Rights for this book: Public domain in the USA. This edition is published by Project Gutenberg. Originally issued by Project Gutenberg on 2012-05-07. To support the work of Project Gutenberg, visit their Donation Page. This free ebook has been produced by GITenberg, a program of the Free Ebook Foundation. If you have corrections or improvements to make to this ebook, or you want to use the source files for this ebook, visit the book's github repository. You can support the work of the Free Ebook Foundation at their Contributors Page. The Project Gutenberg EBook of Das heilige Donnerwetter. Ein Bl├╝cherroman by Adolf Paul This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at http://www.gutenberg.org/license Title: Das heilige Donnerwetter. Ein Bl├╝cherroman Author: Adolf Paul Release Date: May 7, 2012 [Ebook #39650] Language: German Character set encoding: UTFΓÇÉ8 ***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS HEILIGE DONNERWETTER. EIN BL├ £CHERROMAN*** [Illustration: Titelseite] ADOLF PAUL *Das heilige* *Donnerwetter* Ein Bl├╝cherroman Berlin Deutsche Buch-Gemeinschaft G.m.b.H. Copyright 1918 by Albert Langen, Munich Alle Rechte, insbesondere der ├£bersetzung und Dramatisierung, vorbehalten! Printed in Germany INHALT 1. Im Adlernest 2. Erster Flugversuch 3. Der alte Adler 4. Im Schatten 5. Aus dem Nest heraus 6. Der Solof├ñnger Nummer Eins 7. Vulkans Schmiede 8. ΓÇ₧Pr├╝ske Dickk├╢ppeΓÇ£ 9. Jena 10. Zwei Welten 11. Zwischen den Schlachten 12. Das heilige Donnerwetter 13. Das Fell des L├╢wen 14. Der gr├╢├ƒte Sieg Bemerkungen zur Textgestalt 1 IM ADLERNEST In schnellem Flug huschte dann und wann der schneewei├ƒe K├╢rper einer M├╢we vor├╝ber und leuchtete grell gegen das von keinen Wolken bedeckte Blau des Himmels auf. Aber keiner von den drei jungen Leuten, die nebeneinander auf den zusammengerafften Segeln im Boote lagen, drehte auch nur den Kopf, um die Kunstst├╝cke des gewandten Luftseglers zu beachten. Sie starrten unentwegt nach dem kleinen dunklen Punkt, der, kaum noch wahrnehmbar, sich hoch in den L├╝ften bewegte. ΓÇ₧Aufgepa├ƒt!ΓÇ£ rief der eine halblaut, ΓÇ₧seine Kreise werden enger! Er sieht Beute!ΓÇ£ ΓÇ₧Er zielt!ΓÇ£ rief der zweite. ΓÇ₧Er f├ñllt!ΓÇ£ Der schwarze Punkt wurde schnell gr├╢├ƒer, breitete sich zur Fl├ñche aus, gliederte sich, wurde zum K├╢rper, dessen Kopf, Rumpf, Fl├╝gel und Schwanz sich scharf von der klaren Luft abzeichneten. Dann scho├ƒ er rasch tiefer, hielt j├ñh an und st├╝rzte pfeilschnell kopf├╝ber in den See. Mit einem Ruck schnellten die drei jungen Leute empor, standen da kerzengerade im Boot und blickten dem goldbraunen K├╢rper des Raubvogels nach, der ins Wasser hineinscho├ƒ, da├ƒ der Schaum hoch aufspritzte. Bald kam er wieder zum V orschein, hob sich zum Flug und steuerte mit ruhigen, kraftvollen Schl├ñgen seiner m├ñchtigen Schwingen in flacher Bahn der K├╝ste zu, einen gro├ƒen, silberwei├ƒen Fisch in den Krallen mit sich f├╝hrend. ΓÇ₧Der Adler von gestern!ΓÇ£ rief der l├ñngste von den dreien. ΓÇ₧Ich kenne ihn genau! Die gleiche Gr├╢├ƒe und Zeichnung! Nicht zu verkennen!ΓÇ£ ΓÇ₧Er wird wohl hier in der Gegend nisten!ΓÇ£ ΓÇ₧Sicherlich! Denn als er gestern dr├╝ben bei Hiddensee fischte, stieg er mit seinem Raub j├ñh in die H├╢he und flog nach Nordost, hierher. Jetzt steuert er flach gegen das Land. Dort auf den Kreidefelsen wird es sein!ΓÇ£ ΓÇ₧Schauen wir nach!ΓÇ£ Im Nu sa├ƒen zwei an den Riemen, der dritte am Steuer, und von kr├ñftigen Schl├ñgen getrieben, glitt das Boot dem Ufer zu, wo hoch oben auf dem wei├ƒ leuchtenden Kreidefelsen ein paar uralte Kiefern wie vorweltliche Riesen ihre knorrigen Kronen aus der saftig gr├╝nen Masse des Laubwaldes emporhoben. Auf diese B├ñume setzten sie Kurs. Und lange dauerte es nicht, bis das braungeteerte Boot sich am Ger├╢ll des Ufers scheuerte. Bald war es an Land gezogen, Segel und Ruder versteckt, und die drei Freunde sprangen von Stein zu Stein auf das Gemengsel von Sand, Schlemmkreide und Feuersteinen hinauf, aus dem der schmale Uferstreifen gebildet war, der den Felsenrand vom Wasser trennte. ΓÇ₧In einer der alten Kiefern da oben wird er sein Nest haben!ΓÇ£ ΓÇ₧Klettern wir hinauf!ΓÇ£ ΓÇ₧Wozu klettern? Weiter nach links wei├ƒ ich einen Pfad, der bequem zu steigen ist!ΓÇ£ ΓÇ₧Der gerade Weg ist der beste!ΓÇ£ antwortete der, der zuerst geredet hatte ΓÇô ein lang aufgeschossener J├╝ngling mit Adlernase und dunklen, blauen Augen. Und ohne sich um die anderen zu k├╝mmern, nahm er entschlossen Anlauf, packte mit kr├ñftigem Griff den n├ñchsten Busch, stemmte die F├╝├ƒe gegen die Spalten und V orspr├╝nge des Felsens, nahm im ersten Ansturm die halbe H├╢he und blieb da auf einem breiteren V orsprung stehen und blickte hinauf. ΓÇ₧Da ist er wieder!ΓÇ£ schrie er und zeigte auf den Adler, der in raschem Flug wieder seew├ñrts steuerte. ΓÇ₧Was sagte ich? Sein Nest ist hier!ΓÇ£ ΓÇ₧V orw├ñrts nur!