Globale Handlungsfelder. Medien – Politik – Bildung Problemkreise der Angewandten Kulturwissenschaft Heft 13 ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale Centre for Cultural and General Studies Universität Karlsruhe (TH) Herausgeberin der Reihe: Caroline Y. Robertson-von Trotha Copyright: Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale Universität Karlsruhe (TH) 76128 Karlsruhe Bezug früherer Hefte: über obige Adresse Globale Handlungsfelder. Medien – Politik – Bildung Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.) unter Mitarbeit von Christine Mielke Joan Kristin Bleicher Stefan Bucher Michael Haerdter Andreas Hepp Thomas Göller Larry F. Martinez Christine Mielke Matthias Otten Caroline Y. Robertson-von Trotha Waldemar Vogelgesang Günter Hans Walter Universitätsverlag Karlsruhe 2006 Print on Demand ISSN: 1860-4250 ISBN-13: 978-3-86644-067-8 ISBN-10: 3-86644-067-7 Impressum Universitätsverlag Karlsruhe c/o Universitätsbibliothek Straße am Forum 2 D-76131 Karlsruhe www.uvka.de Dieses Werk ist unter folgender Creative Commons-Lizenz lizenziert: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/de/ Herausgeberin Heft 13: Caroline Y. Robertson-von Trotha Redaktion: Christine Baur, Jasmin Halt, Jana Lange, Christine Mielke, Svenia Schneider Umschlagfoto: Marcus Hofmann „Balance“ für photocase.com 1 Inhaltsverzeichnis Problemkreise der Angewandten Kulturwissenschaft Vorwort zur Heftreihe 9 Caroline Y. Robertson-von Trotha Vorwort 13 Medien Joan Kristin Bleicher Kulturproduktion und -reproduktion des Fernsehens 17 Andreas Hepp Kulturelle Identität, Fernsehen und das Wohnzimmer: Identitätsartikulation zwischen lokalen und translokalen Ressourcen 39 Christine Mielke Theatrum mundi. Die Entwicklung der Seifenoper zum globalen Format 75 Waldemar Vogelgesang Mediale Fangruppen und kulturelle Differenzierung 113 Politik und Kultur Thomas Göller Normativität der Menschenrechte im Zeichen terroristischer Gewalt? 149 Michael Haerdter Networking 171 2 Larry F. Martinez The Commercialization of Democracy: The Rise of the Political Industrial Complex 187 Günter Hans Walter GlobalerTechnologiewettbewerb und gesamteuropäische Kultur 205 Caroline Y. Robertson-von Trotha Public Private Partnership. Gesellschaftspolitische Verantwortung neu gedacht 219 Bildung Stefan Bucher Interkulturelle Kompetenz als Bildungsziel der Hochschulen 251 Matthias Otten Institutioneller und kultureller Wandel als Parameter der Internationalisierung im Hochschulsektor 267 Die Autorinnen und Autoren 291 Anhang 299 Zusammenfassung der Plenarvorträge von Chris Rojek, Lila Abu-Lughod, John Tomlinson, Jonathan Friedman Grußwort des Ministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg Klaus von Trotha zum 10-jährigen Bestehen des Interfakultativen Instituts für Angewandte Kulturwissenschaft Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Karlsruhe Heinz Fenrich Vorwort zur Heftreihe 9 Problemkreise der Angewandten Kulturwissenschaft Vorwort zur Heftreihe Die 'Problemkreise der Angewandten Kulturwissenschaft' sind ein etwas anderes Periodikum – anders im Sinne einer Konzeption, die verschiedene Öffentlichkeiten ansprechen möchte, wissen- schaftliche wie allgemein interessierte. 