Die Glocke Online | 22.10.2025 16:15 Weblink Azubi-Suche für 2026 - Oelder Firmen bleiben gelassen Die Umstellung von G 8 auf G 9 ist in NRW fast vollzogen: Deswegen fehlen 2026 Abiturienten aus den Gymnasien – auch vom Oelder TMG. Oelde (ira) - Die Umstellung in Gymnasi- en, das Abitur wieder in neun und nicht mehr in acht Jahren zu machen, ist in NRW fast vollzogen: Im Sommer 2027 macht der erste G 9-Jahrgang Abitur. Deswegen fehlen 2026 Abiturientinnen und Abiturienten aus den Gymnasien – auch vom TMG in Oelde. Wie stel- len sich heimische Unternehmen darauf ein? Wird es schwieriger, Ausbildungs- stellen zu besetzen? „Die Glocke“ hat bei Haver & Boecker, GEA, Venti, Ham- melmann, dem Marienhospital und der Stadt nachgefragt. Weihrauch: „Wichtiger ist die Qualität und nicht die Quantität“ „Wir beob- achten aktuell einen leichten Rückgang bei den Bewerbungseingängen“, sagt Christopher Baumert, Ausbildungslei- ter bei Haver & Boecker. Dennoch be- werte das Unternehmen die Situation positiv. „Die Zahlen bewegen sich auf stabilem Niveau und stellen derzeit kei- ne Herausforderung für unsere Ausbil- dungsplanung dar.“ Hammelmann er- wartet 2026 laut Malina Weihrauch, An- sprechpartnerin für kaufmännische Be- rufe, weniger Bewerbungen. „Wichti- ger ist aber die Qualität und nicht die Quantität“, sagt sie. Für 2026 seien rund 70 Prozent der Ausbildungsplätze be- setzt. Auch der Anlagenbauer GEA hat die Situation im Blick. „Die Abiturjahrgän- ge der Gymnasien fehlen uns. Das ist am Bewerbungseingang klar zu erken- nen“, erklärt Ralph Hackelbörger, Aus- bildungsleiter in Oelde. Gerade in den Ausbildungsberufen mit Abitur als Vor- aussetzung ergebe sich eine besondere Situation, denn alle Unternehmen kon- zentrierten sich aktuell auf die Abitur- jahrgänge der Gesamtschulen und der berufsbildenden Schulen. Weitere Fak- toren wie die Qualität der Bewerbun- gen und der demografische Wandel kä- men hinzu. Ralph Hackelbörger ist Ausbildungslei- ter bei GEA in Oelde. „Die Abiturjahr- gänge der Gymnasien fehlen uns“, sagt er mit Blick auf 2026. Foto: GEA GEA: 40 Ausbildungsstellen in 15 Be- rufsfeldern 40 Ausbildungsstellen in 15 Berufsfel- dern bietet GEA in Oelde an. Dabei ge- be es Unterschiede in der Beliebtheit der Berufe, sagt Hackelbörger. „Den größten Bewerbungseingang verzeich- nen wir für die Ausbildung zum Indus- triemechaniker. Diese Plätze sind für 2026 belegt“, erläutert er. Allgemein wünsche man sich in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissen- schaft und Technik) noch Wachstums- potenzial. Auf die Ausschreibungen im kaufmännischen Bereich (Abitur) gebe es weniger Resonanz als in den Vorjah- ren. Hintergrund: 2005 wurde die Schullaufbahn für Gym- nasien von neun auf acht Jahre ver- kürzt. Die Umstellung hat jedoch nicht langfristig Akzeptanz an Schulen und in der Öffentlichkeit gefunden. Im Schul- jahr 2019/2020 wurden alle öffentli- chen Gymnasien daher wieder auf den neunjährigen Bildungsgang (G 9) um- gestellt. Im Schuljahr 2026/2027 wird der erste G 9-Jahrgang das Abitur ablegen. Dar- aus ergibt sich, dass es im kommen- den Sommer keinen Abiturjahrgang an Gymnasien – also auch nicht am Oelder Thomas-Morus-Gymnasium und Gym- nasien in der Umgebung – geben wird. Das gilt nicht für andere Schulformen wie Gesamtschulen oder Berufskollegs. „Wir beobachten, dass sich die Beliebt- heit einzelner Ausbildungsberufe von Jahr zu Jahr verändert“, sagt Baumert. Ausbildungsplätze für Industriekaufleu- te seien bei Haver & Boecker gefragt, ähnlich wie für Mechatroniker. Im Be- reich Elektronik gabe es aktuell wenig Interesse. Das bestätigt Malina Weih- rauch von Hammelmann. Das Unter- nehmen Venti hat derzeit keinen Hand- lungsbedarf, der Situation entgegenzu- wirken. „Aktuell haben wir keine un- besetzten Ausbildungsstellen“, erklärt Pressesprecherin Vera Krahforst. Das Fehlen der Abiturienten habe keinen Einfluss. Weniger Bewerber für duale Studien- gänge Die Stadt Oelde bietet 2026 Ausbil- dungen mit Abschluss als Notfallsani- täter, Erzieher, Fachinformatiker, Gärt- ner, Straßenwärter und Verwaltungs- fachangestellte