ΓÇ£ Ein paar kr├ñftige Klimmz├╝ge, ein Keuchen und Fluchen, wenn der Fu├ƒ einmal ausglitt und Steine und Sand prasselnd in die Tiefe schickte, dann waren sie oben und fanden da den Dritten im Bunde lachend vor. Denn der bequemere, wenn auch l├ñngere Pfad hatte ihn doch zuerst ans Ziel gef├╝hrt. ΓÇ₧Lache nur!ΓÇ£ rief der Lange. ΓÇ₧Hier w├ñrest du nimmermehr heraufgelangt!ΓÇ£ ΓÇ₧Wozu denn W├ñnde hochsteigen, wenn es auch so geht?ΓÇ£ antwortete der andere, ohne sich aus der guten Laune bringen zu lassen. ΓÇ₧Um auf dem geraden Weg zu bleiben! Umwege sind Abwege!ΓÇ£ Damit drang er den anderen voran durch den Laubwald nach der Anh├╢he, wo in einsamer Majest├ñt eine alte Kiefer thronte. Das Adlernest hatte er bald herausgefunden. Aber wie hinaufkommen? Der riesige, mannsdicke Baum, der es trug, hob sich wie eine S├ñule zu m├ñchtiger H├╢he. Sein von Wind und Wetter glattpolierter Stamm bot dem Kletternden fast gar keine St├╝tzpunkte. ΓÇ₧Wo du da einen bequemeren Umweg finden willst, m├╢chte ich nur wissen!ΓÇ£ rief der Lange. ΓÇ₧Freund Diercks klettert auf die B├ñume wie ein Affe, Bruder!ΓÇ£ antwortete der zweite der beiden Bergsteiger. Und Diercks, der seine Kr├ñfte vorhin geschont hatte, spuckte in die H├ñnde, packte den Baumstamm, umschlang ihn mit Armen und Beinen und schob sich so langsam daran hoch, jede Muskel des st├ñmmigen K├╢rpers auf das ├äu├ƒerste anspannend. Endlos schien es den Untenstehenden, bis sie ihn den Arm ├╝ber den ersten Ast der Krone schieben sahen, um mit Aufbietung der letzten Kraft den K├╢rper hinaufzuziehen. Einen Augenblick blieb er sitzen, um Atem zu sch├╢pfen, dann ging es weiter von Ast zu Ast, bis an das Adlernest heran. Ein Blick hinein, ein Aufschrei! ΓÇ₧Gebhard! Siegfried! Ein ausgewachsener Adler!ΓÇ£ ΓÇ₧Schon fl├╝gge?ΓÇ£ ΓÇ₧Sicher! Aber er scheint noch keine Ahnung davon zu haben! Er liegt ganz still!ΓÇ£ ΓÇ₧Wirf ihn herunter!ΓÇ£ Einen Augenblick wurde es still da oben. Dann kam ein Aufschrei: ΓÇ₧Verflucht! Den Schnabel wei├ƒ er schon zu brauchen!ΓÇ£ Dann h├╢rte man nichts mehr als das Ger├ñusch eines z├ñhen Kampfes. Trockenes Reisig und Grasb├╝schel flogen aus dem Neste zu den Wartenden hinunter, und zuletzt sauste, mit kr├ñftigem Schwung geschleudert, ein fast ausgewachsener junger Adler herab. Zun├ñchst fiel er in schwindelnder Fahrt, dann auf einmal breitete er mit gellendem Aufschrei die Fl├╝gel aus, und zum ersten Male trugen sie den K├╢rper in sanftem Flug hinunter und landeten ihn unweit der unten Harrenden. Einen Augenblick blieb er bet├ñubt liegen, dann wurde er von vier kr├ñftigen F├ñusten gepackt und ihm eine Kappe ├╝ber den Kopf gezogen. Sein Bezwinger war unterdessen heruntergerutscht und kam jetzt heran. ΓÇ₧Den V ogel nehme ich mit nach Hause!ΓÇ£ sagte er. ΓÇ₧Da ich ihn fing, ist es nur billig, da├ƒ ich ihn behalte!ΓÇ£ ΓÇ₧Wo willst du ihn bei euch hintun?ΓÇ£ ΓÇ₧In den H├╝hnerstall, bis ich ihm einen K├ñfig gebaut habe!ΓÇ£ ΓÇ₧Einen Adler in den H├╝hnerstall tun?ΓÇ£ rief Gebhard, der l├ñngere von den beiden Br├╝dern, entr├╝stet. ΓÇ₧Das geschieht nie und nimmer!ΓÇ£ Und ehe die anderen es sich versehen konnten, ri├ƒ er die Kappe vom Kopf des Adlers fort und warf den V ogel in die Luft. ΓÇ₧Gebrauche deine Fl├╝gel, jetzt wo du wei├ƒt, wozu sie taugen!ΓÇ£ rief er. Der Adler machte ein paar ungelenke Bewegungen mit den Schwingen und setzte sich in einiger Entfernung wieder auf den Rasen, nahm aber dann, von seiner Angst getrieben, noch einmal Anlauf. Zwei, drei Schl├ñge nur mit den Fl├╝geln, und die Unsicherheit war verschwunden, er wagte den Flug und schraubte sich in sanftem Bogen um den Baum herum, bis er ins Nest hineinblicken konnte. Dann war er mit einer schnellen Bewegung dar├╝ber und lie├ƒ sich rasch hineinsinken. ΓÇ₧So!ΓÇ£ sagte Gebhard und zog seine frei gewordene Kappe wieder ├╝ber die Locken. ΓÇ₧V or dem H├╝hnerstall w├ñren wir bewahrt!ΓÇ£ ΓÇ₧Du bist nur neidisch,ΓÇ£ murrte sein Freund, ΓÇ₧weil du ihn nicht selbst fangen konntest!ΓÇ£ ΓÇ₧Daf├╝r konnte ich ihm die Freiheit geben!ΓÇ£ sagte Gebhard, und es wetterleuchtete vor trotzigem Stolz in seinen dunklen Augen. ΓÇ₧Frei wie die Luft, die er atmet, mu├ƒ der K├╢nig der L├╝fte sein! Ich mu├ƒte ihm da helfen. Und ich t├ñte es nochmals, obΓÇÖs dir pa├ƒt oder nicht! DaΓÇ£ ΓÇô er zeigte landw├ñrts auf die Wiese unterhalb des Berges ΓÇô, ΓÇ₧da fliegen andere V├╢gel, die nicht dem Himmel so nahe kommen. FangΓÇÖ dir die ein!ΓÇ£ ΓÇ₧Die schwedischen Husaren!ΓÇ£ rief Diercks und verga├ƒ ├╝ber dem Anblick den Adler und seinen ├ärger ├╝ber Gebhards eigenm├ñchtigen Eingriff in seine wohlerworbenen Rechte. Er jauchzte laut den blaugelben Reitersleuten zu, die aus dem Wald heraufsprengten, um in wildem Galopp ├╝ber die Ebene hinwegzusausen. ΓÇ₧Den Flug machen wir mit!ΓÇ£ rief er. ΓÇ₧Die holen wir noch ein! Rasch, fangen wir ein paar von Vaters Pferden unten auf der Wiese ein und setzen wir ihnen nach!