'Public understandig of Sciene' wird dieser Anspruch genannt, der sich aus dem Wunsch nach einer Vermittlung zwischen den traditionell oft unverbunde- nen Sphären der akademischen Forschung und den Diskursen und Kommunikationsformen der außeruniversitären Gesellschaft entwickelte. Das Konzept dieser 'Öffentlichen Wissenschaft' wird von der Vor- stellung getragen, dass auch interessierte Laien und nicht nur ein Fachpublikum an akademischer Forschung partizipieren können sollten und dass die gesellschaftliche Relevanz von Forschungsin- halten und -ergebnissen nachvollziehbar aufbereitet sowie kri- tisch zur Diskussion gestellt wird. Konkret umgesetzt wird dieser Anspruch zunächst durch aktuelle Fragestellungen oder übergreifende Themenzusammenhänge, die durch eine facettenreiche Darstellung auf wissenschaftlicher, alltagspraktischer und – als wichtiger Bestandteil – auch künstle- risch-ästhetischer Ebene neue Zugangsmöglichkeiten erfahren. Mit diesem Konzept führt das Zentrum für Angewandte Kulturwis- senschaft und Studium Generale (ZAK) der Universität Karlsruhe (TH) seit über einem Jahrzehnt erfolgreich Veranstaltungen an verschiedenen inner- wie außeruniversitären Orten durch; be- sonders die alljährlichen 'Karlsruher Gespräche' – mit initiiert von Professor Hermann Glaser, dem das ZAK sehr viel an kreativen Ideen verdankt – sind eines der dauerhaften Verbindungsglieder von Universität und Öffentlichkeit. Die vorliegende Heftreihe hat 10 daher auch die Aufgabe diese 'Live-Erlebnisse' zu dokumentieren und komplettieren. Aus diesem Grund wurden die 'Problemkreise der Angewandten Kulturwissenschaft' 1996 ins Leben gerufen und stellen als Heftreihe ein breites Themenspektrum im Kontext kultureller Fragestellungen in Theorie und Praxis vor. In diesem Rahmen werden über die Dokumentation der 'Karlsruher Ge- spräche' hinaus auch weitere Veranstaltungsergebnisse und The- men des ZAK aufgegriffen und – der bewährten Methodik der Heftreihe verpflichtet – publiziert. Beginnend mit Hermann Glaser haben wir zum einen diese be- sondere Form der Veranstaltungen und zum anderen, darauf aufbauend, diese Art der Publikationsweise entwickelt. Hierbei geht es uns um drei Zielsetzungen: • Mit unserem Bemühen um eine öffentliche Wissenschaft wol- len wir über komplexe Zusammenhänge informieren und die Öffentlichkeit für wissenschaftliche Fragestellungen gewin- nen. Wir wollen zum Verständnis beitragen aber auch zum Dialog zwischen Universität und Gesellschaft. • Durch die interdisziplinäre, meist auch interkulturelle Zusam- mensetzung der Autorinnen und Autoren unserer Publikatio- nen hoffen wir neue Perspektiven innerhalb der Wissen- schaften anzustoßen. • Mit der Einbeziehung von Expertinnen und Experten aus der Praxis wollen wir den Austausch zwischen Theorie und Praxis verstärken. Dadurch wird auch ein weiterer Anspruch umgesetzt, den sich das ZAK seit seiner Gründung 1989 als Arbeitsstelle, später als 'Institut für Angewandte Kulturwissenschaft' als Auftrag gestellt hat: ein konstruktiv und produktiv gewendeter Umgang mit dem – wie noch 1996 kritisiert wurde – "Zauber der Unschärfe" (Die ZEIT, Nr. 48), der der jungen Disziplin anhaftet. Denn was unter Kulturwissenschaft genau zu verstehen ist, wie sie sich gegenüber Vorwort zur Heftreihe 11 anderen Disziplinen abgrenzt, was ihre ureigensten Inhalte und Aufgaben sind, wird am ZAK als fortdauernde Motivation und Chance begriffen. Mit der Methode eines interdisziplinären, sich nicht in Fachgrenzen pressenden Forschens und Lehrens, eines Arbeitens, das in aller erster Linie problemorientiert ist, werden theoretische Ansätze wie praktische Anwendungen verschieden- ster Wissenschaftsdisziplinen und Gesellschaftsbereiche mit ein- bezogen. In Verbindung mit dem bis heute entwickelten kultur- wissenschaftlichen Handwerkszeug entsteht eine Angewandte Kulturwissenschaft mit Raum für neue Erkenntnisse und Lösun- gen. Kulturwissenschaft als ein Ganzes, das in der Summe seiner Teile – Perspektiven, Ansichten, Traditionen – fruchtbar