sowie die dualen Stu- diengänge mit dem Abschluss Bache- lor of Laws und Bachelor of Arts an. Dabei erforderten nur die Studiengän- ge ein Abitur, sagt Ausbildungsleite- rin Melanie Westerbeck. Für die dua- len Studiengänge seien etwa 25 Pro- zent weniger Bewerbungen eingegan- gen als in den vergangenen Jahren. „Al- lerdings bewerben sich nicht nur Ab- iturienten des Abi-Jahrgangs 2026, son- dern auch solche, die schon eine ande- re Vorausbildung haben oder die die Zeit zwischen Schulabschluss und Aus- bildungsbeginn zur persönlichen Wei- terentwicklung nutzen möchten“, be- tont sie und fügt hinzu, die Verwaltung sei optimistisch, die geplanten Stellen bis Sommer 2026 besetzen zu können. Besonders erfreulich, so Westerbeck, ©2025 PMG Presse-Monitor GmbH & Co. KG 1/2 sei, dass die Nachfrage für die hand- werklichen Berufe gewachsen sei. Zum „Team Ausbildung“ des Oelder Un- ternehmens Haver & Boecker gehören Chiara Bonse (l.) und Johanna Rollié. Ein Linienbus mit einer Werbekampagne des Unternehmens fährt aktuell durch den Kreis Warendorf. Foto: Haver & Boecker Im Oelder Marienhospital erwarten die Verantwortlichen für 2026 nicht weniger Bewerbungen. „Eine Vielzahl unserer Bewerber stammt aus den Fachoberschulen, diese sind nicht von dem fehlenden Abiturjahrgang betrof- fen“, sagt die Stellvertretende Pflege- dienstleitung Mira-Josefine Siefers. Das größte Ausbildungsfeld sei die Pflege. Dort sei die Bewerbungssituation aktu- ell gut. Besonders gefragt seien Aus- bildungen zum Operationstechnischen und zum Anästhesietechnischen Assis- tenten – zwei neue Ausbildungsgänge. Haver & Boecker macht auf Linienbus auf sich aufmerksam Wie wollen die befragten Unterneh- men einem möglichen Mangel an Azu- bis entgegenwirken? „Um unsere Aus- bildungsangebote noch sichtbarer zu machen, setzen wir gezielt auf neue Wege der Werbung“, erklärt Christo- pher Baumert (Haver & Boecker). Bei- spielsweise sei ein Linienbus mit einer Haver & Boecker-Kampagne im Kreis Warendorf unterwegs, und ein Insta- gramkanal werde bespielt. Die Firma Hammelmann gehe gezielt auf Schüler zu und mache Werbung, sagt Malina Weihrauch. „Wir haben der Gesamtschule proaktiv angeboten, mit den Schülern ein Bewerbungstrai- ning durchzuführen.“ Ralph Hackelbör- ger (GEA), der sich mit einem zwölf- köpfigen Team um die Ausbildungen kümmert, erläutert, man gehe auf die Schulen zu, veranstalte einen Tag der offenen Tür, nehme an Berufsinfor- mationstagen und Ausbildungsmessen teil, biete Praktika an und bewerbe die Ausbildung in den Sozialen Medi- en – auch, weil man die abnehmende Zahl von Interessenten an Ausbildungs- plätzen grundsätzlich spüre. „Wir sind schon länger damit beschäftigt, dage- gen zu arbeiten“, betont er. Für 2026 sei er positiv gestimmt – trotz der fehlen- den Abiturienten. Die Stadt Oelde setzt laut Melanie Wes- terbeck unter anderem auf ein größeres Angebot an freiwilligen Praktika in den Ferien sowie auf Schnuppertage, die Teilnahme an Ausbildungsmessen und Berufsinformationstagen. Erstmals ha- be man in diesem Jahr auch mit einem Podcast auf die Ausbildung aufmerk- sam gemacht. Wichtig sei zudem die Vernetzung der Azubis untereinander über einen regelmäßigen „Azubi-Talk“ sowie die von Azubis zu Fachleuten im Haus, an die sie sich wenden könnten, wenn sie Fragen hätten. Wörter: 1.003 Autor/-in: Ira Schwinhorst Ira Schwinhorst Medienkanal: ONLINE Mediengattung: Online News Medientyp: ONLINEMEDIEN Ausgabe: Einzelausgabe Visits (VpD) 1 : 20.575 Unique Users (UUpD) 2 : 22.000 Weblink: https://www.die-glocke.de/kreis-warendorf/oelde/artikel/azubi-suche-fuer-2026-oelder-firmen-bleiben-ge- lassen-1761143175 1 von PMG gewichtet 09-2025 2 gerundet agof ddf Ø-Tag 2023-01 vom 08.03.2023, Gesamtbevölkerung 16+ Abbildung: Bei Haver & Boecker in Oelde sind noch Ausbildungsstellen für Elektriker unbesetzt. Wegen der Umstellung auf G 9 in Gymnasien werden 2026 weitere potenzielle Auszubildende für Firmen in Oelde fehlen. Wie sie damit umgehen, dazu hat „Die Glocke“ einige Unternehmen befragt. Fotograf/-in: dpa ©2025 PMG Presse-Monitor GmbH & Co. KG 2/2