ΓÇ£ Gesagt, getan! Die drei unternehmungslustigen jungen Leute hatten sich bald je ein Pferd eingefangen und ritten, statt den Reitern auf dem gro├ƒen Fahrwege ├╝ber Altenkirchen zu folgen, auf ihren ungesattelten Pferden querfeldein nach der Wittower F├ñhre hin, wo sie gleichzeitig mit den Husaren anlangten. Diercks fand unter ihnen seinen Bruder vor, der bei den Schweden diente, und viele Bekannte und Freunde au├ƒerdem. ├£ber den Zweck des Streifzuges: nach dem Gang der Aushebung auf R├╝gen zu sehen, wurde er gleich aufgekl├ñrt, und bald plauderten sie ├╝ber die Aussichten Schwedens, seine pommerschen Grenzen im Kriege gegen Preu├ƒen zu verbessern. Denn als Schirmherr des Westf├ñlischen Friedens hatte Schweden sich den Feinden Friedrichs des Gro├ƒen angeschlossen, die ihn an seinem k├╝hnen Unternehmen hindern wollten, die Landkarte f├╝r sich bequemer zu gestalten. Er hob also auch in seinen deutschen Provinzen Kriegsvolk aus. Und da waren die drei waghalsigen Reiter kein unwillkommener Zuzug zu der Schar, durften sich also ohne weiteres anschlie├ƒen, und trabten vergn├╝gt mit auf dem Wege nach Bergen, bis Venz in Sicht kam. Dort verabschiedeten sich die beiden Br├╝der von den anderen und ritten nach dem Gutshof hinauf, wo sie bei ihrem Schwager zu Gast waren. Ihr Freund dagegen folgte den Husaren, nicht ohne den lebhaften Neid seiner beiden Gespielen zu erregen, die gern noch weiter mitgeritten w├ñren. ΓÇ₧Wei├ƒ Gott,ΓÇ£ sagte der j├╝ngste, ΓÇ₧mir istΓÇÖs, als geh├╢rte ich zu dem Kriegsvolk und m├╝├ƒte mit, gleichviel wohin! W├ñre ich schon siebzehn, wie du, ich lie├ƒe mich anwerben!ΓÇ£ ΓÇ₧Ich besorgΓÇÖs dir, Gebhard und mir auch!ΓÇ£ ΓÇ₧Die Schulbank zu dr├╝cken habe ich satt! Wozu auch, woΓÇÖs Pferde gibt? Aber nichts dem Schwager verraten!ΓÇ£ ΓÇ₧Ich werde mich h├╝ten! Der schickt mich dann gleich zur├╝ck nach der Schweriner Pagenschule, auf da├ƒ ich bei den Mecklenburgern graue Haare kriege, ehe ich ein Offizierspatent bekomme! Da m├╢chte ich nicht dienen!ΓÇ£ ΓÇ₧Ich auch nicht!ΓÇ£ ΓÇ₧Bei den Preu├ƒen aber noch weniger! Ich danke f├╝r die Fuchtel Fritzens!ΓÇ£ ΓÇ₧Ich auch!ΓÇ£ ΓÇ₧Bei den Schweden reitet sichΓÇÖs viel freier und lustiger!ΓÇ£ ΓÇ₧Gehen wir zu den Schweden!ΓÇ£ Nachdem sie so im Fluge mit echt jugendlicher Sorglosigkeit diese nicht ganz unwichtige Lebensfrage erledigt hatten, sprangen sie von den Pferden, trieben sie wieder auf die Weide und gingen zum Gutshof hinauf, um den Rest des Tages irgendwie totzuschlagen. * In der darauffolgenden Nacht hatte Gebhard einen sonderbaren Traum. V on scharfen Krallen an der Brust gepackt, wurde er pl├╢tzlich von der Erde gehoben und hoch durch die L├╝fte getragen. Schwindelnd schlo├ƒ er die Augen, sein Atem stockte, sein Herz schlug immer st├ñrker und st├ñrker. Schlie├ƒlich ging die Aufw├ñrtsbewegung in ein langsames Sinken ├╝ber, die Krallen lie├ƒen ihn los; er fiel, stie├ƒ sanft auf den Boden auf, ├╢ffnete die Augen und sah ├╝ber sich den gro├ƒen Adler kreisen, h├╢rte dessen gellende Schreie, die zu Worten wurden. Und die Worte wiederholten kurz, schneidend, immer wieder seine beiden V ornamen: Gebhard Lebrecht, aber in verkehrter Weise. ΓÇ₧LebΓÇôhart! GebΓÇôrecht! LebΓÇôhart! GebΓÇôrecht!ΓÇ£ so kreischte es aus der H├╢he. Und der Adler zog immer weitere Kreise, stieg immer h├╢her und verschwand schlie├ƒlich im tiefen klaren Blau des Himmels, das sich ├╝ber ihm w├╢lbte, von rotbraunen, knorrigen ├ästen und bla├ƒgr├╝nen Kiefernadelb├╝scheln umkr├ñnzt. Er atmete befreit auf, streckte sich auf dem Lager aus und fand es ganz wie es sein sollte, da├ƒ er da oben im Adlernest auf trocknem Gras und Reisig ruhte, statt in seinem Bett. Dann setzte er sich auf und blickte neugierig ├╝ber den Rand des Nestes hinaus, sah unter sich wogende Laubkronen, Felder und Wiesen, schneewei├ƒe Kreidefelsen und weit in der Ferne, mit dem Himmel zusammenflie├ƒend, das endlose blaue Meer. Und der Baum wuchs und schob seine Krone mit dem Adlernest immer h├╢her in die schimmernde, klare Luft hinauf. Immer weiter wurde der Rundblick, die Insel ringsumher immer kleiner und kleiner. Frei und unbehindert sah Gebhard ├╝ber das jenseitige Land hinaus, sah St├ñdte, Burgen, H├ñfen, W├ñlder, Felder und Wiesen, Fl├╝sse und Kan├ñle und weit in der Ferne schneeige Gipfel in Sonnenlicht gebadet. Sein Herz schwoll im starken Gl├╝cksgef├╝hl, mit dieser ganzen Herrlichkeit eins zu sein und fest in diesem Boden zu wurzeln. Wonnetrunken lie├ƒ er die Blicke immer weiter schweifen, gen Morgen, ├╝ber das Meer hinaus, wo m├ñchtige Kn├ñuel leuchtenden Dunstes, zu einer gewaltigen Wolkenwand zusammengeballt, in den Strahlen der sinkenden Sonne goldrot aufleuchteten, w├ñhrend von Westen her ein stickiger, schwarzer Nebel langsam herankroch und die ganze strahlende Herrlichkeit zu verdecken begann. Immer mehr verschlang der Nebel von den gesegneten Gestaden, an deren Anblick er sich soeben erg├╢tzt hatte. Bald w├╝rde er den Baum erreichen und sein Adlernest und ihn selbst mit einer undurchdringlichen Nebelkappe ├╝berziehn. Eine qu├ñlende Angst beschlich ihn. Er blickte hinauf, mit der letzten Kraft seiner Augen das schwindende Licht trinkend. Da sah er den Adler heransausen, h├╢rte wieder sein gellendes Gekreisch: ΓÇ₧GebΓÇôrecht! LebΓÇôhart! GebΓÇôrecht! LebΓÇôhart!