as-.Hd.Dr .Fouquet p.B»de Uap.120/4./S.Al6 ^ ^ Binseipreie 500 1?eÍ9 leutrdirclllpcgen Ibcrausôcbcr: )6, Sommer SUtOtE SIICITlã ^^^^Erscbetnt wacbentitcb jfolge 22 São Paulo, 2. 3uni 1939 8, 5abrganfl Hurora Hllemã São Paulo, 2. 3uni 1939 ttn^ t>emaltnn9: Haa t)ictotiâ 200 — jentinf 4*3393 — Caíja poflol 2256 — CnuJ: tPenis & Cia., »»o OIctorfa 200 — Sorntaf 4«55e6 — S. pauto. 53«}ug5g«büÇt: ^atbjãtirlict) Hs. Í0$000, ganjjátirig Hs. 20$000, für J)eut[cíílanô un5 &ic íDcUpoflpetctnslãnõec 7 ZTIatf. — Snf^cifieit !ri(^ on Ctitjelpetfonen, |on&ã^ ttnt an Me S^iftkUung. ep. Seil gut einem Jahr etwa vollzieht sich in Brasilien eine bis dahin unbekannte Entwicklung. Mehr oder minder auffällig werden in i^n einzelnen Staaten die Massnah- men der Nationalisierung durchgeführt, wie sie von der Bundesregierung zwecks Ein- Schmelzung der verschiedenartigen Bevölke- rungsbestandteile- des ungeheuer weiten Lan- des als erforderlich bezeichnet wurden. Die regionale Auswirkung der Nationalisierung äussert sich besonders in den Südstaaten, vor allem in Santa Catharina und Paraná. Notizen und grössere Abhandlungen in der Landespresse kennzeichnen die nach brasilia- nischer Meinung herrschenden Mängel und ihre Behebung, wobei offensichtlich ist, dass die Exekutivorgane in den einzeihen Staaten mit entscheidenden Vollmachten ausgestattet sind. Das Militär und hier in erster Linie seine jungen ^charf blickenden Offiziere stehen an der Spitze einer Bewegung, wie sie kein anderes südamerikanisches Land kennt. Es sind viele unzutreffende Ansichten über die Nationalisierung aufgekommen, die irrtümlich- ste aber ist jene, die sich auf die Annahme gründet, dass man in Brasilien hinsichtlich des Strebens nach der Homogenität seiner Bevölkerung auf halbem Wege' stehen bleiben würde. Die „Brasilidade" soll künftighin kein theoretischer Begriff sein. Sie ist das um- fassende Ideal des Estado Novo, sie ist gleich- sam in Marsch gesetzt worden und wird ihren Weg so oder so zu Ende gehen. In ihr verkörpert sich das Brasilien unserer Zeit mit allen seinen Wünschen und Hoffnungen. Brasilien will nicht, dass man ihm den Mass- stab der europäischen Politik anlegt. Es will seine nationale Arbeit auf breitester Grund- lage aufbauen, um allen seinen Bewohnerr^ das heilige Wort „Vaterland" nahe zu brin- gen und verständlich zu machen. Dabei ge- lai'gen Methoden zur .Anwendung, die der Aussenwelt gar nicht genügend bekannt sind, um eingehend gewürdigt zu werden. Vielleicht würde geradé' bei einer genauen Kenntnis der Tatsachen manches vorschnelle Urteil über das Land und seine Bewohner eine grund- legende Revision erfahren, vielleicht würde man anderenorts einsehen, dass Brasiliens Zu- kunft steht und fällt mit der Schulung, Er- ziehung und geistigen Reife seiner Menschen. Hoffentlich erkennt man das und zieht daraus die Konsequenzen. In diesem Zusammenhang * sind auch die Veröffentlichungen in der Lan- despresse zum grossen Thema der Nationali- sierung zu verstehen. Wie überall gibt es auch hier hjtzige Ereiferer und kühlwägende Rechner. Wir bringen anschliessend die wört- liche Wiedergabe eines Aufsatzes, der am 27. Mai ds. Js. in der „Folha da Manhã", São Paulo, erschienen ist und als aussergewöhn- licher Beitrag zur genannten Frage gebüh- rende Beachtung verdient: „In den Tageszeitungen nehmen die Be- kaimtgaben über den Nationalisierungs-Feld- zug in den Südstaaten ständig zu. Unsere Presse pflichtet diesen Aufzeichnungen ein- mütig bei. Und wir befinden uns in einem Chor mit unseren Mitbürgern, in dem wir die Massnahmen loben und anregen, welche zur Zerstörung der fremden Zirkel oder der Frenidartigkeiten ergriffen worden sind, die sich einmal gebildet haben und im Interesse der nationalen Einheit nicht fortdauern dür- fen. Dennoch müssen wir bemerken, dass die Brasilianer, die auf eine vierhundertjährige Geschichte zurückblicken, sich nicht zu Anklä- gern aufschwingen können, indem sie einfach die jüngeren Brasilianer in Paraná und Santa Catharina und in Rio Grande do Sul zu Schul- digen stempeln, die nur deutsch, polnisch, italienisch usw. sprechen. Die Schuldigen sind nämlich zuguterletzt wir_ selbst viel mehr als jene. Erstens haben wir sie nicht nur in unser Land kommen lassen, sondern haben sie so- gar geholt, indem wir hier die Einwanderer- züge organisierten, teils durch Propaganda, teils durch sonstige Lockung und durch Un- terstützung. Dann l^aben wir erlaubt, dass sich die Einwanderer eines Volkstums an . einer Stelle niederliessen, während es un- SOOO deuteclie Fliichilinge haben Die Gcenje jnirciien Donjig unb polen fibecrdicitten! flnbece miditige lllelbungen bec legten Stunbe Der Terror der Polen gegeniiber der deutschen Volksgruppe im so- genannten Korridor hat den letzten Funknaclirichten zufolge ein uner- trägliches Höchstmass erreicht. An jedem Tag flüchten etwa 100 bis 120 Deutsche über die Grenze nach Danzig, um den Misshandlungen zu entgehen. Ganze Ortschaften in der ehemaligen deutscheiv Provinz West- preussen und Posen sind