nicht allein als lineare Anordnung sprach- licher Zeichen verstanden (wird), sondern als intentionale, soziale Handlung” (Eggs 1984: 2). Kommunikation bedeutet die Interaktion von Sprech- und Rezeptionsakten (vgl. Gülich, Raibie 1977: 26). Rhetorische Theorie problematisiert das Verhältnis 2. Rhetorik 3 Holger Kusse - 9783954794546 Downloaded from PubFactory at 01/10/2019 02:53:28AM via free access