ΓÇ£ Und der junge Adler, dem er die Freiheit wiedergegeben hatte, war auch dabei. Er tummelte sich in den L├╝ften, in stolzem Bewu├ƒtsein, ganz wie der Alte seine Schwingen gebrauchen zu k├╢nnen, und schrie vor Gier danach, seinen Hunger zu stillen. Mit Windeseile schossen sie auf den im Neste Liegenden herab und gruben ihre Schn├ñbel in seine Brust. An sein Herz wollten sie heran! Ein mutiges Herz war die rechte Speise f├╝r den K├╢nig der L├╝fte! Das Herz wehrte sich aber und flog wie ein gefangener V ogel zwischen den St├ñben seines Rippengeh├ñuses hin und her, um sich dem Griff des scharfen Adlerschnabels zu entziehen. Aber das Raubtier lie├ƒ nicht von seiner Beute! Immer tiefer w├╝hlte sich sein Schnabel zwischen die Rippen hinein und versuchte das Herz aus seinem K├ñfig zu rei├ƒen. Das Herz aber war tapfer, krampfte sich zusammen und zog den Kopf des jungen Adlers immer tiefer hinein. So k├ñmpfte sein Herz mit dem Raubtier, st├ñhlte sich am Kampfe und wurde kr├ñftiger und st├ñrker, bis es ihm schlie├ƒlich gelang, mit einem gewaltigen Ruck den jungen Adler zwischen die Rippen hineinzuziehen. Und da sa├ƒ er nun im Brustkorb gefangen wie hinter dem Gitter eines K├ñfigs, an Stelle des Herzens, das er mit letzter Anstrengung verschlungen hatte. Das Herz pulsierte wohl noch voller Sehnsucht wie vorhin. Aber seine Sehnsucht hatte jetzt die Schwingen des Adlers bekommen und Kraft, ihn hoch ├╝ber alle Erdenschwere hinauszutragen. Er brauchte nur zu wollen. Und im n├ñchsten Augenblick stand er dr├╝ben auf der gewitterschwangeren Wolkenwand, die sich immer noch hoch ├╝ber Land und Meer und ├╝ber allen qu├ñlenden Nebeln erhob. Mit Riesenkr├ñften packte er sie und pre├ƒte sie zusammen; Blitze zuckten, die Donner grollten, und vom Feuer des Himmels verzehrt, l├╢ste sich der schwarze Nebel auf, der schon die Herrlichkeit des ganzen Landes bedeckt hatte, und alles lag wieder im stillen Glanz, befreit da, von der Abendr├╢te umglutet. ΓÇô ΓÇô Aber hoch ├╝ber ihm, dem es im Traum gegeben wurde, die Blitze des Himmels zu schleudern, kreiste der Aar, dessen Junges ihm ans Herz gewachsen und zum zweiten Herzen geworden war. Und gellend wie die Kriegstrompete schmetterte er sein Gekreisch in die L├╝fte hinaus: ΓÇ₧LebΓÇôhart! GebΓÇôrecht! LebΓÇôhart! GebΓÇôrecht!ΓÇ£ ΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓÇÉΓ Er erwachte j├ñh und lag noch lange, ehe es ihm klar wurde, da├ƒ es nur ein Traum gewesen war und da├ƒ er in seinem Bette lag in seiner Schwester Haus zu Venz auf R├╝gen und nicht im Adlernest drau├ƒen auf den Felsen von Stubbenkammer. Und er starrte seinen Bruder Siegfried fragend an, der lange drau├ƒen seinen Namen gerufen hatte und jetzt mit Freund Diercks hereinst├╝rmte, um ihn aus dem Schlafe aufzur├╝tteln. ΓÇ₧Auf!ΓÇ£ riefen sie, ΓÇ₧heraus aus dem Nest! Heute fangen wir den jungen Adler wieder ein!ΓÇ£ ΓÇ₧Den Adler?ΓÇ£ fragte Gebhard und rieb sich die Augen und griff sich an die Brust, wo er ihn hineingetr├ñumt hatte. ΓÇ₧Meine M├╝tze zieht ihr ihm aber nicht mehr ├╝ber den Kopf! Das gibt dann wieder Tr├ñume, wenn ich sie aufsetze!ΓÇ£ Er sprang aus dem Bett, schl├╝pfte in die Kleider, gab sich kaum noch Zeit, den bereitstehenden Morgentrunk zu schl├╝rfen, sagte seiner Schwester rasch guten Morgen und war eben im Begriff, den anderen auf neue Abenteuer zu folgen, als sein Schwager, der Kammerjunker von Krackwitz, ihn aus dem Fenster seines Arbeitszimmers rief. ΓÇ₧Ihr m├╝├ƒt euch heute ohne Gebhard behelfenΓÇ£, sagte er, ohne ihren langen Gesichtern Beachtung zu schenken. ΓÇ₧Ich brauche ihn hier!ΓÇ£ Dagegen war nichts zu wollen. Gebhard mu├ƒte mit sehns├╝chtigen Augen die anderen abziehen sehen und ging dann zu seinem Schwager hinein. Der Kammerjunker war ein solider, ehrenfester Mann, ohne jeglichen Hang zu abenteuerlichen Tr├ñumereien, stand mit beiden F├╝├ƒen fest auf dem Boden realer Tatsachen und packte das Leben von der n├╝tzlichen Seite an, wie sichΓÇÖs f├╝r einen Mann von Grunds├ñtzen geh├╢rt. Nach geb├╝hrender Hervorhebung des Umstandes, da├ƒ er gewisserma├ƒen an Vaters Stelle st├╝nde, nachdem er Gebhard in seinem Hause aufgenommen hatte, f├╝hrte er dem jungen Schwager zu Gem├╝t, er d├╝rfe das Leben nicht zu sehr auf die leichte Achsel nehmen. Er sei bereits sechzehn, also in einem Alter, wo der Ernst des Lebens zu beginnen und das Spiel aufzuh├╢ren h├ñtte! Ob er sich schon Gedanken ├╝ber die Zukunft gemacht habe? Und was er wohl zu werden gedenke? ΓÇ₧Soldat wie der Vater und die Br├╝der!ΓÇ£ Das w├ñre ja alles gut und sch├╢n! Aber ΓÇô wo er der J├╝ngste unter sieben Br├╝dern sei, die alle dienten! Und bei dem beschr├ñnkten Einkommen seines Vaters? Ohne Zuschu├ƒ vom Vater k├╢nne er nicht daran denken, auf der Offizierslaufbahn vorw├ñrts zu kommen! ΓÇ₧So hilf du mir!