mensclion- leei*. Das Lajid ist verlassen. Die pol, nischen Behörden schon dt:iu Trei^' l)en der Chauvinisten untätig zu". Nach Mitteilung der zuständigen Danziger Stellen befinden sich ge- genwärtig bereits 5000 deutsche Flüchtlinge im Gebiet der deutschen Stadt Danzig. Im Mittelpunkt der Ereignisse in der Reichshauptstadt steht der Be- such des Prinzregenten Paul von Ju- goslawien, der mit seiner Gema^i- lin am Donnerstag dort eingetroffen ist. Man erwartet von dieser wich- tigen Zusammenkunft ausserordent- lich günstige Ergebnisse. Die Pari- ser Presse zeigt grosse Besorgnis, dass Jugoslawien nach diesem Be- such endgültig als Einkreisungsfiak- tor gegen die Achsenmächte ausfällt. Einen begeisterten Empfang berei- tete Hamburg den deutschen Frei- willigen-Kämpfern in Spanien, die am Mittwoch auf fünf KdF-Schiffen in die Heimat zurückkehrten. Ge- neralfeldmarschall Hermann Göring begrüsste die tapferen Männer der Condorlegion und gedachte beson- ders ihrer fliegerischen Grosstaten im Kampf gegen den Bolschewismus, die sich würdig der ruhmvollen Tra- dition der deutschen Flieger im Weltkrieg anschliessen. In Moskau hat Aussenkoinmissar Molotow vor dem Rat der Obersten Sowjets seine erste aussenpolitische Rede gehalten und dabei klipp und. Klar gesagt, dass die britischen Zu- geständnisse dem Kreml immer noch nicht zusagen. Moskau wüiischt eine bedingungslose Annahme seiner Vor- schläge durch London und Parisi, falls es als Bundesgenosse seinen Verpflichtungen nachkommen soll. Die Sowjetunion will ihre Rote Ar- mee nur zum- höchsten Preis an die Demokratien verkaufen. Die Un- terzeichnung der Tripelallianz ist da- her um weitere Tage hinausgescho- ben. Es ist abèr anzunehmen, dass Grossbritannien zu jedem Opfer be- reit sein wird, um die russische Freundschaft zu erhalten. Aus dem Fernen Osten werden schwere Zusammenstösse zwischen Truppen der Aeusseren Mongolei und Mandschukuos gemeldet. Da- bei wurden 42 sowjetrussische Flug- zeuge abgeschossen. Moskau möch- te im Falle eines Fernostkrieges der englisch-französischen Unterstützung gern sicher sein. Oder ist Stalins Taktik nur eine Gegenrechnung für Spanien, wo die Demokratien eine zu schwache Hilfestellung leisteten? sere Aufgabe gewesen wöre, sie vorteilhaft zu zerstreuen, damit sie getrennt worden wa- rten, sich vermischt und schneller assimiliert hätten. Und schliesslich haben wir ihnen nicht genügend Schulen gegeben — und das war der grosse, ja der grösste Irrtum. Viele Völker, die uns ihre Kolonistenfami- lien schickten, waren nicht an das Analphabe- tentum gewöhnt, das wir verzichtvoll dulde- ten. Als sie hier ankamen, suchten sie für ihre Kinder Schulen. Sie fanden keine und schufen dann ihre eigenen. Natürlich Schulen in ihrer Sprache. Darum gebrauchen sie manchmal bis heute nicht das Portugiesische. Und als wir dies entdeckten, haben wir un- seren Landsleuten, statt uns an die eigene Brust zu schlagen, diese Haltung vorgewor- fen, die wir ihnen selbst zubilligten und jetzt als ein Verbrechen betrachten. Dabei haben wir ganz unsere Verantwortlichkeit vergessen. Wir wollen nicht sagen, dass internatio- nale politische Interessen, die sich dieser Lage zum eigenen Vorteil bedienen wollten, keine Rolle gespielt hätten. Die Gefahr be- steht und gegen sie niüssen wir immer wach sein. Tatsache ist indessen auch, dass solche Interessen nicht erst die genannte Lage ge- schaffen haben, sondern nur den Nutzen aus ihr ziehen wollten.' Daher ist es notwendig, die Kraft taktvoll zu mässigen, welche bei der Durchführung des Werkes der Nationalisierung angewendet wird. Behandeln wir die entwurzelten Brasi- lianer als Brüder, die aus jenen Gründen ver- leitet sind, für die wir selbst die Verantwor- tung tragen; und behandeln wir ßie nicht als Missetäter, die man vernichten soll. Nehmen wir dafür die Gewissheit, dass die ebensoi feste aber mildere Taktik sicherere und reich-, lichere Ergebnisse zeitigen wird als. jene rauhen Methoden, die unheilvolle Feindselig- keiten zwischen den vorherrschenden Elemen- ten und den darin befindlichen Geschwulsten hervorrufen könnten. Im Grundsatz streng, in der Methode be- weglich, so sollte das Nationalisierungspro- gramm mit der grössten Wirksamkeit entwor- fen und erfüllt werden. Dann können wir überzeugt sein, dass die höchste Produktivität aus der Intelligenz hervorgeht, mit welcher man bei Vermeidung jeden Missbrauches, den- noch zu unterscheiden weiss, was die Frucht aller Umstände ist. Wir werden sehen, wie ohne irgendein Zu- sammenprall innerhalb ganz kurzer Zeit aus unsern Landkarten volkstumsmässige Unter- schiedlichkeiten verschwunden sein werden, die der Zeit nicht widerstehen können." 