wird und Erkenntnisfortschritte birgt. Dafür soll die vorliegende Heftreihe 'Problemkreise der Angewandten Kulturwissenschaft' Zeugnis und Quelle sein. Caroline Y. Robertson-von Trotha 12 Vorwort 13 Globale Handlungsfelder Medien – Politik – Bildung Vorwort Caroline Y. Robertson-von Trotha Der Kern der hier versammelten Beiträge geht zurück auf eine Tagung, die unter dem Titel 'Global Culture' im Zentrum für Kunst und Medientechnologie ZKM anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Instituts für Angewandte Kulturwissenschaft in Karlsruhe stattfand. Wie so oft bei produktiven Workshops und anregenden Diskus- sionen konnte vieles dokumentiert werden, das meiste in den vor- liegenden Texten, einiges jedoch – die kontroversen Podiumsdiskussionen, die spannenden 'Back-Stage'-Gespräche als Weiterführung 'offizieller' Themenschwerpunkte und nicht zuletzt die anregende Atmosphäre der Tagung mit vielen in- und ausländischen Gästen – kann leider nicht schriftlich überliefert werden. 'Global Culture' hat jedoch nachgewirkt und uns veran- lasst, die Ergebnisse der Tagung im Rahmen der Heftreihe 'Pro- blemkreise der Angewandten Kulturwissenschaft' zu publizieren. Im Laufe der Vorbereitung ergaben sich weitere anschließende Themenbereiche, so dass noch eine größere Anzahl von zusätz- lichen Beiträgerinnen und Beiträgern gewonnen werden konnte. Auf diese Weise ist der vorliegende Band der Problemkreishefte der Angewandten Kulturwissenschaft beides: ein neues Problem- kreisheft zu aktuellen Fragestellungen, die das komplexe The- menfeld 'Globale Handlungsfelder' betreffen, und eine Dokumentation der Tagung 'Global Culture'. Global Culture wie globale Handlungsfelder bezieht sich primär auf die Arbeit des Zentrums für Angewandte Kulturwissenschaft. 14 Dieses widmet sich der wissenschaftlichen Beobachtung kulturso- ziologischer Trends auf nationaler wie globaler Ebene, die in pra- xisorientierter Forschungs- und Lehrtätigkeit umgesetzt wird. Für die Tagung wurden speziell die Themenbereiche Globalisierung der Medien, politische Konflikte und Menschenrechtsfragen, soziale, wirtschaftliche und politische Vernetzungsmöglichkeiten und deren Effekte sowie die Internationalisierung der Hochschu- len als Träger internationaler Verständigung und Chance des Kompetenzgewinns gewählt, um interdisziplinär und internatio- nal besetzt den jeweiligen Status quo sowie mögliche Entwick- lungsprognosen und -perspektiven zu diskutieren. Die Tagung 'Global Culture' würdigte auch die bisherige Arbeit des Instituts für Angewandte Kulturwissenschaft. Mittlerweile wur- de aus dem sich entwickelnden und prosperierenden Institut das Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Gene- rale der Universität Karlsruhe. In diesem neuen Rahmen kann die geleistete Arbeit in neue, anvisierte Projekte einfließen und sich noch intensiver als bisher der in diesem Band dargestellten Glo- balisierungsthematik widmen, die zu den Kerngebieten der For- schungsarbeit des Zentrums zählt. Mein Dank geht deshalb zum einen an den Mitveranstalter der damaligen Tagung Professor Peter Weibel und das Zentrum für Kunst und Medientechnolgie Karlsruhe ZKM sowie an die Kooperationspartner, die Gesellschaft für Kulturwissenschaft e.V., das Fraunhofer Institut (ISI) Karlsruhe, das Institut für Aus- landsbeziehungen Stuttgart und die Nottingham Trent University, Großbritannien. Zum anderen danke ich den ZAK-Mitarbeite- rinnen, die den nun vorliegenden Band mit sehr viel Engage- ment betreut haben: Christine Bauer, Jasmin Halt, Jana Lange, Christine Mielke und Svenia Schneider. Karlsruhe, im September 2006 Caroline