ΓÇ£ Dem w├ñre er wohl nicht abgeneigt! Aber gegen die milit├ñrische Laufbahn h├ñtte er seine Bedenken! Erstens geh├╢re R├╝gen zu Schweden. Er w├ñre also Schwede und k├╢nnte ihn wohl durch seinen Einflu├ƒ in schwedischen Diensten vorw├ñrtsbringen! Aber ΓÇô das h├ñtte seine zwei Seiten! Mit der schwedischen Macht ginge es abw├ñrts. Lange w├╝rden die Schweden ihre deutschen Besitzungen nicht mehr behaupten k├╢nnen! Eines Tages k├ñme man unter andere Herrschaft, und er h├ñtte dann von vorne anzufangen. Denn lieber gar nicht! Lieber Landwirt werden! Da k├╢nne er besser helfen! Er w├╝rde ihn in allen St├╝cken unterrichten und ihm dann helfen, eine eintr├ñgliche Pachtung zu bekommen, damit er auf eigene Beine k├ñme im Leben! Das w├ñre doch die Hauptsache! Und h├ñtte er dann noch das Gl├╝ck, eine Frau zu finden, die auch nicht mit leeren H├ñnden k├ñme, dann w├ñre er sein eigener Herr. Und dann ΓÇô wennΓÇÖs nicht anders ginge, und wenn die Lust in ihm ├╝berm├ñchtig werden w├╝rde ΓÇô, dann w├ñre es immer noch Zeit, zur Fahne zu gehen! ΓÇô Bei der Rede des Schwagers wurde es ihm zumute wie gestern, als er die Gespielen davon sprechen h├╢rte, den jungen Adler in den H├╝hnerstall zu sperren. Alles in seinem Innern lehnte sich dagegen auf. Die graue Allt├ñglichkeit eines unbemerkten Schicksals sagte ihm wenig zu. Im Spiele mit den Rostocker B├╝rgerss├╢hnen war er stets der F├╝hrer gewesen, der sie alle anfeuerte, allen voranst├╝rmte und die Palmen des Sieges an sich ri├ƒ! Nur so und nicht anders konnte er sich das Leben denken! Aber tagaus, tagein hinter dem Pfluge torkeln, das sagte ihm ganz und gar nicht zu. Er antwortete nicht. Und der Schwager, der sah, wie schwer ihm die Entscheidung wurde, drang nicht weiter in ihn, sondern machte ihm nur den V orschlag, vorl├ñufig auf seinem Gute alles zu erlernen. Er setzte ihm sogar ein Gehalt aus, sobald er sich eingearbeitet haben w├╝rde, und lud ihn zu einem Ritt durch die Felder ein, um erst alles in Augenschein zu nehmen. Gebhard folgte ihm schweigend. Kaum sa├ƒ er aber im Sattel, so war die Mi├ƒstimmung verflogen. In der Phantasie trabte er jetzt nicht aus, um die Erdarbeiter zu inspizieren, sondern st├╝rmte an der Spitze einer Schar Reiter auf den Feind los. Und der Schwager hatte M├╝he, ihm zu folgen. Als sie nach einem erfrischenden Ritt zur├╝ckkehrten, strahlten Gebhards Augen wieder in voller Lebenslust, seine Stirn war klar. Er tat sich g├╝tlich bei einem reichlichen Mittagsmahl und empfing so den von der Adlerjagd zur├╝ckkehrenden Bruder. Der hatte geholfen, den jungen Adler wieder einzufangen. Und Freund Diercks hatte den Wildvogel geradeswegs nach Gagern gebracht, damit Gebhard ihm nicht wieder die Freiheit g├ñbe! Abends aber, als sie zu Bett gingen, fl├╝sterte ihm der Bruder etwas zu, das sein Blut in Bewegung brachte. ΓÇ₧Morgen in aller Fr├╝hΓÇÖ, ehe der Schwager munter wird, gehtΓÇÖs nach Bergen!ΓÇ£ ΓÇ₧Nach Bergen?ΓÇ£ ΓÇ₧Ja, zu den Husaren! Ich lasse mich bei den Schweden einstellen! Du auch!ΓÇ£ ΓÇ₧Ist es denn m├╢glich?ΓÇ£ ΓÇ₧Diercks hat es mit mir ausgemacht. Er will auch selbst Handgeld nehmen, wie sein Bruder!ΓÇ£ ΓÇ₧Was wird der Vater sagen?ΓÇ£ ΓÇ₧Gar nichts! Und wenn schon ΓÇô, sobald wir Handgeld genommen haben, n├╝tzt es ihm nichts!ΓÇ£ ΓÇ₧Aber der Schwager?ΓÇ£ ΓÇ₧Der wird schon aufbegehren! Aber das geht uns nichts an! Mit dem werden wir schon fertig!ΓÇ£ ΓÇ₧Denkst du, da├ƒ man uns nimmt? Bin ich nicht zu jung?ΓÇ£ ΓÇ₧Keinesfalls! Auf das K├╢rperma├ƒ kommt es an, und das hast du! Ich wei├ƒ au├ƒerdem, da├ƒ man uns will!ΓÇ£ ΓÇ₧Ganz gewi├ƒ?ΓÇ£ ΓÇ₧Ganz bestimmt! Gestern, als wir uns von den Husaren trennten und nach dem Gasthof galoppierten, da sagte der Hauptmann zu Diercks: ΓÇÜDie beiden Jungen hole ich mir noch! Sie reiten ja wie die Deibel!ΓÇÿ Und er mu├ƒte ihm versprechen, uns morgen zu ihm nach Bergen zu bringen! Ich gehe auf alle F├ñlle hin!ΓÇ£ Gebhard sagte nichts. Er ging anscheinend ruhig zu Bett. Aber er vermochte kein Auge zuzutun. Er war jetzt am Scheideweg, wo es galt, entweder den breiten gesicherten Weg zu w├ñhlen, den ihm der Schwager wies, oder den Weg seiner Tr├ñume, deren Ziel er noch nicht sah, auf den es ihn aber mit aller Macht hintrieb. Lange lag er da und sann. Pl├╢tzlich setzte er sich im Bett auf. ΓÇ₧Was ist aus dem Adler geworden?ΓÇ£ fragte er. ΓÇ₧Der Adler?ΓÇ£ antwortete der Bruder halb im Schlaf. ΓÇ₧Den wollte Diercks mit einer Kette an einem Pfahl im Garten anschlie├ƒen, bis sein K├ñfig fertig wird!ΓÇ£ Und damit schlief er ein. Als Gebhard aber den Bruder fest schlafen h├╢rte, stand er auf, zog sich rasch an, schlich leise aus der Kammer hinaus, die Treppe hinunter, durch den Garten und auf den Weg nach Gagern. Dort schwang er sich ├╝ber den Gartenzaun und fand schnell den Pfahl, an den der Adler gefesselt war. Mit einer mitgef├╝hrten Kneifzange hatte er bald das Fu├ƒeisen durchschnitten, ergriff den V ogel, warf ihn in die Luft und sah, wie er auf m├ñchtigen Schwingen durch die Nacht davonschwebte. Unbemerkt, wie er gekommen, ging er dann wieder nach Hause, schl├╝pfte rasch ins Bett und schlief bald ebenso fest wie der Bruder ΓÇô jetzt aber ohne zu tr├ñumen. 