6i|ii||iiiii(e ii Öften «Dil Ifjtctt Die Besichtigungsfahrt, die die Reichs- und Gauleiter Deutschlands auf Einladung und unter Führung des Oberbefehlshabers des Heeres durch die deutschen Westbefestigun- gen unternahmen, gibt Veranlassung, noch einmal kurz die Entstehungsgeschichte dieses Walles im Westen zu behandeln, dessen Stär- ke eine der wesentlichen Voraussetzungen für die politischen Erfolge des Führers im Herbst 1938 gewesen ist. Nach dem Weltkriege musste die Heereslei- tung naturgemäss aus unserer durch den Ver- sailler Vertrag bedingten fast hoffnungslosen militärischen Lage die Folgerung ziehen, die Abwehrkraft unserer Grenzen, wo irgend an- gängig, durch die Anlage ständiger Befesti- gungen zu verstärken. Da dies im Westen durch die Errichtung de- „entmilitarisierten Zone" — .eines 50 km breiten Streifens ostwärts des Rheins — von vornherein unmöglich war, ging man zunäcTist an die Verstärkung unserer Ostgrenze. So wur- den die ersten Anlagen der Landesbefestigung schon in den Jahren 1924—1926 ostwärts der Oder und in Ostpreussen errichtet. Doch sie wurden — ein in der damaligen Zeit ja nur zu häufiger Vorgang! — in allen Einzelheiten a'i die Entente verraten. Die Folge war die Fordenmg unserer Gegner, die soeben er- richteten Anla;;cn .'.ofort zu zerstören. Fs er- sciieint uns Iicuto • nach den Erfolgen des Führers unverständlich und ist äoch noch zwölf Jahre her, dass die damalige Regierung dieser Forderung zustimmte und dass das Heer wieder einmal zähneknirschend den Be- fehlen der damaligen Machthaber nachkommen musste. Im sogenannten Pariser Abkommen vom Jahre 1927 wurde dann eine Linie längs un- serer gesamten Grenzen festgelegt, innerhalb deren uns der Gegner die Anlage ständiger Befestigungen gütigst gestattete. Das Heer wufste auch aus diesem Abkom- men noch etwas herauszuholen und verstand es, innerhalb der Bestimmungen, dass eine ge- wisse Stärkung unserer Abwehrkraft im Osten schon in den Jahren vor der Machtübernahme erreicht wurde. So entstanden die Befestigungen in Schlesien an der Oder, in Ostpommern, und im so- genannten „Heilsberger Dreieck" in Ostpreus- sen. Es liegt auf der Hand, dass die plan- mässige Stärkung unserer Wehrkraft im Drit- ten Reiche auch unsere Ostbefestigungen sehr bald so weit erstarken und ergänzen Hess, dass einem Ostgegner die Hoffnung auf einen raschen Erfolg, den früher oft besprochenen „Spaziergang nach Berlin" endgültig genom- men wurde. Dies war die unmittelbare Folge der auch in hoffnungslos erscheinender Zeit durch das Reichsheer mutig in Angriff genommenen Stär- kung unserer Abwehrkraft. Jedoch ein wei- terer, fast noch wichtigerer Vorteil sollte sich als mittelbare Folgerung aus dieser vor- ausschauenden |1andlungsweise ergeben: Im Frühjahr 1936 wurde das Rheinland durch deutsche Truppen besetzt. Di« Entschlossen- heit des Führers hatte in kürzester Frist einen weiteren wichtigen Punkt des Versail- kr Schandvertrages, "die „entmilitarisierte Zo- ne" null und nichtig gemacht. Unschätzbare Vorteile militärischer Art waren die Folge dieser mutigen Tat. Konnte man doch jetzt sehr bald daran gehen, neben der Sicherung des deutschen Rheinlandes durch Garnisonen auch durch ständige Befestigungen die Ab- wehrkraft unserer Westgrenzen zu verstär- ken. Hatte uns doch in den Jahren nach dem Kriege der Franzose am Oberrhein und all seiner Nordostgrenze mit seiner „Maginot- linie" das Musterbeispiel einer neuzeitlichen Befestigung gleichsam vor die Nase gesetzt! Jetzt machte es sich bezahlt, dass das kleine Reichsheer sich auch in anscheinend hoff- nungsloser Lage gedanklich und — soweit es ihm möglich war,' praktisch mit der Anlage von Landesbefestigungen befasst hatte. Nur dadurch war es überhaupt möglich, dass be- reits im Sommer 1936 — also unmittelbar nach der Rheinlandbesetzung — das erforder- liche geschulte Personal, die nötigen Erfah- rungen und die erforderlichen technischen und 2 Freitag, den 2. Juni 1939 Deutscher Morgen sonstigen Unterlagen zur Verfügung standen, um sofort mit dem ßefestigungsbau im We- sten zu beginnen. Dass neuzeitliche Befestigungen nicht aus der Erde gestampft werden können, beweist ein Bliciv auf die Entstehungsgeschichte der französischen Maginotlinie. Hier erstreckten sich die Erkundungen und sonstigen Vorar- beiten auf einen Zeitraum von über vier Jah- ren (Anfang 1926 — Anfang 1930, der eigent- liche Ausbau begann 1930 und konnte mit Abschluss des Jahres 1934 — also nach wei- teren fünf Jahren — im wesentlichen als ab-' geschlossen gelten. Umso höher muss die Leistung bewertet werden, die vom Sommer 1936 ab — sehr zu Unwillen unserer Nach- barn — in raschem Tempo eine fortlaufende Stärkung imserer Abwehrbereitschaft an der Westgrenze bewirkte. Und dann kam das Jahr 1938 mit seinen uns allen noch in frischer Erinnerung befind- lichen Ereignissen: Die zunehmende Gefahr an unserer Südostgrenze liess die Sicherung unserer Westgrenze zur immer dringlicheren Forderung werden. Wohl waren die Pla- nungen so weit fortgeschritten, dass ein schlagartig einsetzender, beschleunigter Ausbau jederzeit beginnen konnte, jedoch verfügten die Dienststellen des Heeres nicht über die hierfür erforderliche hohe Anzahl an Inge- nieuren, Facharbeitern und Baumaschinen. Da sprang auf Befehl des Führers der Oeneral- inspektor. für das deutsche Strassenwesen mit seiner Organisa'tion in