Y. Robertson-von Trotha Medien alles ist Kulturproduktion und -reproduktion des Fernsehens 17 Kulturproduktion und -reproduktion des Fernsehens Joan Kristin Bleicher In den letzten Jahren entlarvt die Kulturwissenschaft schrittweise alles das, was wir bislang als Natur scheinbar unmittelbar erfah- ren, als kulturelle Konstruktion und profiliert sich so als zentrale Erklärungsinstanz im Wissenschaftssystem. Sie zeigt symptoma- tisch die zentrale Rolle des Kulturbegriffs im wissenschaftlichen Diskurs der letzten Jahre. Auch meine Disziplin, die Germanistik, befasst sich mit der zentralen Rolle von Massenmedien im kultu- rellen System der Gesellschaft. 1 So beschreibt Siegfried J. Schmidt die mediale Verdichtung innerhalb postindustrieller Kul- turen. Mit medialer Verdichtung bezeichnet Knut Hickethier die Vermittlung kultureller Ereignisse durch mehrere Medien, die sich durch ihre differenten ästhetischen Eigenschaften gegenseitig er- gänzen. 2 In den neunziger Jahren werden die traditionellen germanisti- schen Leitbegriffe 'Bildung – Geist – Sprache' von der Trias 'kol- lektives Gedächtnis – Kultur – Medien' abgelöst. Der Begriff 'Medienkultur' nimmt auch in der Medienwissenschaft eine zentra- le Rolle ein. Doch wird die Analyse medialer Angebotsstruktur zu- gunsten der empirischen Analyse von Medienwirkung vernach- lässigt. Deshalb scheint es notwendig, das kulturelle Potential der Medien am Beispiel der Angebotsstruktur des derzeitigen gesell- schaftlichen Leitmediums Fernsehen deutlich zu machen. 1. In den Kulturwissenschaften hat sich ein Medialitätsbegriff etabliert, der auf die Vermittlungsfunktion der Medien in der Kultur verweist. 2. Hickethier, Knut: Produzenten und Vermittler von Medienkultur – am Bei- spiel des Fernsehspiels, in: Saxer, Ulrich (Hrsg.): Medien-Kulturkommunikation, Opladen 1998, S. 149. Joan Kristin Bleicher 18 1. Das Fernsehen als kulturelles Leitmedium Leitmedien gelten bedingt durch ihre besonderen Vermittlungs- möglichkeiten, ihre Rezeption im privaten Umfeld und ihre hohe Reichweite als Agenda-Setter, als Themenlieferanten für aktuelle öffentliche Diskussionen. Dem Fernsehen wird der größte Einfluss auf das Entstehen der öffentlichen Meinung zugesprochen. Pro- grammverantwortliche wie der ehemalige ZDF-Intendant Günter von Hase sehen das Fernsehen als Bezugsrahmen, in dem Ereig- nisse eingeordnet werden und die Weltsicht der Zuschauer be- stimmt wird. Wahr sei, was im Fernsehen berichtet wird. Gesellschaftliche Alternativen, die keinen Eingang in die Bericht- erstattung finden, haben auch keinen Einfluss auf das öffentliche Bewusstsein. Den Bereich des kollektiven und individuellen Wirkungspotentials erfasst die Definition von Kultur als offenes, lernendes System im Sinne einer begrenzten Menge von Regeln des Verhaltens, die auf eine unbegrenzte Menge von Situationen anwendbar sind. 3 In Anlehnung an diese Definition bezeichnet Siegfried J. Schmidt Kultur als Programm, dass es seinem kognitiven Inhaber ermögli- che, sich in einer unendlich großen Vielfalt von Einzelfällen regel- gerecht zu verhalten. Ergänzend zu diesen Auffassungen von Kultur als individuelle Verhaltensanweisung stehen Definitionen der kollektiven Bedeutung von Kultur als "symbolische Formen gesellschaftlicher Selbstverständigung." 4 Das Fernsehen als der- zeitiges Zentrum der Medienkultur stellt Symbolsysteme für die in- dividuelle und kollektive Selbstwahrnehmung bereit. Beide Berei- 3. James R. Beninger zitiert nach Siegfried J. Schmidt: Konstruktivismus in der Medienforschung. Konzepte, Kritiken, Konsequenzen, S. 600, in: Merten, Klaus/Schmidt, Siegfried J./Weischenberg, Siegfried (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft, Opladen 1996, S. 592-623. 