2 ERSTER FLUGVERSUCH ΓÇ₧Blitz und Donner!ΓÇ£ fluchte der Wachposten am Eingang zum Zeltlager, das sich am Waldessaum breitete. ΓÇ₧Hier kann einer tagaus, tagein sich mit dem saudummen Postenstehen die Beine in den Leib treten! Himmeldonnerwetter! Wer endlich einmal dreinhauen d├╝rfte! Zu denken, was ich alles an Beute gemacht h├ñtte ΓÇô von den Gefangenen nicht zu reden! Leutnant h├ñtte ich schon sein k├╢nnen ΓÇô Rittmeister sogar ΓÇô wer wei├ƒ, vielleicht bald General! Man hatΓÇÖs gesehen!ΓÇ£ ΓÇ₧Sachte, sachte!ΓÇ£ mahnte ein alter Graubart, der am Schilderhaus lehnte, nahm die Pfeife aus dem Mund und klopfte sie an der Stiefelsohle aus. ΓÇ₧Als ich dereinst ins Feld zog, da hatte ich wohl auch wie du den Marschallsstab im Tornister, obwohl ich blo├ƒ ein Trommlerjunge war. Und so mu├ƒ es sein. Die wenigsten erwischen ihn aber! Mir gelangΓÇÖs schon! Da├ƒ ich aber auf meinen alten Tag nur Futtermarschall beim Regiment werden sollte ΓÇô darauf h├ñtte ich damals nicht schw├╢ren m├╢gen! ΓÇ£ Er schwieg pl├╢tzlich, hielt die Hand vors Auge und blickte ├╝ber die Felder hinaus, zwischen denen sich die Landstra├ƒe heranschl├ñngelte. Ein pl├╢tzliches Klappern von eilenden Hufen hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Der Wachposten hielt in seinem Hin- und Hertrotten inne und blickte auch hin. ΓÇ₧Ein durchgegangenes Pferd!ΓÇ£ ΓÇ₧Wenn der sich nicht das Genick bricht!ΓÇ£ ΓÇ₧Himmelsakra! Hecke und Graben im Flug genommen! Ratsch ├╝ber die Wiese!ΓÇ£ ΓÇ₧Jetzt klabastertΓÇÖs schon auf der Landstra├ƒe! Das wei├ƒ den Weg nach deiner Futterkiste!ΓÇ£ ΓÇ₧Dann wirdΓÇÖs auch wissen, wie leer sie ist! Hei├ƒa! Hussassah!ΓÇ£ schrie der Alte und trat zur Seite. Denn jetzt sauste es heran mit rasender Schnelligkeit. Dann: ein Ruck ΓÇô alle viere in die Erde gestemmt ΓÇô den Reiter in elegantem Bogen abgeschleudert und ΓÇô warΓÇÖs Zufall, warΓÇÖs Instinkt ΓÇô still stand es gerade vor dem Futtermarschall, zitternd, schaumbedeckt und leise wiehernd, als ahne es dessen nahe Beziehung zum Hafertrog. Die beiden Husaren hielten sich die Seiten vor Lachen. ΓÇ₧Habt IhrΓÇÖs aber eilig, junger Herr!ΓÇ£ sagte der Alte. ΓÇ₧Ich habe nur Eure Fahne gegr├╝├ƒt!ΓÇ£ sagte Gebhard, der schon wieder auf den Beinen war, und zeigte auf das blaugelbe Tuch, das ├╝ber ihren H├ñuptern flatterte. Denn er und kein anderer warΓÇÖs, der in dieser ├╝bereilten Weise das schwedische Lager gest├╝rmt hatte. ΓÇ₧Die anderen sind aber geh├╢rig nachgeblieben!ΓÇ£ f├╝gte er hinzu und blickte ├╝ber den Weg hinaus. ΓÇ₧Sie habenΓÇÖs nicht gemerkt, als ich ihnen ausger├╝ckt bin. Der Adebar auf der Wiese, der pa├ƒte aber auf, lie├ƒ dicht hinter mir ein Klappern steigen, und mein Brauner legte gleich los wie gestochen!ΓÇ£ Er versetzte dem Pferd einen Klaps auf die Lende, ging dann herum, fa├ƒte es beim Kopf und blies ihm beruhigend in die N├╝stern. ΓÇ₧Ein Angsthuhn bist duΓÇ£, gab er ihm kosend seinen Denkzettel und wandte sich dann an den Alten mit einer Frage nach der Regimentsschreiberei. ΓÇ₧Ihr wollt Euch als Rekrut bei uns eintragen lassen?ΓÇ£ ΓÇ₧Das stimmt! Zeige mir nur den Weg!ΓÇ£ ΓÇ₧Kehrt lieber um! Oder, meinetwegen, geht zu den Preu├ƒen! Bei uns ist f├╝r Euch kein Fortkommen! Das hei├ƒt, wenn Ihr vorw├ñrts wollt! R├╝ckw├ñrts reiten wir schon!ΓÇ£ ΓÇ₧HaltΓÇÖs Maul!ΓÇ£ rief der junge Husar ├ñrgerlich. ΓÇ₧Und pa├ƒ auf, was du redest! Wer wird sein eigenes Nest beschmutzen!ΓÇ£ ΓÇ₧Ich nicht! Durch mich wurde es nicht beschmutzt! Durch dich auch nicht, obwohl du auch weidlich schimpfst!ΓÇ£ ΓÇ₧Ich?!ΓÇ£ ΓÇ₧Eben du! Und solange ich dich kenne! Bist Husar, bist ein Reitersmann und hast kein Pferd, wie so viele vom Regiment! Und du kriegst auch keins, wie brav du auch schimpfst! Und ΓÇô wie schautΓÇÖs mit der Montierung aus?ΓÇ£ ΓÇ₧Kann ich daf├╝r, da├ƒ die Offiziere das Geld f├╝r die Ausr├╝stung am Spieltisch vertun?ΓÇ£ ΓÇ₧Nein! Aber du kannst deinen Schnabel halten, statt von deinen V orgesetzten schlecht zu reden!ΓÇ£ ΓÇ₧Wie redest denn du?!ΓÇ£ ΓÇ₧Mein Reden ist eines Mannes Rede! Aber du, Lausbub, hast das Maul nicht so weit aufzurei├ƒen! Erst etwas mitmachen und dann reden! Ich,ΓÇ£ ΓÇô der Alte richtete sich auf und schlug sich auf die Brust, ΓÇ₧ich war mit bei Narwa, bei Riga, bei Clissow und Holofzin ΓÇô leider aber auch bei Pultawa! Als Trommlerjunge zog ich aus mit K├╢nig Karl dem Zw├╢lften, Gott habΓÇÖ ihn seligΓÇ£ ΓÇô er zog ehrfurchtsvoll den Hut bei Nennung des K├╢nigs. ΓÇ₧Mit ihm zog ich aus, um den Moskowiter zu verpr├╝geln, und machte das ganze tolle Abenteuer mit bis zum Kalabalik in Bender. Der gro├ƒe Krieg mit dem Moskowiter und dann mit den Polacken, das war der Anfang vom Ende. Dir w├╝nsche ich, da├ƒ du den Schlu├ƒ nicht sehen mu├ƒt. Denn er wird uns wenig Ehre bringen!ΓÇ£ Der Wachtposten machte achselzuckend kehrt und fing wieder sein Hin- und Herwandeln an. ΓÇ₧Kann ich daf├╝r, da├ƒ die Offiziere das Geld f├╝r die Ausr├╝stung am Spieltisch vertun?ΓÇ£ Gerhard stand da, das Pferd am Z├╝gel, und fragte nochmals ungeduldig: ΓÇ₧Der Weg nach der Regimentsschreiberei?