die Bresche. Die Masse der Betonier- und sonstigen Bauarbeiten wur-' de im Rahmen der vom Heere fertiggestellten Planungen verantwortlich durch die technisch so hochwertige „Organisation Todt" ausge- führt. Auf diese Weise war es möglich, in der kurzen Frist von vier Monaten das gesteckte Ziel voll zu erreichen. Dies Ziel hiess: Un- bedingte Abwehrbereitschaft gegen jeden, auch den stärksten Angriff. Den ungeheuren Umfang der zu leistenden Arbeit mögen nur zwei Zahlen erläutern: Die eingesetzte Arbeiterzahl (ohne Truppen) be- trug bis zu 300.000, der Bedarf an Nachschub aller Art betrug etwa 5.000 Waggon täglich und mehr. Auch dass R. A. D. und Eisertbahn das ih- rige in höchster Anspannung zum Gelingen des Werkes beitragen mussten, ist allgemein bekannt. Die unendliche Mühe und Arbeit all der vielen beim Bau des Westwalles beteiligten militärischen und zivilen Stellen wurde reich- lich belohnt durch den Erfolg. Der Wall im Westen war — das ist wohl heute allen lilar' — die erste Voraussetzung dafür, dass unser Rücken im Westen frei war, als der Uebermut' des Herrn Benesch uns zum 'Eingreifen im Südosten zwang. Hauptmann im Generalstab Pistorius äSic^tigfte bcr SBodje 24. Mai. — In dem Militärorgan „Die Wehrmacht" schreibt der Oberstleutnant im deutschen Qeneralstab, von Wedel, über die deutsclien Ostbefestigungen. Er betont, dass die Verteidigung der Provinz Ostpreussen sehr stark und unüberwindlich ausgebaut wurde. Ueber die Ausweisung des Leiters der Reichsbahnzentrale für den deutschen Reise- verkehr in Chile', Voigft,- schreibt das ,,Deut- sche Nachrichtenbüro" -, dass dies der erste Fall in hundert Jahren deutsch-chilenischer Be- ziehungen sei, wo ein Deutscher ausgewiesen wird. Die wahren Gründe für die Massnah- men der chilenischen Behörden sind noch nicht bekannt. Nach Mitteilung des Zentralamtes der Reichsstatistik ist der deutsche Handel mit Brasilien in der Einfuhr im April inn 1,5 Mil- lionen Mark gestiegen, in der Ausfuhr da- gegen um 2,3 Millionen zurückgegangen. - 'An der Grenze zwischen Danzig und Po- len wurde wieder ein deutscher Kraftwagen- fülirer bei einer Auseinandersetzung mit pol- nischen Zollbeamten aus geringer Entfernung beschossen. Nur der Geistesgegenwart des Deutschen ist es zu verdanken, dass er mit dem Leben davonkam. — Der von einem Po- len erschossene Deutsche Max Grübner wurde in Marienburg beigesetzt. An der Trauerfeier in Kalthof (Danzig) nahm der Gauleiter der NSDAP, Albert Forster, teil, dem vom Füh- rer ein Sonderflugzeug zur Verfügung ge- stellt wurde. Forster weilte zuvor in Ber- lin und legte auch im Namen Adolf Hitlers am Sarge des Toten einen Kranz nieder. Dem italienischen „Tevere" zufolge sind englische Fachleute mit dem Bau von beson- deren Flottenstützpunkten in Griechenland be- schäftigt. Französische Blätter melden, der sowjetrus- sische Vizeaussenkommissar Potemkin liess auf seiner Balkanreise durchblicken, dass die Sow- jetunion die Dardanellenzone zu ihrem Ein- flussgebiet machen möchte. Diese Bestrebun- gen ständen in einem gewissen Gegensatz zu den Interessen der britischen Diplomatie. Anlässlich der grossen Militärparade am französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli, soll auch ein Bataillon der britischen Garde in Paris mit aufmarschieren. Die offiziellen Krei- se Frankreichs sind über das Ausplaudern dieser Nachricht nicht erfreut, da man die Welt durch den Beweis der französisch-briti- schen militärischen Zusammenarbeit erst am genannten Tage selbst überraschen wollte. England verfügt nicht über genügend Sand zum Bau von Unterständen. Amtlich wird nun bekannt, dass die Regierung in Indien aus- ser den bereits gelieferten Jl Millionen Sack weitere 200 Millionen Sack bestellt hat. 329 von den spanischen Bolschewisten nach England >'erschickte Kinder sind [etzt wie- der in der Heimat eingetroffen. Ueber 3000 spanische Kinder befinden sich noch in der Sowjetunion. Allerdings haben die Russen die Papiere der Kinder vernichtet, so dass es fraglich ist, wann diese wieder ihr Vaterland wiedersehen und ob sie überhaupt zu ihren Eltern zurückfinden. 25. Mai; — Auf der Generalversammlung der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiff- fahrtsgesellschaft wurde die Bilanz für das Geschäftsjahr 1938 genehmigt, für welches be- Kanntlich eine Dividende von 8 vH. verteilt wurde. Das Unternehmen hofft, seine Flotte im Rahmen des Möglichen zu erneuern. Ueber die bis Ende April d. J. eingela- gerten Lebensmittel werden im Reich fol- gende Zahlen bekannt: in den auf Anord- nung des Generalfeldmarschalls Göring er- bauten Speichern lagern 3,96 Millionen Ton- inen Roggen (2 Millionen mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres); 2,98 Millionen Tonnen Weizen (1,46 Millionen mehr als im Vorjahr). Die polnischen Behörden haben die Auf- enthaltserlaubnis für die deutschen Presse- vertreter Graf Reischach und Kurt Teege kas- siert und beide Journalisten aufgefordert, das polnische Gebiet binnen 8' Tagen zu verlas- sen. — Unter der