4. Hickethier, 1998, S. 141. Kulturproduktion und -reproduktion des Fernsehens 19 che stehen in einem engen Wechselverhältnis. In der Kultur rea- lisieren sich die gesellschaftlichen Werte und Überzeugungen. Als Vermittler dieser Werte und Überzeugungen übernimmt das Fernsehen eine Schlüsselposition im Bereich der Kulturkonstruk- tion. Dabei bleibt zu beachten, dass die kulturelle Produktion im- mer nur auf Basis der Reproduktion erfolgen kann. Mediale und kulturelle Zeichensysteme bedingen sich wechselseitig. Die me- diale Produktion kultureller Werte und Überzeugungen ist auf be- reits etablierte Konstruktionssysteme und Bedeutungsbereiche (etwa seitens der Literatur und des Theaters) angewiesen. 2. Mediale Prästrukturierung individueller Wahrnehmung Kultur fungiert als Symbolset, dass unsere individuelle Wahrneh- mung prästrukturiert und damit kollektiviert. Kultur bildet Darstel- lungsmuster, die unsere sinnliche Wahrnehmung und Be- deutung, die wir ihr zuweisen, bestimmen. Alle Erfahrungsberei- che, so scheint es, sind kulturell codiert. Das kulturelle Symbolset bestimmt das individuelle Verhalten ebenso wie das Verhalten des gesellschaftlichen Kollektivs. Symbole definiere ich in Anleh- nung an Ernst Cassirer als Sinnbilder, als Zeichen, die auf eine übergeordnete Bedeutung verweisen. Diese Deutungsebene von Symbolen wird durch Vereinbarungen innerhalb einer Gruppe von Menschen festgelegt und ist daher variabel. 5 Das gegenwärtige kulturelle Symbolset wird von den elektroni- schen Massenmedien bestimmt, die in ihrer Verbreitung in die Le- benswelt der Menschen integriert sind. Die Vermittlungsstruktur der Massenmedien kennzeichnet das Nebeneinander von Hand- lungs- und übergeordneter Bedeutungsebene. Symbole sind als darstellerische Basiseinheiten immer in größere mediale Vermitt- 5. Zur detaillierten Analyse der Bedeutung und Funktion von Symbolen ver- weise ich auf Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen, Darmstadt 1925; Goodman, Nelson: Sprachen der Kunst. Entwurf einer Symboltheorie, Frankfurt am Main 1997. Joan Kristin Bleicher 20 lungsstrukturen eingebunden. Im System der Massenmedien fun- giert das Fernsehen als Symbolspeicher der Kultur. Der synkretis- tischen Struktur des Programmangebots entsprechend treffen im Fernsehbild unterschiedliche Traditionslinien visueller Gestaltung zusammen. Das Fernsehen integriert nicht nur die symbolischen Bedeutungen der Bilder seiner Vorgängermedien, sondern auch ihre grundlegenden Darstellungsprinzipien. Die Zeichensysteme des Fernsehens nutzen Konventionen unterschiedlicher Gestal- tungstraditionen: • aus dem Bereich der Bildenden Kunst stammen Prinzipien der Bildkomposition, der lkonographie, der Farbgestaltung und des Umgangs mit Licht; • aus dem Theater Verfahren der Figurencharakterisierung u.a. durch Dialoggestaltung, aber auch durch Kostüme und Requisiten, die Gestaltung von Innenräumen als Kulissen für szenische Handlungen und als Zeichensysteme für die Bedeutung der Handlung; • aus der Fotografie verschiedene Abbildfunktionen, die Ver- wendung der Darstellungsmittel Licht und Schatten, die Posi- tionierung von Körpern im Raum und Formen des Bildaufbaus; • aus der Filmkunst Bildaufteilungen bewegter Bilder, Formen der Kameraführung, Verbindungsprinzipien der Montage und Verfahren der Lichtkomposition. Diese Integration der Darstellungsmittel verschiedener kultureller Ausdrucksformen impliziert auch eine Integration etablierter kul- tureller Symbolsysteme und ihrer Bedeutungsfelder.