ΓÇ£ Der Alte beachtete die Frage kaum, setzte sich gem├ñchlich auf einem Feldstein zurecht, zog den Tabaksbeutel, stopfte die Pfeife, schlug Feuer, setzte sie in Brand und zeigte auf die Fahne, deren tiefblaues Tuch sich in wogenden Wellenlinien warf. Sie breitete sich aus, lie├ƒ ihr gelbes Kreuz in der Sonne aufleuchten und sank dann in sanft weichenden Buchten zur├╝ck, um wieder Wind zu fangen und von neuem das Spiel zu beginnen. ΓÇ₧Die Fahne,ΓÇ£ sagte der Futtermarschall, ΓÇ₧die kann sich schon sehen lassen! Auf die k├╢nnt Ihr stolz sein, aber nicht auf die Regierung, die heute ihre Ehre so m├ñ├ƒig schirmt! Einst ΓÇô so vor hundertundf├╝nfzig Jahren warΓÇÖs wohl ΓÇô, da flatterten die blauen Fahnen mit dem gelben Kreuz lustig ├╝bers Meer hinaus. Nach allen Richtungen hin flogen sie, als wollten sie den sch├ñumenden Fluten Eystrasalts zurufen: ΓÇÜFortan seid ihr schwedisch ΓÇô die ganze Ostsee ist von jetzt ab ein schwedischer Binnensee!ΓÇÿ Als ich mit dem hochseligen K├╢nig KarlΓÇ£ ΓÇô er zog wieder den Hut ΓÇô ΓÇ₧in den Krieg zog, da hielten wir noch das ganze Land um die Ostsee herum. Als wir aber nach achtzehn Jahren wieder geschunden nach Hause zur├╝ckkehrten ΓÇô da wagte die blaugelbe Fahne sich kaum noch im Baltikum zu zeigen, die moskowitischen Mordbrenner verheerten aber lustig die schwedischen K├╝sten, und rein aus Gnaden lie├ƒ man uns beim faulen Friedensschlu├ƒ das bi├ƒchen Pommern und die Insel. Und die sollen wir jetzt auch noch verlieren! Zu dem Zweck ziehen wir jetzt mit leeren Kriegskassen, auf lahmen Pferden hinaus in den Krieg! Und das wollt Ihr, junger Herr, noch mitmachen?!ΓÇ£ ΓÇ₧Den Weg nach der Regimentsschreiberei will ich wissen, weiter nichts!ΓÇ£ rief Gebhard nochmals ungeduldig und schlang die Z├╝gel um das Handgelenk. ΓÇ₧Ich werde Euch schon den Weg zeigen! Aber wi├ƒt Ihr auch, warum Ihr ihn gehen werdet?ΓÇ£ ΓÇ₧Warum denn sonst! Um mich bei euch Schweden als K├ñmpfer anwerben zu lassen!ΓÇ£ ΓÇ₧Als K├ñmpfer wof├╝r?ΓÇ£ ΓÇ₧F├╝r die Krone Schwedens ΓÇôΓÇ£ ΓÇ₧F├╝r die k├ñmpfen wir Schweden l├ñngst schon nicht mehr! Wir f├╝hren nur noch die Kriege der anderen M├ñchte ΓÇô bald Englands, bald Ru├ƒlands, bald Frankreichs, je nachdem ΓÇô und tun es auch jetzt, nachdem jene M├ñchte unseren Reichsrat gekauft haben, und ziehen gegen Preu├ƒen und gegen den Schwager unseres K├╢nigs, weil ΓÇô nun eben weil unser K├╢nig eine Schlafm├╝tze ist!ΓÇ£ ΓÇ₧Du sollst wider die Majest├ñt unseres allergn├ñdigsten Herrn nichts sagen!ΓÇ£ rief die Schildwache ├ñrgerlich und blieb vor dem Futtermarschall stehen. Der aber lie├ƒ sich nicht dreinreden. ΓÇ₧Ich pfeife auf solche HerrschaftΓÇ£, rief er. ΓÇ₧Das ganze Land lacht ├╝ber den dicken Holstein- Gottorper, dem die Zarin unsere K├╢nigskrone ├╝ber die Nachtm├╝tze st├╝lpte, weil er ihr Neffe war!ΓÇ£ ΓÇ₧HaltΓÇÖs Maul!ΓÇ£ ΓÇ₧Den Weg nach der Regimentsschreiberei?ΓÇ£ rief Gebhard immer ungeduldiger. ΓÇ₧Wartet lieber ab, bis unsere Regimentsschreiberei in Preu├ƒen steht!ΓÇ£ murrte eigensinnig der Alte, ΓÇ₧denn so wirdΓÇÖs bald kommen!ΓÇ£ ΓÇ₧So wirdΓÇÖs nicht kommen! Himmelkreuzdonnerwetter noch einmal!ΓÇ£ schrie der junge Husar w├╝tend. ΓÇ₧Sorgt nur f├╝r gute Pferde, setzt uns Jungen in den Sattel und gebt uns Leute an die Spitze, die reiten k├╢nnen, dann sollt Ihr was erleben! Mordselement, Herr! H├╢rt nicht auf den Ungl├╝cksraben! Geht nur immer in die Regimentsschreiberei! Geradeaus geht der Weg, dann links in die erste Gasse gebogen, und dann fragt Euch vor! Und Gott befohlen!ΓÇ£ Gebhard h├╢rte den Abschiedsgru├ƒ nicht mehr. Er sa├ƒ schon im Sattel und galoppierte ins Zeltlager hinein, gerade als sein Bruder und sein Freund unten auf der Landstra├ƒe zum V orschein kamen, ihren Pferden die Sporen gaben und ihm in vollem Trab nachsetzten, ohne sich um den Anruf der Torwache zu k├╝mmern. * War das eine Jagd! ├£ber Felder und Wiesen flogen die Sturmv├╢gel des Alten Fritzen ΓÇô seine schwarzen Husaren, mit dem Totenkopf an der Stirn ΓÇô auf die Landstra├ƒe zu, um die Schweden abzuschneiden, ehe sie zur Br├╝cke gelangten. Eine kleine Patrouille der Blaugelben nur war es, aber gut beritten. Wie die Teufel pfefferten sie los, da├ƒ die Satteltaschen flogen, allen voran ein baumlanger, schlanker Kornett, der die Kameraden durch nie erm├╝dendes Zurufen anfeuerte. V orw├ñrts ging es ├╝ber Stock und Stein. Aber die Schwarzen waren nicht schlechter beritten. Dicht vor der Br├╝cke gerieten die Gegner aneinander, mit einer Wucht, da├ƒ alles sich zu einem unentwirrbaren Kn├ñuel von wild um sich schlagenden Pferdeleibern und dreinhauenden Reitersleuten verwickelte. Die S├ñbel blitzten, Kommandorufe schmetterten, Schimpfw├╢rter flogen hin und her. ΓÇ₧Warum tr├ñgst du deine Rippen drau├ƒen auf dem Rock, statt im Busen, wie sichΓÇÖs geh├╢rt?ΓÇ£ rief der Kornett und ritzte mit dem S├ñbel die gelbe Verschn├╝rung seines Gegners auf. ΓÇ₧Und den Totenkopf tr├ñgst du auf dem Tschako, statt im Sch├ñdel! Hast wohl nichts als H├ñcksel drinnen!? Wie? Wollen mal nachschauen!