Ueberschrift „Die Rech- nung Warschaus erhöht sich" stellen die deut- schen Zeitungen einmütig fest, dass Deutach- land Jede Willkürhandlung der Polen vermerkt hat und die Verantwortung den Warschauer Kreisen überlässt. Im Zuge der allgemeinen Rückvvande- rungsbewegung der in Frankreich ansässigen Italiener sind wieder 400 italienische Staats- angehörige aus Korsika nach der Heimat zu- rückgekehrt. Auf fünf KdF-Schiffen haben die deutschen Spanienkämpfer der Legion Condor die Heim- reise vom Hafen Vigo aus nach Hamtyurg angetreten. Vor dem Obersten Rat der Sowjetunion wurde der Haushaltsvoranschlag für 1939 zur Sprache gebracht. Danach sind die Ausgaben für Heer und Flotte auf 40,8 Milliarden Ru- bel veranschlagt, das ist eine Steigerunp um 40 vH. gegenüber dem Vorjahr und um 300 vll. gegenüber dem Jahre 1936. Unter ungeheuren Schwierigkeiten vvurden die Bergungsarbeiten an dem gesunkenen nordamerikanischen Vier-Millionen-Do!lar-U- Boot „Squalus" fortgesetzt. Es gelang 33 Mann der Besatzung mit Hilfe der Taucher- glocke zu retten. 26 Seeleute haben in dem 80 Meter tief liegenden Boot den Tod ge- funden. Alle Aleldungen über Fahrlässigkeit oder Sabotage werden vom Marinedepartg- ment der USA schärfstens unterdrückt. 26. Mai. — Das deutsche Wirtschaftsblatt „Der deutsche Volkswirt" befasst sich mit der bevorstehenden brasilianischen Baumwoll- konferenz in" São Paulo und erklärt, dass Brasilien vor der Entscheidung stehe, entwe- der dem von den Vereinigten Staaten aus- geübten Druck gegen den deutschen Kom- pensationshandel nachzugeben oder standzu- lialten. Deutschland habe die Möglichkeit, sei- ne Baumvvolleinfuhren noch zu erhöhen, wenn Brasilien bereit ist, deutsche Fertigwaren für den Eigenverbrauch und für die Erschlies- sung der Bodenschätze entgegenzunehmen. Der italienische Handelsminister erklärte in einer Rede vor dem Senat, dass der deutsch- italienische Warenverkehr gegenwärtig eine Höhe von etwa 5 Milliarden Lire erreicht habe. Die Entwicklung der Handelsbeziehun- gen mit England und Frankreich sowie der Sowjetunion erreichte nicht die gewünschten Ergebnisse. Bezüglich des Kaffees und damit des Handelsverkehrs mit Brasilien stellte der Minister fest, dass Italien niemals den Ver- brauch des Kaffees bekämpfen wolle, ande- rerseits aber auf der Abnahme von Produk- ten italienischer Arbeit bestehen und dass vor allem die italienische Devisenlage berück- sichtigt werden müsse. 27. Mai. — In Berlin wurde die Nadi- richt von einer Moskaureise des polnischen Aussenministers Beck äusserst gelassen auf- genommen. „Der Angriff" schreibt hierzu; „Mit uns befreundet könnte der polnische Staat, der allerdings nicht mit dem unsinni- gen Korridor in unser Fleisch einschneiden dürfte und der es auch unterlassen müsste, kindische Rufe nach Ostpreussen und Dan- zig auszustossen, jahrhundertelang in Frie- den leben. Ueber die Zukunft eines Polen aber, das sich wieder unter die russische Knu- te flüchtet, der es erst vor kaum 25 Jah- ren entronnen ist, wollen wir aus rein mensch- lichem .Mitempfinden heraus eine Prognose nicht stellen." Die Danziger Polizei verhaftete drei pol- nische Staatsangehörige, von denen zwei Ei- senbahnangestellte sind. Wie das Nachrichtenblatt der Wehrmacht in Berlin mitteilt, stellt man jetzt in Deutsch- land Pfeffer selbst her. Das Produkt ist dem ausländischen Pfeffer durchaus ebenbürtig und wird aus nationalwirtschaftlichen Gründen von nun an in Kasernen und Feldküchen verwen- det. 28. M a i. — Die französischen Behörden in Tunis wollen 5000 spanische Flüchtlinge zum Bau von Landstrassen in der Wüste ein- stellen. In Kairo haben mohammedanische Profes- soren und Studenten der dortigen Universi- tät das englische Weissbuch über die Palä- stina-Politik als eine Herausforderung der Ge- fühle aller Araber bezeichnet. In einem Flug- blatt, das sich gegen die Engländer, Juden und Kommunisten wendet, heisst es: ,,Wapp- net euch zum Heiligen Krieg; boykottiert und verjagt die Engländer und die Juden, ver- wirklicht das Ideal der Muselmanen, verach- tet den Tod und gewinnt das Leben!" Der deutsche Schnelldampfer „Bremen" hat Newyork voll besetzt verlassen. Das Schiff weist die grösste Passagierliste des Jahres auf, ^voraus hervorgeht, dass die amerikani- sche Oeffentlichkeit die Lage in Europa lan- ge nicht so verzweifelt ansieht, wie man in gewissen Kreisen gerne glauben machen möchte. 29. Mai. — In Deutschland arbeitet man unablässig an der Ausgestaltung des öffent- lichen Fernsehsendebetriebes. Schon in näch- ster Zeit soll der Brockensender auf dem höchsten Berg des Harzes den Dienst auf- nehmen; er wird eine Reihe wichtiger nord- und mitteldeutscher Städte erreichen. Für Süd- und Westdeutschland wird der Feld- bergsender jm Schwarzwald arbeiten. Man rechnet damit, bereits im Mai nächsten Jah- res die Uebertragungen vom Staatsakt in der Reichshauptstadt sowie die Veranstaltungen des Reichsparteitages und der sportlichen Grosskämpfe durch Fernsehrundfunk vorneh- men zu können. Auf dem Jahreskongress der franzöisischen Sozialdemokraten erlitt der bisherige Partei- häuptling Leon Blum eine schwere Nieder- lage. Gegen, ihn und seine Anhänger wurde mit überwältigender Mehrheit ein Antrag an- genommen, der den Mitgliedern der Soziali- stischen Partei verbietet, gleichzeitig den .so- genannten kommunistenfreundlichen Organi- sationen anzugehören. Unter dieses Verbot fallen nicht die Freimaurer und die Liga für Menschenrechte, dagegen aber der „Bund der Freunde Russlands", die „Internationale Rote Hilfe" und „Frieden und Gerechtigkeit". Aus- serdem kam es auf dieser denkwürdigen Ta- gung zu einer Reihe von Anpöbelungen und I Beschimpfungen, wobei der eine Flügel dem andern vorwarf, ein „Betrüger und Dumm- kopf" zu sein. Arii Pfingstfest wurden in Ostoberschle- sien deutsche Kirchgänger von Polen in der Kirche mit Geschrei empfangen. Der Geist- liche konnte die Radaubrüder nicht zum Ver- lassen des Gotteshauses bewegen, die u. a. den deutschen Priester an der Ausübung sei- nes Amtes hinderten. Sieben italienische Transportdampfer neh- men gegenwärtig im Hafen von Cadiz die italienischen Freiwilligen, über 20.000, an' Bord. Rom wird den Spanienkämpfern, ge- nau wie das Reich der Condor-Legion, ei- nen grossen Empfang bereiten. — Der deut- sche Frachtdampfer „Ruhr" hat 100 Tonnen Kartoffeln ais weitere Spende Deutschlands für die spanische Sozialhilfe nach Bilbao ge- bracht. 30. Mai. — Prinzregent Paul von Jugo- slawien ist am heutigen Mittwoch zu seinem angekündigten Besuch in Berlin eingetrof- fen. Von deutscher Seite wird der Zusam- menkunft zwischen dem Prinzregenten und den Männern der Reichsregierung grosse Be- deutung beigemessen. Die deutsche „Diplo- matisch-Politische Korrespondenz" schreibt un- ter anderem: „In Deutschland betrachtet man die neue gemeinsame deutsch-südslawische Grenze als eine glückliche Gelegenheit, die schon bestehenden guten Beziehungen auf wirtschaftlichem Gebiet bis zum letzten aus- zubauen. Deutschland erachtet die Einheit und Festigkeit des südslawischen Volkes und Staa- tes als eine Garantie der Beruhigung' Süd- osteuropas und des Friedens auf dem Bal- kan." Der ehemalige österreichische Finanzminister Dr. Draxler, langjähriger Finanzbeirat des Fürsten Starhemberg, wurde aus dem Kon- zentrationslager Dachau nach Wien überführt, wo er sich wegen finanzieller Unterschlagun- gen während seiner Amtstätigkeit verantwor- ten muss. Ebenso wird der ehemalige Presse- chef, Minister Ludwig, wegen Missbrauchs der ihm anvertrauten Gelder in einer Ge- richtsverhandlung Rede und Antwort stehen müssen. An der Grenze von Mandschukuo mit der Aussenmongolei kam es zu schweren Zusam- menstössen zwischen den dortigen Truppen. Die Japaner haben im Verlauf des Gefechtes 42 sowjetrussische Flugzeuge abgeschossen. l0i|enii|iiii (lierpimiiie Die nordamerikanische Militärmission, die am 25. Mai an Bord des Kreuzers „Nash- ville" in Rio eingetroffen ist und unter Lei- tung von Generalstabschef General George Marshall steht, ist Gegenstand zahlreicher Ehrungen und amerikafreundlicher Kundgebun- gen gewesen. Sie hat mit Flugzeugen den Städten Säo Paulo, Curityba, Porto Alegre und Santos ausserdem einen Besuch abge- stittet und wird in den nächsten Tagen die Rückreise nach den Vereinigten Staaten an- treten. In Porto Alegre wurden die Nord- amerikaner von 500 Schülerinnen begrüsst, die im Chor Lieder der Vereinigten Staaten isangen und General Marshall damit so be- 'eindruckten, dass er vor Regung die Trä- "Tien nicht zurückhalten konnte. Bekanntlich wird der brasilianische Generalstabschef Ge- neral Góes Monteiro an Bord der „Nash- ville" seine Reise nach den Vereinigten Staa- ten antreten, bevor er von dort der Einla- dung der Reichsregierung und Italiens zur Teilnahme an den Herbstmanövern folgt. Meldungen der Landespresse zufolge wird der Chef der früheren Integralistischen Bewe- gung, Plinio Saigado, demnächst Brasilien ver- lassen, um bis auf weiteres seinen Wohnsitz in Europa zu nehmen. Nach Mitteilung des Direktors für mine- ralische Produktion ist bei Erforschung der Erzlager von D. Bosco bei Ouro Preto in Minas Geraes ein grosses Vorkommen von Cinnabarit entdeckt worden. Dieses auch ro- ter Zinnober genannte Erz ist bekanntlich ausserordentlich quecksilberhaltig. Gräfin Edda Ciano, die Tochter Mussolinis und Gattin des italienischen Aussenministers, weilt seit einigen Tagen in Brasilien. Sie ist sowohl in der Bundeshauptstadt als auch ^ in Säo Paulo sehr herzlich empfangen wor- * den. Ihre Landsleute veranstalteten ihr zu Ehren eine Reihe glänzender Feste, an de- nen die hervorragendsten Persönlichkeiten der brasilianischen Gesellschaft teilnahmen. Nachdem das deutsche Landwirtschaftsmi- nisterium die Einfuhrquote für Brasilorangen im Monat Mai um 50.00#) Kisten erhöht hat, erreicht die brasilianische Apfelsinenausfuhr nach Deutschland in diesem Jahr eine Men- ge-von 250.000 Kisten. Bei einem kühnen Einbruch in das Zollamt der Bundeshauptstadt eroberten die Einbre- cher 811 Contos, wobei sie noch 2000 