ΓÇ£ Und er versetzte dem Gegner einen gewaltigen Hieb nach dem Kopf. Aber der war nicht saumselig. Er parierte mit einer Doppelterz, da├ƒ Gebhard der S├ñbel aus der Hand flog und seine Kopfbedeckung denselben Weg nahm. ΓÇ₧Die M├╝tze her!ΓÇ£ schrie Gebhard zornesrot, gab seinem Pferd die Sporen, flog dem Frechen an die Gurgel, packte mit eisernem Griff sein Handgelenk, als dieser zum t├╢dlichen Streich ausholte, ri├ƒ ihm den S├ñbel aus der Hand, die M├╝tze vom Kopf, hieb ihn vom Pferd herunter, st├╝lpte sich die M├╝tze auf und ΓÇô hei├ƒa, hussassa! ΓÇô eine Gasse durch die sich balgende Rotte gebahnt, ├╝ber die Br├╝cke gesprengt! Und dann frei wie ein V ogel weitergesaust nach dem Quartier, um Meldung zu erstatten. Die anderen folgten. ΓÇ₧Ich h├ñtte gern die ganze Uniform zum Ansehen mitgebracht! Und den Kerl, der drin steckte, auch! ΓÇ£ sagte Gebhard, als er vor dem Rittmeister stand und ihm den eroberten Tschako zeigte. ΓÇ₧Es ist eine ganz neue Sorte von Gegnern, schwarz mit gr├╝nen Aufschl├ñgen, gr├╝nem Kragen, gelber Verschn├╝rung und diesem Tschako! Ich sehe die Uniform zum ersten Male!ΓÇ£ ΓÇ₧Ich nichtΓÇ£, sagte der Rittmeister. ΓÇ₧Aber als Gegner erst heute! Es sind die Bellingschen Husaren! Der Preu├ƒenk├╢nig hat Verst├ñrkungen geschickt, wie es scheint! V on seinen besten Reitern! Wir werden zu tun bekommen!ΓÇ£ ΓÇ₧Gott gebΓÇÖs!ΓÇ£ sagte Gebhard. ΓÇ₧Der Oberst Belling ist ein ganzer Kerl! Ich sah ihn einst bei Eurem Schwager! Beim Krackwitzen auf R├╝gen, mit dem er verwandt sein soll. Er wird uns zu schaffen machen!ΓÇ£ ΓÇ₧Wir ihm auch!ΓÇ£ trotzte Gebhard. ΓÇ₧Die M├╝tze m├╢chte ich behalten! Bald hole ich mir den Rest von der Uniform!ΓÇ£ ΓÇ₧Das tut nur!ΓÇ£ lachte der Rittmeister und verabschiedete ihn. Er tatΓÇÖs auch binnen kurzem. Aber in anderer Weise, als erΓÇÖs sich dachte. * ΓÇ₧Ihr reitet zu toll, junger HerrΓÇ£, sagte der alte Futtermarschall und streichelte das Pferd, als Gebhard sich einige Tage sp├ñter in den Sattel schwang. ΓÇ₧Man braucht nicht gleich wieΓÇÖn Gewitter dreinzusausen und das Pferd zuschanden zu reiten. Die Feinde laufen auch so!ΓÇ£ ΓÇ₧Wer ein Blitzpferd zwischen den Schenkeln hat ΓÇôΓÇ£, lachte Gebhard. ΓÇ₧Dem geht es fr├╝her oder sp├ñter durch! Das hat man gesehen!ΓÇ£ ΓÇ₧Jetzt bleibe ich im Sattel! Jetzt bin ich drin!ΓÇ£ ΓÇ₧Das wart Ihr auch, als Ihr in unser Lager auf R├╝gen hineingaloppiertet! Und wurdet doch abgeworfen!ΓÇ£ ΓÇ₧HaltΓÇÖs Maul!ΓÇ£ rief Gebhard ├ñrgerlich, gab seinem Pferd die Sporen und folgte den anderen, denen er bald weit voraus war. Die Schweden waren dabei, einen V orsto├ƒ in die Uckermark zu machen und tasteten sich durch den Kavelpa├ƒ, an der pommerschen und mecklenburgischen Grenze vorw├ñrts, die Preu├ƒen vor sich hertreibend. Gebhard, der mit seinen Leuten immer den anderen voran war, um aufzukl├ñren, hatte Gl├╝ck. Denn durch das schneidige V orgehen der Sparreschen Husaren wurden eben seine grimmigsten Gegner, die schwarzen Bellingschen Husaren, abgeschnitten. Aber sie schlugen sich durch. Und als die Schweden wieder zur├╝ckgingen, um Quartiere zu suchen, waren jene gleich hinterher wie ein Schwarm Hornissen und waren aus Verfolgten Verfolger geworden. Gebhard, dem es mehr zusagte, den Feind zu suchen als vor ihm zur├╝ckzugehen, blieb ihm mit der Nachhut fest an der Klinge. ΓÇ₧Bischt zur├╝ckbliewe, B├╝bele?ΓÇ£ rief ihm ein h├╝nenhafter Kerl von den Bellingschen zu, mit dem er oft Hieb und Schimpfw├╢rter gewechselt hatte. ΓÇ₧EilΓÇÖ dich! Sonst fange dir die andere den Fisch aus der Ostsee vor der NasΓÇÖ weg!ΓÇ£ ΓÇ₧Erst schlachte ich mir ein paar von euch schw├ñbischen Kr├ñhen zum Angelfra├ƒ!ΓÇ£ lachte Gebhard und zog vom Leder. ΓÇ₧I werdΓÇÖ di schoΓÇÖ schlachte, B├╝bele!ΓÇ£ rief der Lange und ritt auf ihn zu. Gebhard warf aber sein Pferd herum und entging so mit knapper Not der Gefahr, umgeritten zu werden. ΓÇ₧Hast wohl das Reiten auf der Schulbank gelernt?ΓÇ£ h├╢hnte Gebhard. ΓÇ₧I bring di noch auf die Schulbank! I schaffΓÇÖ dir noch Maniere!ΓÇ£ rief der Lange, feuerte seine Pistole auf das Pferd Gebhards ab, da├ƒ es sich b├ñumte und den Reiter abwarf, fing dann mit geschicktem Schwung den Fallenden auf, zog ihn quer ├╝ber seinen Sattel und sprengte davon. Und Gebhard lie├ƒ es zu. Im Augenblick des Fallens ging mit ihm eine sonderbare Ver├ñnderung vor. Er war aus der Wirklichkeit j├ñh wieder in seinen Traum versetzt, f├╝hlte sich wieder, von den Adlerkrallen gepackt, im weiten Flug durch die L├╝fte fortgetragen, schlo├ƒ die Augen und erwartete nun, im Adlernest zu landen. So lebhaft war die V orstellung, da├ƒ alles andere um ihn schwand und er wie gel├ñhmt dalag und sich ohne Widerstand fortf├╝hren lie├ƒ. Er sah nichts, h├╢rte nichts und wu├ƒte nicht, was mit ihm geschah. Durch die ohnmacht├ñhnliche L├ñhmung aller Sinne drangen ins Bewu├ƒtsein nur die Worte des alten Futtermarschalls, die er ihm zurief, als er heute zu Pferde stieg: ΓÇ₧WieΓÇÖs anf├ñngt, so h├╢rtΓÇÖs auch auf.ΓÇ£ Das war also das Ende! Der Obe