Con- tos zurückliessen, da sie ihre Beute nicht abtransportieren konnten. Man vermutet, dass es sich um ganz gerissene internationale Ban- diten handelt, die hier am Werk waren. Die aus 12 Mann bestehende Wache der Militär- polizei, die von dem Einbruch nichts gehört und gesehen hat, wurde nach einem Verhör verhaftet. Nach Mitteilung der Delegacia de Ordem Politica e Social in São Paulo gelang es, eine Anzahl kommunistischer Zellen auszu- heben und die verdächtigen Personen, die sich mit der Herstellung von umstürzlerischem Propagandamaterial befassten, zu 'verhaften. ' Seit dem 20. Mai tl. J. sind auch die Po- lizeidelegados im Innern des Staates in der Lage, die Registrierung der Ausländer vor- zunehmen, so dass die Interessenten am Ort selbst alles erhalten können, was für die Registrierung unerlässlich ist. Es wird noch- mals betont, dass die Behörden kein Rück- reisevisum mehr auf die Pässe von Auslän- dern erteilen, die das Land verlassen wol- len und noch nicht die Identitätskarte .Mo- dell 19 vorweisen können. Bezüglich der Ko- sten für die Beschaffung der Identitätskarte hatten wir kürzlich 'die Summe von 17$400 Staatsseilos und 200 Reis Bundessellos an- gegeben. Dies sind indessen nicht die Ge- samtkosten, da sich diese erfahrungsgemäss und örtlich bedingt auf ein Mehrfaches des genannten Seilobetrages belaufen. Der neue Roman im „Deutsclien Morgen" Grube „Blühend Giflck" von Otto Hawraneck der vom Leben und von der Arbeit im Deutschland unserer Tage aus einem wirklich heimatgebundenen Geschehen berichtet, beginnt in der nächsten Folge. Seeflcategirdie nochöenhlidiheiten In der Presse der demokratischen Mächte findet man in letzter Zeit häufig Aufsätze, die sich mil der „Übermacht" zur See der demo- kratischen Mächte befassen, die in (iegensatz gestellt wird zu der zahlenmässigen Unterlegenheit der Seemacht der autoritären Staaten. Bewusst wird ohne Uücksicht auf die strategische Ausgangsstelhmg, auf die luftstrategische Lage, der Gedanke einer Schlachtentschei- dung alten Stils in den Vorder- grund gestellt, um so die Ilaupt- kampfschiffe der demokratischen Mächte an solchen lünheilen auf- zählen zu können. Unser Mitar- beiter ijeleuchtet die Fragwürdig- keit solcher Gegenüberstellungen in dem folgenden Aufsatz, der nichl nach den Gesichtspunkten des Fachmanns, sondern aus dem (Ge- sichtswinkel des Politikers einige Feststellungen trifft, deren Richtig- keit der Fachmann der Gegensei- • te nur schwer bestreiten kann. Der Mann auf der Strasse in den verschiedenen Ländern ist normaler- weise kaum dazu in der Lage, die schon in technischer Hinsicht so ver- wickelten floUenpolitischen Proble- me richtig zu verstehen. Es handelt sich somit um eine bewussle Aus- nützung dieser teilweisen Unwissen- heit, ja gewissermassen um eine .\rt politische Bauernfängerei, wenn die Kriegsheizer in aller Herren I.än- der die seestrategischen I^roblenui in nur scheinbar vereinfachter, in Wirklichkeit aber tendenziös verzerr- ter Form darzustellen pflegen. Ins- besondere muss zum Beispiel eine Darstellung der Sachlage irreführend wirken, die sich mit der „Feststel- lung" begnügt, dass die „grossen De- mokratien" über 37 fertiggestellte (15 amerikanische, 15 englische, 7 fran- zösische^ sowie 19 in Bau befindli- che oder bewilligte (G amerikanische, 9 englische, 4 franziisische) Schlacht- schiffe verfügen, während ihnen die „Dreiecksmächte" nur 15 fertigge- Deutscher Morgen Freitag, den 2. Juni 1939 ö stellte (9 japanische, 4 italienische, 2 deutsche) sowie 9 im Bau befind- liche oder bewilligte (2 japanische, 4 italienische, 3 deutsche) Schlacht- schiffe gegenüberstellen können, wo- mit sie zu einer Endzahl von 56:24 gelangen. Die besagten Kriegshetzer maclicn es sich insofern leicht, als sie durch derartige Zahlen den Gedanken einer Entscheidungsschlaclit zur See sug- gerieren, in der die „Autoritären" al- lein auf Grund ihrer zahlenmässigen Unterlegenheit unbedingt verlieren müssten. Die tatsächliche Lage ist jedoch alles andere als so einfach, und man braucht sich zum Beispiel nur zu vergegenwärtigen, dass es Tage und Wochen dauern muss, bis diese oder jene Einheiten der „de- mokratischen" Flotte aus irgendwel- chen Winkeln der Welt herandamp- fen können, um zum Gros dieser Flotte zu stossen. In Wirklichkeit ist die Lage sogar so, dass es an verschiedenen Orten in der Welt nicht nur einzelne Schif- fe, sondern ganze Geschwader gibt, die den demokratischen Mächten dort einfach unabkömmlich erschei- nen müssen, so dass der Gedanke einer hundertprozentigen Zusam- menziehung sämtlicher demokrati- scher Kriegsschiffe überhaupt von vornherein aus allen Berechnungen ausgeschaltet werden muss. Aber selbst wenn man annehmen wollte, dass es den Demokratien aus irgendeiner politischen Konstellation heraus einmal gelingen würde, auch nur den grössten Teil ihrer Flotten- verbände an einer einzigen Stelle in den ostasiatischen oder in den euro- päischen Gewässern zusammenzuzie- hen (womit im Sinne der Kriegshet- zer eine genau so grosse „Überle- genheit" wie die eingangs erwähnte — oder womöglich eine noch'grös- sere — gegenüber der einen oder an- deren autoritären" Flotte erreicht wäre), so ergäbe eine blosse Zahlen- kabbalistik im obigen Sinne noch immer kein richtiges Bild. Denn es ist zunächst einmal zu bedenken, dass die einzelnen Schlachtschiffe durchaus nicht „gleichwertig" sind, dass sie vielmehr in der Wasserver- drängung, in der Stärkstpanzerung, im Kaliber der Hauptartillerie, in der sonstigen Armierung und Aus- rüstung, vor allem aber in der Ge- schwindigkeit gewaltige Unterschie- de aufweisen. Gerade die Geschwindigkeit spielt übrigens eine ausschlaggebende Rol- le, nicht nur, weil sich das schnel- lere Schiff 'dem langsameren entzie- hen, bzw. ihm die Kampfentfernung diktieren kann, sondern auch, weil bei verbandsmässigem Auftreten das langsamste Schiff die' Geschwindig- keit der Gesamtflotte bedingt. Was das bedeutet, ist leicht zu erkennen, wenn man sich zum Beispiel verge- genwärtigt, dass von den 15 bereits fertiggestellten britischen Schlacht- schiffen zwar die „Hood", die „Be- nown" und die „Repulse" als ausge- sprochen schnelle Schiffe gelten dür- fen, dass aber schon die „Nächst- schnellsten" 6,5, bzw. 6 Seemeilen langsamer sind und dass die beiden zurzeit stärksten Schiffe, nämlich die „Nelson" und die „Rodney", nur 23,5 Seemeilen laufen, so dass zum Beispiel alle italienischen und deut- schen sowie vier der japanischen Schlachtschiffe, von den drei erst- genannten Schiffen abgesehen, für das Gros der englischen Hochsee- flotte „unerreichbar" bleiben müs- sen, weil sie über einen Geschwin- digkeitsüberschuss von mindestens zwei Seemeilen in der Stunde verfü- gen. Noch ungünstiger ist es um die bereits bestehenden amerikani- schen Schlachtschiffe bestellt, von denen das „schnellste" fünf Seemei- len langsamer ist als die „autoritäre" Konkurrenz... Und was schliesslich die sieben vorhandenen Schlacht- schiffe Frankreichs betrifft, so kön- nen nur zwei von ihnen hinsichtlich der Geschwindigkeit die „autoritäre Konkurrenz" übertreffen. Sollte es jemals zu einem grossen Zusammenstoss zur See kommen, so ist demgemäss, wie die oben erwähn- ten nüchternen Zahlen beweisen, kaum mit der Möglichkeit einer wirklichen grossen Seeschlacht zu rechnen. Vielmehr bringen es die Umstände mit sich, dass man, vom Kaper- und Kreuzerkrieg abgesehen, sich auf beiden Seiten mit hand- streichartigen Oberfällen begnügen dürfte, die den Zweck hätten, aus einer örtlichen und zeitlichen Über- legenheit irgendwelcher Teilverbän- de Nutzen zu ziehen, um schwäche- re Einheiten des Gegners zu vernich- ten, bzw. kampfunfähig zu machen. Derartige Handstreiche — ebenso übrigens wie der Kaper- und Kreu- zerkrieg sowie umgekehrt der Ge- leitschutz für die Handelsschiffahrt — hängen indessen in ausschlagge- bender Weise von der Zahl, der La- ge und der Stärke der Flottenstütz- punkte ab, die den im Kampf liegen- den Marineverbänden zur Verfügung stehen. Gerade der Mangel an genü- gend zahlreichen, bzw. starken Flot- tenstützpunkten in einer angemesse- nen Entfernung dürfte beispielswei- se zur Folge haben, dass es selbst ei- ner an sich überlegenen englisch- amerikanischen Flotte kaum mög- lich sein kann, sich den Japanern im unmittelbaren Bereich der japani- schen Inseln zu einer Seeschlacht zu stellen. Und aus dem gleichen Grun- de ist es ohne krasseste Verletzung der Neutralität eines der skandina- vischen Staaten fast undenkbar, dass jemals eine noch so starke Flotte in den Ostseeraüm einzudringen ver- möchte. Die Frage der Flottenstützpunkte aber erlangt ihre volle Bedeutung erst im Zusammenhang mit den Frage der Lu'ftstreitkräfte. Mit den luftstrategischen Gegebenheiten hängt nicht zuletzt auch der Umstand zu- sammen, dass gewisse Flottenstütz- punkte — wie zum Beispiel Malta oder selbst Gibraltar — die einsft erster Ordnung waren, heute einen guten Teil ihrer praktischen Bedeu- tung eingebüsst haben. Dies darf freilich nicht zu einer Überschätzung der luftstrategischen Einwirkung auf die Seekriegführung verleiten, na- mentlich was die Kampfentschei- dung anbelangt. Denn ganz abgese- hen davon, dass es den kriegführen- den Seemächten fast immer möglich sein wird, für das Gros ihrer Flot- ten genügend gesicherte Orte zu finden, bzw. sie in der Regel, d. h. in der Zeit zwischen den einzelnen Operationen in genügender Entfer nung der feindlichen Seeflugzeug- stützpunkte zu halten, ist heute die Mehrzahl der Fachleute zur Ansicht gelangt, dass es nur in den seltensten Fällen möglich sein dürfte, ein Schlachtschiff mit Hilfe von Bom- benangriffen aus der Luft zu ver- senken oder kampfunfähig zu ma- chen.. Denn die Schlachtschiffe sind nicht nur am reichsten mit Luftab- wehrartillerie ausgestattet, sondern mit Panzerdecks von solcher Stärke versehen, dass dfe'Brisänzwirkung der einzelnen Luftbomben für eine entscheidende Bekämpfung kaum ausreichend sein dürfte. Verhältnis- mässig am aussichtsreichsten ist noch die Tätigkeit der sogenannten Torpedoflugzeuge einzu